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Das Medaillon (Mittelalter)

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14.04.2002
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Das Medaillon (Mittelalter)

Die kopfsteinbepflasterten Gassen lagen glänzend nass im hellen Mondenschein. Hie und da hatten sich Pfützen gebildet vom Regen der vergangenen Tage. Es war noch still und die Lichter hinter den meisten Fenstern waren erloschen. Nur das Geräusch meiner Schritte hallte leise durch die Nacht. An manchen Hausecken stieg mir bestialischer Gestank nach vergorenen Essensresten tief in die Nase und belegte ekelerregend meinen Rachen. Ein unappetitliches Viertel, das zu durchqueren mir leider nicht erspart blieb, wenn ich noch in dieser Nacht die Stadt verlassen wollte. Zeit, mich von meinen Kindern zu verabschieden, blieb mir nicht. Noch konnte ich meine Eltern benachrichtigen. Ein quälender Schmerz darüber saß in meiner Brust und legte sich bei jedem meiner Schritte brennend auf meine Seele.
Ich versuchte mich mit tröstenden Gedanken von dieser zerfurchenden Qual abzulenken. Es gelang mir nur schwer, der Vernunft nachzugeben. Denn tief in mir versuchte sie aufzuflackern und mir einzureden, dass es besser so war. Je weniger Menschen von meinem plötzlichen Aufbruch wussten, desto sicherer war es für uns alle.
In der Eile hatte ich ein Messer eingesteckt. Verkrampft hielt ich es in der Tasche meines Umhangs verborgen. Ob es mir tatsächlich ein Gefühl der Sicherheit gab, wagte ich nicht zu überlegen. Zu sehr war ich damit beschäftigt, mich daran festzuklammern, um es durch meine Handschuhe hindurch zu spüren.
So hastete ich in Richtung Osten, denn dort sollte den Schilderungen meines Schwagers nach die einzige Möglichkeit sein, ungesehen aus der Stadt zu entkommen. Und ich musste aus der Stadt, denn niemals hätte ich es auf mich nehmen können, als Mörderin meines Mannes der Inquisition vorgeführt zu werden.
Schon einmal hatte man mich meiner Heilkünste wegen als Hexe anzuklagen versucht. Durch Gottes Gnaden hatte das Inquisitionsgericht damals keinen zweiten Zeugen auftreiben können, der gegen mich ausgesagt hätte, wie es das Gesetz wollte. So war meine Strafe noch milde ausgefallen. Doch niemals wieder könnte ich die Folter ertragen. Und die wartete auf mich. Wer einmal als Hexe gilt, wird immer Hexe bleiben. Schuldig oder nicht.
Mein Atem ging hastig und bei jedem Zug, den ich nahm hinterließ ich eine Wolke weißen Dunstes in der klirrenden Luft. Die Kälte war kaum auszuhalten, obgleich ich wusste, dass sie mehr aus meinem Inneren kam. Trotz des warmen Umhangs fror ich unheimlich und die Strecke, die ich zurücklegen musste, erschien mir elendslang.
Ich war nicht fähig, meine vielen Gedanken zu sammeln, die mir in dieser Nacht durch den Kopf jagten. Doch eines wusste ich mit Sicherheit: Meine Kinder waren bei meiner Schwester gut aufgehoben. Sie war neben meinem Schwager die einzige, der ich mein Vorhaben anvertraut hatte. Sie hatte geweint, aus Angst, ich könnte nicht zurückkehren. Ich muss gestehen, ich teilte diese Angst, obgleich die Trauer um meinen verstorbenen Mann größer war und vor allem die grenzenlose Furcht davor, man würde mich für seinen Tod verantwortlich machen. Dieses Risiko konnte ich nicht eingehen.
Meine Erleichterung war unbeschreiblich, als ich die besagte Stelle an der Stadtmauer ausmachte und nach nur wenigen Augenblicken Heinrichs Gestalt aus dem Schatten der Mauernische trat. Er winkte mir zu und deutete mir, leise zu sein. Ich hastete auf ihn zu, während er mit einer kleinen Handbewegung mehrere Steine aus der Mauer löste.
„Hast du das Buch?“, fragte er.
„Natürlich habe ich das Buch. Hast du das Medaillon?“ Ich versuchte mir einzureden, mein Amulett wäre bloß ein Schmuckstück, ein Medaillon, denn das Tragen von Amuletten war von der Kirche nicht gerne gesehen. Doch es gab mir irgendwie die Sicherheit, es würde mich beschützen. Heinrich fuhr mit der Hand unter sein Hemd und zog ein langes Lederband hervor, an dessen Ende ein silbernes Amulett hing. Ich griff danach, doch er ließ es wieder unter sein Hemd gleiten.
„Ich werde mit dir gehen. Der Weg ist für dich alleine zu gefährlich. Das Amulett bekommst du erst zurück, wenn ich dich in Sicherheit weiß.“
Ich schüttelte energisch den Kopf. „Nein, du musst bei Ida und den Kindern bleiben. Ich fürchte mich nicht.“ Und ob ich Angst hatte! Aber meine Schwester benötigte den Beistand ihres Mannes mehr als ich. Sie hatte jetzt für meine drei Kinder zu sorgen. Nicht auszudenken, wenn uns auf der Flucht etwas geschehen würde.
Wieder holte ich aus, um Heinrich zur Umkehr zu bewegen, doch er fasste mich an den Schultern und zischte: „Konstanze, wenn du jetzt nicht gleich durch dieses Loch steigst, wirst du dich morgen vor Gericht wiederfinden. Du wirst es nicht verhindern können, dass ich dir folge. Also mach schon!“ Heinrich wurde sehr ungehalten mit mir. Und ich war fast dankbar dafür. Auch wenn ich wusste, welcher Gefahr er sich aussetzen würde, war ich doch sehr froh, dass er vorhatte, mich zu begleiten. Sorgfältig verschloss er den Durchgang, nachdem wir uns hindurchgezwängt hatten. Dieses eine Mal nur konnten wir von Glück reden, dass wir zu den ärmsten der Armen gehörten, denn hätten wir das Geld, uns jeden Tag die Bäuche voll zu schlagen, wäre mir nichts anderes übrig geblieben, als das Schicksal zu ertragen, das in dieser Stadt auf mich wartete. An die Folgen mochte ich gar nicht denken!
Das Buch fest an meine Brust gepresst lief ich Richtung Waldrand. Heinrich folgte mir dicht an den Fersen. Meine Gedanken überschlugen sich. Was, wenn sie uns fassten? Das Buch beinhaltete alle Rezepturen meiner Heiltränke, alle Gifte und Gegengifte. Man würde es als Beweis meiner Hexenkunst auslegen. So wie mein Amulett, das Ida seit meiner ersten Verhaftung für mich aufbewahrt hatte.
Wir sprachen die erste Zeit kein Wort miteinander, so sehr achteten wir auf den Weg. Wir hielten uns in Waldlichtungen geschützt, hatten unsere Kapuzen tief in die Stirne gezogen und schlichen so eine Weile wortlos nebeneinander her. Ich hielt die Hand in meiner Umhangtasche vergraben und tastete immer wieder nach dem Messer. Es war schon dämmrig, als Heinrich das Schweigen brach. „Du hast eine kluge Entscheidung getroffen. Es wäre verantwortungslos von dir gewesen, wenn du geblieben wärst.“
Ich nickte bloß. Meine Kinder kamen mir in den Sinn und ich fragte mich, ob eine Flucht wohl von mehr Verantwortung zeugte.
„Wann haben sie die Leiche abgeholt?“, wollte Heinrich wissen.
„Gestern noch.“ Die Frage erschreckte mich. Sie klang so kalt und erinnerte mich an jene grauenvollen Stunden, in denen jedes Eck, jede Nische unseres Hauses nach möglichen Giftmischungen durchsucht, ohnehin wertloses Geschirr zertreten, die zerschlissenen Vorhänge zerrissen wurden. Selbst meine weinenden Kinder erweckten kein Mitleid bei den Wachen. Dass sie nichts gefunden hatten, machte sie nur noch eifriger in ihren Bemühungen. Der Hauptmann mit seinem grimmigen Gesicht war nur stumm dagestanden und hatte seine Leute angewiesen, da und dort zu suchen. Doch ich hatte die Tränke, Pulver und Kräuter nie zu Hause gelagert. Der Kinder wegen. Das Haus nebenan stand leer. So verwendete ich es als Lagerraum. Nur meine Schwester und ich hatten Zugang. Ida ging mir oft zur Hand, wenn ich Patienten hatte.
„War der Priester da?“, wollte er wissen.
Ich nickte.
„Was hat er festgestellt?“
„Nichts dergleichen. Er hat mich daran erinnert, dass ich schon einmal verhaftet worden bin und ganz sicher kein zweites Mal so glimpflich davon kommen würde. Und er hat gemurmelt: Wie ähnlich, wie ähnlich!“ Bestimmt waren ihm die blauen Lippen aufgefallen ...
Die Müdigkeit brachte mich fast um. Wir waren schon eine geraume Weile unterwegs. Ohne Unterbrechung. In der vergangenen Nacht hatte ich aus Nervosität kaum geschlafen. Außerdem war mir diese Unterhaltung zuwider. Heinrich wusste bereits die ganze Geschichte. Trotzdem stellte er immer wieder und wieder dieselben Fragen. Wie mein Mann gestorben sei, ob er noch etwas gesagt hätte, was er vor seinem Tod gegessen oder getrunken hätte. Er wollte einfach alles wissen. Natürlich schien es unvorstellbar, dass mein Mann mit seinen kaum vierundzwanzig Jahren einfach über Nacht dahingeschieden war. Auch wenn er immer wieder diese Schwächeanfälle hatte. Schon seit seiner frühesten Jugend quälten ihn ein seltsamer Schwindel und ständige Schmerzen im Kopf. Er hatte des öfteren auch über seine Augen geklagt. Sie würden ihn im Stich lassen, waren oft seine Worte gewesen.
„Du weißt, dass ich ihm seine Kräutermixtur verabreicht habe, sobald er zu stark unter seinen Beschwerden litt“, erinnerte ich Heinrich. Auch er war oft anwesend, hatte gesehen, wie sehr er gelitten und wie wohl er sich bald wieder gefühlt hatte, wenn er meine Mixtur verabreicht bekam.
„Ich kann mich erinnern, als ihn die Krämpfe und starker Schüttelfrost plagten. Er war krank, das wissen wir beide. Und trotzdem klingt es für mich unglaublich, dass er sich die vielen Male, die er gelitten hat, so rasch wieder erholte. Jene, die daran glauben wollen, haben guten Grund, dir Hexerei vorzuwerfen.“
Ich blieb verblüfft stehen. „Was willst du damit sagen?“ Ich konnte es nicht fassen. Heinrich wusste, wie vielen Menschen ich mit meinen Arzneien schon das Leben gerettet hatte. Auch Heinrich verharrte wenige Schritte von mir entfernt.
„Du weißt, was die Menschen über Leute denken, die heilen können. Wer Leben gibt, hat auch die Möglichkeiten, Leben zu nehmen. Und genau das wirft man dir jetzt vor. Du musst wieder klar denken, hörst du?“ Er trat ein paar Schritte auf mich zu.
Ich merkte, wie meine Hände nach dem verborgenen Messer tasteten. Heinrichs Worte machten mich nervös. Was dachte er tatsächlich? Ich war mir nicht mehr sicher. Fast hatte ich das Gefühl, er wollte mir mit seinen vielen Fragen eine Falle stellen. Wollte er, dass ich mich durch irgendetwas, eine kleine Unachtsamkeit vielleicht, verrate? Ich war frei von jeder Schuld!
„Konstanze! Komm zu dir! Du hast schon einmal vor der Inquisition gestanden und bist nur durch viel Glück davongekommen. Ein zweites Mal wird man dir diese Chance nicht lassen. Damals war es ein Wildfremder, der deine Hilfe gesucht hat. Auch er starb in deinem Haus, mit den gleichen blauen Lippen wie Albert.“
Ich zuckte zusammen, als er den Namen meines Mannes nannte. Zu sehr schmerzte mich der Klang dieses Wortes, das für diesen lieben Menschen stand. Meine Hände schwitzten. „Lass uns weitergehen“, sagte ich leise und drückte mich an Heinrich vorbei. Doch er packte meinen Arm und riss mich zu sich herum. Das Messer glitt aus meinen schweißnassen Fingern und rutschte tiefer in den Sack zurück.
„Weißt du noch? Der Abend vor Alberts Tod?“
Wieder kroch mir ein Schauder über den Rücken. Doch ich nickte.
„Er kam mir überhaupt nicht krank vor. Aufgeweckt und lebhaft wie Albert eben war. Und so kennen ... verzeih mir ... kannten ihn auch alle Leute in unserem Viertel. Weißt du, worauf ich hinaus will? Niemand wird es dir glauben, wenn du auch noch so oft seine Krankheit beteuerst!“
Ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen. Heinrichs Nähe machte mir Angst. „Meine Medizin hat ihm geholfen! Nicht umgebracht!“ Böse funkelte ich ihn an. „Die blauen Lippen ...“ Wütend wandte ich mich ab. Wütend über mich selbst! Es war sinnlos. Immer wieder nach dem Grund zu forschen war sinnlos. Noch dazu in Gegenwart eines Mannes, der mir ganz den Anschein machte, als würde er mir nicht glauben wollen. Warum, um alles in Welt, half er mir?
„Wie lange ist es noch, bis zu dem Kloster?“, versuchte ich vom Thema abzulenken. Heinrich hatte mir versprochen, die Benediktiner würden mir Asyl gewähren.
„Wenn wir diese Hügelkette überquert haben, wirst du es in der Ferne sehen.“ Er wandte sich ohne weiteres Wort ab und setzte sich wieder in Bewegung. Verwirrt von meinen eigenen Gedanken, meinen Zweifeln folgte ich Heinrich.
Der Weg nach Melk war weiter als ich gedacht hatte, doch mit jeder Stunde war ich ruhiger geworden. Bisher war uns nichts geschehen, was sollte uns also noch aufhalten? Und doch merkte ich, wie mein Blick immer misstrauisch im Nacken meines Schwagers hing. Meine Zweifel begannen mich zu zerfressen. Diese Fragerei machte mich wahnsinnig. Worauf wollte Heinrich die ganze Zeit über hinaus? Konnte es denn sein, dass er mich gar nicht zu den Benediktinern bringen wollte, um mich schützen? Waren wir überhaupt auf dem Weg zum Kloster? Die Gedanken überschlugen sich so sehr, dass ich sie nur noch abwechselnd als Rauschen in meinen Ohren und Pochen in meinem Kopf wahrnahm.
Mit einem Mal war Stille in mir, als ich in weiter Entfernung das Kloster ausnahm. Auch Heinrich schien erleichtert. Er drehte sich zu mir um. Als ich ihm ins Gesicht blickte, in seinem Hintergrund das Benediktinerkloster, war ich entsetzt über meine Gedanken, die ich zuvor gehegt hatte. Wie konnte ich die guten Absichten dieses Mannes bezweifeln? Dem Mann meiner Schwester. Dem Onkel meiner Kinder. Vermutlich dem Retter meines Lebens, demjenigen, der in Zukunft meine Kinder versorgen würde und sich einer derartigen Gefahr für mich aussetzte. Und trotzdem sagte etwas in mir, ich sollte auf der Hut sein. War es die Erinnerung an Albert, an die zweifelhaften Umstände seines Todes? Ich entschloss mich, auf meine innere Stimme zu hören. „Du kannst dich auf den Heimweg machen. Den Rest schaffe ich schon alleine. Es wird ohnehin weit über Mittag sein, bis du zu Hause bist.“
Heinrich wollte widersprechen, doch ich ließ es nicht zu. Ich hatte genug von den ständigen Fragereien und wollte endlich nur noch alleine sein. Ich, meine Gedanken und mein Buch.
Ohne näher auf meinen Schwager zuzugehen sagte ich: „Lass alle von mir grüßen und küsse meine Kinder von mir. Sag ihnen, ich werde zurückkehren, sobald ich kann. Ach ja, das Amulett! Jetzt kannst du es mir geben. Ich bin so gut wie in Sicherheit.“ Ich lächelte. Mehr als eine Stunde Fußmarsch konnte mich nun nicht mehr von meinem rettenden Asyl trennen, auch wenn ich meine Füße schon gar nicht mehr spürte vor lauter Schmerzen.
„Gut“, sagte Heinrich unsicher, zog das Lederband über seinen Kopf und reichte es mir.
Das Medaillon baumelte an seinem Ende und spiegelte die aufgehende Sonne wider. Vorsichtig ließ ich es in meine Umhangtasche gleiten. Es war das einzig Wertvolle, das ich hatte. Ein Geschenk meiner Mutter.
„Halte dich gut versteckt, bis es dämmert. Du musst durch die Siedlung am Fuße des Benediktinerklosters. In der Dunkelheit wird es leichter sein. Und komm nicht zurück, hörst du? Du bringst uns alle in Gefahr!“ Heinrich ging nicht gern, wie es schien, aber er ging. Ich blickte ihm noch lange nach. In meinen Gedanken schickte ich ihm viele Küsse für meine Kleinen mit. Von meinen Tränen begleitet.
Bald war Heinrich hinter der Hügelkette verschwunden, da machte auch ich mich auf den Weg. Zuerst musste ich eine Waldlichtung aufsuchen. Ich war viel zu erschöpft, um weiter zu gehen. Auch wenn das Ziel schon so nah war. Zum Greifen nah. Ich musste auf die Dunkelheit warten. Wieder und wieder traten mir dieselben Bilder vor Augen. Mein eben verstorbener Mann, die weinenden Kinder, meine treue Schwester Ida, die mir in jenen schweren Stunden Beistand geleistet hatte. Sie hatte ohne zu zögern meine Kinder zu sich nach Hause mitgenommen, nach den erniedrigenden Stunden, in denen mein Haus durchsucht worden war. Es war einfach entsetzlich. Auch Heinrich war sehr hilfreich gewesen. Er war geblieben, hatte begonnen, mein Haus wieder instand zu setzen.
Doch schon während dieser Zeit hatte die merkwürdige Fragerei begonnen. Dann hatte er noch mein Buch gefunden und darin herumgestöbert. Seine plötzliche Neugier war mir nicht gleich aufgefallen. Zu sehr war ich damit beschäftigt, meine Elixiere geheim zu halten, meine Kinder zu schützen, den Verdacht des Mordes abzuschütteln.
Je mehr ich im Schatten der Bäume, allein mit meinen Gedanken und meinem Buch, darüber nachdachte, desto merkwürdiger kam mir die ganze Sache vor. Auch mein Aufbruch nach Melk war Heinrichs Idee. Warum aber begleitete er lieber mich, als bei seiner Frau und den Kindern zu bleiben? Wollte er sicher sein, dass ich tatsächlich verschwinde? Welchen Grund hatte er, mich so schnell los zu werden? Ich bemerkte gar nicht, dass ich mich schon erhoben hatte, dass meine Hand wieder in der Tasche meines Umhangs steckte und aufgeregt nach dem Messer tastete. Irgendetwas stimmte nicht an der Sache. Etwas störte mich. Ich wusste nur noch nicht, was es war. Nur eines wollte mir seit diesem Augenblick nicht mehr aus dem Sinn gehen: Heinrich hatte etwas mit dem Tode meines Mannes zu tun. Was auch immer der Grund dafür sein mochte. Ich war mir plötzlich so sicher, wie ...
Eilends machte ich kehrt. Ich musste ihn erreichen, bevor er auch meiner Schwester oder den Kindern etwas anhaben konnte. Vergessen waren die sicheren Klostermauern, die mir Asyl gewähren sollten. Vergessen die Schmerzen in den Füßen und jene Müdigkeit, die noch vor wenigen Minuten tief in meinen Gliedern gesessen hatte, wie auch Heinrichs warnende Worte. Ich musste retten, was noch zu retten war. Der Weg zurück erschien mir in meiner Verzweiflung doppelt so lang. Da Heinrich mich geführt hatte, war mein Blick mehr in mein Inneres gerichtet gewesen, als auf den Weg. So konnte ich mich nur auf meinen Instinkt verlassen, die richtige Richtung eingeschlagen zu haben. Tausende Zweige schlugen mir ins Gesicht, tausende Tränen rannen über meine Wangen und tausende stille, flehende Hilferufe durchschnitten meine Gedanken. Doch endlich, endlich erreichte ich die Stadtmauer.
Erschrocken vor meinem eigenen Mut blieb ich stehen. Am helllichten Tag konnte ich schwerlich die lockeren Steine an der geheimen Stelle herauslösen. Es war Wochenmarkt, der immer viele Menschen auf die Straßen lockte. Also musste es eine Möglichkeit geben, irgendwie ungesehen durch das Stadttor zu gelangen. Meine Rettung kam auf vier Rädern. Ich grub mich tief in das aufgehäufte Stroh eines vorüberziehenden Fuhrwerks ein und gelangte so sicher in die Stadt.
Unterwegs sprang ich ab, zog meine Kapuze tief in die Stirn und eilte durch die menschenüberströmten Gassen. Auf dem Weg zum Haus meiner Schwester hielt ich jeden Schatten eines Menschen, jedes Augenpaar für einen Verfolger. Und tatsächlich, irgendwie hatte ich das Gefühl, jeder würde mit dem Finger auf mich zeigen und flüstern: Das ist sie! In jedem Gesicht, das auf mich gerichtet war, glaubte ich, den grimmigen Hauptmann wieder zu erkennen. Wahrscheinlich war es nur die Angst, die mir im Nacken saß, dachte ich damals.
Meine Knie schienen nachzugeben, als ich die Türschwelle erreichte. Mit pochendem Herzen öffnete ich die Türe und betrat vorsichtig das Haus. Es herrschte Stille. Keine Kinderstimmen waren zu vernehmen, kein Laut, der auf die Anwesenheit eines Menschen hindeutete.
War es schon zu spät? Es wurde mir schwarz vor Augen. Irgendwo fand ich Halt, konnte mich wieder aufrichten. Mein Messer fest in der Hand haltend schlich ich an die Küchentür.
„Ida?“, fragte ich mit zitternder Stimme in das dämmrige Zimmer. Keine Antwort. Ich durchquerte die Küche, gelangte ins Schlafzimmer und stieß mit dem Fuß an etwas Weiches.
Erschrocken fuhr ich zurück und blickte auf den Fußboden. Es dauerte wenige Sekunden, bis ich erkannte, um wen es sich handelte. Er lag auf der Seite, die Beine angewinkelt unter den Bauch gezogen. Heinrich! Das Buch fiel mir vor Schreck aus der Hand.
„Du bist zurück?“ Ich fuhr herum und erkannte Idas Gesicht im Türrahmen. Vor Erleichterung schossen mir Tränen in die Augen. „Ida! Dir ist nichts passiert?“ Ich lief auf sie zu und umarmte sie stürmisch. „Gott sei Dank! Du lebst!“
Es lag irgendetwas in ihrem trockenen „Ja“, das mich hellhörig werden ließ.
Vielleicht war es auch nur eine Vermutung oder gar eine Vorahnung, die mich erfasste. Ich ließ sie los und blickte ihr in die Augen. „Was ist mit Heinrich passiert? Hast du ihn etwa ...?“
„Ich habe gar nichts getan. Er war doch die ganze Zeit über mit dir zusammen.“ Ihr Gesicht wirkte wie eine Maske. Der Ausdruck ihrer Augen machte mir Angst. Ich begann zu begreifen.
Sie ging langsam an mir vorüber, trat neben Heinrich und drehte ihn mit dem Fuß auf den Rücken.
„Sieh ihn dir genau an!“, befahl sie. Eiseskälte lag in ihrer Stimme. „Sieh unter sein Hemd!“
Wie versteinert näherte ich mich dem toten Körper meines Schwagers.
An der Stelle, an der das Medaillon den ganzen Tag über an seiner Brust gelegen hatte, befand sich ein roter, entzündeter Fleck. Ich wollte nach dem Medaillon in meiner Tasche fassen, ließ jedoch gleich wieder davon ab. Gift!, warnte mich eine innere Stimme. Und ich erkannte mit einem Mal die ganze Wahrheit.
„Er war merkwürdig erschöpft, als er zu Hause ankam. Er wollte nur noch ins Bett. Doch das hat er nicht mehr geschafft, wie du siehst.“
Die Kinder! Panik überfiel mich.
„Wo sind die Kinder?“, fragte ich so ruhig es ging.
„Meine Kinder sind bei meinen Eltern. Du hast deine Situation nur noch schlimmer gemacht, jetzt wo du zurückgekehrt bist. Du weißt ja, was es heißt, als Hexe angeklagt zu werden. Also, mach dich schon mit dem Gedanken vertraut!“
„Aber warum? Sag mir wenigstens warum!“ Ich spürte, wie meine Lider heiß wurden und aus meinen Backen das Blut wich. Es war unbeschreiblich, welcher Hass in Idas Blick lag. Wie sie da stand und ohne auch nur die Miene zu verziehen mir die Morde anhängen wollte, die sie begangen hatte.
„Du willst wissen, warum?“ Hämisches Lachen löste sich von ihren versteinerten Lippen. „Kannst du dir das nicht denken? Du warst immer die Beste, die Schönste, hast es genossen, im Vordergrund zu stehen. Du hast alles gehabt. Alles!“
„Was habe ich gehabt, was du nicht auch hattest?“ Ich begriff nicht.
„Du hast den Mann geheiratet, den ich immer wollte. Und die Kinder gekriegt, die ich hätte kriegen sollen! Und du fragst mich noch?“ Angewidert starrte sie mich an. „Ich hasse dich!“
Ich war erschrocken über diese Menge an aufgestauter ... Eifersucht. Das war also ihr Grund!
„Du hast mir so oft erzählt, wie schlecht es Albert ginge. Ich hatte gehofft, du würdest ihn endlich verlieren. Es durfte nicht sein, dass du mit dem Mann glücklich bist, den ich liebte. Aber dann konnte ich nicht mehr warten. Kannst du dich an den Abend vor Alberts Tod erinnern? Wir waren bei euch. Ich habe ihm eines deiner Gifte in den Wein gemischt. Ich konnte es nicht mehr länger ertragen, euch nebeneinander zu sehen.“ Langsam ging sie um Heinrich herum. „Dass das Gift wirkt, hatte ich bereits getestet. Erinnerst du dich an den jungen Mann, der im vergangenen Sommer in deinem Haus starb? Ihm habe ich nur wenige Tropfen verabreicht.“
Natürlich erinnerte ich mich an diesen Patienten. Er war der Grund dafür, dass ich vor dem Inquisitionsgericht gelandet war. Ich tastete nach dem Messer in meiner Umhangtasche. Durch meine Handschuhe konnte ich es nicht richtig zu fassen kriegen.
„Doch Heinrich hatte Verdacht geschöpft“, fuhr sie fort, während sie mir immer näher kam. Trotz der zunehmenden Dämmerung konnte ich ihre Gesichtszüge erkennen. Die Augen einer Irren starrten mich an. „Immer öfter stellte er mir Fragen, wühlte in meinen Sachen. Ich musste ihn also beseitigen.“
Das war es! Heinrich wollte nicht mir mit seiner quälenden Fragerei eine Falle stellen, sondern er wollte einfach sicher gehen, dass seine Vermutungen bezüglich Ida richtig waren! Armer Heinrich! Wie Recht du hattest!
Ida stand plötzlich neben mir. Erschrocken stieg ich zurück, stolperte über Heinrichs Arm und stürzte zu Boden. Hoch über mir meine verrückte Schwester. „Dass ich ihm das vergiftete Amulett für dich mitschickte, war nur naheliegend. Auch an dir wird das Gift noch seine Wirkung zeigen.“
Ida dachte bestimmt, es würde auch um meinen Hals hängen, um an meiner Brust langsam die Wirkung des Giftes zu entfalten.
„Aber so lange kann ich nicht warten. Ich werde wohl ein wenig nachhelfen müssen.“ Sie zog ein Fläschchen aus der Schürze.
Ich konnte nicht erkennen, um welches meiner Fläschchen es sich handelte. Mit Bestimmtheit aber war sein Inhalt giftig. Ich musste Zeit gewinnen, um überlegen zu können.
„Woher hast du das Gift?“, fragte ich. In meiner Panik war mir nichts Besseres eingefallen.
„Aus dem Lagerraum. Du erinnerst dich? Auch ich hatte Zugang dazu. Du brauchtest mich ja als dein Dienstmädchen. Bring mir dies, bring mir das. Du selbst hast mir gezeigt, welche Fläschchen ich nicht anrühren durfte, weil ihr Inhalt giftig ist.“ Umständlich versuchte sie den Korken herauszuziehen. So umständlich, wie ich versuchte, das Messer aus meiner Umhangtasche zu lösen. Es hatte sich mit der Klinge in dem groben Stoff verfangen.
„Wie willst du meinen Tod rechtfertigen?“, fragte ich, um Ida vom Öffnen der Flasche abzulenken und mir mehr Zeit zu verschaffen.
„Nichts leichter als das!“, lachte sie plötzlich laut auf. „Aus Reue hast du natürlich den Freitod gewählt. Armes Schwesterchen! Und meinen Mann hast du auch noch mit in den Tod genommen. Aus Unachtsamkeit, oder warum auch immer. Es ist mir eigentlich gleich.“ Das Fläschchen war offen, mein Messer hing noch immer fest.
„Aber warum jetzt?“, während ich krampfhaft versuchte, mich aus ihrer Umklammerung zu lösen, war mir eingefallen, dass sie bei meiner ersten Verhaftung schon Gelegenheit gehabt hätte, mich los zu werden. Sie hätte mich nur mit allen vorhandenen Beweisen belasten müssen. Meinen Lagerraum, mein Rezeptbuch, mein Amulett, alles lag in ihrer Hand.
„Gute Pläne brauchen ihre Zeit, meine Liebe. Und damals begann ich erst zu begreifen, dass ich einen guten Plan schmieden konnte. Und jetzt trink!“
Nach dem Tod meines Mannes dachte ich, etwas so Furchtbares könnte mir nie mehr in meinem Leben geschehen. Doch in diesen Augenblicken, den letzten meines Lebens, wie es scheinen sollte, gab es doch noch etwas Schrecklicheres: Der Gedanke daran, dass meine Kinder, meine geliebten Kinder, unter der Obhut einer Mörderin aufwachsen sollten.
„Trink, trink, Schwesterchen, auf dass der Tod sich deiner bemächtige! Du kommst mir nicht mehr aus. Du wirst deinem geliebten Mann ins Grab folgen und auch diesem Nichtsnutz von Heinrich.“ Es war mir als hätte ich den Tod schon nahen gehört. Dumpfe Schritte pochten in meinem Kopf, als versuchten sie auf direktem Weg in meine Seele zu gelangen.
Als sich Ida über mich beugte und mir den Rand des Fläschchens an die Lippen legte, war ich plötzlich froh, dass mein Messer sich nicht lösen wollte. Warum es so hartnäckig feststeckte, weiß ich bis heute nicht, aber es rettete mir nicht nur mein Leben sondern bewies auch meine Unschuld. Denn in demselben Augenblick tauchte hinter dem Umriss meiner Schwester als schattenhafter Schemen die Ursache der dumpfen Schritte auf, die in meinem Kopf dröhnten und ich hörte eine Stimme sagen:
„Ich habe genug gehört! Nehmt sie fest!“ Der Hauptmann stand mit zufriedenem Gesicht hoch über uns und deutete auf Ida.
Ich weiß bis heute nicht, welcher Gedankenblitz mir dazu verhalf, das Beweismittel, das noch in meinem Sack steckte, an seinem Lederband herauszuziehen und ungesehen an Heinrichs Seite zu schieben. So war nicht nur das vergiftete Amulett, sondern auch das Buch meiner gesammelten Rezepturen, das mir vor Schreck aus der Hand gerutscht war, als Beweis gegen meine Schwester zur Stelle. Dass beides eigentlich mein Eigentum war, habe ich vorsichtigerweise bis heute verschwiegen.
Nur dir erzähle ich es in Gedanken, mein Liebster – immer wieder, wenn ich vor deinem Grab stehe. Den Kindern geht es gut, ich soll dich von ihnen grüßen. Ida musste gestern den Feuertod sterben. Es war schrecklich. Aber sie hat meine Schuld auf sich genommen, ohne es zu wissen. Ich weiß, welche Qualen sie unter der Folter gelitten haben muss. Da gesteht man alles, selbst, wenn man zuvor noch reinen Gewissens war.
Nein, mein Liebster! Ich habe niemanden getötet. Und trotzdem fühle ich mich schuldig an deinem und Heinrichs Tod. Nur durch meine Unachtsamkeit und mein grenzenloses Vertrauen konnte Ida an das Gift herankommen. Verzeih mir, mein Liebster! Verzeih mir!

 

Hallo Barbara

Textkram vorneweg:

Ob es mir tatsächlich ein Gefühl der Sicherheit gab, wagte ich nicht zu überlegen. Zu sehr war ich damit beschäftigt, mich daran festzuklammern, um es durch meine Handschuhe hindurch zu spüren.

Ich glaube man überlegt nie, ob einem etwas das Gefühl von Sicherheit vermittelt, das ist eine Instinktive Sache. Logischer fände ich die Überlegung ob das Messer wirklich Schutz bieten kann.

Und ich musste aus der Stadt, denn niemals hätte ich es auf mich nehmen können, als Mörderin meines Mannes der Inquisition vorgeführt zu werden.

Hm, ich weiß nicht recht, ok, sie war schon mal angeklagt, schon möglich das die Inquisition da auf sie zurückkommt, aber prinzipiell ist Mord ein Verbrechen das gleich von der weltlichen Gerichtsbarkeit aufgegriffen wird, dafür ist die Inquisition nicht da.

Wir hielten uns in Waldlichtungen geschützt, hatten unsere Kapuzen tief in die Stirne gezogen und schlichen so eine Weile wortlos nebeneinander her.

Stirne? Ein Tippfehler oder so gewollt? Falls letzteres zutreffen, sprich ein Versuch sein sollte altertümlich Sprachstil zu gebrauchen: Ich empfinde es als Stilbruch, da es nicht zum Rest passt, prinzipiell find ich die Idee gut, aber wenn, dann konsequent. (genauso beim ersten Satz: „Mondenschein")


Natürlich schien es unvorstellbar, dass mein Mann mit seinen kaum vierundzwanzig Jahren einfach über Nacht dahingeschieden war.

Nicht unbedingt, der Jüngste war er nach damaligem Verständniss ja auch nicht mehr.

Am helllichten Tag konnte ich schwerlich die lockeren Steine an der geheimen Stelle herauslösen.

Ich weiß, das ist jetzt kleinlich, aber eine Stadtmauer ist nicht gerade vergleichbar mit einer Ziegelwand, wo man ein paar Steine löst und fröhlich durchkriechen kann.

Du warst immer die Beste, die Schönste, hast es genossen, im Vordergrund zu stehen. Du hast alles gehabt. Alles!"

Das würde ich aus ihrer Vergangenheit ja nicht gerade schließen.

Doch in diesen Augenblicken, den letzten meines Lebens, wie es scheinen sollte, gab es doch noch etwas Schrecklicheres:

„wie es schien" wäre hier passender, oder?

„Trink, trink, Schwesterchen, auf dass der Tod sich deiner bemächtige! Du kommst mir nicht mehr aus. Du wirst deinem geliebten Mann ins Grab folgen und auch diesem Nichtsnutz von Heinrich."

Äh, sie will ihre Schwester umbringen indem sie, sie überzeugt Selbstmord zu begehen? Das kann doch nicht gut gehen.

Dumpfe Schritte pochten in meinem Kopf, als versuchten sie auf direktem Weg in meine Seele zu gelangen

etwas ungenau: Ich denke nicht das die Schritte versuchen in ihre Seele zu gelangen, sondern derjenige oder das, was sie verursacht.

„Ich habe genug gehört! Nehmt sie fest!" Der Hauptmann stand mit zufriedenem Gesicht hoch über uns und deutete auf Ida

Wo kommt der den plötzlich her? Hat er sie doch verfolgt? Aber wenn er sie bereits auf der Straße gesehen hätte, hätte er sie doch gleich verhaftet, oder? Na ja, irgendwie kann man es sich erklären, aber ich finde die Auflösung an sich etwas enttäuschend. Ist irgendwie so Tatort mäßig, die böse Schwester erklärt ihren ganzen diabolischen Plan und genau im rechten Moment kommt der nette Komissar rein.

So, jetzt zum Allgemeinen:
Hübsche Geschichte, vor allem unterhaltsam und auch recht spannend. Trotz der recht ansehnlichen Länge also kurzweilig.
Besonders ihre Zweifel wärend der Flucht fand ich gut umgesetzt, hier hatte ich wirklich keine Ahnung wer der Mörder gewesen ist.
Sprachlich ist die Sache auch recht rund geworden, von kleineren Schnitzern mal abgesehen.
Was ich nicht so gut umgesetzt finde, ist die mittelalterliche Atmosphäre. Vor allem im letzten Drittel ist die Sache endgültig ein klassicher Krimi geworden, der eigentlich auch sonstewann spielen könnte.
Das Ende finde ich, wie schon erwähnt, auch nicht so toll. Ist halt ein Klassiker geworden - eine solide Sache auf jeden Fall aber ich persönlich hätte mir halt was anderes erhofft.

Alles in allem, gern gelesen. ;)

Gruß, Skalde

 

Hallo Skalde!

Erstmal vielen Dank fürs Lesen! Auch wenn ich mit dem Ergebnis, das du mir lieferst, nicht so zufrieden sein kann.

Mit dem Großteil deiner Aufzählungen bestätigst du meine Vermutungen und ich werd mich noch einmal intensiv mit diesen Stellen auseinandersetzen müssen.
Dass die Auflösung rüberkommt, wie in einer schlechten Tatort-Folge, hast du mir gut vor Augen geführt. Da hab ich echt noch jede Menge zu tun!

Grüße
Barbara

 

Hallo Barbara

Ich bin zwar neu hier wollte dennoch, sagen dass mir die Geschichte sehr gut gefiel. Für den Schluß dachte ich, sie würde trinken, sich totstellen, sich ein Gegenmittel besorgen und schließlich den Gatten rächen. Doch scheint das Gift dann ja doch stärker gewesen zu sein. Macht also auch keinen Sinn. Oder, weil das Gift ja so stark ist, die Schwester schubsen, Gift kommt an ihren Körper, lange noch diskutieren und Gnade flehen bis die Schwester selber stirbt. Kinder hohlen, fliehen durch die Mauer, Neues Leben auf der Flucht?

Wie auch immer Gruss

Tschwinel

 

Liebe Barbara!

Gestern hab ich zufällig Deine Geschichte entdeckt und mich gefreut, wieder mal was von Dir zu lesen! Und dann auch noch eine wirklich schöne und bis zum Schluß spannende Geschichte! :)
Zufällig war ich am Wochenende im schönen, mittelalterlichen Dürnstein, was ja auch ganz in der Nähe von Melk ist, und so hab ich mir Deine Geschichte einfach dorthin gedacht, obwohl ich nicht weiß, ob der Weg in der Zeit zu schaffen wäre. Welchen Ort hattest Du denn tatsächlich im Kopf?

Eigentlich wollte ich schon sagen, ich hätte nichts weiter zu kritisieren – bis ich die Kritiken hier las … ;)

eine Stadtmauer ist nicht gerade vergleichbar mit einer Ziegelwand, wo man ein paar Steine löst und fröhlich durchkriechen kann
Da Du ja schon von einer geheimen Stelle sprichst, hatte ich keine Probleme, mir das Loch zum Durchkriechen entsprechend präpariert vorzustellen. – Vielleicht sagen ja noch andere Leser was dazu. ;)

Äh, sie will ihre Schwester umbringen indem sie, sie überzeugt Selbstmord zu begehen? Das kann doch nicht gut gehen.
Für mich kam es klar rüber, daß die Schwester ihr das Gift einflößen und bloß hinterher behaupten wollte, daß es Selbstmord gewesen wäre. Auch die Lage, in der sich die Protagonistin befindet, spricht meiner Meinung nach eindeutig für diese Version.

Du warst immer die Beste, die Schönste, hast es genossen, im Vordergrund zu stehen. Du hast alles gehabt. Alles!"
Skalde schrieb:
Das würde ich aus ihrer Vergangenheit ja nicht gerade schließen.
Spiegelt für mich eindeutig die Sicht der Schwester wider, die ja nicht unbedingt mit der Realität übereinstimmen muß.

Auch kommt mir das Ende keineswegs tatortmäßig vor, vielmehr war ich ziemlich erleichtert! :)

Ein paar Kleinigkeiten noch:

»Mein Atem ging hastig und bei jedem Zug, den ich nahm hinterließ ich eine Wolke weißen Dunstes in der klirrenden Luft.«
– bei jedem Zug, den ich nahm, hinterließ

»die Strecke, die ich zurücklegen musste, erschien mir elendslang.«
– meiner Meinung nach auseinander: elends lang

»zog ein langes Lederband hervor, an dessen Ende ein silbernes Amulett hing.«
– da es nicht irgendein, sondern eben dieses Amulett ist, würde ich »das silberne« schreiben statt »ein silbernes«

»Das Buch fest an meine Brust gepresst lief ich Richtung Waldrand.«
– gepresst, lief

»Trotzdem stellte er immer wieder und wieder dieselben Fragen.«
– würde entweder »immer« oder »und wieder« streichen

»Wie mein Mann gestorben sei, ob er noch etwas gesagt hätte, was er vor seinem Tod gegessen oder getrunken hätte.«
– müßte es nicht »Wie mein Mann gestorben ist, … gesagt hat, … gegessen oder getrunken hat« heißen?

»Heinrich wusste, wie vielen Menschen ich mit meinen Arzneien schon das Leben gerettet hatte. Auch Heinrich verharrte wenige Schritte von mir entfernt.«
– sollte das »Auch« nicht eher ein »Aber« sein, und würde nicht im zweiten Satz auch »er« genügen?

»„Meine Medizin hat ihm geholfen! Nicht umgebracht!“«
– genaugenommen fehlt vor »umgebracht« ein »ihn«, da das »ihm« ja nicht paßt. Schöner wäre es aber vermutlich, wenn Du im ersten Satz eine Formulierung mit »ihn« findest, zum Beispiel »ihn gestärkt«.

»Verwirrt von meinen eigenen Gedanken, meinen Zweifeln folgte ich Heinrich.«
– würde nach »Zweifeln« auch einen Beistrich machen (sicher bin ich mir da aber nicht; sind die Zweifel eine Ergänzung zu den Gedanken oder ist es eine Aufzählung?)

»dass ich sie nur noch abwechselnd als Rauschen in meinen Ohren und Pochen in meinem Kopf wahrnahm.
Mit einem Mal war Stille in mir, als ich in weiter Entfernung das Kloster ausnahm.«
– um »-nahm« nicht zu wiederholen, könntest Du auch »ausmachte« oder »erkennen konnte« schreiben

»Ohne näher auf meinen Schwager zuzugehen sagte ich:«
– zuzugehen, sagte

»Ich war viel zu erschöpft, um weiter zu gehen.«
– i. S. von etwas fortsetzen zusammen: weiterzugehen

»Ich wusste nur noch nicht, was es war. Nur eines wollte mir seit diesem Augenblick nicht mehr aus dem Sinn gehen:«
– zweimal »nur«

Und das wars auch schon. Hab die Geschichte sehr gern gelesen. :)

Ach ja: Willst Du vielleicht auch einmal zum Stammtisch kommen? Für den nächsten steht zwar noch kein Termin fest, aber der kommt schon noch. :)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

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