Was ist neu

Das Opfer der Vögel

Mitglied
Beitritt
17.05.2016
Beiträge
2

Das Opfer der Vögel

Einst war es, dass ein kleines Mädchen jeden Tag in den Wald hinauslief und mit den Tieren und Pflanzen sprach. Sie ging, bevor die Sonne erschien, und lief zurück als der Mond sein weißes Licht bereits auf die leeren Straßen des Dorfes warf. Sie verweilte in diesem Wald und spürte niemals das verlangen diesen zu verlassen. Und so begab es sich, dass das kleine Mädchen eines Tages nicht mehr heimkehrte. Ihre Eltern, voll von Sorge und Kummer um ihr Mädchen, alarmierten das gesamte Dorf, die Polizei, jeden im Umkreis, um sie wiederzufinden. Doch vergebens. Auch nach 3 Monaten der Suche nicht die geringste Spur außer einer Haarschleife, die man in einer Baumkrone, einer kleinen Tanne, fand. Auch wenn ihre Eltern die Suche niemals aufgaben, schwand die Hoffnung auf eine Rückkehr und somit auch der Wille, sie zu suchen. Wohin das Mädchen ging, was es jeden Tag in diesem Wald tat und wieso es verschwand, all diese Fragen plagten die Eltern von Tag zu Tag, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr.

Niemand sprach mehr über sie. Sie war wie vergessen und kein Mensch verlor auch nur noch ein Wort über das was ihrem Kind passierte. Nur ihren Eltern vergaßen nicht. Diese versanken in Kummer, in Schande, in Vorwürfen und letztendlich im eigenen Mitleid. Tränen flossen bei jedem Gedanken an sie.

So geschah es nun, dass die Eltern, um sie nie zu vergessen und in ihrem Andenken, einen Baum pflanzten. Eine prächtige Eiche sollte es werden, hoch wie 10 Stockwerke und breit, so dass sie dem ganzen Dorf Schatten spenden konnte. Und so passierte es. Die Eiche wuchs, und wuchs, und mit jedem Tag konnte man sehen dass diese Eiche größer wurde und die Eltern waren froh.

Als nun die Eltern kamen zu sterben, saß der Mann am Sterbebett seiner Frau. Von ihrem Zimmer aus hatte man einen herrlichen Blick auf die Eiche und deren Krone und sie schenkte ihr jeden weiteren Tag ein Lächeln auf das Gesicht. Nun kam der Tag, der schon lange vorherbestimmt war und die Frau, neben ihrem Mann liegend, warf einen letzten Blick aus dem Fenster auf die Eiche.
Sie dachte an vergangene Tage, an ihr kleines Mädchen und daran wie schön die Zeit war.

So kamen nun ihre letzten Augenblicke und sie spürte die schwärze in ihrer Brust die nach ihr rief.
Da setzte sich ein kleiner blauer Vogel, mit einer kleinen rote Schleife im Schnabel, direkt vor ihr Fenster und sah ihr in die Augen. Es waren die Augen ihre Tochter, mit einem Blick, der Wärme, Liebe und Hoffnung ausstrahlte. So setzten sich nun noch mehr Vögel neben ihn und begannen zu singen. Es war ein Lied wie es kein weiteres gibt. Eine sanfte Melodie die alle Sinne betäubte und einen in eine fremde Welt führte, doch der Blaue mit der Schleife sah ihr nur in die Augen und die Frau weinte. Sie weinte. Nicht aus Trauer oder Angst, sondern aus Fröhlichkeit.

Und zusammen mit dem Blick des Vogels, der Melodie und ihrem Mann neben ihr schlief sie ein. Und lies los.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo und Herzlich Willkommen bei den Wortkriegern, Alektrus!

In deinem Profil, was ja relativ wenig bis gar nix von dir preisgibt steht, dass du dir "ordentliche" Kritik erhoffst - Kritik kriegst du von mir. Ob die ordentlich ist, musst du selbst entscheiden.

Grundsätzlich ist deine Geschichte nicht schlecht, aber leider auch nicht besonders umwerfend. Da sie recht kurz ist, habe ich sie gelesen. Wäre sie jedoch signifikant länger gewesen, hätte ich sie wahrscheinlich eher übeflogen. Außerdem gibt es einige Dinge, die mich an der Geschichte in formaler, sprachlicher und handlungsmäßiger Hinsicht etwas gestört haben.

Es gibt den ein oder anderen Kommafehler, der sich eingeschlichen hat. Auch neigst du in deinen Formulierungen zu ständigen Wiederholungen. "Es kam", "so kam es", "nun kamen", usw. Deine Sätze klingen aufgrund dieses exzessiven Gebrauchs von "Es", "So", "kommen" immer irgendwie gleich. Wenig Abwechslung verursacht Eintönigkeit, und diese führt auf der Überholspur in die Langeweile. Wie gesagt, wäre deine Geschichte auch nur ein Quentchen länger gewesen, wäre dieser Effekt wesentlich drastischer aufgetreten.
Aber auch die Art und Weise deiner Erzählung ist in meinen Augen nur eingeschränkt unterhaltsam. Du reihst einen Satz mit einer Information nach dem nächsten aneinander. Das ist kein Erzählstil, sondern eine Berichterstattung. Lies dir deine Geschichte mal selbst laut vor. Erzeugt diese Geschichte in dieser Erzählweise Spannung? Motiviert und animiert sie dadurch zum weiterlesen? Würde dir eine Geschichte gefallen, die sich vom Erzählstil her im Prinzip so liest: "Und dann...", "Und dann...", "Dann passierte das...", "Danach passierte das...", "Und dann..."? Also mir nicht.

Mein Rat: An den Formulierungen und der Satzstrukutr arbeiten. Kleines ad-hoc-Beispiel. "Als nun die Eltern kamen zu sterben...". Also wirklich - was ist denn das bitte für ein Satz?! Ich komme zu sterben? Besser vielleicht sowas in der Art hier: "Als sich das Leben der Eltern seinem Ende neigte..."; "Irgendwann endete das Leben der Eltern und als sie im Sterben lagen..."

Dann zur Handlung:
Also zunächst einmal ist es recht unverständlich, dass das Mädchen ihre gesamte Familie auf Nimmerwiedersehen verlässt. Warum tut sie das? Weil sie mit den Tieren im Wald sprechen kann? Das ist mir an Motivation eine Spur zu wenig für einen so fundamentalen Schritt.
Die Reaktion der Eltern ist mir auch nicht unbedingt begreiflich. Na gut, ihre Tochter erscheint ihnen als reinkarnierter Vogel. Ok, dann eben Hindusimus;). Aber wieso denken sie "an vergangene Tage, an ihr kleines Mädchen und daran [Komma] wie schön die Zeit war." ? Ich dachte, ihr Leben war (verständlicher weise) von Leid, Tränen und Kummer geprägt. Und dann weint die Frau auch noch aus Fröhlichkeit?
Ich liebe Happy-Ends (wahrscheinlich, weils in meinen Geschichten so gut wie nie welche gibt:D) - aber "gut gemacht" sollten sie schon sein, und nicht einfach: "Und dann war plötzlich alles wieder gut!"

Und kurz zum Titel: Wieso "Opfer" der Vögel? Was "opfern" die denn?

So, Alektrus, ich hoffe, du kannst mit meiner Kritik etwas anfangen. Lass dich von dem insgesamt negativ klingenden Bild nicht täuschen, dass ich hier gemalt habe. Die von mir erwähnten Punkte dienen hoffentlich einer Verbesserung. Ich denke, dass sich deine Geschichte mit einem gewissen Aufwand nämlich für meinen Geschmack wesentlich unterhaltsamer gestalten lässt, und das würde mich freuen.

Viele Grüße vom Eisenmann

 

Hallo und herzlich willkommen hierorts auch von mir,

liebe/-r-/s Alketrus -
die Endung Deines Namens ist männl., was ja für's biologische Geschlecht nix beweisen muss, darum nehme ich alle drei gramm. Geschlechter, eines wird schon zutreffen, nicht jedoch zu Anfang Deiner Erzählung.

Dein kleiner Text beginnt interessant mit dem "einst", das sowohl vorwärts- als auch rückwärtsgerichtet sein kann. Du wählst die rückwärtsgewandte Version des märchenhaften Tons:

Einst war es, dass ein kleines Mädchen jeden Tag in den Wald hinauslief und mit den Tieren und Pflanzen sprach.
, baust dann aber in den märchenhaften Ton den ersten Schnitzer
Sie ging
, wiewohl das Mädchen (die Verkleinerungsform der Magd) sächlich ist, das Mädchen, die Magd - dergleichen geschähe auch beim Jungen, das Jungchen (landschaftlich auch umgelautet "Jüngchen"). Umgangssprachlich mag der Unterschied spätestens nach dem dritten Satz abgeschliffen werden können, nicht im Märchen!

Und obwohl mir der Ton gefällt, missfallen mir grammatische Schnitzer

, und lief zurück[,] als der Mond sein weißes Licht bereits auf die leeren Straßen des Dorfes warf
. Die vergleichende Konjunktion als leitet einen vollständigen Satz ein und führt deshalb vorneweg ein Komma! In aller Schönheit der Sprache spielstu alle möglichen Schnitzer durch, hier nun die versäumte Substantivierung (nebst dem fehlenden Komma gleich dazu
Sie verweilte in diesem Wald und spürte niemals das [V]erlangen[,] diesen zu verlassen.
Der Artikel schreit doch förmlich nach Großschreibung! Das Verlangen! Dass der Relativsatz zugleich mit Infinitivgruppe daherkommt und beides nach dem Komma ruft, sei nebenbei erwähnt. Und die nächsten Sätze zeigen, dass Du es weißt
Und so begab es sich, dass das kleine Mädchen eines Tages nicht mehr heimkehrte. [Seine] Eltern, voll von Sorge und Kummer um ihr Mädchen, alarmierten das gesamte Dorf, die Polizei, jeden im Umkreis, um sie wiederzufinden.

Flüchtigkeit - alles, vermut ich mal.

Auch nach 3 Monaten
Zahlen bis zwölf werden üblicherweise ausgeschrieben (man kann natürlich jede Zahl ausschreiben, was aber ab dreizehn zu unschönen Wiederholungen führt und zu Bandwürmern über 100.

Dann gesellt sich zu einem entbehrlichen Komma ein sachlicher Fehler

der Suche nicht die geringste Spur außer einer Haarschleife, die man in einer Baumkrone[...] einer kleinen Tanne, fand.
Tannen tragen keine Kronen. Sollte der Baum gekrönt sein, ist's ein Laubbaum!

Und wieder wie zur Bestätigung, dass es Flüchtigkeit sei

die Suche
Und auch eine wunderschöne Formulierung
Sie war wie vergessen
, denn in dem Fall lässt die vergleichende Konjunktion "wie" den Schluss zu, dass sie eben nicht vergessen war!, sonst stünde da schlicht "es wurde/war vergessen"!

Die Eiche wuchs, und wuchs, und mit jedem Tag konnte man sehen[,] dass diese Eiche größer wurde und die Eltern waren froh.
Eichen wachsen in der Tat relativ schnell (es gibt aber schneller-wachsende Bäume), aber nicht, dass man jeden Tag es erkennen kann ... Ist halt Märchen!

Als nun die Eltern kamen zu sterben,
Nee, so behauptet der Satz, die Eltern gingen wo hin, um zu sterben. Der Tod kommt aber zu ihnen, was durch ein wenig Möbelrücken mit gleichen Worten ausgedrückt werden kann "als nun die Eltern zu sterben kamen", deutlicher in der Substantivierung "... ans Sterben kamen ..."

Sie dachte an vergangene Tage, an ihr kleines Mädchen und daran[,] wie schön die Zeit war.
spürte die chwärze in ihrer Brust[,] die nach ihr rief.

Da setzte sich ein kleiner[,] blauer Vogel,
(gleichrangige Adjektive, jedes kann für sich vorm Substantiv bestehen und in der Gegenprobe könnte das "und" das Komma hervorragend ersetzen "ein kleiner und blauer Vogel")
Es war ein Lied[,] wie es kein weiteres gibt.
Eine sanfte Melodie[,] die alle Sinne betäubte

Aber ach, so schön das Requiem sein mag, es gibt noch eine geballte Ladung zum Abschluss
Und zusammen mit dem Blick des Vogels, der Melodie und ihrem Mann neben ihr schlief sie ein. Und lies los.
"und ihrem Mann neben sich" (!) und der Verwechselung von lesen und lassen, lies und ließ

Fazit: Die schönste Idee kann durch Unwissenheit zerstört werden, wenn sie sich mit Flüchtigkeit paart. Also: Lass Dir Zeit, ich vermute, Du bist verdammt jung, lies (!) alles noch mal sorgfältig durch und lass von einem andern Korrektur lesen, dass was freundlicherweise Eisenmann und ich jetzt getan haben. Immer werden wir das nicht machen, wenn Du nicht selber dahinterstehst.

Aber gefallen hat sie mir, die Geschichte, in all ihrer Naivität. Muss auch mal sein!, meint der

Friedel,
der sonst immer schließt, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen sei. Was hätte der auch davon bei einem gebrochenen Genick?!

 

Vielen Dank für die Kritik, sowohl an Eisenmann als auch an Friedrichard. Ich werde die Kritik berücksichtigen und mir ab jetzt mehr Zeit lassen und die Geschichten vielleicht doch mehr als zweimal überlesen. Auf jeden Fall Danke für die Antworten und Tipps!
Auch muss ich sagen dass ich mich sehr über das ein oder andere Lob gefreut habe und ja, mit deiner Vermutung dass ich noch nicht sehr alt sei, liegst du gar nicht mal so falsch.
Vielen Dank auf jeden Fall!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom