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Der Feuerwachturm

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14.05.2024
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Anmerkungen zum Text

Moin zusammen!

Ich hab lange hin und her überlegt, ob ich meine kleine Geschichte nicht doch Mal Außenstehenden präsentieren soll und hab mich schließlich für dieses Forum entschieden. Ich bin ein blutiger Anfänger, dies ist mein erster Gehversuch in Sachen Schreiberei, was man sehr wahrscheinlich schnell merken wird. Aber, hey! Ich hatte sehr viel Spaß dabei, mich Mal in diesem Feld zu probieren! Jetzt geht´s darum aus meinen Fehlern zu lernen. Danke für euer konstruktives Feedback. Also: Gebt´s mir dreckig!

Der Feuerwachturm

Da war ich also. Mitten im Herzen der Wildnis von Wyoming. Am sonnigen Arsch der Welt. Obwohl ich den größten Teil meiner Zeit in urbanen Gegenden verbracht habe, zog es mich auch immer wieder in die Natur hinaus. Ein Wanderer zwischen den Welten. Nachdem ich zuletzt eine geraume Zeit in Seattle Fuß gefasst hatte, rief mich langsam der mir gut bekannte Drang zu Veränderung. Stillstand ist nie etwas Positives, das habe ich gelernt.
Die Rotorengeräusche des Hubschraubers, der mich abgesetzt hatte, wurden in der Ferne immer leiser. An deren Stelle trat das Zirpen von Insekten und vereinzelter Vogelgesang. Ruhe. Daran könnte ich mich gewöhnen.
Ich atmete tief durch. Vor mir ragte das Ziel meiner Reise in die Höhe des blauen Himmels auf. Der Feuerwachturm.
Ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn in seiner Gänze zu betrachten. Die Kabine, auf der Spitze des ungefähr 15 Meter hohen Stahlgerüstes, sah aus, als hätte man eine alte Ferienhütte aufgebockt. Rund um das Gerüst wand sich ein umzäunter Aufstieg zur Spitze.
Die mit einem Vorhängeschloss gesicherte Gittertür am Treppenaufstieg machte mich stutzig. Mein Vorgänger sollte von meiner Ankunft wissen und mich empfangen. Mit den zu einem Trichter geformten Händen, rief ich in Richtung der himmelhohen Kabine. „Hallo?!“
Keine Antwort. Mein Blick fiel auf das hölzerne Plumpsklo am Fuße der Konstruktion. „Na super“, nuschelte ich, schulterte meinen prall gefüllten Rucksack und näherte mich dem stillen Örtchen. Nur echt mit Herzchen in der Tür, natürlich. Zweimal klopften meine Knöchel gegen das Holz. Wieder keine Antwort. Das hätte unangenehm werden können. Ich hatte zwar einen Lehrgang und die wichtigsten Informationen bekommen, aber eine anständige Begrüßung und Übergabe des Turms wäre trotzdem nett gewesen. Nachdem ich es mir auf einem nahen Felsbrocken bequem gemacht hatte, zog ich meine Wasserflasche aus dem Proviant, nahm einen Schluck und schaute mich um. Der Turm lag auf einer, auf einem Hügel gelegenen Lichtung, gesäumt von Nadelbäumen - Fichten und Kiefern. Mit geschlossenen Augen genoss ich die Sonnenstrahlen bis mich ein lauter Ruf grob aus meinen Gedanken riss.
„Hey, Kollege!“ Erschrocken blickte ich in Richtung der tiefen Stimme. Zögernd hob sich meine Hand zum Gruß. Ein Mann fortgeschrittenen Alters, in dunklem Shirt und Outdoor - Cargohose, schälte sich aus dem Waldrand und ging langsam auf mich zu. Als er näher kam, konnte ich mir ein besseres Bild von ihm machen. Schulterlange schwarz, graue Locken, üppiger Bart und ein breites Grinsen im Gesicht. Ich bemerkte, dass er sein rechtes Bein nicht komplett belastete, wodurch er leicht humpelte.
Obwohl sein Name mir mitgeteilt wurde, konnte ich mich nicht erinnern.
Christian? Cooper? Irgendwas mit C. Er schnaufte und reichte mir seine Hand. Und was für eine, richtige Pranken hatte dieser Mann.
„Connor, Connor Hayes.“ Ich rang mir ebenfalls ein Grinsen ab und schlug ein. Fast richtig. Trotz seiner offenen und freundlichen Art, hatte er etwas beunruhigendes, hektisches an sich, etwas, das ich nicht greifen konnte. Seine Hand war dezent verschwitzt. Ich roch Alkohol in seinem Atem. Jackpot. Ich räusperte mich.
„Ian Brady“, antwortete ich ihm. „Freut mich sie kennenzulernen.“
Er erlöste mich von seinem nassen Griff und klopfte mir kräftig auf die Schulter.
„Mister Brady! Ian! Entschuldige meine Verspätung. Ich war eine Runde spazieren und habe dabei total die Zeit vergessen.“ Er nickte in die Flugrichtung des Hubschraubers. „Bis ich den Lärm gehört habe. Dann fiel mir mein Gast wieder ein!“
Ich winkte ab.
„Kein Problem, ich warte noch nicht lange. Außerdem habe ich es mir wirklich bequem gemacht.“ Connor´s Grinsen wurde größer, als ich meinen Warteplatz, den Felsen, liebevoll tätschelte.
Er stemmte die Hände in die Hüfte und schaute mich an. „Gut, Ian. Sehr gut.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Sag Mal, trinkst du? Bier?.“ Meine Augenbrauen hoben sich. Der Mann kommt schnell zur Sache. „Ähm, ja. Klar.“ Nur selten so früh am Mittag.
Nach einem energischen und lautstarken Zusammenklatschen der Hände, bewegte er sich zu der abgeschlossenen Tür am Fuße des Turms. „Komm! Ich zeig dir dein zukünftiges Reich!“ Dem Rücken mir zugewandt fummelt er an seinem Schlüsselbund herum.
“Viele Einbrecher sollten hier doch nicht vorbeikommen, oder?“, fragte ich ihn amüsiert. Knackend öffnete sich das Schloss.
„Ach, nur Gewohnheit.“, murmelte er, erklomm einige Stufen, hielt kurz inne und rieb sich das lahmende Bein. „Gib mir ein wenig Zeit.“, sagte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Ich bin beim Wandern ausgerutscht und auf einen verdammten Felsen gestürzt.“
Nickend folgte ich ihm über mehrere, durch Treppen verbundene, Zwischenetagen nach oben. „Kein Stress.“

Was für eine Aussicht. Ein beeindruckter Pfiff entfloh meinen Lippen, als ich auf der obersten Terrasse, die das Turmhaus umgab, in die Ferne blickte. Connor lehnte sich neben mir an die Brüstung. Er lachte. „Nicht schlecht, oder?“. Glitzernde Schweißperlen rannen seine Stirn herab. Die Sonne tauchte die Landschaft in ein sanftes Gold. Felsige Bergketten thronten über vereinzelten Seen und dichtem Wald. An manchen Stellen wichen die Bäume kahlen, felsigen Auswüchsen und Schluchten.
„Es ist wunderschön.“, sagte ich mit ehrlicher Ehrfurcht in der Stimme. Auf dem Flug konnte ich mir natürlich schon ein Bild machen, aber hier so zu stehen, war nochmal etwas ganz anderes. Connor kratzte sich lautstark an seinem bärtigen Kinn.
„Man gewöhnt sich daran.“ Mein neuer Arbeitskollege schubste die Tür, die ins Innere des Ausgucks führte, auf. "So, ich hole uns beiden erst mal ein Bier.", sprach er mehr zu sich selbst, als zu mir.
Um eine freie 360 Grad Sicht zu haben, war der Raum fast komplett von verglasten Fenstern umgeben. Ich beobachtete durch die Scheibe, wie er sich in einen alten weißen Schrank duckte, drei Dosen hervorkramte und wieder zurück nach draußen kam.
Wo das herkommt, gibt es bestimmt noch einiges mehr. Erst jetzt bemerkte ich den kleinen runden Stelltisch und die zwei Klappstühle, die ein Stück neben mir auf der Plattform standen. Nachdem er die Dosen, mehr geworfen als gestellt, auf dem Tisch platzierte, drehte er einen Stuhl in meine Richtung und ließ sich grob auf den anderen fallen.
"Setz dich, setz dich." Ich ließ meinen Rucksack zu Boden gleiten und nahm Platz.
„Gern.“ Zischend öffnete sich Connors Bier.
"Ich zeig dir später alles, aber zuerst..." Er hob sein Bier. "Prost!"
Noch bevor ich meine Dose aufreißen konnte, nahm er schon einen ersten großen Schluck. Prost, durstiger, alter Mann. Lächelnd hob ich meine Dose und setzte sie an meine Lippen. Kurz verzog ich das Gesicht. Viel zu warm. Hat er keinen Kühlschrank? Meinem Gegenüber schien die Temperatur des Getränks nicht im Geringsten zu stören. Wie er so da saß, erinnerte er mich an meinen Onkel Henry, der dem Gerstensaft ähnlich angetan war. Ein einfacher, aber glücklicher Zeitgenosse, der trotz seines Konsums nie ausfallend wurde. Er starb vor ein paar Jahren überraschend an Krebs.
Ich mochte ihn sehr. Naja. Das Leben geht weiter, jedenfalls für die anderen.
Nach einem befriedigten Rülpser sah Connor mich an:
"Also, dann erzähl doch Mal, warum du hier bist." Er lehnte sich mit einem Arm auf den kleinen Tisch. „Ich meine, die Bezahlung ist echt in Ordnung, aber hier für braucht es mehr. Ein gewisser Drang sich Mal von allem freizumachen. Vielleicht eine verlorene Liebe?“ Seine Dose zielte auf meine Brust „Na, ist es Herzschmerz?“
Nach einem Schluck vom warmen Bier schüttelte ich den Kopf.
„Nein, so ist es nicht. Ich bin schon länger Single, und das ist auch Okay so.“
Ich zuckte leicht mit den Schultern. „Zumindest glaube ich das.“ Connor verschränkte skeptisch die Arme. „Dann hast du die Schnauze von deinem Job vollgehabt. Hm?“
- „Schon eher.“, bestätigte ich ihn. Das Bier wirkte bereits seinen Zauber und lockerte meine Zunge. „Alles fühlte sich so festgefahren an. Ich meine, ich habe mich in verschiedenen Sachen probiert, Leute und Städte kennengelernt, aber irgendwie war ich...gelangweilt. Müde von der Hektik der Gesellschaft, hatte genug von den Menschen.“ Mein Gegenüber kippte gerade die letzten Tropfen in seinen weit geöffneten Mund. „Nichts gegen dich.“, fügte ich schmunzelnd hinzu.
Zisch! "Ich verstehe schon, alles gut!" Das Bier schäumte über, schnell stülpte er seinen Mund über die Öffnung. Ich fuhr fort:
"Auf einer Party hat mir ein Bekannter von diesen Feuerwächtertürmen erzählt.
Man findet dort total zu sich selbst, und so was. Klingt abgedroschen, ich weiß, aber trotzdem war meine Neugier geweckt.“
Connor wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Ich entdeckte den goldenen Ring an seinem Finger. Ist er verheiratet? Oder war es es vielleicht einmal? Belustigt sah er mich an.
„Romantisches Gefasel der Jugend. Aber es stimmt, in dieser stillen Idylle hat man viel Zeit zum nachdenken.“ Ein Schwarm Vögel flog über unsere Köpfe Richtung Sonne. Inzwischen hatte auch ich meine Dose geleert, worauf Connor direkt reagierte.
„Willst du noch eins?“. Sein Körper war schon in Startposition, bereit, sofort aufzuspringen und Nachschub zu besorgen. Das war zu erwarten. Abwehrend hob ich die Hände.
„Danke, nein. Lass uns erst eine kleine Tour machen. Zeig mir doch Mal deine Bude.“, und nickte in Richtung der Kabine. Connor´s Enttäuschung war eindeutig.
„Gut, du hast wahrscheinlich recht.“, sagte er und erhob sich schwerfällig von seinem Platz. Ich folgte seinem Beispiel und wir gingen in den Turm.
„Dann Mal los, ich bin gespannt.“

Chaos.
Überall verstreut lagen Klamotten, Ordner, Bücher, Lebensmittelverpackungen und leere Bierdosen herum. Außerdem erblickte ich die eine oder andere leere Bourbonflasche in dem Durcheinander. Verdammt, in dieser Müllhalde soll ich wohnen und arbeiten? Trotz der teilweise gekippten Fenster, stank der gesamte Raum nach Schweiß, Schnaps und Essensresten. In der Mitte des Raumes ragte ein Osborne Fire Finder aus dem Unrat – ein Gerät zur punktgenauen Lokalisierung von Brandherden. Auf einem langen, massiven Schreibtisch ruhte ein großes, rustikales Funkgerät. An zwei Wänden stand jeweils ein spartanisches Bett mit einem kleinen Beistelltisch. Einer der Schränke war anscheinend für die Lebensmittel vorgesehen, dieser beinhaltete mehrere Wasserkanister, Konservendosen und andere Verpackungen.
Mit der Fußspitze trat ich leicht gegen eine der am Boden liegenden Dosen. Langsam rollte sie gegen Connor´s Stiefel.
„Na, keine Gäste erwartet?“ Er wirkte irritiert.
„Wieso?“, antwortete er und schaute sich fragend um.
Das ist nicht sein Ernst, oder? Ich sah ihn an.
„Naja, hat mein Zimmer früher so ausgesehen, zog meine Mutter mir die Ohren lang.“ Langsam realisierte Connor was ich ihm mitteilen wollte.
„Oh, Ja. Ähm...tut mir leid...“, erwiderte er verwirrt. Hastig begann er Socken und Müll aufzusammeln.
Was ist nur los mit diesem Kerl? Er stolperte über einen Stapel Magazine und verlor fast das Gleichgewicht.
„Entschuldige, ich bin in letzter Zeit etwas durcheinander und schlafe schlecht.“, murmelte er. Inzwischen wirke der Mann sichtlich beschämt.
Was für eine peinliche Situation. Ich atmete schwer aus und begann damit, einige Bücher, die meisten Sach- und Fachliteratur, in simple Holzregale zu ordnen.
„Kein Ding, wir räumen hier fix zusammen auf und dann sehen wir weiter.“
Angeekelt fiel mein Blick auf einen Teller mit halb vergammelten Brotresten. Hoffentlich bekomme ich den Gestank hier wieder raus. Mit einem Plastiksack bewaffnet, rutschte mein Mentor auf seinem gesunden Knie durch den Raum und sammelte Müll auf.
Das kann ja was werden, dachte ich. Wie lange bleibt er wohl, bis er abgeholt wird und mir den Turm überlässt? Schweigend bekämpften wir das wirre Schlachtfeld.
Einige Zeit später hatten wir es tatsächlich geschafft, eine gewisse Grundordnung in den Wohnraum zu bekommen und Connor fand seine Stimme wieder.
„Vielen Dank, Ian.“ Erschöpft ließ er sich auf einen der Holzstühle nieder.
„Ich war wohl zu lange alleine.“, sprach er leise.
Ich zapfte ihm ein Glas Wasser aus einem der Kanister.
„Hier, trink das.“
Er nahm das Glas mit beiden Händen entgegen und führte es an seinen Mund.
„Danke.“
Ich räusperte mich. "Hör Mal, ich will dir nicht zu nahe treten, aber vielleicht solltest du dein Trinkverhalten überdenken." Er blickte mich gereizt an. Einen Moment lang hielten wir unseren gegenseitigen Blicken stand. "Ich mein ja nur.", sagte ich und hob abwehrend die Hände. Ein kurzes Schnaufen war seine einzige Antwort.
„Immerhin haben wir den Gestank in den Griff bekommen. Trotz der schwülen Hitze.“ Nachdem er das Glas hinunter gekippt hatte, erhob er sich.
„Dann werde ich dir Mal das Wichtigste zeigen und dir deine hauptsächlichen Aufgaben erklären, falls du nicht sowieso schon weißt, wie der Hase läuft.“
- „Ich bin ganz Ohr.“, antwortete ich.
Den restlichen Abend verbrachten wir damit, dass Connor mir die Handhabung des Osborn Fire Finders, sowie des Funkgerät erläuterte.
„Eigentlich gibt es nicht viel zu beachten. Siehst du ein Feuer, dass es Wert ist zu melden, funkst du die Zentrale an. Denen gibst du dann die Koordinaten durch.“
Er zuckte mit den Achseln. „Du wirst lernen den Qualm richtig zu erkennen und zu deuten. Und dann bist du raus, dann kommt die Kavallerie“ Er kramte ein Notizheft aus den Unterlagen hervor und wedelte damit vor meine Nase herum. „Ganz eifrige Kollegen führen noch Wettertagebuch.“ Ich nahm es ihm ab und blätterte durch die Seiten.
„Lass mich raten, du machst das nicht?“
Er kicherte. „Manchmal.“ Ich schnaufte und schüttelte grinsend den Kopf.
Die Ablenkung tut ihm gut. Langsam fand Connor seine alte Form wieder.
"Sagen wir Mal der Zentrale "Hallo" und stellen dich vor. Louise müsste Schicht haben. Die ist super.", sagte er, während er an den Regler des Funkgerätes die richtige Frequenz justierte. „Hoffentlich hält es noch eine Weile durch, in letzter Zeit gibt das Ding echt merkwürdige Geräusche von sich.“
- "Dürfen wir uns da einfach so aus Spaß melden? Ohne Brandfall?", fragte ich hin.
"Ach, klar. Die müssen ja wissen, wer du bist. Nicht, dass die denken, du bist irgendein Wilder, der mich K.O geschlagen, und meine Identität übernommen hat, oder so.“
Das Mikrofon sah in seiner riesigen Hand zerbrechlich aus.
„Dann war das Schloss doch gerechtfertigt!“ Er kicherte und begann mit der Kontaktaufnahme. "Hey, Lou. Hier Connor. Lass Mal von dir hören!" Rauschen. „Louise?“
Für einen Moment lang horchte Connor mit zusammengekniffenen Augen in das monotone Knistern der Apparatur. Dann: Eine Antwort.
„Connor? Hi! Lange nichts mehr von dir gehört! Alles gut bei dir?“
Die Frauenstimme, die aus den Lautsprecherboxen drang, klang hell und freundlich.
„Ah, Lou! Grüß dich!“ Fröhlich sah er mich an.
„Hier ist alles Okay! Ich komme schon klar. Und selber?“
Er hat das Mikrofon so nah an seinem Mund, er verschluckt es beinahe, dachte ich amüsiert. Obwohl er mit der Technik umzugehen wusste, wirkte er ein wenig unbeholfen dabei. „Tommy ist krank geworden und liegt flach, ansonsten ist alles beim Alten. Ich schmeiß den Laden hier schon, du kennst mich doch.“, entgegnete Louise lässig.
Connor lachte. „Das glaube ich dir gern! Tommy ist ein harter Hund, der kommt schon wieder auf die Beine.“
- „Ach, na klar. Der hat schon schlimmeres durchgemacht.“
Sie unterdrückte ein Gähnen. „Ich will mich ja nicht beschweren, aber rufst du nur zum plaudern an?“
- „Willst du mich gerade abwürgen?“, sprach er überspitzt verletzt, zog eine traurige Miene und zwinkerte mir zu. „Egal, ich muss dir jemanden vorstellen! Ich übergebe den Turm an Ian, der hier für eine Weile meinen Posten übernimmt.“
Er hielt das Mikrofon überraschend in mein Gesicht und sah mich erwartungsvoll an. „Guten Abend, Louise.“, sagte ich lauter als notwendig und nahm das Gerät vorsichtig entgegen. Sie wirkte freudig überrascht.
„Ein Frischling! Hi, Ian! Es ist immer wieder schön, eine neue Stimme zu hören. Ruf ruhig einmal öfter durch, solltest du unsicher sein. Hab keine Angst!“
- „Mach ich, danke.“
Connor strahlte den Stolz eines Vaters aus.
„Willst du nochmal mit meinem Chef reden?“, fragte ich und sah Connor an.
„Nein, danke. Wenn ihr sonst nichts wichtiges mehr habt, würde ich mich gern ausklinken. Tut mir wirklich leid, aber ich hab noch einiges zu erledigen. Der ganze Kram bleibt zurzeit an mir hängen. Lasst uns später weiterreden. Dann werde ich mich auch nochmal anständig von meinem alten Kollegen hier verabschieden!
- „Alles klar, kein Problem. Wir sprechen uns später.“
- „Okay, super! Eine gute Nacht wünsche ich euch. Bis dann!“
Connor winkte das Mikrofon hektisch zu sich. „Gute Nacht!“, antwortete ich und gab das Gerät wieder an Connor zurück.
„Nacht, Louise!“, rief er und die Verbindung wurde abgebrochen. Ich lehnte mich zurück. „Sie ist nett.“
Connor nickte zustimmend. „Das ist sie.“
Stöhnend stand er auf. „Ian, ich glaube das reicht für heute. Im Grunde weißt du ja bereits das meiste über deine Arbeit hier. Machen wir Feierabend, außerdem ist es schon spät." Überraschend ging er zu dem Kleiderständer an der Tür und warf sich eine dünne Jacke über. Mit einer schnellen Bewegung zog er den Reißverschluss nach oben und steckte die Hände in die Taschen. Ein Flachmann blitzte aus seiner Brusttasche hervor. Als meine Augen daran hängen blieben, schob er ohne den Blick von mir zu nehmen, das Gefäß tiefer in die Tasche.
“Und vielen Dank nochmal für deine Hilfe, mit allem. Ich dachte schon, ich drehe hier alleine durch und versinke in Lethargie. Du hast mich wieder wach gerüttelt. Danke.“
- Er hat etwas unglaublich trauriges in seinen Augen.
- „Gern, wirklich.“, sprach ich leise. Wird Zeit, dass er nach Hause kommt.
- „Was hast du vor?“
- "Ach, nichts. Ich will nur nochmal ein wenig frische Luft schnappen, bevor ich mich auf's Ohr lege. Schnapp dir solange ein Buch, oder schmeiß das Radio an. Ich hab einige klasse Kassetten in dem Regal dort liegen. Fühl dich wie Zuhause.“
Ich griff mir einen Stapel der Tonträger und machte mir ein Bild der Musikauswahl.
Viel klassischer Rock, gefällt mir.
- „Alles klar, danke. Ich halte hier die Stellung.“, sagte ich zu ihm während ich weiter in den Kassetten wühlte. Dann hielt ich kurz inne und suchte seinen Blick.
„Und Connor? Pass auf dich auf. Mach keinen Unsinn.“
Er sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Wieder diese Melancholie.
- „ Bis gleich.“, sagte er knapp, atmete tief durch und trat in die Dämmerung nach draußen.

Ich hatte es auf dem mir bestimmten Bett bequem gemacht und blätterte durch einen dicken Wälzer über das Leben der Bisons. Aus den Radiolautsprecher leierte Thin Lizzy - Dancing In The Moonlight. Mittlerweile war es draußen stockfinster und einige Petroleumlampen an der Decke des Raumes spendeten mir flackerndes Licht. Langsam fühlte ich mich richtig heimelig.
Ich fiel vor Schreck fast aus dem Bett, als die Tür mit einem lauten Knall aufschlug und Connor in den Raum stürmte.
„Mein Gott, Connor! Du hast mich zu Tode...“
Dann sah ich den Ausdruck in seinem verschwitzen Gesicht und verstummte.
Blanke Panik, pures Entsetzen war in sein verstörtes Antlitz gemeißelt.
Vorsichtig stand ich auf und näherte mich ihm langsam.
„Connor, was ist passiert?“ Die Hände über dem Kopf zusammenschlagend, drehte er sich hin und her, bis er schließlich zielstrebig auf das Lebensmittel Regal zu ging und sich eine Whisky Flasche griff.
„Scheiße, verdammte Scheiße!“, presste Connor zwischen den Zähnen hervor, während er hastig den Deckel aufschraubte. Mit großen Schlücken leerte er einen ungesund großen Teil der Flasche.
„Connor! Hör auf und sag mir was los ist!“
Von einem Hustenanfall geschüttelt, spuckte er eine klebrige Mischung aus Schnaps und Speichel in seinen Bart.
„Was...was los ist?!“ Mit einer unheimlichen Mischung aus Wut und ungläubiger Angst starrte er mich an, bevor er sich auf den Boden fallen lies. Rückwärts robbend, lehnte er sich mit dem Rücken an den Schreibtisch. Die Flasche hielt immer noch fest in der Hand. "Ich hab's versucht...ich habe es wirklich versucht.“, sprach er zu mir.
Sein starrer Blick zielte in die Ecke des Raumes. Tränen sammelten sich in seinen blutunterlaufenen Augen. Langsam kniete ich mich neben ihn hin.
„Connor, ich kann dir nur helfen, wenn du mir sagst was passiert ist!“
Er gluckste schnaufend.
„Niemand kann mir mehr helfen.“
- „Lass es mich trotzdem versuchen. Okay?“
- „Okay...“, flüsterte er und schaute mir endlich in die Augen.
„Wo fange ich an? Ich habe dir heute morgen erzählt, dass ich gestürzt bin, auf einen Felsbrocken.“
Ich nickte bestätigend.
„Nun, ich bin tatsächlich gestürzt, aber eher zwischen die Felsen.“
- „Dazwischen?“
- „Der Boden ist unter meinen Füßen weggebrochen.“
Zwischen den Sätzen nippte er zitternd an der Flasche. Trink dir ruhig Mut an, aber erzähl mir was hier los ist.
- "Ich bin in eine Art unterirdischen Tunnelgang gerutscht...ein natürliches Höhlensystem. Mich Idiot hat natürlich die Neugier gepackt, und ich folgte dem Gang tiefer rein.“ Er schlug sich mit der flachen Hand mehrfach heftig an die Stirn.
„Ich Idiot!
Desto weiter ich ging, umso mehr bekamen die natürlichen Steinwände der Höhle eine Form, geometrischer, weißt du?“
Wieder nickte ich langsam.
„Es war stockfinster. Zum Glück hatte ich meine Lampe dabei. Es gab dort keine anderen Abzweigungen oder Türen. Immer nur bergab, tiefer in's Innere...“
Aufmerksam lauschte ich Connor's Worten.
"Obwohl mich ein verdammt unwohles Gefühl packte, ging ich weiter. Irgendwas zog mich förmlich an..."
- Was hat ihn dort erwartet, dass er derartig verstört ist?, dachte ich und ließ mich nun komplett auf den Boden gleiten. Im Schneidersitz ruhend, hörte ich ihm weiter zu.
Er schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die laufende Nase.
„Der Schacht endete in einem Raum. Nicht groß, vielleicht 10 Quadratmeter."
Zitternd atmete er tief ein und schloss die Augen.
"Was war in den Raum?", fragte ich ihn vorsichtig, nachdem ich einige Sekunden darauf gewartet hatte, dass er seine Geschichte fortsetzt.
"Eine Art Statue. Das verdammte Abbild eines materialisierten Albtraums."
Ich hielt kurz inne. Kann ich ihm das abnehmen? Der Typ ist völlig durchgeknallt.
Nach einem kurzen, kratzigen Räuspern fuhr ich fort.
"Vielleicht eine antike Gottheit, oder so?"
- „Nein.“ Er schüttelte langsam den Kopf. "Ich habe nie etwas dergleichen gesehen.
Das Ding erinnerte mich entfernt an eine Schlange...oder einen Wurm.
Ein langer, sich erhebender Körper, unzählige grotesk abgewinkelte Gliedmaßen, und ein riesiges, zahnbewertes Maul."
Schwankend versuchte er aufzustehen.
„Die Oberfläche war tiefschwarz. Als ob alles Licht verschlungen wird. Das war kein normaler Stein...“ Er stolperte.
Vorsichtig. Ich hielt seinen Arm und half ihm auf die Beine. Inzwischen war er sichtlich betrunken.
Kein Wunder, bei den Mengen die er in sich hineinschüttet.
Er schlürfte zu seinem Bett und setze sich auf die Kante.
"Ich hab es nicht ausgehalten.", lallte er. "Ich musste diesen Raum sofort verlassen. Nie hab ich solche Verzweiflung und Angst verspürt, Ian. Nie."
Ich griff mir einen Stuhl und setzte mich vor ihm hin.
"Du warst heute Nacht wieder dort, oder Connor?", fragte ich ihn.
Er nickte und Tränen liefen seine Wangen hinab. "Ich wollte das verfluchte Ding zerstören, in einem See versenken. Hauptsache weg damit!"
Er ballte die Hände zu Fäusten.
"Es sollte kein lebender Mensch mehr sehen müssen! Nicht du, oder irgendjemand. Nie mehr!" Seine Lippen vibrierten. „Ich sehe und spüre diese...Dinge.“
Ich wollte ihm nicht glauben, ihn beruhigen und die Sache relativieren, aber der Ausdruck in seinem Gesicht tötete jeden Zweifel in mir.
"Leg dich hin, Connor. Du brauchst Schlaf. Morgen kümmern wir uns um die Sache." Behutsam drückte ich ihn in eine liegende Position. Schluchzend lies er es über sich ergehen und krümmte sich in eine fetale Haltung.
Wer hätte am heutigen Morgen gedacht, dass ich diesen Mann, wie ein Kleinkind in's Bett bringen würde. Was für ein Tag.
- „Ich sehe es vor mir, wenn ich die Augen schließe...", brabbelte Connor und schlief schnarchend und sabbernd ein. Ich löschte die Lampen und lies mich ebenfalls in mein eigenes Bett fallen. Ächzend federte das Gestell meinen Körper ab.
Ich hab schon schlimmer geschlafen. Nachdenklich schielte ich rüber zum Funkgerät. Louise? Nein, sei nicht voreilig. Ich schaue mir diesen ominösen Tunnel zuerst an, bevor ich hier irgendwas melde. Egal wie viel Angst Connor hat, er muss mir diesen Ort zeigen. Er wird sich wieder beruhigen. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus. Alles wird gut.
Es war ein langer Tag und die Schwere des Erlebten drückte mich in die Kissen.
Ich fiel in einen unruhigen Schlaf. Immer wieder wurde ich wach und blickte, durch den nur von Mondlicht erhellten Raum, rüber zu Connor, der immer noch unverändert, in seiner gekrümmten Position da lag und röchelnd schnarchte.

Ich wälzte mich im Halbschlaf umher. Meine Gedanken formten Vorstellungen dessen, was mich erwarten würde. Verzerrte Bilder bizarrer Kreaturen, Connor´s Worten entsprungen, durchströmten meine wilden Träume. Wieder erwachte ich. Mein Shirt klebte mir schweißnass am Körper. Bis auf mein schweres Atmen herrschte Stille. Ich schaute zu dem anderen Bett. Es war leer. Langsam schälte ich mich aus meiner dünnen Decke und setzte ich mich auf.
„Connor?“ Ich schaute mich suchend um. Er war nirgends zu sehen. Scheiße. Ein Blick auf die Uhr. Nicht mehr lange bis die Sonne aufgeht. Schnell zog ich mir etwas über und schnappte mir eine Taschenlampe. Ein. Aus. Funktioniert. Ich ging zügig auf die Tür zu, doch stockte plötzlich in meiner Bewegung.
Durch die Fenster sah ich, im dunklen Kleid der Nacht, die Silhouette eines Schädels, eines menschlichen Hinterkopfes. Je näher ich der Scheibe kam, desto mehr erkannte ich einen knienden Körper.
"Connor?" flüsterte ich zaghaft. Zögernd bewegte sich meine Hand zum Griff und öffnete langsam die Tür nach außen. Er kniete zusammengesunken auf der Plattform und starrte, mit weit aufgerissenen Augen, in den klaren Nachthimmel.
Das Mondlicht verlieh ihm einen gespenstischen Anblick. Wie in Zeitlupe, so kam es mir vor, wendete er sich mir zu. Sein blasses Gesicht wirkte unnatürlich, wie eine geisterhafte Maske.
„Connor...“, setzte ich an, ohne jedoch die richtigen Worte zu finden. Seine Lippen formten tonlose Silben. Ich weiß nicht ob es am Schlafmangel lag, aber mir zerriss jeglicher Geduldsfaden. Eine plötzliche Welle der Wut überkam mich.
"Es reicht mir! Reiß dich verdammt nochmal zusammen!", spuckte ich ihm in's Gesicht. Emotionslos starrte er mit seinem leeren Blick durch mich hindurch.
Er beachtet mich gar nicht! Ich unterdrückte den Impuls ihm eine Backpfeife zu verpassen und schubste ihn gegen die Fensterwand der Kabine.
„Rede mit mir!“ Von meinem eigenen Wutausbruch verärgert, trat ich gegen einen der Klappstühle. „Dieser verfluchte, Scheiß Turm!“ Mit drohendem Zeigefinger ging ich auf ihn zu.
„Was ist an dieser verfluchten Höhle so schlimm?! Sieh dich an. Du drehst ja völlig durch!“ Allmählich fixierte er meine gestikulierenden Hände.
"Du hast es nicht gesehen." Er sprach so leise, dass ich ihn kaum verstand.
"Mein Gott! Dann zeig es mir! Jetzt!" Ich winkte mit der Taschenlampe zur Treppe.
"Es wird bald hell. Ich werfe einen Blick auf dieses...was auch immer und wir rufen die Zentrale an. Die schicken dann jemanden der dich abholt. Du hast Feierabend.
Zieh dir was an, schnapp dir eine Lampe und führe mich zu dem verdammtem Tunnel." Er nickte kaum merklich.
"Ich bringe dich hin. Mehr nicht. Ich werde nicht nochmal in dieses unselige Loch steigen." Ich zuckte mit den Schultern.
"Fein! Das reicht mir."
Schnell packten wir die nötigsten Sachen und stiegen schweigend den Turm in die schwüle Wärme der Nacht hinab.

Am Fuß des Turmes angekommen folgte ich ihm über einen unscheinbaren Trampelpfad in den Wald hinein. Mein Shirt klebte feucht an meinem Rücken.
Die einzigen gesprächigen Lebewesen, waren die unsichtbaren Tiere der Nacht.
Wir schwiegen. Obwohl Connor wach war, schleiften seine Beine wie im Schlaf über den Boden, als ob ihn jeder Schritt Überwindung kosten würde. Ungeduldig stampfte ich ihm hinterher. Der Lichtkegel seiner Lampe verweilte auf einem Punkt vor seinen Füßen.
Der Mann ist wirklich am Ende. War ich zu hart zu ihm?, dachte ich, als ich ihn so von hinten betrachtete. Egal. Ziehen wir das durch. Immer wieder riss etwas, das nur Connor sehen konnte, ihn aus der Lethargie und er schaute sich panisch um. Da er regelmäßig in seinen üblichen, monotonen Trott zurückfiel, kommentierte ich seine gelegentlichen Ausbrüche nur mit entnervten Kopfschütteln.
Die dichten Tannen wurden immer öfter von kargen Felsformationen durchbrochen und der Pfad verlor sich langsam in den am Boden liegenden Sträuchern und Gräsern. Langsam aber sicher bekam der Horizont seine Farbe zurück.
„Sind wir bald da?“, sprach ich ihn das erste Mal seit unserem Aufbruch an.
Ohne mich anzusehen, bejahte er grummelnd meine Frage. Kurze Zeit später blieb er abrupt stehen. In meinen Gedanken versunken, prallte ich fast mit ihm zusammen. Wortlos zeigte er auf eine Felsspalte, die sich vor unseren Füßen meterlang durch das Gestein zog.
„Da rein? Hier bist du abgestürzt?“ Behutsam teste ich mit einem Bein die Standfestigkeit der Felsen und rieb mir die Hände.
„Okay, warte hier auf mich.“, sagte ich zu ihm und machte mich auf, die zerklüfteten Steine hinabzusteigen.
„Ian?“ Ich war überrascht, von ihm zu hören, hielt inne und schaute zu ihm auf.
„Willst da wirklich rein?“
- „Ja, ich muss es sehen. Wir machen hier einen Haken hinter und bringen dich nach Hause.“
- „Es wird dich verändern. Weißt du?“
- „Ich werd´s schon überleben.“
Mein Kopf versuchte einige lockere Sprüche zu bilden, scheiterte aber daran.
„Warte einfach auf mich und mach keine Dummheiten. Ich bin sofort zurück.“
Er blickte auf den Boden und nickte. Vorsichtig bahnte ich mir meinen Weg über das lose Gestein nach unten.
Langsam. Beinahe verlor ich das Gleichgewicht, als ich auf ein paar losen Kiesel ausrutschte. Nach einigen Metern hatte ich festen Boden unter den Füßen und blickte in den finsteren Tunnelgang. Der Leuchtkegel meiner Taschenlampe traf im Laufe des Gangs auf die Biegung einer Kurve. Ich leuchtete misstrauisch die Wände und Decke ab. Scheint stabil zu sein. Ich will hier verdammt nochmal nicht begraben werden.
Die Decke war hoch genug, sodass ich locker aufrecht stehen konnte.
"Dann Mal los", flüsterte ich mir zu und begann zielstrebig dem Tunnel zu folgen.
Meine Neugierde wurde immer stärker. Wahrscheinlich sollte ich eine gewisse Angst verspüren, hätte mehr Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollen, mehr Respekt vor der Erkundung einer ominösen Höhle haben sollen, aber irgendetwas zog mich förmlich in die kalte Tiefe der Erde. Ich erwartete, dass die Luft stickiger und dicker werden würde, aber es kam mir so vor, als wehte mir ein stetiger, leichter Zugwind entgegen.
Keine erfrischende Brise. Nein, da lag etwas unangenehmes in der Luft.
Etwas altes, verdorbenes. So wie Connor es mir bereits erzählt hatte, wandelte sich die raue, unebene Gesteinsfläche des Tunnels langsam in einen geometrisch geformten Tunnel. Mich umgaben unnatürlich glatte, dunkle Wände.
Hier muss Werkzeug zum Einsatz gekommen sein. Und diejenigen, die das errichtet haben, müssen sich wirklich Mühe gegeben haben. Meine Finger strichen über die glänzende Oberfläche. Ich verzog angewidert das Gesicht. Ein Art dickflüssiger Schleim überzog das Material. Mich überkam ein kurzer Impuls an dem Sekret zu riechen.
Abgestoßen unterdrückte ich diesen Gedanken.
Ekelhaft
. Schnell wischte ich mir meine Hand an der Hose sauber. Als ich weiter ging, spürte ich wieder diesen merkwürdigen Hauch. Ich bekam eine Gänsehaut und ein saurer Geschmack erfüllte meinen Mund.
Ein mir unbekannter Geruch mischte sich in die Luft. Er erinnerte mich an Chlor.
Bitte lass mich jetzt nicht an irgendwelchen giftigen Gasen krepieren.
Mit einer Hand zog ich mein Shirt über die Nase und hielt es fest.
Dahinten muss dieser Raum mit der Statue sein. Weiter! Ich durchleuchtete den unterirdischen Gang bis zu seinem Ende.
Das Licht meiner Taschenlampe fiel auf einen Durchgang, eine Art steinernes Portal. Verrückt, einfach verrückt. Immer wieder tropfte mir die absonderliche Flüssigkeit auf den Kopf. Der Boden wurde immer feuchter. Ich erinnerte mich an einen Europa-Urlaub mit meinen Eltern und die dort besichtigten Tropfsteinhöhlen.
Vorsichtig folgte ich dem Tunnel bis zum Torbogen und trat in den dahinterliegenden Raum. Mein Gott! Wie vom Blitz getroffen blieb ich stehen. Da war sie. Da war es!
In der Mitte des runden Raumes stand die von Connor beschriebene, unwirkliche Figur. Mir rutsche das Shirt von der Nase als ich mit weit aufgerissene Augen auf das monströse Bildnis zuging. Was soll das sein?! Der Geruch war nun allgegenwärtig und mich überkam eine tiefe, schwindelerregende Übelkeit.
Dieser Gestank von Chlor, Fäulnis und Schimmel. Von Tod. Oder schlimmeren.
Ich schluckte schwer meinen Speichel hinunter. Die äußeren Ränder meines Sichtfelds vibrierten. Ich hatte nur Augen für dieses schreckliche, steinerne Wesen.
Meine Beine wurden weich, beinahe fiel ich auf die Knie. Zitternd wischte ich mir den Schweiß aus den Augen.
„Er hatte recht.“, presste ich hervor. Das ist nichts weltliches.
Nichts was er hätte berichten können, hätte mich auf diesen Anblick, diese Aura vorbereitet, die dieses Ding ausstrahlte. Die Panik die an meinen Eingeweiden zog, war kaum auszuhalten.
Es zerriss mich förmlich. Und trotzdem: Ich musste es berühren.
Wie ein Kleinkind taumelte ich mit ausgestreckter Hand auf die Statue zu.
Die Sohlen meiner Schuhe schmatzen auf dem nassen Untergrund.
Mein Puls dröhnte in meinen Ohren. Alles kam mir wie ein drogengeschwängerter Fiebertraum vor.
Ein Horrortrip. In dem Moment, als meine Finger die eiskalte Masse berührten, überrollten mich die Eindrücke wie ein Güterzug. Bilder unbegreiflichen Schreckens durchfluteten meinen Verstand. Ein greller Schmerz wütete zuckend durch meinen Schädel und erkundete meinen gesamten Körper.
Mein Organismus kollabierte, ich stürzte zusammen und erbrach mich auf den schleimigen Boden. Eine finstere Ohnmacht erlöste mich und ich verlor endgültig das Bewusstsein.

Brutale Kopfschmerzen hämmerten mich aus der Schwärze. Ich erwachte vor der Einsturzstelle, durch die ich das Tunnelsystem betreten hatte. Meine Kehle war staubtrocken. Von einem kratzenden Hustenanfall durchgerüttelt, raffte ich mich auf die Beine und schaute mich verwirrt um. Mein betäubter Verstand brauchte einige rasselnde Atemzüge bis er wieder einigermaßen klar denken konnte.
Wie lange war ich weg? Ein dumpfer Schmerz pochte durch meinen ganzen Körper. Schockiert bemerkte ich, die sich in den Horizont sinkende Sonne.
Sonnenuntergang? Ich muss Stundenlang weg gewesen sein. Wie zur Hölle bin ich aus der Höhle gekommen? Angewidert wischte ich mir brockenweise Erbrochenes vom Kinn und drehte ich mich hustend einmal um die eigene Achse.
„Connor?“ Meine Stimme klang so, als steckte mir Schleifpapier im Rachen.
„Bist du hier irgendwo?" Nichts. Wieder fiel mein Blick auf den farbenfrohen Sonnenuntergang. Mein Kopf sagte mir, dass dies ein schöner, hoffnungsvoller Anblick sein müsste, aber ich spürte nichts als Ekel und Leere in mir.
Dort war kein Platz mehr für jeglichen Optimismus. Ich fühlte mich schrecklich. Nicht nur von außen, sondern auch innerlich verschmutzt und besudelt. Langsam stolperte ich zum Pfad zurück.
An einem guten Orientierungssinn hatte es mir nie gemangelt. Auch jetzt nicht.
Ich dachte nicht viel nach, meine Gedanken waren wie gelähmt. Wie ein dichter, giftiger Nebel, der meinen Schädel erfüllte. Allmählich wurde es immer finsterer, bis nur noch das Licht der Sterne mir ein wenig Helligkeit spendete. Als ich dem Weg eine Zeitlang gefolgt war, bemerkte ich im Augenwinkel einen diffusen Schatten hinter den Bäumen vorbeihuschen. Diese plötzliche, schnelle Bewegung riss mich aus meiner Apathie.
Drehe ich jetzt komplett durch? Ist es soweit? Ruckartig wand ich mich der Stelle zu.
Da war doch etwas. Verborgen im Schutz der Dunkelheit. Lauernd.
Angespannt starrte ich das verworrene Geäst.
„Connor?“, wisperte ich leise in die pechschwarze Nacht. Das Knacken von Ästen schreckte mich auf. Stocksteif wagte ich es nicht einmal zu Atmen. Langsam, wie in Zeitlupe, bewegte sich ein ominöse Schemen aus dem Unterholz auf mich zu.
Das war nicht Connor. Kein Mensch. Kein Tier. Nichts von dieser Welt. Nach und nach konnte ich immer mehr eine greifbare Silhouette erkennen. Sofort schossen mir Erinnerungsfetzen der abscheulichen Statue in den Kopf.
Sie verfolgt mich. Sie...ES ist erwacht! Die anschwellenden Geräusche, die von dem Wesen ausgingen, machten mich fast wahnsinnig. Ein beunruhigendes, gurgelndes Dröhnen.
Es kratzte von innen an meinem Schädelknochen. Kalte Angst packte mein Herz und ich rannte los. Ich weiß nicht wie lange ich lief, aber als ich die Lichtung des Turms erreichte, platzte mir fast die Lunge. Schwer keuchend fiel ich auf die Knie und schaute mich panisch um.
Hab ich es abgehängt!?
Stöhnend wischte ich mir den Schweiß und Dreck aus den Augen und blickte hoch zum Turm.
„Scheiße.“ Ich hatte ihn gefunden. Connor - mit einem Strick um den Hals baumelte er an der obersten Plattform des Turms.
"Nein..." Wie hypnotisiert hingen meine Augen an dem schlaffen, im Nachtwind schwingenden Körper. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und schlugen auf den trockenen Boden ein.
"Verfluchte Scheiße!", presste ich zwischen den Zähnen hervor. Erneut kam mir die saure Galle hoch und ich musste würgen. Die abscheulichen Laute der Kreatur tasteten erneut nach meinen Verstand.
Es kommt!. Fluchend rannte ich zum Treppenaufgang des Turms. Immer wieder schaute ich über die Schulter zurück und erwartete die groteske Gestalt durch das Dickicht brechen zu sehen.
Ich muss Hilfe rufen. Das Funkgerät! Gequält hastete ich die Stufen hinauf. Als ich Connor's regungslose Beine neben mir hängen sah stockte ich. Ich zwang mich auf den Boden zu blicken und huschte an der gegenüberliegenden Seite der Plattform an dem Unterkörper vorbei. Das gleich wiederholte eine Plattform weiter oben.
Ich wollte und konnte nicht in sein lebloses Antlitz blicken.
In das Entsetzen, eingebrannt in seine toten Augen. Nachdem ich auf der Spitze des Turms angekommen war, lehnte ich mich über das Geländer und spähte schwer atmend in den finsteren Wald. Der Galgenstrick knarzte leise. Ansonsten herrschte Stille.
"Wo bist du?", flüsterte ich. Dann sah ich es. Eine Bewegung in der Dunkelheit. Urplötzlich schnellte die Kreatur hinter den Bäumen hervor und flog förmlich in die Richtung des Turms. Es war wahnsinnig schnell. Ein undeutlicher, bedrohlicher rasender Schatten. Ich drehte mich sofort um und stolperte in das Innere des Turms.
Hastig schob ich einen der hüfthohen Schränke vor die Tür und ließ mich auf den Stuhl vor dem Funkgerät fallen.
Du schaffst das! Unter kreischenden Störgeräuschen gehetzt, justierte ich den Empfangskanal.
"Louise? Zentrale? Bitte kommen!", rief ich jammernd in das Mikrofon. "Zentrale! Ich brauche Hilfe!" Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde mein Rufen erhört.
"Connor?", gähnte Louise durch die Lautsprecher. "Was ist los? Warum blökst du hier so hysterisch rum? Du hast mich gerade aus einem sehr interessanten Traum geweckt, verdammt." Wieso verstand sie den Ernst der Lage nicht? Ich wurde wütend.
"Nein, hier ist nicht Connor! Ich bin Ian! Connor ist Tod! Mausetot!"
Eine kurze Pause.
"Was sagst du?"
- "Er hat sich aufgehangen! Seine Leiche baumelt an diesem Scheiß Turm, Louise!"
- "Was redest du da? Versuch bloß nicht mich zu verarschen, Ian! Das ist nicht witzig!"
Ich zwang mich kurz durchzuatmen. Langsam erkannte sie den Ernst der Lage.
"Kein Witz. Ich muss hier weg. Bitte. Bitte schicke mir jemanden der mich abholt.
Ich bin in Gefahr!"
- "Ganz ruhig, Ian. Erzähl mir einfach was..."
Ihre Stimme wurde immer leiser, rückte in weite Ferne.
An ihre Stelle trat ein anschwellendes, bedrohliches Dröhnen.
"Louise? Hörst du mich?“ Das Geräusch wurde unerträglich laut, zerquetschte mir fast den Schädel.
„Arrrgh!“ Hektisch schaltete ich das Funkgerät aus und rieb mir die schmerzenden Schläfen. Es war noch immer da. Fast wahnsinnig vor Qual zerrte ich die Gerätschaften vom Tisch und trat heftig auf sie ein. Schreiend hielt ich mir die Ohren zu. Es war in meinem Kopf. In meiner Seele. In jeder Faser meines Bewusstseins. Plötzlich Totenstille. Es überkam mich eine unnatürliche, innere Ruhe. Ich vergaß meine Angst und schritt entschlossen auf die Tür zu. Etwas war dort. Rief mich zu sich.
Alles. wird. gut. Wie fremdgesteuert trat ich nach draußen. Ich verzog keine Miene, als Tränen meine Wangen herabliefen und sich mein Blick in den Himmel hob.
Nie zuvor hatte ich die Sterne so klar gesehen. Der Mond erschien mir gigantisch.
Mir war, als würde er stetig wachsen und das gesamte Firmament verschlingen.
Da war er wieder, dieser absurde Gestank. Sie war hier - ich hörte die Kreatur hinter mir über das Dach des Turmes kratzen. Spürte ihren kalten, fauligen Atem in meinem Nacken. Doch ich konnte mich nicht umdrehen. Wie versteinert fraß der riesige Mond meine Blicke. Zwischen meinen zitternden Lippen bahnte sich dickflüssiger Speichel seinen Weg und platschte tropfend zu Boden. Als sich die Klauen des außerweltlichen Wesens, fast schon zärtlich, auf meine Schulter legten, ergoss sich der Inhalt meiner Blase. Warm lief es mir die Beine herunter. Es war mir egal. Alles war egal. Es zählte nur dieser Moment. Langsam wurde mein Verstand von der Kraft der Gestirne zerdrückt und ich umarmte die gottgleiche Finsternis.

 
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Hallo @crawling.death

Willkommen im Forum!
Dein Text ist leider sehr schwer zu lesen, hauptsächlich aus folgenden zwei Gründen:

  • Fehlende Absätze
    Wenn der Sprecher wechselt, neue Zeile beginnen, so erkennt man besser, wer denn jetzt spricht. Wenn ein Gedanke/Sinnabschnitt im Text zu Ende geführt wurde, neue Zeile beginnen. So kannst Du den Text besser strukturieren und das Lesen fällt einfacher, gerade am Bildschirm ist sowas Pflicht, sonst wird es sehr anstrengend.

  • Direkte Rede und Gedanken auseinanderhalten
    Du setzt beides in Anführungs- und Schlusszeichen. Ich kann also während des Lesens nicht direkt unterscheiden, ob Charaktere etwas sagen oder etwas denken. Das wirft mich immer wieder raus. Direkte Rede mit den Anführungs- und Schlusszeichen beibehalten: "Das wäre besser", sagte er. Gedanken am besten kursiv setzen: So ein Arsch, dachte sie.
Beispiele:

Gedanke/Sinnabschnitt

Da war ich also. Mitten im Herzen der Wildnis von Wyoming. Am sonnigen Arsch der Welt. Obwohl ich den größten Teil meiner Zeit in urbanen Gegenden verbracht habe, zog es mich auch immer wieder in die Natur hinaus. Ein Wanderer zwischen den Welten. Nachdem ich zuletzt eine geraume Zeit in Seattle Fuß gefasst hatte, rief mich langsam der mir gut bekannte Drang zu Veränderung. Stillstand ist nie etwas Positives, das habe ich gelernt.
Die Rotorengeräusche des Hubschraubers, der mich abgesetzt hatte, wurden in der Ferne immer leiser. An deren Stelle trat das Zirpen von Insekten und vereinzelter Vogelgesang. Ruhe.

Direkte Rede/Sprecherwechsel/Gedanken kursiv
Obwohl sein Name mir mitgeteilt wurde, konnte ich mich nicht erinnern. Christian? Cooper? Irgendwas mit C. Er schnaufte und reichte mir seine Hand. Und was für eine, richtige Pranken hatte dieser Mann. „Connor, Connor Hayes.“
Ich rang mir ebenfalls ein Grinsen ab und schlug ein. Fast richtig.
Trotz seiner offenen und freundlichen Art, hatte er etwas beunruhigendes, hektisches an sich, etwas, das ich nicht greifen konnte. Noch nicht. Seine Hand war dezent verschwitzt. Ich roch Alkohol in seinem Atem. Jackpot.
Ich räusperte mich. „Ian Brady“, antwortete ich ihm. „Freut mich sie kennenzulernen.“
Er erlöste mich von seinem nassen Griff und klopfte mir kräftig auf die Schulter. „Mister Brady! Ian! Entschuldige meine Verspätung. Ich war eine Runde spazieren und habe dabei total die Zeit vergessen.“ Er nickte in die Flugrichtung des Hubschraubers. „Bis ich den Lärm gehört habe. Dann fiel mir mein Gast wieder ein!“
Ich winkte ab. „Kein Problem, ich warte noch nicht lange. Außerdem habe ich es mir wirklich bequem gemacht.“
Obwohl man hier die Gedanken am besten auch einfach 'normal' schreibt, also einfach ohne Anführungs- und Schlusszeichen und auch nicht kursiv, weil es ein Ich-Erzähler ist. Das Kursive habe ich nur zur Verdeutlichung gemacht.

Kleines (nicht abschliessendes) Fazit:
Ich habe bis ca. ein Drittel gelesen, die Story könnte durchaus interessant sein, aber aufgrund des Textbildes komme ich wirklich nur sehr schwer rein und auch sonst scheint mir die Geschichte eher etwas träge und schleppend erzählt, vielleicht könnte man gewisse Dinge rauskürzen und/oder Füllmaterial bzw. -Wörter killen, da möchte ich aber mal noch nix zu sagen, weil wie gesagt der Text von Dir erstmal lesbar(er) gemacht werden müsste. Bis dahin!

Beste Grüsse,
d-m

p.s.: Das ist mein 300ster Beitrag! Darauf ein Schnäpschen :D

 

Hey und vielen Dank für deine Antwort!

Alles klar, das mit der Lesbarkeit hatte ich so gar nicht auf dem Schirm. Ich versuche das Mal umzusetzen!

Und alles Gute zum 300. :thumbsup:

Liebe Grüße

 

Hallo @crawling.death ,

hehe, sehr cooler Nick, ich kannte bislang nur das berühmte Crawling Chaos. Ganz herzlich willkommen im Forum. :gelb:

Ich warte auch mal mit Detailrückmeldungen, bis der Text in einer lesbaren Form ist, an sich ist das vom Drüberschauen schon zumindest mein Genre.

Vorab: Die Konstruktion in deinem Titel heißt Feuerwachturm.
Das rate ich zu ändern, weil ich zumindest annahm, es wäre eine etwas eigenwillige / umständliche Bezeichnung für einen Leuchtturm. Denn da sind die Verantwortlichen letztlich genauso Wächter über ein Feuer - nur eben das Signalfeuer. Als du dann auf dem platten Land beginnst, dachte ich erst, ich hätte mich in der Geschichte verclickt.

Stil: Ich bin nicht sicher, ob der Text eher in Richtung Cosmic Horror oder Comical Horror geht, also irgendwie humorig sein soll. Teils klingt es sehr getragen / hehr / erhaben bzw. einfach passend altmodisch-dramatisch. Teils aber bringst du Slapstick rein, sehr umgangssprachliche Sätze. Das ist so circa 50/50.
Nicht direkt zitiert, aber ich meine Gegensätze wie z.B.
schreiten - latschen
gegen etwas prallen - hinklatschen
vollständig - komplett
etc.

Die Diskrepanz zwischen Inhalt und Stil / Sprachebene lässt Humor entstehen und klingt, als wäre alles ironisch gemeint. Monty Pythons funktioniert genau so (vielleicht kennst du ja die Szenen mit dem Black Knight und seinem "I demand a ... shrubbery!"). Da vielleicht noch mal drüberschauen, je nachdem, wie du den Text aufgefasst haben möchtest.
Wenn du dann nämlich auf Wahnsinn und Cosmic Horror gehst, zündet das Drama und der Schrecken dort nicht mehr.

Wörtliche Rede wie Deserted Monkey schon richtig gesagt hat. Auch: Zeilenumbruch, wenn eine Person etwas tut / sagt und dann eine andere etwas tut / sagt. So wie:
"Es ist verdammt heiß heute und dazu noch Flaute", sagte der alte Kapitän.
Sein Smutje kratzte sich am Kopf. "Ich hab auch keine Lust zum Kochen!"
"Meuterei!" Der Kapitän schaute sich nach einem Enterhaken um, den Koch von Bord zu stoßen.

Bei Sprecherwechsel gibt es immer einen Zeilenumbruch, und wenn Taten / wörtliche Rede so klar getrennt werden können wie in meinem Bsp., auch. Sonst wird es eben extrem schwer nachzuvollziehen, wer grad redet bzw. wer was macht.

Wenn mehrere Figuren zur selben Zeit was tun, und das vllt. noch aus Sicht des Protas geschildert wird, machst du natürlich nicht nach jedem Halbsatz zu jeder Figur eine neue Zeile auf. Aber allzu wild schwenken sollte man da eh nicht. An den Stellen dann vllt. eher nach Sinnzusammenhängen / Abläufen schauen. Stichwort: Blickführung.

Es ist sehr schön, dass du so engagiert und nett auf den Kommentar antwortest. Bitte scheue dich auch keinesfalls, anderen hier deine Rückmeldungen zu geben. Davon lernst du selbst sehr viel, weil man bei fremden Texten nicht mehr das Wald-Bäume-Problem hat und Fehler schneller sieht (oder auch best practice - gut Gemachtes!).

Herzliche Grüße,
Katla

 

Auch dir vielen Dank für deine angenehm formulierte und ausgiebige Antwort! <3

Tatsächlich habe ich die Gedankengänge des Protagonisten im Originaltext auch in Kursiv gesetzt, das wurde nur leider nicht übernommen. Aber ja, ohne die Anführungszeichen sieht das Ganze definitiv schicker aus! Ich muss dringend Zeit finden um den Text endlich zu überarbeiten...

Feuerwachturm klingt wesentlich besser. Keine Ahnung wie ich auf mein Kauderwelsch gekommen bin. Das hab ich direkt geändert!

Schön hier jemanden zu haben, der mit meinen offensichtlichen Einflüssen etwas anfangen kann! Der Versuch war die klassische Erhabenheit mit etwas moderner Leichtigkeit zu verbinden - nicht ganz so trocken wie die Originale. "Slapstick", wenn man das so nennen möchte, war jetzt nicht unbedingt das Ziel. Hehe.

 

So...

Ich hab die Gedankengänge überarbeitet und versucht besser mit Absätzen zu arbeiten.
Das wirkte teilweise aber noch sehr wahllos und muss definitiv noch geübt werden!

 

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