Chuck - Das Ende von Chucks Kumpel!
Das Ende von Chucks Kumpel!
„Kein Erbarmen“, das ist, was ich die ganze Zeit denke. „Kein Erbarmen zeigen!“
Wir haben ihn seit Monaten verfolgt, immer war er uns eine Nasenlänge voraus, und immer waren es die Leichen, die Scrup zurückließ, die uns aus ihren erschrockenen, toten Augen mitteilen, dass wir wieder zu spät gekommen waren.
Scrup, so nennen wir Menschen seines Schlages hier. Skrupellos und unbarmherzig, ohne irgendeinen Respekt vor dem menschlichen Leben. Ein Mann mit der Lust am Töten. Mir schaudert es bei den Gedanken an ihm. Besonders jetzt, wo ich ihm jeden Augenblick gegenüberstehen werde.
Ich bin Mike Buskowiak, FBI – Special Agent. Ich wurde vor fast acht Monaten mit diesem Scrup-Fall betraut. Es war ein Banküberfall in Chicago von unglaublicher Brutalität. Als ich den Tatort erreicht hatte, bot sich mir ein grausiges Bild. Zwei Wachmänner und ein Bankangestellter niedergemetzelt. Eine weitere Bankangestellte starb noch am Tatort. Die beiden Männer haben sogar eine unbeteiligte Kundin einfach so erschossen. Fünf unschuldige Menschen waren bei diesem Überfall gestorben. Viele von den Überlebenden werden dieses Erlebnis wohl niemals überwinden. Ein Glück, wenn man von Glück überhaupt sprechen kann, war es, dass keine Kinder Zeugen dieses Massakers wurden. Ich selbst habe Familie, einen Sohn, der gerade in die Schule gekommen ist, und seine zwei Jahre jüngere Schwester. Nicht auszudenken, wenn meine beiden Kinder so etwas erleben müssten.
Gangster von diesem Format kennen auch keine Gnade untereinander. Wir hatten den Partner von Scrup erschossen aufgefunden. Zuerst dachten wir, dass Chuck von seinem Kumpanen mit zwei Schüssen erledigt wurde, aber der Ballistiker fand heraus, dass sich dieser Mörder eine Kugel vom Wachmann mit seinem Bauch eingefangen hatte. Scrup hatte entweder die Gelegenheit genutzt, seinen geschwächten Partner zu entsorgen, so dass er die Beute nicht teilen musste, oder er empfand ihn mit seiner Verletzung als Belastung.
Chuck, so wurde der Mann von Scrup angesprochen. Das hatte uns der aufmerksame Barkeeper erzählt, der bei Tony’s arbeitet. Er meinte auch gesehen zu haben, dass Chuck Schnee schnupfte. Der Pathologe bestätigte seine Vermutung.
Mehr konnten wir über den Täter nicht herausfinden. Seine Fingerabdrücke waren nicht in der Verbrecherkartei hinterlegt. Chuck war sauber. Ich konnte es kaum glauben, aber es war mir auch ziemlich egal, denn er ist tot, und das ist gut so!
Etwa hundert Meilen stadtauswärts fanden wir den geraubten Pontiac. Von Scrup keine Spur!
Wir hatten ihn verloren.
Erst neue Leichen gaben uns einen Hinweis. Eine kürzlich verwitwete Frau mit einer kleinen Tochter hatte Scrup wohl aufgenommen. Es ist auch möglich, dass es kein Unfall war, der ihrem Ehemann das Leben gekostet hatte. Wir haben den Verdacht, dass Scrup diesen abgelegenen Bauernhof als ideales Versteck ausmachte. Er tötete den Farmer und vergriff sich an die Frau. Sie konnte wahrscheinlich nicht weglaufen oder auf sich aufmerksam machen, weil Scrup das Mädchen als Geisel hielt.
Der Gemeindepfarrer fand zufällig die kleine Melissa ganz verstört auf den Feldern. Sie ist nun in psychiatrischer Betreuung. Ich hoffe, die können ihr helfen und ihr wenigstens einen Teil ihrer Fröhlichkeit zurückbringen.
Den Untersuchungen nach war für Scrup anscheinend der Moment gekommen zu verschwinden. Er erstach die Frau. Das Mädchen konnte sich wohl verstecken und entdeckte ihre ermordete Mutter, nachdem der kaltblütige Killer das Weite gesucht hatte. Die Mutter war schon drei Tage tot, als der Pfarrer Melissa fand. Sie trug eine Schrotflinte bei sich.
Diese Schrotflinte gab uns eigentlich den Hinweis darauf, dass es unser Scrup war. Er wurde schlampiger und machte seinen ersten Fehler. Er hatte offensichtlich das Gewehr, womit Chuck den Wachmann am Eingang der Bank erschossen hatte, vergessen.
Ein Kollege hat die Theorie, dass Melissa das Gewehr schon früher entdeckt hatte und es versteckte.
„Was für eine Tragödie musste sie miterleben“, sage ich lautlos zu mir selbst und denke wieder an meine beiden Kinder.
Dieser Fehler brachte uns endlich auf Scrups Spur. Es war auf der Straßenkarte leicht zu sehen. Sein Ziel war Los Angelos.
L.A. ist groß, und wir hatten nicht mehr als eine Phantomzeichnung von dem Gesuchten. Die Zeugen in der Bank beschrieben uns einen unscheinbaren Mittezwanziger ohne Bart und ohne besondere Merkmale. Ich hatte gehofft, Melissa würde uns Auskunft geben können, ob Scrup sich äußerlich verändert hat, aber die Kleine spricht kein Wort. Meine Gedanken sind bei ihr und sie sind bei meinen Kindern.
Zwei weitere tote Zeugen brachten uns endlich zu seinem Aufenthaltsort.
Die hiesige Polizei fand die mileaubekannte Prostituierte Judy Sander und den kaufmännischen Angestellten Jack McMartin ermordet in einem heruntergekommenen Apartment am Santa Monica Drive.
Offensichtlich ging es gar nicht um den Freier. Er war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Es ging um Judy. Scrup hat seinem Opfer im vollen Bewusstsein das Herz herausgeschnitten. Seine Arbeit war unglaublich primitiv. Er hatte unterhalb vom Brustkorb ansetzen müssen, um das Organ zu erreichen.
Die Schreie der Frau wollte niemand gehört haben.
Dass es unser gesuchter Scrup war, sagte uns wieder die Ballistik. McMartin wurde mit der selben Waffe ermordet wie Chuck.
Erfreulicherweise hatte sich auch ein Informant gemeldet, der uns zum einen das Phantombild bestätigte, der Verbrecher hatte sein Aussehen tatsächlich nicht verändert, zum anderen brachte er uns auf die Fährte eines anderen langgesuchten Auftragskiller. Sein Name ist Paul Simonis alias Jean Poughe, ein Leisetöter, der sich als Franzose ausgibt.
Ein Einsatzkommando, an dem ich nicht beteiligt war, hatte ihn vor fünf Stunden festgenommen. Glücklicherweise lebend, denn er war die letzte Station zu Scrup.
Der selbsternannte Franzose erinnerte sich erwartungsgemäß an keine Sprache mehr, der er mächtig war. Ich brauchte eine halbe Stunde! Ich glaube, ich hätte seinen Stuhl wirklich weggetreten, wenn er nicht geredet hätte, denn ich hatte die Bilder der Kinder vor meinen Augen, und Simonis hätte für sein Schweigen es dann verdient zu hängen.
Jetzt stehe ich hier direkt an der Seite der Tür. Ich war es mir schuldig, dass ich hier stehe. Zu oft war ich zu spät gekommen, zu oft konnte ich das Leid der Opfer nicht verhindern. Ja, ich will ihn persönlich zur Strecke bringen, und er wird versuchen zu fliehen. Ich werde ihn auf der Flucht erschießen. Die Absteige ist umstellt. Die Beobachter im Haus gegenüber geben mir Bescheid über jede Bewegung, die Scrup hinter dieser Tür macht. Agent Coalman steht auf der anderen Seite der Tür. Seine Augen sind zusammengekniffen. Er ist ein alter Hase, so wie ich! Ich wollte keine Grünschnäbel bei diesem Einsatz sterben sehen. Scrup ist zu gefährlich!
„Keine Gnade“, sage ich wieder zu mir ganz leise. Coalman scheint mich zu verstehen, denn er nickt kaum merklich.
„Er ist im Türradius“, bekomme ich über Funk mitgeteilt. Das ist das Signal. Es ist die richtige Gelegenheit. “Zugriff!“, flüstere ich ins Mikrophon und im gleichen Augenblick trete ich gegen die Tür, die sofort aus dem Schloss bricht. das Stück Holz trifft den überraschten Scrup, er wird zurückgeschleudert. Coalman und ich springen in den Raum und sind sofort über ihn. „Aus“, rufe ich energisch und lege den Lauf meiner Achtunddreißiger auf seine Stirn. Die aufgeregten Stimmen der nachfolgenden Beamten werden lauter. Ich sehe in Scrups Gesicht, er grinst mich an. So als hat er keine Angst vor dem Tod. Die Stimmen kommen immer näher. Ich sehe die Kinder wieder vor mir und sage kalt: „Flieh!“ Sein Grinsen wird breiter. Coalman drückt mir seine Hand auf meine Schulter. Ein Zeichen! Die stummen Worte, die sagen, dass es keinen Wert hat. Im gleichen Augenblick stürmen die Männer des Sondereinsatzkommandos in das Zimmer. Sie brüllen immer noch: „Polizei!“ Ich kann ihre Angst fühlen.
Ich sehe aus dem Fenster und sehe, wie die Mannschaft den Mörder in den Sicherheitswagen drängt. Gedankenversunken nehme ich mir vor, mich um Melissa zu kümmern und sehne mich nach meiner Familie.
Ich atme auf. Es ist vorbei!