Hallo Jimmy
Er stand auf und trat hinter sie.
Damit könntest du beginnen, der Rest ist doch für den weiteren Verlauf völlig unwichtig.
Die Geschichte würde so noch kürzer. Das würde mich das zwar nicht stören, wäre meiner Ansicht nach aber doch fraglich. Was mir dann nämlich fehlen würde, wäre, dass man keinen Eindruck davon bekäme, was ihn zuvor «leichthin» erfreute. Ohne diesen Eindruck wäre die Geschichte noch schwieriger zu verstehen. Ist aber doch aufschlussreich, wie das wirken würde:
Cornelia, oh, Cornelia
Ach, die süße, liebe, zarte, gefolterte und gemarterte Cornelia!
Er stand auf und trat hinter sie. Mit beiden Händen umfasste er ihre Hüfte und drückte, da sie verharrte, seinen Schoß gegen ihr Gesäß. Er musste nur kurz warten, bis sie den Druck erwiderte. Schon bald begann sie sich in seinen Armen zu winden, stöhnte leise und klagte, dass sie zwar lieber bei ihm bleiben würde, dass sie aber arbeiten gehen müsse, außer vielleicht …
Aber das war es nicht, was er wollte. Er wollte den Reiz des Flüchtigen nicht zerstören, indem er mehr wollte, als leichthin möglich war. Und obschon ihm die Sache ein wenig gemein vorkam, sie lies sich gerne in dieser Weise reizen, bis zu einem gewissen Grad gleichsam martern und foltern, die süße, liebe und zarte Cornelia.
Die Geschichte würde härter wirken. Man könnte dann wirklich meinen, das Augenmerk liege auf dem Sex.
Du verortest diesen Text auch im tristen Alltag, das passt für mich auch nicht zu seinem ästhetischen Kriterium, wie du das nennst.
Zugewiesen sind der Geschichte zwei Stichworte. So, weil sich in ihr Alltag und Erotik mischen: Sie schaut, ob sie einen Schirm braucht, und er sieht dabei, wie reizend sie ist. Zwischen diesen Polen spannt sich der Bogen der Geschichte. Darum mutet die Geschichte auch an wie
Gabi und Heinz haben 50 shades gelesen
Man könnte das so formulieren:
So «scharf» wie du darauf hinweist, scheinst du das allerdings in einer abschätzigen Weise zu verstehen.
Das mit dem "leichthin", das ist für mich auch verquer in seiner Logik. Entweder er will den Reiz des Flüchtigen nicht zerstören, oder er will Sex, was ja leichthin möglich gewesen wäre. Diese Kombi in dem Satz ist für mich missverständlich.
Sex wäre für ihn in der Situation nicht leichthin möglich gewesen.
Außerdem frage ich mich, ob die Perspektive richtig gewählt ist. Vielleicht solltest du den Text besser auf sie, auf Cornelia fokalisieren. Das würde dem Text mehr Möglichkeiten einräumen, denke ich.
Was du dir vorstellst weiß ich nicht. Eine konkrete Möglichkeit nennst du jedenfalls nicht. Probeweise habe ich deine Hypothese umgesetzt. So wirkt dieselbe Geschichte, wenn statt auf ihn auf sie fokussiert wird:
Cornelia, oh, Cornelia
Ach, die süße, liebe, zarte, gefolterte und gemarterte Cornelia!
Heute wurde sie, bevor sie um Elf arbeiten gehen musste, noch von ihrem Heinz besucht. Beide setzten sich in die Küche, tranken einen Kaffee und genossen ein englisches Gebäck namens Scones, das sie noch im Kühlschrank liegend gehabt hatte.
Sie plauderten eine Weile, und als die Uhr über der Tür die Stunde anzeigte, da sie zur Arbeit gehen musste, ging sie ans Fenster und schaute hinaus. Frühmorgens hatte es geregnet, und obschon es inzwischen aufgehört hatte, wollte sie sich noch versichern, ob sie vielleicht nicht doch einen Schirm brauchen würde.
Indessen galt sein Blick der Figur, die sie vor dem Fenster machte. Sie hatte sich nach vorne gebeugt, weil sie unter dem Fenstersturz hindurch steil in den Himmel schauen wollte, und bot in dieser Weise einen Anblick, der einem durchaus verlockend erscheinen konnte.
Er stand auf und trat hinter sie. Mit beiden Händen umfasste er ihre Hüfte und drückte, da sie verharrte, sanft seinen Schoß gegen ihr Gesäß. Sie ließ nicht lange auf sich warten und erwiderte den Druck. Bald begann sie sich in seinen Armen zu winden, stöhnte gar leise und klagte, dass sie zwar lieber bei ihm bleiben würde, dass sie aber arbeiten gehen müsse, außer vielleicht …
Er aber verblieb still und verlockte sie nicht. Und weil sie den Reiz des Augenblicks nicht zerstören wollte, indem sie mehr wollte, als leichthin möglich war, ließ sie ihn gewähren. Dennoch, auch wenn ihr die Sache ein wenig gemein vorkam, ließ sie sich gerne derart reizen, bis zu einem gewissen Grad gleichsam martern und foltern, die süße, liebe und zarte Cornelia.
Ist noch immer dieselbe Geschichte.
Wünsche noch einen schönen Abend
Gruß teoma