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Der Ausstieg

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08.01.2014
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Der Ausstieg

20.04.2013

Vor drei Tagen habe ich mich von Fratzenbuch getrennt. Endgültig. Ich kann einfach nicht mehr und
ich will auch nicht mehr. So sachlich und nüchtern, wie es mir möglich war, habe ich ihm zu
verstehen gegeben, dass ich unsere Verbindung dauerhaft trennen möchte. Auf dem Boden vor
Trauer, hat es mich angefleht, uns nicht endgültig abzuschreiben, nicht völlig zu löschen. Mit dem
Antrieb der Verzweiflung verhandelte es mit mir und klammerte sich an Möglichkeiten und
Eventualitäten, gleich dem Greifen nach Strohhalmen, und verwies auf die Möglichkeit einer
vorübergehenden Stilllegung. Ich habe so viel Zeit, wie ich will und brauche, beteuerte es mir. Ich
solle mir eine Auszeit nehmen, noch einmal darüber nachdenken, den Kopf frei bekommen.
Was es nicht wusste – oder möglicherweise auch nicht wahrhaben wollte – war, dass ich all diese
Optionen bereits erwogen, und mich schlussendlich gegen diese entschieden hatte. Von einer
Auszeit oder Beziehungspause versprach ich mir zu keinem Zeitpunkt eine Besserung oder Lösung
des Problems, sondern vielmehr ein weniger aufreibendes, weniger dramatisches Zu-Grabe-Tragen
unserer Beziehung, gefolgt vom langsamen, schleichenden Ersticken der Hoffnung unter Tonnen
von Erde. Fratzenbuch gegenüber lehnte ich den Vorschlag einer Auszeit ab, doch es fand kein Ende
in seiner Hingabe und Opferbereitschaft. Fratzenbuch wäre in dieser Lage zu jedem Kompromiss
bereit gewesen und ich hätte von ihm verlangen können, was ich will, doch ich wollte es nicht.
Dieses Ausmaß an Selbstaufgabe ist kein Fundament für eine Beziehung und hätte für beide Seiten
keine Zukunft. Entweder würden wir uns versöhnen und Fratzenbuch würde mit der Zeit feststellen,
dass es nicht mehr es selbst ist, angewidert von sich selbst sein und die Beziehung seinerseits
beenden oder ich würde wissen, dass ich Fratzenbuch gebrochen, zu einem rückgratlosen Partner
gemacht habe, es nicht wiedererkennen und zu dem Schluss kommen, dass ich mit ihm unter diesen
Umständen nicht mehr zusammen sein will. Als die Quelle seiner Hoffnung und Argumentation
vorerst versiegt war, endete es mit dem Hinweis, dass es mir vierzehn Tage Bedenkzeit gebe. Wenn
ich mich in dieser Zeit nicht bei ihm melde, würde es die Sache mit uns beiden als beendet
betrachten und damit beginnen, mich aus seinem Leben zu entfernen.

Ich habe mich seit unserer Trennung nicht bei Fratzenbuch gemeldet und habe es auch nicht vor.
Um den Kopf frei zu bekommen, gehe ich in den letzten Tagen wieder verstärkt spazieren. Die
Bewegung tut mir insgesamt sehr gut und es hilft mir, meine Gedanken zu sortieren.
Während ich im Park vor meiner Tür gegen meinen Kummer anzugehen versuche, erblicke ich in
der Ferne den schwarzen Lieferwagen, welcher mir seit Tagen immer wieder begegnet. Egal wo ich
lang spaziere – Wald, Stadt, Feld, Fluss oder Park – er steht da. Hier spielt sich eindeutig
Merkwürdiges ab. Der Wagen parkt stets in gebührenden Abstand zu mir, fällt aber immer deutlich
auf. Die Schiebetür ist meist ein Stück weit geöffnet und ein Teleobjektiv lugt heraus. Am Steuer
sitzen grundsätzlich zwei Männer in schwarzen Anzügen und mit schwarzen Sonnenbrillen, durch
die sie mit steinerner Miene in der Gegend herum gucken. Wie immer, wenn ich den Wagen sehe,
tue ich so, als hätte ich seine Anwesenheit nicht bemerkt und stehle mich anschließend davon.
Wenige Minuten später komme ich zu Hause an und schließe eilig die Tür hinter mir.
Ich gehe in die Küche zum Fenster, wo ich zwei Lamellen der Jalousie auseinander schiebe und
nach draußen auf die Straße sehe. Unter einer Straßenlaterne macht der schwarze Lieferwagen halt.
Ich lasse die Lamellen zurück schnappen und wende mich zum Küchenschrank um, wo ich mir
einen Teebeutel nehmen will. Ich öffne den Schrank und sehe der gähnenden Leere entgegen. Kein
Tee mehr da, stelle ich fest. Auch im nächsten Schrank, in dem ich mich blass erinnere, einmal
Kaffee gesehen zu haben, wartet nur Enttäuschung. Ich werde einkaufen fahren müssen. Da sich
sowohl Monat als auch Geld auf dem Konto dem Ende neigen, muss ich wie immer ab dieser Zeit
im Monat meine gehorteten Pfandflaschen zusammenklauben, um mit dem Pfandgeld zumindest
einen Teil meines Lebensmitteleinkaufs bezahlen zu können. Ich verlasse das Haus, setze mich in
mein Auto und fahre los. Unter der Laterne vor meinem Küchenfenster steht kein Lieferwagen
mehr. Sehr viel paranoider als ich noch vor einer Woche war, fahre ich die Strecke zum Supermarkt
entlang. An jeder Kreuzung, an jeder Abbiegung, an jeder Ampel blicke ich mich aufmerksam und
großzügig um. Ich fahre extrem langsam, um mich und andere bei meiner
Observierungs-Observierung nicht zu gefährden, ziehe dadurch allerdings den Ärger meiner
Mitverkehrsteilnehmer auf mich und errege sehr viel Aufmerksamkeit. Eine Sinfonie von Hupen,
aus einem Meer von aufblitzenden und blinkenden Lichtern kommend, säumt meinen Weg zum
Supermarkt. Ich stelle fest, dass ich den Lieferwagen und das Blitzlicht der Kamera kaum von
dieser Masse aus Wagen und Lichtern unterscheiden können werde, suche aber dennoch auf dem
ganzen Weg nicht weniger zwanghaft nach ihm. Beim Supermarkt angekommen, verlasse ich mein
Fahrzeug und überquere, noch immer in dem Gefühl beobachtet zu werden, den Parkplatz. Den
Einkauf bringe ich schnell und unruhig, jedoch ohne besondere Vorkommnisse hinter mich. Ich
verlasse den Laden und belade meine Auto, während ich mir wieder die gleichen Fragen stelle, wie
seit Tagen schon: Wer sind diese Leute, die mich beobachten? Was wollen sie von mir? Bin ich
möglicherweise ernstlich in Gefahr? Ich habe den leisen Verdacht, das Auftauchen dieser Typen
steht irgendwie in Zusammenhang mit meinem Auseinandergehen mit Fratzenbuch, aber ich bin mir
nicht sicher. Ich bin ebenfalls nicht sicher, ob ich meinem Urteilsvermögen noch trauen kann oder
ob es schon vom Verfolgungswahn befangen ist. Infiziert von der Paranoia, welche meinen Verstand
in die Lage versetzt, nur noch verworrene Theorien zu spinnen, die alle in dieselbe Richtung gehen
und immer bei diesen ominösen Männern in den schwarzen Anzügen enden.
Ich bringe den Einkaufswagen an den dafür vorgesehenen Platz zurück und begebe mich ohne
weitere Umschweife zu meinem Auto, wo ich hastig einsteige und sofort die Tür hinter mir
verriegele.

Ein Gefühl der Sicherheit steigt in mir auf. Ich starte den Motor und mache mich auf den
Weg nach Hause. An der Kreuzung vor dem Supermarkt biege ich nach rechts, in die Allee am
städtischen Friedhof ein. Für einen Augenblick ist alles normal, und alles was der Norm entspricht,
ist gut. Autos fahren, Fußgänger gehen, Fahrräder radeln, der schwarze Kombi mit der Radarfalle
steht wie immer an der selben Stelle. Er scheint es auf Fahrer von außerhalb abgesehen zu haben,
denn jeder Einheimische weiß, dass man bei diesem Straßenzug mit dem städtischen Blitzer zu
rechnen hat. Offenbar hat der Fahrer des Wagens die Scheiben verdunkelt, um den Blick auf die
Messapparatur zu versperren. Für seine Zwecke ist das eine ziemlich clevere Strategie. Dadurch,
dass er auffällig davor herumsteht, macht er seine Tarnung jedoch gleich wieder ein Stück weit zu
Nichte. Moment Mal, dass ist überhaupt nicht der Blitzerwagen-Fahrer. Und dass Auto ist auch gar
kein Kombi, sondern eine Stretch-Limousine. Während ich mich dem Fahrzeug nähere, erkenne ich
außerdem einen schwarzen Anzug, der sich sofort wie eine dunkle Wolke vor den strahlend blauen
Himmel der Normalität schiebt und so meine heile Welt verdunkelt. Im Affekt trete ich das
Gaspedal durch und treibe mein Auto zum schnelleren Fahren. Der Mann vor der Limo registriert
das laute Dröhnen meines Autos, reißt die Tür der Fahrerkabine auf und springt hinein. Kurz
nachdem ich daran vorbei gezogen bin, setzt sich das Fahrzeug mit quietschenden, durchdrehenden
Reifen in Bewegung. Eine wilde Verfolgungsjagd entbricht. Ich biege an der nächstmöglichen
Kreuzung nach links ab, an der Ost-Seite des Friedhofs entlang. In meinem Rückspiegel sehe ich
das Fahrzeug der Verfolger unverzüglich um die Ecke schnellen. Mit höchster Geschwindigkeit
brause ich die Straße entlang, versuche Abstand auszubauen, doch die Limousine bleibt dicht auf.
Auf die nächste Kreuzung zu fahrend, sehe ich mich vor der Entscheidung, eine Richtung
auszusuchen. Wo soll ich nur hin? Wohin soll ich fahren, um mein unliebsames Gefolge los zu
werden? Gerade aus in einen ländlicheren Stadtteil? Nach rechts in die Innenstadt? Oder nach links
in das Gewerbegebiet?
Wenige Meter vor der grünen Ampel setze ich meinen Blinker links, um urplötzlich nach rechts zu
driften. Der Fahrer der schwarzen Limo durchschaut mein Täuschungsmanöver nicht und registriert
zu spät, dass ich in die Gegenrichtung abbiege. Wieder trete ich das Gaspedal bis zum Bodenblech
durch um möglichst weit weg zu kommen. Zwei andere Fahrzeuge kommen von der Kreuzung aus
in meine Richtung und setzen sich so zwischen uns, während der Fahrer mitten auf der Kreuzung
wendet und anschließend zum Aufholen ansetzt. Im Rückspiegel sehe ich die Limousine
fortwährend aus der Reihe der anderen Autos austreten und einen Blick riskieren, um zum
Ausscheren anzusetzen. Doch der stetige, zähflüssige Gegenverkehr vereitelt ihr Vorhaben. Meine
Erleichterung darüber hält sich allerdings sehr in Grenzen, da der Verkehr auch auf unserer Spur
durch die Ampelphasen und dichte Befahrung stockt und keine höheren Geschwindigkeiten als die
aktuelle von etwa siebzig Kilometern pro Stunde erlaubt. Aber mit dem Abstand von zwei
Wagenlängen und meiner Ortskenntnis in der Stadt kann man durchaus arbeiten. Ich habe jetzt drei
Möglichkeiten: Entweder weiter dieser Straße folgen, links abbiegen oder rechts abbiegen. Bleibe
ich weiter auf dieser Straße, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die beiden Abstandhalter von PKW
zwischen mir und der Limousine verschwinden und ich wieder in unmittelbarer Reichweite von ihr
bin. Biege ich rechts ab, ist es selbst bei einer Rot-Phase ein Leichtes mir zu folgen. Biege ich links
ab, begebe ich mich in Gefahr, mit dem Gegenverkehr zu kollidieren. Schaffe ich es jedoch, werden
meine Verfolger möglicherweise lange genug an der Kreuzung aufgehalten, wie ich brauche, um
außer Sichtweite zu geraten. Ab der Kreuzung am Ende der Straße, in die ich abbiege, könnte man
vielleicht nicht mehr nachvollziehen, wohin ich gefahren bin. Wider jede Vernunft entscheide ich
mich für letztere Möglichkeit und peile die nächste Querstraße an. Ohne meine Geschwindigkeit zu
reduzieren reiße ich das Steuer herum und biege in die Straße ein. Der Abstand zum Gegenverkehr
ist gefährlich gering, einige Autos bremsen und krachen ineinander. Mein Fahrzeug neigt sich
aufgrund der Fliehkräfte, die mein Auto aus der Spur zu tragen drohen kritisch zur Seite. Ich spüre
ansatzweise, wie mein Heck ausbricht. Ich widerstehe dem Impuls, auf die Bremse zu treten,
stattdessen nehme ich den Fuß vom Gas, kuppele aus und lenke gegen. Unwissend woher, aber froh
darüber, dass ich weiß wie ich in einer derartigen Situation reagieren muss, stabilisiere ich mein
Fahrzeug und biege am Ende der Straße nach links ab. Auf einer Parallelstraße fahre ich die Strecke
von eben gewissermaßen zurück. Nervös und zwanghaft blicke ich unentwegt in den Rückspiegel,
stelle aber immer wieder fest, dass keine Limousine zu sehen ist. Nach etwa anderthalb Kilometern
komme ich auf den Bahnübergang zu, welcher sich schließt, als ich mich ihm nähere. Noch immer
sehr angespannt komme ich davor zum Stehen. Anders als sonst, schalte ich die Zündung nicht aus,
ich habe jetzt keine Zeit, um Zeit zu verlieren. Zwei Autos schließen hinter mir auf. Ungeduldig
sehne ich den Zug herbei, damit ich mich aus dem Staub machen kann. Das dritte Fahrzeug, dass
hinter mir zum Stehen kommt ist die gefürchtete Stretch-Limousine. Ich zucke zusammen.
Instinktiv überprüfe ich nochmals meine Türverriegelung und klammere mich an den Gedanken,
dass sie mich retten wird. Im Seitenspiegel sehe ich zwei Männer in ihren schwarzen Anzügen aus
der Limo steigen und sich mir nähern. Bei meiner Fahrertür angekommen, klopft der eine von
beiden an meine Scheibe. Ich reagiere nicht, tue beschäftigt und mache Mundbewegungen, als
würde ich über eine Freisprecheinrichtung telefonieren. Ungestüm reißt der Mann an meinem
Türgriff, fluchend. Sein Kollege an der Beifahrertür bedeutet ihm mit Handzeichen, dass er
aufhören soll und sucht eine Fernbedienung aus seiner Sakkotasche. Mit dem Zeigefinger voran
sucht er das Gerät ab und drückt anschließend einen Knopf. Ein verheißungsvolles Knacken,
signalisiert mir, dass meine Zentralverriegelung soeben deaktiviert wurde. Der Mann öffnet meine
Tür und lehnt sich leicht hinein.
„Bitte folgen Sie mir zur Klärung eines Sachverhalts!“. Es ist ungewöhnlich, diese Worte in
amerikanischem Akzent zu hören. Ich zögere, überlege, wie ich aus dieser Lage heraus kommen
soll. Der Kollege bemerkt mein Zögern und öffnet auch die andere Tür.
„Mr. Butterberg möchte Sie sprechen“, sagt er eindringlich, „Es wäre besser für Sie, wenn Sie
kooperieren. Widerstand ist zwecklos.“
Diese Amerikaner immer mit ihrem verdammten Pathos, denke ich mir. Wissend, dass ich keine
Wahl habe, steige ich schicksalsergeben aus und tue, wie mir geheißen.

Souverän und ohne große Aufmerksamkeit zu erregen “begleitet“ mich der Mann zu meiner linken zu der Limousine,
während sein Kollege mein Fahrzeug besteigt. Neben uns saust der Zug entlang und die Schranken
gehen anschließend nach oben . Die Tür der Limousine wird geöffnet und ich werde schnell und
unsanft hineingedrückt. Vom Rücksitz aus beobachte ich, wie der Kollege mein Fahrzeug in
Bewegung setzt und die Schienen überquert. Die Limousine folgt ihm. Erst einen Augenblick später
bemerke ich die Person, die im Zwielicht der hinteren Rückbank sitzt. Die abgedunkelten
Heckscheiben der Limousine bewirken, dass ihr Oberkörper, nicht aber ihr Gesicht zu erkennen ist.
„Soso, Karuso“, beginnt die offensichtlich männliche Person zu sprechen und lacht hämisch,
„Dachtest du wirklich, du könntest Fratzenbuch so einfach verlassen?“
„Ja. Irgendwie schon“, antworte ich unsicher. Erneut beginnt der Mann zu lachen.
„Tja, falsch gedacht!“, sagt er noch schadenfroher und lehnt sich nach vorn. Sein Gesicht verlässt
die Dunkelheit und tritt ins Licht. Ich erkenne, dass Mark Butterberg – Gründer und Erfinder von
Fratzenbuch - vor mir sitzt. Ich wusste, dass diese ganze Situation und die Anwesenheit dieser
Typen mit der Trennung zu tun hat.
„Überrascht, mich zu sehen, Karuso?“, fragt er grinsend.
„Naja, überrascht trifft es nicht ganz“, sage ich bemüht tough, bestrebt, keine Angst zu zeigen,
„Ich bin geradezu schockiert. Eine ganze Limousine nur weil du mit mir allein sein willst? Also
Schatz, das wäre doch nicht nötig gewesen.“
Butterberg ringt sich ein müdes Lachen ab.
„Jaja.“, sagt er unbeeindruckt, „Ich habe mir schon sagen lassen, das du gern witzig sein möchtest.
Aber ersparen wir uns doch das Vorgeplänkel und kommen zum Thema. Warum willst du
Fratzenbuch verlassen?“
„Ich will nicht, ich habe“, stelle ich richtig, „Außerdem wüsste ich nicht, was dich das anginge.“
„Nun, du wirst feststellen, dass es mich sehr wohl etwas angeht. Ich bin für Fratzenbuch
verantwortlich und insofern liegt mir sein Glück sehr am Herzen.“
„Verantwortlich hin oder her. Dass ist eine Sache zwischen mir und ihm.“, sage ich und zeige ihm
somit die kalte Schulter.
„Irrtum!“, schreit er und schlägt unvermittelt auf seine Armlehne, wodurch sein Schwenker auf den
Boden geworfen wird und sich der Weinbrand über den Teppichbezug ergießt.
„Du wirst Fratzenbuch nicht verlassen!“, sagt er verlangend und führt sich auf wie ein besorgter
großer Bruder, dessen kleine Schwester von einem Typen mit unehrlichen Absichten geschwängert
wurde. Er wirkt entschlossen, mich mit dem in den Rücken gepressten Gewehrlauf zum Traualtar
zwingen.
„Versteh´doch mal,“ versuche ich an seine Vernunft zu appellieren, obgleich ich mir wenig Erfolg
davon verspreche, „Fratzenbuch und ich, wir haben uns zu sehr auseinandergelebt, uns beide
verändert und können nicht mehr zusammen finden. Ich verstehe voll und ganz, dass du das Beste
für deinen Schützling willst. Aber willst du für es eine Beziehung, die du erzwingen musst? Meinst
du ehrlich dass es so glücklich ist?“ Butterberg zeigt sich bedächtig. Meine Worte haben sich
offenbar einen Weg in sein Inneres gebahnt.
„Du wirst es trotzdem nicht verlassen“, sagt er einen Augenblick später trotzig wie ein Kind.
„Warum gerade ich?“, frage ich aufgebracht, „Jeden Tag gehen Menschen auf der ganzen Welt eine
Beziehung mit Fratzenbuch und jeden Tag beenden Menschen diese.“
„Nennst du Fratzenbuch eine Schlampe, du mieser...“
„Nein, verdammt!“, falle ich ihm ins Wort, „Ich verstehe nur nicht, warum gerade ich für dich oder
Fratzenbuch so etwas Besonderes sein soll.“
„Besonderes,“ wiederholt er und lacht abfällig, „An dir ist nichts Besonderes, Karuso. Aber es
braucht manchmal nur einen einzigen Querulanten wie dich, um den ganzen Menschen, die mit
Fratzenbuch ihr Leben verbringen, Flausen in den Kopf zu setzen. Deswegen kannst du machen,
was du willst, du kannst alles versuchen, aber DU wirst Fratzenbuch bestimmt nicht verlassen. Das
garantiere ich dir!“
Der Wagen stoppt. Einen Moment später wird die Tür von außen geöffnet. Der Mann, der mich zur
Limo begleitet hat, bedeutet mir, dass es jetzt Zeit ist, auszusteigen. Ich verlasse das Fahrzeug und
blicke mich um. In einiger Entfernung sehe ich mein Auto stehen. Der Kollege kommt auf uns zu.
In der Hand hält er meinen Wagenschlüssel. Während er sich mir nähert, hebt er den Arm mit den
Schlüssel nach oben, als wolle er sie in meine Hand fallen lassen. Ich strecke ihm meine geöffnete
Hand entgegen, um die Schlüssel aufzufangen. Scheinbar absichtlich, lässt er den Schlüssel zu früh
fallen, so dass dieser auf den Boden fällt. Ohne eine Miene zu verziehen oder stehen zu bleiben geht
er an mir vorbei zu Butterbergs Wagen und steigt ein. Ich bücke mich, um die Schlüssel vom
Gehweg aufzulesen, als der Wagen anfährt und schließlich am Ende der Straße verschwindet.

 

Bitte davon absehen, irgendwelche Werbelinks in Geschichten zu posten. Wir wollen uns auf dieser Seite hier über Geschichten unterhalten. Viele Leute haben über die Jahre einiges an Kraft und Zeit in die Seite gesteckt, um sie zu was Besonderem zu machen.

Nur so als Ort, um für die eigene Seite zu werben ... da gibt es doch wirklich genug im Internet.
Ich find das auch extrem unhöflich.


Da fällt mir ein: Wer wissen will, wie ich wirklich darüber denke, sollte meinen Blog im Auge behalten!
www.niedermitderdaemoninmarinaweisband.de

 

Zunächst einmal Danke für die Blumen. Ja, zu unterhalten und etwas Kritik zu üben waren zwei meiner Absichten.

Nur bezüglich des Begriffs "hard-boiled-Gewand" muss ich um Klärung bitten ;-).

Hab den Begriff zwar gegoogelt und nachgelesen, verstehe jedoch nicht genau, wie du das gemeint hast.

Beste Grüße zurück

Karuso

 

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