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Das Schwein

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10.07.2015
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Das Schwein

Anne stöhnte laut und verzog das Gesicht. Die Rückenschmerzen wurden zunehmend stärker. Sie streckte die Wirbelsäule und schaute sich zufrieden um. Das Schwein war nach stundenlanger Arbeit endlich zerlegt. Auf der großen Arbeitsplatte in der Mitte der Küche lagen die Knochen, daneben die Tüten mit den Schlachtabfällen. Die Gefriertruhe war noch nicht befüllt, die zahlreichen Gefrierbeutel mit Bratenstücken, Steaks und Gulasch lagen aber schon bereit. Neben dem Fleischwolf standen zwei Schüsseln voll Hackfleisch, das noch portioniert werden sollte. Anne schaute sich die Fleischberge an und konnte immer noch nicht glauben, dass sie es ohne Hilfe geschafft hatte, das Schwein auf die Arbeitsplatte zu hieven.

Es dauerte noch lange, bis die Küche aufgeräumt war und die Reste entsorgt waren. Auch wenn sie schon todmüde war, briet sie sich noch ein Stück Fleisch zum Abendessen. Sie kaute mit Genugtuung und genoss jeden Bissen.

Als sie im Bett lag, dachte sie noch an ihren Mann Uwe. Sie vermisste ihn überhaupt nicht. Warum denn auch? Das Schwein hatte sie mit seiner Arbeitskollegin betrogen, die Affäre hatte mehrere Monate angedauert. Bevor Anne einschlief, lächelte sie zufrieden.

 

Hallo und willkommen!


Anne schaute sich die Fleischberge an und konnte immer noch nicht glauben, dass sie es vorhin ohne fremde Hilfe schaffte, das Schwein auf die Arbeitsplatte zu hieven.

...immer noch nicht glauben, dass sie es ohne Hilfe geschafft hatte, das Schwein...

Am Ende des Textes hätte ich lieber einen statt drei Punkte. Ansonsten finde ich deinen Kürzesttext sprachlich sauber. Bin gespannt auf weitere und längere Texte von dir. Denn: Ich schreibe mal, was ich während der Lektüre gedacht habe.
Nach dem Titel: Es geht um einen Mann, der ein Schwein ist.
Nach dem vierten Satz: ah, lustig, schön gespielt und den Leser in die Irre geführt. Es geht um ein echtes Schwein.
Nach dem fünften Satz: Oder doch nicht.
Ab Satz Nummer sechs: Ach nein, bitte nicht der Ehemann.
Aber so war es dann halt. Einen sehr kurzen Text mit einer netten Pointe finde ich völlig legitim. Für mich war sie zu vorhersehbar.

Liebe Grüsse
Peeperkorn

 
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Hallo marcbischof,

Nette kleine Geschichte mit doch überraschendem Ende. Klar, auf diese Kürze ist es schwer, eine wirkliche Geschichte zu erzählen, also mit Konflikt und Entwicklung und und und, aber ich fand den Text doch recht gelungen. Sprachlich sauber, keine wirklichen Schnitzer, es ließ sich einfach gut lesen. Und obwohl die Assoziation Schwein -> betrügender Ehemann nichts Neues ist, kam es doch überraschend, eben weil du auf die Kürze kaum Hintergründe zu der Beziehung lieferst und weil der Mann überhaupt erst im letzten Absatz auftaucht. Man könnte sich hier sicher über mangelnde Hintergründe streiten, aber ich glaube, es war nicht deine Absicht, hier einen Psychothriller oder eine Charakterstudie zu schreiben. Und als kurzer Happen zwischendurch, taugt dein Text allemal. (no pun intended)

Und, bei Gott, hat sie den echt gegessen?

Auch wenn sie schon todmüde war, briet sie sich noch ein Stück Fleisch zum Abendessen. Sie kaute mit Genugtuung und genoß jeden Bissen.

Sieht ganz danach aus, da wird einem ja ganz anders; genoss, übrigens. ;)

Neben dem Fleischwolf standen zwei Schüsseln voll Hackfleisch, das noch portioniert werden sollte..

werden sollte ..., oder ist da ein Punkt zu viel?

Es dauerte noch lange, bis die Küche aufgeräumt war und die Reste gut entsorgt waren.

Ich finde, das gut kannst du streichen, denn was heißt gut entsorgt? Gibt es in diesem Fall auch ein schlecht entsorgt?

Das Schwein hat sie mit seiner Arbeitskollegin betrogen, die Affäre dauerte schon mehrere Monate an.

Hier würde ich das PQP benutzen, da bekommt der letzte Satz nochmal mehr Gewicht und etwas ... Endgültiges.

So ein fieses SchweinLeerzeichen...

Ich fand's nett.

Beste Grüße,
gibberish

 

Ich nochmal. Nachdem ich den Kommentar von gibberish gelesen habe, frage ich mich, ob ich einfach ein krankes Hirn habe. Kann auch sein.

Gruss
Peeperkorn

 

Vielen Dank für Eure Meinungen und Tipps.
Habe einige der Vorschläge schon umgesetzt. Die Idee zu der Geschichte kam vor zwei Tagen, ich schrieb die Story heute (im Urlaub) unter erschwerten Bedingungen auf einem kleinen Tablet :-)

Zum Thema "gut entsorgte": damit wollte ich eigentlich andeuten, dass es nicht das " in die Tonne stecken" gemeint war, ohne zu viel zu verraten.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo marcbischof

deine Geschichte gefällt mir! Vor allem das Spiel mit dem Schwein, wenn man das so sagen möchte. Peeperkorn hat darauf schon hingewiesen.

Einige Vorschläge: Vielleicht könntest du die Geschichte doch etwas ausweiten. Sicherlich liegt der Charme der Geschichte ein Stück weit in ihrer Kürze, aber dieses bereits angesprochene Verwirrspiel lässt sich vielleicht gut benutzen, um etwas Spannung aufzubauen.
Und ich würde darüber nachdenken, die beiden "Schwein"-Erwähnungen im letzten Absatz zu streichen. Ich bin mir da gerade selbst noch nicht so sicher, aber ich würde damit etwas herumprobieren. Ich hatte in dem Moment geschnallt was los ist, als der Ehemann erwähnt wurde. Bei den nochmaligen Verweisen auf das Schwein fühlte ich mich unnötig mit der Nase darauf gestoßen.
Deine Geschichte ist übrigens ein schönes Beispiel für Kontext in der Literatur: Ich hatte schon zu Beginn den Krimi-Tag gesehen und dann noch zusätzlich, dass deine Geschichte nicht sonderlich lang ist. Als dann am Anfang nur übers Schlachten erzählt wurde, schwante mir bereits böses.
Und wo wir bei Tags sind. Den würde ich vielleicht in "Horror" ändern und "Alltag" ist ja wohl auch eher ironisch gemeint, was? ;)

Insgesamt: :thumbsup:
lg, Bishop

 

Hallo marcbischof,

herzlich willkommen hier.

Ich fand deine Miniatur in ihrer Kürze ebenso unterhaltsam und du hast mich wirklich drangekriegt, denn ich hatte bis zum Ende harmlose Gedanken. Fragte mich, ob sie denn etwa noch Rinderhack unter das verhackerte Schweinefleisch mischen wollte und wohin nur mit den ganzen Schlachtabfällen und und und ... Und dann so etwas!

Dein Text lebt vermutlich von dieser Pointe - wenn man dir nicht schon zu früh auf die Schliche kommen sollte - von einer Kurzgeschichte sehe ich ihn natürlich noch weit entfernt. Dafür fehlen einfach Handlung und Hintergründe, die eine derart grauenhafte Tat beleuchten. So gesehen müsste dann ja quasi jede/r zweite Ehemann/Ehefrau zum schweineschlachtenden Monster mutieren. Und auch wenn es Kurzgeschichte heißt, aber so einfach gestrickt sind die dann auch nicht.

Ich kann mich übrigens Bishop voll und ganz anschließen: Die beiden Schwein-Erwähnungen im letzten Absatz müssen nicht sein. Ich war zwar bis zum letzten Absatz unwissend, aber zu viel des Guten vermittelt dann wieder das Gefühl, als wäre der Leser zu dämlich, sich das selbst zusammenzureimen.

Wie gesagt, gern gelesen, gut geschrieben, auch wenn es jetzt keine klassische Kurzgeschichte war.

Gruß,
rehla

 

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