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Copywrite Der Feuerbachkreis

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12.04.2007
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Anmerkungen zum Text

In der Hauptsache wird mein gutes Herzelein greenwichs Wunsch entsprechen

Oh ja, @Friedrichard , nimm diese Geschichte, bitte, bitte!

Nicht immer hilft Farbe
https://www.wortkrieger.de/index.php?threads/nicht-immer-hilft-farbe.64000/
verarbeitet, wenn auch das weitere Œuvre wie
Waat dat watt?
https://www.wortkrieger.de/index.php?threads/waat-dat-watt.62219/und

Katzen sind altmodisch
https://www.wortkrieger.de/index.php?threads/katzen-sind-altmodisch.63782/
miteingeflossen ist.

Natürlich konnt‘ ich mir nicht verkneifen, eine eigene Jugendsünde zu fleddern

Seltsame Reise Sommer 67
https://www.wortkrieger.de/index.php?threads/seltsame-reise-sommer-67.35480/
Das Marx-Zitat stammt aus: „Luther als Schiedsrichter zwischen Strauß und Feuerbach“ von 1842

Der Feuerbachkreis

»Mutter Erde! Rief ich, du bist zur Witwe geworden,
Dürftig und kinderlos lebst du in langsamer Zeit.
Nichts zu erzeugen und nichts zu pflegen in sorgender Liebe,
Alternd im Kinde sich nicht wiederzusehn, ist der Tod.«
aus: Hölderlin, „Der Wanderer“, 27 ff. (1797)

Der Feuerbachkreis


„... Feuerbach ist das Purgatorium der Gegenwart.“
Karl Marx
Alle reden vom Wetter – außer den drei Vollbärten des Feuerbachkreises in der Alibababar des Pannekoekserails. Die spielen Uno oder Mau Mau, je nach Karten, Zeiten- und Weltenlage, trinken eins ums andere und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein.

„Weiß einer, was mit Friedchen ist?“, wirft Wagner ein, dass Stirner grinst und behauptet: „Der reitet bestimmt auf sei‘m Pudel durch Nacht und Wind.“
„Hoffentlich fällt er da nich‘ runner!“, brummt Marx in seinen Bart, als Keller auf einem Königspudel eingeritten kommt mit der Botschaft an den Wirt, „Hannes, zapf ma‘ gleich‘n großes, brauchze nachher nich‘ so viel laufen!“

Wagner verzieht das Gesicht, „Verschalt doch ...“ und schüttelt sich.
„Nicht bei mir, weiße doch, Richie“, kontert Keller, hängt die Marineparka auf, deutet den Hund auf einen Platz und setzt sich zu dem Trio.

Der halbe Liter kommt.
„Dann lasset dich schmecken!“, sagt der Wirt und geht zurück an den Zapfhahn.

Die vier stoßen auf ihr Wohl an, trinken. Kellers Zug ist mächtig, das Glas schon halb leer, dass er gleich das nächste mit ‘nem Kurzen ordert.

„Sag mal, Gottfried“, wirft Marx ein, „hastu‘s Mittagsschläfchen verschlafen?“
„Nee, Kalle, Flori will mal wieder ‘ne Mutprobe machen, also nicht unbedingt die Deutsche Bank plündern, sondern ‘ne Kleinkrämerseele erschrecken. - Wann, wen und wie weiß ich nicht.
Aber wird die arme Seele sich schon redlich verdient hab‘n.“
„Wird wieder so ausgehn wie letztens im Schützenverein, behaupt ich mal“, meint Marx.
Stirner wirft ein: „Wird wohl so sein.“
Keller fährt fort: „Nee, gefragt hat er nur, was ich für‘ne Musik gern mal wieder hör‘n würde.
Da fiel mir doch glatt die Raumpatrouille ein ...“
„Ach, gibts das Raumschiff noch?“, fragt Wagner.
„Nee, kennt er nicht, hat er gleich zugegeb‘n. -
Bin mir aber sicher, dass er das hinkriegt.

Mit der Musik auf jeden Fall ...“

„Das Gedudel hat sich ja ziemlich lang gehalten, find ich, länger schon als Cages slow and soft as possible“, und ausgerechnet Wagner, der bierernste Wagner, macht sich lustig: „Da hat Halberstadt Glück, dass Cage nicht die Posaunen von Jericho geschrieben hat, sondern nur ‘ne Komposition in Stille. Sonst stünd‘ da nicht ein Stein mehr auf‘m andern!
Auf solch eine Komposition muss man ja auch erst mal kommen!
Stille ...“

„Die schmerzt auf‘m Ohr oder schläfert ein ...“, meint Marx.

Und sie kommen von Höcksken auf Stöcksken, von dem auf das und als einer fragt, wer denn nun den Käpt‘n Blaubär spreche, „Völz kann‘s ja nicht mehr sein!“, fährt Stirner pflichtbewusst hinein ins Chaos: „Kommt, lasst uns weitermachen!“

Aber Keller ist schon beim vierten Bier und kurzem Dritten und nicht bei der Sache, träumt.

Mehr als fuffzig Jahre zurück in die Zukunft.

Da fiel er nach den Demos und Blockaden der Springerdruckhäuser am Osterdienstag nach dem Dutschkeattentat zu Hause in ein tiefes Loch, verlor sich im Nirgendwo und fand nur ganz langsam wieder zu sich im Irrgendwo, glaubte zu erkennen, dass er auf der Brücke eines Schiffes lag und einige Meter vor ihm sich zwei gackernde Hühnervögel stritten.

Er robbte vorsichtig und so weit möglich geräuschlos näher an das Paar.

Die beiden trugen traumhafte Uniformen, die heute noch was hergäben und vor denen man - so viel hatte er schon gelernt als Wölfling und Pfadfinder und beim Hauptmann von Köpenick, den sie gerade in der Schule lasen - im wirklichen Leben stramm stünde. Nicht jeder, aber immerhin ist so was ja auch ansteckend und abschreckend zugleich.

Das eine Huhn war ein bunter Hahn
und das andre eine Henne von Fasan.

Die beiden stritten sich über ein mathematisches Problem - Navigation und den Kurs, der zu nehmen wäre.

Die Henne gackerte gerade: „Ich befürworte Ihre Autorität, Commander McLane, denn Autorität muss sein und wo kämen wir hin, wenn’s drunter und drüber ginge?
Aber gleichzeitig bin ich selber Autorität genug und stelle etwas dar und sehe es gerne, wenn sich andere mir unterwerfen: Denn bei mir kann jeder tun und lassen, was ich will!", drehte sich um und ließ den Hahn stehen.

Der Commander erstarrte und schluchzte zunächst nur vor sich hin – nun ahnte Friedchen, welch ein Weichei McLane war! - und dieses Weichei krähte: "Gehen Sie nur, Leutnant Jagellovskaja, gehen Sie nur!
Dass man auf einer galaktischen Sandbank strandet, kann doch nur einem Sicherheitsoffizier gelingen, der zudem noch professioneller Spitzel Galaktischer Sicherheitsdienste ist und eine dumme graue Gans in bunter Huhniform…“, womit er wohl ein dummes Huhn umschrieb.

Die Namen kamen Friedchen bekannt vor.
Aber das konnte doch nicht das Raumschiff Orion sein!
Jedenfalls nicht dessen Commander, wie die Jungen ihn aus der Raumpatrouille kannten.
„Vor einer schluchzenden Uniform wird auch niemand strammstehen“, sagte der kleine Keller im Stillen.
Da hatte der Commander ihn endlich bemerkt.
„Wer bist denn du?“, krähte er sanftmütig.

Und Keller erzählte ohne Punkt und Komma, wie er in dieses tiefe Loch gepurzelt und auf dem Schiff gestrandet sei. Da lächelte der Commander und versprach, ihn wieder aus dem leeren Raum herauszubringen, wenn er ihm ein oder zwei Probleme zu lösen helfe. Nicht das eigentlich größte, denn das dumme Huhn hätte den Raumkreuzer in ein galaktisches Trümmerfeld navigiert, wo’s nun festsäße, und er, der Commander, müsste den Kreuzer wieder flott kriegen. Aber bei zwei Dingen könne Gott und Friedchen helfen, da ein Schüler, der er sicherlich sei, näher am allgemeinen Wissen der Zeit lebe als er mit seinem speziellen Wissen von Übermorgen.
An Bord gebe es ein anarchisches Ferkel, das ihn vor versammelter Mannschaft beim Spiel der Uno ständig schlage und das ihm einmal an den Kopf geworfen habe, es gebe drei Arten von Vorgesetzten: die einen können bis drei zählen, aber die andern können es nicht.

„Das verstehe ich nicht. Wo bleibt da die dritte Art?“, fragte der Commander ein wenig verzweifelt.

Oh Neugierde, was tust du mir an!, jammerte es Keller.
Wie sollte ein kleiner Mittelschüler die Probleme eines Weltraumreisenden und der Welt lösen, zumindest erklären können! In welch ein Jammertal hatte die Neugier ihn gestoßen! Und er verspreche aller Welt, sich auf seine Schulbücher zu konzentrieren und weniger herumzustreunen, mehr über spanische Grammatik – möge sie ihm auch immer ein böhmisches Dorf bleiben - zu lernen als über Beatniks und Musik (was natürlich die Guitarre nicht ausschlösse). Vergeblich kratzte Gott Friedchen das bisschen zusammen, was er von der Spieltheorie zu wissen glaubte, um das Verhalten der Uno erklären zu können.

Aber der Commander hatte andere Sorgen, als von Friedchens bescheidenem schulischen Wissen zu profitieren, denn das kleine Raumschiff kam mit einem überraschenden Ruck aus dem galaktischen Trümmerfeld heraus, dass alle und alles zu stürzen drohte.

Im gleichen Augenblick schlug sich der Commander vor die Stirn und krähte hysterisch als der Gockel, der er war: „Was sind wir doch für Schwachköpfe und doch zugleich genial! –
Haltet euch fest, wo ihr nur könnt!“

Aber da ging die Fahrt schon abwärts.

Die Orion war nämlich am Rand der Milchstraße angekommen und - als wär’s das nebensächlichste der Welt - es wurde bewiesen, dass die uns bekannte Welt, eben unsere Galaxie, eine Scheibe ist -
eine Scheibe Emmentaler.

Dieser wissenschaftliche Beweis wird auf immer mit dem Namen des Commanders verknüpft sein, obwohl ihn das dumme Huhn von Sicherheitsoffizier dort hineinmanövriert hat.

Aber wem an Bord würde wissenschaftlicher Ruhm noch nützen?

Die Orion erwies sich als das Raumschiff am Rande des Abgrundes, das einen Schritt voraus wäre. Kurz und gut, man wird sagen: Der Commander ginge einen Schritt zu weit.

Die Orion kippte über den Rand der Milchstraße, um mit Mann und Maus in ein schwarzes Loch zu stürzen - unweit des Feuerbachkreises und des Pannekoekserails.

Niemand vermochte sich zu halten. Alle purzelten sie durcheinander: Friedchen übern Commander und das Sicherheitshuhn über beide und alle über Mann- und Frauschaft. Hähne, Hennen und Keller und andere schleuderte es von der Brücke und sie traten einen Freiflug ins Nichts an, der jeden Billigflieger in den Schatten stellt. Sie schrien, was das Zeug hält und Dohlen und Möwen stimmten ein in das Geschrei und die auf ihren Besen kreisenden Hedwig und Isabell rezitierten das Hexeneinmaleins.

Und niemand hörte zu.

Cage blieb und bleibt stumm.

Stille zöge sie hinab, wo sie doch eigentlich schwerelos schweben müssten ...

„He, aufwachen!“, bellt Marx und Stirner schüttelt Keller, der tatsächlich die Erkennungsmelodie der Raumpatrouille erkennt. Hannes hat die Tür weit aufgerissen, der Himmel schämt sich und Rauch beißt. Keller, Marx, Stirner und Wagner stürmen hinaus und Hannes, der Wirt, ruft die Feuerwehr.

Was die vier nach wenigen Metern sehen, macht fassungslos!

Da steht kopfschüttelnd und mit ringenden Händen Mooder Ääd vor der brennenden Schöpfung und schweigt.
„Wir können ja morgen aufräumen kommen und meine Eltern haben bestimmt eine Versicherung gegen … so was“, sagt Niklas und und Julia nickt zustimmend.
„Genau, meine Eltern haben auch eine, also regeln die das.“

Die Mooder fährt zu ihnen herum. „Ist das wirklich alles? Mehr fällt euch nicht ein?“ Ihr Tonfall ist ruhig und dennoch böse, dass sie die Köpfe einziehen. Den Kopf zur Seite geneigt, als lausche sie, schaut sie Richtung Hofeinfahrt. Da steht der Feuerbachkreis und von weitem ertönen Martinshörner, die rasch näherkommen.
Julia wirft ihre Haare zurück und richtet sich auf. „Wir haben uns doch entschuldigt, geben Sie uns doch eine Chance es in Ordnung zu bringen“, dass Opa Kalle der Kragen platzt: „Zum Donnerdrummel nochmal!
Kein‘ Kurasch inne Büx, aber La-Paloma pfeifen!
Was soll das sein, Du hätt`st euch entschuldigt?
Kein Mensch, nicht mal der Heiland, kann sich selbst von Schuld freisprechen!
Um Entschuldigung bitten könnt ihr, nicht mehr - aber auch nicht weniger - und auf Vergebung hoffen.“

Und Opa Max schimpft und fragt die jungen Attentäter, ihm auch nur eine Versicherung zu nennen, die groben Unfug finanziere!

Da hebt Gottfriedchen sein Auge gen Himmel und siehe, es reiten auf ihren Besen Hedwig und Isabell um die Krone einer mächtigen Eiche. Da steckt die Orion fest und wir hören die Stimme Wolfgang Völz‘, des Armierungsoffiziers der Orion:

„Höret, ihr Menschlein, wir sind zu solidarischem Handeln bereit, denn eure Interessen sind unsere. Denn wisset, der Baum ist befallen vom Thaumetopoea processionea und bringt die Orion in Gefahr, erneut abzustürzen. Das kann nicht in unserem Interesse sein.

Und was das Feuer in eurer Welt nicht schafft, wird gleich das Wasser besorgen, dass wir bereit sind, mit unserer modernen Technik einen Zeitensprung in die gute alte Zeit zurück zu tun und es wird sein, als hätte es euch nie gegeben.“

»O Mutter Erde, verlierst du denn immer, als Witwe, die Zeit?
Nichts zu erzeugen ist ja und nichts zu Pflegen in Liebe
Alternd im Kinde sich nicht wieder zusehn, wie derTod.«
aus: Hölderlin, „Der Wanderer“ (2. Fassung, 1801)​

 

Das war mir schon klar, ich meinte, dass eins von dern andern noch hätte vorbeifliegen können

Wo Du das anregst,

@pantoholli,

das lässt mich darüber nachdenken, ob ich nicht die drei Montgolviere, Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier vorbeisegeln ... Ein schöner Kontrast zu den Besenreiterinnen ...

Schönes Wochenende vom

Dante Friedchen

 

Hallo Friedel

Selten, dass ich so geschmeidig durch eine Geschichte von dir durchgeflutscht bin. Ob das dem Copywrite zu verdanken ist? Sehr wahrscheinlich. Auf jeden Fall hab ich ganz oft Fünfe grade sein lassen, den Mut zur Lücke aufgebracht, und so wars ein Spass, den verschiedenen Figuren aus @greenwitchs Universum zu folgen, das eindeutig im Hintergrund mitschwingt. Das war es auch, was mich durch deinen Text begleitete: Die Bezüge zu den Originalversionen, denn ohne - das stell ich mal einfach so in den Raum - funktioniert dein Text nur bedingt. Als Beispiel sei das Ende mit der brennenden Gärtnerei genannt, wo der Hintergrund der Tat im Dunkeln bleibt - ausser man kennt greenwitchs "Nicht immer hilft Farbe". Und der Einbau des Traums um die Raumpatrouille mit der Orion war zwar aufgewärmter Kaffee, da du zum Teil einfach Originaltext reingeklebt hast, aber die Erinnerung an die alten Haudegen der deutschen Kult-SF-TV-Serie, allen voran Käptn Blaubär, sprich Wolfgang Völz, macht Laune. Und alles bleibt miteinander verwoben und spielt mit Anspielungen und wendet Reden zu Redewendungen, dat waat watt. Nach mehrfachem Lesen (Tatsache, nicht Lachen, der dot liest für einmal einen Text von Friedrichard mehrfach :D), eröffnen sich einem immer wieder neue Anspielungen, die zwar Bilder generieren, aber eher so im Raum, wo die Orion gerade vorbeisegelt und direkt in der von Prozessionsspinner befallenen Eiche landet.
Damit beim letzten Akt angekommen, in dem du alle Protagonisten noch einmal auf die Bühne bittest und sie in einem fulminanten Finale, wenn auch friedelesk und leicht kryptisch mit einer Zeitwelle dahinraffst. Sehr schön. Somit ein Daumen hoch für diese kleine Groteske, sie hat mir sehr gefallen.
Gruss dot

 

...
Mutter Erde! rief ich, du bist zur Witwe geworden,
Dürftig und kinderlos lebst du in langsamer Zeit.
Nichts zu erzeugen und nichts zu pflegen in sorgender Liebe,
Alternd im Kinde sich nicht wiederzusehen, ist der Tod.
Aber vielleicht erwarmst du dereinst am Strahle des Himmels,
Aus dem dürftigen Schlaf schmeichelt sein Othem dich auf;
Und, wie ein Samenkorn, durchbrichst du die eherne Hülse,
Und die knospende Welt windet sich schüchtern heraus.
Deine gesparte Kraft flammt auf in üppigem Frühling,
Rosen glühen und Wein sprudelt im kärglichen Nord.
...“
Aus: Hölderlin „Der Wanderer“​

Die Bezüge zu den Originalversionen, denn ohne - das stell ich mal einfach so in den Raum - funktioniert dein Text nur bedingt. Als Beispiel sei das Ende mit der brennenden Gärtnerei genannt, wo der Hintergrund der Tat im Dunkeln bleibt - ausser man kennt greenwitchs "Nicht immer hilft Farbe".

Ja das ist ja mal eine Überraschung,

dot besucht mich,
da geht's doch gleich in'n Biergarten ... - als krönender Abschluss eines Tages zu einer Hörbuchaufnahme (geht mir weg mit der darstellenden Kunst, fusselig fühlt sich mein Maul an und an die fünf km stehend verbracht ... vor Mikrophonen ... die Unterschenkel zu Säbeln verformt ...

Wann hätt es das zuletzt gegeben?
Hat es das übehaupt schon mal gegeben - zumindest wüsst ich es nicht auf Anhieb ... Sollte Gottried(chen) Keller, Euer Nationaldichter die Ursache sein? Aber es freut mich, obwohl ich der Meinung bin, dass ich unwesentlich anders geschrieben habe als sonst vom Absturz des Ikarossses bis hin zur Wieerauferstehung der Orion, mit Völz in seiner angemessenen Rolle als Blaubär Schwindelsohn und Lügenbold.

Aber tendenziell neig ich dazu, die „Gärtnerin“ zu erweitern zu Mutter „Erde“, Hölderlin liefert ja eine Vorlage, die den Rahmen der "Gärtnerei" sprengt und dem Anthropozän die Zähne zieht ...
Was hält denn @greenwitch davon ...?

Hat mich sehr gefreut, besonders nach dem trockenen Vormittag,

lieber dot - und bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

„Mein Vater war ein Bauernsohn aus einem uralten Dorfe, welches seinen Namen von dem Alemannen erhalten hat, der zur Zeit der Landteilung seinen Spieß dort in die Erde steckte und einen Hof baute“, beginnt Gottfried Keller seinen autobiografischen „grünen Heinrich“ und mit diesem kürzest-möglichen Hinweis auf einen ewigen Typus „Landnahme“ aller Kolonisatoren,

liebe @greenwitch,
lieber Leser,

moin, erstma',

ein bisschen kann man es schon in der Antwort an dot am Zitat aus Hölderlins „Wanderer“ erkennen, will ich nun Flori und die Floristin verallgemeinern, weg vom Privateigentum, einen Hauch davon gibt das Eingangszitat dieses Beitrages hier, wenn „Alemannen“ („Alamanni“, eigentlich eine Fremdbezeichnung für einen Vökerverbund von Elbgermanen, buchstäblich „alle Menschen“, Schwaben winken hinüber zu ihren Brüdern und Schwestern in die Schweiz) bei der „Landnahme“ als Eroberer „auftreten“ wie i. d. R. jeder Kolonist, der den Vorbesitzer enteignet.

Warum tu ich dergleichen?

Weil Erde, Luft und Wasser (und sei‘s als ein Garten, in dem ja laut Genesis das ganze Übel begann) allen und nicht nur privilegierten Eigentümern gehört nach dem alten Rechtsprinzip der Allmende („Allgemeingut“), das bis ins finsterste Mittelalter galt (das ja eher ein „Leihsystem“ mit seinem „Lehenswesen“ war mit dem Dreigestirn Gott, Papst und Kaiser an der Spitze und dem Leibeigenen und Sklaven - ein Wort westgermanistischer Zunge, aus dem man noch heraushört, welcher Sprachgruppe die meisten Versklavten angehörten, am deutlichsten im engl. "slave") ganz unten.
Und nun erscheint mir mit dem modernen Kapitalismus/Liberalismus das Mittelalter auf Basis des Privateigentums wieder auferstanden mit dem Blut- als Geldadel und den Managern als Dienstadel.

Und – da komm ich gar nicht drum rum – Hölderlin muss somit auch genannt und zitiert werden, wobei die einleitenden Verse zum Wanderer "Einsam stand ich und sah in die afrikanischen dürren / Ebnen hinaus; vom Olymp regnete Feuer herab“ vllt. eine Vorschau auf künftige Verhältnisse jenseits von Afrika hinweist, von denen Hölderlin aber nix wissen und schon gar nicht ahnen konnte gegen Ende der „kleinen“ Eiszeit (wer die Elegie kennt, weiß was ich mein).

Die buchstäblich von Dir übernommene Passage

Die Gärtnerin steht kopfschüttelnd und mit ringenden Händen vor ihrem brennenden Besitz und schweigt
….
Die Gärtnerin fährt zu ihnen herum. „Ist das wirklich alles? Mehr fällt euch nicht ein?“ …
sieht nun ein wenig anders aus.
Die Gärtnerin …
wird zur Terra Mater, Mutter Erde, Muttererde und für unser aller Mutter galt es nun noch, in einen fränkischen Dialekt* , kurz: niederrheinischen Namen zu kleiden (wie ja schon fürs Pfannekuchenhaus) und wird zur „Mooder Ääd“, wobei mich nicht so sehr die kleine Leckerei „Himmel und Ääd“ befeuerte als vielmehr der Klang zu „vermodern“ als natürlichem, allzu irdischen Vorgang, der den Boden preiswerter befruchtet als jeder Kunstdünger.

Tschüss

Friedel

* Die „ripuarischen“ Dialekte entstanden aus den fränkischen, die an Rhein und Mosel gesprochen wurden, auf dem Gebiet Flanderns und der heutigen Niederlande wurden „salische“ gesprochen. Das „Oberfränkische“ kam zur Welt und entwickelte sich mit den fränkischen Besatzungstruppen, „Kolonisten“, um Baiern (und Bömen) in Schach zu halten ...

 

Moin, moin lieber @Friedrichard ,
na, Du bist ja ein ganz fleißiger, jetzt noch am Copy zu schrauben, da kriege ich ja fast ein schlechtes Gewissen.

Die Gärtnerin …
wird zur Terra Mater, Mutter Erde, Muttererde und für unser aller Mutter galt
und diese Idee gefällt mir sehr, ja, ein wenig fühlen Gärtnerinnen so, natürlich viel kleingeistiger und Erdverbunden, aber es passt ...

wobei mich nicht so sehr die kleine Leckerei „Himmel und Ääd“ befeuerte als vielmehr der Klang zu „vermodern“ als natürlichem, allzu irdischen Vorgang, der den Boden preiswerter befruchtet als jeder Kunstdünger.
Na, die Leckerei liegt ja bekanntlich erst nach dem Copy vor, passt also auch, aber über das „vermodern“ muss ich jetzt mit einer Hand auf dem schmerzenden Rücken und einem Blick auf meine erdverkrusteten Finger, geschuldet dem beherzten Teilen einiger sehr schöner Enziane, doch noch einmal nachdenken. Ein Kompliment geht anders ...

Schöne Ergänzung des wilden Kreises, ich mag die Geschichte immer noch, vor allem, weil ich sie fast vollständig verstanden habe (glaube ich)
Wünsche einen tollen Start in den Oktober, ich nähre mich geographisch dem Pott heute sogar ein wenig, indem ich in Warendorf die ländliche Bildung unterstütze
witch

 

Schöne Ergänzung des wilden Kreises, ich mag die Geschichte immer noch, vor allem, weil ich sie fast vollständig verstanden habe (glaube ich)

Moin,

greenwitch,

war schon sehr gespannt auf die Reaktion, eine Gärtnerin zur Muttererde umzufirmieren und fein, dass es Dir gefällt. Ich weiß auch nicht so recht, warum "Moeder", "Moder" und "Mooder" im Niederdeutschen (und Niederländischen) von der Lautung her beim "Moder, modern" liegt, selbst das Grimmsche Wörterbuch gibt da keinen rechten Aufschluss.
Vielleicht hängt es mit der alten bäuerlichen Struktur zu oder zwischen den Zeiten der beiden Lautverschiebungen zusammen. K. A.
In meinem Frühwerk ("Geschichten aus Be-Erde") schrieb ich einstens

Hilflose Alte werden in den Acker getan: dem wertvollen Boden ein preiswerter Dünger.

Wie dem auch sei,

hat mich sehr gefreut, dass Du Dich nochmals gemeldet hast und vor allem, dass es Dir gefällt.

Viel Spaß in Warendorf, wünscht der

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

"Kein‘ Kurasch inne Büx, aber La-Paloma pfeifen!"

Ja, nun ist mir nach Hölderlin und Astrid Lindgren- noch eine Mark-Twain-reife Anmerkung auf Nieder(rheinisch‘)deutsch eingefallen (s. o.) und eingefügt und ich denke,

liebe @greenwitch,

dass es das war, selbst wenn keiner des Feuerbachkreises einen fränkischen - außer vielleicht „Kalle“ Marx (moselfränkische Variante) – Zungenschlag hatte.

Historisch gesehen könnten sich Marx (der übrigens auch einige Gedichte hinterlassen hat) und Keller in Heidelberg – getroffen haben als Feuerbachschüler – Stoff für eine neue Erzählung über den Königspudel ...

Dank für Euer Interesse und Teilhabe - in alfabetischer Reihenfolge
@Chai , @dotslash, @Fliege, @Isegrims, @Kanji, @pantoholli, @TeddyMaria, die Namenspalette ist nach wie vor umfangreich und selbst Du trägst neben dem Haus- auch Vornamen, mancher trägt auch noch einen Spitznamen oder ein Preudonym, was aus vier Personen zwölf bis 16 und mehr Namen zaubern kann. Welch ein Glück, dass kein Spanier oder Araber im Personal auftaucht! und @wieselmaus und last, not least @Willi!

Euch allen ein schönes Wochenende und Dank!

Friedel

 

Moin, @Friedrichard ,

"Kein‘ Kurasch inne Büx, aber La-Paloma pfeifen!" - jo, bei uns im Norden heißt das "keine Zähne im Maul, aber La-Paloma pfeifen" - schön, wie sie alle einig sind.

Und dem guten Karl glaub ich das glatt. Ich erinnere mich an ein Buch über ihn (keine Biographie, eher eine politisch korrekte Erzählung zu DDR Zeiten, aber da kam er so rüber. Ich muss mir mal ein authentisches Werk beschaffen, bin aber relativ sicher, das der Autor im Hintergrund gut recherchiert hatte und mein Bild gar nicht so falsch ist.

Schönes Wochenende
witch

 

Moin greenwitch

"Kein‘ Kurasch inne Büx, aber La-Paloma pfeifen!" - jo, bei uns im Norden heißt das "keine Zähne im Maul, aber La-Paloma pfeifen" - schön, wie sie alle einig sind.

Klar, kenn ich die nordische Redensart auch - und die "Kurasch" ist eben darum in die Hose gerutscht weil sie klanglich schön bei dem ist, was üblicherweise in der Hose hinten ist ...

Vor einiger Zeit - quatsch, letztes Jahr, Geburstag halt - hat das ZDF eine Film/Doku ("Karl Marx - ein deutsche Prophet", da wird er ja bald im Altentestament zu seinen Kollegen stoßen ...) mit Mario Adorf geschaffen, die ich schon fast wieder vergessen hab. Erinnern kann ich mich noch einigermaßen an einige Deutsche in seiner LOndoner Wohnung, wohl "Zensoren", "Spitzel", die aber von Mario Adorf freundlich behandelt wurden ...

So, genug geplaudert und dank Dir fürs nochmalige Vorbeischauen & schönes Wochenende

Friedel

 

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