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Der Auftrag des Gefallenen

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04.11.2009
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Der Auftrag des Gefallenen

Der Auftrag des Gefallenen

1
Früh wurde es in den kälteren, letzten Monaten des Jahres dunkel, um den bevorstehenden Winter als auch das immer näher rückende Ende des Jahres gleichermaßen zu verkünden. Doch eigentlich interessierte es eine bestimmte Gruppe Menschen eher, dass der Tag früher der Nacht wich als in den warmen Monaten: Gewissenlose Söldner.
Nun, vielleicht trifft die Umschreibung gewissenlos eigentlich auf jeden Söldner zu, da ein Söldner in der Regel ja eine Person ist, die für Geld alle nur denkbaren und in ihrer Macht erfüllbaren Aufträge von Leuten annahmen, die sich in eben genau dieser Regel nicht gerne Finger schmutzig machen.
Aber worauf man mit dieser Beschreibung eigentlich hinaus will, ist dass es die Art von Söldner waren, die absolut und generell kein Pardon gewährten und ihren potentiellen Opfern gegenüber so viel Mitleid schenkten wie eine hungrige Katze einem Vogel oder Dinge auf nicht-legale Art und Weise auf eine solch eiskalte Art entwendeten, dass Väterchen Frost beim Anblick wohl ein Sonnenbad nehmen würde. Okay, ich schätze jetzt wird es jeder verstanden haben worauf man bei diesen Be- und Umschreibungen hinweisen möchte...aber eigentlich geht es in dieser Geschichte nicht um solch zwielichtige Gestalten; zumindest nicht, wenn man die Maßstäbe ein wenig lockert.
Das Land Praxryk ist so rau wie Sandpapier und stellt an seine Bewohner eben genau diese Eigenschaften, sofern sie die hiesige Natur er- und vor allem überleben wollten. Der Frühling schaut nur kurz und schnell in diesem Teil des Planeten vorbei, denn selbst er möchte unter den rauen Umständen dieses Landstrichs nicht gerne verweilen oder Ärger bekommen. Dennoch bringt er die von Goldsuchern und Schatzjägern lang erwartete Schneeschmelze und ist deshalb einer von wenigen gern gesehenen Gästen. Der Sommer spendet relativ exakt genau vier Monate warmes Wetter (üblicherweise ist diese Zeit vom fünften bis zum achten Monat angesetzt) und kann damit einige reisende Händler anlocken, die auch nur zu dieser Zeit kommen würden. Der Herbst wird von allen vernommen aus dem Land zu verschwinden, wenn sie nicht aus wirklich hartem Holz geschnitzt sind oder sich nicht wie diejenigen, die bleiben wollen, einen Vorrat anlegen können. Wer den dann eintretenden langen Winter er- und überlebte, wurde in den übrigen Teilen der Welt als „harter Hund“ angesehen, den wohl nur noch eine Frau mit Schnurrbart oder nicht-schmackhaftes Hundefleisch erschrecken konnten.
Warum, kann dann eine außenstehende Person (wohl berechtigterweise) fragen, zieht es eigentlich Geschöpfe aller Art immer wieder in dieses raue und harte Land? Nun, die Beweggründe all dieser Geschöpfe sind mehr oder weniger gleich, denn alle haben das Ziel ihren Reichtum zu mehren.
Praxryk war nicht nur bekannt für seine harten Winter, sondern auch für seine reichen Bodenschätze, für die man allerdings sehr tief durch granitartigen Boden graben musste. Unglaublicherweise lebten auch einige reiche Familien in diesem Land, die jedoch größtenteils zur eben erwähnten Kategorie derer gehören, die sich nicht gerne die Finger schmutzig machen.
Der Lohn für Aufträge dieser Familien wurde im Normalfall als sehr gut bezahlt umschrieben und da zwangsläufig jeder, der sich längere Zeit in Praxryk aufhält, ein wenig mehr an klingenden Münzen brauchte, fand sich auch in aller Regel für jeden Auftrag einen Abnehmer (ob er nun unbedingt wollte oder nicht).
Gewöhnlich hängen in den zahlreichen Gasthäusern, die nur wenige Meilen voneinander entfernt lagen, Aufträge verschiedenster Art von den verschiedensten Anbietern (natürlich gegen eine geringe Gebühr an den Wirt) in Form von kleinen Papierseiten an den Wänden und warten nur darauf, von jemandem auf der Suche nach schnellem Geld angenommen zu werden.
Aber jetzt, um vorerst nicht noch weiter auszuholen, wollen wir diese Geschichte erst einmal beginnen.

2
Es war der neunzehnte Tag des zehnten Monats und für viele Wanderer und Reisende zum Glück noch nicht zu kalt um weiterzuziehen. In den südwestlich flachen Regionen des Landes wehte ein kalter Wind um das karge und steinige Land, in dem nur alle Dutzend Kilometer ein paar wenige Pflanzen Nährboden finden konnten m zu wachsen.
Tiefer im Landinnern gab es üppigere Vegetation, doch ging man dann das Risiko ein einen weiteren Weg aus dem Land hinaus gehen zu müssen, sobald der Winter plötzlich einsetzen würde und somit auch alle Flora einging.
Und noch weiter wieder zur anderen (also nordöstlichen) Seite hinaus ging das Land über die Bergregion von Kroop, wo bereits die ersten Schneeflocken fielen. Doch hausten dort ebenso wie das gefürchtete Wetter die gefürchteten Oger, die kurzen Prozess mit Eindringlingen machten.
Alle anderen Richtungen wiesen in andere Länder mit teils besserem Klima und besseren Bedingungen für eine gesunde Flora und Fauna, doch wenden wir uns nun der Südwestseite zu.
Durch einen großen Mischwald, in dem die Laubbäume ihr Herbstkleid langsam abzuwerfen beginnen, kommt eine Gruppe von sechs Personen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Diese Gruppe ist eine Zusammenkunft aus dem Menschen Ancarion „Lex“ Mortis, der Elfe Lucy „Liv“ Tayran, dem Zwerg Rurak „Stahl“ Schmiedhammer, der Katzenwesenfrau Magnolia „Ivy“ Pawfury, dem Halbling Ranma „Deus-Ex“ Nachtweide und dem Orc Dairox „Schmerzwind“ Karu.
Vor etwa zwei Jahren hatte zufällig ein ungewöhnlicher Auftrag Lex, Liv, Stahl, Ivy und Deus-Ex zu Partnern gemacht und als sie am Ende sogar ein gefährliches Krabbenmonster besiegen konnten um an ihr Ziel, ein altes Pergament, zu kommen, machten sie sich als Gruppe auf die Suche nach noch mehr Abenteuern und Geld.
Vor einem anderthalben Monat hatten sie einen Auftrag angenommen eine Höhle nahe eines Dorfes von allen darin lebenden Ungeheuern zu säubern und dabei Schmerzwind getroffen, der mit seiner riesigen Zweihandaxt eine große Hilfe gegen die gepanzerten Echsen und Riesenameisen war.
Das Jahr neigte sich seinem Ende entgegen und bald würde es vielerorts zu kalt sein um gut bezahlte Aufträge zu finden, außerdem wollte ein jeder von ihnen auch in Kürze ein wenig Zeit zu Hause verbringen und sich vollständig erholen. Doch noch wäre etwas Zeit, in der sie sich nicht die Zehen im Schnee abfrieren und ständig auf der Suche nach Feuerholz sein müssten.
Und wie könnte man das für sie sehr erfolgreiche Jahr besser abschließen als mit einem gut bezahlten Auftrag in Praxryk, einem der besten und lukrativsten Länder für Söldner. Und neben der Tatsache, dass ein weiterer erfolgreich ausgeführter Auftrag ihnen genügend Ersparnisse über den Winter bringen würde, konnte ihr Ruf als Gruppe dadurch nur profitieren, der ohnehin schon mittlerweile einen recht ordentlichen Ruf in diesen Kreisen genoss; bald würden sie auch nicht umherkommen über einen festen Gruppennamen zu denken, der ihren Klienten und möglichen Feinden eher im Gedächtnis bleiben würde als nur ihre Spitznamen.
In diesem Augenblick überquert die Gruppe die Landesgrenze von Tirnares nach Praxryk auf der Suche nach einem Gasthaus in der Nähe um einen letzten Auftrag für dieses Jahr anzunehmen. Und während sie den Wald verlassen und der kalte Wind beginnt ihnen um die Körper zu streichen, werfen wir doch noch einen kurzen Blick auf diese unterschiedlichen Charaktere.

3
Ancarion „Lex“ Mortis ist dreiundzwanzig Jahre alt, hat kurze, braune Haare und wurde in einfachen Verhältnissen als zweiter Sohn eines Schmiedes und einer Kauffrau geboren. Er erlernte bereits in jungen Jahren das Handwerk seines Vaters, doch war die Auftragslage mehr schlecht als recht, auf dass er sich nach seinem siebzehnten Geburtstag aufmachte um sein Glück zu versuchen. Mittlerweile steht der Name Lex in Söldnerkreisen für ein ausgeprägtes Sprengstoffwissen und guten Umgang mit dem Schwert.
Bevorzugt trägt er derzeit helle Kleidung, die ihm locker am muskulösen, hochgewachsenen Körper anliegt. Darüber trägt er ein Kettenhemd, welches ihm bis zu den Oberschenkeln und darüber eine Lederrüstung, die ihm bis zur Hüfte reicht, während seine Füße in festen Stiefeln steckten. Einzelne Lederrüstungsteile schützen noch seine Arme und Beine, während ein dicker Ledergürtel vor allem als Halterung seiner beiden Katanas, den beiden Pistolen und einigen Beuteln dient. Den Rest seiner Ausrüstung trägt er unter anderem in einem Rucksack auf dem Rücken.
Die einhundertfünf Jahre alte Elfe Lucy „Liv“ Tayran mit den nachtschwarzen, langen Haaren stammt aus teils adligem Hause als einziges Kind eines Tempeldieners und einer Priesterin. Mit großer Intelligenz und mächtiger Magie gesegnet absolvierte sie erfolgreich eine hohe Schul- und Magieausbildung, um hauptsächlich dem von ihrem Volk verehrtem Natur- und Lichtgott Lycaras zu dienen. Doch im Leben der zeitgefreiten Geschöpfe des Waldes kommt ein Abschnitt, in dem sich die jungen Novizen in der Welt beweisen müssen. Erst im Alter von dreihundert Jahren ist ihre Jungend offiziell beendet und werden als erwachsene und vollwertige Mitglieder der Gemeinschaft angesehen. Gemeinsam mit ihrer Jugendfreundin (wobei man dieses Wort hier natürlich mit den Augen einer durch die Zeit unsterblichen Elfe betrachten sollte) Ivy vom Stamme der Katzenwesen begab sie sich daraufhin auf die große Reise.
Die weite, lilafarbene Robe aus magischem Stoff, der sie vor den meisten Natureinwirkungen bewahrte, war ein Geschenk ihres Vaters, wogegen der magische, fast zwei Meter hohe Holzstab mit den kunstvollen Runen ihr von ihrer Mutter mitgegeben wurde. Ihre Heilmittel und Kräuter waren sicher in den Beuteln an ihrem Gürtel und ihre Habseligkeiten in dem Rucksack auf ihrem Rücken verstaut, während gute Stulpenstiefel sie über das Land trugen.
Rurak „Stahl“ Schmiedhammer war ein Zwerg wie aus klischeehaften Fantasybüchern. Von kleinem Wuchs und prächtigem, rötlichem Bart bedeckt, war er mit seinen dreihundertsiebenundvierzig stets ein harter Arbeiter in den Mienen seines Volkes gewesen, in denen auch seine Eltern und seine elf Brüder und Schwestern ihre Arbeit verrichteten.
Doch in der Natur der Zwerge liegt eine gewisse Gier nach Gold und so kam es wie nicht anders zu erwarten, dass er eines Tages seine Sieben-Sachen zusammenpackte, sich in eine Ganzkörper-Stahlrüstung warf (die natürlich auch einen Helm und Stahlschuhe beinhaltete), mit einem Hammer bewaffnete der so groß wie er selbst war und zwei große, entgegengesetzte Köpfe hatte, und in die weite Welt zog auf der Suche nach Glück und (hauptsächlich) Reichtum.
Magnolia „Ivy“ Pawfury ist mit neunzehn Jahren das jüngste Mitglied der Gruppe und stammt aus dem mysteriösen Volk der Katzenwesen, die im Einklang mit den Waldelfen lebte, aus denen auch Liv stammte. Wie alle Vertreter ihres Volkes ging sie aufrecht wie ein Mensch und hätte im Dunkeln wohl auch mit einem normalen Menschen verwechselt werden können. Die Besonderheiten ihres Volkes sind jedoch das Haar, das am ganzen Körper sprießt (am Kopf ein wenig mehr), dem langen Schwanz und neben ihrer übermenschlichen Agilität und den erhöhten Reflexen auch die Fähigkeit hat, zwischen Tatzen und Händen, beziehungsweise Füßen zu wechseln, wie es ihnen gerade gefällt (so können sie in einem Moment Finger haben und in der nächsten Sekunde eine Tatze).
Geboren wurde sie in einem Wurf mit vier Geschwistern, wobei sie die einzige Geburt mit einem Gepardenfell war. Berufe im eigentlichen Sinn gibt es beim Stamme der Katzenmenschen nicht, da dieses Volk sehr naturverbunden ist und somit nur wenige Schamanen und Rudelführer hat. Als ihre Jugendfreundin Liv zu einer Reise aufbrach, begleitete sie die Elfe selbstverständlich, wobei sie nicht mehr trägt als einige Stoffreste, die an einen Bikini erinnern und eine nicht mehr ganz vollständige Lederrüstung, sowie ihre wenigen Gegenstände in einem Rucksack auf dem Rücken. Waffen werden von den Katzenwesen nicht benutzt, da sie sich auf ihre Krallen und den damit verbundenen waffenlosen Kampf verstehen.
Der Halbling Ranma „Deus-Ex“ Nachtweide stammt aus dem Hochland als zweiter von drei Kindern (ein älterer Bruder und eine jüngere Schwester) von einem Maschinist und einer biologisch-chemisch-begabten Mutter ab. In der weit verschlungenen und verzwickt verstrickten Berg-Wald-Siedlung der Halblinge finden sich wohl nur ihre Einwohner zurecht, die allesamt eine Faible für Technik und die Wunder der Explosion haben, was oft nahe zusammenliegt.
Die Neugier ist es, die den Sechsundzwanzigjährigen mit den kinnlangen, blonden Haaren voran und aus seinem Elternhaus treibt um die Wunder der neuesten Technik kennen zulernen und mit nach Hause zu bringen. Werkzeuge, Wurfwaffen und nur zwei kleine Dolche zum Kampf sind die Dinge, die er hauptsächlich neben seinem scharfen Verstand und dem vorlauten Mundwerk benutzt. Da Halblinge sich nicht gerne in eine Rüstung zwingen, trägt er nur die dunklen Kleider am Leib, über denen sein Werkzeuggürtel und der Rucksack sich befinden und seine flinken Füße in Sandalen stecken.
Dairox „Schmerzwind“ Karu war ein über zwei Meter großer, haarloser und muskelbedeckter Orc aus den Badlands. Der wortkarge, einundzwanzigjährige, grün-graue, vernarbte Hüne war ein Krieger durch und durch wie es bei seinem Volke brauch war. Über Vater und Mutter ist nicht viel bekannt, ebenso wenig wie über mögliche Geschwister, da Orcs in ihrer großen Gemeinschaft aufwachsen und keine Familie im eigentlichen Sinn haben.
Für Orcs war es nur normal das Rudel zu verlassen um Erfahrung in der weiten Welt zu sammeln und immer stärker zu werden, von daher kümmerte es auch niemanden als er sich dazu entschied zu gehen. Zu Anfangs hatte er nur seine gewaltige, zweiblättrige Axt dabei und war nur mit einem Lendenschurz bekleidet, doch mittlerweile hatten sich einige wenige Gegenstände angesammelt, die er mit einigen Lederstriemen verbunden auf dem Rücken trug.

Diese wahrhaftig ungewöhnliche Truppe war nun also auf dem Weg in eine stets ungewisse Zukunft, doch mit dem sicheren Ziel am Leben zu bleiben und als reichere Leute dieses Land wieder zu verlassen.

4
Nach einer Stunde schließlich erreichte die kleine Gruppe ein mittelgroßes Gebäude, das dem aussehen nach wohl schon einige Jahre auf dem Buckel hatte. Ganz aus Stein gezimmert bot es leicht zerfallen keinen wirklich einladenden Eindruck, doch aufgrund der anbrechenden Dunkelheit am frühen Abend wollten die sechs Gefährten eine mögliche Chance auf einen Auftrag nicht ungenutzt lassen.
Als sie etwa einhundert Meter davor waren, verließ eine andere Gruppe von etwa acht Personen das Gasthaus und entfernte sich rasch in Richtung Landesinnere. Offensichtlich schienen einige Aufträge auszuhängen, denn wenn eine größere Gruppe eilig ein Gasthaus verlässt ist das ein einigermaßen sicheres Zeichen dafür, dass sie einen Auftraggeber kontaktieren wollten.
Ein großes Holzschild, das an zwei Ketten über dem Eingang hing, verkündete den nicht sehr originellen Namen „Zum schunkelnden Stier“ und der Lärm schwatzender und schreiender Gäste drang bis nach draußen.
Die beste Art ein solches Gasthaus zu betreten, war es auf alles und jeden gefasst zu sein und schon im Voraus mit Ärger zu rechnen, der wahrscheinlich in einer Schlägerei und mit neuen Feinden endete.
Nichtsdestotrotz öffnete Lex die alte Holztür und fast augenblicklich schlug der Gruppe der Gestank von Tabak und Alkohol einem Schwall gleich entgegen. So oft man auch in Gasthäusern einkehrte, konnte man sich einfach niemals wirklich an diesen Geruch gewöhnen, wenn er einem immer wieder nach einer Wanderung durch die frische Luft entgegenkam.
Doch genauso schnell glitten natürlich die Blicke aller sich im Gasthaus befindenden Personen in Richtung Tür um die Neuankömmlinge zu begutachten. Alles in allem konnten etwa einhundert Personen gleichzeitig unterkommen, doch nur etwa die Hälfte aller Plätze waren belegt.
Die Gruppe trat nacheinander ein, Lex zuerst, Schmerzwind zum Schluss. Vor allem beim Anblick des Orcs und seiner riesigen Waffe, die er auf dem Rücken trug befanden es die meisten Gäste für besser, wenn sie sich wieder ihren Dingen und Angelegenheiten widmeten; nur einigen wenigen war klar, dass hier Konkurrenz gekommen ist, die ihnen lukrative Angebote jetzt wortwörtlich vor der Nase wegschnappen konnte.
Lex brauchte sich nicht lange umzusehen. „Liv, Ivy und Stahl; am besten schaut ihr als schon mal nach den Angeboten. Schmerzwind, Deus-Ex und ich machen einen Tisch klar und ordern was zu trinken beim Wirt, mit dem wir uns am Besten auch gleich lieb Kind machen sollten.“
„Alles klar“, gab der Zwerg zurück und trottete los, während die beiden Frauen ihm schweigend folgten.
Lex ging geradewegs auf den Tresen am anderen Ende des Raumes zu, den Halbling und den Orc gewissermaßen im Schlepptau. Niemand hatte ihn zum Anführer gemacht, doch von allen konnte er am Besten reden, wenn es um Gasthäuser und Aufträge ging; sein Charisma und Trinkverhalten sprangen aus irgendeinem Grund vor allem Wirten sofort entgegen wie eine Springmaus.
Der Wirt war ein stämmiger Bursche Mitte Vierzig mit schütterem Haar und in abgewetzter Kleidung. Seiner Meinung nach war es das Beste sachlich mit Fremden zu bleiben, da es möglicherweise erneut zukünftige Gäste sein konnten die Umsätze mitbrachten. Im Falle, dass jemand Ärger auf Ärger aus war, gab es immer noch den einen oder anderen Gast, dem der Sinn nach ein paar Münzen auf die schnelle war. Doch vorerst beobachtete er die drei neuen Gestalten, die sich nun an seinen alten, klebrigen Holztresen lehnten, mit neutralem Blick. „Was darf’s denn sein, Fremde?“
„Was zu trinken und eventuell ’ne kleine Auskunft wären ganz nett, verehrter Wirt“, kam die knappe Antwort von Lex.
„Bitte, Costas reicht doch“, stellte sich der Wirt kurz mit einem wohlwollendem Wissen vor. „Und was die beiden Dinge betrifft, werden wir uns da doch sicherlich schnell einig.“
Auch Lex lächelte jetzt. „Wie wunderbar, dann sind wir ja richtig gelandet und wenn wir schon dabei sind, ’nenn mich ruhig Lex. Ich denke mal dann nehmen wir erst mal sechs Bier um uns hier einzugewöhnen und ich auf jeden Fall einen Whiskey; habt ihr da einen guten?“
„Den Besten der ganzen Gegend, mein Freund.“
„Davon bin ich überzeugt“, sagte Deus-Ex im Wissen, dass „ganze Gegend“ ein sehr dehnbarer Begriff war.
Costas deutete mit einem Finger zu einem Tisch. „Setzt euch doch als schon mal, eine meiner Bedienungen kommt gleich und bringt euch eure Bestellung.“
Nach einer kurzen Danksagung taten sie auch wie geheißen und warteten auf ihre Kameraden, die auch schon kurz darauf neben ihnen Platz nahmen und den runden Tisch damit ausfüllten.
„Also, was gibt’s hier zu verdienen“, fragte Lex sofort.
„Viel is’ nich’ mehr da“, antwortete Ivy und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Holz ab.
„Aber dafür sind uns zwei Aufträge besonders in’s Auge gesprungen“, ergänzte Stahl schnell. „Der erste betrifft irgend so ein Monsterproblem weiter weg im Südosten. Wären wohl insgesamt zehn Goldstücke drin.“
„Klingt doch gut und ’n bisschen Bewegung würde Spaß machen“, gab Schmerzwind kurz mit seiner tiefen Stimme von sich.
„Kann man sehen wie man will“, gab Stahl zurück.
„Und was ist der andere Auftrag“, fragte Lex schnell.
Der Zwerg drehte sich zu ihm. „Einen Schatz suchen.“
„Aha“, sagte Deus-Ex, „und was springt dabei raus?“
„Das glaubt ihr nie“, antwortete Ivy schnell dazwischen. „Vierzig Goldstücke.“
„Whoa.“ Lex war mit einem Schlag hellwach. „Was ist denn vierzig Goldstücke wert?“
„Der Kessler-Auftrag“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm.
Lex, Schmerzwind und Deus-Ex mussten sich umdrehen um die Bedienung zu sehen, die ihnen ihre Biere und den Whiskey brachte. Es handelte sich um eine junge Frau in lockerer Kleidung mit kantigen Gesichtszügen. „Die Zettel dafür hängen schon länger aus.“
„Die Zettel?“
„Ach ja, da waren irgendwie ein paar davon an die Wand genagelt“, antwortete Ivy.
„Ziemlich ungewöhnlich, oder?“
„Ja, aber nötig“, sagte die junge Frau, die nach und nach die Krüge vor sie hinstellte. „Ist schon von vielen angenommen worden, aber immer werden die abgerissenen Zettel erneuert, weil bisher noch jeder gescheitert ist.“
„Das klingt nach einem sehr gefährlichem Auftrag“, meinte Liv. „Eine solch hohe Summe bezahlt man nicht einfach für Nichts.“
Die Bedienung zuckte nur mit den Schultern zur Antwort und ging davon.
Lex nahm das kleine Glas, das randvoll mit einer braunen Flüssigkeit war, und kippte den Inhalt in einem Zug runter, woraufhin er sich schütteln musste. „Brrrrr, der geht einem ja bis durch die Knochen.“
(„Verdammt geiles Zeug also.“)
(„Jo, so muss das halt sein.“)
„Und wer bietet das ganze an“, fragte der Halbling.
„Jemand namens Tricolon Kessler“, antwortete Stahl. „Allerdings ohne jegliche Kontaktadresse.“
„Dann muss der ja bekannt sein in diesen Landen“, schloss Deus-Ex daraus.
(„Klasse kombiniert, Sherlock.“)
(„Schnauze.“)
„Sollen wir dann den Wirt fragen, wohin wir in dem Fall müssen“, fragte Lex.
„Hey hey, wer hat gesagt, dass wir ausgerechnet annehmen“, fragte Ivy dagegen.
„Na jetzt komm schon. Das ist einfach verdammt viel Geld für einen Auftrag, Leute; das müsst ihr zugeben.“
„Schon, aber wenn da so viele schon gescheitert sind ist es doch mehr als fraglich, ob wir das schaffen können.“
„Dabei sollten wir uns dann aber auch fragen, in wieweit wir besser wären als die vorherigen Gruppen“, warf Deus-Ex ein.
„Also an mir soll’s nich’ liegen“, gab Schmerzwind nur zurück.
„Und wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass wir mit dem Geld mehr als nur gut über den Winter kommen würden“, warf Lex wieder ein.
Und genau das war der springende Punkt, an dem keiner von ihnen vorbei kam. Die Heimreise würde teuer werden und die Vorräte über die Wintermonate sind nicht billig. Und nicht zuletzt könnte jede Familie von dem Geld profitieren, sodass es zu einer kurzen Gedankenrunde kam.

5
Allzu lange dauerten die Überlegungen nicht, denn das zu erwartende Geld war einfach zu verlockend gewesen. Einige Kupferstücke und freundliche Worte mit dem Wirt später hatten sie auch schon die Adresse, an die sie sich wenden mussten und beschlossen, noch in der selben Nacht aufzubrechen.
Sie würden zwar etwa drei Stunden unterwegs sein müssen, doch das würde ihnen einen leichten Vorsprung vor möglichen weiteren Interessenten geben, als wenn sie erst am nächsten Tag losmarschieren würden.

(„Pass auf, jetzt kommt noch was.“)
(„Na garantiert, der kann doch nich’ anders.“)

Ohne weitere Zwischenfälle erreichte die Gruppe schließlich das große Anwesen, das ihnen beschrieben wurde. Es handelte sich um eine prachtvolle Villa mit mehr als fünfzig Zimmern, die auf einem großem Gelände von vielen Hektar im Barock-Stil erbaut wurde.
Die Nacht war mittlerweile hereingebrochen und die Dunkelheit hatte sich wie eine Decke über das Land gelegt, während die Kälte weiter zunahm wie jemand, der zu viele Süßigkeiten aß.
„Okay, da wären wir“, sagte Lex, als sie vor dem schweren, hohen Eisentor standen und ihre neueste Kontaktadresse sahen.
(„Ach, aber was war das vorhin mit dem Sherlock, hä?“)
(„Ach halt’s Maul, so was gehört einfach dazu.“)
(„Jetzt haltet endlich mal beide eure Klappe.“)

Deus-Ex fand eine eiserne Glocke neben dem Tor und läutete sie. Nur Sekunden später schwang das große Tor knarrend auf und bot ihnen Einlass, dem die Gruppe auch folgte und losging.
Die Haustür war mehr ein wahres Eingangstor aus hellem Massivholz als eine Tür, das in zwei Richtungen aufging. Die Linke Seite war einen Spalt weit geöffnet und ein älterer Herr im Frack, der dahinter stand, musterte die Gruppe kritisch.
„Sie wünschen“, fragte er mit rauer, alter Stimme.
„Wir wünschen den Herrn des Hauses zu sprechen“, sagte Lex.
„Wir sind wegen des Auftrags hier“, warf Deus-Ex noch schnell dazu.
„Ah, ich verstehe“, sagte der ältere Herr schnell mit nun leuchtenden Augen und öffnete die Tür noch weiter. „Bitte treten sie doch ein.“
Mit leichtem Kopfnicken folgte jeder der Gruppe dieser Aufforderung.
Annschließend deutete der Mann zu einer Tür. „Bitte nehmen sie dahinter doch im Salon platz; der Herr wird gleich zu Ihnen kommen.“
„Haben Sie vielen Dank“, bedankte sich Liv bei dem älteren Diener.
Dieser nickte nur knapp und entfernte sich, während die Gruppe durch die ihnen zugewiesene Tür ging. Schnell ließen sie noch einen Blick durch die weite Eingangshalle mit den prachtvollen Marmorbüsten und Gemälden schweifen, ehe sie in den großen Salon eintraten. Auf einem roten Teppichboden gingen sie durch einen großen Raum, der reich an kunstvollem, altem Mobiliar und hohen Bücherregalen war und einen alten Kamin enthielt, in dem ein Feuer brannte.
Infolge der angenehmen Wärme ließen sie sich gerne auf den beiden Sofas und einem Sessel nieder. Inmitten der Kissen konnten alle wunderbar entspannen und sich ihre eigenen Gedanken machen.
„Wie viel Kohle der hier wohl hat“, fragte Schmerzwind wie beiläufig.
„Mehr als genug, dass kann ich Ihnen versichern, meine Herrschaften“, erklang eine Männerstimme vom Eingang her, von dem auch sie gekommen waren.
Sechs Köpfe drehten sich in Richtung der Stimme und erblickten einen schlanken, hochgewachsenen Mann mittleren Alters in einem schicken, schwarzen Anzug. Seine kinnlangen, schwarzen Haare lagen sauber und ordentlich nach hinten gekämmt auf seinem markanten Gesicht, auf dem ein leichtes Lächeln lag. „Darf ich annehmen, dass sie diejenigen sind, die meinen Auftrag annehmen möchten?“
„Darum sind wir hier“, bestätigte Lex nickend.
„Excellent“, lächelte der Hausherr sie weiterhin und betrat nun den Raum. Als er direkt vor ihnen stand sprach er weiter. „Nun, wie sie sicher von dem Auftragsblatt wissen ist mein Name Tricolon Kessler oder besser gesagt Graf Tricolon Kessler. Es ist mir eine Freude, sie kennen zulernen.“
„Die Freude ist ganz unsererseits“, gab Liv zurück.
Tricolon lächelte sie freundlich an, wandte sich jedoch gleich wieder an die gesamte Gruppe. „Nun, wollen wir gleich zum geschäftlichen Teil kommen?“
„Von uns aus gerne“, sagte Lex voller Freude. „Wenn nur öfter jemand so schnell zum Punkt kommen würde hätten wir schon viel Zeit in unseren Leben gespart.“
„Danke für das Kompliment. Doch um ehrlich zu sein möchte ich nur schnell mein geliebtes Kleinod wieder bei mir wissen und...“, er machte eine kleine Pause, „...nun, um offen zu sein habe ich schon zu viel Zeit aus meiner Sicht der Dinge verloren.“
„Alles klar“, sagte Lex voller Freude und klatschte in die Hände, „dann wollen wir nicht, dass sie noch mehr Zeit als nötig verlieren und sagen uns doch einfach, was wir suchen sollen und wo es sich befindet.“
„Wie wundervoll“, meinte der Graf, „ich sehe schon dass ich zufrieden sein kann. Also was ich möchte, meine Damen und Herren, ist ein etwa faustgroßer, blauer Stein der mir entwendet wurde. Wie ich aus sicheren Quellen weiß, hat die Diebesbande, die ihn mir gestohlen haben, den Stein inzwischen weiterverkauft. Dadurch ist er im Besitz einer Bande Gestalten, die sich mit vorliebe einige schreckliche Kreaturen halten und ebenso nicht unbedingt die gesetzestreuen Bürger sind, die wir gerne hätten.“
„Und wo finden wir diese Subjekte“, fragte Ivy.
„Ihr Lager ist viele Meilen nahe dem Anfang der höheren Landstriche nordöstlich von hier.“
„Da werden wir mehr als einen Tag unterwegs sein“, meinte Stahl.
„Einen anderthalben Tag zu Fuß von hier, um genau zu sein“, fügte der Graf hinzu.
„Tja“, sagte Lex erneut und klatschte schon wieder in die Hände, „dann sollten wir keine Zeit verlieren ehe es noch kälter wird.“
„Oder es vielleicht die andere Gruppe vor ihnen schneller schaffen sollte“, gab der Graf zu bedenken.
„Äh, wie bitte?“
„Sie haben schon richtig gehört. Vor etwa zwei Stunden kam eine andere Gruppe vorbei und ich fürchte, dass ich nur diejenigen bezahlen werde, die mir mein Kleinod wiederbringen werden.“
„Dann ist’s doch klar Jungs“, sagte Ivy schnell und richtete sich auf, „wir sollten uns ganz schnell beeilen, sonst bleibt für uns erstens nichts übrig und zweitens könnten wir so keine Kohle bekommen.“
„Auf jeden Fall, denn wer rastet der rostet“, sagte Stahl und stand ebenfalls auf.
Allgemeine Zustimmung erklang und schon kurz darauf war die Gruppe schon aufgebrochen, in froher Erwartung eines gut bezahlten Auftrages.

6
Die sechs Gefährten wanderten fast die ganze Nacht hindurch und machten nur einmal in den frühen Morgenstunden halt um für wenige Stunden zu schlafen. Danach marschierten sie weiter über das karge Land, das jedoch nach und nach mehr Vegetation bot (wenngleich auch nichts, mit dem die Natur hier angeben könnte).
Erstaunlicherweise für sie konnten sie auch bis spät in die nächste Nacht durchwandern und wurden durch nichts gestört. Mitten in der Nacht legten sie sich erneut für etwa vier Stunden schlafen, ehe sie weiterwanderten und schließlich eine Stunde nach Sonnenuntergang ihr Ziel erreichten.
Von weitem konnten sie den Beginn des Hochlandes sehen, das sichere Zeichen, dass sie auf dem richtigen Weg waren hatten sie schon seit einigen Meilen bekommen, da es nur noch Steine rings umher gab.
Hinter einem größeren Felsen mit Löchern gingen sie so gut es ging in Deckung, um das feindliche Lager zu beobachten. Glücklicherweise befand sich in Ivys Gepäck mittlerweile ein Fernrohr, durch das sie sah.
„Also“, begann die Katzenfrau. „Ich würde sagen, dass ein gutes Dutzend Zelte dahinten stehen und jedes Platz für mindestens fünf Mann bietet.“
„Dann bleibt dennoch die Frage, wie viele es tatsächlich sind“, sagte Liv.
„Und natürlich wo die andere Gruppe ist“, ergänzte Stahl.
„Oder wo diese Kreaturen sein sollen, von denen der Graf sprach“, fügte Deus-Ex noch hinzu.
„Als ob das nich’ alles egal is’“, sagte Schmerzwind. „Geh’n wir doch einfach hin und machen sie platt.“ Der Orc zog seine gewaltige Axt von seinem Rücken.
„Hey halt, jetzt mal ganz ruhig. So bringt uns das nicht weiter“, versuchte Lex ihn schnell zu beschwichtigen. „Auf die Art gehen wir nur dabei drauf.“
„Ach quatsch. Sieht doch so aus als pennen die noch alle. Was hält uns jetzt davon ab einfach hinzugehen und anfangen zu schlachten?“
„Die Vernunft“, fuhr Stahl ihn an.
(„Alter, mach’ mich nich’ so dämlich an“)
(„Mach ich doch nicht, aber wir müssen uns trotzdem erst was überlegen.“)
(„Oh Alter, ich wart’ aber schon so lange auf so ’ne Situation.“)
(„Jetzt kommt mal alle wieder runter, verdammt“)
„Also wir wissen, dass dort Banditen sind, die sich Kreaturen halten“, sagte Ivy.
„Genau. Und auch, dass es noch eine andere Gruppe vor uns gibt, die im schlimmsten Fall dort jetzt aber tot sind“, sagte Lex.
„In dem Fall sollten wir uns vorsichtig anschleichen“, sagte Liv. „Hier gibt es so viele Felsen, hinter denen wir uns sicher einzeln und verteilt gut anschleichen könnten.“
„Gute Idee. Und vielleicht sollte ich noch ein wenig näher ran und sie mit einer kleinen Konstruktion ablenken“, sagte Deus-Ex schnell.
„Ja, das ist eine tolle Idee. Aber trotzdem müssen wir uns einen kleinen Plan zurechtlegen“, antwortete Lex. „Wenn sie abgelenkt sind, müssen wir sehr vorsichtig agieren im sehr wahrscheinlichen Falle einer Übermacht.“
„Keine Sorge, meine Axt macht das schon“, gab der Orc amüsiert zurück.
Nach kurzem Gemurmel ging es dann auch schon los. Schnell verteilte sich die Gruppe und schlich sich hinter den Felsen versteckend immer weiter nach vorne. Der Halbling beeilte sich ein wenig mehr, da er noch einige Sekunden zusätzlich brauchte, um seine kleine Falle scharf zu machen.
Doch dann gab es plötzlich Geschrei aus dem Lager und alles lief schief. Deus-Ex, Liv, Lex, Ivy und Stahl sahen an ihren Felsen vorbei und erblickten Schmerzwind, der mit erhobener Axt direkt vor den ersten Zelten stand und sich jetzt anscheinend einer großen Anzahl an Feinden gegenübersah.
(„Oh Alter, was soll denn das jetzt?“)
(„Na irgendwann müssen wir doch mal anfangen, oder?“)

Es waren mindestens ein Dutzend Banditen, die in eigentümliche Lumpen gekleidet waren, die sie vollständig bedeckten. Der Orc überlegte nicht lange und holte mit seiner Waffe weit aus.
(„Ja würdet ihr mir jetzt mal helfen, oder was?“)
(„Das packen wir doch so nie, Mann“)
(„Un’ außerdem kommen da ja wohl noch mehr als nur die.“)

Die Axt schnitt durch die Luft und zerteilte glatt zwei der feindlichen Banditen, ehe die Schreie ausbrachen. Sofort kamen immer mehr Banditen dazu und auch finstere Kreaturen der Nacht.
(„Ja klasse, wollt ihr mich jetz’ einfach so abkratzen lassen oder was?“)
(„Na jetzt mach’ aber ma’ ’n Punkt. Das haste dir ja wohl selbst eingebrockt.“)

Ein Knall ertönte, als einer der Banditen mit einer Pistole schoss und den Orc im Arm traf. Es klatschte als die Kugel ins Fleisch eintraf und das grüne Blut zu spritzen begann. Danach schossen auch vier andere Banditen mit ihren Pistolen, die allesamt den Eindringling trafen, der dadurch zu Boden ging.
(„Och Alter, nö. Ist jetzt nich’ dein ernst, oder?“)
Zwei Banditen traten nach vorne und zückten ihre alten und rostigen Säbel, während sich hundeartige Wesen mit lechzenden Mäulern nach vorne begaben um ein neues Festmahl zu beginnen.
Der Orc sah mit blutunterlaufenen Augen auf, den Tod direkt vor den Augen, während die anderen fünf aus der Gruppe blieben, wo sie waren, denn sie wussten, dass jede andere Aktion den sicheren Tod bedeuten würde.
Schmerzwind brüllte laut auf als die beiden vordersten Banditen mit ihren Säbeln ausholten.......

7
„Halt jetzt verdammt nochma’“, rief Maik mit puterrotem Kopf dazwischen. Er hatte seinen Bleistift wütend heruntergeworfen und aufgehört die Schadensleiste anzukreuzen. „Du hasses wohl auf mich abgesehen, hm? Alles nur auf den blöden Orc, der hat’s ja verdient.“
„Jetz’ halt ma’ die Füße still, Alter“, rief Rouven dazwischen. „Du hast’s ja wohl auf’n Selbstmordkommando abgesehen.“
„Genau, es ist oft genug gesagt worden, dass das verdammt schwer wird und ihr hattet echt gute Ideen bis dahin, als du gesagt hast, dass du jetzt dort rübergehst und frontal angreifen willst“, sagte Dennis, der den Spielleiter machte und jetzt von seinen Unterlagen über den Spielleiterschirm aufsah.
„Der Plan war doch so gewesen, dass Stephen sie ablenkt und wir uns erst mal hinter den Felsen klein halten“, versuchte Steffie Maik gleichermaßen zu beschwichtigen und zu erinnern.
„Ach, ist das jetzt alles etwa mein Fehler“, fragte Maik beleidigt-trotzig. „Ich dachte wir machen hier so’n Gemetzel nach dem anderen und so is’ nun mal Spaß angesagt.“
„Du scheinst ja wohl so was von keinen Plan zu haben, worum es beim Pen and Paper überhaupt geht“, tadelte ihn jetzt Verena.
„Da geht’s halt nicht immer so zu wie in den Herr der Ringe Filme. Da muss man halt schon mal sein Köpfchen etwas anstrengen. Ich mein ich würd’ auch gern dauernd Gegnern den Schädel mit meinem Hammer zertrümmern, aber so geht’s halt nun mal nicht“, versuchte nun auch Sven sich mit einzuschalten.
„Nö Leuts, ich merk’ doch total, dass ihr einfach nur ’nen Dummen braucht, der halt der Sündenbock is’ un’ den Kopf hinhält, damit ihr ihm auch ja schön in den Rücken fallen könnt“, kam es nur von Maik trotzig und weiterhin beleidigt zurück.
„Jetzt halt doch einfach mal die Schnauze und sieh halt ein, dass es nun mal so ist. Ich mein’ halt auch, dass es nicht immer Kampf geben kann, aber sonst könnten wir anderen uns ja nie richtig mal ausleben, weil wir halt keine Krieger sind. Meine Konstruktionen will ich halt auch mal so einsetzen,“ brachte sich nun auch Stephen mit ein.
„Kann ich da was dafür, wenn ihr euch halt nur so blöde Chars macht? Ich hab’ halt gemeint dass weil ich so’n superhohen Konsti-Wert habe, passiert mir halt mal so lange nix, wie ihr mich mal unterstützen kommt und wir die dann alle plattmachen.“
„Zum letzen mal, Maik: Es hätte so nicht funktioniert“, presste Rouven nun leicht sauer zwischen den Zähnen hervor.
„Ach ja? Wenn ihr euch das mal getraut hättet, ja wohl garantiert.“
„Nein verdammt, hättet ihr echt nicht“, versuchte Dennis nun als Spielleiter zu regeln. „Die anderen machen das ja jetzt schon länger als du und haben nun mal einfach mehr Ahnung und Erfahrung. Und trotz ihrer Chars haben sie bisher alles überlebt, weil sie eben nicht so vorgehen. Und ich mein’ du bis’ ja jetzt seit zwei Monaten dabei und müsstest doch wohl gemerkt haben, wie das Spiel hier funkioniert. Jetzt musste dir halt nun mal einen neuen Character erstellen und dann ist’s gut; ich bring’ dich halt später wieder in die Kampagne ein wenn’s passt.“
„Ja klar doch“, sagte Maik jetzt tödlich-beleidigt. „Das dauert ja ewig und wisst ihr was?“ Er stand auf. „Ihr könnt euer blödes Spiel alleine spielen. Du hast sowieso ein’ scheiß Erzählstil un’ alles is’ total hirnrissig hingestellt mit was mal war und was jetzt gerade ist.“
„Mann, du hast doch wohl inzwischen mehr als nur einmal gelernt, wobei es hier schon so oft gesagt wurde, dass ihr genau das seht und an Infos bekommt, was ihr ansagt. Und wenn ihr halt zum Beispiel die Villa nicht näher habt untersuchen wollen, dann gibt’s da halt nicht mehr. Und mal von deiner in-time Sprache mal ganz zu schweigen: So unterhält sich ja wohl kein Orc.“
„Ach, leckt mich doch und sucht euch halt ’n ander’n Dummen. Ich hau’ ab.“ Damit ging er ohne dass er ein weiteres Wort zulassen wollte aus dem Zimmer und knallte die Tür laut zu.
Nach ein paar Sekunden des Schweigens atmete Rouven laut aus. „Ob dem ma’ jemand sagen sollte, dass er sich ja selbst eingeladen hat und mitmachen wollte?“
„Oh, lass ihn nur; weißt doch wie der drauf is’“, sagte Steffie.
„Genau; also machen wir jetz’ weiter, oder was is’“, fragte Stephen.
„Hm, na ja in dem Fall ändere ich nur grad ein wenig was ab, damit’s auch passt“, sagte Dennis schnell und machte sich über seine Aufzeichnungen und das Kampagnenbuch her. „War ja eigentlich auf sechs Spieler eingestellt, aber so.....da mach’ ich auch ma’ eine Ausnahme bei den Regeln.“
„Cool, danke.“
„Schon okay. Von so einem lassen wir uns doch nich’ unsern Spieleabend verderben“ Dennis kritzelte ein wenig in seinen Unterlagen herum, die für die Spieler nicht sichtbar waren, und nahm anschließend die Würfel wieder in die Hand, während er grinste. „So, wo wären wir dann stehen geblieben?“

 

Medi schrieb unter die Geschichte:

So, dies wäre dann meine erste Kurzgeschichte, die ich veröffentliche. Ich wünsche jedem viel Spaß beim lesen, bedanke mich auch herzlich bei jedem, der sich dafür die Zeit nimmt und bin natürlich für jede Kritik offen.
Willkommen auf kg.de - solche Beiträge bitte immer in ein Extraposting :)

 

Oh okay. Verzeihung bitte, das wusste ich nich, werde es mir aber auf jeden Fall hinter die Ohren schreiben.
Und danke für die Begrüßung.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Medi. Deine Geschichte ist wohl stark an Rollenspiele angelehnt. Man merkt, dass du dich gern im Fabulieren verlierst, dass du einen gewissen Sprachstil versuchst umzusetzen, der der Rollenspielsprache entspricht. Leider ist dein Text aber absolut ausufernd erzählt.

Ich fasse mal zusammen, was ich von dem, was in den ersten zwei Kapiteln passiert, interessant genug fand, mir zu merken: Es ist Winter, die Geschichte spielt in einem Land namens Praxryk, das Land ist ein Paradies für zwielichte Gestalten, das Leben dort ist rau, aber wer nicht zimperlich ist, kann dabei reich werden. Okay, schön. Dafür solltest du nicht mehr als 5 Zeilen benötigen. Dann tauchen in einem Wäldchen 6 Personen auf, die du als Abenteuergruppe beschreibst. Sind es nun auch "gewissenlose" Söldner oder haben wir es hier mit den klassischen "guten" Hauptpersonen zu tun? Aha, sie wollen einen Auftrag - warum? Weil sie ihren Ruf als Gruppe stärken wollen. Okay, sie sind also karrieregeil, kann ich verstehen. Aber beim Leser springt da kein Funke über. Mein Tipp: Lege den Schwerpunkt der ersten Seiten auf die Gruppe, die Charaktere, ihre Beweggründe, ihre Ziele und nicht auf die endlose Beschreibung des Landes. Schreibe eine Szene, in der die Personen miteinander sprechen, vielleicht ein Streitgespräch usw., bei dem gleichzeitig ihre Charaktere deutlich werden und ein Teil ihrer Hintergründe, ohne, dass du diese dabei explizit beschreiben musst. Denn, was du danach bringst, ein Einführungskapitel über die einzelnen Personen, ist absolut erschlagend. An dem Punkt will man schon gar nicht mehr weiterlesen. Und das hab ich dann auch nicht mehr. Weil ich finde, dass du dir schon über die ersten Seiten genügend Gedanken machen solltest, nehme ich nicht an, dass danach plötzlich alles flotter wird.

Dann noch ein Tipp zur Sprache. Du schreibst am Anfang: "...in den kälteren, letzten Monaten des Jahres..." - Die kalten Monate sind automatisch die letzten. Und im Winter geht ein Jahr immer vorbei, das sind wir so gewöhnt und deshalb ist es nicht nötig das zu schreiben.
Den Satz fände ich so, vor allem als ersten Satz der Geschichte, viel schöner: "Früh wurde es in den kalten Monaten dunkel und bald würde Winter sein."


Das war nur ein Beispiel für das Hauptproblem in deiner Schreibe. Eigentlich hast eine schöne Sprache, bis auf ein paar Fehlerchen hier und da, die wir nicht gewichten wollen. Aber fortwährend schreibst du kompliziert. Verkopft. Man kann viel mehr weglassen als man denkt, der Leser will als aktiver Part an der Geschichte teilhaben, will sich auch manches einfach nur vorstellen, ohne dass es da geschrieben steht. Vielleicht schreibst du mehr, um der Sprache willen und nicht, um die Geschichte voranzutreiben. Darüber kann ich nicht urteilen. Mein Tipp ist jedenfalls, versuche mal, radikal zu kürzen, besonders aber auch zu schauen, welche Informationen in eienm Satz unwichtig sind.

Außerdem solltest du den Erzähler nicht als "man" bezeichnen. Damit machst du ihn einerseits zu einer Person, gleichzeitig aber auch zu niemand Konkretem, weil "man" praktisch jeder sein könnte. Das ist nicht gut. Entweder ist der Erzähler jemand Bestimmtes, oder er ist eben nur die Stimme, die die Geschichte erzählt. Verstehst du?

Okay, nichts für ungut. Vielleicht konnte ich dir ein wenig helfen, ohne dich zu verschrecken.

Gruß, Karlsson

 

Hi Karlsson;
keine Angst, du verschreckst mich schon nicht....da bräuchtest du mehr, um das bei einem Rollenspieler zu erreichen^^.
Generell habe ich eher versucht mal den Stoff meiner eigenen Pen & Paper-Erfahrungen zu nehmen, da die Erzählweise eigentlich eins zu eins ist. Es kommt tatsächlich häufiger vor, dass erzählt und beschrieben wird wie eine eins, wenn man nach den Gegenständen/Landschaften etc. fragt, worauf genau die Pointe beim letzten Abschnitt dann auch liegen sollte.
In sofern mit dem schnellerem Ablauf habe ich dann versucht die mittleren bis letzten Abschnitte zu erzählen, da es hier eigentlich in der Wirklichkeit etwas Zügiger und Ungestümer zugegangen ist (P.S. aus eigener Erfahrung^^).
Generell aber werde ich mir deine Kritik definitiv zu Herzen nehmen und in Zukunft daran zu arbeiten an einigen Stellen weniger und anderswo mehr zu schreiben.
Hoffe, du erwärmst dich vielleicht noch den Rest zu lesen, da mich das genauso wie die Kritik freuen würde.

Grüße,

Medi

 

Puh, hallo Medi,

ich habe mich jetzt tatsächlich durch den gesamten Text gequält. (Es war nicht einfach) Und muss sagen: An sich eine nette Idee. Falls ein Leser und jemand der ein wenig Ahnung von Rollenspielatmosphäre hat, es tatsächlich bis zum letzten Abschnitt deiner Geschichte schafft, dann bekommt er doch tatsächlich einen kleinen Lacher ab.

Damit komme ich schon zu den zwei Hauptkritikpunkten: Ein Leser muss es erstmal bis Abschnitt Nummer 7 schaffen, wo das ganze aufgelöst wird UND er muss auch schon mal mit Rollenspiel in Berührung gekommen sein. Sonst wird er mit der Pointe nicht allzu viel anfangen können.

Kennst du vielleicht den Film "the Gamers"? Eine wunderbare Parodie auf alle Marotten des Rollenspiels. Auch wenn es ein anderes Medium ist, so möchte ich einen kurzen Vergleich zu diesem Film und deiner Geschichte ziehen. Der Film macht nämlich von Anfang an klipp und klar, dass es sich um eine Parodie handelt. Bei deiner Geschichte muss sich jeder Leser fragen, ob du nicht einfach ein Protokoll eures Rollenspielabends kopiert und hier im Forum als Geschichte verkaufen willst. Denn als Geschichte taugen die ersten 6 Abschnitte wirklich nicht.

Karlsson hat in seinem Beitrag vorher schon die Schwächen deiner Erzähle aufgelistet, weshalb ich es an dieser Stelle nicht wiederholen möchte, aber er hat völlig recht damit, dass dir die Masse der Leser schon abspringen werden, bevor sie jemals die rettende Auflösung in Abschnitt Nummer 7 erreichen werden. Und selbst da läufst du immer noch Gefahr, dass ein Leser ohne jegliche Rollenspielerfahrung nur verständnislos den Kopf schütteln wird.

Mein Tipp also: Mach von Anfang an klar, dass hier eine Rollenspielrunde in der realen Welt vereppelt wird, und streue die Klischees, die du auf die Schippe nehmen willst, konstant, und mit viel mehr Biss und Deutlichkeit in den Text. Dann weiß der Leser wenigstens, woran er ist. So erscheint mir die ganze "Geschichte" eher als Mogelpackung.

 

Heyho auch Wuo Long.

Danke auch für die Kritik, da habe ich dann gute Verbesserungsvorschläge für zukünftige Projekte.
Also Mogelpackung möchte ich das ganze natürlich nicht präsentieren und auch niemanden verprellen; mein Gedanke war mitunter dabei sogar eigentlich, dass ich erst gegen Ende die Auflösung mit Pointe vom Stapel lassen wollte. Klar, die Geschichte spricht in erster Linie Rollenspieler und Fantasyfreunde, die zumindest etwas damit anfangen können, an und dieser Risiken war und bin ich mir auch bewusst.
Da ich aber natürlich alle Freunde dieses Genres ansprechen will, nehme ich mir deine Kritik definitiv zu Herzen und danke dir nochmal dafür, dass du dir die Zeit genommen hast das hier zu lesen und eine Kritik zu schreiben.

Grüße,

Medi

 

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