- Beitritt
- 07.01.2018
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Hallo, meine Lieben
Wow, hier kommt ja echt einiges zusammen. Ich muss mir noch etwas Zeit nehmen, die sehr umfangreichen und sehr unterschiedlichen Positionen hier wirklich genau unter die Lupe zu nehmen. Offensichtlich ein Thema mit vielen Seiten, das auch sehr unterschiedlich gesehen wird.
Ich möchte übrigens klarstellen, falls es bei irgendwem so angekommen sein sollte (was ich nicht hoffe), dass ich mit der Eröffnung dieses Themas zwei Sachen nicht implizieren wollte:
1) dass ich mir mehr Weichspülerei wünsche. Das ist natürlich Blödsinn. Eben weil hier niemand weichspülen muss, sondern weil klar gesagt und vor allem ausführlich dargelegt wird, welche Schwächen man als Kritiker/in oder vor allem natürlich als Leser/in an einem Text sieht, können wir hier alle so viel lernen. Ich bin jetzt seit einem Jahr hier, und ich weiß das sehr gut. Ich erzähle Geschichten, seit ich denken kann, aber ich habe noch nie so viel und so schnell gelernt wie hier. Und das geht nur, weil sich die Leser/innen und Kommentator/inn/en nicht selbst zensieren. Und weil sich hier viel Knowhow ansammelt. Es ist ein gutes Forum!
Das gilt aber sicher vor allem für Leute, die sehr leistungsorientiert sind. Wozu ich mich übrigens zähle. Und wenn dann Leute uns den Rücken kehren, die sich als erstes Zugehörigkeit und Zuspruch wünschen, halte ich das für die richtige Art von Selbstselektion. Diese Leute werden sicherlich ihr Forum finden. Genau das habe ich letzte Woche übrigens auch an Ronja geschrieben, die uns gestern verlassen hat. Vielleicht auch ein Grund für mich, diesen Thread aufzumachen. Sie hat sich oft solche Fragen gestellt, wie man angemessen kommentiert, nicht unfair ist und trotzdem natürlich nicht weichgespült. Darüber haben wir viel diskutiert.
2) dass ich denke, dass wir momentan ein spezielles Problem hätten. Ich finde auch, dass es in letzter Zeit sehr friedlich zugeht, und das betrifft auch mich ganz persönlich. Soweit ich mich erinnere, war ich seit dem Sommer in keinen Beef mehr verwickelt, davor ständig. Das liegt aber auch daran, dass ich ihm ganz aktiv aus dem Weg gehe und anders als vorher meinen blöden Mund halte, auch wenn ich noch was zu sagen hätte. Das betrifft mich nicht als Autorin, sondern eher als Kommentatorin.
Damit geht auch direkt einher, dass ich mich nicht im Speziellen unwohl fühle. Ich liebe das Forum, aber ich glaube, es lebt auch davon, dass hier viele Menschen sind, die mit sich selbst und anderen stets kritisch sind. Und so wie die Resonanz hier ist, denke ich auch, es ist das Richtige, sich regelmäßig die unterschiedlichen Perspektiven und Facetten vor Augen zu führen, die Kritikgeben und Kritiknehmen so haben. Als einzelne Person vor dem Rechner verliere ich persönlich das leicht aus den Augen. Dass alle anderen dazu auch eine Meinung haben und möglicherweise eben eine andere.
Und ich finde, unter der Geschichte eines Mitglied ist im Prinzip ein schlechter Ort, um das ausführlich zu diskutieren. Deshalb habe ich versucht, das Thema dort rauszuziehen, sodass es hier in seiner Ausführlichkeit diskutiert werden kann. Das hat in meinen Augen zwei Vorteile: 1) Man kann das Thema Kritiknehmen und Kritikgeben (Was ist angemessene Kritik? Ab wann darf ich einem Autor oder einer Autorin vorwerfen, mit Kritik nicht umgehen zu können? Welche RL-Auswirkungen hat Kritik (darauf gehe ich gleich noch ein)?) loslgelöst von ganz bestimmten Autor/inn/en und Kommentator/inn/en betrachten und auf eine allgemeinere Ebene ziehen, wodurch jede/r hier noch etwas mitnehmen und auch mitreingeben kann, ohne dass Einzelne auf dem Präsentierteller stehen. Das scheint zu funktionieren, zumindest melden sich hier ganz andere Leute zu Wort als dort. 2) Ich dachte mir, ein Beitrag im Kritiker-Forum ist auch in ein paar Jahren noch gut zu finden für Leute, die sich dazu Input suchen (das mache ich regelmäßig). Ganz anders, als wenn wir die Beiträge dazu unter einer Geschichte sammeln würden.
So viel also dazu. Für mich steht kein akutes Problem im Vordergrund, macht euch keine Sorgen um mich.
Ich möchte nur noch sagen, dass ich das sehr stark wie @rieger sehe: Es ist ja völlig bescheuert zu denken, was online passiert, hätte keine Auswirkungen auf mein Offline-Leben. Wenn ich mit Kritiken nur umgehen würde, solange das Wortkrieger-Fenster offen ist, würde ich nie eine bessere Schreiberin werden. Eine bessere Schreiberin und Kommentiererin zu werden, das ist mein allerhöchstes Anliegen.
Ich sehe das auch wie @Katla, obgleich ich es etwas anders konzeptualisiere. Ich sage, man braucht Hingabe. Das enthält alles, Fleiß, Arbeit, Leidenschaft, Freude, Schweiß. Dafür brauche ich viel Zeit, dafür wälze ich viele Gedanken eben auch, wenn ich gerade nicht bei den Wortkriegern angemeldet bin. Ich habe auch persönlich den Aus-Knopf noch nicht gefunden, es gelingt mir nicht so gut, die Überlegungen, die Kritik hier in mir anstößt, auszuschalten, wenn ich merke, dass es mir gerade nicht gut tut. Dafür tut die meiste Kritik mir sehr gut, hat mich weit gebracht. Wenn ich momentan hadere, dann eher mit meiner Rolle als Kommentatorin denn als Autorin.
Vielleicht, weil ich selbst anfänglich eine von denen war, die einen Text posten und sich für großartig halten. Der Aufschlag war ziemlich hart (dank @maria.meerhaba), aber ich bin für mich persönlich so froh, dass ich die Kurve gekriegt habe und nun fester im Sattel sitze als je zuvor. Danke! Deshalb habe ich mich eine Zeitlang auch um jede/n, den/die ich kommentiert habe, extrem bemüht, einfach weil ich will, dass alle diese tolle Chance bekommen. Das ist natürlich Quatsch, das weiß ich heute. Warum, das habe ich oben schon dargelegt.
Es ist tatsächlich besser geworden, und deshalb habe ich mich persönlich auch weiterentwickelt, seit ich hier bin. Ich bin ein stärkerer und zugleich milderer Mensch geworden. Ich gehe mit mir selbst und anderen nicht mehr so hart um wie früher. Ich weiß, dass ich an mir arbeiten muss, aber ich weiß (anders als vor einem Jahr), dass ich geduldig sein muss, nicht von jedem, jeder und auch nicht von mir selbst Perfektion erwarten kann. Zumindest nicht sofort, auch nicht in nächster Zeit. Ich habe gelernt, zu verzeihen und nachzugeben, von vorne anzufangen und mich auch mal zurückzuziehen. Und mir Standpunkte zu suchen, in denen ich unnachgiebig sein will. Alles Dinge, die ich vorher nicht (so gut) konnte. Edit:
Das ist ein Prozess. Das ist schmerzhaft. Das tut weh. Das ist hart. Das ist manchmal auch Selbstwertzerfetzend. Aber dann ... Aaaaah, geht der Vorhang auf. Licht am Ende des Tunnels. Der Tod. Äh, nein, also die Einsicht, Kritik ist vielleicht berechtigt. Vielleicht gut. Vielleicht richtiger als meine eigene Idee vom Text. Wer beleidigt drangibt, der will es einfach nicht genug. Wie auf den Bolzplatz gehen, feststellen, ich bin nicht so gut wie Messi, damit sofort aufhören und nie wieder gegen den Ball treten.
Gerade hier gelesen. So fühlt es sich an. Und das passiert natürlich nicht nur innerhalb dieses Browser-Fensters. Sondern in mir. Und damit überall, wo ich bin. Das ist übrigens eine tolle Verwandlung, dieses Everything-Works. Aber eben auch echt krass. Ich denke mir immer: Nur wenn ich die Latte noch ein bisschen höher lege, kann ich eine bessere Hochspringerin werden.
Aber das heißt ja, dass die Kritik sich eben nicht nur auf mein Schreiben ausgewirkt hat, sondern auch auf mich als Person. Und das finde ich gut! Ich wollte zu keiner Zeit sagen, dass das falsch ist. Tatsächlich hadere ich auch häufiger mit meiner Rolle als Kommentatorin. Ich möchte nicht unfair sein. Und da sind meine Ansprüche wohl häufig noch sehr hoch. Wenn ich als Autorin überfordert bin, dann schreibe ich das unter meine Geschichte, und alle haben Verständnis dafür. Wenn ich aber als Kommentatorin überfordert, frustriert, wütend, verwirrt oder verletzt bin, wo sage ich das?
Ich habe irgendwann angefangen, wie Du sagst, @RinaWu, das Ganze per PN zu klären. Mit vielen Mitgliedern hier geht das auch. Da nähert man sich aneinander an, kann Dinge klären. Privat sage ich gerne, dass Leute, die hier länger sind, sehr streitbare Personen sind. Personen, die ihre Meinungen vertreten, die aber auch nicht unbeweglich auf ihrem Standpunkt beharren, sondern auch fähig sind, ihrem Gegenüber naherzukommen, eine gemeinsame Perspektive einzunehmen (anders als die Reps und die Dems zum Beispiel). Das sind die fruchtbarsten Diskussionen für mich, in denen so etwas entsteht. Und ich habe das hier öfters erlebt als irgendwo sonst. Aber für mich ist wirklich furchtbar, wenn es dann zu Anschuldigungen kommt, alle Seiten rechthaben und keine Kompromisse, kein Annähern möglich ist, der andere eine Mauer um sich zieht und unerreichbar für mich wird, mich gleichzeitig von dort weiterhin angreift, und wenn niemand mehr von außen draufguckt und sagt: Leute, kommt mal runter (das ist der Nachteil von PN). Ihr wisst, im Runterkommen bin ich schlecht. (Ja, ja, ich lerne das auch noch. *kritzelt etwas auf die To-do-Liste*)
Deshalb mache ich es in letzter Zeit, wie @Fliege sagt: Ich gehe auf Konfrontation möglichst nur mit Mitgliedern, die ich kenne und von denen ich weiß, dass sie dieses Maß an Streitbarkeit besitzen. Und über alle anderen mache ich mir meine privaten Gedanken. Und es hilft auch, Leute zu kennen, wie @bernadette sagt. Immer wenn mich jemand total aufregt, denke ich daran, wie @greenwitch darüber lachen würde. Und dann ist es schon besser. Ein bisschen Frust kann ich auch immer ins Discord fallen lassen (special thanks, @Nichtgeburtstagskind, @jimmysalaryman und @NWZed). Mir selbst hilft es zumindest, den Beef nicht in der Öffentlichkeit auszutragen und mir zugleich Hilfe zu holen, wenn es mich hinter den Kulissen gerade auffrisst.
Und mich von Anfang an rauszuhalten. That's it.
Eure Maria