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Das Mädchen und die eisigen Tränen

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14.01.2018
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Das Mädchen und die eisigen Tränen

Sie steht still. Atmet ruhig. Nichts kann sie aus der Ruhe bringen. Noch drei Schritte bis zum Abgrund. Sie hat es sich gut überlegt. Hatte lang genug Zeit dafür. Hat lang genug den Anderen die Zeit gegeben. Die Möglichkeit, sie zu retten. Die Chance, ihr zu helfen. Doch die Anderen haben ihre Tränen nicht gesehen. Nicht sehen wollen. Ignoriert.
Sie haben ihre Worte nicht verstanden. Nicht gehört. Vergessen.
Sie habe ihre Taten nicht wahrgenommen. Nicht beachtet. Ausgeblendet.
Und irgendwann hat das Mädchen angefangen, selber nicht mehr wahrzunehmen.
Noch zwei Schritte.
Sie hat aufgehört, auf ihr Umfeld zu vertrauen. Sich in sich selbst zurückgezogen. Eine kleine Schale aus Eis um sich herum entwickelt.
Die anderen haben weiter gelebt. Das Mädchen auch. Allein. In ihrer Schale aus Eis. Doch die Schale hat sie beeinflusst. Hat ihr Blut langsamer fließen lassen, ihren Lebensmut. Hat ihre Hände und Füße taub werden lassen, ihre Gefühle. Hat ihre Tränen auf dem Gesicht zu Eis gefrieren lassen, ihre Hoffnung.
Noch ein Schritt bis zum Abgrund.
Und in dieser Schale war eine Stimme. „Lass los", sagt sie. „Du musst nicht leiden" Sanfte Worte. Schöne Versprechen. „Du bist stark"
Und das Mädchen hört zu. Versteht. Entscheidet.
Sie macht den letzten Schritt. Doch anstatt zu fallen fliegt sie.

 

Hola MAMTh,

ich begrüße Dich bei uns und heiße Dich willkommen!
Nach dem Lesen Deines Textes fielen mir so viele andere ein – mit gleichem Inhalt, ebenfalls von gleichaltrigen Autoren – dass ich keineswegs erstaunt war. Jeder Lebensabschnitt hat seine Besonderheiten.
Ich entnehme dem Text, dass sich ein junger Mensch unverstanden fühlt, und auch Du schreibst in Deinem Profil:

Ich möchte gehört werden.
Und dann wird die Gesellschaft dafür voll verantwortlich gemacht; sie hat Zuhörpflicht.
Aber ja, die hat sie – nur in welchem Maße? Wir sind sieben Milliarden, sieben Milliarden Individuen. Unzählig vielen fehlt es am Allernötigsten, für uns unvorstellbar – aber wir, und Du, erwarten das Maximum für uns.
Und wenn das nicht kommt, schmollen wir, werden langsam zu Eis – und die Gesellschaft ist schuld. Die hat’s ja nicht anders gewollt.
Und dann spinnen wir unseren Faden weiter und drohen mit Selbstmord. Na bravo!

Sie macht den letzten Schritt. Doch anstatt zu fallen fliegt sie.
Klingt wunderschön, wie auch der gesamte Text sehr gut geschrieben ist – nur wird sie bei ihrer Einstellung fallen, bevor sie Fliegen gelernt hat.

Im Übrigen sehnt sich jeder Mensch nach Aufmerksamkeit, und auch wenn sie ausbleiben sollte, ist er für sich selbst verantwortlich.

Mit Deinem Schreibtalent brauchtest Du weder zu fallen noch zu fliegen. Das geht im Sitzen am besten;).

Ich habe Dir geschrieben, weil wir uns als Werkstatt für besseres Schreiben verstehen, keinesfalls als Lebensberatung (dafür hätte ich keine Qualifikation).

Ich grüße Dich!
José

Und glaube mir, wir alle haben unsere thoughs:D.

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Lieber José,
erstmal danke für deine Antwort.

Ich denke bei Selbstmord ist immer die große Frage bei wem die Schuld liegt. Ist es immer die Gesellschaft? Bestimmt nicht. Aber allein schon mal sich genauer mit dem Thema auseinanderzusetzen kann nie schaden. Deine Meinung dazu ist sehr interessant und wahr. :)

Liebe Grüße
MAMTh


Liebe/r Manlio,

danke für deine konstruktive Kritik. Ist ja mein erster Post und ich werde mir deine Kritikpunkte zu Herzen nehmen.

LG
MAMTh

 

Hi MeAndMyThoughts,

auch ich heiße dich willkommen hier im Forum.

Ich will dir sagen, dass mir deine kurze Geschichte gut gefallen hat. Dabei finde ich, dass sie vielleicht wirklich etwas zu kurz ist. Denn ich habe das Bedürfnis mehr zu erfahren, noch etwas mehr zu erhaschen, mehr zu Wissen, über deine Protagonistin.

Die anderen haben weiter gelebt. Das Mädchen auch. Allein. In ihrer Schale aus Eis. Doch die Schale hat sie beeinflusst. Hat ihr Blut langsamer fließen lassen, ihren Lebensmut. Hat ihre Hände und Füße taub werden lassen, ihre Gefühle. Hat ihre Tränen auf dem Gesicht zu Eis gefrieren lassen, ihre Hoffnung.
Noch ein Schritt bis zum Abgrund.

Das ist meiner Meinung nach der starke Teil deiner Geschichte. Hier könntest du anknüpfen, uns etwas mehr füttern. Aber ich verstehe auch, wenn du es dabei belassen möchtest, denn es sind allein deine Zeilen. Und vermutlich heißt es nicht umsonst: Eine Geschichte ist gut, wenn der Leser mehr von ihr will.


Schönen Abend wünsch ich.

Gruß

Dave

 

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