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Das Haus

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25.06.2008
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Das Haus

Um von der Bushaltestelle zu dem einzigen Hotel des Ortes zu gelangen, musste er den großen, staubigen Platz überqueren. Die Nachmittagssonne brannte, er war verschwitzt und müde und durchgerüttelt von der stundenlangen Fahrt in dem alten, klapprigen Bus auf diesen erbärmlichen Landstraßen. Er sehnte sich nach einem sauberen Zimmer, einer Dusche, einem kühlen Bier und nach Ruhe und Schlaf. Diesen vergessenen Ort als Ziel einer Reise, ja auch nur als Zwischenstopp auszuwählen, war eigentlich schlichtweg dumm und es gab dafür nur einen Grund: hier war einer der Zugänge zu dem berühmten Nationalpark, der auch in seinem Reiseführer hoch gelobt wurde. An diesem abgelegenen Ende des Parks sei die Landschaft besonders schön, die Vielfalt an Pflanzen und Tieren einmalig und es herrsche eine ursprüngliche Ruhe, die nur von wenige Touristen gestört würde, die sich selten hierher verirrten. In diesem Punkt hatte der Reiseführer auf jeden Fall recht, es schien sich, außer ihm, kein Mensch hierher verirrt zu haben, ja selbst Einheimische hatte er bisher noch nicht gesehen. Zwei Nächte wollte er bleiben, um einen ganzen Tag für den Park zur Verfügung zu haben.

Dem Reiseführer hatte er auch entnommen, dass das einzige Hotel am Platz von mäßiger Qualität und Ausstattung sei und auch dem konnte er bereits zustimmen, als er sich dem Haus näherte, einem hässlich, zweistöckigen Gebäude mit abblätterndem Putz, einem verrosteten Gitter als Haustür und Fenstern, die augenscheinlich noch nie geputzt worden waren. Der erste, äußere Eindruck wurde nicht besser als er die Gaststube betrat, ein Raum, der ohne Flur direkt auf die Straße führte und der sowohl als Bar und Restaurant wie auch als Rezeption und Aufenthaltsraum für die Hotelgäste diente. Er war leer bis auf einen Mann, der dicht vor einem uralten, laut lärmenden Fernseher saß, der in einer dunklen Ecke auf einem Podest stand. Der Mann, vermutlich der Wirt oder der Koch, weil er eine typische Kochjacke anhatte, die einmal weiß gewesen war, schaute fasziniert auf die schwarz-weiß flimmernde Mattscheibe und ließ sich durch den eintretenden Gast, der zunächst abwartend am Tresen stehen blieb, in keiner Weise stören. Zwangsläufig musste dieser das Programm eine Weile mitverfolgen, eine Seifenopern, eine telenovela, die wohl den Gipfel an Unterhaltung und Vergnügen in dieser Abgeschiedenheit bildete. Schließlich machte er mit lautem Rufen auf sich aufmerksam und nun erst nahm ihn der Wirt wahr. Er stand zögernd auf und wandte den Blick nur unwillig von dem Geschehen um Liebe und Leid ab und dem Angekommenen zu. Er war groß und dünn, hatte einen dichten Schnurrbart und eine Halbglatze und seine dunklen Augen wieselten umher und musterten und taxierten den Gast.

Ja, ein Zimmer sei noch frei. Ja, es habe Dusche und Toilette, aber die Wasserleitung im Haus sei defekt und müsse repariert werden. Wasser gäbe es nur in dem Brunnen auf dem Hof holen und dort sei auch momentan die einzige Toilette, leider kein WC, nur ein einfaches bano. Tut mir leid - lo siento! Wenn er das Zimmer sehen wolle, bitte, er gehe voran. Es war klein und fensterlos, ein Bett, ein Schrank, ein Stuhl. Am liebsten wäre er wieder gegangen, aber wohin? Seine Unlust hier zu bleiben, wurde nur von der übertroffen, die Nacht in einem schäbigen Privatquartier mit neugierigen Wirtsleuten zu verbringen, das er zudem erst einmal hätte finden müssen. Zwei Nächte, sagte er sich, nur zwei Nächte, die werde ich wohl überstehen. Als sie zur Erledigung der Anmeldeformalitäten wieder in die Gaststube gingen, fragte er, ob es etwas zu essen gäbe, er habe seit dem Frühstück nichts mehr in den Magen bekommen. Der Wirt reagiert unwirsch, jetzt um diese Zeit sei es schlecht, er habe nichts da. Als er aber weiterhin nachdrücklich insistierte, erklärte er sich schließlich bereit, übriggebliebene Reste des Mittagessens aufzuwärmen, Reis mit Bohnen und dazu könne er noch Spiegeleier machen.

Zurück in sein Zimmer verstaute er seinen Rucksack im Schrank, legte sich auf das Bett und war versucht die Augen zu schließen und sich dem dringend benötigten, süßen Schlaf hinzugeben, der ihn mächtig lockte. Aber zum einen wollte er ja gleich etwas essen und zum andern wusste er, dass ihm dann eine lange, langweilige, schlaflose Nacht in diesem öden Zimmer bevorstand. Daher stand er wieder auf, nahm das fadenscheinige Handtuch von undefinierbarer Farbe, das auf dem Stuhl lag, suchte vergeblich nach Seife und ging, verärgert und genervt auf den Hof. Auf dem Weg zum Brunnen, kam er an einem Hund vorbei, der im Schatten döste und ihn ignoriert, vorbei an Hühnern, die wegen der Störung aufgeregt gackerten und vorbei an einem Papagei auf einer Stange, der ihn irgendwie doof anglotzte und kein Wort sagte, obwohl er ihn zum Sprechen animierte. Das Wasser im Brunnen war lauwarm und er war sich nicht sicher, ob es sauber war. Daher wusch er sich nur notdürftig das Gesicht und die Hände und ging dann in das Restaurant. Der dünne Wirt war anscheinend trotz seiner Kochjacke in der Küche nicht sehr bewandert, denn es dauerte unverhältnismäßig lange, ehe er das aufgewärmte Essen brachte. Der Reis war pappig und ohne einen Hauch von Salz, zum Ausgleich waren die Bohnen versalzen. Das Gelb der Eier konnte man vom Weiß kaum unterscheiden und genau so schmeckten sie auch. Zu allem Elend sagte ihm der Wirt, dass das Bier, auf das er sich gefreut hatte, ausgegangen sei und so musste er wohl oder übel mit einer klebrigen, übersüßten Limonade Vorlieb nehmen, die aber wenigstens kalt war. Der süße Kaffee, der ihm danach serviert wurde, war so, wie er sein sollte, heiß und schwarz. Und die Orange, die den Nachtisch bildete, sah zwar verschrumpelt aus, war aber sehr aromatisch.

Nach dem Essen überlegte er, was er tun sollte. Zurück auf sein Zimmer wollte er nicht, es war zu trostlos und die Gefahr des Einschlafens war immer noch sehr groß, selbst wenn er etwas lesen würde. So beschloss er, trotz seiner Müdigkeit, trotz der vorhandenen Unlust und der immer noch andauernden Hitze den Ort zu erkunden. Aber er merkte schnell, dass da nicht viel zu erkunden war. Er ging eine lange Straße hinunter und kam eine andere wieder zurück zu dem großen Platz, an dem der Bus gehalten hatte. Die Häuser an den Straßen sahen alle sehr ähnlich aus, sie waren schäbig und zum Teil halb verfallen. Noch immer schien der ganze Ort menschenleer zu sein. Er wirkte auf ihn, wie aus einer anderen Zeit. Das einzige Objekt, neben der Bushaltestelle und dem Fernseher im Hotel, das eine Zuordnung zu der Jetztzeit erlaubte und eine Anbindung an den Rest der Welt darstellte, war eine öffentliche Telefonzelle.

Er verließ die Ortschaft und ging auf einem sandigen Weg in Richtung eines Hügels, der sich, je näher er kam, als ausgewachsener Berg entpuppte. Farne, Kakteen und dorniges, struppiges Gebüsch säumten den Weg und die Wanderung war mühsam, weil die Sonne immer noch mit großer Intensität schien, obwohl es nun schon später Nachmittag war. Als er den Fuß des Berges erreichte, ging der spärliche Bewuchs in einen trockenen Kiefernwald über. Dies brachte den Vorteil, dass er nun im Schatten gehen konnte und dass die Luft würzig war und nach Harz roch. Aber auch hier, im Schatten der Bäume, war es immer noch heiß und schwül und stickig. Fliegen belästigten ihn, Moskitos stachen ihn und die Freude an den schönen Schmetterlingen, den singenden Vögeln und den sporadisch auftauchenden Eidechsen konnte die Mühsal nur bedingt ausgleichen, zumal der Weg nun immer steiler wurde. Er schwitze und schnaufte und bereute schon fast, dass er sich auf diesen Spaziergang, der längst eine ausgedehnte Wanderung geworden war, eingelassen hatte. Er war kurz davor umzukehren, als der Weg schließlich nach einer letzten steilen Kurve auf einem Plateau endete.

Der Wald hatte sich gelichtet und das Gelände bildete eine Terrasse mit einer steilen Abrisskante am gegenüberliegenden Ende. Dort bot sich ihm ein wunderschöner, wahrlich traumhafter, berauschender Blick auf eine Ebene, die durch unterschiedliche Abstufungen von sanften Hügeln und flachen Tälern fein modelliert war. Auffallende Landmarken waren die berühmten Mogotes, isolierte, baumbewachsene Kalksteinhügel, die wie überdimensionale Termitenbauten aussahen. Das Licht der tief stehenden Sonne hüllte das gesamte Kunstwerk in eine gelb orange rote Farbenpracht, es war eine extraordinäre, visuelle Orgie. Und er war hier, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, zwar mehr durch Zufall als geplant, aber er war er an die Stelle gekommen, von der aus sich der Nationalpark, das Ziel seiner Reise und seiner Wünsche, von der besten Seite zeigte. Alle Mühen und Anstrengungen waren auf einen Schlag verflogen und selbst der Frust über das schäbige Quartier, das unzumutbare Essen und den unfreundlichen Wirt, der ihn noch auf dem ganzen Weg begleitet hatte, war dahin.

Er setzte sich in das Gras, genoss die phantastische Aussicht und war fast mit sich und der Welt zufrieden, wenn da nicht noch ein Problem gewesen wäre. Ihn plagte großer Durst, der im Verlauf der Wanderung immer stärker geworden war. Zu seiner Freude entdeckte er, als er sich auf den Rückweg machen wollte, ein kleines, einstöckige Haus, das etwas versteckt unter einer dichten Ansammlung von großen Kiefern stand und zudem von einem hohen, dichten Zaun umgeben war. Er beschloss hinzugehen und zu fragen, ob er ein Getränk oder zumindest Wasser bekommen könne. Als er den Zaun erreichte und den Hof einsehen konnte, steigerte sich die Freude bei dem Anblick, der sich ihm bot, schier ins Unermessliche. Er sah eine Anzahl von Stühlen und Tischen, einige Sonnenschirme und blühende Kübelpflanzen und neben der Eingangstür hing ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift: „Buenavista - pension y restaurante“ .

Das ist genau das, was ich brauche, dachte er, ein kühles Bier, eine halbe Stunde ausruhen und dann zurück, bevor es dunkel wird. Die Sonne würde bald untergehen und er wollte wenigsten aus dem Wald heraus und auf der Ebene sein, bevor die rasch einsetzende Dunkelheit den Heimweg beschwerlich machen würde. In dem Hof war kein Mensch und als er den großen Gastraum betrat, war dort auch niemand. Er wollte sich schon durch Rufen bemerkbar machen, aber aus einem unbestimmten Impuls heraus betrat er stattdessen einen Flur, der durch eine halbhohe Schwingtür von der Gasstube abgetrennt war.

In den Flur mündeten eine Anzahl von Türen, vermutlich die Zugänge zu den Gästezimmer. Eine der Türen war halb geöffnet. Neugierig ging er auf sie zu und öffnete sie, dabei entstand ein leises quietschendes Geräusch. Das Zimmer war etwa so groß und ähnlich karg eingerichtet, wie das in seinem Hotel. Auch hier waren die Wände weiß gekalkt, an der gegenüberliegenden Wand war jedoch ein Fenster mit einem dünnen, hellen Vorhang durch das der Rest des spärlich gewordenen Lichts eindrang. Neben dem Fenster standen ein kleiner Tisch und ein Stuhl. An der linken Wand befand sich eine hohe, dunkle Kommode, auf der sich eine weiße Venus aus Porzellan wollüstig räkelte. Über der Venus hing etwas, das er nicht mehr genau erkennen konnte, ein Bild oder ein Kalender. Beherrscht wurde der Raum jedoch von einem sehr großen, schmiedeeisernen Bett mit einem verschnörkelten, halbkreisförmigen Gitter am Kopfende, das an die rechte Wand stieß. Die große, quadratische Matratze war mit einem weißen Laken bedeckt, unter dem sich am Kopfende eine breite Rolle als Kopfkissen abzeichnete.

Und noch etwas zeichnete sich auf der großen weißen Fläche ab, etwas, das er trotz der eingesetzten Dunkelheit deutlich erkennen konnte, eine Frau, die auf dem Bett lag und die sich deshalb von dem hellen Untergrund abhob, weil ihre Haut sehr dunkel war. Und auf dieser dunklen Haut zeichnete sich wiederum deutlich die weiße Unterwäsche ab, die sie trug. Sie lag ausgestreckt auf dem Rücken, hatte wohl geschlafen und war, vermutlich wegen des Quietschens der Türangel, aufgewacht. Sie sah ihn mit großen Augen an und er erkannte, wenn auch nur sehr schwach, das Weiß ihrer Augäpfel. Obwohl er aus ihrem Blick schloss, dass auch sie, genauso wie er, überrascht war, schien sie keineswegs erschrocken oder verlegen zu sein. Er murmelte eine Entschuldigung wegen seines unerlaubten Eindringens und sagte, er sei auf der Suche nach dem patron oder einer Bedienung, er habe Durst und wolle ein Getränk. Die junge Frau setzte sich auf und fuhr mit beiden Händen durch ihre langen Haare, um sie zu ordnen und ihr Aussehen zu verbessern. Sie sagte immer noch kein Wort, aber er sah, dass sie lächelte und er sah auch die Geste, die sie machte und die ganz eindeutig war. Sie winkte ihn zu sich und bedeutete ihm, sich auf das Bett zu setzen. Als er zögerte, weil er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte, löste sie ihren BH und winkte nochmals, eindeutig, eindringlich, auffordernd. Dann legte sie sich wieder hin und zog nun auch ihren Slip aus. Schließlich betrat er, verwirrt und unschlüssig, das Zimmer, schloss die Tür hinter sich und setzt sich auf die äußerste Kante des Bettes. Als er in ihrer Reichweite war, ergriff sie seinen Arm und zog ihn nachdrücklich zu sich und begann ihn zu umarmen, zu drücken und auszuziehen. Sie schien sich an seinem Schweiß, an seinem Dreck und seinem Körpergeruch nicht zu stören. Er spürte ihre Nähe und er roch den Duft einer jungen Frau, den auch das süßliche Parfüm, das sie an sich hatte, nicht übertönen konnte.

Alles was dann geschah, geschah lautlos, wie eingespielt, wie selbstverständlich. Als er am Ende schwer atmend neben ihr lag, beobachtete er den Vorhang, der sich leise im Wind bewegte, der einzige Gegenstand im Zimmer, den er noch erkennen konnte. Die junge Frau stand auf, nahm ihre Unterwäsche und verließ, nackt und immer noch wortlos, das Zimmer. Er konnte nicht erkennen, ob sie sich in der Tür noch einmal zu ihm umgewandt und ihm zum Abschied zugewinkt oder ihn angelächelt hatte. Genauso seltsam und unerwartet, wie er sie angetroffen hatte, wie sie sich ihm hingegeben hatte, war sie nun wieder verschwunden und er begriff, dass diese Affäre ein kurzer, einmaliger Höhepunkt in sein würde und dass es keinen Sinn hatte, ihr nachzugehen und sie in dem Haus zu suchen. Nachdem sich seine Erregung und Verwirrung etwas gelegt hatten, zog er sich an und ging, ohne einen weiteren Gedanken an das Bier, nach dem er sich so gesehnt hatte, hinaus in die Nacht. Im Westen war noch ein heller Streifen am Himmel, ansonsten war alles in ein dunkles, sanftes, samtenes, girrendes Blau übergegangen. Die Vögel waren verstummt, die Grillen um so lauter und der Duft des Sommers und der jungen Frau begleitete ihn auf dem sandigen Weg zurück in den Ort.

 

Salve yupag,

leider gefällt mir Deine KG nicht soderlich, und zwar aus zwei banalen Gründen:

Zum einen finde ich den Vorspann relativ lang. Der Teil der Geschichte, der in dem heruntergekommenen Hotel spielt, erfüllt in meinen Augen keine andere Funktion, als die romantische Stimmung im Park und das Erlebnis in der Pension zu kontrastieren.

Und dafür ist erviel zu ausufernd. Über die Hälfte der Geschichte befasst Du Dich damit, die desolaten Zustände in der ersten Unterkunft zu beschreiben, was der Prot vorhat und warum und warum er gerade hier ist und nicht irgendwo anders.

Über den Teil, in demes romantisch, stimmunsvoll oder erotisch werden könnte, huschst Du dagegen flüchtig hinweg, ohne an einer Stelle wirklich ins Detail zu gehen.

Und das ist schon mein zweiter Kritikpunkt: die Sprache berichtet über weite Strecken nur. Du zeigst zwar, aber wie ein Dokumentarfilmer. Echte Sinnlichkeit (und zwar nicht nur im erotischen Sinne) will sich nicht einstellen.

Tut mir Leid, dass ich dir kein positiveres Feedback geben kann - aber ich bin sicher, dass ich aus der KG noch was machen lässt, und das ist doch auch schon was ;).

Gruß, Pardus

 

Hallo Pardus!
Danke für den Kommentar. Es stimmt, ich wollte diesen Kontrast aufbauen, zwischen dem Hotel und dem Haus, um den Protagonisten in die richtige Stimmung bringen zu können. Zu meinem Stil, na ja, der ist nun mal so. Ich finde eine sachliche, lakonische Sprache besser als ein emotionales oder was-auch-immer Gedönse. Tut mr leid, dass sie dir nicht gefällt.
Gruß yupag

 

Hi yupag,

Was mir am Schluss deiner Geschichte gefällt, ist gerade das Berichtende. Es hat was Poe-mäßiges. Allerdings ist es am Anfang recht ermüdend deinen Ergüssen zu folgen. Oft verwendest du sogar den Konjunktiv, da fängt es dann an erzwungen zu wirken. Kein bisschen lakonisch. Lakonische Sätze sind kurz. Knackig. Wirken auf subtilere Weise als deine ausufernden Beschreibungskolosse.

Wo ich auch etwas skeptisch bin: Wer geht in ein Zimmer, in dem eine heiße Latina liegt und beschreibt zuerst die Gegenstände? Ich würde zuerst die Frau auf dem Bett beschreiben. Dann wäre klar, dass sie schläft. Danach würde ich die Gegenstände beschreiben, um die Frau anschließend aufwachen zu lassen. Könnte der Prot nicht etwas dreist sein und etwas im Zimmer näher anschauen wollen? Er könnte etwas umwerfen, dabei könnte die Latina dann aufwachen, was für ihn eine peinliche Situation erzeugen würde. Umso erstaunlicher wäre es dann, wenn die Tussi ihn dann auf ihr Bett winken würde.

Eine Anmerkung: Die Beschreibung der weißen Augäpfel der Dame ist echt weniger erotisch. Sie würde eher zu einem scheuenden Pferd passen. Oder einem Geisteskranken.

Dann zum Anfang der Geschichte. Da gibt es nicht viel zu sagen. Er darf - und das ist jetzt kein gut gemeinter Rat, sondern eine echte Tatsache - höchstens die Hälfte der gesamten Geschichte ausmachen.

1.) Der Prot kommt im Hotel an - Warum ist er nicht schon da und beschwert sich im ersten Satz der Geschichte über die Zustände der Pension? Das wäre viel interessanter und du kämst viel flotter in Fahrt.

2.) Der Prot hält es nicht mehr aus und haut ab - das kann in wenigen Sätzen passieren. Es kümmert nicht, wo er überall vorbeiläuft, daher würde ich unterwegs nicht viel schreiben. Vor allem nicht viel Beschreiben. Hauptsache, sein Blick schäft sich, als er dieses schöne Fleckchen entdeckt, wo er sich dann entspannt. Und hier - bitte auch nur wenige Sätze, dieser Teil der Geschichte ist nicht wichtig! Keine orgasmischen Beschreibungen der Farben um ihn herum, das ist ganz und gar nicht "lakonisch".

3.) Der Prot entdeckt die Hütte und auch die Frau - alles wie gehabt. Nur dass dieser Teil nun, wenn du alles davor richtig überarbeitest und radikal auf ein Drittel der gesamten Geschichte kürzt, als Höhepunkt der Geschichte wahrgenommen werden kann und nicht wie eine Belohnung für die Tapferen, die den Reiseführer davor bis dahin durchgehalten haben.

 

Danke Karlsson, dass du dich so ausführlich mit der Geschichte beschäftigt hast. Deine Anmerkungen sind sehr hilfreich, weil man selbst ja doch ziemlich befangen ist. Und es ist auch richtig, dass eine Geschichte kurz sein sollte, aber hier wollte ich in der Tat etwas mehr "Umgebung" darstellen, um einen Kontrast zu dem doch etwas ungewöhnliche Verhalten der Frau zu erzeugen.
Gruß yupag

 

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