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Das Bittermandelmädchen
Das Bittermandelmädchen
Da sass sie wieder. Das Mädchen, das ich „das Bittermandelmädchen“ nannte. Wie immer sass sie alleine auf der roten Bank, abgegrenzt von den anderen, und schrieb in ein kleines samtbezogenes Buch. Noch nie hatte ich sie in Gesellschaft anderer gesehen. Und trotzdem lag ein leises wissendes Lächeln auf ihren Lippen. Das Bittermandelmädchen war mir vor einiger Zeit schon aufgefallen, ich war fasziniert von ihrer stillen Art.
Ich ging auf sie zu und stellte mich neben die Bank. Ich wagte nicht, mich zu setzen. Das Mädchen war unberührbar und es erschien mir falsch, ihr zusätzlich zu meiner Gesellschaft auch noch Nähe aufzuzwingen.
Sie sah kurz auf und schrieb dann weiter. „Hallo“, begrüsste ich sie leise.
Wiederum sah sie auf, ehrlich überrascht, dass jemand sie ansprach.
„Hallo“, grüsste sie zurück.
„Jeden Tag sehe ich dich hier schreiben...“
„Du willst wissen, was es ist, nicht wahr? – Ich schreibe eine Geschichte, meine Geschichte. Sie berichtet von der Feigheit des Menschen, seinem Zwang, ein Opfer zu finden. Seiner Mitleidlosigkeit, wenn er mit unbekanntem und unvorstellbarem Leiden konfrontiert wird, und von der Stärke des Einzelnen. Wenn du magst, erzähle ich sie dir.“
Ich stellte meine Schultasche hin und setzte mich.
Der Tag begann zu kalt, um ein gutes Ende zu finden. Der Winter schlug seine Eiszapfenzähne tief in Danielas Waden, als sie aus ihrem Haus auf die Strasse eilte. Ein schwarzer Strich in weisser Einöde, einzige Erholung für die schneeblinden Augen. Daniela folgte ihm auf dem Weg zum Bahnhof.
Ihr Gesicht rötete sich und ihre Schultasche, seit Beginn der Oberstufe stetig schwerer geworden, drückte ihre Schultern herunter. Trotzdem war Daniela glücklich, denn sie konnte sich auf das Treffen mit ihren Freundinnen am Bahnhof freuen.
Dieses für jede andere Dreizehnjährige normale Gefühl hatte sie bisher nicht gekannt. Daniela hatte in ihrem Leben erst sehr wenige Freunde gehabt. Auch diese hatten ihr keine einzige Träne nachgeweint, als sie als einzige Schülerin ihres Dorfes die Aufnahme in die Kantonsschule geschafft hatte.
Wer klug und einheimisch war, hatte in einem kleinen Bergdorf mit übermässig vielen Fremdsprachigen nicht viele Freunde. Wer sprachlich hochbegabt war und schon im Alter von Elf Preise für seine Geschichten gewann, hatte bald überhaupt keine mehr.
Daniela hatte zu Beginn des Schuljahres gehofft, in der Kantonsschule auf Gleichgesinnte zu treffen und ihre Vergangenheit hinter sich lassen zu können. Daniela betrat die Schule wie in den Jahren zuvor leicht angespannt und hielt sofort Ausschau nach jemandem, dem sie sich anschliessen konnte. Schließlich kannte sie noch niemanden.
Wenn Daniela etwas überhaupt nicht mochte, dann war es das Kennenlernen von anderen Leuten. Hoffnungen auf eine baldige Freundschaft mit Mitschülern blieben deshalb aus.
Meist kommt es anders, als man denkt, in Danielas Fall sogar im positiven Sinne. Sie freundete sich sogleich mit den acht Mädchen ihrer Klasse an, aber gleichgesinnt waren diese ihr und untereinander bei Weitem nicht. Die neun Mädchen waren vollkommen unterschiedlich.
Daniela selber war (nun, da sie sich verändert hatte und, wie es ihr schien, endlich ihren wahren Charakter zeigen konnte) optimistisch und hatte eine lockere Einstellung, was die Schule und Noten betraf. Das konnte sie sich allemal leisten. Dank ihrem fotographischen Gedächtnis und ihrer natürlichen Begabung für jede Art der Sprache waren ihre Noten immer gut bis sehr gut. Selbstironisch und mit fröhlichem Unterton zynisch meisterte sie kleine Probleme spielend oder konnte wenigstens darüber lachen.
Ganz anders als ihre beste Freundin Petra. Diese war zwar leicht zum Lachen zu bringen, aber schon bei der kleinsten Schwierigkeit verkroch sie sich tief in ein Loch aus Pessimismus, Nervosität und Aggressivität, aus dem man nur mit grösster Anstrengung wieder herausholen konnte. Daniela und die anderen versuchten aber ihr Bestes, um Petra wieder aufzuheitern.
Jana war die Träumerin, ein Mädchen, das ihre fantasievollen Tagträume und spontanen Einfälle oft nur mit Daniela teilen konnte, die sie dann heimlich in ihrem Gedächtnis verschloss und bei Bedarf wieder hervorholte. Die anderen konnten mit Janas obskuren Gedankengängen meist nichts anfangen oder waren überfordert von dieser geballten Vorstellungskraft. Besonders Janas beste Freundin Jolanda (die oft selber etwas aussergewöhnlich war, was sich aber in Taten und nicht in Worten zu zeigen pflegte). Die beiden stritten ständig miteinander, und wer sie nicht kannte, konnte nur vermuten, dass sie sich auf den Tod nicht ausstehen konnten. Das Gegenteil war der Fall. Ansonsten war Jolanda eine Einzelgängerin, die die Unterstützung anderer nur selten brauchte.
Jolanda, die sowieso ein leicht zänkisches Wesen hatte, lag sich auch des Öfteren mit Bettina in den Haaren. Bettina war nicht sehr selbstsicher und tat deshalb alles, was ihre Freundin und ihr Vorbild Daria auch tat. Als Kontrast zu ihrem feingliedrigen Äusseren und ihrer zögerlichen Art besaß sie eine äusserst kräftige Stimme, die einen ganzen Raum mit ihrem Klang füllen konnte.
Daria, das Vorbild Bettinas, war die stille Anführerin der Mädchen. Sie war extrem selbstsicher und humorvoll, behielt selbst in kritischen Situationen stets die Ruhe. In ihrer Nähe knallte es öfter, die meisten Streiche, Unfälle und sonstigen eigentlich unerwünschten Aktivitäten (von der Klasse der Abwechslung halber aber meist gern gesehen) gingen auf ihr Konto.
Und schließlich waren da noch Milena und Vera. Mit ihnen konnte Daniela am wenigsten anfangen. Milena und Vera blieben untereinander und sprachen vorzugsweise über Hausaufgaben, Testergebnisse und gesunde Ernährung; Themen, für die Daniela sich nicht erwärmen konnte.
Ihre neu gewonnenen Freundinnen erschienen ihr wie ein Geschenk. Noch nie hatte Daniela etwas so Wertvolles besessen wie Freundinnen, die mit ihr durch dick und dünn gingen.
Heute jedoch war irgend etwas anders. Auch wenn Daniela diesen andersartigen Zustand nicht fassen und beschreiben konnte, sie war sich sicher, dass er da war.
Es begann mit einer äusserst kargen Begrüssung und verdeutlichte sich rasch, als sie mit den anderen drei Mädchen ein Abteil gefunden und sich hingesetzt hatte.
Sie sassen an der Grenze zwischen den ehemaligen Raucher- und Nichtraucherabteilen, Daniela und Jana mit dem Rücken zur trennenden Plastikwand.
Gerade betrat Bettina durch ebendiese Türe ihr Abteil (Bettina stiess erst zwei Stationen später zu Jana, Jolanda, Daria und Daniela, welche ihr wenn möglich einen Platz freihielten). Die Türe öffnete sich mit einem Ekel erregenden Knacken.
Daniela sah erschrocken auf und sagte zu Bettina:“ Hast du gerade die Türe auf die falsche Seite geöffnet? Es hörte sich an, als hättest du sie kaputt gemacht!“
Bettina setzte sich und warf Daniela einen ungewohnt giftigen Blick zu. „Bist du blöde? Die Tür lässt sich auf beide Seiten öffnen!“
„Ja“, mischte sich Jolanda ein, in einem Ton, als hätte Daniela gerade etwas vollkommen Falsches gesagt. „ Nur weil die scheiss Türe knackt, brauchst du Bettina nicht gleich anzuzicken!“
„Sei doch still, wenn du keine Ahnung hast!“, liess sich nun auch Daria hören. Nur Jana sass still in ihrer Ecke und tat so, als ob sie einen Zeitungsartikel lesen würde.
Daniela war verblüfft. Hatten die Mädels gerade einen Zickentag, oder wollten sie sie irgendwie reinlegen? „Entschuldige, ich wollte nicht zicken“, wagte sie zu sagen. „Ich meinte doch nur...“
„Was du meinst, interessiert hier niemanden!“, wurde sie von Jolanda schroff abgewiesen, und Bettina fauchte: „Halt doch einfach den Mund!“
Verwirrt schaute Daniela von der einen zur anderen. Die beiden hackten nun auf ihr herum, liessen Vorwürfe auf sie niederprasseln von wegen, sie sollte sich mal was überlegen, bevor sie den Mund auftat, und sie müsse nicht immer das letzte Wort haben.
Jolanda und Bettina hörten nicht mehr auf, sie zu beharken. Daniela begriff, dass sie es völlig ernst meinten. Fassungs- und wehrlos liess sie es über sich ergehen, bis Daria von ihrer eigenen Zeitung aufsah und sagte:“ Das genügt. Hört auf damit.“
Jolanda verstummte sofort, aber Bettina murmelte noch hörbar wütend: „Schon gut, es regt mich einfach verdammt auf, wenn jemand einen solchen Mist erzählt, der nicht stimmt...“ Sie suchte weiter nach Worten, die sie Daniela an den Kopf werfen konnte, liess es dann aber bleiben.
Daniela wagte nichts mehr zu sagen. Sie war vollkommen ratlos, was das eben sollte. Sie hatte sich bezüglich der Türe eben geirrt, aber das war doch kein Verbrechen. Sie hatte es ja nicht extra gemacht.
Einerseits war Daniela Daria dankbar, dass diese den Streit beendet hatte. Andererseits hatte sie selber ja auch mitgemacht...
Aus der Sache konnte sie eigentlich keinen vernünftigen Schluss ziehen. Das einzige , was Daniela einfiel, war, dass sie irgendwann etwas getan hatte, was den anderen nicht passte.
Sie beschäftigte sich aber nicht weiter damit. Der kleine Streit war sicherlich schnell vergessen.
Als sie in der Schule angekommen war, wartete dort eine schlechte Neuigkeit auf sie; Petras Eltern hatten beschlossen, umzuziehen. Sie hatten diese Idee schon lange gehabt, sich aber bisher nicht dazu entschliessen können. Jetzt aber hatten sie es getan; in einer Woche würde Petra weg sein.
Frustriert versuchten Petra und Daniela, ihre letzte gemeinsame Woche zu geniessen, bevor sie sich verabschieden mussten.
Das Ende der Woche kam sehr bald. Wahrscheinlich würde Daniela Petra jetzt nur noch selten zu Gesicht bekommen, denn Petra zog weit weg und besuchte natürlich eine andere Schule.
Petra ging, und mit ihr schien auch die Harmonie zwischen den Mädchen zu schwinden. Daniela bemerkte immer öfter, wie die anderen sie hintergründig beleidigten oder sich in Anspielungen über sie lustig machten. Einmal versteckten sie Danielas Geldbeutel und gaben ihn auch nicht zurück, als sie verzweifelt danach suchte. Darin befand sich ausser dem Essensgeld für den gesamten Monat auch ihre Zugfahrkarte. Erst, als sie bemerkte, dass sie ohne diesen nicht mit dem Zug nach Hause fahren konnte, reichten ihr die anderen unter Gelächter den Geldbeutel wieder und freuten sich, dass sie darauf hereingefallen war.
Nach wie vor war Jana die einzige, die nicht mitmachte. Deshalb sprach Daniela auch sie an, als sie fand, dass etwas unternommen werden musste.
Jana wollte zuerst nicht antworten, aus Solidarität den anderen Mädchen gegenüber. Aber weil Daniela alleine war, tat sie es dann doch.
„Die anderen haben nie ausführlich mit mir darüber gesprochen, weil sie wussten, dass ich dich immer noch mag. Aber ich glaube, sie halten dich für arrogant und zickig. Einmal sagten sie, du seist verlogen und würdest deine Fehler immer auf andere schieben“.
Daniela ging mit Tränen in den Augen neben Jana her. Wie konnte das nur passieren? Sie hatte geahnt, dass sie etwas falsch gemacht hatte, aber diese Vorwürfe waren massiv. Daniela beschlich das bittere Gefühl, ungerecht behandelt zu werden.
Gegenüber Jana wollte sie weder Reue noch ihre Trauer zeigen. Sie verabschiedete sich betont ruhig von ihr.
In der Nacht lag sie lange wach und überlegte beklommen, ob die Mädchen Recht hatten. Bestimmt hatte auch sie Fehler gemacht, aber würden ihr echte Freundinnen ihre kleinen Fehler nicht verzeihen? Die einzige Möglichkeit, die sie sich jetzt noch vorstellen konnte, war, dass sie als Sündenbock missbraucht wurde.
Bei diesem Gedanken verdickte sich der Kloss in ihrem Hals, und Bitterkeit stieg hinauf wie Galle. Aber so war es doch, oder? Irgendjemanden musste es geben, auf dem man herumhacken, an dem man ungestraft seine Aggressionen und angestauten Gefühle auslassen konnte. Das Leben war eben ungerecht, und irgend einer, der sich nicht wehren konnte, musste seinen Kopf hinhalten für den Seelenfrieden anderer.
Daniela erkannte, dass, wenn ihre Gedanken ihre Richtigkeit hatte, sie soeben ihre Freundinnen verloren hatte. Von ihrem kostbaren Schatz war einzig Jana übriggeblieben.
Die Nässe des Kopfkissens machte es Daniela unmöglich, einzuschlafen. Am nächsten Morgen waren ihre Augen dick zugeschwollen. Ihre Mutter fragte sie, ob sie eine Allergie hatte, aber Daniela bliebt stumm. Sie sagte den ganzen Morgen kein Wort. Die besorgte Mutter meldete sie krank. Mit einem Anflug von Kopfschmerzen legte Daniela sich wieder hin und liess ihre Sorgen zurück, als sie tief in den schwarzen Sumpf ihrer Träume tauchte.
Am nächsten Tag wurde sie von allen gemieden, mal von den spitzen Bemerkungen und ein paar ausgestreckten Beinen, über die sie stolpern sollte, abgesehen. Sie sass allein.
In der Pause kam Jana zu ihr und warnte sie leise, dass sie sich ihre Verletztheit nicht so anmerken lassen sollte, denn genau das würden sie doch erreichen wollen.
Daniela sah ein, dass Jana Recht hatte. Sie straffte sich und schaffte es, die nächsten paar Tage hinter sich zu bringen, ohne sich etwas anmerken zu lassen, und zwar gegenüber niemandem. Sie hatte längst beschlossen, ihr „Geheimnis“ für sich zu behalten. Ihre Mutter, die vom Vater getrennt lebte, hatte schon genug eigene Probleme.
Mit der Härte der Sticheleien nahmen auch ihre Kopfschmerzen und Verspannungen in ihrem Rücken zu, unter denen sie jetzt täglich litt. Sie konnte nicht mehr einschlafen und erwachte jeden Morgen mit vom Weinen geschwollenen Augen, was sie inzwischen aber geschickt zu kaschieren verstand.
Oft kam sie von der Schule nach Hause, sank ermattet an ihre von innen abgeschlossene Tür und fragte sich, wie viel sie noch aushalten konnte. Wo immer die anderen eine Möglichkeit sahen, sie zu quälen, taten sie es. Jana konnte ihr nur selten beistehen. Daniela hatte das Bedürfnis, laut zu schreien, wenn die anderen sie hämisch auslachten: „Es ist genug! Ich habe euch nichts getan, merkt ihr nicht, dass ich das nicht durchstehen kann?“
Sie merkten es nicht. Daniela versuchte verzweifelt, ihren Zustand irgendwie zu verbessern, und plötzlich erschien ein kleiner Lichtblick in ihrem Leben.
Mitten in der Nacht, als sie einmal nicht von Albträumen geplagt wurde, sah sie einen kleinen Funken. Er schwoll an, farbenprächtig und strahlengekrönt öffnete er sich wie eine Blume, zerplatze beinahe und zerstob in tausend winzige Fünkchen, die sich zu einer makellosen Symphonie vereinigten - es war vollendet. Im frühen Morgengrauen richtete sich Daniela ruckartig in ihrem Bett auf, ging an ihren Schreibtisch und begann zu schreiben. Ihr war eine Geschichte eingefallen, so fein, so grandios, so andersartig als alles Vorherige, dass sie sie niederschreiben musste. Von diesem Tag an schrieb sie, wann immer sie Zeit hatte, und kam schnell voran. Die täglichen Torturen liessen sich damit etwas leichter ertragen, obwohl es ihr noch immer schlecht ging.
Nach ungefähr einem halben Jahr war sie fertig. Sie hatte ihre Geschichte, die nun über 200 Seiten lang war, ausgedruckt und an verschiedene Verlage geschickt. In den Tagen des gespannten Wartens spürte sie nun einen Funken Hoffnung in sich.
Antworten kamen, sie waren negativ bis auf eine. Ein Verlag war von Danielas Geschichte genau so verzaubert wie sie und wollte sie veröffentlichen. Daniela war überglücklich, aber sie konnte es nicht zeigen. Sie hatte es verlernt, ihre Gefühle anderen mitzuteilen.
In der Schule wurde sie am darauf folgenden Tag begeistert empfangen, alle scharten sich um sie, wollten eine Widmung oder ein Buch als Geschenk.
„Komm schon, Daniela“, bettelten sie, „Wir sind doch deine Freundinnen!“
Daniela starrte sie bloss an, dann begann sie zu lachen. Zum ersten Mal seit über einem Jahr lachte sie wieder herzlich und frei, und als ihr Lachen wieder versiegte, sagte sie leise:“ Es tut mir Leid, aber ihr werdet nichts bekommen. Ihr seid nicht meine Freundinnen, und lieber habe ich gar keine Freundinnen, als solch hinterlistige wie ihr es seid.“ Sie drehte sich um und ging davon, liess die fassungslose Meute zurück. Nach ein paar Schritten aber stoppte sie wieder und flüsterte: „Nein. Es tut mir nicht Leid. Es tut mir überhaupt nicht Leid.“
Seit diesem Tag wagte niemand mehr, sie zu verhöhnen. Oft versuchte das eine oder andere Mädchen, Daniela die Freundschaft wieder anzubieten, aber sie lehnte es jedes Mal ab und sprach weiterhin nur mit Jana. Sie war vollkommen glücklich damit. Ihre innere Stärke reichte nun dazu aus, auch ohne eine Vielzahl von Freundinnen ein erfülltes Leben zu leben.
Die Schulglocke hatte schon längst geklingelt. Ich bemerkte es erst, als Daniela mit ihrer Geschichte geendet hatte. Ich drückte ihr noch einmal kurz die Hand und machte mich auf den Heimweg. Sie würde ihren Weg schon gehen.