Was ist neu

Cophinus

Challenge-Text
Challenge-Text
Mitglied
Beitritt
23.04.2019
Beiträge
8
Zuletzt bearbeitet:

Cophinus

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, werden Hexenverfolgungen bis zum heutigen Tage praktiziert. Zwar weitaus weniger ausgedehnt, als noch vor wenigen Jahrhunderten in ganz Europa, mir aber liegen Berichte aus aller Welt vor — teils hochaktuell. Bedauerlicherweise nur keine Lokalen, nach denen ich akribisch stöberte. Als Fellow an der Fakultät für neuzeitliche Geschichte, der Universität Cambridge unterstellt, wurde ich mit der Aufgabe betraut, den letzten durchgeführten Hexenprozess auf den Britischen Inseln zu dokumentieren. Professor Hale höchstpersönlich unterrichtete mich über die Wichtigkeit dieser Arbeit. „Würden wir noch vor Oxford veröffentlichen, die ihrerseits selbst große Summen investierten, verschafft uns das einen erheblichen Vorteil“, versicherte er mir. Da auch meine Karriere davon profitieren sollte, scheute ich keine Mühen. Worauf ich jedoch stieß, sollte mich meinen Auftrag nie zu Ende bringen lassen. Es gibt eben Dinge, die in keinem Geschichtsbuch zu finden sein sollten.

Nach wochenlanger erfolgloser Recherchen gelang meine Motivation an einen Tiefpunkt. Das Durchstöbern verrottender Annalen von Dörfern, die mittlerweile nicht einmal mehr existierten, führte ausnahmslos in Sackgassen; Entzifferungen von Manuskripten und zerfledderten Briefen blieben ebenfalls erfolglos; Reisen in entlegenste Winkel, die weit mehr Budget verschlangen, als der dürftige Fond, der mir vom Komitee zur Verfügung gestellt wurde, legten keine neuen Erkenntnisse offen. Zuletzt drohte man mir sogar, das Projekt einzustellen, da mein bisheriger Erfolg in keiner Relation zum finanziellen Aufwand stünde. Zu allem Überfluss entglitt mir die Zeit. Immer wieder sickerten Berichte über Fortschritte der Konkurrenz durch. Es mochte sich vielleicht nur um klug platzierte Finten handeln, mit Sicherheit sagen konnte ich das aber nicht. Es ist beinahe unnötig zu erwähnen, dass ich unverzüglich aufbrach, als ich ein lädiertes Bündel Aufzeichnungen über sonderbare Ereignisse in die Finger bekam. Die Notizen, die ich von einem zwielichtigen Händler in Barkin für einen verwerflichen Betrag erstand, stammten aus dem späten 18. Jahrhundert — demnach keine sechzig Jahre zurückliegend, was ich nach ausgiebiger Begutachtung der Stücke bestätigen konnte. Zunächst nichts Konkretes, anderen Spuren konnte ich allerdings, aus Mangel an Alternativen, ohnehin nicht nachgehen.

Da es sich um einen entlegenen Ort in der Provinz Norfolk handelte, führte mich zunächst die Eisenbahn nach Norwich. Von hieran aber gab es keine andere Option, als eine Kutsche zu nehmen. Ein Bahnhof existierte hier erst wenige Jahre. Der aber war sichtlich heruntergekommen. Müll lag überall verteilt auf den Straßen, Wände waren vom Ruß der kohlenbetriebenen Züge geschwärzt, Menschen kippten Fäkalien geradewegs aus den Fenstern. Der Lokalkolorit unterschied sich hier also wenig von dem mir bekannten. Ich war zwar erleichtert, als endlich ein Wagen hielt, nachdem der lumpig gekleidete Führer mir aber seinen Preis nannte, war ich überaus empört.
„Ich nehme eine, die es in einem Stück dorthin schafft“, wies ich ihn ab. Exaltiert wandte der seinen Blick suchend in alle Richtungen, bevor er die Schultern zuckte; und ich lud mein Gepäck selbst auf den Karren.
„Was suchen se denn in der gottverlassenen Ecke?“, wollte er noch wissen, als ich schweigend Brille und Notizen hervorkramte; und gab die Zügel.

Es wird beschrieben, dass ein junges Mädchen vor das örtliche Gericht gestellt wurde, nachdem übernatürliche Einflüsse das Dorf heimgesucht hatten. Willows Trunk nannte es sich, das nun keine halbe Tagesreise mehr entfernt liegen mochte. Unterzeichnet war das Dokument von einem gewissen Y. Asbury. Dem Schreiben können jedoch keine Angaben darüber entnommen werden, um welche Art Ereignisse es sich genau handelte. Lediglich verstohlene Andeutungen über Okkultes und Zauberei ließ sich einem beigefügten Auszug aus der Anklageschrift entnehmen. ‚Mit dem Teufel paktiert‘. Identität, wie auch genaues Alter konnten nie in Erfahrung gebracht werden. Erwähnt wird auch ein Weidenkorb, der zwar irgendwie involviert gewesen, aber schlußendlich nicht mehr auffindbar war. In welchem Kontext dieser stand, erschloss sich mir zu diesem Zeitpunkt nicht. Letztlich belastete und verurteilte man das Mädchen zum Tode — Läuterung durch Feuer. Was es jedoch besonders brisant machte, ist die unglaubliche Tatsache, dass die erwähnten Ereignisse nur etwas mehr als ein halbes Jahrhundert zurücklagen. Demnach bestand die Chance, einen Zeitzeugen jener Tage aufspüren zu können. Vielleicht sogar den Verfasser der Aufzeichnungen selbst.

So entbrannte Hoffnung in mir, während das Stadtbild unüberschaubaren Hügelformationen und unzugänglichen Wäldern wich, die mir zu dicht erschienen, um mich an deren Anblick erquicken zu können. Irgendwann griffen die fauligen Äste sogar so nahe, dass kein Pferd daneben Platz gehabt hätte, geschweige denn ein Wagen. Es würde nun nicht mehr lange dauern, bis die Sonne unterging, als wir abrupt zum Stehen kamen.
„Hier ist Endstation, geht nicht weiter. Folgen se einfach dem Pfad da drüben. Ist dann nich mehr weit“, beteuerte mir der Kutscher, dessen Anwesenheit mir ebenso viel Behaglichkeit versprach, wie das wirre Gestrüpp, auf das er deutete.
„Das is weniger, als wir abgemacht hatten“, fauchte er, nachdem ihm das Wälzen der Groschen in dem kargen Licht, das die Wipfel unter sich aufteilten, sichtlich schwer fiel.
„Ist auch nicht da, wo wir abgemacht hatten. Seien Sie in drei Tagen wieder hier. Dann kriegen Sie den Rest.“

Ich zwang mich durch ineinander verwickeltes Geäst und über groben Pflasterstein, erreichte aber bei Dämmerung eine Ansammlung von Gebäuden, von denen ich nicht ganz drei Dutzend zählte. Die meisten standen verstreut und ohne erkennbares Muster auf Hügelkuppen oder an niedrigen Felshängen. Allesamt bestanden aus massiven, aschgrauen Gesteinsbrocken, die nahezu gänzlich von der hiesigen Flora bewuchert waren. Überall kratzten die Auswüchse der Bäume an den, mit rotbraunen Ziegeln bedeckten Dächern. Ich gewann diesem gesamt eindrücklichen provinziellen Bild wenig ab, konnte aber immerhin sofort ein Zimmer in dem, was man hier Herberge nannte, beziehen. Der Preis schien mir wiederum eine Anmaßung zu sein. Lediglich ein Bett, dessen Laken einige vergilbte Flecken aufwies, einen zerfressenen Schreibtisch und ein wackeliges Dreibein, sowie eine Truhe und einen omnipräsenten modrigen Dunst stellte man mir im Gegenzug zur Verfügung. Ich entlockte der Wirtin unter Vorwand eine Wegbeschreibung, zu dem von mir Gesuchten, der schon seit jeher einen Bauernhof unterhielte und sogar noch lebte. Das Mahl, das mir serviert wurde, war aber wenig schmackhaft — erfüllte aber immerhin seinen Zweck. Ich verweilte dort folglich keine Minute länger, als nötig gewesen und brach unmittelbar am nächsten Morgen auf.

Nach einem ungefähr einstündigen Fußmarsch fand ich die genannte Adresse. Vorbei an faltigen Fratzen, von denen die meisten meinen Gruß unbeantwortet ließen, warf die aufgehende Sonne nur träge Licht durch die auffällig eng gewachsenen Kiefern und Fichten. Vorbei an Wiesengründen, deren Bewuchs weit dürftiger und farbloser ausfiel, als mir lieb sein wollte. Vorbei an einer verfallenen Scheune, hinter der sich etwas befand, das kaum weniger in das ausgemalte Bild eines gewöhnlichen Bauernhofes dieser Tage hätte passen können. Da war dieses Ding, das aussah, als wollte es ein Baum sein. Dafür aber war der Stamm zu schmal und wandte sich in zu grotesker Form. Die Äste waren viel zu entstellt und wiesen tiefe Risse auf, aus denen ein eitriges schwarzes Sekret hervorquoll. Der fahle Grauton des ganzen bekräftigte dies noch. Zu lange starre Zweige trugen weder Blatt noch Frucht. Auch das, was Holz oder Rinde hätte sein können, war spröde und glänzte schwach, beinahe, wie Blei es täte. Gegenüber des scheußlichen Anblicks bot sich in mir ein instinktives Ressentiment auf. Ich ließ ihn zügig zurück und trat auf den Hof des Bauern. Gerätschaften und anderes, nicht identifizierbares Gerümpel waren willkürlich verstreut. Unkraut verschlang Feld und Gut. Die beiden Gebäude, Holzverhau geflickt. Ich klopfte zögerlicher als beabsichtigt. Nachdem ich unnötig in die Länge gezogenem Knarren der Dielen, hinter der Tür lauschen musste, stand die hagere Gestalt, die sich als York Asbury zu erkennen gab, aber endlich vor mir. Wir tauschten oberflächliche Formalitäten aus und er bat mich herein.

Den Wasserkrug, den er mir reichte, wies ich dankend ab. Glücklicherweise verschwieg er mir nicht, dass er genau hinter der Scheune einen Brunnen hätte. Direkt neben diesem widerwärtigen Gewächs, das ich allerdings von meinem Sitzplatz aus nicht einsehen konnte, wofür ich im Stillen äußerst dankbar war. Das einzige Fenster in der maroden Hütte, die mir nun noch winziger erschien, als von außen, befand sich direkt neben ihm. York Asbury saß mir gegenüber, auf einem Hocker, der mit wenig eindrucksvollem, aber trotzdem auffälligem Flechtwerk bespannt war. Ich unterrichtete ihn indes von meiner Absicht, Erkenntnis über die sonderbaren Ereignisse gewinnen zu können. Ich wollte mein Interesse just begründen, doch schnitt er mir jäh das Wort ab.
„Ich wusst, dass irgendwann jemand kommen würd, der Fragen stellt“, sagte er, ohne auch nur ein Zeichen von Argwohn erkennen zu lassen. Ich kramte Papier und Stift heraus und ohne Aufhebens begann er.

„Das fing alles vor über fünfzig Jahren an, als da die komische Frau plötzlich im Dorf auftauchte. Keiner von den anderen hat so richtig jewusst, wo se hinjehört oder herkam. Interessiert hats da aber auch noch niemanden… So wie bei Emily damals. Nen gutes Kind war das. Wie sie da immer das Obst auf der Wiese jepflückt hat“, schweifte er ab, setzte aber erneut an, als er die Falten in meiner Stirn gesehen haben musste.
„Das war hier früher nen fröhliches Örtchen, wissen Se? Die Leut haben viel jelacht und viel unternommen. Konnt ja niemand nich wissen, wies ausgehn würd.“ Er legte sich die Finger ans Kinn.
„Da war die Gardner — Marley hieß die, glaube ich. Die hatn Jungen geboren. Sah erstmal nich gut aus für die Mutter des Kleinen. Kindbettfieber hat der Doktor jesagt. Der Gardner war außer sich, is ja klar. Alles hatter versucht. Sogarn Arzt aus der Stadt hatter geholt. Geld hat der gekostet, jemacht hatter nix. Richtig verzweifelt isser gewesen, sonst hätter doch nich in den Korb von der Frau jegriffen, oder?“
Mittlerweile kaute sich Asbury am Daumennagel herum.
„Gnade war’s, die er gekauft hat. Jia; und mit Blut hatter bezahlt.“ Sein Blick glitt ab und er schien irgendetwas hinter dem Fenster zu suchen, fuhr aber sogleich fort, als ich fragte, was denn mit dem Korb gewesen sei.
„Bin ja immer wieder an der Weide vorbeijekommen, wenn ich mal zu den anderen wollt. Hodgons hat die jehört. Hab da immer wieder das Körbchen jesehn, von dem se dann irgendwann alle vergeblich jesucht haben. War auch’n paar mal gucken, war ja auch neugierig. Das verstehn se doch, oder? Wissen se, was ich da drin jefunden hab?“ Ich bemerkte, dass ich mittlerweile eine Faust vor dem Mund ballte.
„Nischt war da drin!“, gab Asbury zu verstehen, während er wild mit der Hand herumfuchtelte.
„Jedenfalls hatter später jesagt, es wärn Apfel jewesen. Noch später, dass es zumindest so aussah wie einer — hätter ja nicht wissen können. Seiner Frau hätter den gegeben. Ob’s wirklich einer war- das wusste niemand nich. Und die komische Frau, von der er den jekriegt hatte, erschien ihm echt klein, aber verdammt alt. Fast wie tot soll die ausjesehn haben.“
Ich beugte mich inzwischen über den Tisch. „Was passierte dann?“
„Ich sag Ihnen was: es hat keine drei Wochen jedauert, da stand die Gardner quicklebendig vor mir. Heiter jeredet hat se. Von diesem und jenem. Später soll se noch aufm Erntedankfest ausgelassen jetanzt haben. Schien ihr prächtig zu gehen. Aber von dem Jungen, da hat keiner nich mehr was von erfahren, verstehn Se?“
Ich nickte rasch, aber meine Augen suchten irgendetwas in der Luft.

„Das is natürlich noch nich alles. Da war noch die Sache mit den Durbys — lebt keiner nich mehr, Gott hab se selig.“ Er bekreuzigte sich fast mechanisch. „Das war in dem Winter darauf. Wissen Se, hier aufm Land helfen wir uns ja in schwierijen Zeiten immer jegenseitig. Aber diesmal sah’s wirklich übel aus. Zu trocken der Sommer, verstehn Se? Und dann hatten alle fünf von den Kindern noch ne Lungenentzündung oder sowas. Da ging’s den Durbys richtig schlecht. Konnt aber keiner nich was entbehrn oder helfen.“ Asbury nickte ein paar mal schwach, bevor er den Faden wieder aufnahm.
„Aber wie durchn Wunder haben die’s alle jeschafft.“ Er streckte seinen Zeigefinger nach oben. „Bis auf eine. Von der Grita — die muss sieben Jahre alt jewesen sein, hat im Frühling keiner nich mehr was jesehn oder jehört.“ Wieder irrte sein Blick hinter den trüben Scheiben herum.
Als ich mich kaum aufdringlich räusperte, schweifte er wieder ab. Er selbst habe auch mal eine Tochter gehabt. Emily wäre irgendwann aber einfach verschwunden. „Vielleicht war’s so eh besser. Wissen se, als meine Frau starb- die Pocken soll’n se jeholt haben, da hätt’s eh nich mehr jereicht mit der ganzen Arbeit hier aufm Feld und alles, um noch’ n Kind durch den Winter zu bringen. Ich musste ja was tun. Das verstehn Se doch, oder?“ Ich nickte knapp ab. Die Worte, die er sprach, waren aber von einem eigenartigen Unterton durchweicht. Einen Unterton, der hinter Bedauern noch anderes vermuten ließ.

Ich zuckte zusammen, als er ruckartig auf mich zeigte. „Und da will die alte Wilkinson plötzlich jesehn haben, wie der Durby da zu Neujahr auf der Weide stand.“ Sein Finger kam mir jetzt bedrohlich nahe und wippte.
„Und bei ihm die Kleine mit ihrem Weidenkorb. Der hat später auch jesagt, es wär’n Apfel jewesn. Aber die komische Frau soll gar nich alt jewesen sein, sogar echt hübsch, hatter gemeint. Aber ich war ja dann noch mal nachsehen, als das Körbchen da wieder stand. Und wissen Se, was diesmal drin jewesen is?“ Er durchbohrte mich nun fast.
„Nischt war da drin!“
Abermals runzelte ich die Stirn. Adern auf dem faltigen Vorderhaupt, über den funkelnden Augen zeichneten nunmehr ein phantasmagorisches Porträt des Alten.

„Und als dann die Ratten von Gregory’s Hof auf einmal weg warn und sein Vieh wieder jesund wurde, da hat’s den Leuten jereicht. Da hat keiner nich mehr wegjesehn. Der Sohnemann von dem Gregory — der is dann nämlich plötzlich auch nich mehr da jewesen. Und wieder hatter in den Korb von der seltsamen Frau jegriffen. Das hatter später selbst zujegeben. Das bizarre war nur, dass der jetzt sagte, dass das ein junges Mädel gewesn wär.“
Er schnaufte länger durch, als es nötig gewesen wäre, fuhr jetzt aber mit deutlich eingefallener Visage fort. „Na ja, und da haben se die jeschnappt. Fairer Prozess war das sicher nich. Vielleicht war’s so eh besser. Hat dann auch nich mehr lange jedauert, bis der Haufen brannte, verstehn Se?“ Er massierte seine Schläfe und seine Augen starrten wieder völlig leer nach draußen.
„Das schlimme war nur…“
„Was, Asbury? Was war schlimm?“
„Wissen Se: die hat nich ein Wort jesacht. Nich ein Ton von sich jegeben. Nich, als se sie zur Rede stellten, nich davor und auch nich, als se da jefesselt hing. Nichmal ne Grimasse hat se jezogen. Hätt’ se doch nur wenigstens jeschrien… wie damals.“ Er kratzte sich jetzt heftig am Kopf.
„Asbury? Asbury! Was ist mit dem Korb? Haben Sie noch einmal nachgesehen?“
Mehrfach tippte er auf den Bezug des Hockers, auf den er saß. Seine Miene war wie eingefroren, als er mir schilderte, was mich dazu veranlasste, unverzüglich abzureisen.

Er ist ein weiteres Mal auf die Weide gegangen. Den Korb fand er, wie bereits zuvor. Das Ding darin nahm er heraus; und vergrub es ein zweites und letztes Mal hinter der alten Scheune. Genau dort, wo heute das kränkliche Scheusal seine miasmatischen Wurzeln in den Boden treibt.

 

Hallo Shaper.

War da zuerste der Cophinus oder die Geschichte? Ei oder Henne? Musst nicht antworten. Ich steig mal direkt ein:

Im Gegensatz zum Glauben der meisten (vielleicht besser landläufige Meinung, oder sowas?) Komma werden Hexenverfolgungen bis zum heutigen Tage praktiziert. Zwar weitaus weniger ausgedehnt, wie (als?) es noch vor wenigen Jahrhunderten, zur Zeit der Inquisition in Mitteleuropa (Mitteleuropa? Das waren wohl eher die Südländer. Als hier die Hexen brannten, geschah das im Namen des örtlichen Pfaffen, nicht des Vatikans. Das einzige was wir dazu beigetragen haben, ist Schundliteratur, wie der Hexenhammer. Kein seriöser Inquisitor würde sowas lesen, ohne zu schmunzeln oder zumindest den Kopf zu schütteln) geschah Komma das weniger der Fall war (würde ich streichen), mir aber liegen Berichte aus aller Welt vor- (Halbgeviertstrich) teils hochaktuell. Bedauerlicherweise nur keine Lokalen, nach denen ich akribisch stöberte (würde ich streichen, am besten den ganzen Satz). Als Fellow (blöder Begriff, ist das legit? Schade, dass eine solche Geschichte mal wieder in Angelsachsen spielen muss. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit Afrika oder so, das hier hat mich beispielsweise echt geflasht: Alles nur Aberglaube? Die Lehrjahre bei einem Heiler haben unseren Afrika-Korrespondenten eines Besseren belehrt | NZZ) an der Fakultät für neuzeitliche Geschichte (Wenn ern Fellow ist, wieso ist er dann der Fakultät für neuzeitliche Geschichte an ner Universität unterstellt? Wieso nicht irgendetwas fancy Angelsächsischem?), der Universität Cambridge unterstellt, wurde ich mit der Aufgabe betraut, den letzten dokumentierten Hexenprozess auf den Britischen Inseln ausfindig zu machen (eher unpräzise, er macht ja nicht den Hexenprozess selbst ausfindig, der endete vor sechzig Jahren, existiert also nicht mehr, sondern nur die Aufzeichnungen, Zeugen etc.). Professor Hale höchstpersönlich unterrichtete mich über die Wichtigkeit dieser Arbeit. „Würden wir noch vor Oxford veröffentlichen, die ihrerseits selbst große Summen investierten, verschaffe (verschafft) uns das einen erheblichen Vorteil“, versicherte der (er, fände ich schicker) mir. Da auch meine Karriere davon profitieren sollte, scheute ich keine Mühen. Worauf ich jedoch stieß, sollte mich meinen Auftrag nie zu Ende bringen lassen. Es gibt eben Dinge, die in keinem Geschichtsbuch zu finden sein sollten (sind fände ich schicker).

Nach wochenlanger erfolgloser Recherchen gelang meine Motivation an einen Tiefpunkt. Das Durchstöbern verrottender Annalen von Dörfern, die mittlerweile nicht einmal (einmal nervt) mehr existierten, führte ausnahmslos in Sackgassen; Entzifferungen von Manuskripten und zerfledderten Briefen blieben ebenfalls erfolglos; Reisen in entlegenste Winkel, die weit mehr Budget verschlangen, als der dürftige Fond, der mir vom Komitee zur Verfügung gestellt wurde, legten keine neuen Erkenntnisse offen. Zuletzt drohte man mir sogar, das Projekt einzustellen, da mein bisheriger Erfolg (hier fehlt mir ein so hieß es, damit das stünde passt, sonst stand) in keiner Relation zum finanziellen Aufwand stünde. Zu allem Überfluss entglitt mir die Zeit. Immer wieder sickerten Berichte über Fortschritte der Konkurrenz durch. Es mochte sich vielleicht nur um klug platzierte Finten handeln, mit Sicherheit sagen konnte ich das aber nicht. Es ist beinahe unnötig zu erwähnen, dass ich unverzüglich aufbrach, als ich ein lädiertes Bündel Aufzeichnungen über sonderbare Ereignisse in die Finger bekam. Die Notizen, die ich von einem zwielichtigen Händler in Barkin für einen verwerflichen Betrag erstand, stammen (stammten) aus dem späten 18. Jahrhundert- (Halbgeviertstrich) demnach keine sechzig Jahre zurückliegend, was ich nach ausgiebiger Begutachtung der Stücke bestätigen konnte. Zunächst nichts Konkretes, anderen Spuren konnte ich allerdings, aus Mangel an Alternativen Komma ohnehin nicht nachgehen.

Da es sich um einen entlegenen Ort in der Provinz Norfolk handelte, führte mich zunächst die Eisenbahn nach Norwich. Von hieran aber gab es keine weitere (andere) Option, als eine Kutsche zu nehmen. Ein Bahnhof existierte hier erst wenige Jahre. Der aber war sichtlich heruntergekommen. Müll lag überall verteilt auf den Straßen, Wände waren vom Ruß der kohlenbetriebenen Züge geschwärzt, Menschen kippten Fäkalien geradewegs aus den Fenstern. Der Lokalkolorit unterschied sich hier also wenig von dem mir bekannten. Ich war zwar erleichtert, als endlich ein Wagen hielt. (Hier ein Punkt, finde ich ein Unding, macht unsere Presse aber genauso.) Als der lumpig gekleidete Führer mir aber seinen Preis nannte, war ich überaus empört.
„Ich nehme eine, die es in einem Stück dorthin schafft“, wies ich ihn ab. Exaltiert (Was heißt das?) wandte der (er?) seinen Blick suchend in alle Richtungen, bevor er die Schultern zuckte; und ich lud mein Gepäck selbst auf den Karren.
„Was suchen se (sie, oder Nachahmung von irgendeinem angelsächsischem Dialekt?) denn in der gottverlassenen Ecke?“, wollte er noch wissen, als ich Brille und Notizen hervorkramte; und gab die Zügel (und ich keine Antwort auf die dumme Frage).

Es wird beschrieben, dass ein junges Mädchen vor das örtliche Gericht gestellt wurde, nachdem übernatürliche Einflüsse das Dorf heimgesucht hätten. Willows Trunk nannte es sich, das nun keine halbe Tagesreise mehr entfernt liegen mochte. Unterzeichnet war das Dokument von einem gewissen Y. Asbury. Dem Schreiben können jedoch keine Angaben darüber entnommen werden, um welche Art Ereignisse es sich genau handelte. Lediglich verstohlene Andeutungen über Okkultes und Zauberei ließ sich einem beigefügten Auszug aus der Anklageschrift entnehmen. ‚Mit dem Teufel paktiert‘. Identität, wie auch genaues Alter konnten nie in Erfahrung gebracht werden. Erwähnt wird auch ein Weidenkorb, der zwar irgendwie involviert gewesen *wäre (war)*, aber schlußendlich nicht mehr auffindbar war (*das erste wäre/war weg). In welchem Kontext dieser steht (stand), erschloss sich mir zu diesem Zeitpunkt allerdings ebenso wenig (nicht). Letztlich belastete und verurteilte man das Mädchen zum Tode- (Halbgeviertstrich) Läuterung durch Feuer. Was es jedoch besonders brisant machte, ist die unglaubliche Tatsache, dass die erwähnten Ereignisse nur etwas mehr als ein halbes Jahrhundert zurücklagen. Demnach bestand die Chance, einen Zeitzeugen jener Tage aufspüren zu können. Vielleicht sogar den Verfasser der Aufzeichnungen selbst.
So entbrannte Hoffnung in mir, während das vertraute Stadtbild (Absatz?) unüberschaubaren Hügelformationen und unzugänglichen Wäldern wich, die mir zu dicht erschienen, um mich an deren Anblick erquicken zu können. Irgendwann griffen die fauligen Äste sogar so nahe, dass kein Pferd daneben Platz gehabt hätte, geschweige denn ein Wagen. Es würde nun nicht mehr lange dauern, bis die Sonne unterging, als wir abrupt zum Stehen kamen.
„Hier ist Endstation, geht nicht weiter. Folgen se (also doch Dialekt, naja ...) einfach dem Pfad da drüben. Ist dann nich mehr weit“, beteuerte mir der Kutscher, dessen Anwesenheit mir ebenso viel Behaglichkeit versprach, wie das wirre Gestrüpp, auf das er deutete. (Finde den Vergleich nicht so schön, trägt auch nichts bei.)
„Das is weniger, als wir abgemacht hatten“, fauchte er, nachdem ihm das Wälzen der Groschen in dem kargen Licht, das die Wipfel unter sich aufteilten, sichtlich schwer fiel.
„Ist auch nicht da, wo wir abgemacht hatten. Seien Sie in drei Tagen wieder hier. Dann kriegen Sie den Rest.“

Ich zwang mich durch fahriges (google duckduckgo doch mal bitte fahrig) Geäst und über groben Pflasterstein, erreichte aber bei Dämmerung eine Ansammlung von Gebäuden, von denen ich nicht ganz drei Dutzend zählte. Die meisten standen verstreut und ohne erkennbares Muster auf Hügelkuppen oder an niederen (niedrigen?) Felshängen. Allesamt bestanden (komische Wortkombination, aber könnte korrekt sein, bin aber drüber gestolpert) aus massiven, aschgrauen Gesteinsbrocken, die nahezu gänzlich von der hiesigen Flora bewuchert waren. Überall kratzten die Auswüchse der Bäume an den, mit rotbraunen Ziegeln bedeckten Dächern. Ich gewann diesem gesamt eindrücklichen feudalen (google duckduckgo doch mal bitte feudal) Bild wenig ab, konnte aber immerhin sofort ein Zimmer in dem, was man hier Herberge nannte, beziehen. Der Preis schien mir wiederum eine Anmaßung zu sein. Lediglich ein Bett, dessen Laken einige vergilbte Flecken aufwies, einen zerfressenen Schreibtisch und ein wackeliges Dreibein, sowie eine Truhe und einen omnipräsenten (passt wohl irgendwie, finde ich aber unpassend) modrigen Dunst stellte man mir im Gegenzug zur Verfügung. Zwar entlockte ich der Wirtin unter Vorwand die Anschrift des von mir Gesuchten, der schon seit jeher einen Bauernhof unterhielte, die Gastfreundschaft ließ allerdings zu wünschen übrig (was heißt das?). Das Mahl, das mir serviert wurde, erfüllte immerhin seinen Zweck, war dafür aber wenig schmackhaft. Ich verweilte dort folglich keine Minute länger, als nötig gewesen wäre (ersatzlos streichen) und brach unmittelbar am nächsten Morgen auf, nachdem ich erfuhr, dass jener York Asbury sogar noch lebTe.

--

Ab hier, der Hälfte ungefähr, habe ich mal kurz ein wenig vorgespult. Hatte mir ne Szene erhofft, in der jetzt mal so richtig was passiert. Hängen geblieben bin ich kurz an ...

"Keiner von den anderen hat so richtig jewusst, wo se hinjehört"

... und dachte mir, sind wir hier in Brandenburg oder auf den Britischen Inseln?

Desweiteren angehalten bin ich bei ...

"Er bekreuzigte sich fast mechanisch. „Das war in dem Winter darauf."

... und dachte, okay, da wird also immer noch geschildert und geschwafelt, scrollte also weiter ...

"Und als dann die Ratten von Gregory’s Hof auf einmal weg warn und sein Vieh wieder jesund wurde, da hat’s den Leuten jereicht. Da hat keiner nich mehr wegjesehn."

... und fand den Satz sogar ganz nice, liegt vielleicht auch daran, dass ich gerade Der Goldene Handschuh lese, obwohl der in Hamburg spielt, aber is auch egal, und dann war ich bei ...

"schilderte"

... samt nachfolgendem Satz ...

"Er ist ein weiteres Mal auf die Weide gegangen. Den Korb fand er, wie bereits zuvor. Das Ding darin nahm er heraus; und vergrub es ein zweites und letztes Mal hinter der alten Scheune. Genau dort, wo heute das kränkliche Scheusal seine miasmatischen Wurzeln in den Boden treibt."

... und realisiere, dass das jetzt das Ende ist. Ein Ende, wie deine ganze Geschichte: Von einem erbarmungslos dahererzählenden Erzähler erzählt. Ein erzähltes Finale, zusammengefasst aus einer Erinnerung von dem, was dem Erzähler erzählt wurde. Der Höhepunkt einer Geschichte in der Zusammenfassung eines aus dem Gedächtnis wiedergegebenen Gesprächs.

Aja, und dann frag ich mich noch, was miasmatische Wurzeln sind, weil so komplizierte Wörter, die halten mich immer beim Lesen auf, ist echt schrecklich.

Verstehst du?

Wie auch immer: Kulisse steht, nun ist es an dir, sie mit Leben zu füllen!

Bis dann,
Analog

 
Zuletzt bearbeitet:

@Analog

Hallo Analog, und vielen Dank für deine Kritik, Meinung und Ausbesserungen.

War da zuerste der Cophinus oder die Geschichte? Ei oder Henne?

Ersteres. Hab mir ganz schön die Rübe zermalen, was man denn aus 'Irgendwas mit Koffern' machen kann.

(vielleicht besser landläufige Meinung, oder sowas?)

Check.

(als?)

Check.

(Mitteleuropa? Das waren wohl eher die Südländer. Als hier die Hexen brannten, geschah das im Namen des örtlichen Pfaffen, nicht des Vatikans. Das einzige was wir dazu beigetragen haben, ist Schundliteratur, wie der Hexenhammer. Kein seriöser Inquisitor würde sowas lesen, ohne zu schmunzeln oder zumindest den Kopf zu schütteln)

Okay, danke für das Update. Habs leicht geändert. War vielleicht etwas zu hochgegriffen.

Komma das weniger der Fall war (würde ich streichen)

Check.

(Halbgeviertstrich)

Komm mit dem 4/2 Strich irgendwie noch nicht so ganz klar.

nach denen ich akribisch stöberte (würde ich streichen, am besten den ganzen Satz)

Bin ich mir noch nicht sicher. Speichern wir mal.

(blöder Begriff, ist das legit? Schade, dass eine solche Geschichte mal wieder in Angelsachsen spielen muss. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit Afrika oder so

Soweit ich weiss, ist der legit. Die Story hätte natürlich eben so gut in Afrika, Deutschland oder Lampukistan stattfinden können. Sollte nur dienen, um irgendein Setting aufzubauen. Speicher ich auch mal; sollte nicht zu viel Mühe kosten, das ganze nach Zentraleuropa zu verlegen :)

Alles nur Aberglaube? Die Lehrjahre bei einem Heiler haben unseren Afrika-Korrespondenten eines Besseren belehrt | NZZ

Keine Ahnung, was ich da eigentlich gelesen habe. Sehr inspirierend though.

den letzten dokumentierten Hexenprozess auf den Britischen Inseln ausfindig zu machen (eher unpräzise, er macht ja nicht den Hexenprozess selbst ausfindig, der endete vor sechzig Jahren, existiert also nicht mehr, sondern nur die Aufzeichnungen, Zeugen etc.)

Okay danke, habs versucht, nochmal akurater zu formulieren.

(verschafft) / der (er, fände ich schicker)

check. check.

sein sollten (sind fände ich schicker).

Hm weiss nicht. Es soll ja darauf hinweisen, dass er es absichtlich nicht veröffentlicht hat. Dass alles, was nicht in einem Geschichtsbuch steht eben nicht drin steht, ist ja irgendwie auch selbsterklärend, oder?

(einmal nervt)

Wie meinst du das? Gibt es eine Alternative?

(hier fehlt mir ein so hieß es, damit das stünde passt, sonst stand)

Kannst du mir bitte erklären, was du damit meinst? Eine Betitelung für das Projekt?

(stammten)
Halbgeviertstrich
Komma

check checki check.

weitere(andere)

check.

kohlenbetriebenen

Sicher, dass das falsch ist?

Ich war zwar erleichtert, als endlich ein Wagen hielt. (Hier ein Punkt, finde ich ein Unding, macht unsere Presse aber genauso.) Als der lumpig gekleidete Führer mir aber seinen Preis nannte, war ich überaus empört.

Stimmt. Der ist da wirklich Quark und war eigentlich so auch nicht beabsichtigt.

Exaltiert (Was heißt das?)

So viel wie: übertrieben gekünstelt oder sowas, denke ich.


Nee :)

(sie, oder Nachahmung von irgendeinem angelsächsischem Dialekt?)

Kein angelsächsischer. Nur eben irgendeiner. Würde hier natürlich auch wieder passen, es in Deutschland stattfinden zu lassen. Ich will aber auch gar nicht versuchen, historisch akurate Wiedergaben zu machen. Weiss nicht, ob der Ansatz richtig ist.

wollte er noch wissen, als ich Brille und Notizen hervorkramte; und gab die Zügel (und ich keine Antwort auf die dumme Frage).

Okay, habe versucht, das deutlicher zu formulieren.

hätten
*wäre (war)*, aber schlußendlich nicht mehr auffindbar war (*das erste wäre/war weg)
steht (stand)
allerdings ebenso wenig (nicht)
Tode- (Halbgeviertstrich)

Check. Check. Check. Check. Checkcheckcheckecke.

(Absatz?)

Okay.

dessen Anwesenheit mir ebenso viel Behaglichkeit versprach, wie das wirre Gestrüpp, auf das er deutete. (Finde den Vergleich nicht so schön, trägt auch nichts bei.)

Ist gespeichert. Versuche ich zu einem späteren Zeitpunkt abzuändern.

(google duckduckgo doch mal bitte fahrig)

Mir fiel kein passendes Wort ein. Habs mal ersetzt.

(niedrigen?)

Vermutlich eher.

Allesamt bestanden (komische Wortkombination, aber könnte korrekt sein, bin aber drüber gestolpert)

Interessant. Warte ich mal ab, ob es noch jemandem so ergeht.

feudalen (google duckduckgo doch mal bitte feudal)

Yep, passt natürlich gar nicht. Habs mal durch 'anachronistisch' ersetzt. Ob das jetzt besser ist? You decide.

omnipräsenten (passt wohl irgendwie, finde ich aber unpassend)

Allgegenwärtig vielleicht besser?

Zwar entlockte ich der Wirtin unter Vorwand die Anschrift des von mir Gesuchten, der schon seit jeher einen Bauernhof unterhielte, die Gastfreundschaft ließ allerdings zu wünschen übrig (was heißt das?). Das Mahl, das mir serviert wurde, erfüllte immerhin seinen Zweck, war dafür aber wenig schmackhaft. Ich verweilte dort folglich keine Minute länger, als nötig gewesen wäre (ersatzlos streichen) und brach unmittelbar am nächsten Morgen auf, nachdem ich erfuhr, dass jener York Asbury sogar noch lebTe.

Okay, versucht, umzudichten. Werde aber sicher zu einem späteren Zeitpunkt nochmal drüber stolpern. Ansonsten: check.

... und realisiere, dass das jetzt das Ende ist. Ein Ende, wie deine ganze Geschichte: Von einem erbarmungslos dahererzählenden Erzähler erzählt. Ein erzähltes Finale, zusammengefasst aus einer Erinnerung von dem, was dem Erzähler erzählt wurde. Der Höhepunkt einer Geschichte in der Zusammenfassung eines aus dem Gedächtnis wiedergegebenen Gesprächs.

Ja, das ist mir bewusst und soll irgendwie das Setting bestimmen. Eben, dass es nur erzählt wird. Aber mir ist auch klar, dass es in zuviel blabla ausgeartet ist. Hab mich da irgendwie verrannt, obwohl ich schon gekürzt hatte. Dann ist mir aber "die Zeit entglitten", um nochmal ganz zurück zu rudern.
Falls ich die Möglichkeit habe, und noch andere Meinung einholen konnte, werde ich da ganz sicher nochmal drüberwalzen.

Ansonsten nochmal vielen Dank für deine einleuchtende Kritik.

Beste Grüße
Shaper

 

Gude @Shaper,

Worauf ich jedoch stieß, sollte mich meinen Auftrag nie zu Ende bringen lassen. Es gibt eben Dinge, die in keinem Geschichtsbuch zu finden sein sollten.
Sehr schön, Oldschool-Horror. Da freu ich mich immer drauf, ich finde der Einstieg ist dir da gut gelungen (man muss es natürlich mögen).

Allerdings:

Als Fellow an der Fakultät für neuzeitliche Geschichte, der Universität Cambridge unterstellt, wurde ich mit der Aufgabe betraut, den letzten durchgeführten Hexenprozess auf den Britischen Inseln zu dokumentieren.
Der "letzte durchgeführte Hexenprozess" - die Geschichte erzählt sich so, als würde der *wirklich* letzte Hexenprozess gesucht werden. Das gestaltet sich aus der Perspektive eines Historikers schwierig, da man für diese Aussage ausschließen müsste, dass es keinen späteren gegeben hat, anstatt nur zu belegen, dass es zum Zeitpunkt xyz einen gab.
Zudem gestaltet sich die Suche anfangs scheinbar nach einem Fischen im Trüben - woher weiß der Protagonist überhaupt, dass es einen Hexenprozess gibt, der später als der bisher bekannte letzte stattgefunden hat? Da müsste für die Nachvollziehbarkeit der Motivation des Protagonisten von Anfang an ein Hinweis im Raum stehen, dass es überhaupt einen gibt. À la: "Im County ABC gibt es Gerüchte von einem Hexenprozess, der 17XX stattgefunden haben soll. Das wäre XX Jahre später als der uns zuletzt bekannte Fall, es könnte Zeugen geben!"
Das wäre konkret genug, um eine umfassende Recherche rechtfertigen.

Zur Recherche dann selbst: Die rückblickende Perspektive ist schwierig, da sie aus sich heraus einen Spannungsaufbau erschwert. Ein Teil der Freude, diese Texte dann zu lesen, ist die Schnitzeljagd mitzuverfolgen. Das könntest du m.E. verbessern, z.B.:

Es wird beschrieben, dass ein junges Mädchen vor das örtliche Gericht gestellt wurde, nachdem übernatürliche Einflüsse das Dorf heimgesucht hatten.
Wo liest er das? In der Kutsche? Ich würde da zudem empfehlen, diese Beschreibung auszubauen. "Übernatürliche Einflüsse" klingt nach einer im Nachhinein getroffenen Generalisierung. Aber die Details sind doch das Salz in der Suppe - die Ereignisse sind das zentrale Ereignis der Geschichte.

Ein Bahnhof existierte hier erst wenige Jahre. Der aber war sichtlich heruntergekommen.
Das passt für mich nicht zusammen. Wie heruntergekommen kann er dann sein? Angesichts des Zeitpunkts zu dem die Geschichte spielt könnte man den Bahnhof entweder weglassen - oder er muss ja auch nicht unbedingt heruntergekommen sein (nicht jedes Klischee mitnehmen).

Müll lag überall verteilt auf den Straßen, Wände waren vom Ruß der kohlenbetriebenen Züge geschwärzt, Menschen kippten Fäkalien geradewegs aus den Fenstern. Der Lokalkolorit unterschied sich hier also wenig von dem mir bekannten.
Das Fettgedruckte ist für mich eine künstliche Erzählnotiz. Warum sollte er es erwähnen, wenn es sich von seiner Erfahrungswelt nicht unterscheidet? Das klingt eher so, als würde der Autor unterstreichen wollen, wie die beschriebene Zeit gestaltet ist.

So entbrannte Hoffnung in mir, während das vertraute Stadtbild unüberschaubaren Hügelformationen und unzugänglichen Wäldern wich
"Vertraut" klingt hier, als würde er da wohnen. Das Adjektiv ist aber m.E. sowieso nicht unbedingt notwendig, daher würde ich vorschlagen, es zu streichen.

Ich gewann diesem gesamt eindrücklichen anachronistischen Bild wenig ab
Das Bild in sich ist ja nicht anachronistisch. Ich würde "hinterwäldlerisch" vorschlagen oder "primitiv", wenn du findest, das könnte zum Duktus des Protagonisten passen.

Zwar entlockte ich der Wirtin unter Vorwand die Anschrift, des von mir Gesuchten
dass jener York Asbury sogar noch lebte
-> Eine Anschrift kriegt er wohl nicht, wenn der Typ tot ist, oder? Und so groß ist das Dorf wiederum auch nicht, dass er eine Adresse braucht, sondern eher eine Wegbeschreibung.

Da war dieses Ding, das aussah, als wollte es ein Baum sein. Dafür aber war der Stamm zu schmal und wandte sich in zu grotesker Form. Die Äste waren viel zu entstellt und wiesen tiefe Risse auf, aus denen ein eitriges schwarzes Sekret hervorquoll. Der fahle Grauton des ganzen bekräftigte dies noch. Zu lange starre Zweige trugen weder Blatt noch Frucht. Auch das, was Holz oder Rinde hätte sein können, war spröde und glänzte schwach, beinahe, wie Blei es täte.
-> Die Beschreibung des Baumes gefällt mir richtig gut.

Gegenüber des scheußlichen Anblicks bot sich in mir ein instinktives Ressentiment auf.
-> Sperrige Sprache ist natürlich ein Merkmal dieser Art von Geschichten, aber ich würde empfehlen, den Text nochmal durchzugehen und zu schauen, ob das nicht manchmal etwas zu viel ist. Ressentiment wäre es hier meines Erachtens.

stand die hagere Gestalt, die sich als York Asbury zu erkennen gab, aber endlich vor mir. Wir tauschten oberflächliche Formalitäten aus und er bat mich herein.
„Ich wusst, dass irgendwann jemand kommen würd, der Fragen stellt“, sagte er, ohne auch nur ein Zeichen von Argwohn erkennen zu lassen.
--> Der große Moment, die Enthüllung steht bevor! Aber die erste Begegnung wird erzählt statt szenisch beschrieben. Das ist eine verschenkte Möglichkeit, etwas Spannung aufzubauen. Ich würde vorschlagen, die Szene mit dem Öffnen der Tür zu eröffnen und dann in der Szene drin zu bleiben.

Das fing alles vor über fünfzig Jahren an, als da die komische Frau plötzlich im Dorf auftauchte. Keiner von den anderen hat so richtig jewusst, wo se hinjehört oder herkam.
-> Ich tu mich ja generell schwer mit Mundarten. Für das Hinterwäldlertopos machen sie zwar Sinn. Aber was ist das denn? Kölsch? Mein Vorkommentator vermutet Brandenburg. Irgendwas, aber das ist ganz weit weg von dem englischen Flair. Ich würde vorschlagen, die Dialoge umzuschreiben oder das Setting zu verändern, sonst ist das für mich ein ganz krasser Stilbruch. Konnte dann leider auch das Finale nicht ganz ernstnehmen.

Da war die Gardner- Marley hieß die, glaube ich. Die hatn Jungen geboren.
-> Was den Hinterwäldlerstil angeht: So finde ich das gelungen. Halbsätze, Verkürzungen, Unsicherheiten (auch wenn er in dem Dorf wahrscheinlich ganz genau weiß, wie das Kind heißt). Da braucht es keine verschriftlichen Dialekte mE.
(vor Gedankenstrichen werden aber auch Leerzeichen gesetzt, das solltest du noch ergänzen)

ein phantasmagorisches Porträt
Vorhin sprach ich sperrige Worte an - hier möchte ich anmelden, das unbedingt drin zu lassen. Liest man viel zu selten :herz:

Insgesamt finde ich, dass du dich dieser Art von Geschichte gut annäherst. Ich würde für weitere Geschichten empfehlen, über manche Klischees nachzudenken und ob du jeden Topos brauchst (z.B. das englische Setting, das grundsätzlich alles Verfallene jenseits der Großstadt).
Allerdings leben diese Rückblicke stark davon, dass sie mit erschreckenden Enden aufwarten - in dieser Geschichte haben wir jedoch eine episodische Aneinanderreihung verschiedener Ereignisse, die durch eine Hexe zusammengehalten werden. Da fehlt mir der große Spannungsbogen, der Plot im Plot. Das sind sehr kurzerzählte Satanspakte, die mich so nicht treffen. Ich könnte mir vorstellen, dass du die Geschichte der Hexe an eine Familie knüpfst und dich auf deren Geschichte konzentrierst und diese in einen Konflikt mit dem Dorf stellst. So eine Dreierkonstellation könnte ich mir interessant vorstellen, vielleicht könnte am Ende auch nicht nur die eine Hexe gefangen (warum lässt die sich überhaupt fangen, wenn sie sogar ihre Form wandeln kann?) und verbrannt werden.


Liebe Grüße
Vulkangestein

 
Zuletzt bearbeitet:

@Vulkangestein

Hallo Vulkangestein,

und vielen Dank für deine umfassende Kiritik, die Verbesserungsvorschläge und auch das Lob.

Ich erkenne einige Schnittstellen mit @Analog , was die grundsätzliche Ausführung betrifft, und irgendwie kann ich mich da nur anschließen. Ich werde den Text nochmal Generalüberholen. Das Setting verlagern, die Dialektschrift anpassen und reduntantes Gesülze herausstreichen (mal sehen, ob dann überhaupt noch was übrig bleibt :D)
Bis dahin verbleibe ich erstmal bei einer provisorischen Überarbeitung, anhand Eurer beider Kommentare.

Sehr schön, Oldschool-Horror. Da freu ich mich immer drauf, ich finde der Einstieg ist dir da gut gelungen (man muss es natürlich mögen).

Super. Danke.

Der "letzte durchgeführte Hexenprozess" - die Geschichte erzählt sich so, als würde der *wirklich* letzte Hexenprozess gesucht werden. Das gestaltet sich aus der Perspektive eines Historikers schwierig, da man für diese Aussage ausschließen müsste, dass es keinen späteren gegeben hat, anstatt nur zu belegen, dass es zum Zeitpunkt xyz einen gab.
Zudem gestaltet sich die Suche anfangs scheinbar nach einem Fischen im Trüben - woher weiß der Protagonist überhaupt, dass es einen Hexenprozess gibt, der später als der bisher bekannte letzte stattgefunden hat? Da müsste für die Nachvollziehbarkeit der Motivation des Protagonisten von Anfang an ein Hinweis im Raum stehen, dass es überhaupt einen gibt. À la: "Im County ABC gibt es Gerüchte von einem Hexenprozess, der 17XX stattgefunden haben soll. Das wäre XX Jahre später als der uns zuletzt bekannte Fall, es könnte Zeugen geben!"
Das wäre konkret genug, um eine umfassende Recherche rechtfertigen.

Okay ich sehe was du meinst. Irgendwie fehlt da wirklich eine richtige raison d'être, um den ganzen Aufwand auch zu rechtfertigen. Ist ohnehin irgendwie schwierig. Ein 'banaler' Hexenprozess löst ein Wettrennen zwischen den, ohnehin schon rivalisierenden Top- Universitäten aus; naja.
Das gehört dann wohl zu dem Setting, das ich nochmal grundsätzlich überholen werde.

Wo liest er das? In der Kutsche? Ich würde da zudem empfehlen, diese Beschreibung auszubauen. "Übernatürliche Einflüsse" klingt nach einer im Nachhinein getroffenen Generalisierung. Aber die Details sind doch das Salz in der Suppe - die Ereignisse sind das zentrale Ereignis der Geschichte

In der Kutsche.
Ich verstehe. Das, was in den Notizen beschrieben ist, sollte zum Spannungsaufbau beitragen- hat wohl nicht so gut funktioniert haha.

Shaper schrieb:

Ein Bahnhof existierte hier erst wenige Jahre. Der aber war sichtlich heruntergekommen.

Das passt für mich nicht zusammen. Wie heruntergekommen kann er dann sein? Angesichts des Zeitpunkts zu dem die Geschichte spielt könnte man den Bahnhof entweder weglassen - oder er muss ja auch nicht unbedingt heruntergekommen sein (nicht jedes Klischee mitnehmen).
Shaper schrieb:

Müll lag überall verteilt auf den Straßen, Wände waren vom Ruß der kohlenbetriebenen Züge geschwärzt, Menschen kippten Fäkalien geradewegs aus den Fenstern. Der Lokalkolorit unterschied sich hier also wenig von dem mir bekannten.
Das Fettgedruckte ist für mich eine künstliche Erzählnotiz. Warum sollte er es erwähnen, wenn es sich von seiner Erfahrungswelt nicht unterscheidet? Das klingt eher so, als würde der Autor unterstreichen wollen, wie die beschriebene Zeit gestaltet ist.

Definitiv einer der Teile, die der Überarbeitung zum Opfer fallen werden.

"Vertraut" klingt hier, als würde er da wohnen. Das Adjektiv ist aber m.E. sowieso nicht unbedingt notwendig, daher würde ich vorschlagen, es zu streichen.

Check.

Das Bild in sich ist ja nicht anachronistisch. Ich würde "hinterwäldlerisch" vorschlagen oder "primitiv", wenn du findest, das könnte zum Duktus des Protagonisten passen.

Danke und check. Habs mal mit 'provinziell' ersetzt.

-> Eine Anschrift kriegt er wohl nicht, wenn der Typ tot ist, oder? Und so groß ist das Dorf wiederum auch nicht, dass er eine Adresse braucht, sondern eher eine Wegbeschreibung.

Good Point. Kriegt eine Wegbeschreibung von mir.
bis auf weiteres

-> Die Beschreibung des Baumes gefällt mir richtig gut.

Freut mich sehr.

-> Sperrige Sprache ist natürlich ein Merkmal dieser Art von Geschichten, aber ich würde empfehlen, den Text nochmal durchzugehen und zu schauen, ob das nicht manchmal etwas zu viel ist. Ressentiment wäre es hier meines Erachtens.

Ist gespeichert. 'instinktiv' und 'Ressentiment' sind ohnehin leicht gedoppelt bzw. sogar irgendwie widersprüchlich, wenn ich recht darüber nachdenke.

--> Der große Moment, die Enthüllung steht bevor! Aber die erste Begegnung wird erzählt statt szenisch beschrieben. Das ist eine verschenkte Möglichkeit, etwas Spannung aufzubauen. Ich würde vorschlagen, die Szene mit dem Öffnen der Tür zu eröffnen und dann in der Szene drin zu bleiben.

Okay. Hier merkt man vielleicht, dass ich nurnoch fertig werden wollte. Muss ich definitiv noch ausbauen.

-> Ich tu mich ja generell schwer mit Mundarten. Für das Hinterwäldlertopos machen sie zwar Sinn. Aber was ist das denn? Kölsch? Mein Vorkommentator vermutet Brandenburg. Irgendwas, aber das ist ganz weit weg von dem englischen Flair. Ich würde vorschlagen, die Dialoge umzuschreiben oder das Setting zu verändern, sonst ist das für mich ein ganz krasser Stilbruch. Konnte dann leider auch das Finale nicht ganz ernstnehmen.

Wie Eingangs schon erwähnt.

(vor Gedankenstrichen werden aber auch Leerzeichen gesetzt, das solltest du noch ergänzen)

Check.

Vorhin sprach ich sperrige Worte an - hier möchte ich anmelden, das unbedingt drin zu lassen. Liest man viel zu selten

Freut mich, dass ich was stehen lassen kann :)

Da fehlt mir der große Spannungsbogen, der Plot im Plot. Das sind sehr kurzerzählte Satanspakte, die mich so nicht treffen.

Okay, werde ich auch noch vertiefen.

warum lässt die sich überhaupt fangen, wenn sie sogar ihre Form wandeln kann?)

Über die Frage habe ich mir natürlich im Vorfeld reichlich Gedanken gemacht, und auch gedacht, dafür eine angemessene Lösung gefunden zu haben. Natürlich musste sie (die im übrigend gar keine Hexe sein soll) wissen, dass sie gerichtet wird, wenn sie nicht gerade vorsichtig handelt. Und deshalb hat der gute Asbury diesmal auch was im Korb gefunden und war somit der letzte, der etwas herausgenommen hat.


Auf jedenfall nochmals vielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar.
Ich werde mich, sowie ich die Zeit finde, daran setzen.

Beste Grüße
Shaper

 

Tach!

Hab mich durchgearbeitet durch das Stück und da ich sehe, dass du schon dran gearbeitet hast, kann ich mir vorstellen, dass es vorher noch schwieriger war, anstrengender.

Ich kann nicht sagen, dass mir der Text über die Maßen gefallen hat, zu verschwurbelt, ziellos schwingst du dich durch die Bilder. Ich fand das recht mühselig, hatte lange Zeit nicht auf dem Schirm, wohin genau die Reise gehen soll. Also auf die negative Art, wo es hier lang und dann wieder dort entlang geht. Und du weißt nicht recht, ist das jetzt der Hauptweg, dies hier oder der dort. Es gibt ja diese angenehme Art der Ziellosigkeit, wo sich am Ende alle Wege vereinen und dann mit einem großen Aha zusammengeführt werden.

Leider war das hier nicht der Fall; mir scheint, du bist dir uneins, was genau das Thema deiner Erzählung ist. Wenn du dich dann auf dieses einzelne Thema konzentrieren könntes ...

Die Erzählung dann von Asbury war recht fesselnd, wenigstens für mich. Vielleicht lag das am Slang, in dem der Monolog dargeboten wird. Ich war drin, das fand ich spannend, wenn du dich darauf hättest fokussieren können, vielleicht wär das eine richtig gute Story geworden.

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, werden Hexenverfolgungen bis zum heutigen Tage praktiziert.

Ich weiß, du hast den ersten Satz schon gekürzt und umgebaut. Trotzdem gefällt er mir noch immer nicht. Er kommt mir sehr technisch vor, das ist Beamtendeutsch (landläufige Meinung). Warum nimmst du hier nicht auch das Wesentliche und präsentierst es uns. Der erste Satz muss knackig sein, er muss sofort ins Geschehen reinziehen (was dieser hier bedingt auch tut).
Hexenverfolgungen werden bis zum ... oder
Bis zum heutigen Tage werden ...

Du verlierst nichts, wenn du auf den ersten Teil deines Satzes verzichtest.


Im Übrigen hat es eine ganze Weile gedauert, ehe ich mitbekam, dass die Story Mitte des 19.Jahrhunderts spielt. Vielleicht vorher einen kleinen Hinweis?

...mir aber liegen Berichte aus aller Welt vor — teils hochaktuell.

Bei diesem Adverb gingen meine Augenbrauen hoch. Passt m.M. nach überhaupt nicht da rein.

...für einen verwerflichen Betrag erstand,...

Das hier hat mir dagegen sehr gut gefallen :D

Ein Bahnhof existierte hier erst wenige Jahre.

Der aber war sichtlich heruntergekommen. Müll lag überall verteilt auf den Straßen, Wände waren vom Ruß der kohlenbetriebenen Züge geschwärzt, Menschen kippten Fäkalien geradewegs aus den Fenstern.

Die beiden Aussagen beißen sich gegenseitig. Da geht es zum Beispiel hin und her, und ich weiß partout nicht, wohin ich folgen soll.
Wenn der Bahnhof erst wenig Jahre existiert, ist es unwahrscheinlich, dass er schon so runtergekommen ist. Es fehlt mir an Authentizität.

...nachdem der lumpig gekleidete Führer mir aber seinen Preis nannte, war ich überaus empört
.

Hoho!!! Nicht nur empört war er, was ja an sich schon ein starkes Wort ist. Er ist überaus empört. Das ist zuviel des Guten und fast schon Satire.


Die ganzen Beschreibungen der Reise waren dann sehr sehr umständlich, es mäanderte so vor sich hin und wieder fehlte mir das Ziel, schon die Richtung.
Auch ist mir aufgefallen, dass du ziemlich willkürlich in deiner Kommasetzung vorgehst. Es gibt da schon bestimmte Regeln, gute Rechtschreibprogramme weisen dich auch wenigstens drauf hin.

Desweiteren solltest du mit Füllwörtern sparsam umgehen, im Idealfall findet man gar keine im Text.

Ich gewann diesem gesamt eindrücklichen provinziellen Bild wenig ab,...

...dessen Laken einige vergilbte Flecken aufwies,...

Alles, was man kürzen kann, ohne dem Bild zu schaden, sollte man auch kürzen. Zumal das hier eine Kurzgeschichte ist.:lol:

Vorbei an faltigen Fratzen, von denen die meisten meinen Gruß unbeantwortet ließen, warf die aufgehende Sonne nur träge Licht durch die auffällig eng gewachsenen Kiefern und Fichten.

Nein, ich kann damit einfach nichts anfangen, tut mir leid. Was meinst du damit?

Den Weg hin zu ihm beschreibst du mit jeder Menge Firlefanz, oft unnötig, dann aber die erste Begegnung mit York Asbury, die ja ziemlich wichtig ist, wird abgetan mit

Wir tauschten oberflächliche Formalitäten aus und er bat mich herein.

Ich denke, du vergibst hier eine gute Möglichkeit; der Mann ist ja wichtig für das Geschehen und verdient als solches doch eine genauere Beschreibung.

...auf einem Hocker, der mit wenig eindrucksvollem, aber trotzdem auffälligem Flechtwerk bespannt war.

Es gibt in dem ganzen Stück so viel unnützes Beiwerk, das sich hübsch anhören soll, aber auch rein gar nichts aussagt. Danach solltest du auf Jagd gehen und dann rigoros abschießen.

Auch hier:

...zeichneten nunmehr ein phantasmagorisches Porträt des Alten.

Das klingt aufgeblasen und rund, aber sagt doch nun gar nichts aus. Ich weiß überhaupt nicht, wie das gemeint sein soll. Ich kanns nicht greifen, es bildet sich in meinem Kopf kein Bild zu dem Alten.


Wie gesagt, die vorgetragene Geschichte hat mir gut gefallen, obwohl sie in keiner Weise mit der Rahmenhandlung korrespondiert. Da müsstest du wirklich noch dran arbeiten, stringent auf das Ziel zuschreiben, das du dir gewählt hast, und dann wird das auch ein schönes, rundes Ding.

Schöne Grüße von diesseits!

 

Hallo Shaper. Freut mich, dass du weiter an deiner Geschichte arbeiten möchtest.

Die Story hätte natürlich eben so gut in Afrika, Deutschland oder Lampukistan stattfinden können. Sollte nur dienen, um irgendein Setting aufzubauen. Speicher ich auch mal; sollte nicht zu viel Mühe kosten, das ganze nach Zentraleuropa zu verlegen

Neeeee, ist doch dein Bier. Wenn du die Geschichte auf der Insel geplant hast, musste dir da jetzt nicht grundlos Arbeit machen, nur weil da son verklemmter Engländerhasser wie ich daherkommt. Vielleicht bei einer anderen Geschichte ;)

(einmal nervt)
Wie meinst du das? Gibt es eine Alternative?

Keine Ahnung, wer der Mann ist, aber er hat recht: einmal mehr - ist Unsinn

(hier fehlt mir ein so hieß es, damit das stünde passt, sonst stand)
Kannst du mir bitte erklären, was du damit meinst? Eine Betitelung für das Projekt?

Ich meinte:

"Zuletzt drohte man mir sogar, das Projekt einzustellen, da mein bisheriger Erfolg, so hieß es, in keiner Relation zum finanziellen Aufwand stünde."

Mir fällt aber gerade auf, dasses dadurch nur kaschiert wird. Vielleicht mache ich da auchn Denkfehler. Ignorier, was ich gesagt hab oder frag Friedrichard, falls dich das interessiert, der hat bestimmt ne Antwort für dich!

kohlenbetriebenen
Sicher, dass das falsch ist?

Zu 99%.

Korrekt sind nachfolgende:

Batteriebetrieben. Wasserstoffantrieb. Kohlekraftwerk.

Nicht korrekt sind diese:

Batterienbetrieben. Wasserstoffeantrieb. Kohlenkraftwerk.

omnipräsenten (passt wohl irgendwie, finde ich aber unpassend)
Allgegenwärtig vielleicht besser?

Fände ich tatsächlich besser.

--

Was mir noch aufgefallen ist:

Zwar weitaus weniger ausgedehnt, als noch vor wenigen Jahrhunderten

Unschöne Dopplung.

Ich weiß, du hast den ersten Satz schon gekürzt und umgebaut. Trotzdem gefällt er mir noch immer nicht. Er kommt mir sehr technisch vor, das ist Beamtendeutsch (landläufige Meinung).

Die Aussage, dass das Beamtendeutsch ist, ist erstmal nur eine Behauptung. Dass der Satz Hanniball sehr technisch vorkommt, hat schon mehr Gewicht. Ist seine Empfindung. Ging mir ähnlich. Mir gefällt das im Gegensatz zu ihm. Dieses gestelzt Akkurate (dass du aber leider nicht immer authentisch vermittelst/durchhältst) passt zu deinem Protagonisten. Davon ab braucht der Satz kein Komma.

Vielleicht ist der ganze Satz auch unpassend. Unpassend im Sinne, dass er nicht zu deiner Geschichte passt. Weil anders, als er vermuten lässt, handelt deine Geschichte ja gerade nicht von aktuellen Geschehnissen, sondern greift solche aus dem vergangenen Jahrhundert auf. Eine Überlegung wäre es daher wert, die ersten drei Sätze komplett zu streichen

Ich gewann diesem gesamt eindrücklichen provinziellen Bild wenig ab,

Verliert der Satz etwas, wenn du das Unterstrichene streichst?

Unkraut verschlang Feld und Gut. Die beiden Gebäude, Holzverhau geflickt.

Holzverhau geflickt? Fehlt da ein Komma, oder so?

York Asbury saß mir gegenüber, auf einem Hocker, der mit wenig eindrucksvollem, aber trotzdem auffälligem Flechtwerk bespannt war.

Er sitzt auf dem Hocker. Verdeckt er damit nicht die Sicht auf den Bezug? Oder geht der noch seitlich weiter runter?

Sogarn Arzt aus der Stadt hatter geholt. Geld hat der gekostet, jemacht hatter nix.

Jeholt? Jekostet?

Mehrfach tippte er auf den Bezug des Hockers, auf den er saß.

Hat das Tippen etwas zu bedeuten?
Auch: auf dem er saß

--

Habe heute den Rest deiner Geschichte gelesen. Hatte Schlimmeres erwartet :)

Gar nich so übel, die Stimmung gut eingefangen. Alles noch sehr unbehauen, aber joa, hat mich ein wenig (ein klitzklein wenig, wir wollen's ja nicht übertreiben) an Stephen King erinnert. Seine Bücher sind ja eher im zwanzigsten Jahrhundert angesiedelt, aber Stimmung und Erzählstruktur der zweiten Hälfte deiner Geschichte haben mich an Stoffe aus seiner Feder erinnert. Auch das Thema hat er irgendwo mal aufgegriffen.

Habe aber nicht verstanden, warum der Korb immer auf der Weide stand und wieso die Besitzerin immer weg war, wenn Asbury da reingeguckt hat. Oder hat er das in ihrer Anwesenheit getan?

Die Bedeutung des letzten Absatzes erschließt sich mir leider überhaupt nicht, dabei war das doch eine Art Plottwist, oder? Ich dachte, der Korb war vorher immer leer, ergo ist der Korb doch dann das erste Mal nicht leer gewesen. Wie kann er dann das Ding ein zweites Mal begraben? Wann hat er es das erste Mal begraben?

Bis dann,
Analog

PS:

Ob das jetzt besser ist? You decide.

Ne, du ganz allein!

Du sollst zwar nicht mehr Spaß beim Schreiben haben, als ich (der Leser) beim Lesen, aber deine Geschichten müssen in erster Linie dir gefallen. Wie sollst du hinter ner Geschichte stehen, wenn sie dir selbst nicht gefällt?

 

Man, dass ich mir so was antu, wie jeden Beitrag zum Wettbewerb, jeden Text eines/einer Challenge durchzusehen und dann noch Horror, den ich nicht mal in seinen deutschen Anfängen mit E. T. A. Hofmann durchgehalten habe, wiewohl der sich aus kleinkindlicher Er„fahrung“ auf holprigen Wegen

in ungefederten Pferdekutschen erklären lässt
und somit historisch belegbar ist
im Rumpeln und Pumpeln, Schlamm und Pferdemist
(der übrigens weniger Gestank verbreitet als der menschliche und zudem noch nahrhaft ist für anderes Getier und sich sogar für die Verfeuerung eignet) in früher Kindheit.

Und dann gefällt mir tatsächlich Deine antiquiert wirkende Sprache, die ich im nachhinein als einen (mehr oder doch eher [zumindest jetzt noch] weniger) gelingenden Versuch über und aus den Anfängen der Horrorliteratur in der Romantik (die zeitgleich auch die Gattung „Historik“ gebiert) zu begreifen.

Aber,

lieber Shaper -
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts,

im Gegensatz zur landläufigen Meinung, werden Hexenverfolgungen bis zum heutigen Tage praktiziert, wie man aus dem Gejammer von Uber (“get a ride in a minute!“) über „seine“ Fahrer und mehr als 6.000 Übergriffe/Anzüglichkeiten, kurz: Belästigungen in den Taxen gerade eben er„fährt“. Kann es einen intimeren Ort geben als eine Blechkarosse? Da wird das Hexen-ein-mal-eins ganz neu geschrieben durch den Hexenmeister, den Teufelskerl von Uber-Fahrer.

Deine Geschichte spielt im 19. Jh. wie man nicht nur an der Sprache, sondern schon allein aus diesem Satz erkennt

Die Notizen, die ich von einem zwielichtigen Händler in Barkin für einen verwerflichen Betrag erstand, stammten aus dem späten 18. Jahrhundert — demnach keine sechzig Jahre zurückliegend, was ich nach ausgiebiger Begutachtung der Stücke bestätigen konnte.
und da tu ich mal so, als wäre es "Historik".

Und noch etwas über mich: Ich erzähl grundsätzlich keine Geschichte nach. Nicht dass Du meinst, das Gedächtnis sei nicht mehr in Ordnung, aber Dein Text will doch gelesen werden und ist es nicht so, dass die Nacherzählung in die Schule gehört, um das junge Gehirn zu trainieren und die Fähigkeit zu üben, wichtigeres vom unwichtigeren zu unterscheiden. Ich werd mich also aufs Formale beschränken – und da ist eh noch genug zu tun. Gleich hier:

Zwar weitaus weniger ausgedehnt[...] als noch vor wenigen Jahrhunderten in ganz Europa, …
Kein Komma, die vergleichende Konjunktion „als“ leitet keinen ganzen Satz, sondern einen bloßen Vergleich an (gilt für „wie“ genauso, um jetzt nicht jedes bisschen kommentieren zu müssen)

…, mir aber liegen Berichte aus aller Welt vor —* teils hochaktuell. Bedauerlicherweise nur keine Lokalen**, nach denen ich akribisch stöberte.
* ob halbgeviertelt oder ganzgefünftelt und gewürfelt ist mir egal, der Quatsch kommt erst mit der Mechanisierung der Schrift auf, handschriftlich und somit grafisch haben Gedanken-, Binde- und sonstige Striche Längen nach Fähigkeit, Lust, und Laune und einer halbblinden/-tauben Nuss wie mir trotz grafischen Talentes ist das Schreiben mit mm-Maßen eh unnötig/-möglich (ich wollte mal Grafiker, nicht technischer Zeichner werden) und auch nicht erkennbar – etwa auf einem kleinen Bildschirm wie jetzt, aber ** warum verwechselstu ein Adjektiv („lokal“) mit Kneipen und anderen „Lokalitäten“?
Es liegen Dir schlicht keine „lokalen“ Berichte vor ...

Als Fellow an der Fakultät für neuzeitliche Geschichte[...] der Universität Cambridge unterstellt, wurde ich …
vgl. zuvor am Anfang, warum also das Komma?
Weg mit ihm!

... Professor Hale höchstpersönlich unterrichtete mich über die Wichtigkeit dieser Arbeit.
Mal zur Abwechselung ‘ne sprachliche Verfeinerung (also keineswegs Falschem)
Warum die Substantivierung des adjektivierten „wichtig“, wenn die patzipierte Form von „wiegen“ im „Gewicht“ eleganter und zugleich kürzer wirkt? Klingt es nicht intessanter als „Wichtigkeit“ wenn dort stünde „über das Gewicht der Arbeit“?

Da auch meine Karriere davon profitieren sollte, scheute ich keine Mühen.
Da hol ich ein wenig aus, denn das ist die bürokratische adhortatiefe Frage, „haben Sie Kinder?“ und ich antworte sprachlich korrekt „nee“ und hab doch eines. Also warum Mühen scheuen wenn (singulär) eine, eben die Mühe reicht?

Worauf ich jedoch stieß, sollte mich meinen Auftrag nie zu Ende bringen lassen. Es gibt eben Dinge, die in keinem Geschichtsbuch zu finden sein sollten.
Warum so gezwirbelt ein verbales Trio? Oder ist das das elfte Gebot, Du sollst nicht …?
Warum nicht einfach „zu finden sind“?

Und dann ein erster Höhepunkt, der eigetlich nicht passieren sollte, in der Verwechselung von „gelangen“ (Prät. „gelangte“) und „gelingen“ (Prät. „gelang“)

Nach wochenlanger[,] erfolgloser Recherchen gelang[te] meine Motivation an einen Tiefpunkt
das Komma zwischen dn gleichrangigen Attributen ließe sich z. B. vermeiden durch das Format „nach wochenlang erfolgloser Recherchen“, wobei das erste Adjektiv das zwote verstärkt …

Von hieran aber gab es keine andere Option, als eine Kutsche zu nehmen.
Besser schlicht „Ab hier ...“ oder „Von hier an ...“

Müll lag überall verteilt auf den Straßen, Wände waren vom Ruß der kohlenbetriebenen Züge geschwärzt, Menschen kippten Fäkalien geradewegs aus den Fenstern.
Das braucht lange vor der ersten Diesellok oder gar elektrischen Eisenbahn nicht erwähnt werden und der Ruß herrschte im Ruhrgebiet und anderen Industriegebieten bis in die 1970er Jahre vor … also keine spezifische Erscheinung des beginnenden Industriezeitalters.

„Was suchen se denn in der gottverlassenen Ecke?“, wollte er noch wissen, als ich schweigend Brille und Notizen hervorkramte; und gab die Zügel.
Wurde im 19. Jah. nicht eher mehr als heute auf die Höflichkeitsform geachtet?
Da musstu alles noch mal durchsehen, denn Dialekte und Soziolekte folgen durchaus der je aktuellen Grammatik ...
Aber zugleich Wortspiel von Eisenbahn („Zug“) und „Zügel“ … schön!

Erwähnt wird auch ein Weidenkorb, der …, aber schlu[ss]endlich nicht mehr auffindbar war.

„Das is weniger, als wir abgemacht hatten“, fauchte er, nachdem ihm das Wälzen der Groschen in dem kargen Licht, das die Wipfel unter sich aufteilten, sichtlich schwer fiel.
„Groschen“ - also doch Ochsen- statt Oxford?

Ich entlockte der Wirtin unter Vorwand eine Wegbeschreibung, zu dem von mir Gesuchten,* der schon seit jeher einen Bauernhof unterhielte und sogar noch lebte.
Das find ich selten hierorts, dass jemand ohne Zwang Kommas setzt. In der Weltliteratu kommt das z. B. bei Kleist vor, aber der war eher Dramatiker und verstand die Zeichensetzung – seine spezielle – zugleich als Regieanweisung (was heute unter Theaterleuten immer noch üblich ist). Also bitte keine Regieanweisungen …

... und wiesen tiefe Risse auf, aus denen ein eitriges[,] schwarzes Sekret hervorquoll.
s. o., auch zur Vermeidung des KOmmas (hier dann "eitrig schwarzes" zB)

Interessiert hats da aber auch noch niemanden[...]…
Direkt am Wort behaupten Auslassungspunkte, dass da mindestens ein Buchstabe fehle. Den hab ich nicht gefunden, schon gar nicht vermisst. Also immer ein Leerzeichen zwischen letztem Buchstaben und Auslassungspunkte. Im anderen Fall ist eh der Apostroph viel rationeller

„Das war hier früher nen fröhliches Örtchen, wissen Se?
Guck an, da ist der Beleg, dass es mit der Höflichkeitsform auch im Dia/Soziolekt klappt ...

Konnt ja niemand nich wissen, wies ausgehn würd.“
zumindest "wies" sollte apostrophiert daherkommen

Er legte sich die Finger ans Kinn.
Warum das Reflexivpronomen? Befürchtestu (Du siehst an der Endung, dass ich auch einiges zusammenzieh. Das ist aber kein Dia- oder Soziolekt aus'm Ruhrpott, sondern eine Endung aus dem mhd.), der Leser könnte vermuten, dass „er“ seine Finger ans Kinn des Erzählers legte?

Sah erstmal nich gut aus für die Mutter des Kleinen.
Trotz allem „erst mal“ auseinander, weil eigentlich ein „erst einmal“

Sogarn Arzt aus der Stadt hatter geholt.
Warum jetzt nicht „jeholt“? Und's geht nicht um „Garn“, sondern um ein zusammengezogenes „sogar einen Arzt ...“, da haben wir ein gerade erwähntes Apostroph „sogar‘n“, kannze mich jlauben! (Ruhrlatein)

Mittlerweile kaute sich Asbury am Daumennagel herum.
Ob’s wirklich einer war[...]- das wusste niemand nich.

Und zuletzt, wo alles überstanden erscheint, schnappt die Fälle-Falle zu
Mehrfach tippte er auf den Bezug des Hockers, auf de[m] er saß.

Ich fass mal zusammen, dass Du konzentrierter arbeiten musst – um etwa den Slang durchzuhalten (wie natürlich alles andere auch). Z. B. einmal entschieden, die Vorsilbe „ge…“ mit „je...“ zu ersetzen, vllt. sogar jedes g.
Nun, die blumigen Adjektive wie überhaupt übermäßige Beschreibungen einzusetzen, die letztendlich nix zur Geschichte beitragen, wegzulassen usw. Die Kunst der Auslassung bringt die Kurzgeschichte nahe zur Lyrik – weshalb diese ja auch gelegentlich hierorts verfolgt wird, wie das eben in der Verwandtschaft so ist …

Aber:
Kurz und gut, ich bin guter Dinge, dass es was wird! Ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. - Was hätte der auch davon - außer einem gebrochenen Genick.

Tschüss und einen guten zwoten Adventssonntag vom

Friedel

 

Hallo @Shaper

in deinem Profil schreibst du, dass du harte Kritik suchst. mit dieser Einstellung, dem Abwägen, welche Empfehlungen du annimmst, welche nicht, verbunden mit der Überarbeitung des Textes, kannst du dein Schreiben mMn entwickeln. Willkommen bei den Wortkriegern!

Ein historisches Thema zu wählen zeugt von Mut, weil man recherchieren muss, sich nicht allein auf eigene Imagination verlassen kann, um einen authentisch klagenden Text schreiben zu können. Manches gelingt dir, manches nicht. Die Angelegenheit eines Dorfes im 19.Jahrhundert wird zB. spürbar. Wie langsam eine Kutschfahrt damals auf schlechten, kaum befestigten Wegen vonstatten ging, das erkenne ich nicht. Zu Fuß wäre er schließlich kaum langsamer gewesen. (habe ich selbst mal für eine eigene Geschichte recherchiert. Und was völlig unglaubwürdig ist: warum sollte es in ein so kleinen Dorf eine Herberge geben. Ich habe kürzlich eines Reisebericht eines Mannes gelesen, der Anfang des 19. Jahrhunderts beschlossen hat aus der Leipziger Gegend nach Italien zu reisen. (Übrigens im Winter zu Fuß die Alpen überquert hat) und immer wieder davon brechet, dass er irgendwo bei einem Bauern in der Scheune übernachten musste. Manchmal hatte der Bauer selbst nicht genug zu essen, um es dem Reisenden anbieten, verkaufen zu können.)

Die von dir verwendete Sprache klingt teilweise unbeholfen. Dein Erzähler schreibt die Geschichte um 185o, wenn ich richtig aufgepasst habe. So klingt er aber nicht, auch wenn du dich bemühst. Viel spannender hätte ich als Erzähler einen Stundeten aus der Heutigen zeit gefunden, der die Aufzeichnungen deines Erzählers findet. (Gut, dann hättest du eine zusätzliche Ebene). An der sprachlichen Gestaltung, der Perspektivwahl und all dem lässt sich jedoch arbeiten. Ich freue mich auf die überarbeitete Version und weitere Texte von dir.

Bedauerlicherweise nur keine Lokalen, nach denen ich akribisch stöberte.
lokale Quellen?

Nach wochenlanger erfolgloser Recherchen gelang meine Motivation an einen Tiefpunkt.
Recherche. Aber der ganze Satz krankt. Motivation, die auf dem Tiefpunkt ankommt klingt zu modern

ie Notizen, die ich von einem zwielichtigen Händler in Barkin für einen verwerflichen Betrag erstand, stammten aus dem späten 18. Jahrhundert — demnach keine sechzig Jahre zurückliegend,
aus deicer Anmerkung entnehme ich, dass der Erzähler etwas 1850 seinen Bericht schreibt.

als ich schweigend Brille und Notizen hervorkramte; und gab die Zügel.
also er sitzt selbst auf dem Kutschbock?

Was es jedoch besonders brisant machte, ist die unglaubliche Tatsache, dass die erwähnten Ereignisse nur etwas mehr als ein halbes Jahrhundert zurücklagen.
warum erwähnst du die Zeitangabe erneut?

Ich entlockte der Wirtin unter Vorwand eine Wegbeschreibung, zu dem von mir Gesuchten, der schon seit jeher einen Bauernhof unterhielte und sogar noch lebte.
wie gesagt: an die Herbert glaube ich nicht. Und was hält ihn davon ab, zu fragen?

Gegenüber des scheußlichen Anblicks bot sich in mir ein instinktives Ressentiment auf.
hier ein weiterer verunglückter Satz. Warum schreibst du das so kompliziert? Er ekelte sich instinktiv angesichts des scheußlichen Anblicks.

da hätt’s eh nich mehr jereicht mit der ganzen Arbeit hier aufm Feld und alles, um noch’ n Kind durch den Winter zu bringen. Ich musste ja was tun. Das verstehn Se doch, oder?“ Ich nickte knapp ab.
Berliner Dialekt, wa? Mm, weiß nicht, ob das passt. Aber die Hoffnungslosigkeit, auch die Härte des damaligen Denkens zeigst du gut, finde ich.

Mehrfach tippte er auf den Bezug des Hockers, auf den er saß. Seine Miene war wie eingefroren, als er mir schilderte, was mich dazu veranlasste, unverzüglich abzureisen.
etwas mehr mystische Elemente hätten mir ganz gut gefallen.

Das Ding darin nahm er heraus; und vergrub es ein zweites und letztes Mal hinter der alten Scheune. Genau dort, wo heute das kränkliche Scheusal seine miasmatischen Wurzeln in den Boden treibt.
eigentlich ein hübschbedrohlicher Ausgang, der noch wirksamer wäre, wenn der Erzähler aus der Jetztzeit heraus erzählen würde.

viele Grüße aus der Glühweinwelt
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Unbekannter @Shaper,

mein Ziel ist es, alle Texte der Challenge zu kommentieren, jetzt ist deiner dran. :D

mir aber liegen Berichte aus aller Welt vor teils hochaktuell
such mal nach dem richtigen, der Strich ist zu lang.

Bedauerlicherweise nur keine Lokalen, nach denen ich akribisch stöberte.
Lokalen klein, da es sich auf Berichte im Vorsatz bezieht.

die ihrerseits selbst große Summen investierten
Doppelmoppel.

verschafft uns das einen erheblichen Vorteil
Konjunktiv: verschaffte oder würde uns verschaffen.

Nach wochenlanger erfolgloser Recherchen gelang meine Motivation an einen Tiefpunkt
gelangte

als ich ein lädiertes Bündel Aufzeichnungen über sonderbare Ereignisse in die Finger bekam
Sonderbare Ereignisse würde ich präzisieren. Ich denke, es geht um Hexenverfolgung?

Die Notizen, die ich von einem zwielichtigen Händler in Barkin für einen verwerflichen Betrag erstand, stammten aus dem späten 18. Jahrhundert — (–)demnach keine sechzig Jahre zurückliegend(–), was ich nach ausgiebiger Begutachtung der Stücke bestätigen konnte.
Also entweder packst du die Apposition komplett in Kommata oder in Gedankenstriche, aber nicht in einen Mix aus beidem.

anderen Spuren konnte ich allerdings, aus Mangel an Alternativen, ohnehin nicht nachgehen.
beide Kommata können weg.

nachdem der lumpig gekleidete Führer
wie kleidet man sich lumpig? Die Kombi passt nicht. … der in Lumpen gekleidete ...

Exaltiert wandte der seinen Blick suchend in alle Richtungen
Exaltiert passt nicht, wir sind nicht auf einer Cocktail-Party, weißt? Versuche eine gruselige Stimmung zu schaffen mit passenden Beschreibungen.

und gab die Zügel.
hä?

Es wird beschrieben,
Es wurde beschrieben.

Willows Trunk nannte es sich
Das Mädchen? Bezug unklar.

um welche Art Ereignisse es sich genau handelte.
um welche Art Ereignis ...

aber schlußendlich nicht mehr auffindbar war
schlussendlich. PQP: nicht mehr auffindbar gewesen war.

Ich gewann diesem gesamt eindrücklichen provinziellen Bild wenig ab,
provinziell passt nicht. Das stört genau so wie das "omnipräsent", "phantasmagorisch", "miasmatisch" und das "exaltiert", weil es aus dem Duktus fällt und mich aus der Story kickt. Ich frage mich da nur: Wo ist der Nutzen für die Geschichte? Will der Autor mir zeigen, dass er Fremdwörterisch kann?

Ich entlockte der Wirtin unter Vorwand eine Wegbeschreibung, zu dem von mir Gesuchten ...
Lies den Text am besten laut vor, dann hörst du es selbst. "Ich entlockte der Wirtin unter einem Vorwand die Wegbeschreibung zu dem von mir Gesuchten …"

Das Mahl, das mir serviert wurde, war aber wenig schmackhaft — erfüllte aber immerhin seinen Zweck.
Spätestens jetzt nerven die vielen aber. Versuch mal, die auf das Minimum zu reduzieren.

und farbloser ausfiel, als mir lieb sein wollte
nur beim zeitlichen als ein Komma, bei Vergleichen nicht. Auch hier: beinahe, wie Blei es täte.

Gegenüber des scheußlichen Anblicks bot sich in mir ein instinktives Ressentiment auf.
sorry, der Satz ist ein Unfall.

Nachdem ich unnötig in die Länge gezogenem Knarren der Dielen, hinter der Tür lauschen musste,
Warum schriebst du das so unverständlich?

York Asbury saß mir gegenüber, auf einem Hocker, der mit wenig eindrucksvollem, aber trotzdem auffälligem Flechtwerk bespannt war. Ich unterrichtete ihn indes von meiner Absicht, Erkenntnis über die sonderbaren Ereignisse (zu) gewinnen zu können. Ich wollte mein Interesse just begründen, doch schnitt er mir jäh das Wort ab.
Du könntest den Text verschlanken und überflüssige Beschreibungen sowie Blähwörter streichen.

als da die komische Frau plötzlich im Dorf auftauchte
was ist komisch an der Frau? Das kickt mich aus dem Text. Schreib doch einfach: als diese Frau im Dorf auftauchte.

Nen gutes Kind war das
nen ist die Kurzform von einen (Hast du mal nen Hammer). Einen guten Kind war das?

Sorry, die ganze Umgangssprache in der wörtlichen Rede ist mir zuwider. Das passt mMn einfach überhaupt nicht zu der altertümlichen Ausdrucksweise, um die du dich ansonsten bemühst.

Er ist ein weiteres Mal auf die Weide gegangen. Den Korb fand er, wie bereits zuvor. Das Ding darin nahm er heraus; und vergrub es ein zweites und letztes Mal hinter der alten Scheune. Genau dort, wo heute das kränkliche Scheusal seine miasmatischen Wurzeln in den Boden treibt.
So hätte ich mir den ganzen Text gewünscht. Knappe, gerade Sätze, die den Inhalt transportieren, statt als Schleier vor ihm zu stehen.

Man kennt das Szenario: Fremder kommt ins Dorf, wird mit Misstrauen beäugt und nur ungern geduldet. Niemand redet mit ihm, alles ist abweisend und fremd. Das wird bei dir gebrochen durch den redseligen Alten, der daher berlinert und ich frage mich: weshalb erzählt der Alte das alles? Welchen Vorteil zieht er daraus? Sie treffen aufeinander, tauschen oberflächliche Formalitäten(was soll das sein?) aus und der Alte fängt an zu reden. Hä? Ist da ein Reporter zu Besuch, der Geld für ein Interview bezahlt, oder wie? So geht mir das zu einfach.
Die Geschichte hinter der teils verschwurbelten, uneinheitlichen Sprache finde ich spannend, doch an der Umsetzung solltest du nach meiner persönlichen Meinung noch richtig ackern, um den Text zum Fließen zu bringen. Meine Tipps wären: Gerade Sätze bauen, alles Verbastelte umformulieren oder streichen, ebenso Füllwörter und redundante Adverbien, keine kapriziösen Formulierungen nach vorne stellen, sondern der Handlung raum geben, das Geschehen an sich wirken lassen. Da ist ein einfacher Satzbau oft hilfreich.
Der Tell-Anteil in deinem Text ist gerade am Anfang sehr groß, du überlastest den Text mit Erklärungen was, wie und warum.. Einiges ließe sich durch szenische Darstellung auflösen, z.B. durch einen Dialog zwischen dem Fellow und Professor Hale, in dem du einen Großteil der Ausgangslage verpacken könntest. Warum erlebe ich als Leser nicht, wie er das Bündel Aufzeichnungen findet? Warum lese ich nicht, was darin steht? Warum nutzt du seinen Eifer nicht, um eine Dynamik in die Handlung zu bringen? Du schreibst nur, er folgt dieser Spur aus Mangel an Alternativen und das zeigt mMn exemplarisch das Dilemma, warum der Text nicht so richtig aus den Puschen kommt.

Peace, linktofink

 

Hallo @Shaper,

bei Dir mache ich es jetzt recht kurz mit meinem Kommentar, denn Du hast schon länger nicht mehr geantwortet und oben schon eine Menge Input bekommen, den man ja auch erst einmal verdauen muss. Ich weiß wie das ist und es kostet auch eine Menge Zeit und Energie, die vielen Kommentare zu verarbeiten, einzuordnen und auf den Text anzuwenden.

Ich kann Dir nur sagen, dass mir das für Horror zu wenig gruselig war. Das liest sich so berichtsartig, dass ich gar nicht richtig in den Text reingekommen bin. Bei Hexe denke ich auch immer an das Blair Witch Project, da gruselt es mich wirklich, wenn man sich drauf einlässt, aber hier war das nicht der Fall.

Und da komme ich zu meinen Input, der Dir vielleicht hilft. Wenn ich an genanntes Blair Witch Project denke, dann gruselt es einen so, weil es so authentisch wirkt und man mit den Protagonisten mitfühlt.

Deine Strategie bei Deiner Geschichte - auf das Blair Witch Project übertragen - ist, nicht live dabei zu sein, sondern später einen Historiker oder Journalisten herausfinden zu lassen, was passiert ist und das dann berichtsartig zu erzählen.

Das ist aus meiner Sicht vom Ansatz her schon wenig erfolgversprechend.

Vielleicht kannst Du damit etwas anfangen.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @Shaper ,

bis auf das Ende deiner Geschichte, das mich doch enttäuschte, ich hatte da eindeutig mehr erwartet, finde ich deine Geschichte vom Plot her ziemlich gut.
Also fang ich mal mit dem Ende an. Ja, da hätte ich detailreichere Angaben zu dem Ding im Korb gut gefunden, du nimmst ja immerhin den Leser bis zu diesem Schluss fest an die Hand, überlässt es nicht dem Zufall, was er erfahren soll und was nicht und am Ende gibst du die komplette Auflösung nicht preis. Schade.

Ansonsten hatte ich eine Weile gebracht, um zu verstehen, weshalb der Icherzähler so ausholend berichtet, bis mir klar wurde, dass es damals wohl in diesem Stil auch so getan wurde. Berichte von damals dürften in dieser Ausführlichkeit abgefasst worden sein.
Das ist ja der Unterschied zum Zeitalter des Fernsehens und der Zeit davor. In der Zeit davor muss ausführlich auf das ganze Drumherum geschildert werden, also wie die Gegend aussieht und viel Beschreibendes, während man als Fernsehgucker ja praktisch irgendwann schon alles gesehen hat, weiß wie die Alpen aussehen, die Berge, aber kennt auch Strand und Meer und so weiter.
Insoweit ist es recht gut integer, wie du an die Handlung rangehst und dein Schreibstil bleibt im vermuteten Stil der damaligen Zeit.
Du baust auch Spannung auf, wenn auch man es nicht mit einem heutigen Thriller vergleichen kann. Da geht alles rasanter und schnelllebiger zu.

Was mir an dieser Geschichte fehlt ist so ein wenig die dicke Portion Horror, da verschenkst du mir zu viel an Möglichkeiten.
Achso: der Titel: er klingt sehr interessant, aber ich hab mir jetzt nicht die Mühe gemacht, ihn mal zu googeln. Was bedeutet er?
Auf jeden Fall ist er nicht so langweilig wie "die Hexenverfolgung" oder "die Hexe" etc.

Bisschen Textliches:

Worauf ich jedoch stieß, sollte mich meinen Auftrag nie zu Ende bringen lassen.
Das sind so die Sätze, die den Leser fesseln. Gut gemacht.

. Es gibt eben Dinge, die in keinem Geschichtsbuch zu finden sein sollten.
Ja, aber mit dem Wort "Geschichtsbuch" nimmst du wieder ein wenig Spannung raus. Weil natürlich hat nicht alles in Geschichtsbüchern aufzutauchen, sondern nur wirklich wichtige zeitprägende Dinge. Aber hier möchte ich das vielleicht nicht so wissenschaftlich aufbereitet wissen. Wie wäre es, wenn man es, weil es so gruselig ist oder jetzt noch so viel Schaden anrichten könnte, es nicht weiter erzählt werden kann? Das wirft dann noch mehr Fragezeichen für den Leser auf.

Nach wochenlanger erfolgloser Recherchen gelang meine Motivation an einen Tiefpunkt.
Ich bin da leider wenig sattelfest, aber ich würde "gelangte" schreiben, aber eigentlich würde ich das Wort gelang in Zusammenhang mit Motivation sowieso nicht verwenden. Eher "erreichte".
Die Notizen, die ich von einem zwielichtigen Händler in Barkin für einen verwerflichen Betrag erstand, stammten aus dem späten 18. Jahrhundert — demnach keine sechzig Jahre zurückliegend, was ich nach ausgiebiger Begutachtung der Stücke bestätigen konnte.
Ab hier weiß ich erst, in welcher Zeit es spielt.

Alles hatter versucht. Sogarn Arzt aus der Stadt hatter geholt.
Ich habe mir noch nie Gedanken drüber gemacht, wie ins Deutsche übersetzt, ein einfacher Mann aus Norfolk reden würde, nur so wie du es hier alles geschrieben hast, wirkt es auf mich eher wie ostpreussisches/masurisches Eingefärbtes. Das fand ich ein bisschen aus der Atmosphäre reißend.

n den Korb von der Frau jegriffen,
jegriffen klingt auch so... siehe oben

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo @Shaper,

die Sprache fällt natürlich als erstes auf, dieses bewusst auf anno dazumal Getrimmte. Ist immer schwierig, das einen ganzen Text lang durchzuhalten, bin gespannt. Was ich abschreckend finde: Oxford und Cambridge. Da kommen halt neun von zehn Leuten mit um die Ecke, wenn sie an Elite-Unis denken. Kann man jetzt sagen, ist für die Geschichte von untergeordneter Bedeutung, aber ich denke, auch an solchen Kleinigkeiten entscheidet sich, wir frisch eine Story rüberkommt. Ich würde recherchieren und etwas nicht ganz so Erwartungsgemäßes nehmen.

Nach wochenlanger erfolgloser Recherchen
Wollte es gerade korrigieren, da habe ich gesehen, dass es schon in der ersten Rückmeldung auftaucht. Um solche Stolperfallen würde ich mich immer als erstes kümmern, die sind im Gegensatz zu inhaltlichen Sachen ja auch schnell gemacht. Jedenfalls werde ich jetzt weitere Vertipper etc. ignorieren.

sonderbare Ereignisse in die Finger bekam.
Das meinte ich. Etwas "in die Finger" bekommen klingt doch ganz anders als der Rest. ... Als ich schließlich überraschend einiger Aufzeichnungen habhaft wurde ...

Menschen kippten Fäkalien geradewegs aus den Fenstern.
Ich bin kein Eisenbahn-Historiker, aber dass die Leute am Bahnhof einfach Scheiße aus dem Fenster werfen, ich weiß nicht. Da denke ich eher ans Mittelalter oder die Frühe Neuzeit. War Bahnfahren nicht auch erstmal was für die oberen Zehntausend? Das Gejammer über einen vermüllten Bahnhof kommt mir ebenfalls sehr ... gegenwärtig vor.

Folgen se einfach dem Pfad da drüben.
Den Kutscherslang finde ich unpassend.

wo se hinjehört oder herkam.
Auch hier, mich reißt das eher raus, als dass ich das jetzt als besonders realitätsnahe Sprache empfinde, was ja vermutlich die Absicht ist.

Kindbettfieber hat der Doktor jesagt
Je länger das geht, desto störender finde ich es. Authentischer Klang mit aller Gewalt. Mal abgesehen davon, dass die ja eigentlich Englisch sprechen.

Das bizarre
Der einfache Mann benutzt hier ein großes Wort, das ich ihn nicht benutzen höre (B).

Bei allem Gemeckere hattest du mich in Hälfte eins. Diesem Erzähler mit seiner unterschwelligen Arroganz wäre ich gern gefolgt auf dem Weg in sich langsam steigerndes Grauen. Ich kann dir ganz genau sagen, wo ich rausgeflogen bin: Diese Endlos-Erzählung des Einheimischen da. Nicht nur wegen der Sprache. Bei Emily war ich noch dabei, wirklich gespannt. Dann kommen so viele unterschiedliche Leute und Ereignisse, da fehlte mir der rote Faden. Aber selbst da war ich noch nicht komplett fertig mit der Story. Ich hab mich drauf gefreut, dass der Zausel mit seinem Gestotter durch ist und die Geschichte weitergeht. Aber dann rumms. Dieser letzte Absatz, wie ein Platzhalter, weil du die Geschichte später noch zu Ende schreiben willst. Als wäre dir beim Schreiben ein dringender Termin eingefallen.

Viele Grüße
JC

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom