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Der arrogante Zauberschüler

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25.10.2009
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Der arrogante Zauberschüler

Lysander prüfte noch einmal, ob seine Robe richtig saß. Wie immer perfekt. Sollte er seinen Stab lieber in der Mitte oder am Kopfende halten? In der Mitte wäre für diesen Anlass zu leger; also am Kopfende. In die rechte oder linke Hand? Der Direktor würde ihm sagen, dass er einen begehrten Posten bekommen würde und ihm danach die Hand schütteln; also in die linke. Nicht dass er gerne mit dem Direktor sprach, der alte Sack redete immer unerträglich langsam und sagte alles zweimal. Ein Blick auf die Taschenuhr bestätigte, dass es fast fünf Minuten nach Mittag war. Lysander kam immer auf die Sekunde genau fünf Minuten zu spät, um zu unterstreichen, wie wichtig er war. Er entfernte noch schnell ein paar Staubkörner von dem Stein, der seinen Stab zierte, und öffnete die Tür.

Direktor Meinhards Büro war mit achtlos aufgestapelten Büchern vollgestopft. Früher oder später, würden die Türme umfallen wie Dominosteine. Lysander bedauerte ein wenig, dass er das Schauspiel verpassen würde.
„Ich glaube, ich habe ihr Klopfen nicht gehört. Nicht gehört habe ich ihr Klopfen“, begrüßte ihn Direktor Meinhard.
Unaufgefordert setzte sich Lysander auf einen freien Stuhl. Bestimmt hatte der Alte vergessen, warum Lysander hier war.
„Sie wollten mit mir über meine Karriere reden“, sagte Lysander. „Schließlich habe ich die besten Noten der gesamten Abschlussklasse“, fügte er vorsichtshalber hinzu.
Der Direktor schlug einen goldenen Aktenordner auf. „Wie sie wissen bekommt unsere Schule Hunderte Anfragen nach unseren Absolventen. Jeder will unsere Absolventen beschäftigen. In diesem Ordner stehen die begehrtesten Positionen, für die nur unsere besten Schüler geeignet sind; jemand, der so eine Position bekommt, hat für sein Leben ausgesorgt. Ausgesorgt hat er. Da viele dieser Kunden für unsere Schule sehr wichtig sind, reichen Noten dafür alleine nicht aus. Alleine sind Noten nicht ausreichend.“ Er nahm ein paar Blätter Papier zur Hand, rückte seine Brille zurecht und begann zu lesen. „Sehen wir mal, wie ihre Lehrer sie beurteilen. Nach einstimmiger Meinung sind sie ein ... arroganter, anmaßender, beleidigender Klugscheißer. Ein Klugscheißer sind sie. Würden wir sie einem Adligen als Berater schicken, würde er sofort seine Beziehungen mit der Schule abbrechen. Abbrechen würde er sie. Würde man sie als Diplomat einsetzen, würde augenblicklich ein Krieg ausbrechen. Ausbrechen würde ein Krieg. Außerdem sprengen sie gerne Eichhörnchen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Eichhörnchen sprengen sie.“
Lysanders Unterkiefer fiel runter. Er versucht etwas Angemessenes zu sagen, bekam aber keinen Ton heraus. Direktor Meinhard schlug einen weiteren Ordner auf, diesmal einen roten mit aufgemalten Totenköpfen.
„Die einzige Möglichkeit sind diese zwielichtige Vereinigungen, denen wir normalerweise keine Schüler schicken. Zwielichtige Vereinigungen sind die einzige Möglichkeit. Die beschweren sich nicht, wenn wir ihnen ungeeignete Schüler schicken, sie schneiden ihnen nur unbürokratisch im Schlaf die Kehle auf. Die Kehle schneiden sie ihnen auf. Oder sie schließen sich ein paar Abenteurern an; wenn sie erst mal ein paar Heldentaten auf ihrem Konto haben, lässt man ihnen vieles durchgehen. Vieles durchgehen lässt man ihnen.“
Lysander versuchte sich vorzustellen, wie er mit seinen Kameraden durch Wälder und Sümpfe marschiert, selbstlos Bauern vor Monstern beschützt und nachts am Lagerfeuer mit einem guten Krug Bier Lieder singt. Lieber würde er auf der Stelle tot umfallen. Zumindest fiel ihm jetzt eine geeignete Antwort ein.
„Du seniler alter Ziegenbock! Deine termitenzerfressene Bruchbude von Schule kann mir gestohlen bleiben!“
Das hatte gesessen. Lysander riß eilig ein paar Seiten aus dem roten Order und rannte nach draußen. Jetzt brauchte er erst einmal ein paar Eichhörnchen.

 

Ich fange demnächst meine Serie Paradox (weil sich ein X im Namen immer gut leest) an. Eine klischebehaftete Reihe nach dem üblichen Zwergeelfenorks-Schema.
Da wollte ich mich schon mal warmschreiben.
Ihr werdet euch sicher freuen, dass Lysander und Meinhard bestenfalls Nebencharaktere werden.

 
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Hallo Schwarzer Ritter,

den Inhalt Deiner Geschichte fand ich amüsant. Erinnert mich etwas an Terry Pratchett. Auch der Tick des Direktors ist witzig (auch wenn ich die Wiederholung der Aussage vom Rest durch einen Punkt trennen würde. Durch einen Punkt würde ich ihn trennen.)

Du hast aber ein paar Fehler im Text, die Dir bei Deiner Reihe nicht passieren sollten ...

Direktor Meinhards Büro war vollgestopft mit achtlos aufgestapelten Büchern.
Satzstellung:
Direktor Meinhards Büro war mit achtlos aufgestapelten Büchern vollgestopft.

Früher oder später, würden

Die Satzzeichen bei wörtlicher Rede müsstest Du Dir noch einmal genau anschauen. Hier zum Beispiel:
„Sie wollten mit mir über meine Karriere reden.“ sagte Lysander, „Schließlich habe ich die besten Noten der gesamten Abschlussklasse.“ fügte er vorsichtshalber hinzu.

Richtig wäre es so:
„Sie wollten mit mir über meine Karriere reden“, sagte Lysander, „Schließlich habe ich die besten Noten der gesamten Abschlussklasse“, fügte er vorsichtshalber hinzu.
Das musst Du im kompletten Text verbessern.

Der Direktor schlug einen goldenen Aktenordner auf. „Wie sie wissen, bekommt ...

In diesem Ordner stehen die begehrtesten Positionen, für die nur unsere besten Schüler geeignet sind; jemand, der so eine Position bekommen würde, hätte für sein Leben ausgesorgt, ...
Hier sehe ich keinen Grund für einen Strichpunkt. Ein Punkt wäre hier sinnvoller (übrigens auch oben im ersten Absatz).

Würden wir sie einem Adeligen als Berater schicken, würde er sofort seine Beziehungen mit der Schule abbrechen, abbrechen würde er sie.

Lysanders Unterkiefer fiel runter.
Der Unterkiefer klappte herunter. Wäre er herunter gefallen, hätte der Junge ein Problem ;)

Er versucht etwas Angemessenes zu sagen, bekam aber keinen Ton herraus.

Die beschweren sich nicht, wenn wir ihnen ungeeignete Schüler schicken, sie wachen schlimmstenfalls irgendwann mit durchschnittener Kehle auf, die Kehle schneiden sie ihnen auf.
Hier würde ich einen Punkt vor "sie wachen ..." machen, sonst bezieht man das "sie" mein Lesen erst einmal auf die Vereinigungen.

selbstlos Bauern vor Monstern beschützt ...

Deine termitenzerfressene Bruchbude ...

Lysander schnappte sich ein paar von den Kehlenanfragen und lief schnell nach draußen.
Kehlenanfragen?

Jetzt brauchte er erst einmal ein paar Eichhörnchen.
Guter letzter Satz! :D

Irgendwo habe ich aber noch ein oder zwei Verben in der Gegenwart gesehen. Schau Deinen Text noch einmal durch - es ist wichtig, dass Du die Zeiten konsequent durchziehst.

Könnte lustig werden Deine Reihe - selbst wenn diese beiden Burschen mehr als nur Nebendarsteller sind.

Liebe Grüße

elisabeth

 

Hallo Schwarzer Ritter!

Die Kritikpunkte, die auch ich hatte, hat bereits Elisabeth genannt.
Ich finde deine Geschichte toll.

Die Gedanken des Zauberschülers zu Beginn haben mir besonders gut gefallen.

Ich hätte auch nie gedacht, dass man in einer so kurzen Geschichte tatsächlich einen Spannungsbogen einbauen kann. Das ist dir ebenfalls gut gelungen.

Die schrullige Eigenart des Direktors gibt der Geschichte dann noch den amüsanten Touch. :)

Rundum gelungen!

LG, Elfaron

 

Danke für die Kommentare. Die meisten Fehler konnte ich dank elisabeth korrigieren. Diejenigen, die noch drin sind, habe ich folglich mit Absicht gemacht.

Erinnert mich etwas an Terry Pratchett.
Warum sagen das bloß alle? Ich habe Pratchett nie gelesen und jetzt habe ich ein wenig Angst davor.

Das ist ein Riesenproblem, da Paradox eigentlich sehr viel düsterer werden soll. Da ist wohl eine zweite Probegeschichte fällig.

 

Hi Schwarzer Ritter,

nette Geschichte, nach dem Motto "Hochmut kommt vor dem Fall".
Ich finde allerdings, Du könntest noch mehr draus machen. Du könntest die Gefühle des Zauberschülers noch viel mehr rausstellen. Was fühlt er genau, als er feststellt, er wird weit weniger toll gesehen, als er sich selbst einschätzt?
Auch würde ich gerne den Direktor besser kennenlernen. Hat er Menschengestalt? Seine Sprache finde ich ganz nett, aber ich hätte ihm noch ein paar weitere skurile Eigenschaften gegeben.

arroganter, anmaßender, beleidigender Klugscheißer.

Das ist mir zu vage. Lass' den Direktor ein paar Beispiele anführen. In welchen Situationen ist der Schüler arrogant, anmaßend, beleidigend?
Die reine Aufzählung von Eigenschaften in Form von Adjektiven zeigt mir zu wenig vom Verhalten des Zauberschülers. Du hast mich neugierig gemacht und ich will mehr erfahren ;).

In der Mitte währe für diesen Anlass zu leger; also am Kopfende.

Bitte: wäre

"Kopfende" erinnert mich irgendwie an ein Bett und nicht an einen Zauberstab. Oder hat der Stab einen Kopf?

In die recht oder linke Hand?

rechte

Wie sie wissen bekommt unsere Schule Hunderte Anfragen nach unseren Absolventen.

Wie Sie wissen KOMMA bekommt ...

Das mit dem Anrede-Sie kommt noch ein paar Mal. Das schreibt man in der wörtlichen Rede immer groß.

Er versucht etwas Angemessenes zu sagen,

versuchte
Tempus

Nette Idee, aber - wie ich finde - noch ausbaufähig. Außerdem solltest Du versuchen, "dass-Konstruktionen" zu vermeiden. Da sind einige im Text, sicherlich findest Du dafür Alternativen.

Liebe Grüße
Giraffe :)

 
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Hi schwarzer Ritter.
Die Gescichte ist tatsächlich so etwas wie eine AUfwärmübung. Liest sich gut, hat aber für mich kein richtiges Ende. Auf jeden Fall macht sie lust auf mehr.
Klingt übrigens auch für mich nach Terry Prattchet.

Früher oder später, würden die Stapel sicher umfallen wie Dominosteine. Lysander bedauerte ein wenig, dass er das Schauspiel verpassen würde.
Wortwiederholung

Lg
Bernhard

 

Erinnert mich auch ein wenig an Terry Pratchett, aber hat auch was eigenes. :)

 

Hey Schwarzer Ritter,

da Du so aktiv im Kommentar schreiben bist dieser Tage, dachte ich mir, schauste mal bei ihm vorbei und musst doch erst mal um Einlass ins Archiv bitten :). Hoffe es geht Dir nicht gegen den Strich, wenn ich hier was aus dem Keller zerre.

Ich fand die kleine Episode unterhaltsam und hätte gern mehr gelesen. Den Direktor mit seinen ewigen Wiederholungen, schöne Figur. Und dagegen den jungen Lysander, diesen kleinen arroganten Schnepf, schöne Kombi. Die Geschichte ist allerdings zu kurz und einfach, um mich jetzt richtig begeistern zu können, aber sei es drum auch Snacks werden gern genommen ;). Nur machen die meistens eben Appetit auf mehr.

Lysander prüfte noch einmal, ob seine Robe richtig saß: wie immer perfekt.

Ich würde zwei Sätze draus machen.

In der Mitte währe für diesen Anlass zu leger; also am Kopfende.
wäre

In die recht oder linke Hand?
rechte

Er entfernte noch schnell ein paar Staubkörner von dem Paradoxstein, der seinen Stab zierteKOMMA und öffnete die Tür.

Direktor Meinhards Büro war mit achtlos aufgestapelten Büchern vollgestopft. Früher oder später, würden die Stapel sicher umfallen wie Dominosteine.
Den zweiten Stapel durch Türme ersetzen und schon biste die Wiederholung los.

... jemand, der so eine Position bekommen würde, hätte für sein Leben ausgesorgt.

Warum Konjunktiv? Ist doch so.
jemand, der so eine Position bekommt, hat für sein Leben ausgesorgt.

Nach einstimmiger Meinung sind sie einLEERZEICHEN... arroganter, anmaßender, beleidigender Klugscheißer.

:lol:
Lysanders Unterkiefer fiel runter.

Wurde schon erwähnt, "fiel" ist hier nicht das richtig Verb. Oder er fällt tatsächlich zu Boden und Lysander muss ihn erst umständlich wieder einsetzen. Wie so eine Prothese :D.

Er versucht etwas Angemessenes zu sagen, bekam aber keinen Ton herraus.

heraus

Direktor Meinhard schlug einen weiteren Ordner auf, diesmal einen roten mit aufgemalten Totenköpfen.
den roten

„Die einzige Möglichkeit sind diese zwielichtige Vereinigungen, denen wir normalerweise keine Schüler schicken. Zwielichtige Vereinigungen sind die einzige Möglichkeit.

Ab dieser Stell verliert die Geschichte an Pfiff, finde ich. Da bräuchte ich eigentlich mehr. Ich verstehe auch nicht ganz den Zusammenhang zwischen Kehle aufschlitzen und den guten Tataen. Sind zweilichtige Vereinigungen dafür bekannt, Leute zu verschonen die sich durch gute Taten auszeichnen?
Also, den Lysander da wen zu übergeben, der den Leuten die Kehle aufschlitzt, finde ich schon Klasse. Da sollte die Geschichte weitergehen. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dem zu entkommen. Die fünf guten Taten am Stück und dann darf er doch noch Tellerwäscher werden :). Naja, Möglichkeiten gäbe es sicher mehrere die Geschichte auszubauen.

Auch wenn Du an der Geschichte nicht mehr weiterschrauben willst, irgendwann hat man sie für sich selbst ja abgeheftet, die Fehler können ja noch raus. Nur falls noch mal wer buddeln kommt.

Aber Danke für die kurzweilige Unterhaltung, die eigentlich vor allem eines macht: Lust auf mehr.

Beste Grüße Fliege

 

Daß sich überhaupt noch jemand an die Geschichte erinnert. Ich habe sie nämlich vergessen.
Die Fehler auf die du mich aufmerksam gemacht hast, wurden korrigiert.
Bis auf den Unterkiefer. Ich habe in Büchern beide Versionen gelesen deshalb werde ich diese Stelle nicht ändern.
Wenn ich mit ein paar anderen Projekten fertig bin, werde ich villeicht eine Fortsetzung schreiben, aber große Änderungen werde ich an dieser Geschichte nicht vornehmen.
Schließlich bin ich nicht George Lucas.

 

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