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Danse Macabre

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21.09.2022
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Anmerkungen zum Text

Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um Trigger, also Auslöser schwieriger Gefühle, Erinnerungen oder Flashbacks. Der Text enthält Beispiele solcher Trigger wie Blut und Gewalt. Bei manchen Menschen können diese Themen negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.

Danse Macabre

Die Bässe vibrierten in ihrem Rückengrat. Eine pulsierende Wand aus Hitze und Luft, die sie zwischen den Körpern hinausschob. Hinaus auf das Kopfsteinpflaster.
Gierig sog sie die frische Luft ein.
Über dem donnernden Innenleben des Nachtclubs knarrte ein Hängeschild leise protestierend im Wind. THE WHISPERER prangte die Aufschrift darauf, beinahe stolz. Sie blies sich kopfschüttelnd eine Haarsträhne aus den Augen. Gesprächsfetzen von herumlungernden Betrunkenen drangen zu ihr, doch auch das Klirren ihrer Glasflaschen oder die auffordernden Pfiffe nahm sie nur gedämpft wahr.
Kurz schloss sie die Augen.
Schuf Distanz zu ihrem inneren, wirbelnden Chaos. Lenkte sich von dem öligen Schweissfilm auf ihrer Haut ab, der ihr das Atmen erschwerte, und suchte nach einer auf die Frage, warum in aller Welt sie überhaupt zu dieser lächerlichen Maskenfete erschienen war.
Ein Jahr nach dem ...
Sie kniff die Augen zusammen, in dem Bemühen, den Nebel aus ihrem Kopf zu vertreiben. Das Gesicht ihrer Freundin schob sich vor ihre Augen. Ihre flinken Füsse, ihr wirbelndes Haar, wenn sie tanzte. Einen Club nach dem nächsten abklapperte. Meistens mit ihr selbst im Schlepptau.
Erinnerungen stiegen auf. Alte, verstaubte Erinnerungen, die Schuld an ihr waren, so wie sie mit gefährlich hohen Absätzen und einem ebenso gefährlich hohen Alkoholpegel im Blut auf der Strasse stand, allein.
Wie damals, sagte sie sich. Nur diesmal allein.
Kurz genoss sie die Einsamkeit. Frei zu sein von dem endlosen schmierigen Getratsche, gefolgt von einem Drink nach dem anderen, die wie mit Argusaugen gehütet werden mussten, sofern man es vorzog, am nächsten Morgen nicht zugedröhnt in einer verschlammten Ecke zu erwachen.
Mit zitternden Händen fingerte sie eine der weissen Pillen aus ihrer Tasche, während sie ihr Herz bis in die Kehle hinauf schlagen spürte.
«Gibt’s noch ein Tänzchen, Kleine?», lallte es hinter ihr. Dreckiges Gelächter.
Sie strich sich unbeholfen eine kupferbraune Haarsträhne hinter das Ohr. Der Trubel toste noch in ihrem Inneren, und sie brauchte dringend etwas zur Beruhigung ihrer Nerven. Etwas, das den Nebel und das Rauschen in ihrem Kopf aufklärte. Eine Pille, nur eine … würde die Arbeit tun… Ruhe bringen …
Drei der Tabletten fielen zu Boden, und am liebsten hätte sie aufgeheult.
Ruhe, sie wollte doch nichts als …
Torkelnde, sich nähernde Schritte erklangen unweit von ihr, und sie legte sich ein Paar Tabletten unter die Zunge, während sie die Pillendose hastig in ihre Tasche zurückstopfte. Ohne weiter auf die Stadtstreicher oder die verstreuten Pillen zu achten, trat sie wackelig den Heimweg durch die sandbedeckten Gassen an und liess die dumpf vibrierenden Musikklänge weit hinter sich – wohl wissend, dass ihre Freundin nicht vor dem Morgengrauen in den Verschlag zurückkehren würde.
Was denkst du denn da? Schnaufend hielt sie an. Natürlich kommt sie nicht mehr.
Die Welt drehte sich umso stärker, sobald sie die Lider schloss. Sie lehnte sich an den eisernen Pfahl einer Laterne.
Bei den verdammten -
Hatte man ihr etwas ins Glas geschüttet?Das letzte Mal, als sie … war ...
Mit ungeschickten Fingern nestelte sie an dem Kragen ihres nachtschwarzen Einteilers herum; ihrem Kostüm, das kein Kostüm war, sondern bloss ein gewöhnlicher, nachtschwarzer Einteiler, den sie aus der hintersten Ecke ihres Schrankes gegraben hatte. Sie fühlte den würgenden Rollkragen des Anzuges, den sie nicht aufbrachte, den Schweiss, der sich unter dem dichten Stoff aufstaute, ihren Rücken und zwischen den Brüsten hinablief und sich in der Kuhle des Bauchnabels sammelte.
Die Sicht verschwamm für eine Sekunde, und sie glaubte, statt des frischen Schweisses eine zähe Blutlache auf ihrem Bauch zu sehen. In der nächsten Sekunde spuckte in die halbdunklen Schatten des Strassenrandes.
Fahrig fuhr sie sich mit dem Handrücken über den Mund. Ihre Hände steckten ebenfalls in Stoff. In dünnen, nun feuchten Lederhandschuhen. Sie streifte sie ab und liess sie achtlos fallen.
In der Ferne schepperte eine Mülltonne, gefolgt von dem Kreischen zweier Katzen. Sie schleppte sich weiter.
Als sie im Halbdunkeln mit dem Knie an das Regenfass einer Häuserecke stiess, tauchte sie ihr Gesicht ohne einen weiteren Atemzug in das eisige Wasser. Hustend hob sie den Kopf, strich sich die klatschnasse Strähne aus der Stirn. Kühl und lindernd rann es ihre gereizte Kehle hinunter.
Sie blinzelte, als sie einen erstickten Schrei durch die Gassen zu hallen hören glaubte. Das Wimmern einer Frau? Tropfen trieften ihr von der Nase.
Sie horchte.
Doch es blieb still.
Also schüttelte sie den Kopf, blinzelte abermals, verfluchte die Halluzinationen, die der Wein in ihr aufsteigen liess, und trank noch mehr Schlucke, bis sie sich so wach fühlte, wie es im Morgengrauen nach einer Nacht Durchtanzen möglich war. Anschliessend streifte sie die Schuhe ab und massierte sich die gequetschten Knöchel. Bei allen guten Göttern, sie würde diese Stiefel in die hinterste Ecke des Verschlages schleudern und nie mehr anfassen.
Ihr Kopf schnellte hoch.
Abermals war ein Schrei erklungen, ein gurgelnder Laut, beinahe unhörbar, gefolgt von einem dumpfen Aufprall.
Irgendetwas stimmte nicht, meldete sich jemand in ihr.
Etwas Dunkles, Nasses schmatzte unter ihren Füssen, die nun lediglich in dünnen Strümpfen steckten. Sie erwartete eine Pfütze aus übergeschwapptem Wasser aus dem Fass, doch im Schein der Strassenlaterne trat sie zurück und erkannte Blut. Eine derart gewaltiger Schwall, dass es beinahe einen See unter ihren Füssen formte.
Und sie stand mittendrin.
Der groteske Anblick wischte jegliche Gedanken aus ihrem Kopf. Langsam, aber stetig sickerte es als schmaler Fluss um die Häuserecke, rann durch die Rillen der Pflastersteine und sammelte sich unter der Regentonne.
Als würde sie sich auf wolkigen Steinen bewegen, setzte sie einen Schritt vor den anderen, auf die nächste Strassenecke zu, dem blutigen Rinnsal und dem längst verhallten Echo der Geräusche folgend. Sie beschleunigte ihr Tempo, bis sie in einen wackeligen Trab verfiel. Die aufreissenden Blasen an ihren Fersen spürte sie kaum, als bewegte sie sich in Trance. Die Ecke kam, und eine unscheinbare Seitengasse tat sich links vor ihr auf.
Irritiert hielt sie inne.
Müllsäcke türmten sich zu verstreuten Felsen an den Häuserwänden, dunkle Schatten zeichneten sich silhouettenartig ab wie Wächter der Nacht. Die Gasse schlief. Zumindest auf den ersten Blick, denn die Wolken schoben sich von dem Mond weg, und sein Licht beleuchtete etwas in ihrem Augenwinkel. Etwas, das sich bewegte. Womöglich hatten sich ihre Sinne doch nicht gänzlich geirrt.
Zwischen Unrat und abgeladenem Müll schwirrten Fliegen um einen undefinierbaren, halb verborgenen Lumpenhaufen. Die Luft roch schwer und falsch. Zögernd trat sie darauf zu.
Sie könnte noch umkehren. Sich wegdrehen und einfach davonlaufen.
Bleib stehen, bleib stehen. Dreh um, geh nicht weiter. Das Herz hämmerte ihr wild gegen die Rippen.
Da blitzte ein Gesicht zwischen der dunklen Masse auf, und als im selben Moment eine dürre Ratte aus den Schatten hervorschoss, wäre sie vor Schreck beinahe gestürzt.
Ein bleiches Gesicht inmitten des Abfalles stierte ihr entgegen. Bläuliche Adern drückten durch blasse Haut wie sich windende Würmer, die Augen kreiselten um einen fehlenden Punkt in der Leere. Erschüttert wanderte ihr Blick zu der klaffenden Wunde in der Bauchgegend des Körpers, halb bedeckt von der Hand der jungen Frau, die ihre letzte Kraft darauf richtete, den Blutfluss wieder in die zerfranste Öffnung zu drücken. Das Blut trat in zu starken Ergüssen heraus und tränkte bereits einen breiten Streifen des Pflasters, knapp vor ihren Zehenspitzen.
Mit einem erstickten Schrei presste sie die eigene Hand auf die der Frau, ohne darauf zu achten, dass sie nun mitten im Blut kniete.
Das ist eine Halluzination, huschte es ihr durch den Kopf. Aber nicht doch, säuselte eine andere Stimme. Höre doch.
Sie kniff die Augen zusammen und wandte das Gesicht ab. Das Röcheln der Sterbenden erklang zu nah, zu echt, zu ausweglos, dass das alles ein Trugbild hätte sein können.
«Du kannst aufhören. Es gibt nichts mehr zu tun..»
Die Gasse in ihrem Rücken war leer, doch eine Gestalt löste sich aus den Schatten, als die Stimme sprach. Mondlicht kränzte Haare und Stirn, und ein gräuliches Augenpaar leuchtete in einem beschatteten Gesicht auf. «Sie wandelt bereits unter den Toten.»
Ihr blieben die Worte im Hals stecken, doch als sie sich wieder dem Körper zuwandte, bestätigten sich die Worte. Sie begriff nicht.
Begriff den Tod nicht, der vor ihr ausgebreitet lag. Säuberlich gebettet auf Berge von verrottendem Müll, dessen Gestank sich mit dem Dampf des Blutes mischte.
Die Frau auf dem verwesenden Unrat – etwas Junges, Totes auf etwas Altem, Toten.
Auf einmal konnte sie nicht genug schnell von dem Körper wegkommen. Sie wischte die zitternden, blutigen Handflächen an ihrem Einteiler ab, während sie sich zu dem Fremden umdrehte. «Wer war das?» Ihre Stimme klang steinern, hohl.
«Du weisst bereits mehr, als du solltest», antwortete dieser schlicht. Er schien ruhig, doch der Zug um seinen Mund strafte die gelassene Haltung Lügen.
Ihr Blick wanderte zu seiner dunklen Kleidung, seinen Händen. Leer, keine Waffe.
Ihre Angst meldete sich als Finger, der ihr erzitternd das Rückgrat hochfuhr. Vorsicht, schien er sie säuselnd zu warnen, weisst du überhaupt, mit wem du es zu tun hast? Als sie sich wieder auf das Geschehen vor ihr konzentrierte, stand er auf einmal dicht vor ihr, ihr Handgelenk in einem beinahe zärtlichen Griff, bevor sie auch nur blinzeln konnte.
Gute Götter, dachte sie, wie ...
Das Messer in ihrem Unterleib spürte sie kaum.
Warm und dick sickerte das Blut durch den Stoff, floss an den Schenkeln hinunter, und behaglich, beinahe aufseufzend, sank sie in die Arme des Grauäugigen, während dieser sie stumm umfing.
Seine hell leuchtenden Augen fest im Blick, erhob sich das Bässewummern um sie herum, drang rhythmisch an ihre Ohren. Das Klirren der Gläser wurde lauter, Gesprächsfetzen und Gelächter mischten sich unter die Musik. Sie lächelte, strich sich die schweissnassen Strähnen aus der Stirn. Wiegte seufzend ihre Hüften, während sie in den Armen des maskierten Mannes hing, der sich mit ihr im Takt bewegte. Das Mundtuch, das er im Rahmen seines Ganovenkostümes trug und trotz der Hitze im Club über die Nase gezogen hatte, liess nur die grauen Augen frei.
Etwas Kühles, Scharfes streifte ihr Handgelenk. Ihr Herz tat einen Satz. Eine ferne Erinnerung sickerte durch sie hindurch. Doch als sie den Kopf wandte, sah sie, dass es sich dabei nur um die halbvolle Champagnerflöte in seiner Hand handelte. Konfus schüttelte sie den Kopf.
Er riss einen Witz, und sie wandte sich ihm zu, lächelte breiter, hing mit dem Blick an seinen Lippen, seinem Kinn, seinen hellen Augen. Spürte gleichzeitig die stickige Luft, das Lichtflimmern. Den Schweiss, der ihr an den Innenschenkeln herunterrann.
«Aufhören», keuchte sie schliesslich und legte ihm die Hand auf die Brust, um sich zu lösen. "Ich brauch eine Pause."
Er lehnte sich zu ihr, raunte in ihr Ohr. "Zuerst verrätst du mir deinen Namen."
Sie kicherte, trunken von dem Trubel und dem Wein. "Das reicht", raunte sie nachahmend zurück. "Du weisst bereits mehr, als du solltest." Er röchelte leicht. Als räusperte er eine vom Tanzen trockene Kehle. Mit klarem Kopf schaute sie hinunter auf ihre feuchte, glänzende Hand. Legte sie ihm ein letztes Mal auf die Taille, dem Fremden, der gehofft hatte, in dieser Nacht eine einsame Frau abzuschleppen.
Damit schob sie sich von ihm, löste sich aus den Fängen.
Dunkle Müllberge blitzten auf. Eine junge Frau. Eine blasse Frau.
Atemlos schlüpfte sie in ihre Stiefel, die sie zum Tanzen abgestreift hatte, zwängte sich durch die Körper zur Bar. Versuchte, nicht an ihre Freundin zu denken. An damals.
An ... die verhängnisvolle Nacht. Der Müll, die Gasse.
Reiss dich zusammen.
Sie krallte sich ihre Ledertasche, schüttelte die Hand des Ganovenmannes ab, der sie bereits wieder gegriffen hatte, zitternd, sitzengelassen, in dem Versuch, noch ein Tänzchen abzustauben.
Reiss dich zusammen.
Sie verfluchte die unverschämt hohen Absätze und den Wein. Bannte das Gesicht ihrer Freundin aus ihrem Kopf. Stakste in der Aussicht auf kühle Frischluft durch die sich verrenkende Menge.
Ein Mal drehte sie sich um. Blickte zurück auf die Dielen, die dunklen Flecken, die wie ein Trupp Soldaten ihren grausamen Weg zum Ausgang zeichneten.
Und dieses eine Mal lächelte sie.

 
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Hallo @icarus_flew,

ich finde den Text ziemlich anstrengend, und für das, was er letztlich erzählt, zu lang. Das Interesse ließ bei mir im Verlauf nach; du versuchst zwar, den Leser Mystery-mäßig mit angerissenen Sachen bei der Stange zu halten, aber es kommt halt immer mehr vom gleichen, und der Twist am Ende war mir dann auch irgendwie egal. Man erfährt ja auch nichts über die Protagonistin, die bleibt ein Vehikel, und über eine längere Strecke funktioniert das dann für mich nicht, warum soll mich die interessieren?
Dir ist hier besonders die Atmosphäre wichtig, aber ich finde, du übertreibst es dabei mit teils verkrampften und misslingenden Beschreibungen, es wirkt auf mich auch nicht sorgfältig gearbeitet, sondern eher runtergeschrieben, à la 'Jetzt hab ich dies erwähnt, dann könnte ich auch noch das anbringen, und ach ja, warum nicht auch noch das..' Einiges wird mehrfach gesagt, manches widerspricht sich.
Kurz näher auf hauptsächlich den Anfang eingegangen:

Die Bässe wummerten in ihrem Rücken, eine pulsierende Wand aus Hitze und Luft, die sie zwischen den Körpern hinauszudrücken schien, als sie auch bereits auf das Kopfsteinpflaster stolperte.
Abgesehen davon, dass der Satz durch den angehängten "als sie..."-Part etwas holprig ist, stört mich das "auch bereits". Das sind so Füllwörter, machst du nicht nur hier. Streich das doch einfach mal. Fehlt dann was? Ich finde, nicht.

des Nachtclubs – welcher ironischerweise auf dem Hängeschild den Namen THE WHISPERER trug, das nun leicht im Wind knarrte –, schien ihr
Das angehängte "das nun leicht im Wind knarrte", macht es wieder holprig und müsste nach meinem Gefühl eigentlich früher kommen. Man nimmt ja wahrscheinlich erst das Knarzen wahr, guckt hoch, und sieht das Schild. Hier ist es andersrum, finde ich komisch, liegt aber evtl. an mir. Davon abgesehen: Warum kaust du dem Leser das "ironischerweise" vor? Lass den das doch selbst denken.

schien ihr die Stille der Gassen beinahe ohrenbetäubend.
Beinahe ohrenbetäubende Stille? Abgesehen von dem im Wind knarrenden Schild, den Gesprächsfetzen der Betrunkenen, dem Glasflaschenklirren und den Pfiffen, wie du dann schreibst (und von den krassen Bässen aus dem Club soll auch so gar nichts mehr zu hören sein?). Das ist doch murksig.

Kurz schloss sie die Augen.
Genoss die äussere Ruhe um ihr inneres, wirbelndes Chaos.
Versuchte, sich auf den Absätzen ihrer Lederstiefel zu sammeln, die bloss darauf warteten, dass sie sich den Knöchel umknickte. Versuchte, an etwas anderes zu denken als an den klebrigen Schweissfilm auf ihrer Haut, der ihr das Atmen erschwerte. Versuchte, eine Antwort zu finden auf die Frage, warum
Ich mag dieses Verknappte nicht, hier hast du's auf einmal irgendwie eilig? Das ist, wie einen Motor dauernd an- und wieder auszumachen. (Und ok, sie versuchte..) Machst du auch nicht nur hier.

Versuchte, sich auf den Absätzen ihrer Lederstiefel zu sammeln
Erinnerungen durchwaberten sie.
Komische Formulierungen.

Alte, verstaubte Erinnerungen, die keineswegs überraschenderweise auch Grund dafür waren, weshalb sie nun mit gefährlich hohen Absätzen und einem ebenso gefährlich hohen Alkoholpegel im Blut auf der Strasse stand, allein.
Wie damals, sagte sie sich. Nur diesmal allein.
Kurz genoss sie die Einsamkeit.
"keineswegs überraschenderweise" ist wieder so Füllwortgeblubber. Und habe ich das richtig verstanden, dass sie allein ist? ;)

Irgendetwas stimmte nicht, schoss es ihr scharf durch den Geist.
Sehr komische Formulierung. Was willst du wirklich sagen?

Ja, also ich würde versuchen, den Text mal so um 1/4 bis 1/3 zu kürzen. Weniger, dafür wirklich funktionierende Beschreibungen. Weniger Füllwortgeblubber, und dem Leser mehr zutrauen, ihm nicht alles vorkauen (das ist bei Mystery natürlich ein Punkt, der gut austariert werden muss). Das wären so meine Tipps.
Viel Erfolg!

Viele Grüße
Maeuser

PS: Gegen Ende verändern sich plötzlich die Anführungszeichen.

 

Hallo icarus_flew,

dein Text ist tatsächlich ein makabrer Tanz, ein Totentanz von Realität und Fiction bzw. Erinnerung, die sich umeinander winden, ein für den Leser fast unentwirrbares Knäuel bilden. Die Protagonistin stolpert aus dem Club in die Nacht hinaus, wird Zeugin eines Mordes, des Mordes an ihrer Freundin, der wohl schon lange zurück liegt, und hat dann selbst ein Messer im Bauch, während sie sich in den Armen des Mörders wiegt - Ausdruck ihrer Todessehnsucht? Gleich darauf findet sie sich im Klub wieder, wo sie statt mit dem Mörder mit einem Niemand im Ganovenkostüm tanzt. Habe ich das ungefähr richtig zusammengefasst? ;) Nun ja. Da bedarf es schon einer düsteren, stimmungsvollen Atmosphäre, um daraus eine interessante Geschichte zu machen.
Wenigstens stellenweise ist dir das auch gelungen. Beim Lesen wollte ich zumindest immer wissen, wie es weiter geht, bin dann aber vom Ende enttäuscht worden. Der Plot hat für mich etwas von "Und alles war nur ein Traum". Und ich muss leider Maeuser zustimmen: Du übertreibst es meiner Meinung nach. Es gibt zu viele Adjektive, die knapp am Ziel vorbeischießen und zu viele bemühte Metaphern:

Einiges hat ja Maeuser schon genannt. Hier noch ein zwei Beispiele, damit du siehst, was ich meine.

Ihre Stimme klang steinern, hohl.
Eine steinerne Stimme?
Ihre Angst meldete sich wie ein gespanntes Drahtseil. Als Finger, der ihr erschauernd das Rückgrat hochfuhr.
Warum zwei Vergleiche, wo einer genügt? "Gespanntes Drahtseil" passt außerdem nicht. Und beim zweiten Vergleich frage ich mich, wer hier erschauert. Der Finger oder sie selbst.
Ein instinktiver Teil tief in ihrem Inneren wusste, dass es falsch wäre. Das Herz hämmerte ihr wild gegen die Rippen.
Umständlich formuliert und wieder mal ein Adjektiv zu viel. Instinktiv wusste sie, dass es falsch wäre. Das Herz hämmerte ihr gegen die Rippen.

Grüße
Sturek

 
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Alte, verstaubte Erinnerungen, die keineswegs überraschenderweise auch Grund dafür waren, weshalb sie nun mit gefährlich hohen Absätzen und einem ebenso gefährlich hohen Alkoholpegel im Blut auf der Strasse stand, allein.

Mich hat natürlich der Titel angezogen und nun muss ich mich fragen, ob Mitte des 14. Jh. die Opfer des sieben Jahre währenden „Schwarzen Todes“ – Europa verlor ein Drittel seiner Bevölkerung und im Süden Italiens wurde der Danse macabre „erfunden“ als reuige Reaktion auf eine womit auch immer begründete göttliche Strafe (um es vllt. sogar unzulässig vereinfacht zu sagen)

Trennen wir Inhalt von Form bleibt ein zwiespältiges Schriftbild für ein Debut,

lieber @icarus_flew,

das ich an der Verwendung des (Modal-) Verbs „scheinen“ darstellen will, von dem mein Deutschlehrer an der Realschule erzählte, nur die Sonne scheine und selbst der Mond leihe sich sein Licht (eben von der Sonne und er scheint darum „nur“ zu scheinen) und bedürfe als Krücke den Infinitiv eines Vollverbs.

Natürlich hat der Klassenlehrer recht gegenüber dem 15jährigen oder – anders gewendet – wie Du gelegentlich darlegst

Ein scharfes Geräusch schien die Luft zu schneiden.
oder
Die Bässe wummerten in ihrem Rücken, eine pulsierende Wand aus Hitze und Luft, die sie zwischen den Körpern hinauszudrücken schien, als sie auch bereits auf das Kopfsteinpflaster stolperte.

aber auch ignorierst, wie hier
Er schien ruhig, doch der Zug um seinen Mund strafte die gelassene Haltung Lügen.
(korrekter m. E. „schien ruhig zu sein“
Insgesamt bin ich guter Dinge - Sonstiges, wie zB die inflatonäre Verwendung vor allem der Personalpronomen
Mit zitternden Händen fingerte sie eine ihrer weissen Pillen aus ihrer Tasche, während sie ihr Herz bis in die Kehle hinauf schlagen spürte.
Wessen Herz kannstu bis in Deine „Kehle“ fühlen?

dass es einfach geht, zeigt zB dieser Satz an

Wie damals, sagte sie sich. Nur diesmal allein.
(okay, das „sich“ ist an sich entbehrlich, denn hätte sie es jemand anderm gesagt, müsste diese andere genannt sein … Ähnlich hier
Sie strich sich unbeholfen eine kupferbraune Haarsträhne hinter das Ohr.

Sonstiges

Bei den Sieben Himmeln. Hatte man ihr etwas ins Glas geschüttet?
Um wie viel wertvoller muss eine Fragezeichen sein als ein Ausrufezeichen?

Hier

Hustend hob sie den Kopf, strich sich die klatschnassen Strähne aus der Stirn und schöpfte …
musstu Dich entscheiden für Ein- (klatschnasse) oder Mehrzahl (Strähnen)

Das für mich ein kleiner (korrekter!) Höhepunkt

Sie blinzelte, als sie einen erstickten Schrei durch die Gassen zu hallen hören glaubte.

und damit herzlich willkommen hierorts!

Friedel

 

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