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Das verhängnisvolle Graffiti

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09.11.2001
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Das verhängnisvolle Graffiti

Laura öffnet einen Moment lang verschlafen die Augen und kneift sie gleich wieder zusammen. Grosse Regentropfen prasseln mit einem dumpfen Geräusch gegen die Fensterscheibe. Sie streckt sich und gähnt ausgiebig, bevor sie wiederwillig unter der Decke hervorkriecht. Ein paar Sekunden lang sitzt sie auf dem Bettrand, kämmt sich ihre langen Haare mit den Fingern, gibt sich einen letzten Ruck und stolpert in die Küche. Sie streicht sich eilig ein Butterbrot und verzehrt es genussvoll, während sie zwischendurch etwas Kaffee schlürft. Einen Blick auf die Armbanduhr bestätigt ihr, dass sie sich beeilen muss. Hektisch stürzt sie aus der Küche direkt ins Badezimmer. Die Tür schlägt mit einem lauten Knall zu. Ihr Spiegelbild verschwimmt ihr vor den Augen, während sie sich wäscht. Egal, sie sieht es ohnehin nicht gerne an. Nichts an ihr scheint attraktiv zu sein. Schlaffes, dunkelbraunes Haar, schneeweisse Haut, blassblaue Augen, die immer entweder dumm oder frech dreinsehen. Laura wäscht sich und kämmt das schnittlauchgerade
Haar, das ihr weit über die Schultern hängt und zieht sich danach Rock und Pullover an.
Während sie sich die Schuhe zuschnürt, blickt sie durch die Verandatür in den Garten hinaus. Es giesst in strömen. Laura schnappt sich schnell ihren prall gefüllten Schulranzen, hängt ihn über die Schultern und trabt los.

Die Schulstunden dauern wieder einmal viel zu lange. Laura wirft alle drei Minuten einen Blick auf die Uhr, welche direkt oberhalb des Lehrerpultes montiert ist. Die Stunden wollen nicht vorbeigehen. Kessie, ihre Banknachbarin schiebt ihr plötzlich einen kleinen, zerknüllten Zettel zu. Laura faltet ihn sorgfältig auf, während Herr Schulz, ihr Mathelehrer genervt versucht der Klasse die Geradengleichung zu erklären. Sie streicht ihn glatt und ihre Augen schweifen langsam über die Nachricht. Ihr Herz fängt wild an zu schlagen. Lauras Gesicht nimmt einen käsigen Farbton an, während sie den Zettel unauffällig in ihren Schulranzen gleiten lässt. Laura versucht vergebens dem Unterricht zu folgen. Ihre Gedanken drehen sich nur noch um den Zettel, dessen Nachricht ihr die Galle hochkommen lässt. Endlich läutet die Schulglocke. Laura rennt mit ihren Mitschülern hinaus. Die meisten lachen und lärmen.

Während sie in Richtung Bahnhof schlendert, peitscht ihr der Regen ins Gesicht. Ihre Haare kleben wie nasse Fäden an ihrer Haut. Durchnässt kommt sie am Bahnhof an. Mit langsamen Schritten schleicht sie durch die Ankunftshalle. Ihr jagen immer wieder die gleiche Gedanken durch den Kopf: Was ist, wenn Kessie recht hat ?Hat sie wirklich Jemand beobachtet? Aber es war doch weit und breit Niemand zu sehen!
Nun hat sie ihr Ziel erreicht. Laura steht mit zitternden Knien vor dem Eingang der Wartehalle. Sie holt einmal tief Luft, stösst die orangefarbene Tür auf und tritt in den Raum. Es sah alles noch so aus wie vor ein paar Stunden, als sie schon einmal hier waren, sie und Kessie! Nur war es da Nacht und darum auch sehr dunkel. Sie blickt geradewegs auf die Wand, die sich oberhalb der befestigten Stühlen des Wartesaals erstreckt. Da war es, in grossen verzierten Buchstaben und in knalligen Farben gesprayt. Ihr Graffiti! Das Werk von Kessie und ihr. Laura sieht sich nach allen Seiten um. Es ist Niemand zu sehen. Sie tritt näher an das Bild und betrachtet es mit weit aufgerissenen Augen, als sie plötzlich eine Sirene wahrnimmt. Nur ganz leise, aber sie scheint immer lauter zu werden. Lauras Knie fangen an zu beben. Sie zittert am ganzen Körper. Die Sirene scheint nun sehr nahe zu sein. Laura sackt auf den Boden. Grosse Tränen laufen ihr übers Gesicht. Schritte sind hinter ihr zu hören. Schwere Schritte, die immer näher kommen. Jemand packt sie hart an den Schultern. Laura schaut noch einmal auf. Durch ihre Tränen sieht sie das verschwommene Graffiti zum letzten mal an. Ihre Augen schweifen durch den Saal und da entdeckt sie etwas, dass sie vorher noch nie gesehen hat. Neben der grossen Uhr an der gegenüberliegenden Wand ist eine Überwachungskamera befestigt..........

 

Hallo,
eine sehr gute Geschichte von der man denken das man so etwas selber mal erleben kann. Sie ist sehr gut geschrieben und es ist ein aktuelles Thema.

 

Hallo!!
Deine Geschichte ist gut geschrieben die Metapher : Ihr schnittlauchgerades Haar gefällt mir sehr gut!!

 

Hallo!
Eine tolle Geschichte! Besonders der Schluss finde ich sehr spannend. Man kann sich richtig in Lauras Lage versetzen. :p

 

Rechtschreibung, kein Problem.
Thema, eher ein Problem.

"Naives Mädchen krakelt mit Freundin Bahnhof voll, schaut sich nicht nach Videoüber- wachung um. Mädchen wird, eine Tränenspur hinter sich her ziehend, von Polizei ver- haftet."

Also bitte, wie soll Jemand, der sich beim Versuch sein Graffiti ein zweites Mal anzuschauen in die Hosen macht, in der Lage sein eine Spraydose zu kaufen?

Was soll der Leser daraus folgern?
Dass alle weiblichen Versuche, ein Graffiti zu writen, zwangsläufig scheitern müssen?

:p

 

Naja, die Botschaft in der Geschichte entdecke ich auch nicht (ausser die ist: Böse sein zahlt sich nicht aus! [Meine Meinung: Böse sein zahlt sich aus! ;) ]).
Auch sonst, kaum ist sie in dem Raum kommt auch die Polizei angerauscht... Da wäre noch die Kamera, mein Gott (oder Satan) wer wäre so blöd, und würde sich nicht nach Kameras umschauen, wenn er in einem Raum sprayen geht? Ich kenne niemanden der so dumm ist!
Die Rechtschreibung ist ok, und als sie den Zettel erhält, baut sich in der Geschichte auch Spannung auf. Aber woher weiss ihre Kollegin plötzlich, dass sie jemand beim sprayen gesehen hat?
Gruss an alle AB- und DCler/innen

 

Du baust eine gute Spannung auf. Ich dachte die ganze Zeit an eine Person, die die Beiden gesehen hat. Beim lesen spürte ich die Zweifel von Laura, nachdem sie den Zettel bekommen hat.
Wieso geht die Freundin von Laura, Kessie, nicht mit an den Bahnhof? Sie hat ja auch mitgeholfen, das Graffiti zu sprayen. Ich würde vor allem nicht gerade am nächsten Tag zum neuen Graffiti gehen und es bestaunen.
Du hattest eine gute Idee, aber es wurde nicht so gut ungesetzt.
Unter dem Strich ist deine Geschichte gut.

Gruss Steffi

 

Also mir gefiel die Geschichte eigentlich recht gut.
Denn sprachlich fand ich, dass deine Geschichte wirklich durchdacht war, jedoch auch ich konnte keine Botschaft in dieser Geschichte entdecken. Und somit regte sie auch nicht besonders stark zum Denken an!
Trotzdem es ist eine Geschichte, die es verdient gelesen zu werden! ;)

 

Die Geschichte fand ich am Schluss etwas enttäuschend. Du hast schön mit Metaphern gearbeitet und auch Spannung aufgebaut, doch dann so ein Fehler. Eine Überwachungskamara übersehen, da erwartet der Leser etwas besseres. Schade, ansonsten gefällt die Geschichte mir auch nicht schlecht.

 

Hallo Angel
Die Stimmungslage der Hauptfigur wird sehr gut dargestellt.
Der Schluss der Geschichte flacht dann ein weing ab: Big Polizei is watching you.
Da werde ich ja geradezu Paranoid. :eek: :eek:

 

Hallo Angel!

So, wie du Laura zu Beginn der Geschichte beschreibst, ist sie eher eine graue Maus. Ich glaube kaum, daß ein solches Mädchen Graffiti sprüht.
Als Kessie ihr den Zettel gibt, habe ich alles mögliche erwartet, aber nicht das, was kommt. Und es ist leider auch nicht logisch aufgebaut: Was steht auf dem Zettel? "Da ist eine Überwachungskamera"? Dann wäre Laura wirklich blöd, dahinzugehen!
Die Idee der Geschichte finde ich nicht schlecht, auch wenn ich nicht so ganz darin übereinstimme, daß Graffiti böse sind und unbedingt bestraft werden müssen! ;)
Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:


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Sonne macht albern

 

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