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Das Ding aus dem Wald

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30.08.2001
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Das Ding aus dem Wald

FORSCHERTEAM AUF DER SUCHE NACH...
Immer wieder lese ich die Schlagzeile der Midwinter News, die auf dem Küchentisch vor mir liegt, zerknittert wie altes Butterbrotpapier. Aber es ist die Ausgabe von heute, 11. Juli 2004.
Ich konnte mich nicht beherrschen; als ich die fettgedruckte Zeile las, habe ich versucht, sie zu zerquetschen. Ein närrischer Reflex.
Seitdem weigert sich mein Gehirn, den Aufmacher ganz zu lesen. Ich komme kein zweites Mal über diese fünf Wörter hinaus, als könnte ich dadurch etwas ändern, als wäre es nicht wahr, nur weil ich es nicht lese. Ein närrischer Gedanke.
Mein Unterleib schmerzt. Mein After brennt. Wie von Mücken, die ihre Rüssel in meine blutprallen Hämmorrhoiden bohren.
Das Gefühl ähnelt den Magengeschwüren, die mich seit Jahren plagen. Diesmal würde ich sie sogar willkommen heißen, diese kleinen wuchernden Quälgeister. Ich kenne sie gut, weiß mit ihnen umzugehen, im Gegensatz zu der Angst, die mich wie eine klebrige Membran umhüllt und meine Eingeweide zusammenpreßt.
11. Juli 2004. Fast vierzig Jahre ist das alles jetzt schon her. Mein Gott, vierzig Jahre schon. Damals war ich achtundzwanzig. Wo ist nur die verdammte Zeit hin?
Seit Herb kurz vor Weihnachten gestorben ist, gibt es niemanden mehr, mit dem ich über die damaligen Geschehnisse noch sprechen kann. Er war der letzte von denen, die dabei gewesen sind.
Der gute alte Herb. Eigentlich hieß er Herbert Barnes, er war nur ein Jährchen älter als ich. Ihn hat es wirklich übel zerlegt.
Als er letzten Oktober ins Krankenhaus kam, ahnte noch niemand etwas, nicht einmal er selbst. Herb hatte an diesem Morgen sein Bett regelrecht mit Blut vollgespuckt und gerade noch einen Notarzt rufen können. Er sah ziemlich beschissen aus, als ich ihn eine Woche später im St. Mary´s besuchte. Aber er hatte gute Laune. Herb hatte immer eine verdammt gute Laune, so ansteckend wie ein Ebola-Virus. Da konnte kommen, was wollte. Und ich wette hundert zu eins, daß die Würmer, die jetzt an ihm nagen, sich neuerdings mit einem fröhlichen Lachen durch die Totenerde wühlen.
„Hey-ho, Jacko, du wirst nicht glauben, was ich habe“, hatte er gegrinst und dann eine halbe Ewigkeit in das Kopfkissen gehustet. „So ´nen arschgefickten Krebs. Ich dachte erst, dieser junge Bursche von Arzt will mich verschaukeln. Ich hab doch nie irgendwas gehabt. Aber von wegen. Der hat´s mir ganz anschaulich erklärt. Meine Lunge wär wie ´n pechschwarzes Brikett, auf das der liebe Gott oder irgendein anderer Penner ´nen Kübel Säure geschüttet hat. Alles zerfressen, total im Eimer, der Blasebalg. Halleluja, was ´ne arschgefickte Scheiße, Mann.“
Es war so ziemlich das letzte Mal, daß ich sein übliches „arschgefickt“ zu hören bekam. Schon merkwürdig, wie sehr man ein solches Wort von einem Freund lieben lernen kann, es regelrecht vermißt, als wäre es ein Anker gewesen, der einem in dieser umtriebigen und hektischen Welt einen Halt gab.
Die Ärzte pumpten ihn mit Schmerzmitteln so voll, daß Herb an manchen Tagen bereits wie tot dalag und nur noch lallen konnte, ganz so, als wären wir noch einmal um die Häuser gezogen und hätten uns vollaufen lassen.
Am 16. Dezember wurde er beigesetzt. Kaum jemand kam zur Beerdigung. Außer mir und einigen entfernten Verwandten hatte Herb niemanden mehr gehabt.
Manchmal frage ich mich, wie mein Leben wohl verlaufen wäre ohne einen solchen Freund wie Herb. Wie es gewesen wäre, wenn er es damals nicht auch geschafft hätte.
Damals, am 17. August 1965, in jener Nacht, die für uns beide begann, als wir um kurz nach neunzehn Uhr in Sharkys Lokal stiefelten.

„Herb! Jack! Ich dachte schon, ihr Halunken kommt nicht mehr.“
Sharky stand hinter dem Tresen und strahlte uns mit seinem Haifischgrinsen an, das ihm seinen Spitznamen eingebracht hatte.
Herb winkte ihm lässig zu.
„Hey, Sharky, schieb mal Bier für zwei durstige Mäuler rüber. Die elende Hitze bringt mich noch um.“
„Kommt sofort, Herb.“
Wir setzten uns an unseren Stammtisch in der Nähe des Tresens. Sharkys Lokal war wie üblich gut besucht. Als er den Laden vor etwas mehr als einem Jahr eröffnet hatte, war er eingeschlagen wie eine Bombe. Vorher hatte es in Midwinter nur Charly´s Pub gegeben, und der lag so zentral in der Stadt, daß es häufiger zu vergnüglichen Szenen gekommen war, weil eine aufgebrachte bessere Hälfte dort auftauchte, um ihren Göttergatten lautstark von seinem Feierabendbier fortzuzerren.
In Sharkys Lokal dagegen hatten wir unsere Ruhe. Der Laden lag außerhalb der Stadt, in westlicher Richtung, eingebettet in die Bäume am Rand des ausgedehnten Waldes, der Midwinter wie ein grüner Gürtel umschloß. Da viele von uns damals noch kein Auto besaßen, mußten wir mit dem Rad dorthin. Das konnte wetterabhängig zu einer ziemlichen Tortur werden – mehr als zwanzig Minuten auf nichtasphaltierten Wegen durch Wiesen und Felder waren kein Pappenstiel. Dieser Umstand war auch Sharkys größte Sorge gewesen, stellte sich aber rasch als der entscheidende Vorteil für seinen Laden heraus. Hierher kam nur ganz selten eine Frau. Dafür umso mehr Männer.
Das Lokal war nichts weiter als eine geräumige Blockhütte mit Flachdach, die so abenteuerlich aus grob bearbeiteten Baumstämmen zusammengezimmert worden war, daß Sharky wohl niemals eine Betriebserlaubnis vom Stadtrat erhalten hätte, wenn er nicht der Schwager des stellvertretenden Bürgermeisters gewesen wäre.
Zehn kreisrunde Holztische standen wackligen Fußes auf den astlochdurchsetzten Bohlen, im Hintergrund waren der Tresen und eine Tür zur Toilette. Gegenüber des Tresens war der Eingang, und an den Seitenwänden befand sich jeweils ein Fenster, das mit hölzernen Läden verschlossen werden konnte. Nicht unbedingt ein lichtdurchfluteter Raum, in dem ständig die vergilbten Hängelampen ihren trüben Schein verbreiteten. Aber wegen des Lichts gingen wir ja nicht hin.
„So, zwei Bier, die Herren.“
Sharky stellte uns zwei Gläser frisch Gezapftes auf den Tisch.
„Danke, Sharky“, sagte ich und nickte mit dem Kopf in die Runde. „Wieder gut zu tun, was?“
Der alte Trevor Henson saß mit seinen drei Saufkumpanen James Stiller, Winston „Churchill“ Shears und John „JoJo“ Grant an einem Tisch direkt unter dem Fenster und prostete uns mit einem Glas zu. Einen Tisch weiter hockte Burgess McKensey, der schräge Viehzüchter, vertieft in eine Zeitung. Dann waren da noch Joseph Bruner und sein Schwager Kenneth Jefferson – fünf Monate nach dieser Nacht kam dessen Sohn Dick zur Welt, der heute Bürgermeister von Midwinter ist. Drei weitere Tische waren mit Leuten besetzt, die ich nur vom Sehen her kannte.
„Gut zu tun?“ lachte Sharky. „Die wenigen Leute halten mich mehr auf Trab als einen Bierverkäufer im Wembley-Stadion. Henson und seine Leute sind schon seit heute nachmittag hier. Mehr brauch ich ja wohl nicht zu sagen.“
Herb schüttelte den Kopf.
„Mann, Mann, Sharky, die saufen sich echt noch kaputt.“
Er sagte das so leise, daß nur wir es hören konnten. Sharky fletschte seine Zähne. Es sah aus, als wäre er wütend, aber ich wußte es besser: Sharky grinste.
„Sieh mal, Herb, was soll ich denn da machen? Jeder ist seines Glückes Schmied, und die vier sind alt genug, um ihrer Leber eigener Totengräber zu sein. Die Kasse stimmt, den Rest überlasse ich Gott.“
„Auch ´ne Einstellung“, meinte Herb und hob sein Glas. „Auf die arschgefickten Idioten, die sich ihr eigenes Grab schaufeln.“
Wir stießen an, Herb wischte sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund und griff nach seinen Zigaretten. Die Dinger sollten ihm vierzig Jahre später arschgefickten Krebs bescheren, aber das wußte er damals natürlich noch nicht.
In den folgenden Stunden schüttete mir Herb sein Herz aus. Mal wieder Probleme mit Mary. Drei Jahre waren die beiden damals zusammen, aber es funktionierte einfach nicht zwischen ihnen. Ich wußte gar nichts mehr zu sagen, weil sich seit Beginn an doch immer nur alles wiederholte. Er kam mit ihr nicht klar, konnte aber auch nicht von ihr lassen. Das übliche Spiel halt.
Wir nippten lediglich an unseren Bieren, weil Herb am nächsten Tag eine Aussprache ins Haus stand, die er nicht völlig verkatert angehen wollte. Mal wieder. Ich habe mich damals immer gefragt, wozu das noch gut sein sollte. So häufig, wie die beiden sich aussprachen, mußte doch längst alles gesagt sein. Aber des Menschen Hoffnung ist sein Himmelreich. Und für uns sollte sich der Umstand, daß wir uns nicht wie gewöhnlich den Schädel zuknallten, als lebensrettend erweisen.
Es war so gegen zweiundzwanzig Uhr, als der Mann mit der Box Sharkys Lokal betrat. Alle starrten ihn an. Der Kerl war ungefähr in meinem Alter. Er trug einen dunkelgrauen Anzug, oder vielmehr das, was davon übriggeblieben war. Der Stoff von Jacke und Hose war an vielen Stellen eingerissen, das weiße Hemd verdreckt, die Krawatte hing schief. Sein Gesicht glänzte schweißnaß, auf der Stirn verlief ein feiner, blutverkrusteter Striemen. Der Kerl, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, sah aus, als wäre er durch Dornenbüsche gekrochen.
Mit seiner rechten Hand hielt er den Griff eines schwarzlackierten Metallkastens umschlossen, in dessen Seitenwänden sich senkrechte Schlitze befanden, die so schmal waren, daß man nicht in das Innere blicken konnte. Es sah aus wie eine Tragebox für Katzen.
Der Kerl setzte sich an den freien Tisch an der Tür, stellte das Behältnis neben seinem linken Fuß ab und tupfte sich mit dem zerrissenen Ärmel den Schweiß von der Stirn.
„Kennst du den?“ flüsterte mir Herb zu.
„Nein, nie gesehen.“
„Komischer Vogel.“
Sharky schlurfte an uns vorbei zu dem Neuankömmling.
„Alles in Ordnung, Mister?“
„Ja... ja, danke, alles in Ordnung.“
„Sicher?“
„Ganz sicher.“
„Und was darf´s sein?“
„Ein Glas kaltes Wasser.“
Der Typ krächzte wie ein Rabe.
„Wasser?“ johlte Winston Shears. „Hey, Sharky, gib dem Mann mal ein anständiges Bier. Geht auf meine Rechnung.“
„Komm schon, Churchill, halt die Klappe!“ rief Sharky dem Betrunkenen zu und wandte sich wieder an seinen neuen Gast. „Hören Sie, Mister...“
„Dare.“
„Okay, Mr. Dare... Eine Frage: was ist in dem Kasten da?“
Dare sah Sharky eine Weile wortlos an.
„Nichts weiter. Nur eine Katze.“
„Eine Katze, aha. Irgendwelche Krankheiten, das Vieh? Sie wissen schon, wegen dem Lokal hier. Ich will keinen Ärger.“
„Das Tier ist gesund.“
„Das will ich hoffen. Dann hol ich mal Ihr Wasser.“
Sharky verschwand wieder hinter seinem Tresen.
Herb beugte sich zu mir hinüber.
„Hey-ho, Jacko, hast du seine Klamotten gesehen? Und wie schwer der Typ atmet?“
„Ja, scheint eine Weile gerannt zu sein, der Knabe.“
„Ich freß ´nen Besenstiel, wenn nicht. Ob der was angestellt hat?“
„Keine Ahnung, Herb. Vielleicht hat er ja die Katze irgendwo gestohlen. Stell dir vor, es ist der verfilzte Streuner von der Wakefield.“
„Das würd´s erklären“, grinste Herb. „Oh Mann, wenn ich den alten Drachen am Arsch hätte würde ich so lange laufen, bis mir die Beine abfallen, wenigstens aber bis Australien.“
„Warum ausgerechnet Australien?“
„Ist schön weit weg.“
„Hast recht“, lachte ich. „Aber bleib mal sitzen, hier ist es mindestens so sicher wie in Australien. Und außerdem – wer klaut schon dieses häßliche Vieh?“
Herb zwinkerte mir vergnügt zu. Wir widmeten uns wieder seinen Beziehungsproblemen. Hin und wieder warf ich Dare einen verstohlenen Blick zu, doch der starrte nur auf die Tischplatte und trank gelegentlich von seinem Wasser.
Es verging wieder einige Zeit, bis erneut die Tür aufgestoßen wurde. Henry Duncan kam noch auf ein Bier vorbei, und natürlich war sein Hund mit von der Partie. Ein deutscher Schäferhund. Der Ärger war vorprogrammiert.
„Verdammt, Henry, was schleppst du dauernd diese scheiß Nazi-Töle an!“ schrie Sharky hinter seinem Tresen hervor.
Seit dem Krieg haßte Sharky alles, was auch nur im Entferntesten mit den Krauts zu tun hatte. Er hatte mitansehen müssen, wie Granatsplitter seinen Bruder Paul um einen Kopf kürzer gemacht hatten.
„Ein Hund, Sharky, es ist doch nur ein Hund. Der hat von Hitler nie was gehört.“
„Das ist hier ist mein Lokal, Henry, und ich will diesen Köter nicht...“
Weiter kam Sharky nicht. Henry stand immer noch an der Tür, als der Hund sich plötzlich wie wild gebärdete und laut kläffend an der Leine zerrte.
„Dojan! Sitz!“
Der Hund hörte nicht. Er hielt die Augen auf den Metallkasten gerichtet, der keine drei Meter vor ihm stand. Seine Krallen schrammten über die Holzbohlen und hinterließen tiefe Riefen.
„Schaff endlich das blöde Vieh hier raus!“ schrie Sharky über den Lärm hinweg.
Henry Duncan kümmerte sich nicht um dessen Worte. Er faßte die Leine kürzer und zog den bellenden Hund hinter sich her zum Tresen, wohlweislich einen Bogen um die Box machend.
„Erst ein Bier, Sharky. Stell dich mal nicht so an.“
„Gott, bist du ein Arschloch. Das ist das letzte Mal, verstanden? Und bring den Mistköter wenigstens zum Schweigen.“
Sharky zapfte fluchend ein Bier, Henry beruhigte seinen Hund. Als der endlich Ruhe gab, hörten wir es alle. Ein leises, heiseres Fauchen drang durch die Metallschlitze der Box.
Herb blinzelte mir zu.
„Hörst du das, Jacko? Miezekätzchen hält nichts von Hunden.“
Ich antwortete nicht und beobachtete Dare, der mit nervösem Blick auf den Metallkasten blickte. Schließlich hörte das Fauchen wieder auf. Dare entspannte sich.
Dafür wankte jetzt Winston Shears an seinen Tisch und baute sich breitbeinig vor ihm auf.
„He, Kumpel, nich doch ´n Bier?“
Dare schüttelte den Kopf. Ich sah, wie sich seine rechte Hand unter die Anzugjacke schob.
„Nein, Mister, keinen Alkohol.“
Nein, Mister, keinen Alkohol“, äffte Shears die Worte nach. „Bist echt witzig, Kumpel, weißte das?“
„Sie sind der erste, der mir das sagt.“
„Oh, bin ich das? Ich sag dir noch viel mehr. Du bist...“
Sharky stand plötzlich neben Shears und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Es reicht, Churchill. Ich dulde nicht, daß du meine Gäste belästigst.“
„He, entspann dich, Sharky. Ich belästige doch keinen. Mein Wort drauf. Außerdem muß ich jetzt sowieso mal pissen.“
Shears dackelte summend zu der Tür links neben dem Tresen.
„Versau mir nicht wieder alles, Churchill. – Verdammt, hörst du mir zu?“
„Ja ja, Sharky, entspann dich.“
Dann klappte die Tür zu.

Wir steckten bereits bis zu den Hüften in der Scheiße, aber wir atmeten unbeirrt Lavendelduft. Der Hund war es, der es zuerst bemerkte. Er lag keine drei Meter von meinem Stuhl entfernt auf dem Boden. Sein Kopf ruckte hoch, als säße er auf einem überspannten Federgelenk. Ehe noch jemand reagieren konnte – schon gar nicht Henry Duncan, der locker am Tresen stand und ebenso locker die Hundeleine in der Hand hielt –, sprang das Tier auf, riß Henry die Schlaufe aus der Hand und trabte mit angelegten Ohren an meinem Platz vorbei auf die gegenüberliegende Eingangstür zu.
„Paß doch auf deinen Köter auf!“ rief Sharky.
„Dojan! Hierher!“
Der Hund erwies sich als wenig folgsam.
„Verdammt!“ fluchte Henry Duncan und stapfte dem Vierbeiner hinterher.
Ich hatte damit gerechnet, daß sich Dojan an Dares Metallkasten zu schaffen machen würde. Der Kerl stellte auch sofort schützend sein Bein vor die Box und griff wieder unter seinen Anzug. Doch der Hund hatte kein Interesse an ihm oder seiner Katze. Er schlich bis zur Tür und schnupperte aufgeregt an dem unteren Spalt.
Henry Duncan bückte sich nach der Leine, als Dojan einen Satz nach hinten tat und sich winselnd auf den Boden drückte.
„Hat wohl ´nen Dachschaden, der Gute!“ meinte Herb zu mir.
Ich war mir da nicht so sicher. Die Szene hatte etwas Bedrohliches an sich, das ich nicht greifen konnte.
Duncan zog die Leine straff, um seinen Hund wieder zum Tresen zu ziehen. Unnötig, wie sich herausstellte, denn Dojan schob sich mit angewinkelten Beinen von alleine zurück.
Henry Duncan hob die Hand, um dem verängstigten Hund die Lederschlaufe übers Fell zu ziehen, als er mitten in der Bewegung inne hielt. Er legte den Kopf schief. Lauschte einen Moment. Trat an die Tür heran, beugte sich vor, warf uns einen erstaunten Blick zu.
„Was ist los, Henry?“ fragte ich.
Er winkte hektisch mit der Hand. Dare schien es jetzt auch zu hören. Er packte die Box, sprang förmlich von seinem Stuhl auf und rannte an meinem Platz vorbei zum Tresen.
Sharky war sichtlich irritiert.
„Hört mal, Leute, kann mich mal jemand aufklären, was ihr habt?“
Henry Duncan winkte ihn zu sich. Herb und ich standen ebenfalls auf und gingen zur Tür.
Ein dumpfes, feuchtes Schnaufen drang durch den unteren Türspalt. Ich blickte hinunter und sah feine Staubpartikel, die in rhythmischen Abständen durch den schmalen Spalt wehten.
Herb packte meinen Unterarm.
„Was ist das, Jacko?“
Er klang mächtig nervös.
„Ich weiß nicht...“
Ich klang noch nervöser.
„Ein Pferd“, flüsterte Sharky. „Hört sich an wie ein Pferd.“
Ich sah es ihm an, daß er selbst nicht daran glaubte. Das Schnaufen wanderte. Wir hörten, wie es langsam den linken Türspalt hinaufzog. In Höhe der Klinke stoppte es.
Ich näherte mein Ohr dem Spalt, bereit, jeden Moment zur Seite zu springen.
„Um Gottes willen, kommen Sie da weg! Jetzt sofort!
Das kam von dem seltsamen Dare. Ausgerechnet. Seine Stimme überschlug sich fast.
Wie auf Kommando sprangen wir vier von der Tür zurück. Das Schnaufen verklang.
Sharky trat an den Fremden mit der Box heran, der sich an den Tresen drückte, als wäre dies der sicherste Ort der Welt.
„Wissen Sie, was das war?“
Dare schüttelte den Kopf. Er hielt die Box umklammert, als hätte ihm jemand die Hoden abgeschnitten, sie in diesen Kasten gelegt und ihm gesagt, daß man die Testikel wieder annähen konnte, wenn er nur gut acht auf diesen Schatz gäbe.
„Wissen Sie also nicht, hm? Halten Sie uns alle hier für Idioten, die...“
Der Hund knurrte. Zog die Lefzen zurück. Bellte. Knurrte.
Ich blickte zu ihm. Er starrte auf das Fenster neben der Tür zur Toilette. Ich folgte seinem Blick. In der Dunkelheit hinter der Scheibe bewegte sich etwas. Flüchtig. Massig. Dann war es vorbei.
Äste, die sich im Wind bewegten. Ein optische Täuschung. Irgendwas.
„Herb?“
„Jacko?“
„Lach mich ruhig aus, aber ich mach mir gerade vor Angst fast in die Hose.“
„Frag mich mal.“
Sharky hatte Dare immer noch in der Mangel, wohl weniger aus Neugierde als vielmehr zur Überspielung seiner eigenen Angst. Dabei sollte der Spaß jetzt erst richtig beginnen.
Der alte James Stiller schwankte an den Tresen. Das Einatmen seiner Fahne hätte einen Menschen noch auf fünf Meter Entfernung schlagartig betrunken gemacht.
„Wo bleibt´n Churchill?“ lallte er.
Sharky ließ kurz von Dare ab.
„Keine Ahnung, James, vielleicht ist er in die Schüssel gefallen.“
„Sieht ´m ähnlich. Oder vielleicht isser ja auch eingepennt, so, wie der die Hütte voll hat... Scheiße, der soll Platz machen, ich muß auch mal...“
Stiller torkelte den Tresen entlang. Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder dem Disput zwischen Sharky und Dare, registrierte lediglich den Hauch eines Lichtstreifens am äußersten Rande meines Blickfeldes, als Stiller die Toilettentür aufdrückte. Mein Unterbewußtsein grabschte nach dieser marginalen Information, stopfte sie eilig in die Schublade mit dem „Alles in Butter“-Schild darauf und wollte sich entspannt zurücklehnen, als das Fach wieder aufsprang und...
Ich sah zur Tür hinüber. Stiller stand immer noch da, die Schulter gegen das spaltbreit geöffnete Türblatt gestemmt.
Keine Kette! Die Tür war nicht verschließbar. Etwas blockierte von innen den Zugang.
Ich ging zu Stiller, um ihm zu helfen, doch hatte ich ihn noch nicht ganz erreicht, da nahm er noch einmal Schwung, warf sich gegen das Holz und überwand das Hindernis. Die Tür schwang auf.
Stiller verharrte stocksteif auf der Schwelle, was angesichts seines Alkoholpegels keine unbedeutende Leistung war. Ich war nur wenige Schritte dahinter, konnte an ihm vorbeisehen, und...
Mit einem erstickten Laut drehte sich Stiller zu mir um. Beide Hände im Türrahmen abgestützt, beugte er sich vor und erbrach das Bier der letzten Stunden. Die Pampe klatschte auf die Holzbohlen, halbverdaute Essensreste gaben der Ausscheidung eine breiige Konsistenz.
Während ich tief Luft holte, um nicht Stillers Beispiel zu folgen, wurden hinter mir Rufe laut. Es kümmerte mich nicht. Ich sprang zu der Tür, blickte über Stillers gebeugten Rücken hinweg... mitten in ein Schlachthaus hinein.
Winston „Churchill“ Shears, der betagte Mann mit der roten Säufernase, der mir als Kind mal an den Ohren gezogen hatte, weil ich eine tote Maus durch sein offenes Küchenfenster geworfen hatte... der alte Winston lag neben der Kloschüssel. Er lag in der Kloschüssel. Er lag in der gegenüberliegenden Ecke. Er war an der Wand verschmiert. Er lief in klebrigen Schlieren an dem Spiegel herunter und tropfte in das vergilbte Waschbecken. Er klebte sogar an der Decke.
Sogar an der verdammten Decke waren Teile von ihm, die blutigen Fetzen auf der nackten Glühbirne schmorten wie Ragout in der Pfanne, es roch nach gebratenem Fleisch...
Instinktiv packte ich die Klinke und zog die Tür ins Schloß. Etwas legte sich schwer auf meine Schulter. Ich schrie. Riß mich los. Drehte mich um.
Herb! Es war nur Herb!
„Was ist los?“ schrie er mich an.
Ich starrte ihm in die Augen. Wortlos. Er starrte in die meinen. Voller Angst.
Sharky wollte an mir vorbei, aber ich packte ihn am Arm und hielt ihn zurück.
„Nicht!“
Er machte sich los, drängte mich zur Seite, wollte gerade die Klinke drücken, als ich ihn am Kragen faßte und gegen den Tresen drückte.
„Gott verdammt, Sharky, geh da nicht rein!“ Ich wandte mich zu den anderen um. „Geht von dieser Tür weg!“
Mit Ausnahme von Herb, der sich den wimmernden James Stiller schnappte und ihn zu unserem Tisch zerrte, schien niemand meinen Worten folgen zu wollen. Sie ekelten sich vor dem Erbrochenen zu ihren Füßen, sie waren nervös und ängstlich... aber etwas in ihnen gierte auch danach, ihre morbide Neugier befriedigt zu sehen.
Vermutlich hätte sich noch jemand unter ihnen gefunden, der die Tür öffnete, doch bekam ich unverhoffte Unterstützung durch den seltsamen Dare. Er stand immer noch hinten am Tresen, sein Gesicht nurmehr ein verzerrter Alabasterfleck unter schweißnassem Haar.
„Fort von der Tür!“ kreischte er. Nur wenige Töne höher, und die Gläser wären zersprungen. „Die Fenster. Mein Gott, die Läden zu!“
Seine freie rechte Hand pendelte unkontrolliert zwischen den Seitenwänden hin und her. Offensichtlich klang seine Panik authentischer als meine, es kam Bewegung in die Menge.
Joseph Bruner öffnete das Fenster, das sich nur wenige Meter neben uns befand, und langte in die Dunkelheit hinaus, um die Holzläden zuzuklappen.
Auf der anderen Seite saßen unbeirrt Trevor Henson und JoJo Grant an ihrem Tisch unterhalb des Fensters. Henson quälte sich murrend aus seinem Stuhl – die unwillkommene Anstrengung schien ihn mehr zu beschäftigen als das Schicksal seines Saufkumpanen Churchill.
Wir anderen hasteten an dem Tresen entlang zu Dare, und auch die Leute, die bislang nur mit aufgerissenen Augen auf ihren Plätzen das Geschehen mitverfolgt hatten, hielten es jetzt für angezeigt, sich zu uns zu gesellen. Vierzehn Männer, die beiden an den Fenstern nicht mitgerechnet. Eine kleine, verängstigte Herde. Selbst der Hund hatte sich unter einem Tisch verkrochen.
„He, Bruner, was machst du denn da?“ rief Sharky an mir vorbei.
Auf der Gegenseite hatte der betrunkene Henson die Läden bereits zugezogen und mit einer Querlatte gesichert, Bruner aber hing immer noch bis zur Hüfte außerhalb seines Fensters, der Oberkörper war in der Dunkelheit nicht zu sehen – als hätte ihn die Finsternis verschluckt.
Bruners Körper ruckte ein weiteres Stück hinaus.
„Scheiße, der fällt doch gleich in den Dreck ´raus!“
Sharky löste sich aus unserem Pulk und wollte zu dem Fenster, wurde aber von Henry Duncan daran gehindert.
„Was ist, Henry?“
„Seine Beine... mein Gott, seht euch seine Beine an!
Wir starrten auf Bruners Beine. Etwas war da völlig falsch, und es dauerte eine Sekunde, bis ich verstand, was es war. Bruner hatte sich vornübergebeugt aus dem Fenster gelehnt, die Fußspitzen gegen die Wand gestützt. Jetzt aber zeigten die Fußspitzen auf uns. Bruner hatte sich in dem Rahmen gedreht. Oder er war gedreht worden.
Seine Beine baumelten schlaff wie die einer Gliederpuppe vom Fensterbrett herab. Die ledernen Hacken seiner Schuhe schlugen dumpf gegen die hölzerne Wand, als wäre diese vom Wahnsinn inszenierte Darbietung ohne angemessene Vertonung nicht perfekt.
pock pock... pock... pock
Das Geräusch eines weit entfernten Donners drang durch das Fenster.
„Jesus...“, keuchte Burgess McKensey neben mir und faßte sich an den Hals.
Es war kein Donner. Welch vermessener Wunsch. Es war ein anschwellendes Grollen in der Dunkelheit da vor uns, gezeugt in mächtiger Brust, geboren, uns den Verstand zu rauben.
Der massige Schatten fiel mir wieder ein.
Ein Schnauben, ein irritierend feuchtes Knacken, beinahe wie der Biß in einen saftigen Apfel...
Joseph Bruner rutschte zurück in die Hütte, oder besser gesagt: das, was noch von ihm übrig war. Viele Jahre nach dieser Nacht besuchte ich einen italienischen Fischmarkt. Ein hüfthoher Jutesack, vollgepfropft mit blutigen Fischabfällen, kippte um und ergoß seinen fauligen Inhalt auf das marode Straßenpflaster, und ich schrie, und die Leute sahen mich an wie einen Verrückten, und ich schrie immer weiter, sie konnte ja nicht wissen, daß ich wieder dieses Bild vor Augen hatte...
... dieses Bild von Bruners Körper, der ab dem Brustkorb aufwärts einfach nicht mehr existierte und dessen verbliebene fleischliche Hülle gleich jenem Fischsack zu uns in den Raum zurückstürzte und seinen Inhalt auf den Bohlen ergoß.
Was immer auch da draußen war, es hatte Bruner nicht einmal mehr die Chance zu einem letzten Schrei gegeben.

Sekunden vergingen, in denen wir still, ja geradezu andächtig den absurden Anblick in uns aufzunehmen versuchten, als wäre es ein Polaroid, das sich allmählich entwickelte und all seine grausigen Einzelheiten in wohldosierten Abständen preisgab.
Vielleicht hätten wir so bis zum Jüngsten Tag gestanden, wenn nicht Dare seine Box auf den Boden gestellt und eine Pistole unter seiner Anzugjacke hervorgezogen hätte.
Er stieß einen schrillen Schrei aus und feuerte blindlings durch das geöffnete Fenster. Es war wie der Startschuß zum Wettlauf einer Gruppe Katatoniker, deren physische und psychische Krämpfe sich lösten.
In wilder Panik rannten die meisten von uns los, auf die Tür zu, wider jede Vernunft, doch war, einmal in Bewegung geraten, für uns kein Halten mehr möglich.
Herb und ich stürzten inmitten des Pulks durch das Lokal, nur die Flucht vor Augen. Vor uns riß einer der Männer die Tür auf und stolperte hinaus. Zwei seiner Freunde folgten ihm. Dann Kenneth Jefferson. James Stiller im Schlepptau von Trevor Henson, dann der Hund – nicht zu fassen, selbst der Hund rannte in den Tod. Wieder Männer, die ich nicht kannte.
Der nächste wäre ich gewesen, doch blieb mir das Schicksal dieser Bedauernswerten erspart. Von Herb geschoben, wollte ich gerade zur Tür hinaus, als mir feuchte Erde ins Gesicht klatschte. Das war wie eine zur Besinnung führende Ohrfeige einer liebenden Mutter.
Ich blieb stehen, Herb prallte in meinen Rücken, Rufe wurden laut, daß ich weitergehen solle. Dann hörten wir die Schreie. Lang anhaltende Schreie, die den Wahnsinn zu mir herübertrugen.
Ich drehte mich zu Herb um, der entsetzt zurückprallte. Natürlich, in meinem Gesicht klebte keine Erde.
An die folgenden Momente kann ich mich nicht mehr erinnern. Herb hat mir später erzählt, wie ich erst mein Gesicht abwischte, dann mit der Fußspitze die Tür ins Schloß wuchtete, zum offenen Fenster rannte und unter lauten Schreien die Läden zuzog und sie mit der an der Wand lehnenden Querlatte sicherte, daß ich auf dem Weg zum Tresen beinahe auf Joseph Bruners Innereien ausgeglitten wäre...
Ich weiß erst wieder, wie ich mit dem Rücken an dem Tresen lehnte und zum ersten Mal seit vielen Jahren weinte, die rechte Hand und das Gesicht besudelt mit den Überresten eines Gastes.
„Sharky, ein Tuch“, hörte ich Herb sagen.
Sekunden später hockte er sich neben mich und drückte mir einen weißen Lappen in die Hand. Ich wischte mir das Gesicht so gut es ging sauber.
„Was ist das hier bloß?“ stammelte Henry Duncan.
„Jesus“, sagte Burgess McKensey erneut, als lernte er heute sein erstes Wort.
Sharky holte ein doppelläufiges Gewehr nebst einer Schachtel Munition hinter dem Tresen hervor. Die beste Lebensversicherung, wie er mir einmal gesagt hatte. Ich hoffte inständig, daß er recht behielt.
Sharky sah einen nach dem anderen von uns an.
„Was für eine Scheiße läuft hier? Verdammt, was war das gerade?
Seine Stimme zitterte, als stünde er nackt auf einem vereisten See.
„Jesus“, sagte McKensey.
„Der Tod“, kicherte John „JoJo“ Grant. Wenn schockartige Emotionen Betrunkene schlagartig nüchtern machen konnten, traf dies auf JoJo jedenfalls nicht zu. „Der Tod hat uns am Arsch gepackt und...“
Herb richtete sich auf und schlug JoJo mit der flachen Hand ins Gesicht.
„Halt die Klappe, JoJo, verstanden?“
JoJo kicherte weiterhin. Ich sah zu ihm hoch. Seine Augen waren weit aufgerissen. Da war eindeutig zuviel Weiß darin.
„Ich sag´s euch, der hat uns ganz schön am Arsch...“
JoJo!“ schrie Sharky. „Herrgott, mach´s Maul zu!“
„Leck mich!“
Das tat Sharky nicht, dafür schlug er mit dem Kolben der Waffe zu. JoJo fiel wie ein nasser Sack vor meine Füße. Sein Kiefer hing merkwürdig schief. Blut lief raus.
Sharky trat neben ihn und holte erneut aus.
Ich sprang auf und hielt die Waffe fest.
„Sharky, was tust du denn? Willst du ihn umbringen?“
„Der Penner soll einfach nur still sein.“ Dicke Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. „Ich habe eine Mordsangst, ich kann diesen Scheiß da einfach nicht hören!“
„Er ist ja still, Sharky, er ist ja schon still.“
Ich beugte mich zu JoJo hinunter.
„Ohnmächtig, nur ohnmächtig. Gott sei Dank.“
Sharky lehnte sich mit dem Rücken an den Tresen und ließ das Gewehr sinken.
„Scheiße! Ich hab das Gefühl, daß ich gleich durchdrehe.“
„Laß uns jetzt bloß ruhig bleiben.“
Ich hatte zwar selbst keine Ahnung, wie wir das bewerkstelligen sollten, aber es hörte sich so verflucht vernünftig und gut an.
„Was ist mit dir, Mr. Pistoletti?“ fragte Herb und nickte zu Dare hinüber.
Dare rückte einen Schritt von uns ab und hob die Pistole.
„Was soll mit mir sein?“
„Du weißt doch was!“
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“
„Wovon ich rede?“ Herb deutete mit zitternden Fingern auf die Toilettentür, auf die blutverschmierte Fensterbank, auf den ausgelaufenen Rest von Joseph Bruner, auf... „Du weißt verdammt noch mal genau, wovon ich rede. Du weißt, was da draußen ist, hab ich recht?“
Dare ließ seine Waffe wieder sinken. Seine Augen schimmerten feucht.
„Ich weiß es nicht... nicht genau.“
„Was genau heißt nicht genau?“
Dare lehnte sich an den Tresen. Er hechelte wie ein Hund.
„Es ist ein Ding... irgendein Ding. Wir hatten Hinweise, Bodenproben, und...“
„Wer ist wir?“
„Das ist unwichtig.“
„Rede! Wer ist wir?“
„Das Ministerium!“ schrie Dare und trat mit dem Fuß gegen den Tresen. „Mehr werde ich Ihnen nicht sagen, aber die haben uns genauso verarscht wie alle anderen hier.“
„Uns?“
„Bill und mich. Oh Scheiße... wir hatten den Auftrag, es zu fangen. Dieses Ding, was sie hier vermuteten. Eine unbekannte Lebensform. Sie nannten es Arche 1. Wie bezeichnend. Diese Bastarde!“
Herb drehte sich zu mir um, er war völlig durch den Wind.
„Verdammt, Jacko, was ist das hier? Ein schlechtes Buch? Ein billiger Agentenfilm?“
Ich konnte nur hilflos mit den Achseln zucken.
„Bill und ich“, fuhr Dare fort, „wir fanden dieses Ding. Dachten wir jedenfalls. Wir fingen es ein. Es war so lächerlich einfach. Und dann war da plötzlich ein anderes Ding. Es muß gewaltig sein. Ich habe es nicht gesehen, ich habe auch nicht gesehen, was es mit Bill gemacht hat. Ich habe ihn nur schreien hören. Dann bin ich gelaufen, immer geradeaus, bis...“
Ein Schaben an der Tür unterbrach ihn.
„Nein, nein, nein“, keuchte Sharky und hob das Gewehr.
Ein dumpfer Aufprall. Noch einer. Das Türblatt zitterte, aber es hielt. Stille für Sekunden. Plötzlich ein leises Geräusch, wie von einem zusammengerollten Teppich, der über eine Fensterkante gezogen wird. Es wurde lauter. Es kam von oben, vom Dach.
Das Ding war über uns und schien die Dachbohlen abzutasten auf der Suche nach einem Durchlaß.
Dann wieder das Schaben an der Tür.
Das Ding war überall.
Herb sah mich mit weit geöffnetem Mund an. Er hechelte, als wäre er auf den letzten Kilometern eines geistigen Marathons, ein Adrenalinhorror mit nackten wundgelaufenen Fußsohlen auf rauhem Asphalt. Er würde zusammenbrechen, wenn er die Ziellinie überquerte. Die Frage war nur, wer von uns beiden der erste dabei war.
Dare schlenkerte wild die Pistole.
„Wir müssen raus hier. Egal wie... hier drin haben wir keine Chance.“
Mit einer zynisch galanten Bewegung deutete Henry Duncan auf die Tür.
„Nach Ihnen, Mr. Dare.“
„Glauben Sie etwa, es kann hier rein?“ wandte sich Sharky an Dare. Seine Stimme hatte denselben präventiv flehentlichen Tonfall wie meine Mutter, als sie meinen Vater regelrecht anbettelte: Du verläßt mich doch nicht, oder?
Mein Dad hatte Mom den Gefallen nicht getan, und Dare enttäuschte Sharky ebenso konsequent.
„Ja.“
Dieses eine Wort genügte.
„Ich geh da nicht raus“, sagte Burgess McKensey. Er konnte doch noch mehr als Jesus stammeln. „Mich kriegt da keiner von euch raus.“
Mir ging plötzlich etwas durch den Kopf. Ein so offensichtlicher Gedanke, daß ich die anderen beinahe dafür haßte, es noch nicht erwähnt zu haben. Ich haßte mich selbst in diesem Moment.
„Mr. Dare?“
„Was?“
Ich trat nahe an ihn heran. Der Lauf seiner Pistole berührte beinahe meine Brust.
„Sie sagten vorhin, Sie hätten das Ding gefangen. Richtig?“
„Ja. Und?“
Ich zeigte auf den Metallkasten zu seinen Füßen.
„Es ist da drin, nicht wahr?“
„Was soll das jetzt?“
„Das ist keine Antwort auf meine Frage.“
„Ich wüßte nicht, was Sie das angeht.“
„Es geht uns alle hier an, fürchte ich. Ich frage mich, was dieses Ding da draußen von uns will. Und ich glaube, es will nur etwas zurück, was ihm gehört.“
Dare drückte mir den Pistolenlauf in den Magen, griff langsam nach der Box und trat dann zwei Schritte zurück.
„Wenn mir einer zu nahe kommt, puste ich ihm das Licht aus. Verstanden?“
Sharky mischte sich ein.
„Verdammt, Dare, sind Sie wahnsinnig? Wenn Jack sich nicht irrt... werfen Sie doch diese Box hinaus. Weg damit.“
„Nein.“
„Er hat recht, nicht wahr? Ja, natürlich hat er recht. Sie haben dem Ding etwas genommen, und das will es jetzt wiederhaben.“
„Es ist zu wertvoll. Ich kann es nicht.“
„Dann gehen wir alle drauf.“
„Das wird sich zeigen.“
Mit einem Ruck legte Sharky das Gewehr auf ihn an.
„Nichts wird sich zeigen. Sie werden jetzt diesen Kasten hinauswerfen.“
„Wenn Sie schießen, erschieße ich diesen Mann.“
Dieser Mann war ich. Die Pistole zeigte auf mich, Sharkys Gewehr auf Dare. Ich wollte gar nicht wissen, wer von beiden schneller abdrücken konnte – oder den nervöseren Finger hatte.
Langsam, so daß Dare nicht einmal in einer zu raschen Bewegung meiner Augenlider einen Angriff deuten konnte, drehte ich den Kopf zu Sharky.
„Sharky...“
„Was ist, Jack?“ erwiderte er, ohne Dare aus den Augen zu lassen.
„Laß den Scheiß, okay? Nimm das Gewehr runter.“
„Nein, Kumpel, das werde ich nicht. Ich will, daß dieser Verrückte den Kasten rauswirft.“
„Hören Sie, Mann“, mischte sich Dare wieder ein. „Das bringt doch nichts. Meinen Sie, nur weil ich den Kasten hinauswerfe, läßt uns das Ding in Ruhe?“
„Wir müssen es wenigstens versuchen, geht das nicht in Ihren Schädel?“
„Sie haben ja keine Ahnung, was dieser Fund bedeutet. Für die Wissenschaftler. Für mich.“
„Es geht um Geld, nicht wahr?“ fragte ich.
„Um viel Geld. Das können Sie einfach nicht von mir verlangen.“
Sharky ließ sich nicht beirren.
„Mir egal, was es wert ist. Es ist mir auch egal, was da drin ist. Und wenn es die Queen persönlich ist... das ist mir scheißegal! Ich zähle jetzt bis drei. Ist der Kasten dann noch in diesem Raum, bist du ein toter Mann.“
„Glauben Sie mir doch, ich...“
„Eins...“
„Sharky!“ zischte Herb. „Verdammt, hör auf damit. Der Kerl erschießt noch Jack.“
„Zwei...“
„Halt!“ schrie Dare. „Warte doch mal. Ich tu´s, okay? Die Box raus – schon klar, ich mach´s. Wir werden uns doch hier nicht gegenseitig umbringen.“
Dare ließ die Pistole sinken.
„Gut“, meinte Sharky. „Geh zur Tür. Wirf es fort.“
Mit vorsichtigen Schritten bewegte sich Dare auf die Tür zu, immer im Visier von Sharkys Waffe.
„Beeil dich!“ sagte Sharky.
Über uns waren jetzt wieder diese tastenden Klopfgeräusche zu hören.
Dare blickte nach oben. Wieder in meine Richtung. Seitlich hinter mir stand Sharky. Ich sah nicht, was er tat, aber nach Dares Reaktion zu urteilen, blickte er wohl ebenfalls für einen Moment an die Decke – jedenfalls riß Dare unvermittelt die Pistole hoch und feuerte.
Das ging so schnell, daß ich nicht einmal mit der Wimper zucken konnte. Aber Dare hatte schlecht gezielt. Die Kugel ging fehl, sie traf weder mich noch Sharky, schlug wirkungslos in die Holzvertäfelung des Tresens ein.
Seitlich hinter mir krachte jetzt ebenfalls ein Schuß, der mich für Sekunden taub machte. Sharky war geübt im Schießen – Dutzende toter Soldaten konnten ein Lied davon singen. Die Kugel grub sich in Dares rechte Schulter.
Mit einem Schrei ließ dieser die Waffe fallen – und die Box. Sie prallte auf den Boden, kippte auf die Seite. Das Ding darin stieß ein schrilles Kreischen aus.
Sharky rannte an mir vorbei, stieß die Pistole mit dem Fuß zu mir und wollte sich Dare packen, der gekrümmt in der Mitte des Lokals stand, als eine Deckenbohle brach.
Wir sahen nach oben. Direkt über der Box hatte das Ding ein Loch in die Decke geschlagen. Weiße Splitter und vertrocknetes Laub rieselten herunter. Wieder das dumpfe Grollen. Aus der Box ein erneutes Kreischen.
Kommunikation!
„Komm zurück, Sharky!“ schrie ich, während ich die Pistole vom Boden aufhob. „Komm da sofort weg.“
Eine zweite Bohle brach, die Teilstücke drückten sich wie das untere Ende eines V in den Raum.
Sharky sprang zu uns zurück. Sein Glück – kaum war er dort fort, dröhnte ein erneuter Schlag und riß ein kopfgroßes Loch in die Decke. Für einen kurzen Augenblick sah ich etwas Helles hindurchschimmern, dann war da wieder das Dunkel der Nacht. Doch auch dies währte nur einige Sekunden.
Im ersten Moment sah es aus wie eine Schlange, die sich durch das Loch zu uns hineinwand. Was es wirklich war, weiß ich bis heute nicht genau. Es sah aus wie ein armdicker Tentakel, über und über mit Moos bewachsen, die Haut hatte eine holzähnliche Struktur, die aber erschreckend flexibel war.
Der Tentakel rollte sich wie eine Girlande ab, klatschte auf den Boden, kroch auf die Box zu und umschloß sie mit festem Griff. Das Kreischen verstummte.
Dare, der nur zwei Meter daneben stand, machte tatsächlich eine Bewegung auf die Box zu. Dieser Idiot!
Ein weiterer gewaltiger Schlag, nicht weit neben dem ersten Loch wurde ein zweites in die Decke gerissen. Auch hier drang ein Tentakel hindurch. Ehe noch Dare reagieren konnte, wurde er von dem Arm umschlungen und zu Boden geworfen.
Dare schrie wie ein abgestochenes Schwein – und er hatte auch allen Grund dazu.
Ein dritter Tentakel zwängte sich durch eines der Löcher, klatschte auf den Boden und kroch auf sein Opfer zu, daß wie von einer Würgeschlange umschlungen reglos auf den Bohlen lag. Überall auf diesem dritten Arm bildeten sich lange Risse, die aufbrachen wie zu heiß gegrillte Bratwürste. Doppelreihen nadelspitzer Zähne schoben sich daraus hervor, klappten auf und zu. Zwischen diesen Zähnen zuckten zungenähnliche Muskeln, von denen ein schleimiges Sekret auf Dare hinuntertropfte, als sich der Tentakel über ihn schob.
Die ersten Zahnreihen bohrten sich durch die Kleidung in seine Haut, Blut quoll an Oberarm, Brust und Bauch hervor. Der Tentakel führte kurze, ruckartige Bewegungen aus. Er sägte den Körper des Mannes regelrecht auf. Dann verharrte der Tentakel in der Bewegung.
Ich wußte jetzt, auf welche Weise Churchill auf der Toilette gestorben war. Ich wußte daher auch ganz genau, worauf das Ganze hinauslief, aber ich konnte die Augen nicht von diesem Schrecken abwenden.
Dare schrie und warf den Kopf so heftig hin und her, als wollte er sich selbst die Halswirbel brechen, um diesem Grauen ein Ende zu bereiten. Er versagte.
Die Zahnreihen drückten sich jetzt tief in das aufgesägte Fleisch, klappten unwiderstehlich auseinander, drückten die Wundränder wie eine Spreizzange auseinander. Ich konnte sehen, wie die Zungenmuskel in das Fleisch von Dares Bauch tauchten, darin forschten und leckten, während die Zähne wieder ihre sägende Arbeit aufnahmen.
Dares Schreie verstummten, als eine Zahnreihe seinen Hals so sorgfältig sezierte, daß sie Sekunden später durch war und sich in die Holzbohlen darunter fräste. Der Tentakel, der Dare umklammert hielt, hob den Torso in die Luft, und während er da schwebte, wurde er von dem anderen Tentakel regelrecht in Stücke gerissen.
Als ich die ersten warmen Tropfen ins Gesicht bekam, löste sich meine Erstarrung.
Mit wenigen Schritten erreichte ich das rechte Fenster, riß den Querbalken aus der Halterung und stieß die Fensterläden auf.
„Los jetzt!“ schrie ich den anderen zu. „Entweder jetzt oder nie!“
Sharky und Burgess McKensey reagierten am schnellsten. Ich war noch nicht ganz hinausgeklettert, da kletterten sie mir schon nach. Ich wollte nur noch weg, rechnete jeden Augenblick damit, daß etwas von hinten meine Beine umklammerte, daß ein brennender Schmerz mir das Ende ankündigen würde – aber es geschah nichts.
Henry Duncan und Herb waren die nächsten. Den immer noch ohnmächtigen James JoJo Stiller ließen wir zurück. Niemand von uns wollte jetzt noch den Helden spielen. Wir alle wollten einfach nur unseren Arsch retten.
Dann stürzten wir auf dem Feldweg davon, rannten fort, auf die entfernten Lichter von Midwinter zu. Unterwegs drehte ich mich noch einmal um. Ich wollte das Ding nicht sehen, aber ich mußte es sehen. Ich konnte einfach nicht anders.
Etwas Unförmiges schlingerte und pulsierte auf dem Dach, dutzende Tentakel hatten den Eingangsbereich und das Dach regelrecht eingesponnen. Zwei mächtige Flügel wuchsen aus diesem fleischlichen Gewirr hervor. Dann sah ich den Mond – bis ich begriff, daß es nicht der Mond war, sondern ein Auge.
Ich drehte mich um und stürzte den anderen hinterher.
Wir rannten weiter. Immer weiter. Nur weg.

In den vielen Jahren, die seitdem vergangen sind, hat niemand mehr etwas von diesem Ding gehört, geschweige denn es gesehen. Als hätte es nie existiert. Es gab Tage, da habe ich an meinem eigenen Verstand gezweifelt. Aber wenn ich dann mit Herb, Sharky und Henry Duncan in vielen betrunkenen Stunden darüber gesprochen habe, dann waren diese Zweifel wie weggewischt.
Wir, die wir durch das Fenster kletterten, waren die einzigen, die damals entkamen. Die anderen hat niemand mehr gefunden, ausgenommen fleischige Fragmente, die überall in und um die Hütte verstreut waren.
Für einige Tage standen wir tatsächlich unter Mordverdacht. Der größte Witz aller Zeiten. Als wären wir in der Lage gewesen, püriertes Fleisch aus unseren Freunden zu machen.
Es dauerte Wochen, bis man sich entschloß, ein wildgewordenes Tier dafür verantwortlich zu machen. Es gab einfach keine Erklärung für die monströsen Verwüstungen, die breiten Schleifspuren, die ekstatische Tötung so vieler Menschen, das beinahe restlose Verschwinden der Opfer. Nun, vielleicht gab es doch eine andere Erklärung, aber diese mußte so ungeheuerlich ausfallen, daß man sie wohl gar nicht erst in Erwägung zog.
Wir alle sind trotz dieser Nacht in Midwinter geblieben. Ich weiß nicht, warum, jahrelang noch litt ich unter Alpträumen, und Fahrten durch den Wald konnte ich nicht ertragen. Es war wie einem Gefängnis hier.
Aber mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Nicht, daß man es vergißt, aber die Erinnerung verblaßt und man verdrängt es zunehmend. Was nicht heißen soll, daß ich jemals noch einmal im Wald spazieren war.
Ich habe mich in all den Jahren in der Stadt selbst sicher gefühlt. Hierher würde das Ding nicht kommen, das war mir auf unerklärliche Weise zur Gewißheit geworden. Jetzt aber bin ich mir dessen nicht mehr so sicher. Es scheint, als wären sie dem Ding auf der Fährte.
Ich streiche die Zeitung glatt und zwinge mich, die Schlagzeile noch einmal zu lesen.
FORSCHERTEAM AUF DER SUCHE NACH DEM URSPRUNG DES LEBENS
Und darunter in kleinerer Schrift:
Wie aus noch nicht bestätigten Quellen verlautet, erhoffen sich die Wissenschaftler, in den Wäldern von Midwinter einen entscheidenden Schlüssel zum Nachweis nichtirdischen Lebens zu finden.
Mein Gott, was, wenn sie diesen Schlüssel finden?

 

meine güte some!

eine wirklich fantastische geschichte!
ich bin hin und weg. deine sprache, dein stil, einfach klasse. und noch in deinem element: splatter! juhu so richtig geil, wie die Bestie im gasthof gewütet hatte. echt geil;

fehler suchen is nicht so mein ding, aber hier was mir besnders gefiel:

gute Laune, so ansteckend wie ein Ebola-Virus

netter vergleich ;)

...der betagte Mann mit der roten Säufernase, der mir als Kind mal an den Ohren gezogen hatte, weil ich eine tote Maus durch sein offenes Küchenfenster geworfen hatte...

hehe

und dann kommen sowieso die geilsten beschreibungen, wo denn überhaupt alle seine reste zu finden sind. einfach geil!

ders chluß rundet perfekt das gesamtbild ab...genial
diese geschichte ist sicher eine empfehlung wert, aber das werden wohl andere erledigen, wenn die's nicht tun, werd ich eine einsenden.
klasse arbeit :thumbsup: !!

mfg

 

Hallo,

urgh, jetzt kann ich bestimmt wegen dir nicht schlafen ;)

Wunderbar gruselig, genau richtig blutig, super Atmosphäre. Hat mir gefallen (so man das bei so einer Geschichte denn sagen kann)
Das Amerikanische-Kleinstadt-Feeling hat mich ziemlich an King erinnert, auch die liebevolle Ausarbeitung der Charaktere. Wenigstens kennt man sie, bevor sie zur blutigen Masse werden, und das ist fast noch unheimlicher.

*schauder*

Mach's gut,

Felsenkatze

 

Hey somebody,

auch ich kann Dir nur zu dieser gelungenen Geschichte gratulieren. :thumbsup:

FORSCHERTEAM AUF DER SUCHE NACH...
Die Einbettung der Geschichte in diese Zeitungsmeldung ist eine gute Idee. Gibt der ganzen Sachen einen schönen Rahmen.

Es war so gegen 22.00 Uhr, als der Mann mit der Box Sharkys Lokal betrat.
Obwohl man natürlich ahnt, dass diese Box nur Ärger mit sich bringt, bleibt die Spannung trotzdem bis zum Ende erhalten.

„Hast recht“, lachte ich. „Aber behalt die Beine mal an dir. Hier ist es mindestens so sicher wie in Australien. Und außerdem – wer klaut schon dieses häßliche Vieh?“
Ich verstehe schon wie's gemeint ist, aber behalt die Beine mal an dir hört sich ungelenk an. Würde ich vielleicht austauschen gegen spar dir deine Puste oder so was.

„Verdammt, Henry, was schleppst du dauernd diese scheiß Nazi-Töle an!“ schrie Sharky hinter seinem Tresen hervor.
Weiß nicht warum, aber hat mir sehr gut gefallen.

Wir steckten bereits bis zu den Hüften in der Scheiße, aber wir atmeten unbeirrt Lavendelduft.
:thumbsup:

Er hielt die Box umklammert, als hätte ihm jemand die Hoden abgeschnitten, sie in diesen Kasten gelegt und ihm gesagt, dass man die Testikel wieder annähen konnte, wenn er nur gut acht auf diesen Schatz gäbe.
ebenfalls :thumbsup:

Jetzt aber zeigten die Fußspitzen auf uns. Bruner hatte sich in dem Rahmen gedreht. Oder er war gedreht worden.
Sehr schön...

„Scheiße! Ich hab das Gefühl, dass ich gleich durchdrehe.“
„Laß uns jetzt bloß ruhig bleiben.“
Diesen Dialog finde ich wiederum ziemlich hölzern.

Hier beende ich meine Zitatarbeit. Speziell ab der Mitte der Geschichte gibt es einfach zu viele gute Stellen, welche ich hervorheben würde, da ich jedoch gleich arbeiten muss, fehlt mir einfach die Zeit. Sorry...

Die Geschichte ist wirklich gut. Die Einleitung stimmt, genauso wie das Tempo. Die Holzfällerhütte im tiefen Wald und ihre mehr oder weniger besoffenen Gäste bieten ebenfalls ein ideales Setting. Ich wurde auch ein wenig an ein paar Kurzgeschichten von King erinnert. Dies ist jedoch als Kompliment zu verstehen, denn die Darstellung ist Dir sehr gut gelungen.

Einziger Kritikpunkt bleiben ein, zwei nicht so ganz gelungene Dialoge (obwohl das natürlich auch Geschmackssache ist) und die Darstellung von Dare, dessen Handlungsweise ich nicht so ganz nachvollziehen kann. Erst flieht er in Panik durch den Wald und flüchtet sich geradezu in diese Kneipe. Später als Mama ihr Kleines abholen will macht er jedoch wieder einen sehr toughen Eindruck. Ich finde es passt auch nicht so wirklich, dass der Wissenschaftler klischeemäßig seinen Fund auf Gedeih und Verderb verteidigen will. Aber auch das ist nur Geschmackssache.

Klasse Story mit tollem Spannungsbogen!

Jorgo

 

Hallo nochmal,


Zitat von Don Jorgo:

wurde auch ein wenig an ein paar Kurzgeschichten von King erinnert. Dies ist jedoch als Kompliment zu verstehen

Ähhhh... das sollte bei mir auch ein Kompliment sein, kam das nicht rüber?

Gruß,

Ronja

 

Hallo Somebody!

Gleich vorweg: ich bin nicht ein totaler Fan deiner Geschichte. Dein Stil, da kann ich nichts dazu schreiben, denn der ist wirklich sehr gelungen. Die ganzen Vergleiche, Metaphern, die du einbaust, wirklich, wirklich gut.
Trotzdem hatte ich Probleme mit dem Lesen, denn manchmal hatte ich den Eindruck: das ist zu viel, mache Sätze kamen mir so vor, als hättest du damit die Geschichte zu sehr in die Länge gezogen, als hättest du deinem Stil den Plot geopfert. Manchmal geht es mir einfach zu langsam, zu ziehst zu sehr in die Länge.
Ich betone, das ist reine Geschmacksache, nicht mehr. Es ist der Eindruck, den ich beim Lesen hatte, deine Schreibe ist sehr gut, ohne Übertreibung.

Die ganzen Charaktere, die du entwirfst, wirken sehr lebendig, durch ihre Sprache (und vor allem durch ihre Spitznamen: Sharky, Churchill, Jojo - das wirkt schon fast etwas satirisch, so auch die Sprache der Prots manchmal... ist das Absicht?), was mich auch oft an King erinnert. Aber wie die King'schen Figuren sind auch manche deiner hier etwas eindimensional. Was aber nicht schlimm ist, da ich in dieser Geschichte keine Shakespear'schen Charaktere erwarte.

Textkram:

Drei weitere Tische waren mit Leuten besetzt, dich ich nur vom Sehen her kannte.
die ich

Ein paar sehr schöne Bilder hast du dann eingebaut:
Z.B.

Seine Beine baumelten schlaff wie die einer Gliederpuppe vom Fensterbrett herab. Die ledernen Hacken seiner Schuhe schlugen dumpf gegen die hölzerne Wand, als wäre diese vom Wahnsinn inszenierte Darbietung ohne angemessene Vertonung nicht perfekt. pock pock... pock... pock

Und noch zum Plot selbst:
reduziert man deine Geschichte nämlich auf den, lässt also deinen tollen Stil weg, dann bleibt da nicht viel übrig und eigentlich nichts Neues.
Es geht um ein Wesen, dem man das "Kind" geklaut hat und dass sich daraufhin blutig an den Entführern und ein paar Unschuldigen rächt.
Und ich weiß nicht, ob es dir hier gelingt, etwas Neues dazuzuerfinden, ich denke nämlich eher nicht.
Übrigens ein Vorwurf, den ich auch schon des öfteren zu hören bekam. Ich verstehe dich ja gut: manche Geschichten will man einfach erzählen.

Das liest sich jetzt alles ganz furchtbar und auch so, als wäre mir das Lesen richtig unangenehm gewesen. Das ist bei Leibe nicht so: es hat richtig Spaß gemacht, es war schön, flüssig, ich habe gern gelesen, es hat gerockt, verstehst du?
Aber es ist für mich eben eine "nur" (nur ist gut...) eine gute Geschichte, die noch besser geschrieben ist.

In diesem Sinne
c

 

Hallo Somebody,

erstmal die Zitierarbeit:

Mein After brennt. Wie von Mücken, die ihre Rüssel in meine blutprallen Hämmorrhoiden bohren.

Irgendwie cool.

Ich kenne sie gut, weiß mit ihnen umzugehen, im Gegensatz zu der Angst, die mich wie eine klebrige Membran umhüllt und meine Eingeweide zusammenpreßt.

:thumbsup:

Er war der letzte von denen, die dabei gewesen sind.

„letzte“ müsste groß geschrieben werden.

Drei weitere Tische waren mit Leuten besetzt, dich ich nur vom Sehen her kannte.

Die ich statt „dich ich“

Er hielt die Box umklammert, als hätte ihm jemand die Hoden abgeschnitten, sie in diesen Kasten gelegt und ihm gesagt, daß man die Testikel wieder annähen konnte, wenn er nur gut acht auf diesen Schatz gäbe.

:thumbsup:

Als ich die ersten warmen Tropfen ins Gesicht bekam, löste sich sich meine Erstarrung.

Ein „sich“ zuviel.

So jetzt mal zur Geschichte: Es ist 1:37 Uhr und ich bin müde. Dennoch: Ich konnte mich von Deiner Geschichte nicht losreißen. Sie war zu gut. Zu dicht.

Ja, dass was Du erzählst mag nicht gerade neu sein, aber WIE Du es erzählst ist einfach gut. Ich weiß nicht, wie Du es schaffst, aber Deine Charaktere atmen. Sie leben. Dass und der perfekte Stil machen diese Geschichte zu einem Highlight dieser Rubrik. Definitiv eine Empfehlung wert.

Gruß

 

@ Felsenkatze:
Wurde bei Dir bestimmt auch als Kompliment verstanden. Ich habe den Zusatz nur gewählt um sicher zu gehen, dass ich niemanden des Plagiats oder der Nachäffung bezichtige.

Jorgo

 

Tach zusammen...

Menno, so viele Kommentare schon! Danke!

@ one weak

Auf solchermaßen uneingeschränktes Lob fällt mir nie was Brauchbares ein, außer, daß ich mich riesig darüber freue. Danke! Echt!

diese geschichte ist sicher eine empfehlung wert, aber das werden wohl andere erledigen, wenn die's nicht tun, werd ich eine einsenden.
Nicht so schüchtern... :D

@ Felsenkatze

Auch hier: ich kann mich nur bedanken! Hoffentlich hast du doch noch gut schlafen können.

Das Amerikanische-Kleinstadt-Feeling hat mich ziemlich an King erinnert, auch die liebevolle Ausarbeitung der Charaktere. Wenigstens kennt man sie, bevor sie zur blutigen Masse werden, und das ist fast noch unheimlicher.
Wenn die Charaktere trotz der gebotenen kurzen Darstellung so rübergekommen sind, ist das echt klasse.
Eine Anmerkung sei mir jedoch gestattet: Midwinter liegt mitnichten in Amerika (DANN hätte ich echt das Gefühl, „einen auf King“ machen zu wollen). Ich mag England als das klassische Gruselland. Daher liegt Midwinter auch im Südwesten Englands, gar nicht weit von Stonehenge. Was natürlich seinen Sinn hat. Aber dazu in späteren Geschichten mehr.

@ Jorgo

Und wieder einmal: Danke für das wärmende Lob!

„Scheiße! Ich hab das Gefühl, dass ich gleich durchdrehe.“
„Laß uns jetzt bloß ruhig bleiben.“
Diesen Dialog finde ich wiederum ziemlich hölzern.
Okay, da stimme ich dir zu. Ich werde den noch ein wenig anders formulieren.

Dare ist sicher recht klischeehaft dargestellt. Das war mir bewußt, daher habe ich auch folgende Passage in dem Text:
„Verdammt, Jacko, was ist das hier? Ein schlechtes Buch? Ein billiger Agentenfilm?“
Letztlich fand ich ihn aber auch wieder nicht so abwegig, daß ich ihn gänzlich hätte umstricken wollen.

@ Chazar

Gebetsmühlenartig, aber nicht minder ehrlich gemeint: Danke!

Manchmal geht es mir einfach zu langsam, zu ziehst zu sehr in die Länge.
...
Die ganzen Charaktere, die du entwirfst, wirken sehr lebendig, durch ihre Sprache (und vor allem durch ihre Spitznamen: Sharky, Churchill, Jojo - das wirkt schon fast etwas satirisch, so auch die Sprache der Prots manchmal... ist das Absicht?),
Hm, da sprichst du etwas an, das mir anders niemals gelingen würde. Meine Geschichten sind meist etwas länger, weil ich nicht zuletzt deshalb die Möglichkeit habe, den Charakteren Leben einzuhauchen. Gut möglich, daß es anders geht, aber das kann ich nicht. Ich brauche meinen Platz, um eine Geschichte aufzurollen und kann nur hoffen, daß sie dann trotz ihrer Länge unterhält.
Was du jetzt konkret mit den satirischen Elementen meinst, weiß ich nicht genau. Mit Absicht ist nichts in der Geschichte satirisch... hin und wieder erzähle ich auch mit einem Augenzwinkern, aber es soll dennoch ernsthaft sein. Vielleicht kannst du mir ja mal eine Stelle benennen? Würde mich echt interessieren.

Und noch zum Plot selbst:
reduziert man deine Geschichte nämlich auf den, lässt also deinen tollen Stil weg, dann bleibt da nicht viel übrig und eigentlich nichts Neues.
Es geht um ein Wesen, dem man das "Kind" geklaut hat und dass sich daraufhin blutig an den Entführern und ein paar Unschuldigen rächt.
Und ich weiß nicht, ob es dir hier gelingt, etwas Neues dazuzuerfinden, ich denke nämlich eher nicht.
Übrigens ein Vorwurf, den ich auch schon des öfteren zu hören bekam. Ich verstehe dich ja gut: manche Geschichten will man einfach erzählen.
Da sprichst du auch was Treffendes an – inhaltlich bietet die Geschichte nichts Neues, ganz klar, aber ich bin froh, daß ich überhaupt wieder aus meiner elenden Schreibblockade raus bin. Die hatte ursächlich was damit zu tun, daß ich mir dauernd den Kopf zerbrochen habe, wie ich denn nun einen innovativen Plot gestalten kann, statt einfach – wie du so richtig sagst – mal wieder eine Geschichte zu erzählen.
Aber auch wenn diese Geschichte alles andere als innovativ ist, sie ist für mich ein notwendiges Intermezzo gewesen, weil das Ding aus dem Wald hier nicht seinen letzten Auftritt hatte. Insofern erfüllt sie durchaus noch einen „höheren“ Zweck.
Und, was für mich das Wichtigste war: ich hab einfach Riesenspaß gehabt, die Story zu schreiben.

@ Versager

Jetzt mal ganz was Erfrischendes: Danke!

Ich weiß nicht, wie Du es schaffst, aber Deine Charaktere atmen. Sie leben.
Über solches Lob freue ich mich jedesmal wieder besonders. Das ist mir sehr wichtig, wenn das so ankommt. Echt, dafür kauf ich gleich ein Eis an der Tanke und esse es für dich mit.

Vielen Dank auch für den Wortmüll, den du noch gefunden hast. Werde ich noch ändern. Überhaupt sind da noch einige Macken drin, die ich vorher einfach nicht gesehen habe. Aber die radiere ich dann mal still und heimlich weg.

An alle nochmal: Danke für´s Lesen und Kommentieren, die ehrlichen Tomaten und die schmackhafte Schoko.

THX
Some

 

Hi nochmal!

Gebetsmühlenartig?
Meinst du, ich dresche zu sehr mit Floskeln herum?

Ich brauche meinen Platz, um eine Geschichte aufzurollen und kann nur hoffen, daß sie dann trotz ihrer Länge unterhält.
Das tut sie ja auch und die anderen waren hellauf begeistert. Ich hatte ja auch geschrieben, dass das nichts anderes ist als Geschmacksache.
Das muss dich nicht beunruhigen und du sollst es auch nicht abstellen.

Was du jetzt konkret mit den satirischen Elementen meinst, weiß ich nicht genau. Mit Absicht ist nichts in der Geschichte satirisch... hin und wieder erzähle ich auch mit einem Augenzwinkern, aber es soll dennoch ernsthaft sein.
Richtig, genau so habe ich es gemeint: Augenzwinkern. Zum einen sind da die Namen: Jojo, Churchill und dann einfach manche Dialoge. Nicht satirisch, ich habe das nicht für eine Satire gehalten, nur manche Dinge kamen mir ein bisschen satirisch vor. Mit Augenzwinkern erzählt, wie du eben sagst.

ich hab einfach Riesenspaß gehabt, die Story zu schreiben.
Und das hat man gemerkt. In jeder Zeile.

Hoffe, es ist nun klarer.
Man liest sich
c

 

Hi Chazar,

danke, daß du das noch einmal ausführlicher aufgeführt hast. Jetzt weiß ich auch, was du mit "satirisch" meintest.

Hm, ich habe so das Gefühl, daß meine Antwort anders bei dir angekommen ist, als sie gemeint war. Ich habe deine kritischen Anmerkungen nicht in den falschen Hals bekommen, fast scheint mir, als wäre das so rübergekommen. Ist es aber nicht :)

Insbesondere:

Gebetsmühlenartig?
Meinst du, ich dresche zu sehr mit Floskeln herum?
Nein, wie käme ich denn dazu, so etwas zu schreiben? Ich bin dankbar für jede Kritik, die ich bekomme.
Das "gebetsmühlenartig" bezog sich auf mein wiederholtes "Danke". Also bitte nicht falsch verstehen :)

Some

 

Huch!

Nein, nein, nein. Ich hab nichts in den falschen Hals gekriegt. Ich habe meine Kritik nur noch einmal durchgelesen und mich gefragt, was du mit gebetsmühlenartig meintest. Aber scheinbar hat es sich auf deinen Kom bezogen.

Also, ich war nie beleidigt und bin es noch immer nicht.

In diesem Sinne
c

 

Hi Somebody,

Ekelhorror wie ich ihn "liebe" :dozey:

Habe deine Geschichte trotzdem mit spannung gelesen.
Durch die eindrucksvolle Beschreibung der Prots und die herb männl. Aussprache derselben, erzeugte deine Kg bei mir Kino im Kopf.

Bei der ebenfalls sehr bildhaften Schilderung, wie dieses Dingsda, die Menschen zerfetzte, mußte ich zwischendurch einen Schluck trinken, damit aus mir nicht rauskam, was drinbleiben sollte. :shy:

Ich kann nicht sagen, dass mir dieser Ekelhorror gefällt.
Doch hat mir dein Schreibstil sehr gut gefallen. :)

schönen Gruß, colertaio

 

Hi some, :)

wow, klasse. Eine Geschichte, die einen völlig gefangen hält. Die Länge merkt man gar nicht, während man gespannt und fast atemlos liest. Hat mir verdammt gut gefallen.

In einem Kommentar wurde, glaube ich, der Vergleich zu King gezogen. Und es stimmt schon, einige Passagen haben mich auch an King erinnert. Das ist jetzt eindeutig positiv zu werten (wenigstens ist es von mir als Kompliment gedacht): Über dieser Geschichte hätte der Name Stephen King stehen können, und ich hätte mich null gewundert. Von Sprache, Stil, Spannungsbogen - ach, der gesamten Umsetzung halt - kann diese Geschichte mit denen der ganz Großen in diesem Genre locker mithalten. Wird Zeit, dass dir ein renommierter Verlag einen Autorenvertrag anbietet. Klingt jetzt nach Schleimerei, ist aber durchaus ernst gemeint.

Zu einer anderen Kritik: Auch wenn die Grundidee zu dieser Geschichte vielleicht nicht ganz neu ist, so ist sie doch perfekt umgesetzt. Außerdem ist schon zu so ziemlich allem was geschrieben worden. Und wenn ich so schreiben könnte, würde ich meine besten und innovativsten Ideen vielleicht eher für Ausschreibungen oder für Romane verwenden.


Okay, jetzt noch ein paar Fehlerteufelchen und sonstige Dinge, die mir aufgefallen sind. Sollte sich was mit vorherigen Kritiken doppeln: Ich habe nur einige überflogen, bitte dann um Nachsicht.

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Alles in allem nicht unbedingt ein lichtdurchfluteter Raum, in dem ständig die vergilbten Hängelampen ihren trüben Schein verbreiteten.
Der Beginn des Satzes klingt etwas umständlich. Vielleicht besser „Bei weitem kein lichtdurchfluteter“ oder „Wahrlich kein lichtdurchfluteter“.
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Drei weitere Tische waren mit Leuten besetzt, dich ich nur vom Sehen her kannte.
dich = die
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„Auch ´ne Einstellung“, meinte Herb und hob sein Glas. „Auf die arschgefickten Idtioten, die sich ihr eigenes Grab schaufeln.“
Da fehlt ein i in den Idioten.
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Es war so gegen 22.00 Uhr
Keine Ahnung, ob das jetzt stimmt, aber ich glaube, ich habe eine solche Zeitangabe so noch nie in einem Buch gelesen. In Terminkalendern, klar. Aber in Geschichten vielleicht eher 22 Uhr oder zweiundzwanzig Uhr.
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Aber behalt die Beine mal an dir.
:confused: Diesen Ausdruck habe ich noch nie gehört. Aber im Ruhrpott hat man halt 'nen anderen Slang. :D
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Das ist das letzte mal, verstanden? Und bring den Mistköter wenigstens zum Schweigen.“
Bei der neuen Rechtschreibung ist es klar, aber ich meine, auch nach der alten gehört das „Mal“ groß geschrieben.
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der alte Winston lag neben der Kloschüssel. Er lag in der Kloschüssel.
Hier habe ich erstmal beim Lesen gestutzt. Bin an den Anfang dieses Zitats zurück und dachte, ich hätte mich verlesen. Dann habe ich weiter gelesen und war hin und weg. Geniale Stelle (die ich hier jetzt nicht komplett zitiere).
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„Was ist los?“ schrie er mich an.
Kam bei der alten RS nach diesen Satzzeichen kein Komma? Das ist mir mehrfach aufgefallen, immer nach <?“> und <!“> hast du kein Komma gesetzt. Da das bei dir so durchgängig ist, hat bei mir die neue RS wohl schon zuviel infiltriert. Bin mir hier echt unsicher, wie das früher war.
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„Die Fenster. Mein Gott, die Läden zu!“
Weiter oben in der Geschichte hatte ich mich gefragt, warum es so wichtig ist, wie der Raum genau aussieht, wo Türen sind, wo Fenster, dann die Läden… aber es wird wichtig. Du hast wirklich alles vorher so anschaulich beschrieben, dass sich eins ins andere fügt und das Kopfkino ablaufen kann.
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Die ledernen Hacken seiner Schuhe schlugen dumpf gegen die hölzerne Wand, als wäre diese vom Wahnsinn inszenierte Darbietung ohne angemessene Vertonung nicht perfekt.
:thumbsup:
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„Jesus..“, keuchte Burgess McKensey neben mir und faßte sich an den Hals.
Hier fehlt ein Punkt hinter „Jesus“, damit es drei werden. Ich würde sie aber wahrscheinlich ganz weglassen.
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Ein Schnauben, ein irritierend feuchtes Knacken, beinahe wie der Biß in einen saftigen Apfel...
Schauder… :thumbsup:
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und unter lauten Schreien die Läden zuzog und sie mit der an der Wand lehnden Querlatte sicherte
lehnenden
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Dares Schreie verstummten, als eine Zahnreihe seinen Hals so sorgfältig sezierte, daß sie Sekunden später durch war
So riesig, wie das Vieh ist, sind die Zähne sicher auch nicht klein. „Sekunden“ kommt mir so lang vor. Könnten zehn oder vielleicht sogar zwölf sein… das ist eine ganz schön lange Zeit.
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Als ich die ersten warmen Tropfen ins Gesicht bekam, löste sich sich meine Erstarrung.
ein „sich“ zuviel
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In den vielen Jahren, die seitdem vergangen sind, habe niemand mehr etwas von diesem Ding gehört,
habe = hat
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Hierher würde das Ding nicht kommen, das war mir auf unerklärliche Weise zur Gewißtheit
Gewißheit


Das war's auch schon. Bleibt mir nur noch, eine Empfehlung zu schreiben.

Gute Nacht :)
Kerstin

 

N´Abend allerseits...

@ chazar

Aber scheinbar hat es sich auf deinen Kom bezogen.
Jepp!

Also, ich war nie beleidigt und bin es noch immer nicht.
Gut :)

@ coleratio
Freut mich sehr, daß ich dir ein wenig Kopfkino bereiten konnte. Splatterelemente sind sicher nicht jedermanns/jederfraus Ding, ich versuche ja auch, zu variieren. Werde sicher auch wieder „blutarme“ Geschichten schreiben.

@ katzano

Danke für die Empfehlung! :)

Mir fällt spontan nicht viel ein, gegen das ich mich so wenig wehren würde wie gegen einen Autorenvertrag. Freut mich sehr, daß du du das so siehst. Kriegst ein signiertes Exemplar im Fall der Fälle – aber nicht bei Ebay für zwei Euro vertickern, hm?

Hehe, ich würde jetzt gerne sagen, daß ich meine innovativsten Ideen für Buchveröffentlichungen zurückhalte, aber im Moment war mir erst einmal wichtig, überhaupt wieder ins Schreiben zurückzufinden. Hatte ´nen richtigen Hänger (schreibtechnisch), und der hat sich wohl so langsam vom Acker gemacht.

Aber vielleicht gelingt es mir irgendwann noch einmal, den Innovationspreis der Gesellschaft für baumelnde Innereien zu gewinnen. Ich arbeite daran.

Danke auch für die Fehler und Verbesserungsanregungen, die meisten werde ich übernehmen. Bin im Moment nur ein wenig in Zeitnot, kann noch ein/zwei Tage dauern.


Euch dreien ein großes und herzliches Danke, daß ihr euch das Geschreibsel zu Gemüte geführt habt, und natürlich für Anregungen und auch das Lob.

Wir lesen uns

THX
Some

 

Tag Some

Eine wirklich nette kg ist dir da gelungen. Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie hatte ich immer den Film Tarantula im Kopf.

Die Beschreibung der Bestie ist wie ich finde außerordentlich gut gelungen. Auch wenn oder vielleicht gerade weil es so kurz war.

Etwas unförmiges schlingerte und pulsierte auf dem Dach, dutzende Tentakel hatten den Eingangsbereich und das Dach regelrecht eingesponnen. Zwei mächtige Flügel wuchsen aus diesem fleischlichen Gewirr hervor. Dann sah ich den Mond – bis ich begriff, daß es nicht der Mond war, sondern ein Auge.
Sehr schön. (Nur um es noch einmal zu würdigen) (Ähm: Etwas Unförmiges)

Der Wissenschaftler war vielleicht etwas klischeelastig. Aber muss man wirklich immer jedes Klischee meiden?

Was ich mir hier aber doch noch gewünscht hätte, wäre ein kleine Wendung. Irgendwie dachte ich, dass der todkranke Typ um seinem Dahinsiechen zu entgehen sich in den Wald auf die Such nach dem Monster begibt, um sein Leiden abzukürzen, oder so...

So das war meine bescheidene Meinung
Texter

 

Hallo Somebody,

eigentlich ist schon alles gesagt worden in den vorangegangenen Kritiken, also bleibt mir nur noch eins zu sagen:

WOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOW


Wenn man so etwas nach einer Schreibblokade zustande bringt, dann hätte ich auch gerne eine :D

Nein, jetzt mal im Ernst, wäre froh, wenn ich sowas zu stande bringen würde.

Kann den Anderen nur voll und ganz zustimmen :thumbsup:

Lieben Gruss Melle

 

Tach...

Sollte ich mir Gedanken machen, wenn ich dauernd aus dem Netz fliege und mir ScanDisk einen fehlerhaften Sektor meldet? Ja? Mist! :dozey:

@ Texter

Eine wirklich nette kg ist dir da gelungen. Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie hatte ich immer den Film Tarantula im Kopf.
Der gute alte Jack Arnold.

Die Beschreibung der Bestie ist wie ich finde außerordentlich gut gelungen. Auch wenn oder vielleicht gerade weil es so kurz war.
Danke. Ist gar nicht so einfach, so ein Wesen einigermaßen brauchbar und vorstellungsreif zu kreieren und zu beschreiben. Die Kürze ist bewußt gewählt, ich glaube, je üppiger so eine Beschreibung ausfällt, umso eher läuft man Gefahr, dem Leser auch den letzten Rest an Phantasie zu rauben und zudem ins peinlich-lächerliche abzudriften.

Der Wissenschaftler war vielleicht etwas klischeelastig. Aber muss man wirklich immer jedes Klischee meiden?
Meine Meinung dazu: nein. Wenn ich vor die Tür trete, sehe ich auch viele klischeehafte Menschen. Insofern stimme ich dir zu.

Was ich mir hier aber doch noch gewünscht hätte, wäre ein kleine Wendung. Irgendwie dachte ich, dass der todkranke Typ um seinem Dahinsiechen zu entgehen sich in den Wald auf die Such nach dem Monster begibt, um sein Leiden abzukürzen, oder so...
Hm, das wäre tatsächlich eine gute Idee. Ich habe aber noch etwas mit der Story vor, insofern war es für mich notwendig, die Handlung so enden zu lassen.

So das war meine bescheidene Meinung
Vielen Dank dafür! Und auch für den Schreibfehler. :)

@ Melle

Daaaaaaannnnkkeeeee :)

Wenn man so etwas nach einer Schreibblokade zustande bringt, dann hätte ich auch gerne eine
Nicht wirklich, oder? Die Story habe ich ja geschrieben, als sich die Schreibblockade so langsam in Luft aufzulösen begann. Was ich während dieser Zeit verbrochen habe, zeige ich lieber niemandem :D


THX
Some

 

hi somebody!

Der alte Trevor Henson saß mit seinen drei Saufkumpanen James Stiller, Winston „Churchill“ Shears und John „JoJo“ Grant an einem Tisch direkt unter dem Fenster und prostete uns mit einem Glas zu.
:lol:

Wir steckten bereits bis zu den Hüften in der Scheiße, aber wir atmeten unbeirrt Lavendelduft.
:thumbsup:

Dare schüttelte den Kopf. Er hielt die Box umklammert, als hätte ihm jemand die Hoden abgeschnitten, sie in diesen Kasten gelegt und ihm gesagt, daß man die Testikel wieder annähen konnte, wenn er nur gut acht auf diesen Schatz gäbe.
deine geschichte schwimm ja fast in lauter solchen coolen metaphern!

Joseph Bruner öffnete das Fenster, das sich nur wenige Meter neben uns befand, und langte in die Dunkelheit hinaus, um die Holzläden zuzuklappen.
in einem film sind immer genau das die stellen, bei denen man sich denkt: wieso, zum teufel, macht der das? während man sich die hand mit geöffneten fingern for die augen hält

Die ledernen Hacken seiner Schuhe schlugen dumpf gegen die hölzerne Wand, als wäre diese vom Wahnsinn inszenierte Darbietung ohne angemessene Vertonung nicht perfekt.
ziemlich cool

„Leck mich!“
Das tat Sharky nicht, dafür schlug er mit dem Kolben der Waffe zu.
:thumbsup:

meine güte: ich hab mir vor tagen schon vorgenommen diese geschichte zu lesen, wurde aber aufgrund meines zeitmangels durch die länge davon abgeschreckt.
was soll ich sagen? wow. ganz ehrlich, ich glaube, schon lange nicht mehr hab ich so eine spannende geschichte gelesen.
klar, die idee an sich ist nicht neu. stört mich aber überhaupt nicht. das ding ist immer wieder gruselig.
auch wenn ich immer an bigfoot dachte und nicht an ein extraterestrisches lebewesen.

deine geschichte quilt über vor lauter geilen metaphern (wie bereits oben erwähnt), lässt sich super lesen.

Zitat von Katzano: Wird Zeit, dass dir ein renommierter Verlag einen Autorenvertrag anbietet. Klingt jetzt nach Schleimerei, ist aber durchaus ernst gemeint.
darf ich katzano zitieren?

so, die empfehlung ist völlig berechtigt.

liebe grüße
Tama

 

Hallo Somebody,
diese Geschichte ist der Hammer!
Was ich hauptsächlich bewundere, ist die ruhige Art, mit der du den Horror beschreibst:
.............
Joseph Bruner rutschte zurück in die Hütte, oder besser gesagt: das, was noch von ihm übrig war.
.............
Mitten im Grauen, und dann bringst du die Ruhe fertig von einem Besuch im Fischmarkt zu erzählen.
Oder, da bricht Tumult aus und du bringst dann ausführliche Metaphern, die dann trotzdem die Stimmung nicht kaputt machen.
Toll!
........Auch wenn ihr vor Grauen zittert, nehmt euch Zeit und genießt die Angst.......

Zwei Sachen:
.................
Ich näherte mein Ohr dem Spalt,
................. mag richtig sein, aber schon komisch.

................
Vor uns riß einer der Männer die Tür und stolperte hinaus.
................ auf?

In tiefster Bewunderung
3

 

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