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Das perfekte Team
Das perfekte Team
Doch, etwas traurig macht es mich schon, wenn ich so auf dich herab schaue. Schließlich waren wir beide ja so ein gutes Team die letzten Jahre. Mein Freund. Mein Gefährte. Mein Kollege. Kreiert hatte ich dich vor Jahren, du, als kleines Baby, erinnerst du dich noch? Süß warst du. Sehr süß! Du glaubst gar nicht, wie viele Jahre zuvor ich mir den Kopf zerbrochen hatte, Recherchen und Tests gemacht hatte. Der Ehrgeiz trieb mich stetig an. Wenn du dabei sein hättest können, und sehen, was für einen Aufwand dein Daddy betrieben hat, bis du endlich da warst! Du und deine 5 Brüderchen. So warm und weich und hilflos. Und doch so vielbedeutend! Ein Durchbruch der Wissenschaft! Meinen Stolz auf euch hättest du sehen sollen! Besonders aber auf dich, mein Bester!
Ja, ja, auf Tour sind wir gegangen, als du älter warst, du und ich. Schön warst du, sehr groß gewachsen, schlank, aber dennoch extrem muskulös. Der stolze Vater und sein erwachsender Sohn. Oder soll ich besser sagen: seine erwachsene Kreation? Nun ja, wie man es auch nennen mag, ein perfektes Team! Aber das weißt du ja sicher selber gut genug, nicht wahr? Die Arbeit macht eben noch mal doppelt so viel Spaß, wenn man den besten Freund zum Kollegen hat. Ach, jetzt schau mich doch bitte nicht so starr an, mein Guter, ich weiß doch selber, dass unsere Arbeit nicht immer leicht war. Auch lange nicht immer schön. Hast du aber ein Ziel, eine Motivation, so machst du auch mal stressigere Phasen mit. Und hatten wir nicht ein Ziel? Eine Bestimmung? Wollten wir nicht die armen Kinder und Frauen vor ihrem späteren Schicksal retten? Vor gewalttätigen Ehemännern, betrunkenen Familienvätern, die ihr Geld versaufen und ihrer Familie keinen Pfennig lassen? Und überhaupt vor der grässlichen Armut überall? Sag mir jetzt nicht, du hättest das anders gesehen, schließlich hast du stets fleißig mitgearbeitet, warst immer bei der Sache. Ich weiß doch, dass es dir Spaß gemacht hat!
Schließlich kann ich doch nichts dafür, dass uns so viele Leute nicht mochten, ja, sogar richtig hassten. Dumm waren sie, einfach nur dumm. Sie haben uns und unsere guten Werke nicht zu würdigen gewusst, nicht verstanden. Stattdessen haben sie uns gejagt. Gnadenlos. Was wäre mir denn anderes übrig geblieben?
Nein, das Leben ist wirklich leider nicht immer fair. Und es tut mir ja so wahnsinnig leid, dass unsere Liebe so tragisch enden muss. Nun liegst du da, hingestreckt. Der rote Kontrast leuchtet auf deinem dunklen Haar. Oh, ich glaube, nun sollte ich aber langsam aufstehen und mich von dir verabschieden, mein Liebster, sonst schöpfen sie womöglich noch Verdacht von unserer Zusammenarbeit. Du kannst mich doch verstehen, oder? Was sollte ich in deinen Augen denn anderes tun? Das Leben von uns beiden etwa aufs Spiel setzen? Wäre das denn besser gewesen? Hättest du dir das denn wirklich gewünscht? Sicherlich kann ich auch verstehen, dass du jetzt sauer auf mich bist und vielleicht auch ein wenig enttäuscht von mir. Ja, natürlich habe ich dich immer geliebt, du Durchbruch der Wissenschaft, du schöner Wolfshybride, du, mein Freund! Natürlich kannst du mir jetzt auch die Zunge herausstrecken. Wenn du mich nur nicht so anstarren würdest. Sieh dich doch als Opfer für die Menschheit! Mit meiner Kugel, die ich dir in die Brust schießen musste, damit unsere Zusammenarbeit unser Geheimnis bleibt, liegst du da wie ein Held, gestorben auf dem Schlachtfeld! Was, das findest du ungerecht? Dass ich jetzt als Held gefeiert werde? Jean Chastel, der große Jäger, der die Bestie besiegt hat? Ach komm, du weißt doch selber, dass das notwenig war. Und außerdem bist der wahre Held doch du, oder besser: wir zusammen! –Unser Team eben! Vorbild werden wir sein für Generationen von Märchen und Kinderschichten. Und in die Geschichte werden wir eingehen! Als die „Bestie von Gévaudan“ – der Werwolf von Frankreich!