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Das Chaos der Gefühle

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11.05.2008
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Das Chaos der Gefühle

Mit Tränen in den Augen laufe ich am Meer entlang. Es regnet und stürmt, was wohl der Grund dafür ist, dass außer mir niemand am Strand zu sehen ist, zum Glück.
Ich muss alleine sein und hoffe das der Wind meine verwirrten Gedanken ordnet und der Regen meine Traurigkeit wegspült.
Ich hülle mich tiefer in meine dicke Jacke, der Herbst hat diesen kleinen Ort an der Nordsee, in dem ich seit fünf Jahren wohne, inzwischen voll im Griff.

Seit einigen Monaten ist mein Leben, genauer gesagt meine Gefühlswelt, ein einziges Chaos.
Ich könnte glücklich sein.
Meine Arbeit ist nicht nur sicher, sie macht mir auch noch Spaß und ist gut bezahlt.
Meine Wohnung ist gemütlich, ein Zufluchtsort für mich.
Ich habe genug Freunde, um mich nicht einsam zu fühlen.
Aber auch nicht zu viele, was gut ist, da ich auch gerne mal alleine bin.

Seit zwei Jahren führe ich eine Beziehung mit einer lieben, wunderbaren Frau.
Und genau damit fangen meine Probleme an.
Ich liebe diese Frau, nur anscheinend nicht genug.
Sonst hätte meine Arbeitskollegin nicht so starke Gefühle in mir wecken können.

Wir haben oft miteinander Dienst und müssen eng zusammen arbeiten. Dabei sind wir uns näher gekommen.
Lange haben wir dafür nicht gebraucht. Und viele Worte auch nicht.
Wir verstehen uns. Ohne Worte. Ihr Schweigen sagt mir meistens alles, ihre Blicke, ihr Gesichtsausdruck sind leicht für mich zu deuten.
Umgekehrt ist es genauso.
Als ich anfing, mich in sie zu verlieben, hätte ich mein Leben darauf verwettet, dass sie mich zwar mag, aber ansonsten keine näheren Gefühle für mich entwickeln würde.
Gut das ich es nicht getan habe. Mein Leben verwettet.
Sie hat sich genauso in mich verliebt, wie ich mich in sie.
Obwohl ich eine feste Freundin habe und obwohl sie zu dem Zeitpunkt einen Freund hatte.
Trotz dass sie ganze 16 Jahre älter ist als ich.

Wir haben über unsere Gefühle gesprochen, an einem Abend bei ihr zuhause, der nun schon 5 Monate her ist.
Wir waren uns einig, dass nichts passieren darf und das wir keine Zukunft haben.
Ihr Verstand und mein Verstand waren sich einig, aber unsere Gefühle nicht.
Noch am gleichen Abend, kurz nach unserem Entschluss, haben wir uns geküsst.
Noch nie habe ich soviel bei einem Kuss empfunden.
Überhaupt habe ich nie zuvor so starke Gefühle gehabt, wie zu dieser Frau.

Und trotzdem ist da immer noch meine Freundin, die von nichts weiß und von der ich mich einfach nicht trennen kann.
Daraus habe ich nie ein Geheimnis gemacht.
Doch die Situation wird immer unerträglicher.
Gerade komme ich von meiner Arbeitskollegin, die soviel mehr ist, als nur das.

Sie hat geweint.
Und in diesem Tränenstrom hat sie die Worte gesagt, die mich bei diesem Wetter an den einsamen Strand geführt haben.
Sie kann nicht mehr. Wenn sie so weitermacht, macht sie sich mehr und mehr kaputt.
Sie liebt mich und erträgt es nicht länger, dass ich nicht zu ihr gehöre, sondern zu meiner Freundin. Sie will mich nicht mehr sehen, soweit das möglich ist, da wir ja zusammen arbeiten.

Ich verstehe sie. Auch für mich ist es nicht leicht.

Viele Tränen laufen nun über mein Gesicht.

Was soll ich tun?

Mein Herz weiß es! Deutlich!

Warum fällt es mir so schwer zu handeln?

Intensiv denke ich noch einmal an die letzten 5 Monate zurück.
Stelle mir ihr Lachen vor und die wundervolle Art, mit der sie mich neckt, liebt, küsst, liebkost.
Spüre der Geborgenheit nach, die sie mir gibt.

Und ich denke an meine Freundin.

Unsere Beziehung ist nicht schlecht. Nur gut ist sie auch nicht mehr.
Und das nicht nur, weil ich schon gar nicht mehr bei ihr bin.
Mein Herz ist unterwegs.
Ich fühle eine tiefe Freundschaft für sie, aber keine Leidenschaft mehr, kein ‚wir gehören zusammen’.

Egal wie schwer es mir fällt, ich muss handeln.
Für keinen von uns dreien ist die Situation noch fair. Schon lange nicht mehr.
Für meine Freundin am wenigsten, sie weiß von nichts und kann so keine eigenen Entscheidungen treffen.
Nie wollte ich so leichtfertig eine gute Beziehung aufgeben.

Aber spätestens jetzt wird mir klar, dass meine Entscheidung nicht auf Leichtfertigkeit beruht und das ich meine Beziehung nicht wegen einer vorübergehenden Verknalltheit aufgeben werde.
Da ist viel mehr.

Plötzlich will ich das Gespräch mit meiner Freundin hinter mich bringen und ich laufe schneller. Sie wohnt nahe am Meer und in wenigen Minuten bin ich bei ihr.
Sie bittet mich hinein, ich spüre, dass sie weiß worum es geht. Die Worte sprudeln aus mir heraus. Lange reden wir nicht. Heute nicht. Heute geht es erst einmal darum zu verdauen, nicht zu verstehen.
Für ein endgültiges, abschließendes Gespräch haben wir in den nächsten Tagen noch Zeit.
Sie wirkt ziemlich gefasst.

Nach diesem Gespräch fühlte ich mich wie ausgewechselt.
Ich bin traurig über das Ende unserer Beziehung und gleichzeitig erleichtert.
Nun bin ich frei und frage mich, warum ich es nicht gewagt hatte, dieses Gespräch schon früher zu führen.
Meine Entscheidung war richtig.
Daran gab es keinen Zweifel, jede einzelne Zelle in meinem Körper weiß es.

Mein nächster Weg führt zu der Frau, die in den letzten Monaten mein Herz erobert hat.
Ich will ihren Kummer so schnell wie möglich lindern und ich habe Angst, dass es zu spät ist für uns.

Als sie mir die Tür öffnet, fällt mir zuerst auf, dass sie lange geweint haben muss. Ihre Augen sind geschwollen und ihr Blick ist so traurig, wie ich ihn noch nie gesehen habe.

All das Leid, nur wegen mir.

Tränen laufen über meine Wangen, aus Kummer darüber, dass ihr Schmerz von mir verursacht wird.

Auch bei ihr sprudeln die Worte plötzlich aus mir heraus.
Ich erzähle ihr von meiner Entscheidung und dem Gespräch mit meiner Freundin.
Dann schweige ich und nach einer Pause, die mir ewig vorkommt beende ich meinen Monolog mit einem: „Ich liebe Dich, Sonja. Das habe ich immer und das werde ich immer.“

Wir sehen uns tief in die Augen. Das Band was zwischen uns besteht ist immer noch stark, trotzdem habe ich Angst vor ihrer Reaktion. Ich habe sie so verletzt.
Dann formen ihre Lippen leise Worte. Sie dringen nicht bis an mein Ohr, aber mein Herz versteht sie.
“Ich liebe dich auch, Christina. Das habe ich immer und das werde ich immer.“

Sie zieht mich in ihre Wohnung, bevor wir uns in die Arme fallen.
Unsere Lippen berühren sich sanft, lange Zeit später wird aus dieser zärtlichen Berührung ein leidenschaftlicher Kuss, dem eine ebenso leidenschaftliche Nacht folgt.

 

Tach Scorpia,

und herzlich Willkommen auf kurzgeschichten.de (nicht weniger als die beste Seite im Internet)

Tja, wirklich warm werde ich mit Deinem Text nicht. Er liest sich arg linear, die gewählte Perspektive von Innen will mich nicht in die Welt Deiner Prot bringen, weil ich nicht den Eindruck habe, daß sie mir mehr erzählt als sie auch ihrer besten Freundin erzählen würde. Was in dem Fall, wo ich der beste Freund vom Erzähler bin ein interessanter Moment zwischen Freunden ist, im Falle einer Kurzgeschichte aber ist es mir zu beliebig bis in manchen Formulierungen zu klischeehaft.

Ich liebe diese Frau, nur anscheinend nicht genug.
Sonst hätte meine Arbeitskollegin nicht so starke Gefühle in mir wecken können.
das beispielsweise ist so ein Brocken, der mir in einer Geschichte zu wenig ist; so liest er sich in seiner Kürze wie zwischen dem Donnerstag und dem Freitag in der letzten Fernsehzeitschrift als Frage an Fr. Müller-Sonnenschein (im Gespräch von Freund zu Freund wäre ansonsten hier übrigens mein Stichwort die Stimme und Einspruch zu erheben) formuliert.
Was ich konkret meine : in einer Kurzgeschichte solltest Du versuchen, die Situation entstehen zu lassen beim Leser, und das erreichst Du nur bedingt, wenn Du Plattitüden in den Raum stellst, ohne sie in einen glaubwürdigen Bezug zu Deinen Protagonisten zu setzen.
Wer ist Deine Prot, wer ist die Freundin, die Liebhaberin, welche Arbeit haben sie und wieso sind sie da im Dienst ? Lauter Fragen auch die ich keine Antworten finde.

„Ich liebe Dich, Sonja. Das habe ich immer und das werde ich immer.“
das kommt mir ebenfalls sehr bekannt vor :rolleyes:

Deine Pointe finde ich da fast schon deplatziert, weil Du sie echt vergeigst mit dem Text vorher. Wenn Du den Text insgesamt geschichtiger machen würdest, Bilder rein, Stimmungen nicht aufzählen sondern zeigen, spürbar machen, einzelne Szenen besser, wortreicher und -gewandter ausleuchten, dann hätte es eine Chance, eine tolle Wendung zu werden.

Lies, schau Dir Geschichten von anderen Autoren hier an, finde welche, die Dir gefallen und versuche für Dich zu verstehen, warum sie für Dich funktionieren und warum andere es nicht tun. Durch Lesen ist das Schreiben zu lernen :)

Grüße
C. Seltsem

 

Hoi scorpia,

mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen...Ich würde nur noch etwas tiefer in die Gefühle der Personen einsteigen ansonsten supi
LG

 

Hallo Scorpia,

dein Text wirkt etwas leblos auf mich. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass es keine Dialoge gibt. C. Seltsem hat schon einiges aufgezählt, was auch dazu beiträgt, da werde ich mich nicht wiederholen.

Versuche doch, aus diesem Erzählbericht herauszukommen und näher an einzelne Situationen heranzugehen, so dass man als Leser ein besseres Bild der Protagonistinnen bekommt.

Dass die lesbische Liebe erst gegen Ende als solche aufgelöst wird, finde ich in diesem Fall eher hinderlich, weil du dadurch im Text davor aufpassen musst, dich nicht zu verraten - dabei könnte das doch ein Gewinn für die ganze KG sein.

Viele Grüße
bernadette

 

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