Chuck
Chuck war cool. Cooler als ich.
Wir saßen in dieser Bar, an der Ecke bei Tony´s und tranken uns durch den Tag. Er seinen Bourbon, ich meinen. Der Barmann schenkte ein.
Chuck nahm dieses weiße Pulver und ich hoffte, er käme dadurch nicht beschissen drauf!
Wir wussten, dass wir es heute tun.
„Ich mach´s auf meine Art, geht schneller!“
Chuck grinste und das gefiel mir nicht.
Hatte damals wirklich Angst und keine Ahnung, was er meinte. Ich sag´ ja, abgefahren cool, dieser Scheißkerl!
Verdammt! An diesem Tage lernte ich ihn kennen! Wir kippten die Drinks, Tony nahm unsere letzten Dollars und wir räumten das Feld.
Ein paar Blocks weiter. Chuck regte sich über die blaue Uniform auf. Der Wachmann vor der Continental Illinois Bank sähe albern aus. Die Klamotten uncool. Weite Hose, weiter Schlag.
Ich erzählte ihm, dass der Typ sich die Uniform wohl kaum selber aussuchen durfte. Chuck gab mir Recht, wohl eher, damit ich die Klappe hielt. Der Wachmann grüßte uns und Chuck zog die Schrotflinte mit dem abgesägten Lauf unter seinem Mantel hervor, schob sie ihm unters Kinn und drückte ab.
Ich war überrascht. Hatte mir die Continental nicht so riesig vorgestellt. Allein Fünfzig Schritte durch den Eingangsbereich. „Wooowww“, sagte ich. Ein Palast, fast Prunk!
Ich blieb irgendwann stehen. Chuck ging auf einen der Kassierer zu, zog seinen ´38er aus der Manteltasche und…Bingo!
Die Kugel durchschlug das rechte Auge, zerriss die Halsschlagader einer Angestellten hinter ihm, und blieb in einem „Hopper-Bild“ an der Wand hängen. Das Bild mit der Tankstelle und den roten Zapfsäulen! Zum Teufel! Ein Hopper in der Continental. Ein Hopper gehört in den Burger King, oder in ein Schnellrestaurant an den Highways! Chuck sprang über den Tresen und raffte die Dollars zusammen. Die Kunden schwiegen.
Ich stand im Foyer und fuchtelte mit meiner ´45er. Bis jetzt ging alles gut, keine Probleme! Niemand, bis auf den zweiten Wachmann, der durch irgendeine Scheißtür stürmte und wild drauf losballerte, rührte sich. Ich beschloss diesem Kerl seinen verdammten Kopf runter zu schießen, traf aber nur Brust und Oberschenkel. Lag an mir, nicht an meiner ´45er, die ist zuverlässig! Mit Bourbon war ich nur halb so gut! Feuerte zur Sicherheit noch etwas öfter auf ihn. Während der Held am Boden lag und starb, bemerkte ich diese Frau, zusammengesunken, in einer Ecke. Ja! Hatte eine Kundin erwischt, keine Absicht. Panik brach aus!
Chuck und ich stopften die Dollars in die Tasche und machten, dass wir raus kamen.
Wir rannten die West Monroe rauf, zur South Franklin Street, vorbei am Sears Tower. In der Franklin stoppten wir einen Pontiac. Ich zerrte die Frau an ihren Haaren aus ihrem roten Schmuckstück und schleuderte sie auf die Straße. Sie hatte Glück, dass sie bei dieser Aktion nicht überrollt wurde. Ich klemmte mich hinters Lenkrad.
Chuck auf dem Beifahrersitz, die Tüten voller Geld, rasten wir zur West Quincy, Richtung Stadtgrenze.
Nun, der Rest ist schnell erzählt. Das traurige Ende.
Chuck war still geworden. Irgendwann bemerkte ich Chuck´s Blut. Der Sitz schon völlig eingesaut…und das in diesem Wagen! Es hatte ihn ziemlich schlimm am Bauch erwischt. Der Wachmann!
Mit diesem Loch im Körper, konnte ich Chuck unmöglich zur Westküste mitnehmen. Gott! Wenn der hier im Wagen stirbt...? Mir blieb nichts anderes übrig. Tat mir leid für meinen Kumpel. Ich nahm die ´45er, schoss ihm ins Gesicht, öffnete dann die Beifahrertür und stieß ihn nach draußen. Armer Kerl! Nicht, dass ich ihn nicht wie einen Bruder liebte, ich verehrte ihn zudem, musste aber auch an mich denken. Glaube er würde mir verzeihen, dieser Abgang war besser für Chuck, stilvoller!
Ich gelangte ziemlich schnell auf die „Mother Road“. Knapp zweitausendfünfhundert Meilen lagen noch vor mir. Ich hatte Geld, den Pontiac und mich. Im Radio jaulten die Stones
„Get your kicks on Route 66“.