Chuck - Old MacDonald had a farm
Old MacDonald had a farm
"Old MacDonald had a farm, e-i-e-i-ooh!
And on that farm he had a cow, e-i-e-i-ooh!
With a moo, moo here and a moo, moo there,
Here a moo, there a moo, everywhere a moo, moo,
Old Mac Donald had a farm, e-i-e-i-ooh!”
Sommersprosse und ich singen jeden Morgen und Mary lacht jedes Mal dazu, applaudiert und schließt uns beide in die Arme. Sommersprosse, also Melissa, gilt als das fröhlichste Kind in der ganzen Umgebung. Jeder, der sie kennt, erfreut sich an ihrem einfachen kindlichen Gemüt. Ein kleiner Sonnenschein, mit kurzem roten Haar, ganz vielen Zahnlücken und einem Lachen, auf das alle Engel neidisch wären, so sieht sie ihre Mutter!
„Daddy, wenn du den Mais eingefahren hast?“
„Ja, Sommersprosse, wenn ich den Mais eingefahren habe, gehen wir fischen, Versprochen!“ Sie verbringt sehr viel Zeit mit mir.
Seit zwei Jahren schon, nennt sie mich Daddy. Mary freut es und ist froh darüber, dass ich an ihrer Seite lebe, dass sie mich kennen, mich lieben lernte.
Mary! Eine junge attraktive Frau. Sie versucht mir Liebe und Wärme zu geben, etwas, was ich nie kennen gelernt habe.
Morgens schmiert sie mir die Brote, brüht den Kaffee, den ich für das Feld brauche und,…ja, sie spielt gerne mit meiner Zunge!
Ein schönes Spiel! Manchmal sieht es Sommersprosse, doch Mary meint es wär´ in Ordnung, die Kleine soll ihre Liebe zu mir spüren.
Morgens, nach dem Spiel mit der Zunge, wirklich sehr schön, und nachdem Sommersprosse mich mit einer Umarmung verabschiedet hat, steige ich in den Wrangler, unserem Jeep, und frage mich „Wie lange noch?“ Heute auch!
Ich stecke den Schlüssel ins Zündschloss, drehe…und ziehe zurück. Wie lange noch?
Die Erinnerungen!
„Es gibt für eine Sache einen richtigen Zeitpunkt im Leben, Mann! Wenn du den verpasst, wird es den richtigen Zeitpunkt nie wieder geben, von da an gibt es nur noch ungünstige und weniger ungünstige Zeitpunkte! Erwisch´ den richtigen Zeitpunkt und du schaffst es!“ Das meinte jedenfalls mein alter Freund Chuck!
Vier Jahre liegen zwischen dem Überfall mit Chuck, auf die Continental Illinois Bank und dem heutigen Tag. Eigentlich wollte ich damals sofort an die Westküste, machte aber hier in Missouri halt. Ich musste untertauchen, wurde mir zu heiß, mit den Dollars im Gepäck.
In Springfield sah ich Mary und Sommersprosse in einem Supermarkt. Ich wusste sofort was ich wollte. Ich sah auch ihren Mann!
Ihn umzulegen war kein Problem!
„Hey Mister! Ham´ sie ´nen Job für mich?“
Mary´s Mann, Edward hieß er, war ein feiner Kerl, anständig und auch blauäugig. Ein Opfer!
Ich mochte ihn, er konnte keiner Fliege etwas zu Leide tun, war halt ´ne ehrliche Haut.
Als wir beide mal wieder auf die Maisfelder fuhren, war es dann soweit!
„Eddie, der Mähdrescher streikt, ich glaub´ das Schneidewerk klemmt!“
Eddie stellte seinen Kaffee zur Seite, der immer viel zu lasch war. Ein Kaffee muss Tote aufwecken, am besten zwei Löffel für einen Becher.
Mary kochte schon damals für beide, jeder hatte seine eigene Kanne.
Eddie kroch unter den Mähdrescher. Ich saß oben drauf.
„Hey Eddie! Bist du jetzt an den Messerbalken?“
Ein Jahr später, nach Eddie´s Unfall, zog ich zu Mary. Wir hielten die Farm und jetzt, so glaube ich, will sie mich sogar heiraten!
Das geht nicht, niemals!
Ich steige wieder aus, gehe zurück, zur Haustür, stecke den Schlüssel ins Schloss, drehe ihn, langsam, ganz leise, ein Quietschen, drücke die Tür auf!
„Old MacDonald had a sea farm, e-i-e-i-ooh!”
And on that sea farm he had an octopus, e-i-e-i-ooh!
With an arm, arm here and an arm, arm there,
Here an arm, there an…"
Melissa ist oben, schon die dritte Strophe, sie soll singen, singen, singen!
Wo ist Mary? Sie darf jetzt nicht in der Küche sein! Ich gehe in die Küche, langsam, ganz langsam, komm´ bleib ruhig, so schwer kann es auch nicht sein! Die Küche ist leer. Ich nehme das Messer aus dem Messerblock, das längste und schärfste, das für den Braten.
Wo ist Mary. Im Bad? Nein! Im Wohnzimmer? Nein! Wo ist Mary?
„Schatz?“
Sie steht hinter mir!
Ich drehe mich um. Sehe in ihre Augen, in ihre hellblauen Augen. Sie sieht Grau-Grün, schaut nicht weg. Jetzt sieht sie mehr, sie sieht etwas, von dem sie nicht weiß, was es ist!
Ihre Pupillen weiten sich, ihre Brust hebt sich. Sie sieht es! Jetzt erkennt sie mich, sie sieht meinen Blick! Und jetzt … sie weiß es! MEIN GOTT SIE WEISS ES!
„Old MacDonald had a farm, e-i-e-i-ooh!
And on that farm…"
Sing´ weiter Melissa alle Strophen, ganz laut, hör´ nicht auf!
Ich hole aus, so weit wie möglich, steche zu, genau in ihr Herz, ganz tief. Es soll schnell gehen, sie soll nicht leiden.
Die Augen! Sie starren mich an, begreifen nicht. Wie kann ein Mensch die Augen so weit aufreißen? Die Pupillen, das Weiße, es lässt mich nicht los. Ich halte Mary. Sie soll nicht kippen, nicht mit dem Kopf aufschlagen! Sie sinkt in meinen Armen zu Boden und schaut mich an, in meine Augen. Sie ist tot und blickt mich an. Ihre Augen in meine Augen, Gott!
Jetzt wird es noch schwieriger! Ich gehe die Treppe hinauf, einen Schritt nach dem anderen. Die Treppe, sie knarrt. Hätte ich sie doch repariert! Melissa singt schon wieder die letzte Strophe! Ich halte das Messer in der rechten Hand. Ich will ihr nicht in die Augen schauen müssen. Schleiche den Flur entlang, bin schon an ihrer Tür, öffne sie einen Spalt.
Sie sitzt an ihrem Tischchen mit den Malsachen, ich schenkte sie ihr zum Geburtstag, ihr Rücken zu mir. Gott Verdammt! Es ist schwer.
Ich betrete ihr Zimmer, taste mich vorwärts, komme ihr immer näher. Dreh´ dich nicht um Kleine, bitte tu´ s nicht! Ich möchte ihre Sommersprossen nicht sehen! Nun stehe ich hinter ihr, sie bemerkt mich nicht. Schnell muss es gehen, ganz schnell! Der Hals! In den Hals, jetzt oder nie. Los mach´! In den Hals, verdammt! Ich hebe den Arm, ich…schaffe es nicht! IN DEN HALS! Ich hebe den Arm, das Messer fest im Griff, ich zittere…mein Arm, steif!
Melissa hört auf zu singen. Stille! Ich stehe hinter ihr. Melissa malt. Sie malt Blumen, schöne bunte Blumen auf einer Wiese. Friedlich sieht ihr Bild aus.
Ich steige in den Wrangler, die Dollars auf dem Rücksitz. Schaue auf meine Hand, sie wird ruhiger! Ich starte den Motor, ein Blick zurück, auf dieses schöne Haus, das war es! Ab zur Westküste, bin schon um Jahre zu spät!
Drehe das Radio auf und warte, dass sie wieder dieses Stück spielen, das von den Stones.
„Get your kicks on route…“