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Der Dämon unterm Bett
„Lass mich nicht allein, Mama.“
„Schlaf jetzt mein Engel. Schließe einfach deine Augen und schon bald bist du im Land der Träume.“
„Aber er ist wieder da!“
„Wer ist da, Michael?“, auf ihrer Stirn zeichneten sich Sorgenfalten ab.
„Der Dämon. Er ist unter meinem Bett. Vorhin sah ich seinen Schatten an der Wand.“
„Du siehst zu viel fern, mein Engel. Es tut mir leid, aber ich werde deinen Fernseher in den Keller bringen müssen. Und die Playstation auch. Keine Sorge, du bekommst sie wieder, sobald es dir besser geht.“
„Du glaubst mir nicht, oder? Du glaubst mir nicht, dass dieser Dämon unter meinem Bett hockt. Du denkst, ich bilde mir das nur ein. Aber er ist da und will mich fressen! Er wartet nur darauf, dass du mich alleine lässt.“
Michaels Mutter trat zu ihrem Jungen ans Bett.
„Bist du krank? Hast du etwa Fieber? Deine Stirn ist ganz kalt mein Engel, beruhige dich. In deinem Zimmer gibt es keinen Dämon, der dich fressen will. Er existiert nur in deinem Kopf. Ich habe deinem Vater gesagt, du sollst dir keine Filme anschauen, die für dein Alter nicht geeignet sind. Das haben wir jetzt davon! Aber mach dir keine Sorgen, es gibt keine Dämonen. Morgen früh lachst du über deine Hirngespinste mein Engel.“
„Aber er ist da Mama, ich habe seinen Schatten gesehen. Er lauert unter meinem Bett. Wenn du mich alleine lässt, frisst er mich. Bitte bleib bei mir.“
„Ich kann nicht die ganze Nacht an deinem Bett wachen. Ich werde jetzt gehen, alles wird gut.“
Sie drückte die Türklinke herunter. Michael streckte ihr panisch die Hand entgegen.
„Nein Mama, bitte nicht. Ich werde sterben wenn du gehst.“
Sie verharrte im Türrahmen und lächelte. Jetzt war alles aus. Das Holz des Lattenrostes zerbarst beinahe lautlos, so morsch war es. Michaels Großvater hatte bereits in diesem Bett gelegen. Der Junge wollte schreien, aber die Angst vor dem Dämon schnürte ihm die Kehle zu. Er spürte, wie sich die messerscharfen Zähne in seine Füße gruben, und wie ihm die Kreatur aus der Unterwelt Stück für Stück das Fleisch von den Knochen schälte. Der Schmerz ließ ihn fast ohnmächtig werden. Bald spürte Michael seine Beine nicht mehr, denn sie waren nicht mehr da. Eine dunkle Wolke hatte sich vor den Mond geschoben und so bemerkte Michaels Mutter, die noch immer im Türrahmen stand, nicht, dass sich das Bettlaken dunkel färbte.
„Ich liebe dich mein Engel.“
Bevor die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, aktivierte Michael den letzten Funken Leben, der in ihm verblieben war.
„Ich liebe dich auch Mama.“