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Der blaue Turm

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04.07.2002
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Der blaue Turm

Der blaue Turm

Als die Menschen die Welt entdeckt hatten, jeden Winkel erforscht, den höchsten Berg, das tiefste Meer, die staubigste Wüste und das ewige Eis, wurde ihnen langweilig.
So erinnerten sie sich an jemanden, mit dem sie schon lange nicht mehr gesprochen hatten: Gott. Doch wo war Gott zu finden? Nicht in den Kirchen, dort hatten sie zuerst gesucht. Er zeigte sich nicht, noch sprach er zu ihnen. Gott sei in der Natur verriet ein weiser Mann. Doch wo? In den Pflanzen? In den Bäumen? Nein, unmöglich. Auf den vielen Forschungsreisen hätte man ihn doch gefunden. Wo also konnte er sein. Es blieb nur noch eine Möglichkeit. Der Himmel! Gott musste im Himmel sein. Stand es so auch nicht in einem alten Buch geschrieben? An den Titel konnte sich die Menschen nicht mehr erinnern, doch „Gott im Himmel“ klang sehr vertraut.
Also rief man die weisesten Forscher zusammen. Sie waren inzwischen ohnehin ohne Beschäftigung und damit über jede Abwechslung erfreut. Und so trugen die Menschen dieser Forschergruppe auf, Gott im Himmel zu finden. Doch zunächst waren die Experten ratlos. Schon lange besaßen die Menschen Flugzeuge, mit denen sie über den Himmel zogen, doch Gott wurde dabei nie gesichtet. Vielleicht waren die Flugzeuge auch nur zu schnell. Oder Gott zu langsam. Vielleicht hatte man ihn auch nur übersehen. Schließlich war der Himmel sehr groß.
Doch trotz aller Rätsel: Eine Lösung musste her und so einigte sich das Forschungsteam auf einen Beobachtungsturm am höchsten Punkt der Erde. Blau sollte er sein. Blau war die Farbe der alten Götter und des Himmels und wenn Gott wirklich im Himmel wohnte, dann sollte er wohl Gefallen an dem Turm finden.
So wurde Stein um Stein aufeinander geschichtet. Immer höher, immer näher an den Himmel heran. Während oben am Turm noch gebaut wurde, strichen ihn die Maler am Fuße schon an. Doch hoch man auch baute, Gott zeigte sich nicht. Auch die blaue Farbe schien ihn nicht zu beindrucken. Die Forscher waren erbost, weil ihr sorgfältig ausgeklügelter Plan nicht aufging. Undankbar nannten sie Gott. Für ihn hatte man den Turm doch gebaut! Doch aufgeben wollte das Expeditionsteam nicht. Also wurde der Turm weitergebaut.
Zusätzlich, wenn auch widerwillig, zogen die Forscher Priester und Esoteriker zu Rate. Ihr altmodisches Wissen hatte sie zwar noch nie wirklich weitergebracht, aber was sollten sie sonst tun? Und wie erwartet kam es bald zum schönsten Streit. Die Esoteriker behaupteten, Gott sei ein Außerirdischer in einem Raumschiff. Die Priester widersprachen aufs Heftigste. Sie hätten Gott schon gesehen und wüssten wie er aussah. Doch weigerten sie sich zu verraten, wie er aussah... Sehr schnell wurden alle wieder nach Hause geschickt. Geholfen hatten ihre Aussagen dem Expeditionsteam nicht.
Also wurde weitergebaut. Stück für Stück erreichten die Forscher den Himmel. Doch kamen sie ihm so nahe, dass der Wind einmal heftig ausatmete und alle statischen Gesetze zunichte machte. Der Turm stürzte und die Wissenschaftler mit ihm. In dem Augenblick, als ihre Körper auf dem Boden aufprallen, sahen sie den lang Gesuchten...

 

Hallo erstmal, Niquita, auf kurzgeschichten.de :) !

Flüssig geschrieben, zielstrebig, keine Schreibfehler entdeckt :)

Aber Malaria hat recht: steht in der Rubrik Satire, glaube ich, nicht richtig. Vielleicht eher Gesellschaft?

Dein Title gefällt mir...

Schöne Grüße, Anne

 

Danke euch beiden. :)

Dass die Geschichte nicht wirklich Satire ist, war mir klar. Nur unter Humor passte sie meiner Meinung nach auch nicht recht. Und Gesellschaft erscheint mir als Oberbegriff reichlich schwammig.
Aber nach ein paar Besuchen werde ich schon durch die Subforums durchblicken. :)

Liebe Grüsse
Nicole

 

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