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Der Feuerwehrhund
Der Feuerwehrhund
An einem Sonntag im Dezember, aber nicht an irgendeinem Sonntag,
sondern genau am dritten Advent, herrschte bei uns im Haus reger Betrieb.
Mein Frauchen stand in der Küche und backte leckeren Kuchen, der so wunderbar roch,
dass unser ganzes Haus zum Beschnuppern und Anbeißen war. Mein Frauchen übrigens ist die Allernetteste auf der ganzen Welt und sie heißt Silvia, aber alle nennen sie Sylvi, ich auch.
Mich ruft sie gerne mein Süßer,
obwohl ich Lorenz heiße und diesen Namen mit Stolz trage, aber mein Süßer geht mir doch runter wie Öl, wenn sie mich so ruft.
Meine Sylvi ist sehr tierlieb und sie kann mit mir stundenlang schmusen ohne,
dass es ihr und erst recht nicht mir langweilig wird. Wenn da nicht noch dieser Wirbelwind Paula wäre. Mit ihr muss ich meine Sylvi oft teilen, aber die kleine Paula kann auch sehr lieb zu mir sein und es macht so viel Spaß mit ihr um die Wette zu rennen,
darum teile ich gerne mit ihr.
Wie ein Flummy sprang sie auch heute in der Küche um ihre Mama herum
und hatte wieder mal Hunderte von Fragen,
über Gott und die Welt, die Sylvi nie im Leben alle beantworten konnte.
Und dann gibt es da noch
mein Herrchen der gerade damit beschäftigt war den Videorekorder zu programmieren,
damit die Familie später dazu kommen sollte,
dass schöne vorweihnachtliche Fernsehprogramm zu sehen. Herrchen heißt mit bürgerlichen Namen Tom.
Da dieser Name sehr kurz ist, braucht ihn auch niemand mehr abzukürzen. Auch ihn kann ich gut leiden, eigentlich habe ich es mit dieser Familie und sie natürlich mit mir, ganz gut getroffen finde ich.
Zum Team gehört auch noch Martin,
er ist der großen Bruder von Paula.
Martin lässt mich sogar ab und zu mal in seinem Bett schlafen aber das darf nur er und ich wissen,
weil Sylvi sonst mit uns meckert und zwar heftig.
Das ich mit in sein Bett darf finde ich Superklasse von Martin, ich könnte ihn dann immer vor Freude abschlecken aber das mag er nicht, was ich beim besten Willen nicht verstehen kann.
Er schleckt doch auch immer seine Freundin ab und sie ihn, da meckert er nie.
Ganz geheimnisvoll ging es heute Nachmittag in seinem Zimmer zu, da verpackte er all so Sachen in hübsch glänzendes Papier.
Dabei hörte er nichtweihnachtliche Musik in nichtweihnachtlicher Lautstärke.
Einfach furchtbar, mir brummte mein ganzer Hundebauch bei der Hammermusik, obwohl es mich schon interessierte was er da zu puzzeln hatte.
Aber alle die in sein Zimmer wollten fauchte er an draussen zu bleiben und nicht herein zu kommen.
Mich wollte er beim besten Willen auch nicht haben, obwohl ich doch nun wirklich nichts verraten hätte. Selbst neben Tom auf dem Teppichboden durfte ich nicht liegen und mir ein paar Streicheleinheiten abholen. Weil es mit der Beschreibung und dem Videorekorder mal wieder nicht harmonierte meckerte er nur: "Zisch ab". Nicht mal bei Sylvi war etwas abzustauben,
die hatte mit Paula und dem Kuchen alle Hände voll zu tun.
Was für ein Hundeleben, an so einem dritten Advent, dachte ich und verzog mich etwas gekränkt in meinen Hundekorb in der Diele, um das Treiben weiterhin beobachten zu können, wobei die Musik von Martin weiter in meinem Bauch vibrierte.
Endlich die Rettung, Sylvi rief uns zum Kaffee und Kuchen in die gemütlich warme Küche.
Auf dem Küchentisch der wohlriechende frische Kuchen, Plätzchen, Kekse und der so nach Tannenwald duftende Weihnachtskranz mit den großen blauen Kerzen.
Dieser Duft nach frischer Tanne war mir nun schon bekannt, denn in jedem Jahr stellte Sylvi so einen schönen Adventskranz auf den Tisch.
Paula durfte mit Papas Hilfe die dicken blauen Kerzen anzünden. Es wurde erzählt, gelacht und gegessen und auch ich bekam von Sylvi einen zuckersüßen Butterkipfel.
Schwanzwedelnd verschwand ich kurz auf der Hundedecke und es folgten noch einige dieser Leckereien.
Selbst Tom konnte meinem Hundeblick nun nicht wiederstehen, er musste wohl kurz vergessen haben,
das der Videorekorder noch immer nicht das tat was er wollte und er eigentlich darüber stinksauer war. Das hätte von mir aus den ganzen Nachmittag so weiter gehen können aber es kam natürlich alles ganz anders. Nach einer Weile rannten wieder alle sehr beschäftigt aus der Küche, Tom wieder zum Videorekorder,
Martin zu seinen hübsch verpackten Geheimnissen und Sylvi eilte mit Paula ins Kinderzimmer um dort die versprochene Weihnachtsgeschichte vorzulesen.
Zu guter Letzt fiel auch noch die Küchentür ins Schloss und wieder wollte mich keiner dabei haben, obwohl ich doch auch gerne die Weihnachtsgeschichte gehört hätte.
Mit hängenden Ohren und leicht angesäuerter Laune wurde mir klar, das ist heute nicht dein Tag Lorenz.
Nun gut, dann werde ich erst mal die leckeren Kekse verdauen und auf meiner kuscheligen Hundedecke ein kleines Nickerchen machen.
Was blieb mir auch anderes übrig.
Wie gesagt so getan, gerade als mir meine Augen nach einer Weile zufallen wollten, knisterte etwas leise auf dem Küchentisch.
Erst ein bisschen dann wurde aus dem Knistern ein Knacken und das Knacken wurde immer lauter.
Auf einmal wurde ich wieder hellwach,
meine Ohren spitzten sich und
meine Nase schnupperte einen ungewöhnlichen Geruch.
Wo hatte ich den schon mal in der Nase?
Mir fiel es wieder ein, beim Lagerfeuer auf Paulas Geburtstag hatte es auch so gerochen.
Tom hatte mit den Kindern draussen im Garten ein Lagerfeuer gemacht und Holz verbrannt.
Aber hier in der Küche ein Lagerfeuer und wo ist Tom und wo waren die vielen Kinder?
Ich sprang mutig auf einen der Küchenstühle neben unserem großen Holztisch um zu erkunden warum es in unserer Küche so nach Lagerfeuer roch und so laut Knackte. Ich traute meinen Augen nicht.
Das war’s, der Weihnachtskranz brannte lichterloh, mitten auf dem Tisch,
die Tanne hatte Feuer gefangen,
Qualm und Rauch stiegen auf.
Das roch gefährlich und sah auch gefährlich aus von hier oben. Wie angewurzelt starrte ich auf den brennenden Tisch.
Was nun dachte ich, eilig sprang ich vom Stuhl und flitzte zur Tür, aber die war ja zu und ich konnte sie mit meiner Schnauze,
nicht wie sonst öffnen.
Nicht mal weglaufen konnte ich,
obwohl ich es am liebsten getan hätte und das sofort.
Immer heftiger wurde das Knacken auf dem Tisch und ich bekam Angst. Ich saß in der Falle und konnte gar nicht mehr klar denken. Was sollte ich bloß machen?
Hörte denn niemand das laute Knacken hier in der Küche, aber dafür waren alle viel zu beschäftigt.
Mir wurde heiß und ich rannte hin und her.
Wie konnte ich meine Familie nur warnen, dass hier in der Küche etwas gefährliches passiert.
Es musste mir etwas einfallen, ganz, ganz schnell.
Und dann machte es endlich Klick in meinem Kopf und ich bellte so laut ich konnte. Nun wusste ich,
was zu tun war.
Immer und immer wieder bellte ich und lauter als je zuvor, und dann kam mir endlich Tom zur Hilfe.
Sofort erkannte er die wirklich brennzliche Situation, er schaute nur kurz und nahm dann meine Hundedecke um die Flammen zu ersticken.
Auch alle anderen im Haus kamen angestürzt,
weil ich immer noch aus Leibeskräften bellte.
Eine Ewigkeit lang habe ich gebellt,
bis meine Stimme schon ganz heiser wurde.
Aufgeregt sprang nun die ganze Familie durch die Küche.
Sylvi öffnete schnell die Fenster und Türen und ließ den Qualm heraus.
Nun konnte ich erst sehen wie neblig es schon in der Küche war, durch das Feuer und den Rauch.
Das wäre beinahe schief gegangen sagte Tom betroffen, zum Glück hat Lorenz uns gewarnt.
Alle lobten und streichelten mich.
Sylvi nahm mich auf den Arm und sagte erleichtert“: Mein braver Feuerwehrhund".
Sie war wohl sehr stolz auf mich, denn es hätte eine Menge mehr passieren können als es ist.
Ein paar Tage später bekam ich eine ganz neue, kuschelige Hundedecke denn die alte hatte durch Toms Löschaktion dicke Brandlöcher bekommen.
Eine Weile roch es in unsere Küche auch noch nach Lagerfeuer. In den nächsten Tagen wurde viel über mich geredet und erzählt,
dass ich eine richtiger Feuerwehrhund wäre,
wussten nun alle Nachbarn und Freunde.
Dabei viel mir immer wieder ein,
wie viel Angst ich gehabt habe so allein in der Küche, aber vielleicht gehört die Angst ja auch zu einem Feuerwehrhund dazu.
Auf jeden Fall sind nun alle immer ganz Ohr,
wenn ich nur einen Mucks von mir gebe und darauf bin ich ganz Stolz aber auch auf das neue gelbe Halsband von Sylvi, gelb ist nämlich meine Lieblingsfarbe und das passt so gut zu meinem schwarzen Fell.
Lorenz