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Christmas

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16.01.2009
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Christmas

Graues Mondlicht sickerte durch das Fenster, brach sich an der sperrigen Schrankwand und hinterließ schmutzige Flecken auf dem alten Teppich. Die Augen halb geöffnet lag sie in seiner eisigen Umarmung, den Kopf an seine Brust geschmiegt und wartend. Sie sah hinüber zu der rot schimmernden Anzeige des Radioweckers. Sechs Uhr, am Weihnachtsmorgen. Heute sollte es endlich so weit sein…

Viele dieser Nächte hatten sie nicht gemeinsam im Bett verbracht, sondern auf der Jagd. Das ewige Leben, das ihnen geschenkt wurde war bestimmt vom Überleben. In jeder einzelnen Nacht.
Über der durchgelegenen Matratze, auf der sie lagen, hing der süßliche Geruch eines Schlachthauses. Nach all den Jahren, in denen sie dazu verdammt waren, ihre Körper von dem Blut der Menschen zu nähren, hatten sie einen unverkennbaren Eigengeruch entwickelt. Es war abstoßend, sie konnte das alles nicht mehr ertragen.
Seit dem Tag, an dem er sie angesteckt, ja infiziert hatte, wünschte sie sich nichts so sehr, wie den Tod. Sie war dem Sterben näher, als es je ein Mensch sein könnte und dennoch so unendlich weit davon entfernt, verdammt für die Ewigkeit.

Sie atmete tief ein. Der Geruch der Toten. Auch sie würden bald unter ihnen sein.
Sechs Uhr Neunzehn. Sie berührte seine Brust, seine muskulösen Arme. Seine weiße Haut schimmerte hell in dem fahlen Licht des Mondes. Zu dieser Zeit warf nichts einen Schatten und auf der Fensterscheibe gab es keinerlei Reflexion. Das faszinierte sie. Nur das Geräusch ihres Atems zeugte vom Leben in diesem Zimmer.
Er zog sie näher an sich, als würde er sich davor fürchten, sie loszulassen. Dann küsste er sie. Ein langer, weicher Kuss, wie beim ersten Mal. Sie hatte, genau wie damals, das Gefühl in seinen Lippen versinken zu müssen, nie mehr damit aufhören zu können. Sie hörte, wie ihr Herz brach, während sie sich ihm hingab.

Als sie ihn kennengelernt hatte, war sie ihm sofort verfallen. Er besaß einen unglaublichen Charme und eine geheimnisvolle Art, die sie fast um den Verstand brachte. In der ersten Nacht, in der sie sich liebten, hatte er sie zu dem gemacht, was sie nun schon so lange war. Sie hatte ihm das nie vorgeworfen, denn nur so hatte sie bei ihm sein können. Und auch nach der heutigen Nacht, würden sie weiterhin vereint sein, nur auf eine andere Weise als jetzt.

Es dämmerte. Der Mond schien an Bedeutung zu verlieren, in den Hintergrund zu rücken, unwichtig zu werden. Ein einschlägiger Grauton verdrängte die endgültige Schwärze des Nachthimmels.
Schwer atmend lag sie auf ihm, die Haare auf der Stirn verklebt. Sie sah, wie ihm eine Träne über die Wange huschte. Auch er war schweißnass und wirkte mitgenommen, doch seine Haut strahlte unverändert silbrig. Wie ein Engel, ging es ihr durch den Kopf. Mein Engel.

Sie war wieder neben ihn geglitten, atmete nun ruhiger. Er hielt seine Arme fest um sie geschlossen.
Sieben Uhr Dreiundzwanzig. Beinahe schwerfällig wirkte es, als er den Arm ausstreckte und das Messer zu seiner Linken am Griff packte. „Ich liebe dich so sehr, dass du mich jetzt töten musst. Du weißt es. Du darfst nicht zögern, niemals, egal was passiert.“ Sie wusste es. Sie nahm das Messer aus seiner Hand, die Klinge funkelte im trüben Grau des anbrechenden Tages.
Mit einer Kraft, ungleich der eines Menschen, schnitt sie seine Brust auf. Er stöhnte, erst leise, dann lauter.
Da sah sie es. Die Umrisse seines Herzens glitzerten in ihrem Schatten. Es pumpte schnell und heftig, um sein Leben zu erhalten, ein aussichtsloser Kampf. Als sie das Blut sah, dass sein Herz wie ein schützender Burggraben umgab, kam ein unstillbarer Durst in ihr auf. Sie versuchte diesen Trieb zu unterdrücken und sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Sie presste die Silberklinge an sein Herz. Er atmete nun sehr flach.
Unterdessen wurde es jenseits der mächtigen Betonwände immer heller. Sie legte eine Hand auf sein Gesicht, um ihn vor dem Tag zu schützen und um seine schmerzverzerrten Gesichtszüge nicht mehr sehen zu müssen. Sie wollte ihn in seiner vollen Schönheit in Erinnerung behalten, nicht als schwachen Sterbenden.
Sie hob das Messer und stieß die lange Klinge mitten in sein Herz. Er stöhnte ein letztes Mal und es hörte auf zu schlagen. Warmer Lebenssaft schoss ihr entgegen und umspülte ihre Hand. Für einen Moment bewegte sich nichts mehr, bis auf den stetigen Blutstrom der sein Herz verließ.
Während sie langsam die Hand von seinem Gesicht nahm, schwappte goldenes Sonnenlicht über den Horizont. Es war ein unglaublich erlösendes Gefühl. Es begann mit einem leichten Kribbeln in den Zehenspitzen, dann stieg eine angenehme Wärme in ihr auf. Die Sonne stieg immer höher. Wie lange war es wohl her, dass sie Tageslicht gesehen hatte? Als die Wärme sich in eine brennende Hitze verwandelte hob sie die Arme über den Kopf und schloss die Augen. Fast augenblicklich umgab sie das tödliche Feuer. Nie hatte es für sie ein intensiveres Gefühl gegeben, als das Töten. Das Sterben war es nun, dass selbst diese Empfindungen übertraf.

 

Hallo CutYourSkin!

Das ist viel zu narrativ, oder wie man gestern gesagt hätte: Zu erzählend. So kommt keine Spannung auf, ich fühle nicht mit, mir ists es egal, ob sie den Kerl nun mag oder nicht, ich mag ihn jedenfalls nicht, aber ich mag ihn auch nicht nicht, er ist mir egal.

Und es ist mir gleich, was mit all den Leuten passiert, dein Text weckt nichts, berührt nichts.

Da gibts dieses ausgetretene Konzept namens "Show, don't tell", das du mal ausprobieren könntest.

Zeig mir, wie es ist, wenn man nach Blut dürstet, sag nicht, dass es so ist, denn das ist langweilig.

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo Cutmyskin,

ganz so direkt wie yours truly möchte ich das nicht sagen, obwohl ich mit ihr zu einhundert Prozent übereinstimme.
Deine Geschichte ich eine reine Erzählung und erinnert mich in seiner Form an die Schreibweise von Daniel Kehlmann. Vielleicht hastdu dich von ihm inspirieren lassen, wer weiß. Für meinen Geschmack kann ich nur sagen, dass mir diese Art von Geschichte nicht gefällt.

Leider!
Aber ich muss auch sagen, dass ich keinen Sinn in der Geschichte sehe. Vielleicht liegt das aber nur daran, dass ich diesen Erzählstil nicht mag.

Gruß
Kyrios

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo CutMySkin,
im Gegensatz zu meinen Vorrednern hat mich der Erzählstil nicht gestört. Immer und überall wird versucht, einen ins Geschehen hineinzuziehen, da ist das mal eine willkommene Ablenkung, bei der man sich quasi zurücklehnen und zuschauen kann.
Ich verstehe die Story jedoch nicht richtig, glaube ich. Die beiden sind Vampire, und sie erträgt dieses Dasein nicht mehr und sehnt sich nach dem Tod. Ok.
Warum will dann aber plötzlich er, dass sie ihn umbringt?
Geht's ihm genauso, oder was? Wenn ja, ist das meiner Meinung nach nicht ausreichend deutlich gemacht.
Grüße,
Maeuser

Ach ja: Den Titel finde ich unpassend. Weihnachten? Und dann noch englisch? Warum?
Weihnachten spielt hier doch gar keine Rolle, oder habe ich was übersehen? Das könnte genauso gut jeder andere Tag sein...

 

Hey!
Also, mir gefällt die Geschichte ebenso wie dein Stil.
In meinen Augen passt gerade das narrative zu der Geschichte, denn in welches Actionspektakel sollst du denn hineingezogen werden?
Es ist eine ruhige Geschichte, kein Horror mit einer großen Hetzjagd. Der Stil ist ruhig, wie die Gedanken deiner Protagonistin. Sie hat mit allem abgeschlossen, ist sich ihres Lebens zwischen den Welten bewusst. Sie will nicht mehr jagen, töten; sie will die Ruhe des Todes. Daher mein Kompliment, ich finde, du hast ihre abgeklärte und deprimierte Sicht in Bezug auf das Vampirsein (grauenvolles Wort, ich weiß) durch deinen Stil unterstrichen; für sie zieht sich die Welt zu einer unendlichen Geschichte.

@Maeuser:
Warum er will, dass sie ihn umbringt, kann ich mir so erklären: Er hat sie zu dem gemacht, was sie ist. Er wollte mit ihr die Ewigkeit teilen, nur erträgt sie es nicht. Er erträgt allerdings auch keine Ewigkeit ohne sie, daher sein Wunsch, ebenfalls zu sterben. Und ich denke, sie soll ihn töten, da sie sich lieben und er so in Ruhe und ohne Kampf sterben kann.
Es schwingt eben etwas von der romantischen Vorstellung des Vampirismus mit: Liebe über den Tod hinaus und dann doch ein gemeinsamer, endgültiger Schlussstrich.
Aber das könnte CutMySkin sicher besser erklären als ich, war nur mein Gedankengang dabei.
Was es mit Weihnachten auf sich hat? Nun ja, vielleicht der endgültige Tod als Geschenk. Aber da hat Maeuser schon recht, so ganz passt es nicht herein. Zumal ich finde, und das ist eigentlich mein einziger Kritikpunkt, dass der Radiowecker nicht so ganz passt. Du baust diese gediegene, ruhige Atmosphäre auf, zerstöre sie nicht durch Technik.

Lieben Gruß,
Flame

 

mal ein paar konstruktive textanmerkungen, ich mag die art und weise, wie du hier die letzte nacht von der stimmung her präsentierst. auch bin ich wieder mal ob der tatsache amüsiert, das ich aus den zeilen dein geschlecht lesen konnte, aber ist nichts negatives, ich bräuchte diese art für meine nächste kurzgeschichtsidee :)

Graues Mondlicht sickerte durch das Fenster, brach sich an der sperrigen Schrankwand und hinterließ schmutzige Flecken auf dem alten Teppich. Die Augen halb geöffnet lag sie in seiner eisigen Umarmung, den Kopf an seine Brust geschmiegt und wartend. Sie sah hinüber zu der rot schimmernden Anzeige des Radioweckers. Sechs Uhr, am Weihnachtsmorgen. Heute sollte es endlich so weit sein…
--wenn du den ersten satz weglässt gefällt mir der start besser, zweiter satz stockt sehr beim lesen, unschön.

Viele dieser Nächte hatten sie nicht gemeinsam im Bett verbracht, sondern auf der Jagd.
--welche nächte?

Das ewige Leben, das ihnen geschenkt wurde war bestimmt vom Überleben. In jeder einzelnen Nacht.
--letzter würd ich kürzen. hemmt lesefluss

Über der durchgelegenen Matratze, auf der sie lagen, hing der süßliche Geruch eines Schlachthauses. Nach all den Jahren, in denen sie dazu verdammt waren, ihre Körper von dem Blut der Menschen zu nähren, hatten sie einen unverkennbaren Eigengeruch entwickelt. Es war abstoßend, sie konnte das alles nicht mehr ertragen.
Seit dem Tag, an dem er sie angesteckt, ja infiziert hatte, wünschte sie sich nichts so sehr, wie den Tod. Sie war dem Sterben näher, als es je ein Mensch sein könnte und dennoch so unendlich weit davon entfernt, verdammt für die Ewigkeit.
--gefällt mir sehr gut, ich mag den beschreibenden stil hier!

Sie atmete tief ein. Der Geruch der Toten. Auch sie würden bald unter ihnen sein.
Sechs Uhr Neunzehn. Sie berührte seine Brust, seine muskulösen Arme. Seine weiße Haut schimmerte hell in dem fahlen Licht des Mondes.
--sein,sein,sein liest sich unschön

Zu dieser Zeit warf nichts einen Schatten und auf der Fensterscheibe gab es keinerlei Reflexion.
--blödsinn wenn mondlicht da ist, gibt es schatten.

Das faszinierte sie. Nur das Geräusch ihres Atems zeugte vom Leben in diesem Zimmer.
--lass dieses ganze kein leben lieber weg..

Als sie ihn kennengelernt hatte, war sie ihm sofort verfallen. Er besaß einen unglaublichen Charme und eine geheimnisvolle Art, die sie fast um den Verstand brachte. In der ersten Nacht, in der sie sich liebten, hatte er sie zu dem gemacht, was sie nun schon so lange war. Sie hatte ihm das nie vorgeworfen, denn nur so hatte sie bei ihm sein können. Und auch nach der heutigen Nacht, würden sie weiterhin vereint sein, nur auf eine andere Weise als jetzt.
--hatte hatte hatte, braucht niemand, passt auch grammatikalisch nicht. war es zuerst interessant das du dem leser mitteilst das ihre zweisamkeit bald ein abruptes ende nehmen wird, ist es nun beim dritten mal uninteressant geworden und zerstört die spannung, weglassen und weitererzählen.

Es dämmerte. Der Mond schien an Bedeutung zu verlieren, in den Hintergrund zu rücken, unwichtig zu werden.
--der mond hatte niemals bedeutung..

Sie war wieder neben ihn geglitten, atmete nun ruhiger. Er hielt seine Arme fest um sie geschlossen.
Sieben Uhr Dreiundzwanzig. Beinahe schwerfällig wirkte es, als er den Arm ausstreckte und das Messer zu seiner Linken am Griff packte. „Ich liebe dich so sehr, dass du mich jetzt töten musst. Du weißt es. Du darfst nicht zögern, niemals, egal was passiert.“ Sie wusste es.
--unnötiger satz, wie bereits angemerkt show dont tell, in dem fall lösch in einfach.


Da sah sie es. Die Umrisse seines Herzens glitzerten in ihrem Schatten. Es pumpte schnell und heftig, um sein Leben zu erhalten, ein aussichtsloser Kampf. Als sie das Blut sah, dass sein Herz wie ein schützender Burggraben umgab, kam ein unstillbarer Durst in ihr auf.
--schräger vergleich

Sie versuchte diesen Trieb zu unterdrücken und sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Sie presste die Silberklinge an sein Herz. Er atmete nun sehr flach.
--wie kann sie denn die silberklinge angreifen? :)


Sie hob das Messer und stieß die lange Klinge mitten in sein Herz. Er stöhnte ein letztes Mal und es hörte auf zu schlagen. Warmer Lebenssaft schoss ihr entgegen und umspülte ihre Hand. Für einen Moment bewegte sich nichts mehr, bis auf den stetigen Blutstrom der sein Herz verließ.
Während sie langsam die Hand von seinem Gesicht nahm, schwappte goldenes Sonnenlicht über den Horizont. Es war ein unglaublich erlösendes Gefühl. Es begann mit einem leichten Kribbeln in den Zehenspitzen, dann stieg eine angenehme Wärme in ihr auf. Die Sonne stieg immer höher. Wie lange war es wohl her, dass sie Tageslicht gesehen hatte? Als die Wärme sich in eine brennende Hitze verwandelte hob sie die Arme über den Kopf und schloss die Augen. Fast augenblicklich umgab sie das tödliche Feuer. Nie hatte es für sie ein intensiveres Gefühl gegeben, als das Töten. Das Sterben war es nun, dass selbst diese Empfindungen übertraf.
--schönner letzter absatz!

 

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