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Das innere Ich...

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28.07.2010
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Das innere Ich...

Der Regen klatschte an die zerbrochenen Fensterscheiben des alten Gebäudekomplexes in dem sie sich befand. Sie starrte gebannt aus dem Fenster. Kahle, knorrige Bäume, ein dunkler Waldweg. Der Himmel war vollständig bedeckt von unheilvollen grauen und schwarzen Wolkenschleiern. Vor ihr auf dem Boden hatte sich das Regenwasser zu einer Pfütze gesammelt in der sie ihr Spiegelbild betrachten konnte. Fleur hatte langes, braunes Haar mit einem schnurgeraden Pony. Ihre froschgrünen Augen, mit den schnurgeraden, langen Wimpern, sahen so glasig aus wie die einer alten Frau. Das kalte, stürmische Herbstwetter spiegelte ihre Gefühlswelt geradezu unheimlich genau wieder.

Wer bin ich? Dachte sie. Wo komme ich her? Schon seit Tagen, nein seit Wochen, Monaten oder gar Jahren stellte sie sich diese Fragen. Wie lang war sie eigentlich hier? Sie wusste es nicht. Je mehr sie versuchte sich an Vergangenes zu erinnern desto mehr schien sie zu vergessen. Ein Blitz schlug nicht weit von ihr in einen großen, alten Baum ein.
„Fleur, da bist du ja! Ich hab dich schon gesucht!“ Krächzte es hinter ihr heiser. Fleur bemühte sich zu lächeln und drehte sich um. „Hallo Clara. Entschuldige bitte ich bin aufgewacht. Wegen dem Gewitter weißt du! Ich wollte ein bisschen allein sein.“ Clara schaute sie trotzig an. Fleur fiel sofort auf das sie geweint haben musste, weil ihre Augen ganz rot aussahen. Sie wusste dass Clara sich schrecklich um sie gesorgt haben musste. Clara war sehr klein und zierlich. Ihr Haar war sehr kurz und sah fast weiß aus. Ihre Augen hatten die Farbe von tiefem, blauem Meerwasser. So dunkelblau wie ein Saphir funkelten sie. So offen und unschuldig. Fleur war sicher das Clara nie etwas Böses gesehen haben konnte. Ihr blick war so klar und rein, so unerschrocken, so neugierig. Ihre Haut war fast weiß, wie Alabaster. Clara strahlte wie Schnee im Winter. So weiß und rein.

„Komm mit Fleur. Bitte! Ich habe Angst allein dort unten!“ sagte sie fordernd.
Fleur nickte. Dann stand sie auf und ging auf Clara zu. Fleur mochte Clara sehr. Sie wusste wenn Clara etwas passieren würde könnte sie es sich nie verzeihen. Sie war in all der Zeit die Fleur nun schon hier war wie eine kleine Schwester für sie geworden. Fleur sprang über den Riss dar sich im Boden befand auf die Seite auf der Clara stand. Clara streckte ihre Hand nach Fleur aus. Fleur nahm Claras Hand und sie verließen den Raum. Clara trug ein dünnes weißes Kleid mit Rüschen und ein wollenes Jäckchen. Die weißen Schuhe die sie trug machten das Bild eines unschuldigen kleinen Mädchens perfekt. Fleur hingegen trug eine dunkelblaue Jeanshose und ein grünes Top. Darüber trug sie eine schwarze, hüftlange Lederjacke. Außerdem trug sie schwarze Sneakers.

Als die beiden das kaputte Treppenhaus erreicht hatten ließ Clara, Fleur los. Sie sprang geübt wie ein kleiner Frosch von einer zur anderen stufe die noch einigermaßen in Takt war. Fleur tat es ihr gleich. Ihr ziel war der Keller. Clara mit ihren elf Jahren fiel der Weg leichter als Fleur weil sie natürlich noch weniger als Fleur auf die Wage brachte. Fleur die sechzehn war musste sich schon etwas mehr anstrengen. Mühsam kletterten sie immer weiter nach unten bis sie ihr Ziel endlich erreicht hatten und die Kellertür vor sich sahen. Clara war vor Fleur unten angekommen und wartete schon. Als Fleur unten bei Clara ankam war sie ziemlich aus der Puste. Fleur stemmte sich mit aller Kraft gegen die massive Eisentür. Knarrend öffnete sie sich und die beiden betraten den Raum. Der Keller war der einzige Raum des Gebäudes der noch vollständig unversehrt war. Allerdings war er auch vollkommen fensterlos und somit stockdunkel. Die beiden gingen in die hinterste Ecke und kuschelten sich dicht aneinander. Wenig später war Clara in Fleurs Armen eingeschlafen. Das Gewitter tobte draußen immer noch. Fleur konnte einfach nicht schlafen. Aber was sollte sie schon machen. Sie wollte Clara ja nicht wecken. Und außerdem könnte sie, sie nicht schon wieder allein lassen. Sie dachte nach. Wo bin ich? Wer bin ich? Immer wieder dieselben Fragen und doch bekam sie keine Antworten. Es war zwecklos dachte sie. Je mehr ich nach denke desto weniger weiß ich was wahr ist. Mit höllischen Kopfschmerzen schlief sie endlich ein.

Als sie aufwachte war das Gewitter bereits vorüber. Es war Zeit etwas zu essen zu suchen!
Fleur rollte Clara auf die Seite. Sie zog ihre Jacke aus und deckte Clara damit zu. Sie fröstelte. Sie rieb sich die Arme, streckte sich und ging los. Sie kletterte durch das Treppenhaus ins Erdgeschoss. Sie betrat einen Raum in dem es einmal gebrannt haben musste. Die Wände waren voller Ruß und die Fensterscheiben waren eingeschlagen worden. Fleur nahm ein angesengtes Stuhlbein das am Boden lag und entfernte der Rest der Fensterscheibe damit. Dann kletterte sie durch die Öffnung nach draußen. Sie blieb mit ihrem Top an einem Stück Glas hängen als sie nach unten springen wollte. Fleur wollte sich losreißen und schnitt sich an dem Glas. Das Blut rann ihr den Arm herunter. Das Glas hatte eine tiefe Wunde in ihre Schulter geschnitten und Fleur befürchtete das sich auch noch einige Splitter in der Wunde befinden mussten. Nach einigen Minuten hatte sie sich von dem Fenster losgerissen. Sie drehte ihren Kopf so weit wie es ging nach hinten um ihre rechte Schulter zu begutachten.
Knapp neben ihrem Hals klaffte ein länglicher tiefer Schnitt aus ihrer braunen Haut heraus. Sie riss ein stück Stoff von ihrem ausgeleierten, lädierten Shirt ab und band es sich um die verletzte Schulter. Sie nahm ein ende des Verbanden in die Hand der unverletzten Seite und das andere zwischen die Zähne und zog den Verband so fest. Sie spürte wie das Blut in ihrem Adern pulsierte. Der pochende Schmerz auf ihrer Schulter war fast unerträglich aber sie musste weiter. Sie musste sich beeilen. Clara musste essen. Sie schleppte sich durch den immer noch nassen Waldweg. Es war ein kalter grauer Herbstmorgen. Die Sonne schien nur manchmal etwas spärlich durch das Geäst über ihrem Kopf. Mitten im Wald befand sich ein kleines Haus. Die Leute die dort wohnten schienen Viehbauern zu sein. Manchmal gaben sie Fleur etwas zu essen. Reste versteht sich aber besser als nichts. Fleur schleppte sich mühevoll dorthin. Wie jeden morgen bekam sie etwas Brot. Diesmal gaben sie ihr auch noch etwas Fleisch das wohl vom gestrigen Mittag übrig war. Die Frau die Fleur die Reste immer gab war eine nette rundliche Person. Sie hatte immer ein lächeln im Gesicht und war immer freundlich. Fleur musste immer sehr früh da sein damit der Mann der Frau nichts mitbekommt. Die Frau hatte ihr einmal gesagt das er nichts von Waisen hält und sie Fleur das Essen nur geben könne wenn er nicht da wahr. Also versuchte Fleur immer früh genug zu erscheinen um Essen zu bekommen.

Als Fleur Ihre ersten Almosen des Tages eingestrichen hatte verabschiedete sie sich dankend und ging dann weiter Richtung Stadt wie jeden Morgen. Sie ging den alten Waldweg weiter entlang bis sie an eine gepflasterte Straße kam. Die Stadt war nicht mehr weit entfernt. Ob Clara noch schläft? Dachte sie. Die ersten Häuser kamen in ihr Blickfeld. Sie schwang den kleinen Beutel mit dem Essen das ihr die Frau gegeben hatte auf den Rücken und marschierte munter durch die Stadt. Ihre Verletzung an der Schulter hatte sie schon fast vergessen. Obwohl sie gnadenlos weiter schmerzte ignorierte Fleur sie. Sie bettelte den ganzen Vormittag und hatte auch schon einiges angesammelt. Sie war gerade an einem Laden angekommen in dem es schöne Taschen und Beutel gab. Fleur stand vor dem Schaufenster und ihr fiel eine Tasche ins Auge die ihr besonders gut gefiel. Sie war aus Filz. Ganz in Grüntönen gehalten und mit einer kleinen Filzblume am Verschluss. Sie zählte das Geld nach das sie erbettelt hatte.
Genug für etwas zu Essen und diese Tasche. Dachte sie.
Außerdem ist es ja praktisch eine Tasche zu besitzen. So kann ich auch alles besser transportieren.

Sie ging in den Laden, kaufte die Tasche und ging weiter um Essen zu kaufe. Als sie das auch erledigt hatte genoss sie die wenigen Sonnenstrahlen des Tages. Sie befand sich auf dem Kirchplatz der Stadt. Sie sah auf die große Uhr an der Kirche und stellte fest das es schon spät wahr. CLARA! Schoss es ihr durch den Kopf. Sie sprintete los. So schnell sie konnte rannte sie wieder Richtung Waldweg. Ihre Schulter schmerzte furchtbar doch dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Ihre Füße taten schon weh von dem schnellen Laufen auf dem harten Untergrund. Plötzlich rammte sie eine Person. Direkt vor ihre verletzte Schulter. Sie prallte an der Person ab und fiel der länge nach hin mit dem Kopf in eine dreckige Pfütze, die sich in einem Schlagloch gesammelt hatte. Schmerzhaft schlug ihr Schädel auf dem harten Asphalt auf. Ihr Körper schien vom Schmerz zerrissen zu werden. Ihr Kniegelenk tat weh sie schaute mit pochendem Kopf nach unten. Nur ihre Augen bewegten sich nach unten. Ihr Bein war merkwürdig verdreht. Blut sammelte sich an ihrem Hosenbein. Fleur konnte sich nicht bewegen. Mit der rechten Wange lag sie in der Straßenpfütze die andere lag Richtung Himmel. Eine Menschenmenge sammelte sich wie eine Traube um sie. Ein Mann drehte sie auf den Rücken. Ihre Wange war nass von dem Wasser aus der Pfütze. Etwas warmes lief ihr von der Stirn herunter in ihre Haare hinein. Blut! Dachte sie.

Mit weit aufgerissenen Augen lag sie da auf der Straße. Es begann zu regnen. Der Regen lief ihr über den gesamten Körper. Tut mir leid Clara….
Alles wurde schwarz…

Fleur riss die Augen auf. Alles um sie war weiß und grell. Ein immer schneller werdendes Piepen und Surren umgab sie. Sie riss die Augen weite auf wie ein scheues Reh. Plötzlich versammelten sie unheimlich viele Menschen um sie. Sie hatte Angst. Sie sträubte sich. Die Leute hielten sie fest. Fleur zappelte. Sie schrie hysterisch und schrill.
Eine rundliche Dame redete beruhigend auf sie ein. Plötzlich wurde ihr irgendetwas in den Arm gerammt und schlagartig wurde alles ruhiger.
Fleur wurde langsam ruhig. Wie in Trance. Sie begann alle Geräusche nur noch gedämpft wahrzunehmen. Die Gesichter vor ihr verschwammen bis sie einschlief.

Als sie aufwachte war sie immer noch in diesem weißen Raum gefangen. Doch sie hatte nicht mehr diese fürchterliche Angst. Fleur wollte sich aufsetzten, aber sie konnte nicht. Gurte hielten sie an dem Bett fest in dem sie lag. Sie blickte sich mit dem Kopf um. Ihre rechte Schulter tat immer noch weh. Sie sah an sich herunter. Sie war zugedeckt. Bis zum Hals. Nur ihr linker Arm lag neben der Decke. Er war übersäht von Nadeln und Kanülen.
Schläuche waren überall an ihrem Körper verteilt. Sie blickte sich im Zimmer um. Links neben ihr stand ein Nachtischchen auf dem eine Vase stand. In ihr waren rote Lilien. Außerdem stand da noch ein Bilderrahmen. Auf dem Bild war eine Familie zu sehen. Ein großer Mann mit freundlichen Augen und einem breiten grinsen auf dem Gesicht. Neben ihm stand eine hübsche rothaarige Frau mit grünen Augen. Zwischen ihnen stand ein kleines Mädchen. Sie konnte höchstens zehn oder elf sein. Sie hatte kurze braune haare und froschgrüne Augen. Ein schnurgerades Pony und lange schöne Wimpern. Der Mann und die Frau legten beide ihre Hände auf die Schultern des Mädchens.

Fleur lächelte. Sie freute sich dass das Mädchen eine Familie hatte. Sie sehen so glücklich aus dachte sie. Sie blickte weiter durch das Zimmer. Da waren Fenster. Sie schaute hinaus. Es schien Frühling zu sein. Sie schaute auf einen Garten mit hellgrünem Gras das von Frühblühern übersäht war. Es war bestimmt schönes Wetter. Die Sonne, ging langsam über den Baumkronen auf. Sie schaute sich weiter um. Eine weiße Wand mit einem Bild mit einer Blumenvase darauf hing an ihr. Sie blickte nach rechts und erst jetzt bemerkte sie den Mann an ihrem Bett. Er war eingeschlafen. Friedlich sah er aus. Dachte sie.

Er zuckte zusammen als hätte er bemerkt das sie ihn beobachtete. Schlaftrunken richtete er sich auf. Er blinzelte. Fleur sah die kleinen Bartstoppeln in seinem Gesicht. Er sah müde aus und krank dachte sie. Das machte sie bedrückt. Irgendwie kam er ihr bekannt vor. Aber sie wusste nicht warum. Er hatte sich aufgerappelt und als er sah das sie wach war sah er sie ungläubig an. Plötzlich weinte er. Bist du traurig? Dachte Fleur. Er tat ihr Leid wie er so da saß und einfach nur weinte.
Dann sagte er: „Fleur?“
Woher kennt er meinen Namen nur? Dachte Fleur.
„Ja, das bin ich!“ antwortete sie Misstrauisch.
Ich lächelte aber hörte nicht auf zu weinen.
„Weißt du wo du bist?“ fragte er.
„Nein! Können sie es mir vielleicht sagen?“
Er sah etwas verwundert über ihre Frage aus.
„Fleur, du bist in einem Krankenhaus. Ich bin dein Vater Fleur.“
Sie war geschockt. Was sagte er da?
Jetzt konnte sie sich erinnern. Sie war mit ihren Eltern auf dem Weg nach Amerika gewesen. Sie hatten im Flugzeug gesessen. Ein Sturm kam auf. Aber dann was war dann passiert? Das Flugzeug musste abgestürzt sein. Aber das konnte nicht sein. Sie war doch erst elf Jahre alt gewesen als sie nach Amerika fliegen wollten.
„Papa, was ist passiert wo ist Ma?“
„Fleur… wir sind mit dem Flugzeug in einen Sturm geraten. Das Flugzeug ist abgestürzt und…. Deine Ma… Fleur… sie hat den Absturz nicht überlebt….“ Sagte er unter Tränen.
„Und du… du hättest es auch fast nicht überlebt. Um dich zu retten musste man dich in ein künstliches Koma versetzen. Und jetzt nach fünf Jahren… hab ich dich wieder.“ Er weinte immer noch aber er lächelte vor Glück. Er streichelte Ihre Wange.

Eine Krankenschwester unterbrach sie.
„Moniseur Morais würden sie bitte einen Moment zu Seite gehen ich muss nach ihrer Tochter sehen.“ Sagte sie. Es war das wohl bekannte freundlich, rundliche Gesicht das ihr wohl bekannt war. Zufrieden stellte die Schwester fest das Fleur wach wahr. Sie entfernte die Fixiergurte von ihrem Körper und zog die Decke etwas herunter weil ihr die Schweißperlen auf Fleurs Stirn sofort auffielen. Dann rollte sie einen Wagen mit Verbandszeug herein. Sie nahm etwas Salbe, Verband und Pflaster vom Wagen und ging auf Fleurs Bett zu.
Fleur begriff erst nicht was los war doch dann…
Die Krankenschwester Entfernte einen Verband von Fleurs Schulter. Genau an der Stelle an der sich vorher einmal ihr Oberarm befunden haben musste war nun nur noch ein Stumpf. Ihr rechter Arm war nicht mehr da.
Als die Schwester Fleurs entsetztes Gesicht sah sagte sie beruhigend:
„Alles wird wieder gut Kleine. Sie mussten amputieren. Vor ein paar Tagen begann das Gewebe deines rechten Armes abzusterben. Und sie mussten ihn abnehmen um schlimmeres zu verhindern.“ Als sie den Verband gewechselt hatte verließ sie den Raum.

Fleurs Vater sagte: „Sie haben die Ursache für die Infektion in deinem Arm noch nicht gefunden. Der Arzt sagte mir man hätte verrußte Glassplitter in deiner Schulter entdeckt. Aber es ist nicht geklärt wo sie herkamen.“

Aber Fleur wusste schon wo sie her waren. Die ganze Zeit als sie Im Koma lag war sie in ihrer eigenen Welt gewesen. Clara war nur das Kind in ihr gewesen. Sie war in ihre tiefste Gefühlswelt vorgedrungen. In ihr inneres Ich. Eine Welt aus den Scherben und Ruinen…..

 

Hi plotti und herzlich willkommen auf kg.de!

Ich finde deinen Einstand gar nicht so schlecht. Hab grad auf dein Profil geguckt und gesehen, dass du 16 bist ... ich versuche Mal, nicht so hart mit meiner Kritik zu klingen. :)

Die Idee deiner Geschichte ist nicht ganz neu, aber das ist nicht so tragisch, wenn man sie neu und auf seinen eigene Art erzählt, so wie du das machst.
Das Hauptproblem in deinem Text liegt mehr an der mangelnden Struktur und den vielen Adjektiven, im ersten Abschnitt wird man als Leser regelrecht mit den detaillierten Farbbeschreibungen zugeballert. Details an sich sind wichtig, es zeigt auch, dass du eine ziemlich genaue Vorstellung von dem hast, was du beschreiben möchtest. Nun geht es darum, die richtige Menge zu finden.

Ihr Haar war sehr kurz und sah fast weiß aus. Ihre Augen hatten die Farbe von tiefem, blauem Meerwasser. So dunkelblau wie ein Saphir funkelten sie. So offen und unschuldig. Fleur war sicher das Clara nie etwas Böses gesehen haben konnte. Ihr Blick war so klar und rein, so unerschrocken, so neugierig. Ihre Haut war fast weiß, wie Alabaster. Clara strahlte wie Schnee im Winter. So weiß und rein.

Habe hier mal die Adjektive markiert ...

Insgesamt bremsen die Beschreibungen den Fluss der Geschichte, und ich muss zugeben, dass ich den Text stellenweise überflogen habe.
Vielleicht wäre es hilfreich, wenn du die Geschichte dramaturgisch noch ein bisschen auf den Punkt steigern könntest, wo Fleur in ihrer Koma-Welt stirbt. Denn das ist ja der zentrale Moment in dieser Geschichte, sie muss sich erst von dieser Welt lösen, um wieder zurück zu kommen. Die Verzögerung, dass sie noch in die Stadt geht und auf dem Platz vor der Kirche bla ... ist das wirklich nötig?
Du könntest auch noch einen inneren Konflikt einbauen, etwas, das sie zurück hält, etwas, wogegen sie ankämpfen muss ... dazu müsste ev. Clara eine stärkere Rolle in diesem Loslösungsprozess spielen.

Jedenfalls steckt in deinem Text ein Haufen Potential, das sich leider in der jetzigen Struktur noch nicht wirklich entfalten kann. Insgesamt könntest alles noch um einiges kürzen.

Stellen wie folgende sind überflüssig:

Aber Fleur wusste schon wo sie her waren. Die ganze Zeit als sie Im Koma lag war sie in ihrer eigenen Welt gewesen. Clara war nur das Kind in ihr gewesen. Sie war in ihre tiefste Gefühlswelt vorgedrungen. In ihr inneres Ich. Eine Welt aus den Scherben und Ruinen…..

Der Leser braucht diese Info nicht, das Spannende ist doch eben, wenn er das selber herausfindet, du ihn also an den Punkt führst, wo er selber diesen Schluss ziehen kann. Und weshalb ist Fleur bei Clara geblieben? Hat sie Schutz in dieser Welt gesucht? Was bietet diese Welt aus Scherben und Ruinen? Und weshalb konnte sie sich nicht lösen? Hat sie Angst vor der Realität, in der die Mutter tot ist? Das wären ein paar Dinge, die mich z.B. sehr interessiert hätten. Vielleicht kannst du ja damit etwas anfangen ...

Seltsamerweise bleibt für mich Fleurs Welt trotz allen Beschreibungen blass. Ich kann nicht genau sagen, woran das liegt, aber vielleicht fehlen spezifische Einzelheiten. Z.B. Keller, was für ein Keller ist das? Ein Gewölbekeller? Ein Keller in einem Plattenbau? Du nennst die einzelnen Orte, beschreibst aber nicht, wie das Gebäude aussieht, oder was für eins es ist.
Oder die Stadt? Wie muss man sich die vorstellen? Ist es mediterrane Stadt? Oder doch ein englisches Städtchen mit lauter Backsteinhäusern? Ein paar Hinweise würden genügen, um die Atmosphäre anzureissen.

Mitten im Wald befand sich ein kleines Haus. Die Leute die dort wohnten schienen Viehbauern zu sein.
Öhm, Viehbauern im Wald? Die lassen ihre Kühe im Wald grasen?

Ok, ich fasse noch einmal kurz zusammen: Insgesamt könnte die Geschichte mehr Struktur vertragen und etwas gestrafft werden. Und vielleicht könntest du die Intention des Textes noch stärker herausarbeiten bzw. definieren, ohne mit platten Sätzen alles vorzukauen.
Ich hoffe, du kannst mit dieser Kritik etwas anfangen. :)

Liebe Grüsse und weiterhin viel Spass auf kg.de,
sirwen

 

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