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Bunter Herbstbeginn

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21.05.2003
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Bunter Herbstbeginn

Bunter Herbstbeginn

Haakon schüttelte sich. „So ein Mist!“, schimpfte er leise und schaute sich seine farbverschmierten Finger an. Es war einfach nicht sein Tag.
Versehentlich hatte Haakon nämlich ein paar Hundert Jahre geschlafen und war ausgerechnet an einem Morgen, kurz nach Herbstbeginn wieder aufgewacht. Eine der stressigsten Zeiten für norwegische Trolle, die bei Herbstanfang bekanntlich dafür zuständig sind, die grünen Sommerblätter der Waldbäume bunt zu färben. Und es gibt eine Menge Blätter in den nordischen Wäldern. Haakon hatte sie einmal versucht zu zählen, war aber bei diesem Versuch, wie so oft, eingeschlafen.
Verärgert blickte der schläfrige Troll auf den Farbkasten, den er heimlich einem Mädchen, das am Waldrand wohnte, gemopst hatte. Seine eigene Herbstblättermalfarbe war während seines Nickerchens in den Pilztöpfen vertrocknet, und da er dringend die Blätter bemalen musste, war ihm auf die Schnelle keine andere Lösung eingefallen.
Irgendetwas stimmte mit den Farben jedoch nicht. Das hatte Haakon gemerkt, als er in der Baumkrone gehockt hatte. Nur mühsam hatte sich die mehr oder weniger bröckelige Farbe mit dem Pinsel auf die Blätter streichen lassen, ganz anders als die Farben die Haakon sonst benutzte. Stundenlang hatte er damit verbracht den Baum in herbstliche Töne zu hüllen. Und gerade als er fertig gewesen war, hatte sich eine riesengroße Regenwolke über ihm entleert.
Haakon wippte wütend auf seinem Ast auf und ab. Mit einem Male waren all die leuchtenden Farben abgewaschen worden.
Die Blätter waren wieder sommergrün, Haakon dagegen kunterbunt. Nicht nur die Farben der Blätter hatten sich fröhlich bunt auf seiner mit Haarfilz bewachsenen Haut verteilt, auch die zuvor trocken gewesene Farbe aus dem Kasten.
Wütend nahm Haakon den Kasten in seine beschmierten Hände und las die Aufschrift: WASSERFARBE.
„Was soll denn das heißen?“, murmelte er motzig, „ Eine Farbe, die bei Wasser gleich wegschwimmt? Wozu braucht man denn so etwas?“ Zum Bäume bemalen jedenfalls nicht, beschloss Haakon und kletterte, kunterbunt und knatschig wie er war, vom Baum wieder herunter. So eine Wasserfarben-Erfindung konnte nur von den Menschen kommen, dachte er und brachte den Kasten schnell wieder zurück.
„Aber das hat man wohl davon, wenn man sich ungefragt etwas ausborgt“, stellte Haakon fest und ließ sich dann von der Regendusche wieder rein waschen. Dabei grübelte er, wie er nun an richtige Herbstblättermalfarbe kommen könnte. Er hockte sich auf einen Stein und überlegte und überlegte und irgendwann schlief er dann von den Strapazen des Tages erschöpft ein. Vielleicht für ein paar Stunden, vielleicht aber auch wieder für viele Wochen oder sogar Monate. Das ist nicht weiter schlimm, denn Trollen passiert so etwas nun mal. Zum Glück aber nicht allen, denn sonst wären die Wälder im Herbst immer noch grün und würden nicht so schön leuchten und einem gelb-rot-orangenen Blättermeer gleichen. Und so ist es doch viel schöner, oder?

 

Hallo sumsebiene!
Eine süße Geschichte ist dir hier gelungen, die eine lustige Erklärung dafür liefert, wieso die Blätter bunt werden. Und dass selbst das manchmal etwas schief läuft :D

Tjaja, und man sollte wirklich nicht einfach die Sachen fremder Leute nehmen. Da kann dann schon mal ein kleiner Unfall passieren ;)

Diesmal ist mir noch nicht mal eine Kleinigkeit aufgefallen.. tztztztz :D
Eine süße Geschichte für zwischendurch, um kurz die Frage zu beantworten, warum die Blätter bunt werden :)
Gefällt den Kindern bestimmt.

bye und tschö

 

Hallo sumsebiene,
wie gewohnt eine kleine feine Geschichte von dir.
Schön zu lesen!
Herzlichen Glückwunsch zu dieser wunderbaren Idee!
Liebe Grüße! Marion

 

Hallo Sabine,

und wieder einmal eine nette Idee für eine Deiner superkurzen Geschichten. Endlich weiß ich, warum die Blätter im Herbst bunt werden! :) Und Dein schläfriger Troll war mir sehr sympathisch. :)

Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo sumsebiene,

ein flotter Anfang, dann später noch „murmelte er motzig“- Mann, ist der trotzig!
Schön geschrieben, die Moral geschickt verpackt, ohne : `Liebe Kinder, seht, ihr sollt nicht ... !´
Dass die Menschen nichts erfinden können, was die Natur schön macht- seuftz.

LG,

tschüß... Woltochinon

 

Hi sumsebiene!
Was mich interessieren würde in der Geschichte wäre, wie geht es weiter? Das hättest du noch dazu schreiben können.

LG

Anaid

 

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