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Das Gebiß - eine unglaubliche story aus dem Baumarkt!

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28.07.2002
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Das Gebiß - eine unglaubliche story aus dem Baumarkt!

Das Gebiss


Gut gelaunt, ein fröhliches Liedchen vor mich hin pfeifend, arbeite ich mich mit dem Ordersatz durch das Regal mit Bauchemie und Klebern, als sich ein Kunde nähert. Mit langsamen, schleppenden Schritten, schwer auf einen schwarz lackierten Gehstock gestützt, kommt er angeschlurft. Schnaufend bleibt er vor mir stehen und presst japsend ein „Moin, Moin“ hervor. „Moin, Moin“, lächele ich ihn an, „was kann ich Ihnen denn Gutes antun?“ – „Junger Mann“, wispert er und wirft einen verschwörerischen Blick in die Runde, „ich hab´ da ein Problem. Haben Sie wasserfesten Schnellzement?“ Ratlos starre ich ihn an. „Jau, genau, und ungiftig muss er sein!“ Er wühlt in seiner ausgebeulten Hosentasche und zerrt ein zerknülltes, schmieriges Taschentuch hervor. Langsam öffnet er den Lappen und präsentiert mir – ich glaube ich träume – ein künstliches Gebiss. Zartrosa glänzend liegt das ekelerregende Ding auf seiner zittrigen Hand. Schnell wende ich den Blick ab, um dem Brechreiz zuvorzukommen. „Junger Mann, gucken Sie mal, hier ist ein Zahn weggebrochen.“ Er zwingt mich dazu einen ausgiebigen Blick auf diesen widerlichen, rosa-weißen Klumpen zu werfen. „Der Zahnklempner will dafür 350,- Euro haben. Das kriegen wir doch selbst billiger hin, oder?“ Mit einem verschmitzten Grinsen hält er mir das zerbrochene Gebiss unter die Nase.

Das böse Teufelchen in meiner Seele überschlägt sich fast vor lauter gemeinen Ideen. Blitzschnell durchstöbert mein Gedächtnis das Kleberregal auf der Suche nach dem teuersten Produkt. Und nur ganz, gaaaanz langsam gewinnt das brave Engelchen in mir wieder die Oberhand und flüstert mir irgendwas von Beratungshaftung und Verantwortungsbewusstsein ins Ohr. Ich setzte ein erschrockenes Gesicht auf und schüttele betrübt den Kopf. „Mensch, das geht doch nicht!“ Ich sabbele mir den Mund fusselig, um ihn von der Notwendigkeit eines medizinischen Spezialklebers zu überzeugen. Mit blühender Fantasie und in den schillerndsten Farben schildere ich dem Opa das grausige, schmerzhafte, todbringende Dahinsiechen bei einer langsam schleichenden Vergiftung.

Lange ruht der Blick des alten Mannes auf mir, ehe er das Gebiss langsam wieder in seinem Taschentuch verschwinden lässt. „Junger Mann, eigentlich macht das nix. Das ist doch das Gebiss meiner Frau!“ Sprach´s, schnappt sich seinen Krückstock und schlurft langsam zum Ausgang – vorbei an der Palette mit dem phänomenalen neuen Universalkleber.

Ulrich Repp

 

Hi Ulrich,

wirklich gelungen - vor allem die Pointe!

Vielleicht hätte der Kunde im Vorbeigehen noch wahllos einen der Superkleber aus dem Regal mitnehmen sollen, aber nötig ist das nicht.

Liebe Grüße,
Aragorn

 

Hallo Ulrich!

Eine kurze aber bissige Geschichte zum Frühstück - genau das Richtige. :)

Ich schließe mich Aragorn bei der Ansicht, daß der Kunde noch einen Superkleber (möglichst billig) mitnehmen hätte können, an.

Außerdem würde ich den Ekel vor dem Gebiss nicht gar so auswalzen. ;)

"Ich sabbele mir den Mund fusselig"
- müßte das nicht "sabbere" heißen, oder sagt man das bei Euch so?

Hat mir aber gut gefallen - jetzt bin ich endlich munter. :)

Liebe Grüße,
Susi

 

Die Bedeutung war mir klar, jetzt hab ich auch in den Duden geschaut: Es heißt sabbern. ;)

 

Hab gut gelacht. :lol:
Das Leben ist schon eins der besten...
Nyx

 

Hi Ulrich!
Eine nette und lustige Geschichte hast du da geschrieben. Wie ich finde äußerst ausgefallen, die Handlung in einen Baumarkt zu legen und es in Verbindung mit einen Gebiss zu bringen. Gute Idee! Mal etwas anderes.
Gruss
MONI

 

Hallo Ulrich!
Hm, ich überlege, warum deine Geschichte in 'Alltag' steht, da ich nichts alltägliches daran finde. Von daher würde ich auch eine Verschiebung vorschlagen. Vielleicht nach 'Humor'. Auch wenn ich deine Geschichte nicht lustig finde, ich habe noch nicht mal schmunzeln müssen, aber 'Humor' ist auch eine komplizierte Rubrik.

Auch wenn mir deine Geschichte inhaltlich nicht gefällt, muss ich dir sagen, dass du einen angenehm zu lesenden Stil hast, auch sind mir keine Fehler aufgefallen. :)

bye und tschö

 

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