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Das geisterhafte Mädchen
Das geisterhafte Mädchen taumelte durch die Stadt. Ihr bleiches Gesicht trug halbgeschlossene Augen, die die Blicke der anderen Menschen zu übersehen schienen, sie schielte durch sie durch (mit dem durchnässten Blümchenkleid, das sie trug, zog sie viele Blicke auf sich)
Die erste Telefonzelle; das Mädchen ging rein, schmiss ihre Handtasche auf das Telefongerät, wählte hektisch eine Nummer und legte den Hörer an die nassen Haare in der Nähe ihres Ohres. Sie legte auf, nahm den Hörer wieder in die Hand und wählte erneut eine Nummer. Sie legte wieder auf, nahm den Hörer wieder in die Hand und wieder wählte sie. Legte auf , nahm den Hörer und wählte. Sie legte auf.
Nichts tat sich in der Telefonzelle. Dort war es stiller geworden als draußen, wo die Geräuschkulissen von Autos, Unterhaltungen von freudvollen Paaren und von dem Rauschen des Stadtbrunnens beherrscht wurden. In der Zelle atmete das Mädchen nichtmals mehr hektisch. Sie blickte nun friedvoll auf ihre Handtasche, griff nach ihr und zog einen Revolver hervor. Sie schoss sich ins Gesicht, das Blut klatschte auf die Innenseite der Scheiben, schmatzendes Geräusch…
Doch so wollte das Mädchen es nicht enden lassen. In der Telefonzelle war es scheinbar lauter als draußen - dort war es stiller geworden, wo das Geschehen einst von den Geräuschkulissen der Autos, Unterhaltungen der freudvollen Paare und von dem Rauschen des Stadtbrunnens beherrscht worden war, verschwand alles. Das Mädchen griff nach ihrer Handtasche, holte ein Foto hervor auf dem ein kleines Mädchen abgebildet war, das viel jünger dreinschaute. Sie war dem Mädchen in der Telefonzelle ähnlich , hatte aber braune Augen. Das geisterhafte Mädchen lächelte, öffnete die Telefonzellentür und rutschte auf einer Banane aus, schlug sich den Kopf am Asphalt auf und starb jämmerlich an Aids.
Man wusste weder wen sie anrief noch wer das Mädchen auf dem Bild war.
L.M