Was ist neu

Das Lied des Mihalis

Mitglied
Beitritt
13.03.2013
Beiträge
190
Zuletzt bearbeitet:

Das Lied des Mihalis

Der Ort, der Held und die Sache

Auf der Insel Korfu, wo das Dorf Paleo Perithia an den Hängen des Pantokrators liegt, gibt es einen Pfad, der eine gute Wegstunde lang ist, der an Kalkfelsen vorbei und zwischen Dornenstauden hindurch zu einem schmalen Tal führt, in dem eine Wiese liegt und ein alter Feigenbaum steht. Geht man zu dem Baum, erkennt man in seinem Schatten ein Geviert zerfallener Mauern. Diese Mauern waren einmal ein Pferch. Nachts wurden dort Ziegen eingefriedet. Sie gehörten einem Hirten. Er hiess Mihalis und wohnte nahebei in einer Hütte.

Seine Hütte war klein und einfach eingerichtet. Es gab darin eine Feuerstelle mit Koch- und Käsekessel, an der Wand ein Gestell für Kleider, Geschirr und Werkzeug, weiter einen Tisch mit Hocker und eine mit Laub gepolsterte Bettstatt. Mehr hätte auch kaum Platz gehabt. Das Gebiet der Hütte war jedoch alles andere als bescheiden. Seine Weideplätze waren zahlreich und weit verstreut. Pfade führten nach allen Seiten hin, schlängelten sich durch das Dornengestrüpp, formten in dem Dickicht aus Akazien, Oleander und Tamarisken ein Labyrinth, dessen Wege sich viele Male kreuzten und verzweigten. Wer sich darin nicht auskannte, konnte sich leicht verirren und lange nach dem Weg heraus suchen. Tatsächlich war das Gebiet so weitläufig und schwer zu überblicken, dass Mihalis mehr noch als andere Hirten auf seine Flöte angewiesen war.

Wollte Mihalis melken, hatte er die Wahl: Er nahm den Stecken, suchte in dem Labyrinth der Pfade nach den Ziegen und trieb sie entgegen ihrem Eigensinn in den Pferch, oder er streute in der Koppel Heu aus, setzte sich auf die Mauer und nahm die Flöte zur Hand. Spielte er ein Lied, konnte er die Ziegen locken. Mühelos konnte er so gar die eigenwilligste Ziege herbeirufen. Natürlich benutzten darum auch andere Hirten ihre Flöte und selbstverständlich fielen ihre Lieder in jeder Gegend ein wenig verschieden aus und unterschieden sich genauso von Hirt' zu Hirt'. Schriftlich erfasst beeinflussten diese Lieder selbst Komponisten wie Wagner und Rossini. Doch unter den Hirten gab es auch den einen oder anderen Wagner oder Rossini. Sie eiferten untereinander um das schönste Lied, um die innigste Klangfolge, um die Tonreihe, die sich am verlockendsten ins Ohr schmeichelte. Das war ihre Sache.

Drei Geister und drei Gaben

Mihalis hatte mehr als nur eine Flöte und ein feines Ohr für deren Spiel. Er hatte auch einen leichten Schlaf. Eines Nachts weckte ihn ein Gieren. Zuerst dachte er, der Wind wehe über den Pferch hinweg und bewege dessen Gatter. Schlaftrunken richtete er sich auf. Er setzte sich an den Bettrand und griff nach Hose und Hemd. Er wollte sich ankleiden, wollte nach draussen gehen, wollte nach den Ziegen schauen und die Koppel wieder fest verschliessen. Doch dann bemerkte er, dass es draussen windstill war, und zu seinem Erstaunen hörte er die Stimme eines Mannes. Wer kann das sein, fragte er sich. Meine Hütte liegt weitab in der Wildnis. Hier ein Besuch und das auch noch mitten in der Nacht? Er streifte sich die Hosen über. Doch halt, dachte er, indessen er sich das Hemd in die Hosen stopfte, vielleicht war dieser Besucher mehr als nur ein Störenfried. Vielleicht war er ein Dieb oder irgendein anderer schlechter Mensch. Wer sonst käme denn hierher, wenn es dunkel war? An der Wand lehnte der Stecken. Er griff danach und wandte sich der Türe zu.
Doch als er die Türe öffnete und nach draussen treten wollte, schreckte er gleich wieder zurück. Bei dem Feigenbaum stand ein derart riesiger Mann, dass er sogleich verzagte, und in dem Pferch konnte er zwei weitere Gestalten sehen. Die eine Gestalt war ein Mann mit Hörnern und die andere war ein Jüngling mit goldenem Haar. Mihalis rieb sich die Augen. Nein, er hatte richtig gesehen. Dem einen Mann wuchsen die Hörner eines Widders und das Haar des anderen schimmerte golden wie eine Zwanziger-Drachme. Mihalis verbarg sich hinter der Tür. Der Vorsicht halber wollte er zuerst abwarten und beobachten. Leise und langsam zog er die Türe wieder so weit zu, dass sie noch einen Spalt breit offenstand, durch den er nach draussen spähen konnte.
Zuerst führte der Gehörnte eine Ziege aus dem Pferch, danach der goldgelockte Jüngling und zuletzt ging auch noch der Riese und griff sich ein Tier. Als wäre nichts dabei, führten sie die Ziegen an der Hütte vorbei und kehrten Mihalis den Rücken zu. Sie gingen ein Stück weit über die Weide und führten die geraubten Tiere auf einen Pfad, den auch Mihalis kaum je benutzte. Noch immer zögerte er. Doch als die drei Fremden im schwachen Licht des Mondes nur noch vage zu erkennen waren, fasste er Mut und trat aus der Hütte heraus. Leise schlich er ihnen nach.

Am Himmel leuchteten die Sterne. Zwischen ziehenden Wolken stand als Sichel der Mond. Schwach leuchtete er auf die Erde hinunter. Dort lag der Pantokrator und an seiner Seite das Tal mit der Wiese und dem Feigenbaum. Die Ziegenpfade wanden sich durch das Dickicht. Es war tiefe Nacht und zu beiden Seiten der Pfade stand Ginster und anderes Gestrüpp. Ging man auf den Pfaden, ragte das Gebüsch hoch über den Kopf hinaus. Die Sträucher hielten das Licht des Mondes ab und man konnte nur wenig sehen. Mihalis folgte den Fremden. Der Pfad führte den Hang hoch, bog nach rechts, kehrte, bog nach links, führte an dem Hang wieder nach unten, dann zweimal links, einmal rechts und wieder hinauf. Er prägte sich alles ein: Einmal rechts, zweimal links, dann hundert Schritte geradeaus, wieder links und noch zweimal nach rechts. Immer tiefer folgte er den drei Gestalten in das Labyrinth hinein. Doch bald waren sie so viele Kurven und Kehren gegangen, dass er aufhörte, sich alles einzuprägen. Weil zwischendurch auch Wolken den Mond verdeckten, war es überhaupt schwierig, sich zu orientieren. Schliesslich konnte er nicht einmal mehr sagen, ob sie nach Süden oder Norden, nach Westen oder Osten gingen. Doch dann wurde der Pfad wieder breiter und führte auf eine Wiese. Die drei Gestalten liefen nun langsamer. Leise folgte er. Vor ihm hob sich ein breiter und hoher Umriss gegen den Nachthimmel ab.
Plötzlich erkannte er, wessen Umriss er sah. Vor ihm stand der alte Feigenbaum. Er ging näher an den Baum heran und staunte. Auf den Blättern glänzte das Licht des Mondes, und zwar so stark wie er es noch nie gesehen hatte, und an seinen Ästen hingen so viele und so grosse Feigen wie sonst nie. Auf der Wiese stand das zuvor abgeweidete Gras wieder frisch und hoch wie im Frühling und von allen Seiten her konnte er unzählige Grillen zirpen hören. Im Pferch waren der Riese und der Jüngling dabei, zwei der Ziegen zu melken. Mihalis näherte sich auf Zehenspitzen und verbarg sich hinter dem Feigenbaum. In der Koppel sah er auch die dritte Ziege. Doch von den anderen Tieren war keines mehr zu sehen. Von seinem Versteck aus konnte Mihalis auch die Hütte erkennen. Die Tür stand offen und aus dem Innern drang der Schein des Herdfeuers. Mihalis konnte vor dem Feuer den Gehörnten erkennen. Er goss Milch in den Kupferkessel, hängte ihn an den Holmen über dem Herd und richtet ihn so aus, dass der Kessel über den Flammen hing. Kurze Zeit später trugen auch der Riese und der Jüngling ihre Milch in die Hütte. Sie leerten sie zu der anderen Milch. Der Riese nahm die lange Kelle von dem Gestell und begann zu rühren. Der Jüngling legte von Zeit zu Zeit ein Holzscheit nach. Als die Milch über dem Feuer zu dampfen begann, zog der Gehörnte ein Fläschchen aus einem Tragebeutel und leerte Lab in die Milch. Nachdem er das Gefäss wieder in dem Beutel verstaut hatte, trat er vor die Hütte heraus.

Der Gehörnte kam bis an den Pferch, lehnte sich an die Mauer und holte aus seinem Beutel eine Flöte hervor. Und als er das Instrument an den Mund setzte und hineinblies, hörte Mihalis ein Lied, wie er es in seinem ganzen Leben noch nie gehört hatte. Es war, als würde gejubelt und über die ganze Flur hin frohlockt und dann wieder ertönte tiefe Sehnsucht und grosse Schwermut. Danach begann der Flötenspieler die bestimmende Klangfolge des Liedes in abgewandelter Form zu wiederholen. Mihalis wurde das Herz warm. Im nahen Dickicht begann es zu rascheln. Zwei Eulen flogen heran und setzten sich auf einen Ast des Feigenbaumes. Darauf kamen die vermissten Ziegen über die Wiese heran. Von den zauberhaften Tönen angezogen drängten sie sich an dem Rand der Koppel und reckten ihre Köpfe. Mihalis bemerkte, wie das Gezirpe der Grillen in das Flötenspiel einstimmte. Es war, als würden sich zu allen Seiten hin Tiere und Pflanzen regen. Kurz hielt der Gehörnte inne, dann setzte er die Flöte erneut an und ließ sie in die Nacht hinausklingen, nur diesmal langsamer und gezogener als vorher. Da lebten rundherum Berg und Tal auf. Das Echo gab die Klänge von den Felsen herab wieder und zwar zeitlich so versetzt, dass alle Töne zu einem reizvollen und vielstimmigen Lied verschmolzen. Es war, als wäre der Himmel davon erfüllt. Noch nie hatte Mihalis ein Lied so berührt.

Unterdessen hatte der Riese am Herd die Kelle beiseite gelegt. Er schöpfte aus dem Kessel heisse Molke in drei Bottiche. Aber wie seltsam: In dem einen Gefäss erschien die Molke blutrot, in dem zweiten buttergelb und in dem dritten schneeweiß.
Plötzlich erschrak Mihalis, denn der Riese schaute genau zu ihm hin, und das Herz klopfte Mihalis bis in den Hals, als jener ihm zurief: "Komm her, kleiner Mann, du sollst dir eine Gabe wählen."

Mihalis wäre lieber weggerannt. Aber wozu wegrennen, wenn der Riese einen Schritt machen konnte, wo Mihalis zwei machen musste. Er trat zögerlich und bangend hinter dem Stamm hervor und näherte sich langsam der Hütte. Als er stehen blieb, nahm jeder der drei Fremden einen Bottich und stellte ihn vor Mihalis hin. Danach sagte wiederum der Riese: "Schau, aus einem musst du trinken. Du darfst wählen. Aber überlege es dir gut. Die rote Molke ist meine Gabe. Trinkst du sie, wirst du stark und riesig. Du wirst kräftiger sein als jeder andere Mann. Keiner wird es mit dir aufnehmen können. Jedem wirst du widerstehen können. Greif zu der roten Gebse, wenn du alles das willst." Danach trat der gelockte Jüngling vor und sagte: "Trink lieber meine Gabe. Es ist die gelbe Molke. Trinkst du sie, schenke ich dir tausend Goldstücke. Hörst du, wie es klingelt?" Er schüttete Goldmünzen auf den Boden. Mihalis hörte sie klimpern und sah sie im Schein des Mondes glänzen. "Heute sind es tausend und morgen zweitausend," sagte der Jüngling. "Jeden Tag werden es mehr sein. Du wirst reich sein wie sonst niemand. Wenn du der reichste Mann der Welt werden willst, dann wähle meine Gabe." Danach trat der Mann mit den Hörnern vor und sagte mit melodischer Stimme: "Trink die weiße Molke. Sie ist von allen die beste. Trink sie, dann wirst du schon morgen singen und Flöte spielen können, so schön, wie du's eben von mir gehört hast. Trink die weisse Molke. Es ist eine gute Gabe."

Die Wahl

Mihalis schaute auf die drei Gefässe. Danach betrachtete er die drei Männer, den Riesen, der stärker und grösser als Herkules war, den Jüngling, der reicher als Krösus war, und zuletzt den Gehörnten, der die Flöte so schön spielen konnte, dass einem das Herz aufging. Mihalis trat vor und griff nach dem Gefäss, das die weisse Molke enthielt. Er setze es an die Lippen und trank.

Erfreut trat der Mann mit den Hörnern vor ihn hin und sagte: "Du hast gut gewählt. Hättest du eine der anderen Gaben gewählt, wärest du bald tot und ich hätte wieder viele Jahre warten müssen, bis jemand gekommen wäre, dem ich hätte vorspielen können. Hier, nimm meine Flöte. Sie gehört dir."
Plötzlich waren die Hütte und die drei Gestalten verschwunden. Mihalis erwachte auf seinem Bett und dachte zuerst, dass er geträumt habe. Doch als er aufstand, sah er auf dem Tisch die Flöte des Gehörnten. Er nahm sie und begann das Lied zu spielen, das er gehört hatte und als er zwei Wochen später eine Ziege ins Dorf brachte, spielte er es auch. Die Dorfbewohner hörten es und kamen an die Fenster, in die Türen und Hofeingänge, um zu lauschen. Passanten blieben stehen und eine Frau, die Wasser an einem Brunnen holte, vergass über den Tönen ihre Arbeit. Der Kessel unter dem Brunnenrohr lief über. Aber die Frau hörte selbstvergessen und wie gebannt auf das Lied des Mihalis. Gleich bei dem Brunnen stand auch das einzige Gasthaus des Dorfes. Ein Gast trat auf den Balkon des Hauses und wandte ergriffen das Ohr dem Flötenspiel zu. Als Mihalis seine Melodie in einer leichten Variation wiederholte, ging er kurz zurück ins Haus, trat aber gleich wieder mit einem Stift und einem Blatt Papier auf den Balkon heraus. Er notierte sich, was Mihalis spielte.

 

Hallo @teoma

schöne phantastische Geschichte, gut geschrieben und gerne gelesen :)
Hier ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

Ziegen locken. Mühelos konnte er so auch die eigenwilligste Ziege herbeilocken.
Dopplung

Passanten blieben stehen und eine Frau, die Wasser an einem Brunnen holte, vergassen über den Tönen ihre Arbeit.
eine Frau vergaß

Und die Moral von der Geschicht? Hier ist die zentrale Stelle:

Erfreut trat der Mann mit den Hörnern vor ihn hin und sagte: Du hast gut gewählt. Hättest du eine der anderen Gaben gewählt, wärest du bald tot gewesen und ich hätten wieder viele Jahre warten müssen, bis jemand gekommen wäre, dem ich hätte vorspielen können. Hier, nimm meine Flöte. Sie gehört dir.
Er soll wählen zwischen a) Stärke, b) Reichtum oder c) Talent, er entscheidet sich für das Talent. Was macht dieses Attribut besser als die anderen beiden? Gut, Reichtum ist klar. Aber warum wäre er bald gestorben, hätte er die Stärke gewählt? Soll heißen, mir die die Moral der Geschichte nicht ganz klar. Stark wird man auch durch Training, genauso wird das Flötenspiel durch Übung besser. Mir ist nicht klar, was diese beiden Eigenschaften voneinander unterscheidet, in so einem starken Maß, dass er bald tot wäre, hätte er die Stärke gewählt.
Und er ist ja gar nicht "gekommen". Die drei sind doch zu ihm gekommen?

Im Endeffekt tu ich mir grad mit der Message ein wenig schwer. Den letzten Absatz hätte ich ganz herausgenommen, weil ich finde, dass er wie eine nachgerückte Erklärung wirkt, kann man kürzer und ein bisschen offener/doppeldeutiger machen. Das fände ich schöner. Sind aber nur meine Eindrücke.

Viele Grüße

Mary

 

In der Tat,

Das Lied des Mihalis

ist eine Idylle, die wohl bis in die Romantik hinein ihre Hochzeit feierte - und ich hab nicht mal parat, ob ich je hierorts eine gelesen habe.

Und – so nebenbei bemerkt - mir gefällt sie,

@teoma -

egal was jetzt kommt, denn einige Male wirkstu unkonzentriert und folglich ist einiges zu korrigieren, wobei es zunächst ein einziges, an sich überflüssiges „hin“ ist, wenn es heißt

Geht man zu dem Baum hin, erkennt man in seinem Schatten …
das „zu“ trägt stumm das „hin“ mit sich …
(keine Bange, ich will Dich nicht zu einem Hölderlin machen, was a) sicherlich kein Mensch will und b) alle Nachahmung machte einen zum Affen), aber hier

Natürlich benutzten darum auch andere Hirten ihre Flöte und selbstverständlich fielen ihre Lieder in jeder Gegend ein wenig verschieden aus und unterschieden sich auch von Hirt zu Hirt.
Sind die Bedeutungsunterschiede von ver- und unterschieden gar nicht so gewaltig (um unterschieden werden zu können [wie ich solche „bürokratischen“ Monster liebe …], aber den Hirten würd ich a) einen Apostroph gönnen – das unterdrückte Endungs-e schwingt dadurch zumindest für den Leser mit, und dem zwoten Hirt’ gar die grammatisch korrekte Endung „en“, die zum einen „den Hirten“ wie „die Hirten“ umfassen kann. Denn plural ist ja schon die singulären zwei Hirten von Hirt’ zu Hirt’.

Bei den „Geistern und drei Gaben“ wäre nun das Wort „Gestalt“ zu gestalten, wenn es heißt

..., und in dem Pferch konnte er zwei weitere Gestallten sehen. Die eine Gestalt war ein Mann mit Hörnern …

Leise und langsam zog er die Türe wieder so[...]weit zu, dass sie noch einen Spalt …

Hier wäre ein Komma nachzutragen
Ging man auf den PfadenKOMMA ragte das Gebüsch hoch über den Kopf hinauf.
(evtl. auch statt hinauf vllt. besser hinaus

Hier gestehstu dem Pfad ein Eigenleben zu...

Der Pfad führte den Hang hoch, bog sich nach rechts, kehrte, bog sich nach links, …
durch das Pronomen zu, das der Pfad als menschliche Schöpfung nicht hat. Weg mit dem „sich“

nu' ohne Wort ...:

Die drei Gestallten liefen nun langsamer.

Hier
Mihalis bemerkte, wie das Gezirpe der Grillen hineinstimmte in das Flötenspiel.
Genügt da nicht ein „einstimmte“, das in der Musik immer zugleich ein „hinein…“ bedeutet

Kommen wir dahin, wo das „Erzählen“ herkommt, von der Zahl – denn hier

Da lebte rundherum Berg und Tal auf.
Sind 1 + 1 – und seien es Berg + Tal, immer Mehrzahl – folglich „lebten“ Berg + Tal auf ...

Er schöpfte aus dem Kessel heisse Molke in drei Bottiche hinein.
Nennenswert wäre vllt., wenn er die Molke daneben „schöpfte“ ...

"Trink die weiße Molke. Sie ist von allen die Beste.
Weil ein Artikel davorsteht, wird ein Attribut/Adjektiv nicht gleich substantiviert, selbst wenn es der Superlativ ist – und mehr ist „die beste (von den Molken)“ nun mal nicht.

Hättest du eine der anderen Gaben gewählt, wärest du bald tot gewesen und ich hätten wieder viele Jahre warten müssen, ...bis jemand gekommen wäre, dem ich hätte vorspielen können.

Langsam muss ich glauben, dass die drei ...
Plötzlich waren die Hütte und die drei Gestallten verschwunden.
tatsächlich einem Stall entspringen ....

Doch das Herzstück des Ganzen[...] ist immer gleich, ist immer …
Komma weg!

Wie dem auch wird, gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen guten Rutsch wünscht!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Rob F

[...] Pfad, der eine gute Wegstunde lang ist, der an Kalkfelsen vorbei und zwischen Dornenstauden hindurch zu einem schmalen Tal führt, darin eine Wiese liegt und ein alter Feigenbaum steht.
Der abschließende Nebensatz hört sich etwas gestelzt an, oder als würde Meister Yoda ihn sagen :)

Auf mich wirkt das "darin" leicht altertümlich, was vielleicht an den Meister Yoda erinnert. Ich habe es nun zu "in dem" geändert.

Geändert habe ich auch leuchten zu leuchteten, Lieder zu Lied, hätten zu hätte und das "mehr" habe ich gestrichen. Wahrscheinlich streiche ich den letzten Absatz ganz.

Ferner wäre da noch der Elefant im Raum:

Durch die erklärenden Stellen und das Ende nimmst du jedoch mE das Mysteriöse und Interessante wieder vollständig heraus. Als hättest du etwas aufgebaut und lässt es dann wie eine Seifenblase platzen. Dadurch muss ich auch nichts mehr interpretieren und frage mich eher, welche Bedeutung die phantastischen Element der Geschichte denn nun haben?

Der überwiegende Teil des Textes ist mir daher zu wenig zum Miterleben und Interpretieren geschrieben. Es wirkt dann im Nachhinein eher aufsatzartig und informierend, ist daher nicht so mein Fall, aber das ist natürlich Geschmackssache. Sofern du an dem Text arbeiten möchtest, könntest du den erklärenden Teil deutlich reduzieren, lasse die Leser selbst ihre Schlüsse ziehen.

Das ist ein Thema, das man wahrscheinlich lange diskutieren könnte.

Die ersten drei Abschnitte sind erklärend. Aber das scheint bisher niemanden besonders gestört zu haben.

Zuerst ist dir die Welt und das Geschehen der Geschichte mysteriös und interessant vorgekommen. Dann kam diese eine Stelle, in der der Mann mit den Hörnern zu dem Hirten Mihalis sagt, er habe gut gewählt. Das hast du als Erklärung interpretiert. Die Stelle gibt wirklich eine Erklärung wieder. Der Gehörnte sagt Mihalis, dass er gut gewählt habe. Er sagt auch, was sonst geschehen wäre. Ist das schlecht? Wieso hindert dich eine solche Stelle am Miterleben? Handelt sich doch um zitierte Rede. Dürfte schwierig sein, eine Erklärung direkter miterleben zu können. Was gesagt oder geschrieben wird, kann tatsächlich eins zu eins zitiert werden. Welche Alternative gäbe es dazu?

Der letzte Abschnitt ist wie die ersten drei Erzählen im narrativen Modus. Mich stört das narrative Erzählen nicht. Der letzte Abschnitt kann aber wirklich gestrichen werden.

Vielleicht an dieser Stelle noch kurz etwas bezüglich der weiteren Arbeit an der Geschichte. Der Abschnitt mit Mihalis im Dorf kann vielleicht noch ausgebaut werden. Was auch klarer gemacht werden könnte, wäre der Wechsel an an dieser Stelle:

Am Himmel leuchten die Sterne. Zwischen ziehenden Wolken stand als Sichel der Mond. Schwach leuchtete er auf die Erde hinunter. Dort lag der Pantokrator und an seiner Seite das Tal mit der Wiese und dem Feigenbaum. Die Ziegenpfade wanden sich durch das Dickicht. Es war tiefe Nacht und zu beiden Seiten der Pfade stand Ginster und anderes Gestrüpp.

Merkt man, dass da vom Himmel herab auf die Insel, auf den Berg und in das Tal geschaut wird? Wollte den Standpunkt des Erzählers wechseln, damit keine Einförmigkeit aufkommt. Darum möchte ich auch nicht immer im dramatischen Modus erzählen und den narrativen Modus genauso gebrauchen. Abwechslung ist die Würze des Lebens, oder?

Danke Rob für deinen Kommentar.
Gruss teoma

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Marys_Bücherwald

Ziegen locken. Mühelos konnte er so auch die eigenwilligste Ziege herbeilocken.
Dopplung

Hatte das gesehen und dachte, dass sich die beiden Wörter vielleicht ausreichend unterscheiden. Habe es nun geändert.

Geändert habe ich auch den anderen Fehler, den du bemerkt hast.

Er soll wählen zwischen a) Stärke, b) Reichtum oder c) Talent, er entscheidet sich für das Talent. Was macht dieses Attribut besser als die anderen beiden? Gut, Reichtum ist klar. Aber warum wäre er bald gestorben, hätte er die Stärke gewählt? Soll heißen, mir die die Moral der Geschichte nicht ganz klar. Stark wird man auch durch Training, genauso wird das Flötenspiel durch Übung besser. Mir ist nicht klar, was diese beiden Eigenschaften voneinander unterscheidet, in so einem starken Maß, dass er bald tot wäre, hätte er die Stärke gewählt.
Und er ist ja gar nicht "gekommen". Die drei sind doch zu ihm gekommen?

Betreffend dem "kommen": Aus der Sicht des Mannes mit den Hörnern ist Mihalis ein Hirt, der im Frühling in das Tal gekommen ist. Der Gehörnte ist so etwas wie ein Naturgeist, der in dem Tal lebt und das Kommen und Gehen der Hirten wahrscheinlich schon seit ewig beobachtet. Ist wahrscheinlich überall so in den Bergen: Im Frühjahr kommen die Hirten mit ihren Tieren und im Herbst gehen sie wieder.

Betreffend den Gaben: Hätte er sich für die Körperkraft entschieden, dann hätte er sich für Streit und Zwang entschieden. Was ihm versprochen wird, ist ja, dass er es mit allen aufnehmen könne und dass ihm keiner widerstehen könne. Damit hätte er nicht den Weg des Friedens und der Eintracht gewählt. Wer weiss, was dann geschehen wäre? Vielleicht wäre er wie Goliat durch einen David getötet worden, vielleicht wäre er, nachdem er sich mit roher Kraft die ganze Welt zum Feind und Untertan gemacht hätte, vor lauter Reue und Kummer gestorben, oder, er wäre wie Herkules gestorben. Der Kerl ist auch nicht gerade glücklich gestorben. Aber Mihalis ist ein erfahrener Hirt. Es steht am Anfang der Geschichte geschrieben. Er weiss, wie es ist, wenn man mit dem Stecken (mit Zwang) arbeitet. Seine Ziegen haben ihm gezeigt, wie fragwürdig das sein kann. Gerade Ziegen können das gut.

Hingegen die Gabe, mit schönen Klängen das Herzen der Geschöpfe und Menschen zu öffnen und dann zu ihnen zu sprechen, ist eine ganz andere Herangehensweise. Ansatzweise ist das am Anfang der Geschichte auch beschrieben. Er legt Heu im Pferch aus und ruft die Ziegen danach mit der alten Flöte herbei. Schliesslich kann er, das hast du ja gelesen, selbst Geschöpfe wie die Eulen erreichen. So übt er eine Macht aus, die ohne Zwang auskommt, tiefer reicht und vielleicht die wahre oder eigentliche Stärke des Menschen ist.

Den letzten Absatz hätte ich ganz herausgenommen, weil ich finde, dass er wie eine nachgerückte Erklärung wirkt, kann man kürzer und ein bisschen offener/doppeldeutiger machen. Das fände ich schöner. Sind aber nur meine Eindrücke.

Besser klar statt doppeldeutig. Ich streiche ihn später noch.

Danke für deinen Kommentar.
Gruss teoma

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Friedrichard

ist eine Idylle, die wohl bis in die Romantik hinein ihre Hochzeit feierte - und ich hab nicht mal parat, ob ich je hierorts eine gelesen habe.

Die erste Version der Geschichte spielte an einem Ort namens "Gadmer-Schwende", also in der Heimat der Jodler, Schwinger und Kuhschweizer. Sie war nicht so idyllisch-arkadisch wie die jetzige Fassung. Für das Forum der Wortkrieger ist es aber besser, dachte ich, wenn die Geschichte an einem Ort mit mehr Glorie, Glamour oder Weltgeltung spielt. Darum spielt sie neu an einem Ort, der näher an Arkadien liegt. Das Ganze ist durch diesen Ortswechsel nicht unbedingt besser sondern eher kitschiger geworden. Trotzdem ist es, wie es scheint, noch immer zu wenig rührend. Wie dem auch sei, der Kern der Geschichte ist, so denke ich, die Wahl zwischen gut und böse.

Die bemerkten Fehler habe ich verbessert. Betreffend den Vorsilben "hin" und "her" habe ich überlegt. Ich habe sie zu oft verwendet. Manchmal sind sie gut, weil sie einen Standort oder die Richtung eines Geschehens anzeigen. Aber man kann sie auch mechanisch und unnötiger Weise benutzen. Das ist etwas, das ich bisher nicht bedacht habe.

Langsam muss ich glauben, dass die drei ...
Plötzlich waren die Hütte und die drei Gestallten verschwunden.
tatsächlich einem Stall entspringen ....

:) Ja, man könnte es meinen. :lol:

Danke für deinen Kommentar. Wünsche dir auch einen guten Rutsch.
Gruss teoma

 
Zuletzt bearbeitet:

Das Ganze ist durch diesen Ortswechsel nicht unbedingt besser sondern eher kitschiger geworden. Trotzdem ist es, wie es scheint, noch immer zu wenig rührend.

bemerktestu zur vorhergehenden Fassung um nun in die Kitsch-Falle zu tappen. Nun hab ich nix gegen Schäferstündchen im Ärzteroman – ob gebunden oder als Heft, Jacke wie Hose – immerhin lockt er bildungsferne Schichten ans geschriebene Wort – aber die Idylle ist durch Plappern verdrängt worden, wobei ich ein kleines Lob dann doch loswerden muss: Du kriegst – im Gegensatz zu manch anderem hierorts – die indirekte Rede, Konjunktiv I korrekt hin, wenn es etwa heißt

Zuerst dachte er, der Wind wehe über den Pferch hinweg und bewege dessen Gatter.

lieber teoma,

wobei der einen „Verbesserung“ einige „Verschlimmbesserungen“ gegenüberstehen – Folgen vllt. von der mir schon genannten Konzentrationsschwäche, die hier einen ersten Ausdruck findet

Geht man zu dem Baum, erkennt man in seinem Schatten ein Gefiert zerfallener Mauern.
Hoff, Du kommst da selbst drauf beim G-4 - ich hoffe, Mihalis (= „Wer ist wie Gott“) kann Dear verzeihen ...

Er nahm den Stecken, suchte in dem Labyrinth der Pfade nach den Ziegen und trieb sie entgegen ihrem Eigensinn in den Pferch, oder, er streute in der Koppel Heu aus, …
das zwote Komma weg!, das erste vorm „oder“ darf (muss aber nicht) stehenbleiben, weil besagte Konjunktion einen Hauptsatz einleitet und nach Meinung der Rechtschreib-Reformatoren den Charakter des Hauptsatzes „betone“.

Hier

Das war ihre Sache.
Drei Geister und drei Gaben
Mihalis hatte mehr als nur eine Flöte und ein feines Ohr für deren Spiel.
fehlt was am mittleren Satz ...

Wer sonst kämme denn hierher, wenn es dunkel war?
Du musst selber aufpassen bei Gleichklängen unterschiedlichster Bedeutung!

Der Pfad führte den Hang hoch, bog sich nach rechts, kehrte, bog sich nach links, …
Ein Weg ist kein Lebewesen, dass „sich“ bewegen kann – also weg mit dem Reflexivpronomen!

Auf den Blättern glänzte das Licht des Mondes, und zwar so stark, wie er es noch nie gesehen hatte, und an seinen Ästen hingen so viele und so grosse Feigen, wie sonst nie.
Komma weg! (vorm wie)

Auf der Wiese stand das zuvor abgeweidete Grass wieder frisch und …
Mir schmeichelt es, den Namen zu lesen ...

Du wirst kräftiger sein, als jeder andere Mann.
Komma weg!

Wie dem auch wird,

komm gut rüber!, wünscht der

Friedel

 

Hallo @teoma ,

nur kurz von mir: Flüssig geschrieben, ja, ganz archaische Erzählweise – darin vor allem leicht, ganz klar und übersichtlich. Im Grunde ja auch eine Bukolik. Ein Gattung mit (griechisch) antikem Stammbaum. Dazu hier die detaillierten Beschreibungen von Figuren und Landschaft. Unverbaute Struktur, roter Faden, der alles zusammenhält, sprich, die Reise des Mihalis. Ausreichende, dem Umfang gerechte Vorstellung aller Figuren, Hintergrundinformationen gibst du auch angemessen. Spannung ist da. Also insgesamt unterhaltsam und interessant geschrieben. Wenn du es schaffst, die Geschichte dabei nicht zu verlangsamen, könntest du auch über weitere Hintergrundinfos oder Beschreibungen von Kultur und Umgebung nachdenken. Jedoch kein Muss, finde ich.

LG
Carlo

 

Hallo @teoma ,

ich hab deinen Text gern gelesen, eine Art Legende, wenn ich das richtig verstehe. Schöne Abwechslung, flüssig erzählt.Eein bisschen Kleinkram:

erkennt man in seinem Schatten ein Gefiert zerfallener Mauern
Geviert
Er nahm den Stecken, suchte in dem Labyrinth der Pfade nach den Ziegen und trieb sie entgegen ihrem Eigensinn in den Pferch, oder, er streute in der Koppel Heu aus
m.E. kein Komma nach oder
selbstverständlich fielen ihre Lieder in jeder Gegend ein wenig verschieden aus und unterschieden sich auch von Hirt' zu Hirt'. Diese Lieder wurden auch schriftlich erfasst und beeinflussten gar Komponisten wie Wagner und Rossini. Doch unter den Hirten gab es auch den einen oder anderen Wagner oder Rossini.
3mal "auch"
Die Wahl
Geschmackssache, aber für mich braucht ein so kurzer Text keine Zwischenüberschrift. Zumal Mihalis' Abwägen ja nicht wirklich beleuchtet wird.
Plötzlich waren die Hütte und die drei Gestallten verschwunden.
hm, das hat Friedrichard auch angemerkt. Ist natürlich ein hübscher Verschreiber.

Viele Grüße
Placidus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Rob F

An einigen Stellen beschreibst du, was Mihalis macht, es kommt halt nur kaum durch, wie er sich fühlt, seine Persönlichkeit und Emotionen. Insofern ist es für mich keine Geschichte, in der ich mich in den Protagonisten hineinversetzen kann, daher auch im ersten Kommentar das Wort "aufsatzartig". Teilweise schreibst du im Stil: "Er macht dieses und jenes, dann ist das passiert, dann wird ihm folgendes gesagt ..."
Wie zuvor erwähnt ist das natürlich Geschmackssache, mich zieht eine so erzählte Geschichte halt nicht mit.

Wusste nicht wirklich, was mit aufsatzmässig gemeint war. Ja, die Gefühle des Helden stehen im Hintergrund. Betreffend dem Einfühlen und Beschreiben der Persönlichkeit eines Helden habe ich einige Zweifel. Sie verhindern, dass ich aus Mihalis einen Gefühlsmenschen mache.

Handelt sich doch um zitierte Rede. Dürfte schwierig sein, eine Erklärung direkter miterleben zu können. Was gesagt oder geschrieben wird, kann tatsächlich eins zu eins zitiert werden. Welche Alternative gäbe es dazu?
Zum einen nutzt du hier die wörtliche Rede auch dazu, den Lesern etwas zu erklären.

Ist normal, dass der Mann mit den Hörnern ohne Mimikry und ohne Umschweife gratuliert und auch erklärt, was sonst geschehen wäre. Im realen Leben kann man das oft erleben. Ich würde es als literarischen Eier- oder Schleiertanz empfinden, wenn an dieser Stelle irgendwie indirekt erklärt würde, was der Gehörnte offen sagt. Die Theorie vom Autor, der durch die Figur redet, kenne ich. Sie wird meiner Ansicht nach oft zu Unrecht angeführt. Aber ja, an besagter Stelle gibt es einen erkennbaren Erzähler. Von ihm ist die leicht erweiterte Redeeinleitung (Inquit-Formel). Der Rest ist wirklich nur normale, zitierte Rede.

Danke für den zweiten Beitrag, der mir klarer machte, was du zum Beispiel mit "aufsatzartig" gemeint hast.

Gruss teoma

 

Kurz hielt der Gehörnte inne, dann setzte er die Flöte erneut an und ließ sie in die Nacht hinausklingen, nur …

Mancher mag sich fragen, verklingt denn das „Lied des Mihalis“ niemals.

Aber die Entdeckung des »ß« auf einer Tastatur ist doch begrüßenswert, schließlich ist es ein Alleinstellungsmerkmal der deutschen Sprache und kommt gar nicht mal so selten vor …

Die Schweizer wissen gar nicht, was ihnen entgeht ...

findet der

Friedel -

 

@Friedrichard

Die Schweizer wissen gar nicht, was ihnen entgeht ...

Stimmt das oder stimmt das nicht? - Den Deutschen entgeht manchmal, worum es den Schweizern mit den Helvetismen geht. Helvetismen sind echte Alleinstellungsmerkmale. Beispiel Doppel-S: Die Deutschen und die Österreicher sind damit zu zweit. Solange es diese österreichisch-deutsche Doppel-S-Union gibt, ist das Doppel-S für einen Schweizer bezüglich Alleinstellung uninteressant.

Aber vielleicht irre ich mich und es wäre gut, wenn ich einmal schauen würde, wozu dieses schlangenförmige S tatsächlich dient.

Das war ihre Sache.
Drei Geister und drei Gaben
Mihalis hatte mehr als nur eine Flöte und ein feines Ohr für deren Spiel.
fehlt was am mittleren Satz ...

Was?

Gruss teoma

Hallo @Carlo Zwei

Wenn du es schaffst, die Geschichte dabei nicht zu verlangsamen, könntest du auch über weitere Hintergrundinfos oder Beschreibungen von Kultur und Umgebung nachdenken.

Aber keine Verlangsamung? - Ich überlege, was gemeint ist. Manchmal verfällt man, wenn man genau oder sehr anschaulich und eindrücklich erzählen will, ins Dehnen. Ja, es ist recht, wenn man besonders genau, anschaulich oder eindrücklich erzählen will. Aber manchmal wird dann das Erzähltempo mit vielen Einzelheiten verlangsamt. Das Lesen eines Textes dauert dann länger als der Vorgang in der Realität. Das wird als gedehntes Erzählen oder ein langsames Erzähltempo empfunden und wird in der Erzähltheorie auch so bezeichnet. Ja, es gibt Autoren, die leidenschaftlich gerne dehnen und es auch gut können. Der Text und die Idee einer Geschichte müssen aber aufeinander abgestimmt sein. Wer sagte, manche würden Geschichten schreiben, die wie ein Greis mit Wasserbauch seien, will heissen wie jemand mit ungeheuer dickem Bauch und ganz dünnen Beinen. Ja, stimmt. Das wäre nicht wirklich gut.

Das heisst: Wer so frei ist, auch gerafft zu erzählen, kann ziemlich viel vermitteln, ohne dass er verlangsamt, verlängert und verschlechtert. Es wirkt sich ja nicht nur die Zahl der Informationen aus sondern auch der Modus, in dem sie vermittelt werden.

Allerdings kenne ich deine Ansicht zu dem Thema nicht wirklich. Könnte also sein, dass deine Gedanken beim Verfassen der zwei Zeilen oben in eine andere Richtung gingen.

Danke für deinen Kommentar
Gruss teoma

 

Das wird als gedehntes Erzählen oder ein langsames Erzähltempo empfunden und wird in der Erzähltheorie auch so bezeichnet.

kenne das unter den Begriffen "erzählte Zeit" (die Zeit, die innerhalb der Story vergeht) und "Erzählzeit" (die Zeit, die während des Lesens/Erzählens vergeht). Es gibt ja auch diesen sogenannten 'Sekundenstil' (Bahnwärter Thiel), wo beides deckungsgleich ist.

Was ich meinte, ist, dass ich weiß, dass das schwer ist, aber dass du, wenn du das schaffst, es tun solltest, weil es die Freude an der Sache verlängert:

Wenn du es schaffst, die Geschichte dabei nicht zu verlangsamen, könntest du auch über weitere Hintergrundinfos oder Beschreibungen von Kultur und Umgebung nachdenken.

:D

LG

 
Zuletzt bearbeitet:

Nur ganz kurz - und bevors wieder vorbei ist,
ein gutes Neues ausm Pott vom Dante Friedchen,

teoma.

& hierzu

Drei Geister und drei Gaben
Mihalis hatte mehr als nur eine Flöte und ein feines Ohr für deren Spiel.
behauptete ich, dass was fehle und Du fragst nach - und ich denke, Du kommst da selbst drauf ...
Das war ihre Sache.
Drei Geister und drei Gaben
Mihalis hatte mehr als nur eine Flöte und ein feines Ohr für deren Spiel.

 

Hallo teoma,

zu lesen war die Geschichte ein Genuss, wenn auch am Ende wohl ein großer Komponist auf dem Balkon das Ziel ist - und das war mir ein bisschen zu wenig. Manchmal schleppte sich der Ablauf auch "buchstäblich" von Wort zu Wort, aber das ist Dein Stil und Du hast eben so geschrieben. Hier noch so´n bisschen Meckerei ...

zu einem schmalen Tal führt, in dem eine Wiese liegt
... schmales Tal - aha - in dem eine Wiese liegt ...
Weideplätze waren zahlreich und weit verstreut.
... sind die Weideplätze über die Wiese verstreut? Wie breit ist denn das Tal? Die Örtlichkeit empfand ich ein wenig zu ungenau ...
konnte sich leicht verirren und lange nach dem Weg heraus suchen.
... ein schmales Tal ... und dann verirren? Sah man nicht von einer Anhöhe zur anderen?
Tatsächlich war das Gebiet so weitläufig und schwer zu überblicken,
Aha, das Tal ist also schwer zu überblicken ... oder lebt er in dem Tal und die Weiden sind weit aus dem Tal hinaus über die Hänge der umliegenden Hügel verstreut?
verschieden aus und unterschieden
... entschieden zu häufig ... :-)
wollte sich ankleiden, wollte nach draussen gehen, wollte
wollte, wollte, wollte ... wolltest Du tatsächlich? In einem Satz? ...
Dort lag der Pantokrator und an
Pantokrator ... warum liegt das Gottesbild da rum? Hat es eine Bedeutung? Ist es ein Standbild? Ein Wegkreuz? Hab´s nicht so richtig verstanden ...

Toll fand ich, dass es nicht alltäglich war. Ein bisschen mystisch, alte Götter- und Heldensaga, wobei das Ende ein bisschen - unspektakulär ... verzagt, unbeholfen ... weiß nicht, wie nennen ... wie angesetzt ... vielleicht spielt der Mihalis diese Melodie nie mehr, weil der Komponist die Noten geklaut hat ... so was in der Art ...
Viele Grüße
Detlev

 

Hallo @Placidus Hallo

eine Art Legende, wenn ich das richtig verstehe

Ja, könnte man sagen.

Betreffend der Zwischenüberschriften: Dass eine kurze Geschichte solche braucht, wäre sicher übertrieben. Aber nützlich können sie vielleicht doch sein in der einen oder anderen Art, die man am besten durch anwenden testet.

Die drei auffälligen "auch" habe ich geändert.

Danke für deinen Kommentar.
Gruss teoma

Hallo @Detlev

Aha, das Tal ist also schwer zu überblicken ... oder lebt er in dem Tal und die Weiden sind weit aus dem Tal hinaus über die Hänge der umliegenden Hügel verstreut?

Super, wie du das erkannt hast.

wollte, wollte, wollte ... wolltest Du tatsächlich? In einem Satz? ...

Ja.

Pantokrator ... warum liegt das Gottesbild da rum? Hat es eine Bedeutung? Ist es ein Standbild? Ein Wegkreuz? Hab´s nicht so richtig verstanden ...

Es steht am Anfang der Geschichte geschrieben, dass es sich um den Berg Pantokrator handelt. Das dürfte dir wohl kaum entgangen sein, oder?

Ein bisschen mystisch, alte Götter- und Heldensaga, wobei das Ende ein bisschen - unspektakulär ... verzagt, unbeholfen ... weiß nicht, wie nennen ... wie angesetzt

Der Schluss ist nicht gerade ein Glanzstück. Könnte man jetzt streichen. Mach ich.

Danke für deinen Kommentar
Gruss teoma

 

Hallo @teoma,

eigentlich eine schöne Geschichte, und, bis auf die vielen Erklärungen am Anfang, geschrieben wie ein Märchen. Die Entscheidung zwischen drei Dingen, die das Gute und Böse repräsentieren (immerhin wäre Mihalis gestorben, hätte er sich für das Falsche entschieden), haben ebenfalls Märchencharakter, und die Moral von der Geschicht' ist dann wohl die Rückkehr zur Natur, anderen Freude machen, statt sie beherrschen zu wollen.

Auf dem Weg dahin fehlt mir aber der Konflikt, ein Hindernis, das Mihalis überwinden muss, bevor er sich für das Richtige entscheidet. Ein schwieriger Weg dorthin reicht mir hier nicht aus, für mich müsste im Innern von Mihalis etwas passieren. Auch ist mir die Bedeutung der Figuren nicht klar. Ich kenne mich jetzt nicht so gut mit Mythologie aus und bin davon ausgegangen, dass der Gehörnte das Böse ist (der Teufel), der gelockte Jüngling ein Engel, und der Riese ... keine Ahnung ... Gott? Von daher habe ich immer darauf gewartet, dass der Gehörnte Mihalis in eine Falle lockt, ihn vielleicht erst mit dem Flötenspiel bezaubert, um ihn dann zu manipulieren. Und selbst, wenn ich mit meiner Interpretation daneben liege, geht mir das Ganze zu glatt. Gerade, weil die Geschichte wie ein Märchen angelegt ist, warte ich darauf, dass Mihalis für den Preis des Flötenspiels etwas anderes verliert, damit ein innerer Konflikt spürbar wird.
So, wie es jetzt ist, irritiert mich die Aussage etwas. Es ist zwar eine feine Sache, sich und andere glücklich machen zu wollen, aber mir fehlt da eine zweite Ebene. Und wie gesagt, ist mir die Rolle des Gehörnten nicht klar, ich bin die ganze Zeit von einer Verführung durch das Flötenspiel ausgegangen, aber der Verführende gibt Mihalis diese Gabe einfach so, ganz selbstlos und ohne Gegenleistung.
Vielleicht wolltest du damit die Selbstlosigkeit hervorheben, mit der Mihalis am Schluss sich und andere beglückt. Das funktioniert für mich leider nicht. Ich hätte gerne erfahren, warum Mihalis hätte sterben müssen, wenn er sich anders entschieden hätte. Bisher haben die Figuren nicht mehr als eine Funktion für mich, ohne, dass ich ihre Motivation verstehen kann. Das finde ich schade, denn grundsätzlich gefällt mir die Idee.

Viele Grüße,

Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Chai (und @teoma )

Ich kenne mich jetzt nicht so gut mit Mythologie aus und bin davon ausgegangen, dass der Gehörnte das Böse ist (der Teufel), der gelockte Jüngling ein Engel, und der Riese ... keine Ahnung ... Gott? Von daher habe ich immer darauf gewartet, dass der Gehörnte Mihalis in eine Falle lockt, ihn vielleicht erst mit dem Flötenspiel bezaubert,
Ein Gott vielleicht, aber andere Figuren-Zuordnung: Ein Gehörnter mit Flöte wäre sehr viel näher am griechischen Gott Pan (nach dem ja sogar eine Flötenart benannt wurde), als an einer der christlichen Figuren, die unter "Teufel" laufen. Oder aber in der gleichen Richtung wie Pan, nur nördlicher / östlicher und da manchmal als Trickster: The Green Man, Leshy, Cernunnos usw.
Alle stehen für Natur, Felder, Auen, bes. Wald, Sexualität, Lust & Körperlichkeit, ggfs. noch seit der Pan-Renaissance der britischen Romantik: Lebensfreude generell und Rebellion, aber auch Schutz der Natur, Rückzug in die Natur, Besinnung auf das Eigentliche, Ursprüngliche - hier dann die heidnische Vergangenheit.

Da imA der Text aber den Tonfall / Stil moderner christlicher Texte hat (emotionslos, schnörkellos, lehrerhaft 'von oben herab', wenig empathisch und so, dass man wenig phantasievoll selbst Bilder / Haltungen entwickeln kann, sorry @teoma ), mag ich damit total auf dem Holzweg sein.

Diese ganze Sache mit Probe / Auswahl an Entscheidungen und Strafe vs Belohnung ist ja ein ganz extrem christlicher Legenden-Plot. Vllt. einfach eine ungünstige Kombi von Motiven und Stil / Form? Mir sind die Figuren ebenfalls zu wenig im Text verankert, quasi wird hier die spekulative Figurenkonzeption, das Worldbuilding, zu stark vernachlässigt.

Mit der 'Moral' kann ich auch nix anfangen, denn der Prota ist im Ungewissen, was seine Wahlmöglichkeiten und damit seine Wahl bedeuten. Dann wählt er im Grunde blind und das hat ja mit Moral nix zu tun, das ist hier eher Willkür einer übergeordneten paranormalen Instanz. Daraus lassen sich ja keine ethischen Handlungsrichtlinien ableiten.

Herzlichst,
Katla

 

Kurz hielt der Gehörnte inne, dann setzte er die Flöte erneut an und ließ sie in die Nacht hinausklingen,

Warum steht itzo nun dieser Satz zu Anfang,
mag mancher sich fragen, aber manchmal ist es so, dass man den Berg vor lauter Bergen nicht sieht, das kommt bei mir vor wie wahrscheinlich bei jedem/jeder anderen hierorts und anderswo,

lieber @teoma

dass hier

Er wollte sich ankleiden, wollte nach draussen gehen, wollte nach den Ziegen schauen und die Koppel wieder fest verschliessen.
eine kleine Erläuterung verlangt: das doppelte ss ist seit der Rechtschreibreform 1996 ff. zudem eine Anweisung zur Aussprache, wie sie sich im Unterschied von „Fluss“ und „Fuß“ darstellt.)

Also besser auch zur Stütze der gedehnten Silben „draußen“ und „verschließen“!,
meint der

Friedel,
der noch eine gute Nacht wüscht!

 

Dank dir @Katla, ich finde das sehr spannend. Habe mich da jetzt mal ein bisschen reingelesen. Wenn ich das richtig verstanden habe, war Pan ja auch Teil des Dionysos-Kults, und auch wenn Wollust und Extase in erster Linie positiv bewertet und nicht so verteufelt werden wie im Christentum, lese ich auch da eine Kehrseite heraus, das durch die Dämonen und Satyre repräsentiert wird, die dunkle Seite des Rausches, die in den Wahnsinn führen kann. Die hat mir in der Geschichte gefehlt.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom