Was ist neu

Das ewige Feuer -2-

Seniors
Beitritt
31.10.2003
Beiträge
1.545
Zuletzt bearbeitet:

Das ewige Feuer -2-

- heute -
Eigentlich wollte ich nie wieder schreiben. Wozu auch? Hat es irgendetwas verändert? Schreiben ändert nichts. Außer, dass man die Zeit totschlagen kann. Also tue ich es doch wieder. Ein bisschen lenkt es mich auch ab. Schon damals lenkte es mich ab. Von dieser verdammten Hoffnungslosigkeit, von all dem Schmerz, der tief in mir drin war und noch immer ist.
Damals hatte ich noch einen Grund: Das Schreiben half mir, dich nicht zu vergessen. Ja, damals.
Draußen ist es kalt. Der Wind frischt auf. Höre ihn um das Haus herum pfeifen. Muss kontrollieren, ob alle Fenster und Türen verschlossen sind.

- später -
Ich weiß noch, wie sie auf das Schiff kamen, auf dem ich mich seit Monaten verschanzt hatte. Wie dieser gestrandete Koloss in seinen Grundmanifesten vibrierte und ihre Boshaftigkeit in jeder Schraube, in jeder Schweißnaht zu spüren war. Ja, ich weiß noch wie heute, wie ich in diesem Moment mit dem Leben abschloss. Zumindest mit dem, was man noch Leben nennen konnte. Die Einsamkeit zerfraß mich schon seit Wochen. Oder waren es Monate? Mit Sicherheit waren es Monate, in denen ich allein war. Allein mit Harald, meinem treuen Freund. Harald, mein Scharfschützengewehr mit Zeiss-Zielfernrohr.
Ich hatte gespürt, wie sie in das Schiff eindrangen, wie sie durch die Gänge stoben. Schnell und unaufhaltsam. Immer mit dem Ziel, die Menschheit gänzlich auszulöschen. Und ich war einer der Letzten. Dachte ich zumindest.
Ich sah die brennende Stadt am Horizont, scheinbar zum Greifen nahe. Und obwohl sie schon seit einer Ewigkeit brannte, obwohl sie ihren Gestank immer wieder zu mir herübertrug, wünschte ich mir in diesem Augenblick doch nichts mehr, als zwischen den brennenden Ruinen umherzuwandern. Ich wollte diese Wärme spüren; ja, Blödsinn, ich weiß, aber manchmal ist alles besser als der Tod.
Ich weiß noch, dass ich in diesem Augenblick Angst hatte. Panische Angst. Es war anders als bei den vorherigen Angriffen, die lediglich sporadisch auf mein Schiff ausgeführt wurden. Nie hatte ich sie zu Gesicht bekommen; sie waren zu schnell. Nur Haralds Kugeln waren schneller.
Doch dann waren sie in den sicheren Stahlmantel des gewaltigen Passagierschiffes eingedrungen. Ich wusste, was sie mit ihren Opfern taten, konnte mich noch genau an meine Flucht aus dem Bunker erinnern. Seinerzeit, als der Angriff auf die Menschheit begann. Ich konnte das Blut riechen, das an ihren Körpern, die ich noch nie gesehen hatte, haftete; das vermutlich aus ihren Mäulern tropfte, sofern sie denn welche hatten.
Das Tagebuch versteckte ich. In der Hoffnung, du würdest es finden und dann meine innige Zuneigung zu dir erkennen. Na ja, du hast es ja dann auf anderem Wege erfahren.

- ein paar Stunden später -
Irgendwie verliere ich das Zeitgefühl. Weiß nicht einmal, welcher Tag heute ist. Nicht einmal das Jahr.
Als ich gestern, vielleicht auch vorgestern, dieses Notizbuch fand, habe ich mir geschworen, nie wieder etwas von dir zu Papier zu bringen. Wozu auch? Aber schon jetzt, nach diesen wenigen Zeilen, weiß ich, dass ich es nicht kann. Ich werde einfach alles niederschreiben. Doch diesmal ist es nicht für dich. Diesmal ist es für niemanden. Obwohl, vielleicht werde ich in einem anderen Leben einmal Schriftsteller, da kann ein wenig Übung nicht schaden. Und diese Monster lernen irgendwann einmal lesen.

Heute ist der 23. März. Behaupte das jetzt einfach mal. Man hat irgendwann Wichtigeres zu tun, als sich das Datum eines Tages zu merken. Immerhin ist es wichtiger zu überleben. Und das habe ich geschafft. Doch ich werde der Reihe nach vorgehen; muss wieder lernen, meine Gedanken zu sortieren. Ich werde mit jenem Tag beginnen, als sie in das Schiff eindrangen; mit jenem Tag, als ich sprang.

Insgesamt war das Schiff über sechzig Meter hoch. Mein Lager befand sich auf dem Vorderdeck; also tippe ich auf etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Meter bis hinunter zum Strand. Utopisch, ich weiß, aber als die Stahltür zum Deck aufflog, da tat ich es.
Ich weiß noch, dass ich Harald fest an meine Brust drückte und dass ich ihm einen Kuss auf den eiskalten Lauf gab. Ich war über die Reling geklettert und starrte in die Dunkelheit unter meinen Füßen. Wenn ich zurückdenke, meine ich, im selben Moment als ich sprang, ein heißes Hauchen an meinem Nacken verspürt zu haben. Mir war klar, dass ich den Sprung nicht überleben würde, und ich hoffte nur, dass es nicht allzu wehtat.
Tat es nicht! Das Einzige, was ich mir zuzog, war eine winzige Platzwunde über der linken Braue, weil Harald mit seinem Lauf dagegen stieß. Jetzt, wo ich es hier niederschreibe, glaube ich es immer noch nicht. Ich brach mir nicht einen Knochen. Nichts! Fünfundzwanzig Meter. Und ich glaube, in diesem Moment wurde mir klar, dass es noch irgendwo eine höhere Macht geben musste, die wollte, dass ich den ganzen Scheiß überlebte.
Als ich da unten in dem mit der dicken Rußschicht überzogenen Sand lag, da sah ich sie zum ersten Mal. Ihre schwarzen Silhouetten zeichneten sich vor dem dunklen Nachthimmel ab, der einen leichten Schein der brennenden Stadt wiederspiegelte. Dunkle, unförmige Körper.
Sie standen hinter der Reling, zuckend, suchend. Und irgendwie wusste ich auf einmal, dass sie nicht springen würden. Ja, sie hatten eine Schwäche. Diese Wesen, die die Menschheit in die Knie zwangen, hatten Angst vor der Höhe.
Ich weiß noch, wie ich gelacht hatte. Brüllend vor Erleichterung. Ich riss Harald hoch, wollte sie wegpusten, und als sich mein Finger gerade krümmen wollte, da fiel mir ein, dass sich nur noch zwei Patronen in seinem Innern befanden. Und die waren nicht für diesen Abend bestimmt.

Ein Sturm kommt auf und lässt die Bretter vor den Fenstern klappern. Lange würden sie nicht mehr halten. Doch was spielt das für eine Rolle?
Ich sitze hier in diesem beschissenen, heruntergekommenen Haus vor den Dünen wie Robinson Crusoe auf seiner Insel und starre abwechselnd auf mein Blatt und gegen diese maroden Bretter vor dem Fenster, durch deren Ritzen ab und an die Sonne fällt. Und nachts ist es das am Horizont durch die Flammen verursachte Flackern der brennenden Stadt. Sanfte Wellen schlagen gerade gegen die Mauer. Irgendwann wird sich das Meer das Land zurückgeholt haben. Manchmal, wenn ich durch die Ritzen starre oder wenn ich die Tür offen habe, hoffe ich, das kleine Boot am Horizont zu sehen. Und du in deiner Militäruniform ständest am Steuer, deine langen blonden Haare zu einem Zopf gebunden. Mit Sicherheit würdest du lächeln. Du hast immer gelächelt, wenn wir zusammen waren.
Ich schreibe morgen weiter.

- ein Tag später -
Meat Loaf verbreitet einen angenehmen Geruch. Er brutzelt über dem Feuer des offenen Kamins und hat wahrlich die Größe eines Ferkels. Ich bin ein bisschen stolz, ihn gefangen zu haben.
Schade nur, dass niemand hier ist, mit dem ich ihn teilen könnte. Ich werde mir den Bauch vollschlagen bis ich kotzen muss. Oder ich tue einfach so, als hätten wir ein romantisches Candlelightdinner. Nur halt ohne Kerzen.

Ich weiß nicht, wie lange ich nach meinem Sprung gelaufen war. Immer am Wasser entlang, und als ich mich nach Stunden umdrehte, da konnte ich das Schiff nicht mehr sehen. Ein winziger Streifen am Horizont, flackernd und manchmal etwas größer werdend, zeugte von den nie aufhörenden Explosionen in der Stadt. Jetzt war ich froh, nicht in ihrer Mitte zu sein. Der Mensch ist wahrlich ein seltsames Wesen.
Damals fragte ich mich, wie lange es dauern würde, bis sie mir folgten. Würden sie es überhaupt tun? Ich wusste, wie schnell sie waren. So schnell, dass ich sie nicht sehen konnte, wenn sie das Schiff angegriffen hatten.
Vielleicht wurden sie langsamer, je weiter sie sich von der Stadt entfernten? Ja, das wäre eine Möglichkeit. Und das würde auch erklären, warum sie mich noch nicht eingeholt hatten. Sie waren einfach zu langsam. Schön wär’s.
Und so lief ich, bis es hell wurde und ich erschöpft neben einem Felsen einschlief. Nicht ohne vorher dein Foto betrachtet zu haben.
Ich weiß nicht mehr, ob es am selben Abend war oder ein, zwei Tage später. Ich weiß nicht einmal, ob und wie ich mich ernährt habe. Vielleicht hatte ich auch zwei Tage lang nur geschlafen.

Werde kurz Meat Loaf kontrollieren. Will nicht, dass er mir verbrennt.

- paar Stunden (?) später -
Scheiße, war der gut. Ich habe nicht gekotzt, aber ich habe bestimmt die Hälfte gegessen. So eklig wie die Dinger auch aussehen, so lecker sind sie. Am ehesten lässt sich der Geschmack mit Hühnchen beschreiben. Obwohl, ich muss zugeben, so genau weiß ich gar nicht mehr, wie Hühnchen geschmeckt hat. Na ja, so wie Meat Loaf eben.
Bald geht die Sonne unter. Ich habe mir einen Stuhl vor die Tür gestellt und wenn ich jetzt gen Osten blicke, sehe ich den schwarzen Himmel. Es muss der Rauch der brennenden Stadt sein. Sie wird nie aufhören zu brennen. Der Höllenschlund spuckt seinen giftigen Brodem in alle Ewigkeit. Und irgendwann wird die Erde von einer dicken Rauchschicht umgeben sein. Also werde ich die letzten Sonnenstrahlen, solange es geht, genießen.
Die Monster werden nicht kommen. Hoffe ich.
Das Meer ist ein wenig zurückgegangen. Die Wellen sind kaum erkennbar, und doch höre ich ihr sanftes Rauschen, das mich an einen lieblichen Gesang erinnert. Wenn man allein ist, bildet man sich alles ein. Und ich denke, das ist gut.
Gerade habe ich wieder diesen seltsamen Schrei gehört. Er kommt aus dem Dorf hinter den Dünen. Gestern Nachmittag war es das erste Mal. Und dann immer in unregelmäßigen Abständen. Ich habe Harald gefragt, ob wir auf die Jagd gehen sollen. Er hatte in der Sonne geglänzt und gelächelt. Harald lächelt immer nur. Ich habe ihm gesagt, er solle die Klappe halten und ich würde selbst bestimmen, wann wir auf die Jagd gehen. Er hatte nicht widersprochen.
Da ist er schon wieder. Er ist laut und hallend. Und unmenschlich. Erinnert mich an diese Brüllaffen, die mal irgendwo existierten. Ich glaube in der Tojota-Werbung gab es die auch. Nur ist dieser Schrei hier wesentlich höher.
Und obwohl ich schon einiges gewöhnt bin, so jagt er mir doch jedes Mal einen Schauer über den Rücken. Irgendwie möchte ich gar nicht wissen, wer oder was ihn verursacht.
Chichi, ich denke ganz viel an dich und wünsche, du wärst hier.

Weißt du noch, als du mich an jenem Abend neben dem Felsen gefunden hast?
Als ich die Augen aufschlug und in dein besorgtes Gesicht blickte, da dachte ich, ich sei tot. Endlich dieser Hölle entflohen und im Himmel aufgewacht. Und ich weiß noch genau, was du gesagt hast: Hey, alter Mann, das ist ein ungünstiger Zeitpunkt und Ort, um ein Nickerchen zu machen.
Das waren deine Worte.
Ich hatte geweint, dich umarmt und geküsst. Wollte es eigentlich nicht, aber ich habe es getan. Und du hast es zugelassen.
Ich lernte deinen Begleiter kennen. Thorge (übrigens ein widerlicher Name, wie ich finde.), war ein drahtiger Typ, der selten sprach. Aber du hattest mir versichert, dass er der beste Skipper war, den du je kennengelernt hast. Und seine Yacht war wirklich nicht ohne.
Ich hatte mich nicht getraut, dich zu fragen, ob er dein Freund war, aber irgendwann hatte ich gemerkt, dass dem nicht so war. Er war halt ein Typ, der sein Boot steuerte. Mehr nicht. Später stellte sich sogar heraus, dass er nicht einmal mit einer Waffe umgehen konnte.
Aber dafür hatte er ja uns.

Da, wieder dieser unheimliche Schrei.
Ich habe Harald auf meinen Schoß gelegt und zuvor eine ganze Zeit lang durch das Zielfernrohr die Dünen beobachtet. Bin jedesmal zusammengezuckt, als das Geräusch wieder ertönte.
Es ist schrecklich. Ich will es nicht mehr hören. Ich habe ein paar Mal in Richtung der Häuser hinter den Dünen geschossen, habe die Sandfontänen gesehen, die die Geschosse verursachten. Und Minuten später hatte es wieder angefangen.
Vielleicht gehen Harald und ich morgen hinein.

Zwischen uns hat sich damals etwas Schönes entwickelt. Habe es geliebt, in deine Augen zu blicken, mich in ihnen zu verlieren. Wenn du in meinem Arm lagst und mich so von unten herauf angesehen hast. Meine Güte, ich bin förmlich dahingeschmolzen. Habe dich nie gefragt, wie alt du bist. Ist auch egal. In dieser Welt ist es egal. In der alten Welt wäre es das mit Sicherheit nicht gewesen.
Ich weiß noch wie heute, wie wir vorne an der Reling saßen, während Thorge die Yacht über die Ostsee steuerte. Wir hatten unsere Mission, aber in jenem Moment war alles drumherum vergessen. Selbst die brennende Stadt, auf die wir zusteuerten, wirkte wie ein romantischer Sonnenuntergang.
An jenem Tag war es das erste Mal, dass ich diese Dinger im Wasser sah. Zunächst dachte ich, es handelte sich um Kinderleichen, die mit dem Bauch nach unten an der Wasseroberfläche trieben. Ihre kleinen Körper waren aufgedunsen und bleich.
Du hattest gelacht und gesagt, ich solle abwarten. Und als Thorge das Boot langsam in ihre Nähe steuerte und die Körper beinahe mit dem Bug berührte, da ging ein gewaltiges Zucken durch die kleinen Leiber und sie verschwanden in der Tiefe.
Sie schmecken sehr gut, hattest du gesagt. Irgendwann hatten wir sie Meat Loaf getauft, hatten welche gefangen und sie am Strand gegrillt und gegessen.
Ich denke gerne daran zurück.

Der Schrei macht mich wahnsinnig. Habe das Gefühl, er kommt immer näher. Werde mich mit Harald auf die Lauer legen.

- nächster Tag -
Nichts. Seit Stunden ist es still. Bin heute früh mit Harald hinter die Dünen gegangen. Bis hinüber zu den ersten verlassenen Häusern. Ein paar hundert Meter nur. In einer Gasse hatte ich ein schlangenartiges Wesen entdeckt. Mit drei Köpfen. Als ich einen von ihnen wegschoss, hatte es mich mit den zwei Verbliebenen angestarrt und gefaucht wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten war.
Mit Sicherheit war es nicht der Schreiverursacher.

Als wir in jener Nacht das erste Mal miteinander schliefen, irgendwo in der Nähe des Strandes in einem Feld, da war es, als bräche alles Böse, alles um uns herum in meinem Innern zusammen. Nur noch du warst da, und es war das schönste Erlebnis in meinem langen Leben.
Wir haben noch lange Arm in Arm gelegen und in den Himmel geblickt. Dann hast du dich über mich gebeugt und dich bedankt. Dafür, dass es nicht wehgetan hat. Und du hast gesagt, dass du dir das erste Mal nicht besser hättest vorstellen können. Weiß nicht, ob es stimmte, aber ich liebe dich einfach dafür, dass du es gesagt hast.

Am nächsten Tag machte Thorge den Vorschlag, in die Stadt zu fahren. Sagte, er kenne dort ein unterirdisches Munitionslager nicht weit vom Hafen entfernt.
Die Munition an Bord war immer noch reichlich, und mir schauderte bei dem Gedanken, irgendjemand würde auf das Boot schießen. Aber wer sollte das tun? Die Monster? Wenn schon, zumindest würde es dann sehr schnell gehen. Thorge meinte, wir sollten das Boot bis unter den Rand vollpacken und uns dann auf in Richtung Norwegen machen.
Ich hinterfragte das Ganze nicht, war einfach nur froh, in deiner Nähe sein zu dürfen. Es war die schönste Zeit meines Lebens, und zu diesem Zeitpunkt war ich das erste Mal froh, dass alles so gekommen war. Denn schließlich hätte ich dich sonst wohl nicht kennengelernt.
Als wir uns der Stadt näherten, konnte man zwischen dem Geruch des Feuers auch den Gestank brennenden Fleisches ausmachen. Und noch irgendwas anderes. Nach einer gewissen Zeit hatte man sich dran gewöhnt, aber zu Anfang war es widerlich, und ich musste oft damit kämpfen, meinen Mageninhalt nicht auf dem Deck zu verteilen.
Das Boot trieb langsam zwischen den Körpern hindurch. Und diesmal waren es wirklich Leichen. Und das Schlimmste war: Sie waren allesamt nackt. Warum zogen sie ihnen die Kleider aus, bevor sie sie ins Wasser warfen?
Doch ich hatte schon lange festgestellt, dass es sich nicht lohnte zu versuchen, die Vorgehensweise der Invasoren zu ergründen.
Invasoren … Ha!

Während wir uns über den Wasserweg der brennenden Stadt näherten, wurden die Leichen immer wieder von den Meat Loafs attackiert. Ihr Kopf besteht aus einem riesigen Maul, und mühelos bissen sie melonengroße Stücke aus den verwesenden Leibern.
Mich schüttelt es noch immer, wenn ich daran denke, dass sie nicht das letzte Glied in der Nahrungskette sind.
Mit jedem Kilometer, den wir der Stadt näher kamen, wurde das Wasser schwärzer. Ich erinnere mich, wie es an einigen Stellen sogar zu brodeln begann. Ähnlich wie Teer. Gleichzeitig stieg ein Gestank empor, der uns den Atem raubte.
Irgendwann sagte Thorge etwas, das mich noch bis heute beschäftigt. Es war kurz nachdem ein riesiges Ding aus der Tiefe auftauchte – ein Wal in Menschengestalt – und mit seinem Maulkopf gut zwanzig Meat Loafs einschließlich der drum herum schwimmenden Leichen verschluckte.
Thorge stand mit seinem dürren Körper am Steuer, hatte seine Kappe ins Gesicht gezogen und sagte an das Boot gerichtet: Irgendwann spuckt die Hölle auch sie wieder aus. Irgendwann spuckt sie jeden wieder aus.
Wusste zunächst nicht, was genau er meinte, aber nach dem, was ich später in der Stadt sah, war es mir klar.

Der Schrei ist wieder da. Bin gerade auf eine der Dünen gerannt und habe gebrüllt, es solle seine verdammte Schnauze halten. Fünf Minuten lang nur noch Stille. Vielleicht war es auch eine Stunde. Keine Ahnung, aber es war lang. Dachte wahrhaftig, das Ding sei abgehauen. Blödsinn. Es schreit wieder.
Werde kurz zum Wasser gehen.

- später -
Nachdem wir den Hafen der brennenden Stadt erreicht hatten, hielt ich vor dem Munitionslager gemeinsam mit Harald Wache, während du und Thorge die Kisten im Boot verstauten. Immer, wenn ich nicht durch das Zielfernrohr blickte, habe ich dich beobachtet. Einmal kamen mir fast die Tränen vor Glück.
Der bestialische Gestank, der von der schwarzen Brühe ausging, hing in der Luft.
Ich glaube, wir hatten uns irgendwann dran gewöhnt. Der Mensch gewöhnt sich an alles. Irgendwann.
Zunächst tauchte niemand auf und ich weiß noch, dass ich dachte, sie seien alle verschwunden. Keine Schatten mehr, die, durch ihre Geschwindigkeit für das menschliche Auge fast unsichtbar, zwischen den Trümmern umherhuschten. Nichts. Als das Boot bis unter den Rand mit Munition und Lebensmitteln gefüllt war, rief Thorge, wir sollten an Bord kommen. Und in diesem Moment sah ich ihn.
Zwischen den Trümmern, die aus jeder Ritze Flammen spieen, wankte er umher.
Der Kopf war vom Oberkiefer an nach hinten geklappt, immer noch so, wie ich ihn damals im Bunker gefunden hatte. Aus dem Hals war ein komischer Strang gewachsen, an dessen Ende ein Auge hektisch in alle Richtungen zuckte. Es war Patchouli, mein ehemaliger Vorgesetzter und Freund. Patchouli, der immer genauso roch, wie ich ihn genannt hatte.
Er stakste dort zwischen den Trümmern hindurch; es schien beinahe so, als würde er etwas suchen. Und als auf einmal dieses Strangauge direkt durch das Objektiv in meine Richtung starrte, da habe ich es ihm weggeschossen. Und ich war froh, dass Thorge schon die Motoren gestartet hatte. Irgendwann spuckt die Hölle jeden wieder aus …

Dieser Schrei! Die Sonne ist mittlerweile untergegangen. Werde gleich schlafen gehen. Vorher noch ein paar Äste ins Feuer werfen.

- zwei Tage später -
Vielleicht sind es auch drei. Scheiße, habe Fieber. Irgendwas habe ich vorhin gesehen. Es war in der Nähe der Dünen. Könnte ein Mensch gewesen sein. Oder eines dieser Monster aus der Hölle. Alles ist so heiß. Wenn ich nicht bald wieder auf die Beine komme, sind meine Wasservorräte aufgebraucht. Das wär der Hammer: Ich überlebe die Hölle und so ein dämliches Fieber rafft mich dahin.
Alles ist so dumpf. Selbst der Schrei. Habe das Gefühl, er kommt immer näher.
Werde schlafen.

- nächster Tag -
Die Sonne hat mich geweckt. Es geht mir besser, habe im Meer gebadet und meine Wasservorräte am zwei Kilometer entfernten Tank aufgefüllt. Bis jetzt ist alles ruhig.
Als ich heut Früh aufwachte, war Harald verschwunden. Ich habe den ganzen Strand abgesucht. Er ist weg. Jetzt hab ich nur noch meine P12 mit einer Reichweite von fünfzig Metern, Zwölf-Schuss-Magazin. Ich muss in Übung bleiben, vielleicht kann ich ja irgendwann in der Zukunft noch mal unterrichten. Wer weiß das schon?
Habe gerade festgestellt, dass dein Foto ebenfalls verschwunden ist. Entweder war wirklich jemand hier, oder ich habe es im Fieberwahn irgendwo hingelegt.
Möchte weiterschreiben. Über das, was damals passiert ist. Es tut tatsächlich gut, habe ich gemerkt, aber werde mich noch eine Weile ausruhen.
Vielleicht fällt mir ja ein, wo ich Harald abgestellt habe.

- nachts -
Weiß mal wieder nicht, welche Nacht es ist. Habe wahnsinnigen Hunger. Wollte gerade den Rest des Meat Loaf essen, doch er hat bereits gestunken. Und mit Sicherheit werde ich bei Dunkelheit nicht ins Wasser gehen, um einen neuen zu schießen. Also schreibe ich.

Nachdem ich Patchouli erschossen hatte, sind wir zurück zum Boot. Es wurde höchste Zeit, denn jetzt kamen sie. Thorge schrie und gestikulierte wild mit den Händen.
Ich wollte ihn warnen, als ich dieses Riesending an der Wasseroberfläche kurz vor dem Boot auftauchen sah. Doch es schoss trotz seiner Größe mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit wie ein Delfin aus dem Wasser und flog auf Thorge zu.
Es erwischte seinen Oberkörper und verschwand auf der anderen Seite wieder im Wasser. Es war grotesk anzusehen, wie nur noch seine Beine mit der Hüfte dort neben dem Steuer standen. Eine scheinbare Ewigkeit, wenn ich jetzt daran zurückdenke.
Der Riesen-Meat-Loaf war genauso schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war.
Heute weiß ich nicht mehr, was mir damals durch den Kopf ging.
Ich stand noch immer vor dem Boot; du schriest irgendwas, nahmst mir Harald aus der Hand, legtest ihn über die Reling und feuertest, wie ich es dir niemals zugetraut hätte. Aber schließlich hatte ich dich ja auch ausgebildet. Und während der gesamten Zeit stand der Unterleib von Thorge neben dem Steuer und seine Därme quollen über den Hosenbund hinweg, wie flüchtende Schlangen.
Wir kamen da raus. Irgendwie. Ich steuerte das Boot, du kümmertest dich um Harald.
Die Flammen in der Stadt waren gewaltig. Es war wahrhaftig der Schlund der Hölle. Und diese spie ihre Brut auf die Erde. Wir, die Menschen, hatten niemals eine Chance. Niemals. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass eine schwarze Brühe aus der Stadt in das Wasser floss.

Der Schrei erinnert mich inzwischen an das Heulen eines Wolfes. Dann wieder an dieses zu hohe Brüllaffenschreien. Warum bereitet es mir dieses Unbehagen?
Auf jeden Fall weiß ich, dass ich mich mit Harald an meiner Seite wohler fühlen würde. Vielleicht sollte ich hinter die Dünen gehen, um ihn zu suchen. Doch ich habe Angst.
Anders als damals, als wir aus der Förde flohen.

Die Höllenwesen schienen uns über den Strand zu folgen. In einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Keine Konturen waren auszumachen. Nur blitzschnell zuckende Schatten. Dreidimensional.
Aber sie kamen nicht ins Wasser.
Da befanden sich die Meat Loafs. Und das in allen Größen. Sie sprangen heraus, manche flogen über unsere Köpfe mit gierig aufgerissenen Mäulern, die nur aus Zähnen bestanden, und ich hatte Mühe, das Boot bei Vollgas unter ihnen hinwegzujagen. Die, die uns zu nahe kamen oder auf dem Deck landeten, hattest du mit Harald bearbeitet.

Werde mir jetzt etwas die Beine vertreten. Vielleicht finde ich Harald.

- später -
Gleich geht die Sonne auf. Habe bei meinem Spaziergang einen verendeten Meat Loaf am Strand gefunden. Er roch noch relativ frisch. Habe ihn gegrillt. Werde jetzt in das Dorf gehen. Genug Munition für die P12 habe ich dabei; vorsichtshalber auch welche für Harald. Hoffe, ich werde ihn finden. Und irgendwie hoffe ich auch, den Schreiverursacher zu finden.

- alles scheiße -
Wieder zurück im Haus. Das Schreiben tut weh. Immer wieder wird es schwarz. Hab versucht, die Wunde zu verbinden. Schmerzen sind unerträglich.
Will noch so lange wie möglich schreiben. Über dich. Über unsere Flucht. Aus der Förde raus. Ja, das haben wir geschafft. Bis zu diesem verdammten Strand. Warum wollten wir ausgerechnet hier bleiben? Weiß es nicht mehr. Vielleicht war es dieses kleine Häuschen vor den Dünen. Ja, das war es. Du sagtest, du hättest genau davon geträumt. Ein kleines Häuschen. Und viel Platz für unsere Kinder. Obwohl du sehr jung warst, hattest du Pläne. Naive Pläne. Dumme Pläne.
Wir luden das Boot aus. Ich stand am Strand, als der Riesenmeatloaf aus dem Wasser auf dich zuschoss. Er hatte Beine. Wie ein Tausendfüßer. Nur waren es menschliche Beine. Konnte dich nicht mal warnen. Du hattest zu mir rübergelacht; hast irgendwas gerufen. Ich sah nur diese tollen braunen Augen, die mich in dem Feld so angesehen haben, als du danke gesagt hast. Es ging so schnell.

Wieder ohnmächtig. Dauert lange, bis die Wörter hier stehen. Verband ist durchgeweicht. Verliere viel Blut. Zu viel.
Merke, wie meine Finger taub werden. Aber die Schmerzen sind verschwunden. Fühle mich leicht. Etwas Dickes suppt unter dem Verband hervor. Sieht irgendwie surreal aus. Wie fremde Wesen, die meinen Körper verlassen. Denke, es sind meine Innereien, die sich verabschieden.
Habe bei meinem Ausflug alles gefunden, was ich gesucht habe. Der Schrei kam aus der Dorfkirche, und je mehr ich mich ihm näherte, desto lieblicher wurde er. Vertrauter. Hätte verschwinden sollen.
Denke viel an dich, obwohl du es ja warst, die mir den halben Bauch vor dem Altar weggebissen hat.
Etwas streicht um das Haus herum. Bist mir gefolgt.
Werde jetzt mit dem Schreiben aufhören. Es geht nicht mehr.
Irgendwann spuckt die Hölle jeden wieder aus, und das beruhigt mich jetzt.

 

Und er ist doch nicht tot (meine den Prot aus dem ersten Teil ;))

Es ist ja immer so eine Sache mit den Fortsetzungen. Aber manchmal packt es mich einfach :)
Es ist schon eine gewisse Herausforderung, etwas zu schaffen, dass sich an den ersten Teil anlehnt, dennoch aber etwas Neues bietet. Ich hoffe, es ist mir gelungen. Die konfusen Handlungssprünge zu Anfang sind übrigens beabsichtigt, da ich mir vorgestellt habe, wie ich so eine Sache verarbeiten würde. Denke, in so einem Tagebuch läuft nicht alles chronologisch ab.

Wer Lust hat, es zu lesen, kann ja mal sagen, ob es wirkt. Oder ob es wirklich zu wirr ist.

 

Hi Existence.

Schön, dass es dir gefallen hat. Klar, einen Innovationspreis (gibt es sowas?) verdiene ich damit wahrlich nicht :D
Irgendwie liebe ich ja diese Endzeitdinger, da kann man immer so schön rumspinnen :D
Das "Wirre" war mehr auf den Beginn der Geschichte bezogen, da hier noch der rote Faden fehlte (also beim Prot jetzt :))
Ja, dann sag ich nochmal: Danke für dein Lob!

Gruß! Salem

 

Hi Salem!

Schön, mal wieder was von dir zu lesen. Wenn ich richtig erinnere, fand ich den ersten Teil damals nicht schlecht, allerdings nicht des Horrors wegen, sondern wegen der angedeuteten Liebesgeschichte.

Nun, das haben wir hier nicht, du deutest viel mehr in der Horror-Seite an. Die Liebesgeschichte bleibt dieses Mal für mich merkwürdig blass, unmotiviert. Das wird sicher daran liegen, dass man so gut wie gar nichts von der Begleiterin erfährt, nichts persönliches, das sie in irgendeiner Weise fassbar macht. Sie wird nicht beschrieben, sie agiert nicht; ich kann mir kein Bild von ihr machen - und ich weiß nicht, weshalb der Prot sie liebt. Da geht ein Haufen an Motivation flöten (schreibt man das groß) und damit jede Menge Potential.

Du nimmst dich bei der Beschreibung der Umstände (das heißt der fremdartigen Wesen) sehr schön zurück, es geschieht beinahe nebenbei. Durch solche Details wie das Ding, das von Patchouli Besitz ergriffen hat, und gleichzeitig durch die Lücken, die du lässt und mich damit zwingst, sie zu füllen, wird dieser fremdartigen Welt, die nicht unsere zu sein scheint, Leben eingehaucht. Sehr schön!

Nun ja, die "Auflösung" ist natürlich der Kracher. Nicht mehr als ein Alibi. und ich musst an Dean Koontz' "Todesregen" denken, hast du das gelesen?


Der Anfang hat mir nicht gefallen, war meiner Meinung nach nicht nötig das Wirrwarr, je weiter ich kam, desto gefesselter wurde ich und desto spannender wurde die Geschichte.
Auch wenn ich den Schluss moniere, heißt das nicht, dass er nicht passen würde. Er ist nur nicht...innovativ.:D


Thorge (übrigens ein widerlicher Name, wie ich finde. Das muss hier mal gesagt sein.)

Du hast noch mehr solcher unnötiger Zusätze drinnen, die mehr von Salem sagen als von seinem Protagonisten. Ich würde es verbannen, es klingt so gekünstelt.

Zwischen uns hat sich damals etwas Schönes entwickelt. Habe es geliebt, in deine Augen zu blicken, mich in ihnen zu verlieren.

Du weißt, was ich sagen will. Solche Wendungen sind Schuld daran, dass Liebesszenen kaum mehr abgenommen werden. Sie klingen mittlerweile alle irgendwie kitschig. Klischee!

Als wir in jener Nacht das erste Mal zusammen schliefen, irgendwo in der Nähe...

Hehe, ich glaube miteinander wäre treffender.


Aber, wie gesagt: Die Fortsetzung hat sich gelohnt.


Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hi Hanniball!

Schön, mal wieder was von dir zu lesen. Wenn ich richtig erinnere, fand ich den ersten Teil damals nicht schlecht, allerdings nicht des Horrors wegen, sondern wegen der angedeuteten Liebesgeschichte.
Ja stimmt, da hatte ich den Fokus auf die Liebesgeschichte gelegt. Gut, das "Problem" eines zweiten Teils ist ja immer, dass es nicht nur ein billiger Abklatsch des ersten sein soll. Natürlich wollte ich die Liebesgeschichte der Beiden nicht völlig außen vor lassen, habe hier aber mehr Wert auf die Welt drumherum gelegt (es soll übrigens unsere Welt sein; eben nach Öffnung des Höllenschlunds :))


Das wird sicher daran liegen, dass man so gut wie gar nichts von der Begleiterin erfährt, nichts persönliches, das sie in irgendeiner Weise fassbar macht.
Das ist ein berechtigter Einwand, denn ich wollte eigentlich, dass die Charaktere gut rüber kommen (ist nicht einfach in Tagebuchform, aber den Schuh hab ich mir ja selbst angezogen :D).
Werde also das ein oder andere mit einfügen müssen.

Du nimmst dich bei der Beschreibung der Umstände (das heißt der fremdartigen Wesen) sehr schön zurück,
Echt??? Dann muss ich das auch überarbeiten :D

Nun ja, die "Auflösung" ist natürlich der Kracher. Nicht mehr als ein Alibi. und ich musst an Dean Koontz' "Todesregen" denken, hast du das gelesen?
Zwei Dinge: 1. ich war soooo stolz auf diese Idee!!! :(
2. ich habe einmal was von Koontz gelesen, da war ich noch ganz klein (soll jetzt keine Entschuldigung sein), irgendwas mit nem roten Mond oder so. Also, Todesregen kenn ich nicht, aber ich gehe dann mal davon aus, dass da etwas Ähnliches behandelt wird ... ohweh ...

Der Anfang hat mir nicht gefallen, war meiner Meinung nach nicht nötig das Wirrwarr, je weiter ich kam, desto gefesselter wurde ich und desto spannender wurde die Geschichte.
Letzteres freut mich natürlich. Beim Anfang hab ich mir vorgestellt, ich sei der Prot, würde jetzt in dem Haus sitzen vor dem leeren Blatt Papier. Und dann hab ich drauflos geschrieben. Ich denke, gerade beim Tagebuchschreiben passiert das genauso. Man schreibt einfach drauflos, bis man einen roten Faden gefunden hat und diesem folgt. Naja, war zumindest meine Intention hier.

Vielen Dank für deinen Kommentar. Deine Anmerkungen werde ich ausbessern und entsprechend umsetzen.

Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Salem!

Ah, die Version 2.0 … oder ist das etwa eine Fortsetzungsgeschichte? :p

In dieser ist jedenfalls mehr los als in der ersten, man erfährt mehr über das Drumherum, und der Schluß wartet noch mit einer Überraschung auf (wenn ich alles richtig verstanden habe).
Etwas verwirrend fand ich das Herumspringen in den Zeiten, mal ist es jetzt, mal irgendwann vorher – da muß man sich ziemlich konzentrieren. Aber im Großen und Ganzen hat sie mir wieder einmal recht gut gefallen.

Zwei Fragen bleiben aber übrig:

1.

In der Hoffnung, du würdest es finden und dann meine innige Zuneigung zu dir erkennen. Na ja, du hast es ja dann auf anderem Wege erfahren.
Auf welchem denn? :confused: Weil er dem Schrei gefolgt ist? Er wußte ja nicht, was den Schrei verursachte, also konnte er ihr damit wohl nicht seine Zuneigung zeigen. Wodurch hat sie es erfahren, wenn nicht durch das Tagebuch, das sie vielleicht hinterher gelesen hat?

2.

Mir war klar, dass ich den Sprung nicht überleben würde, und ich hoffte nur, dass es nicht allzu wehtat.
Tat es nicht!
Gab es auf dem Schiff kein Seil zum Abseilen? :Pfeif:

Auch ein salem’sches Aug hast Du wieder eingebaut, das eine recht coole Kreation ist, aber die hier läßt sich auch nicht lumpen:

Es erwischte seinen Oberkörper und verschwand auf der anderen Seite wieder im Wasser. Es war grotesk anzusehen, wie nur noch seine Beine mit der Hüfte dort neben dem Steuer standen. […] und seine Därme quollen über den Hosenbund hinweg, wie flüchtende Schlangen.
:thumbsup:


So … nein, das sind nicht alles Fehler! Hatte heute nur wieder mal frisches Schleifpapier auf meinem Schwingschleifer. ;-)

»Eigentlich wollte ich nie wieder schreiben. Wozu auch? Hat es irgendetwas verändert? Ja, ich glaube, damals ging es mir besser.«
– Es wirkt seltsam, wenn er zuerst »Wozu auch? Hat es irgendwas verändert?« fragt und sich dann selbst eine gegensätzliche Antwort gibt. Würde schreiben: Eigentlich wollte ich nie wieder schreiben. Dachte, es würde nichts verändern. Aber ich glaube, damals ging es mir besser. (Indem er bereits wieder zu schreiben begonnen hat, ist anzunehmen, daß er den Gedanken, der ihn überzeugt hat, wieder anzufangen, schon vorher gedacht hat und ihn nicht erst direkt beim Schreiben denkt.)

»Lenkte mich ab von all dieser Hoffnungslosigkeit, von all dem Schmerz, der tief in mir drin war und noch immer ist.«
– Schöner wäre es, den Scherz zu benennen, sonst bleibt es so oberflächlich. Also z.B. das Gefühl des Verlassenseins, daß ihm alles genommen wurde, was ihm lieb war, etc.

»Wie dieser gestrandete Koloss in seinen Grundmanifesten vibrierte und ihre Boshaftigkeit in jeder Schraube, in jeder Schweißnaht zu spüren war.«
– Er spürt etwas in Schrauben und Schweißnähten? :susp:

»Ja, ich weiß noch wie heute, wie ich in diesem Moment mit dem Leben abschloss. Zumindest mit dem, was man noch Leben nennen konnte. Immerhin war ich zu diesem Zeitpunkt schon seit Wochen oder Monaten allein. Allein mit Harald, meinem treuen Freund.«
– … was man noch Leben nennen konnte. Die Einsamkeit zerfraß mich schon seit Wochen. Oder waren es Monate? Nur Harald war bei mir, mein treuer Freund.

»Harald, mein Scharfschützengewehr mit Zeisszielfernrohr.«
– Zeiss-Zielfernrohr

»Immer auf der Suche, die Menschheit gänzlich auszulöschen.«
– Ich wäre da für: Immer mit dem Ziel

»obwohl sie ihren Gestank immer wieder zu mir herübertrug, so wünschte ich mir in diesem Augenblick nichts lieber, als zwischen den brennenden Ruinen zu sein.«
– »so« würde ich streichen und stattdessen ein »doch« zwischen »Augenblick« und »nichts«, und »stehen«, »sitzen«, »herumzugehen« oder »-laufen«, »liegen« usw. wären schönere Verben als »sein« (als zwischen den brennenden Ruinen zu sitzen)
Ach ja, und »wünschte mir nichts lieber« klingt auch seltsam, entweder »wünschte ich mir in diesem Augenblick nichts mehr, als« oder »wäre mir in diesem Augenblick nichts lieber gewesen, als« – meiner Meinung nach.

»Blödsinn, ich weiß, aber manchmal ist alles besser, als der Tod.
Ich weiß noch, dass ich in diesem Augenblick Angst hatte. Panische Angst.«
– keinen Beistrich nach »besser«
– Wiederholung »weiß«
– statt »Angst hatte. Panische Angst« würde ich »in Panik vor Angst war« schreiben

»Es war anders als bei den vorherigen Angriffen, die lediglich sporadisch auf mein Schiff ausgeführt wurden.«
– »ausgeführt wurden« klingt sehr harmlos, wie wär’s mit »gegen mein Schiff gerichtet waren«?

»Seinerzeit als der Angriff auf die Menschheit begann.«
– Seinerzeit, als

»Ich konnte das Blut riechen, das an ihren Körpern, die ich noch nie gesehen hatte, haftete;«
– wie wär’s mit »die ich zum ersten Mal sah«?

»Heute ist der 23ste März.«
– ähm, »23ste« schreibt man gar nicht, entweder »der 23. März« oder, in Geschichten schöner, »der dreiundzwanzigste März«

»Man hat irgendwann Wichtigeres zu tun, als sich das Datum eines Tages zu merken.«
– Wenn Dein Protagonist Gefühle hat und in so einer Situation ist, kommt er wohl eher nicht mit so einer Phrase. Bei mir würde er in sein Tagebuch schreiben: Wozu ein Datum, wenn niemand da ist, mit dem ich ein Treffen ausmachen könnte, kein Zahnarzt, der auf mich wartet, keine Rechnungen zu bezahlen sind? Nur, damit ich in meiner letzen Minute meinen Sterbetag weiß?

»Immerhin ist es wichtiger zu überleben.«
– Einzig wichtig ist das Überleben.

»Doch werde der Reihe nach vorgehen; ich muss wieder lernen,«
– würde das »ich« in den ersten Satz hinter das »Doch« ziehen

»Insgesamt war das Schiff über 60 Meter hoch.«
– sechzig

»etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Meter bis hinunter zum Strand.«
– ah, da geht es plötzlich … ;-)

»meine ich im selben Moment, als ich sprang, ein heißes Hauchen an meinem Nacken verspürt zu haben.«
– der Beistrich gehört meiner Meinung nach hinter »ich« statt »Moment«, aber Du könntest auch »meine ich, im Moment des Springens ein heißes Hauchen …

»Das einzige, was ich mir zuzog, war eine winzige Platzwunde«
Einzige

»weil Harald mit seinem Lauf dagegen stieß.«
– das Gewehr aktiv handeln zu lassen, finde ich übertrieben und eher kindlich als männlich. ;-)

»Als ich da unten in dem mit der dicken Rußschicht überzogenen Sand lag, da sah ich sie zum ersten Mal.«
– das zweite »da« würde ich streichen
– da Du schon vorher einmal davon geschrieben hast, daß er sie zum ersten Mal sah, würde ich hier darauf Bezug nehmen, z.B.: das war jener Moment, als ich sie zum ersten Mal sah.

»Ich sah, wie sie hinter der Reling standen, zuckend, suchend.«
– Sie standen hinter der Reling, zuckend, suchend.

»Und ich erkannte, dass sie nicht springen würden. Sie hatten eine Schwäche. Diese Wesen, die die Menschheit in die Knie zwangen, hatten Angst vor der Höhe.«
– Im ersten Moment hab ich mich gefragt, woher er das weiß; daß er es wahrscheinlich aus dem zuckenden Stehen hinter der Reling schließt, kommt für mich zu wenig rüber. Ich würde ja vorschlagen, den vorigen Satz auf »wie sie einen Meter hinter der Reling standen, zuckend, suchend, und sich nicht an den Rand trauten«, aber dann könnte er sie von unten vermutlich nicht sehen. Vielleicht schauen sie immer nur kurz über den Rand und zucken dann schnell wieder weg – wie auch immer, ich würde es ausführlicher beschreiben, sodaß ich als Leser nachvollziehen kann, woran er das erkennt. Und dann würde ich das »Und« vor »ich erkannte« streichen, weil es in dem Fall mehr trennt als verbindet.

»durch deren Ritzen ab und an die Sonne fällt.«
– statt »ab und an« wäre »ab und zu« schöner, aber noch schöner wäre eine Tageszeit (morgens, nachmittags, …)

»Und nachts ist es das am Horizont durch die Flammen verursachte Flackern der brennenden Stadt.«
– auch wegen diesem »nachts« würde sich im vorigen Satz eine Tageszeit besser machen ;-), wobei ich hier kürzen würde: das Flackern der Flammen am Horizont. (Wo es brennt, weiß der Leser ja schon.)

»Manchmal, wenn ich durch die Ritzen starre oder wenn ich die Tür offen habe, hoffe ich, ich würde das kleine Boot am Horizont sehen.«
– vier »ich« – Vorschlag: oder wenn die Tür offen ist, hoffe ich, das kleine Boot am Horizont sehen zu können.

»deine langen blonden Haare zu einen Zopf gebunden.«
– zu einem Zopf gebunden

»Schade nur, dass niemand hier ist, mit dem ich ihn teilen kann.«
– könnte

»Ich werde mir den Bauch voll schlagen bis ich kotzen muss.«
– zusammen: vollschlagen

»Oder ich tu so, als hätten wir ein romantisches Candlelightdinner. Nur halt ohne Kerzen.«
– statt »tu so, als hätten wir« vielleicht »spiele, wir hätten«?

»Ich weiß nicht, wie lange ich nach meinem Sprung von dem Schiff gelaufen war.«
– »von dem Schiff« würde ich streichen

»So schnell, dass ich sie nicht sehen konnte, wenn sie das Schiff angegriffen hatten.«
– »als« statt »wenn«

»Und das würde auch erklären, warum sie mich noch nicht eingeholt hatten. Sie waren einfach zu langsam. Schön wär’s.«
– müßte es hier nicht »eingeholt haben« und »Sie sind einfach zu langsam« heißen?

»Und so lief ich, bis es hell wurde und ich erschöpft neben einem Fels einschlief.«
– »Felsen« würde hier besser passen, da Du sonst auch nicht in so einem gehobenen Deutsch schreibst, wie der Fels es ist. ;-)

»Ich weiß nicht mehr, ob es am selben Abend war, oder ein oder zwei Tage später.«
– ob es am selben Abend war oder ein, zwei Tage später.

»Also werde ich die letzten Sonnenstrahlen, solange es geht, genießen.«
– »genießen« würde sich gleich hinter die »Sonnenstrahlen« geben, und ein »doch« zwischen »es« und »geht« wäre auch nicht schlecht: die letzten Sonnenstrahlen genießen, solange es noch geht.

»Gerade habe ich wieder diesen seltsamen Schrei gehört.«
– warum nicht in der Gegenwart: Da ist wieder dieser seltsame Schrei. Nachdem Du aber wenige Sätze später »Da war der Schrei schon wieder« schreibst, würde ich hier das »wieder« streichen. Durch »diesen« ist auch so klar, daß er ihn schon kennt.

»Da war der Schrei schon wieder. Er ist laut und hallend.«
– und hier würde ich einfach »Da ist er wieder, laut und hallend« schreiben

»Erinnert mich an diese Brüllaffen, die mal irgendwo existierten. Ich glaube in der Tojota-Werbung gab es die auch.«
– das finde ich überflüssig

»Hey, alter Mann, das ist ein ungünstiger Zeitpunkt und Ort, um ein Nickerchen zu machen.«
– einfacher: Hey, alter Mann, Zeit und Ort sind ungünstig, um …

»den du je kennengelernt hattest.«
– kennengelernt hast

»Ich hatte mich nicht getraut, dich zu fragen, ob er dein Freund sei,«
– ob er dein Freund war

»Bin jedes Mal zusammengezuckt,«
– i.S.v. »immer« zusammen: jedesmal

»Ich weiß noch wie heute, als wir vorne an der Reling saßen,«
– entweder »dass wir« oder »wie wir«

»die mit dem Bauch nach unten an der Wasseroberfläche trieben.«
auf der Wasseroberfläche

»Der Schrei macht mich wahnsinnig.«
– Sehr schön! Geht doch auch ohne »gerade gehört« und so. ;-)

»In einer Gasse hatte ich ein schlangenartiges Wesen entdeckt mit drei Köpfen.«
– würde ich umdrehen: ein schlangenartiges Wesen mit drei Köpfen entdeckt

»hatte es mich mit den zwei Verbliebenen angestarrt und gefaucht, wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten war.«
– keinen Beistrich nach »gefaucht«

»da war es als bräche alles Böse, alles um uns herum in meinem Innern zusammen.«
– da war es, als

»Dann hast du dich über mich gebeugt und dich bedankt. Bedankt dafür, dass es nicht wehgetan hat.«
– das zweite »Bedankt« würde ich streichen

»Am nächsten Tag machte Thorge den Vorschlag in die Stadt zu fahren.«
– Vorschlag, in

»wir sollten das Boot bis unter den Rand voll packen«
– zusammen: vollpacken

»Nach einer gewissen Zeit hatte man sich dran gewöhnt, aber zu Anfang war es widerlich«
– wer ist »man«? Entweder »hatten wir uns« oder »hatte ich mich«
– statt »zu Anfang«: »am Anfang« oder »zu Beginn« oder »anfangs«

»Und das Schlimmste war, sie waren allesamt nackt.«
– klingt meiner Meinung nach besser so: Und das Schlimmste war: Sie waren allesamt nackt.

»dass es sich nicht lohnte zu versuchen, die Vorgehensweise der Invasoren zu ergründen.«
– schöner: dass sich der Versuch, die Vorgehensweise der Invasoren zu ergründen, nicht lohnte.

»Invasoren … ich muss lachen.«
– statt »Ich muss lachen« vielleicht einfach »Ha!«?

»Ihr Kopf besteht aus einem riesigen Maul, und mühelos bissen sie melonengroße Stücke aus den verwesenden Leibern.«
– Vorschlag: aus einem riesigen Maul, mit dem sie mühelos melonengroße Stücke aus den verwesenden Leibern rissen.

»Thorge stand mit seinem dürren Körper hinter dem Steuer,«
– ich glaube, man sagt »am Steuer«

»aber nachdem, was ich später in der Stadt sah, war es mir klar.«
– in dem Fall auseinander: nach dem

»Als das Boot bis unter dem Rand mit Munition und Lebensmitteln gefüllt war,«
– bis unter den Rand

»Dieser Schrei macht mich wahnsinnig.«
– daß der Schrei ihn wahnsinnig macht, hast Du bereits beim letzten oder vorletzten Erwähnen geschrieben, vielleicht fällt Dir ja noch was anderes ein.

»Als ich heut früh aufwachte,«
– heute Früh

»Jetzt hab ich nur noch meine P12 mit einer Reichweite von 50 Metern,«
– fünfzig

»Es tut wieder gut, habe ich gemerkt,«
– Es tut mir tatsächlich gut

»Thorge schrie und gestikuliert wild mit den Händen.«
– gestikulierte

»legtest ihn über die Reling und feuertest wie ich es dir niemals zugetraut hätte.«
– feuertest, wie

»Als ich mich umdrehte, sah ich, dass aus der Stadt eine schwarze Brühe in das Wasser floss.«
– umdrehen ist ein gutes Stichwort bei dem Satz: dass eine schwarze Brühe aus der Stadt in das Wasser floss.

»Doch ich habe Angst.«
– würde hier ein »Aber« statt dem »Doch« schöner finden (mit den Sätzen davor und danach klingt es so besser)

»Da befanden die Meat Loafs.«
– statt dem »die« gehört vermutlich »sich«?

»Ich stand am Strand als der Riesenmeatloaf aus dem Wasser auf dich zuschoss.«
– Strand, als

»Der Schrei kam aus der Dorfkirche, und je näher ich ihm gekommen war,«
– Wiederholung kam/gekommen, Vorschlag: und je mehr ich mich näherte

»obwohl du es ja warst, die mir den halben Bauch vor dem Altar weggebissen hat.
Etwas streicht um das Haus herum. Bist mir gefolgt.«
– Huch, sie war also gar kein Mensch? Und sie hat ihn jetzt am Ende umgebracht, hab ich das richtig verstanden?

»Werde jetzt mit dem Schreiben aufhören. Es geht nicht mehr.
Irgendwann spuckt die Hölle jeden wieder aus, und das beruhigt mich jetzt.«
– Zum Glück hatte er noch genug Zeit, einen ordentlichen Schluß zu finden! :D

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Boa, Susi!

Vielen, vielen Dank für deine Mühe. Werde mich in Kürze intensiv um deinen Kom kümmern und näher drauf eingehen ;)
Hat mich echt gefreut!

Gruß! Salem

 

So, Susi, dann wolln wir mal!

oder ist das etwa eine Fortsetzungsgeschichte?
Eine nicht vorher geplante, allerdings ;)

Etwas verwirrend fand ich das Herumspringen in den Zeiten, mal ist es jetzt, mal irgendwann vorher
Ich kann mir vorstellen, dass so ein Tagebuch aussehen kann, in dem man Momentanes und Vergangenes erzählt. Aber vielleicht ist das für mich auch einfacher, da ich den ersten Teil noch gut kenne.

Na ja, du hast es ja dann auf anderem Wege erfahren.
Auf welchem denn?
Er schreibt ja von seinem Tagebuch, das er auf dem Schiff versteckt hatte; das hat er ja getan, damit sie es findet und von seiner Liebe zu ihr erfährt. Sie hat es nicht gefunden, aber ihn selbst (da am Felsen). Und danach konnte er ihr persönlich zeigen, was er für sie empfindet.
Das ist damit gemeint :)


Gab es auf dem Schiff kein Seil zum Abseilen?
Nein :p
(unter uns, das hätte doch viel zu lange gedauert)

aber die hier läßt sich auch nicht lumpen:
Zitat:
Es erwischte seinen Oberkörper und verschwand auf der anderen Seite wieder im Wasser. Es war grotesk anzusehen, wie nur noch seine Beine mit der Hüfte dort neben dem Steuer standen. […] und seine Därme quollen über den Hosenbund hinweg, wie flüchtende Schlangen.
Vielen Dank. Auf die bin ich auch ein bisschen stolz.

Erstmal allgemein zu deinen Anmerkungen:

1. Danke für die wahnsinnige Mühe
2. Einige habe ich übernommen, aber nicht alle.


»Wie dieser gestrandete Koloss in seinen Grundmanifesten vibrierte und ihre Boshaftigkeit in jeder Schraube, in jeder Schweißnaht zu spüren war.«
– Er spürt etwas in Schrauben und Schweißnähten?
Das ist doch wohl ein geiles Bild :xxlmad:

– statt »Angst hatte. Panische Angst« würde ich »in Panik vor Angst war« schreiben
Das zum Beispiel habe ich nicht geändert, da es einfach nur ein anderer Sprachgebrauch ist. Dein Vorschlag ist zwar gut, aber wenn ich mich in meinen Prot hineinversetze, dann spricht er halt so.

»Ich konnte das Blut riechen, das an ihren Körpern, die ich noch nie gesehen hatte, haftete;«
– wie wär’s mit »die ich zum ersten Mal sah«?
Ne, hier sieht er sie ja noch nicht. Erst, als er vom Schiff runter ist.


»Man hat irgendwann Wichtigeres zu tun, als sich das Datum eines Tages zu merken.«
– Wenn Dein Protagonist Gefühle hat und in so einer Situation ist, kommt er wohl eher nicht mit so einer Phrase. Bei mir würde er in sein Tagebuch schreiben: Wozu ein Datum, wenn niemand da ist, mit dem ich ein Treffen ausmachen könnte, kein Zahnarzt, der auf mich wartet, keine Rechnungen zu bezahlen sind? Nur, damit ich in meiner letzen Minute meinen Sterbetag weiß?
Auch das hab ich gelassen. Gleicher Grund wie oben.

»Immerhin ist es wichtiger zu überleben.«
– Einzig wichtig ist das Überleben.
dito

»Als ich da unten in dem mit der dicken Rußschicht überzogenen Sand lag, da sah ich sie zum ersten Mal.«
– da Du schon vorher einmal davon geschrieben hast, daß er sie zum ersten Mal sah, würde ich hier darauf Bezug nehmen, z.B.: das war jener Moment, als ich sie zum ersten Mal sah.
Erst hier sieht er sie zum ersten Mal richtig.


»Und das würde auch erklären, warum sie mich noch nicht eingeholt hatten. Sie waren einfach zu langsam. Schön wär’s.«
– müßte es hier nicht »eingeholt haben« und »Sie sind einfach zu langsam« heißen?
Das ist ja schon passiert. Er bezieht sich auf die Situation, als er vom Schiff wegrannte.

»Erinnert mich an diese Brüllaffen, die mal irgendwo existierten. Ich glaube in der Tojota-Werbung gab es die auch.«
– das finde ich überflüssig
Nicht unbedingt in einem Tagebuch. Da schreibt man ja einfach drauf los; was einem da so gerade einfällt. Ich denke, das ist hier so eine Situation. Vielleicht schmeiß ich es aber auch raus ...

»Hey, alter Mann, das ist ein ungünstiger Zeitpunkt und Ort, um ein Nickerchen zu machen.«
– einfacher: Hey, alter Mann, Zeit und Ort sind ungünstig, um …
Ich finde, als wörtliche Rede passt oberes besser. Sie hat halt so gesprochen ;)

»die mit dem Bauch nach unten an der Wasseroberfläche trieben.«
– auf der Wasseroberfläche
Hier bin ich unschlüssig, da sie ja nicht auf der Oberfläche schwimmen, sondern so halb eben (halb drunter halb drüber, aber mehr drunter)

»Nach einer gewissen Zeit hatte man sich dran gewöhnt, aber zu Anfang war es widerlich«
– wer ist »man«? Entweder »hatten wir uns« oder »hatte ich mich«
– statt »zu Anfang«: »am Anfang« oder »zu Beginn« oder »anfangs«
Habe hier sowohl "ich" als auch "wir uns" ausprobiert, aber ich finde das "man" immer noch am Besten. Auch "zu Anfang" ist doch ein ganz gewöhnlicher Sprachgebrauch.

Den Schluss hast du richtig verstanden. Naja, gut, ob er nun endgültig tot ist, weiß man ja noch nicht ;)

– Zum Glück hatte er noch genug Zeit, einen ordentlichen Schluß zu finden!
:D

So, also das meiste habe ich angewandt. Und ich kann mich gar nicht oft genug für deine Mühe bedanken. Mal sehen, vielleicht schreib ich einen dritten Teil (der wird dann aber richtig lang).

Lieben Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Salem,
eine runde Geschichte, angenehm zu lesen und abgeschlossen in der Ausführung seiner Idee, verdient Anerkennung. Viele Kurzgeschichten bestehen leider aus zu willkürlichen Szenen oder kommen mehr oder weniger als "schaut-her-mein-einzigartiger-stil"-Demonstration rüber, deswegen tut es gut, deine Geschichte, die eine zusammenhängende Handlung und einen durchdachten Aufbau besitzt, zu lesen.
Erzeugt eine einerseits beklemmende, andererseits auch romatische Endzeitstimmung, je nachdem ob gerade Rückblende oder Gegenwart herrscht. Man kann sich gut vorstellen, wenn die Geschichte in einem Film umgesetzt würde, würden die Rückblenden einen Stich in rötlich-rosigem Dämmerungslicht haben, während die Gegenwartszenen einen giftigen grün-blauen Stich haben.
Die Szenerie erinnert mich wegen dem Wasser und seinen bewohnenden Lebensformen an Waterworld, das mit den Invasoren und der leergefegten Erde, auf der der letzte Mensch wandert, ständig bedroht von blutrünstigen Monstern, bei deren Kontakt man sich in eine von ihnen verwandelt, an eine Mischung aus Alien/Krieg der Welten und sonstigen Invasoren-Filmen und Resident Evil/28 days later/I am legend oder sonstigen Zombie-/Virus-Infizierten-Filmen. Der Tagebuch-Stil fängt die traurige Einsamkeit gut ein.
Egal ob die Lolita-Beziehung zu diesem jungen Mädchen nun provozieren oder einen besonderen Reiz ausüben mag, die Liebe zwischen den beiden ist sehr pur und einfühlsam, passend zu zwei Menschen, denen nur noch jeweils der andere geblieben ist, in einer harten, kaputten Welt. Dadurch berührt einen auch der Verlust.
Das mit dem Schrei unbekannter Ursache verpasst dem ganzen eine unheilvolle, bedrohliche Atmosphäre. Wobei es wirklich nicht schwer ist, relativ früh schon darauf zu kommen, dass die Geschichte daraus hinausläuft, dass die verlorene Liebesgefährtin der Schreiverursacher ist.

Leider bedient sich die Geschichte zu vieler altbewährter Elemente von Endzeitfilmen, wenn auch einige Ideen wirklich originell sind (Meatloafs und Riesen-Wale mit Menschenbeinen). Sie ist in etwa eine souveräne Umsetzung von allen Zutaten, was einem bei so einem Thema normalerweise einfällt: Der Umgang des Protagonisten mit seiner Einsamkeit, die Personifizierung von Gegenständen oder Tieren in Ermangelung an echtem sozialen Umfeld (Harald das Gewehr/Wilson der Volleyball/Irgendein treuer Schäferhund), die menschenverlassene Szenerie, der Alltag, der darin besteht, sich irgendwelche Nahrung zu besorgen, die ständige Bedrohung durch die Wesen, die für den Zustand der Welt verantwortlich sind (Monster/Zombies/Infizierte/Zerg), der Mystery-Faktor (gruseliger Schrei/rätselhafte Radiodurchsage/merkwürdige Signale), eben typisch Endzeitgeschichte.
Das Element der Liebesbeziehung und des Verlustes der geliebten Person aber, das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, hat etwas Eigenes und auch einbisschen Zauber, weil es emotional und schön ist, der Funke Menschlichkeit in einer zerstörten Welt voller Monster.

Außerdem gehört diese Geschichte unter Science Fiction, finde ich.

Fazit: handwerklich souverän, rund, aber ein bisschen konventionell, trotz guter Ideen. Pointe leider vorhersehbar. Bonus wegen gefühlvoll.

Gruß
Thrombin

 

Hallo Thrombin.
Zunächst möchte ich mich bei dir für diese außergewöhnliche und mühevolle Kritik bedanken; wirklich sehr konstruktiv (unabhängig davon, dass du mich in den Himmel hebst).
Ich gebe dir Recht, gerade im Bereich der Endzeitgeschichten ist es schwer innovative Ideen hervorzubringen; aber ich denke, dass muss auch nicht immer zwangsläufig sein. Das schöne an solchen Geschichten ist doch, dass man seiner Fantasie wirklich freien Lauf lassen kann.
Was interessant ist, ist, dass mir erst nach deinem Kom auffiel, dass es in Endzeitgeschichten wirklich immer diesen personifizierten Freund gibt. Aber ich denke auch hier, dass es sich um ein durchaus menschliches Streben handelt, immer jemanden an seiner Seite zu haben; gerade in "schwierigen" Situationen.
Was mich freut ist, dass dir der "Lolitaaspekt" aufgefallen ist. Gerade den wollte ich hier hervorheben, allerdings auch nicht mit der Holzhammermethode. Schön, dass es mir doch ein wenig gelungen ist.
Überrascht hat mich dann wieder, dass du die "Schreisache" sofort durchschaut hast. Gerade dabei dachte ich, dass damit niemand rechnet.

Außerdem gehört diese Geschichte unter Science Fiction, finde ich.
Ich glaube, ich fühle mich hier einfach zu wohl :)

Danke nochmal für deine Mühe.

Gruß! Salem

 

Hi Salem,
Eine atmosphärisch sehr gut Gestaltete Geschichte. Großes Lob, vor allem für das Ende.
Der Anfang könnte noch etwas inovativeres bieten. Wenn man den ersten Teil oder deine Geschichten nicht kennt besteht die Gefahr, dass kein Interesse erweckt wird.
Weiters schriebst du das er nur 2 Schuss Munition hatte, als er vom Schiff sprang. Später ballert er aber im Dof herum und hat wieder Munition. Das müsstest du klarer darstellen. (r hatte wohl noch irgendwo eine Schachtel versteckt?)
Ansonsten hab ich es sehr gerne gelesen!
LG
Bernhard

Lange würden sie nicht mehr halten.
werden
So schnell, dass ich sie nicht sehen konnte, wenn sie das Schiff angegriffen hatten
als

 

Hi Bernhard.

Eine atmosphärisch sehr gut Gestaltete Geschichte. Großes Lob, vor allem für das Ende.
Das freut mich. Vielen Dank.

Der Anfang könnte noch etwas inovativeres bieten. Wenn man den ersten Teil oder deine Geschichten nicht kennt besteht die Gefahr, dass kein Interesse erweckt wird.
Da hast du Recht. Bin gerade dabei zu versuchen, aus der Geschichte einen Roman zu machen. Dann sind die beiden Teile ja eh zusammen :)

Weiters schriebst du das er nur 2 Schuss Munition hatte, als er vom Schiff sprang. Später ballert er aber im Dof herum und hat wieder Munition. Das müsstest du klarer darstellen.
Oh, dachte, das wäre klar. Als er vom Schiff flieht, hat er nur 2 Schuss. Danach trifft er doch den Trupp mit dem Boot, das sie vollpacken mit Munition. Dann fahren sie zu dem Ort, wo er zum Schluss alles niederschreibt. Dort hat er ja die ganze Munition aus dem Boot :confused:
Ansonsten hab ich es sehr gerne gelesen!
Das freut mich!

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Gruß! Salem

 

Hi SAlem,

habe mir nun also auch deinen zweiten Teil zu Gemüte geführt.
Und er gefällt mir recht gut.
Gut finde ich, dass du keine Mühen an Erklärungen für den Zustand verschwendest. Zum Glück bleibt der Gerechtigkeits-Kram aus, so von wegen, die Menschen bekommen, was sie verdienen ... Auch dass du die Monster nicht näher beleuchtest, finde ich gut. Das ist so ein bisschen so wie bei dem ersten Alien-Film. Der Horror entsteht dadurch, weil man das Viech einfach nie zu Gesicht bekommt. Das ist schön, intensiviert den Grusel.

Die Liebesgeschichte ... doch, fand ich konsequent und in dieser Hinsicht passt natürlich auch das Ende. Aber wirklich zufriedenstellend fand ich das nicht. Kommt doch sehr konstruiert daher.

Da ja die Hölle jeden wieder ausspuckt, ist natürlich auch ein dritter Teil möglich. Abr ob die Viecher schreiben können? :D

gerne gelesen
grüßlichst
weltenläufer

 

Hi weltenläufer!

Gut finde ich, dass du keine Mühen an Erklärungen für den Zustand verschwendest.
He...he... das kommt dann im dritten Teil :D

Die Liebesgeschichte ... doch, fand ich konsequent und in dieser Hinsicht passt natürlich auch das Ende. Aber wirklich zufriedenstellend fand ich das nicht. Kommt doch sehr konstruiert daher.
Eigentlich wollte ich ja nur eine Liebesgeschichte schreiben, aber irgendwie schaffe keinen Text, ohne dass Blut auftaucht. Ich glaube, das liegt an meiner Tastatur :)
Ne, im Ernst: Inwiefern konstruiert? Meinst du, sie passt nicht in das Gesamtbild? Oder klang das alles "unecht"?

Da ja die Hölle jeden wieder ausspuckt, ist natürlich auch ein dritter Teil möglich. Abr ob die Viecher schreiben können?
Die Viecher nicht ;), soviel sei gesagt ...

Danke dir vielmals fürs Lesen und Kommentieren. Wäre schön, wenn du mir bezüglich der konstuierten Liebesgeschichte noch ein wenig weiter helfen könntest.

Gruß! Salem

 

Oooooch Mensch!
Das wäre sooo eine tolle Geschichte.... wenn ich nicht schon den ersten Teil kennen würde.
Ich war so verliebt in den morbiden Ausgang des erstem Teils. Nun hat er doch überlebt... naja ne Weile wenigstens.
Trotzdem danke für die Fortsetzung. War eine würdige....

Grüße
Thomas

 

Hi Thomas!

Ich war so verliebt in den morbiden Ausgang des erstem Teils
Aber der Ausgang im zweiten Teil ist doch noch morbider :)

Trotzdem danke für die Fortsetzung. War eine würdige....
Bitte, bitte, keine Ursache :D

Ich danke dir auf jeden Fall fürs Lesen und Kommentieren.

Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein paar Sachen habe ich noch.
Wir haben mal in Filmerkreisen den ersten Teil diskutiert und einhellige Meinung war, das die Idee, die Biester nur als schnelle, huschende Schatten zu etablieren, eine geniale Idee ist. So trägt der Rezipient seinen Teil zum Horror bei.
Das hebt sich im zweiten Teil zum Teil wieder auf. Der Schrecken bekommt ein Gesicht und so wird der Horror.... wie soll ich sagen.....weniger persönlich, weniger schrecklich? Gut, das ist Meckern auf hohem Niveau.
Aber es bleibt noch genügend Raum für Spekulationen, gerade auch im Bereich der Liebesgeschichte, damit der Leser sich seinen Teil der Geschichte dazufügen kann. Das macht m.E. eine gute Geschichte aus. (Ich schreibe gerade an einem neuen Drehbuch und hasse es, den "Erklärbär" wüten zu lassen. Leider lässt sich nicht alles visuell umsetzen)
Weiter unten wird moniert, das sich die Geschichte vieler Elemente des Endzeitfilms bedient. Ich denke, einen wirklich neuen Ansatz für Endzeitszenarios wird es wohl nicht mehr geben. Selbst das lapidarste Ende der Welt hat Bradbury mit dem "Letzten Tag" bereits geschrieben.
Deswegen freue ich mich, wenn jemand die Elemente geschickt kombiniert und seine Leserschaft/Zuschauerschaft gut unterhält.
Das war hier der Fall, danke schön dafür.....

Grüße
Thomas

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom