Das alltägliche Übel
Das alltägliche Übel
6.30 . Wie jeden Morgen stehe ich am Bahnhof, um zu meinem Arbeitsplatz zu fahren. Jeden Morgen bietet sich mir der gleiche schaurige Anblick: hektische Menschen, die wie ein Haufen Ameisen herumkrabbeln und wenn schließlich der Zug, mit lautem Getöse, einrollt, sich gegenseitig überrennen; Da sind die Penner, die wie immer völlig betrunken auf den Bänken liegen und genau um 6.38 von der Bahnhofspolizei verscheucht werden.
Ab und zu erblüht eine kleine Blume an den Gleisen auf, die diesem tristen Grau in Grau einen Farbton verleiht, aber der nächste Zug überrollt sie einfach.
Endlich erscheint mein Zug, langsam bewege ich mich in seine Richtung, aber die Leute, die es immer eilig haben, schleifen mich förmlich in den Zug mit hinein. Langsam fährt der Zug an, wie jeden Morgen vollgepackt mit Menschen.
Ich versuche mich, durch die Menschen zu quetschen, um das Raucherabteil zu erreichen, und jedes Mal höre ich es: „Eh, passen Sie doch auf!“ „Warum, rempelst Du mich an, Alter!“ .Aber eigentlich höre ich es schon nicht mehr. Am Ziel angekommen, stecke ich mir erst mal eine Zigarette an und schon beschweren sich irgendwelche Leute, die wie immer im falschen Abteil sind: „Mach die Kippe aus, wir sind hier im Nichtraucherabteil!“ .Nachdem ich sie höflich, aber bestimmt darauf hingewiesen habe, dass sie anscheinend nicht richtig lesen können, verlassen sie schlagartig das Abteil.
Der Blick durch eines der Fenster zeigt mir jedes Mal, wie runtergekommen und einfallslos meine Großstadt ist, ein Betonklotz nachdem anderen, alles Grau in grau gehalten; Menschen, die in Ihnen wie Maden in einem Apfel herumwühlen, und es scheint mir fast so, als würden sie ihren Dreck einfach auf die Strasse werfen.
6.55 .Der Zug hält an, und ich bewege mich schnell in Richtung Ausgang, um, wie immer, noch pünktlich meine Arbeit zu erreichen.