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Der Geschmack von Vergessenem

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28.01.2022
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Der Geschmack von Vergessenem

Als sich die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf die Hauswände der englischen Stadt warfen, wirkte alles sehr still, leere Straßen, heruntergelassene Jalousien und dunkle Fenster. Die letzten Stunden Atempause vor einem anstrengenden Arbeitstag. Das städtische Krankenhaus stellte eine der wenigen Ausnahmen dar, in welchen das dringliche Streben nach Rettung von Leben ständigen Betrieb voraussetzen. Es ist Montag, vier Uhr dreiundzwanzig. Trotz der Aktivität durch Bereitschaft kehrte nun auch hier eine Stille auf den hell beleuchteten Gängen ein. Die verglaste Automatiktür im Eingang der Notaufnahme schwang nach Stunden wieder auf. In gewisser Weise läutete immer der mechanische Summton den nächsten Fall ein, die Zeit rannte. Drei Notärzte stürmten mit einer Trage, durch den Eingang.
Die verschlafene ca. 38 jährige Rezeptionistin mit Augenringen wirkte schlagartig so alarmiert als hätten fünf zuvor getrunkene Tassen Kaffee in diesem Moment ihre Wirkung entfaltet. Ihr Arm griff sofort zum Hörer des Telefons. Rufe drangen durch den Raum, von denen die wenigsten deutlich zu verstehen waren: “Hypotonie, Blutdruck bei 60 zu 30, konstant am sinken, sieben Herzschläge pro Minute, künstliche Beatmung erforderlich!” Nun mit Anwesenheit des Oberarztes Dr. Wright rauschten die Sanitäter mit der Trage über den Linoleumboden des Ganges in Richtung Intensivstation. Inmitten des Chaos der Auslöser. Der Mitte dreißig jährige Mann mit blassem Gesicht und blauen Lippen hatte die Augen geschlossen und die Mundwinkel unter dem stoppeligen Dreitagebart waren leicht gesenkt. Er trug ein zerknittertes, blau-schwarzes Karohemd und Jeans. In seiner Hosentasche fanden die Sanitäter drei leere Blister von alten abgelaufenen Morphium-Tabletten und einen zerknitterten Zettel mit einer krakeligen Notiz. Niemand hatte jetzt Zeit sie zu lesen. “Katatonie, durch Überdosis und Kohlenmonoxid-Vergiftung. Heilige Scheiße ”, murmelte Wright schockiert mit aufgerissenen Augen, während sie alle erdenklichen Lebenserhaltungsmaßnahmen einer Choreographie gleichend in Rekordzeit unter dem grellen LED-Licht der Parabolreflektoren durchführten.
Der Mann hatte eine Stunde früher eine riesige Menge Morphium geschluckt, bevor er sich in seinen in der Garage geparkten Wagen setzte. Mit herunter gekurbelten Fenstern ließ er den Motor laufen bis er einschlief. Er muss sich wohl sehr sicher gewesen sein, dass der Zeitpunkt, sein Leben zu beenden, erreicht war. Sein Kopf kippte auf das Lenkrad und der stetige Ton der Hupe alarmierte die Nachbarn, acht Minuten bevor der Rettungsdienst eingetroffen ist.
Der 34 Jahre alte Mann heißt Ilai Keaton und ist Reporter. Seine strengsten Lehrer hätten wahrscheinlich nie geglaubt, dass er in einem Beruf mit einer solchen Verantwortung hätte arbeiten können, denn sie nannten ihn immer „zu verträumt“, sagten er entziehe „sich trotz Präsens dem Unterricht“ und hätte keinerlei Anreiz über seine Zukunft nachzudenken. Ausgeschlafen war er selten, da er immer wenn seine Eltern schliefen ins Wohnzimmer schlich um sich die Spätnachrichten anzusehen. Als sein Vater bei einem Autounfall starb, verbesserten sich seine schulischen Leistungen überraschend schnell, aber er wurde zunehmend verschlossen und lächelte weniger. Nachdem er mit neunzehn Jahren nur knapp seinen Abschluss in Politikwissenschaften und Publizistik schaffte, begann er seine Laufbahn als internationaler Journalist. Ihm hätte es missfallen, ein einfacher Stifthalter inmitten der Produktion von Massenmedien zu sein, weshalb er auf eigene Faust mit einem Team bestehend aus Bekannten und anderen unabhängigen Reportern seine Reisen anzustreben gedachte. Ersparnisse aus Studentenzeiten von seinem Nebenjob als Blogger für ein städtisches Kulturmagazin und Spenden von Menschen, die seine Vision teilten, verhalfen ihm stets zur Ausführung seiner recht umfangreichen Vorhaben.
Seine Vision schrieb er in sein Tagebuch:
Fast jeder Mensch erkennt mit Bedauern das große Leiden vieler anderer auf diesem Planeten an und wünscht sich Gutes tun zu können. Ein gesundes Maß an Idealismus, dessen Notwendigkeit in der harten Gegenwart immer essentieller wird, besteht meines Erachtens nach nicht aus Spenden und dem bloßen Wille etwas zu verändern. Etwas verändern kann fast jeder der auf Boden der Ersten Welt lebt, aber so gut wie niemand tut etwas. Die Menschen sehen ein Unicef-Plakat mit einem 13 Kilogramm schweren Kleinkind auf dessen Gesicht sich eine Horde Schmeißfliegen tummelt und spenden ein Paar Euro, damit dieses Bild schleunigst wieder verschwindet. Leute reden über weltweite Konflikte und Missstände um ihr Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. Wer behauptet ihn interessieren solche Dinge sehr, lügt höchstwahrscheinlich, weil warum sollten sie das auch? Man hat auch hier genug eigene Probleme und keine Zeit an solch grausige, weit entfernte Orte zu fahren. Ich bin nichts besonderes, kein Apostel und auch genau so mit Schuld an dieser Situation wie jeder andere in diesem Land, aber meine Vision ist es, das Bild der vor Elend strotzenden Welt nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und es mit etwas Hoffnung zu bemalen. Erst wenn ich die hässlichsten Seiten des Lebens auf der Erde am eigenen Leib erfahre, weiß ich das Leben in das ich hineingeboren wurde zu schätzen. Vielleicht bin ich zu idealistisch, vielleicht romantisiere ich, vielleicht bin ich ein Spinner, aber ein Versuch, eine Reise ist es wert.
Ilais erste Reise führte ihn mit 24 auf die Müllberge der philippinischen Insel Cebu. Die hier angesiedelte Bevölkerung, welche zu 60 % aus Kindern besteht, lebt und stirbt von dem Müll, den sie nicht mal produzierten. Krankheiten, Konflikte und Armut waren ihr Alltag. Ilai würde niemals die sogenannte Schwindsucht-Grube vergessen, in welche an Lungentuberkulose Erkrankte ihren blutigen Auswurf husten. Diese Krankheit galt eigentlich als ausgerottet, aber fehlende medizinische Versorgung und die mangelhaften Lebensbedingungen ließen sie dort wüten wie ein tollwütiges Tier. Keaton drehte eine Reportage und schrieb Artikel über diesen Ort, in denen er zum Beispiel die Reise kanadischen Mülls von der Entsorgung und der Fahrt über den Pazifik im Containerschiff bis in die Hand eines Müllsammlers dokumentiert oder die zerstörte Infrastruktur und Geschichten der Bewohner unter die Lupe nahm.
Ein Jahr später war er für drei Monate in den Slums von Nairobie, interviewte Kerosin schnüffelnde Kinder, verarmte Zuchtvieh-Händler und korrupte Polizisten. Keaton war so fasziniert von der Stärke und Hoffnung, die die dort lebenden Menschen besaßen, dass seine Berufung auf der Suche nach mehr davon zur Obsession wurde. Er konnte nicht aufhören in Entwicklungsländer zu reisen. Neben der Berichterstattung leitete er durch seine Arbeit und die Kooperation mit Hilfsorganisationen die Errichtung einiger Schulen und Krankenhäuser ein.
In den nächsten fünf Jahren bereiste er noch Ghana, Somalia, Madagaskar, Bolivien und Afghanistan. In der Zeit lernte er seine Frau Ophelia bei einer Abendgala anlässlich eines Jubiläums des Reporter ohne Grenzen-Verbands kennen, welche als Begleitung einer Teamkollegin Ilais erschien. Sie arbeitete die vier Jahre jüngere Frau als Drehbuchautorin und Regisseurin in einer Filmagentur namens Prodigy-reports, welche sich rund um die Produktion von Reportagen und Dokumentationsreihen dreht. Ophelia, übrigens ein griechischer Name, den sie ihrer mexikanischen Mutter zu verdanken hat, begleitete Ilai auf einigen seiner Reisen. Sie war sehr einfühlsam, von einer leichten Verträumtheit getrieben und kreativ, etwas das Ilai in seinem Inneren wiederfand. Ihre Beziehung zeugte von Tiefe und Vielseitigkeit und ergänzte die beiden, half ihnen auch, nicht an dem was sie sahen zu zerbrechen.

Nach einigen Jahren in Entwicklungsländern hätten viele Journalisten das Handtuch geworfen und anerkannt, dass die Realität stärker war als ihre Träume, aber Ilai konnte nicht genug kriegen, verbrachte fast mehr Zeit im Ausland als in der Heimat. Zur großen Sorge seiner Frau verschob sich sein Interessengebiet auf den Krieg. 2011 reiste er nach Libyen und untersuchte den Bürgerkrieg. Er begleitete Rebellen durch Straßen- und Häuserkämpfe, trug aber nie eine Presse-Weste sondern normale Militärkleidung um nicht zum Zielobjekt für Visiere von politisch motivierten Schützen des Regimes zu werden. Der Unterleib eines Soldaten wird durch die Explosion einer Granate abgetrennt. Völlig unter Schock stehend lächelt er, während er ausblutet und formt mit seiner Hand, mithilfe des letzten Bisschens verbliebener Lebensenergie ein Peace-Zeichen. Durch solch einen Anblick und oft in Mitten eines Hinterhalts mit fiependen Ohren, verschwommener Sicht, völlig auf Adrenalin und pro Stunde drei Meter vorwärts kommend, realisierte Ilai, wie sinnlos hier Leben vergeudet wurden nur weil irgendjemandem einflussreichen die Glaubenssätze eines anderen missfielen und durch jene Auffassung von Richtig und Falsch das unstillbare Verlangen nach Macht und Kontrolle legitimiert worden sind. Folglich wurde die Moral “Stirb dafür und mach dein Land stolz!” in die Gehirne des ängstlichen Volkes gebrannt. Mit Gaddafis Tod versank das Land weiter in Chaos und es bekämpften sich ununterbrochen verschiedenste Gruppen und Stämme mit verschiedenen Auffassungen, anstatt diplomatisch gemeinsame, politische Abkommen zu vereinbaren. Sie waren genauso gierig nach Macht wie ihre Peiniger.
Gegen Ende August 2013 reiste Keaton nach Syrien um kurz nach den Sarin-Giftgasangriffen von Ghuta Bericht zu erstatten. Es starben vermutlich mindestens 700-1000 Menschen und er interviewte einen jungen Mann namens Abd-al-Qadir, der seine Familie verlor. Gemeinsam standen sie neben einem Massengrab und der Mann legte schluchzend seine in weißen Stoff gewickelte Schwester Tara zu den anderen cirka 60 Leichen.
Er überlebte wie durch ein Wunder seine Nahost Reisen während seine Wut auf rücksichtslose, manipulative Regime wuchs, als Zünder für seine Vision diente, welche zu einem brennenden Fanatismus mutierte.
Am 25. August 2013 schrieb er in sein Tagebuch:
Beim Anblick allen Leidens unschuldiger Menschen, begrabe ich jedes Mal einen kleinen Teil meiner Selbst unter dem Brach-liegenden Boden der Hoffnung dieser Orte. Vielleicht tu ich das mit dem Glaube, dass eines Tages wieder etwas daraus gedeihen könnte, aber vielleicht tue ich das auch, weil es für meine geistige Gesundheit zwingend erforderlich ist, solche Fragmente zurückzulassen. Zivilisten sterben nach einem grauenvollen Todeskampf durch Krämpfe, Erbrechen und Atemnot wegen Sarin, dem verbotenen Giftgas verteilt von den Machthabern dieses Landes. Es gab sie schon immer, Monster vor ihnen, die neue Monster erschufen. Hätte ich die Möglichkeit meinem Hass auf sie freien Lauf zu lassen, würde ich auch ein Monster werden. Ich kann das nicht mehr lange ohne durchzudrehen, aber immer wenn ich zurückkehre in meine Heimat fühlt es sich dort so leer und unecht an, als würde ich aus einer alternativen, echteren Realität kommen, die mich braucht. Ophelia ich verspreche dir, dass dies eine meiner letzten Reisen sein wird.
Nach der Syrien-Reise gründete Ilai seine eigene Stiftung, welche in enger Kooperation mit Unicef, Human Rights Watch und Amnesty weltweit agierte. Seine investigativen Reisen, sein Journalismus spielten dahingehend eine wichtige Rolle, da sie Helfer aus aller Welt auf Orte und bestimmte Gegebenheiten aufmerksam machten.
Neben der Zunahme an Konflikten mit Ophelia plante Keaton die bislang größte Mission. Ophelia zog regelmäßig zu ihrer Schwester Linda und am Ende des letzten vierzig minütigen Streits sagte sie: “Ich habe große Angst, jedes Mal, wenn du einen Fuß in das nächste Flugzeug setzt, weil ich nicht weiß ob du lebend zurück kommst. Selbst wenn du wiederkommst, frage ich mich ob du überhaupt hier bist, du hast dich verändert, bist verschlossen. Ich frage mich ob dir deine Selbstlosigkeit nicht eines Tages zum Verhängnis wird und unsere Zukunft dann in Scherben liegt. Bitte komm bald gänzlich zurück und bleib. Ich liebe dich, aber ich brauche etwas Zeit.”

Seine letzte Reise verschlug ihn im Mai 2014 nach Mossul in den Irak. Die Terrororganisation Islamischer-Staat hatte hier kürzlich ihr Kalifat ausgerufen und verübte bislang eine Reihe von Anschlägen auf Menschen und Kultur. Wer nicht ihrem islamistischen, extremen Glauben folgte wurde brutal ermordet. Anlässlich kurz davor verübter Morde an zwölf Reportern in Mossul und umliegenden Regionen, von denen Ilai drei aus vorheriger Zusammenarbeit kannte, begann sein letzter Auftrag. Ilai und sein Team welches aus zwei weiteren Reportern, einem arabischen Dolmetscher, einem irakischen Luftwaffen-Offizier namens Yassir Halef und einem Kommandanten der sunnitischen Miliz bestand, verfolgten einen nahezu wahnsinnigen Plan. Der nun 31 jährige, erfahrene Journalist sollte als Informant für einen Monat in den IS eingeschleust werden um irakischen und amerikanischen Truppen Informationen über potenzielle Ziele zu liefern.
Kurz davor schrieb er in sein Tagebuch:
Am Abend vor Start der letzten Investigation aß ich gegrilltes Lamm vom Spieß mit Reis in Weinblättern und Auberginen-Beilage, außerdem noch Baklava zum Nachtisch mit einer halben Flasche Arrak, einem traditionellen Anisschnaps. Ich schätze das alles sollte als eine ausgewogene, köstliche Henkersmahlzeit gelten können. Dieser durch mich mir selbst auferlegte Auftrag gleicht einem Selbstmordkommando. Zu welchem Preis? Das Verhindern der Tötung des Einen oder Anderen? Auf meinen Reisen ins Grauen habe ich mich beinahe verloren. Ich rannte weg vor meiner Unvollkommenheit, vor der Frage welchen Sinn mein Leben in der Heimat hat. Ich hätte mich der Leidenschaft meiner Arbeit und der Liebe zu Ophelia hingeben können, eine Familie gegründet und meinen Kindern und Enkelkindern bevor ich alt, dement und inkontinent geworden wäre von meinen Reisen erzählt, aber es kann sein, dass es jetzt schon zu spät dafür ist. Ophelia hatte Recht, die Selbstlosigkeit, der Idealismus und die Suche nach Kraft und Hoffnung im Außen hat mich vergessen lassen wo ich in mir selbst danach suchen kann. Vielleicht bin ich bald tot, aber davor habe ich keine Angst mehr. Weiß ich mein Leben überhaupt noch wertzuschätzen? Vielleicht überlebe ich, rette Leben, doch verliere alles andere.
Es war sechs Uhr dreißig am frühen morgen und die orangene, aufgehende Sonne erhellte die sandigen, mit Trümmern versehenen, beigen Straßen am Stadtrand Mossuls. Das sonst ständig in der Ferne zu hörende Salvenfeuer verstummte schon vor einigen Stunden. Ilai Keaton sollte zusammen mit seinem langjährigen, englischen Reporter-Freund Oscar Wade gegen sieben Uhr im heruntergekommenen Restaurant Mataam Al Assil eintreffen um mit einem IS-Kommandanten über die Rekrutierung zu sprechen. Alles war detailliert geplant, der Aufenthalt, die Kommunikation zu den Truppen über ein kleines Iridium-Satellitentelefon und am wichtigsten die neuen Identitäten Oscar und Ilais, Noah Woods und Ethan White. -Zwei britische, frustrierte Bürger, Aussätzige ihres Systems mit dem Wunsch nach Vergeltung und der Teilhabe an etwas bedeutungsvollen wie einem religiösen Krieg. Noah war ein gescheiterter Anwalt und Ethan suspendierter Lehrer. Sie studierten die Scharia, übten Gebete und kleideten sich militärisch. Überzeugender Fanatismus war das einzig wichtige um einen Platz bei den Terroristen zu bekommen und nicht aus der Rolle zu fallen.
Rahim Abu Jabal hieß der Ende vierzig jährige Araber. Er hatte unzählige Narben auf der Stirn und den Wangen. Er war ein Repräsentant des ISIS-Militärrats und bekam von höheren Instanzen wie der Medienkommission und dem Rat der Weisen seine Befehle zur Rekrutierung, Propaganda und Vermittlung. Er trug einen schwarzen Turban und eine khaki-farbene Militärjacke mit digitalem, disruptiven Muster. Sein englisch war trotz des arabischen Akzents noch verständlich. “Meine Brüder, ich habe euch erwartet. Was führt euch zu mir an diesem herrlichen Tag?”, fragte er in einem einladenden Ton als sie eintrafen.
“Der Wille an diesem heiligen Krieg teilhaben zu können, der Wille zu kämpfen für die Freiheit der Gläubigen und für Vergeltung an unserem Land voller Heiden!” antwortete Keaton motiviert, der jetzt White hieß. Es war eigentlich fast egal was sie sagten, denn Neuzugang aus der westlichen Welt war immer gern gesehen.
Der Kommandant musterte die beiden. Seine Mimik war schwer zu lesen, da er ständig mit den Mundwinkeln zuckte.
"Woher kennt ihr euch?"
"Wir lernten uns in einem ISIS-Forum im Darknet kennen und wurden schnell durch zufällig die selben Dinge, die wir durch unser Land verloren haben zusammengeschweißt, woraufhin wir hier hin reisten." antwortete Oscar mit der Überzeugung, als wäre es wirklich so gewesen.
"Es gibt keine Zufälle meine Brüder, ihr seid beide auserwählt worden, für ein größeren Zweck zu dienen. Allah heißt euch willkommen!"
In der Turnhalle einer verlassenen, halb von Mörser- und Raketenfeuer dezimierten Grundschule befand sich das Quartier, in dem die beiden Reporter untergekommen sind. Sie schliefen auf Matratzen in den Umkleiden und der Mensa. In den ersten Tagen wurden sie über sämtliche Regeln unterrichtet, mussten einen Treueschwur ablegen und beten. Sie wurden einer acht Mann Patrouille zugeteilt und machten Rundgänge durch die Straßen, schüchterten Ladenbesitzer ein dessen Kleidung im Schaufenster nicht der Konformität des islamischen Glaubens entsprach, fragten Informanten wer heute wo etwas falsches gesagt hatte und rieten jedem zum Gebet. Oscar und Ilai blieben die meiste Zeit unter sich, redeten aber dennoch mit dem ein oder anderen wie zum Beispiel mit dem fünfundzwanzigjährigen Spanier namens Fermin Diaz. Ein schmächtiger, Junge mit eingefallenen Wangen und einem wachen Blick so wach, dass die Augäpfel heraus quollen. “Meine Familie denkt, ich mache eine Weltreise.” sagte er eines Abends, als sie zu dritt durch die staubige Gosse zurück in Richtung Quartier liefen. Vierundzwanzig Abschüsse gingen auf sein Konto. Da er schon 14 Kugeln abbekam, hatte der schwer zu tötende sich bei dem IS sowohl als auch bei den irakischen und kurdischen Kämpfern einen Namen gemacht, Qata alrimal -Sandkatze, weil diese dickes Fell besaßen.
Zu essen gab es die meiste Zeit Nudeln, Suppen und Bohnen aus Konservendosen, eine Menge Reis und seltener Lammfleisch. Der islamische Staat besaß zwar eine hierarchische Struktur aus verschiedenen Instanzen, aber wirkte mittendrin sehr spontan und eher weniger organisiert. Wie sie handelten ergab sich meist aus den gerade auftretenden Umständen. An einem Tag richteten sie einen Soldat aus eigenen Reihen hin, weil er von einer Jerusalem Reise zurückkam und sich plötzlich für einen gesandten Messias hielt und mit einer weißen Toga auf den Straßen sein von Gott geplantes Eintreffen verkündet hatte. Jerusalem Syndrom nennt man das. Es betrifft jährlich in etwa 100 Besucher der Stadt und klingt oft nach kurzer Zeit wieder ab, aber in diesem Fall war es zu spät für den Mann und das letzte was er sah, war die helle Mittagssonne, Sand und den Lauf einer russischen 7,62×25 mm Tokarev-Pistole.
An einem anderen Tag verbrannten sie am frühen morgen die Tabakwaren eines Kiosks, brachten den Besitzer in eine mit schwarz überstrichene Polizeistation und am Abend sprengten sie eine jüdische Kunstgalerie.
Im Laufe der ersten Wochen sammelten Ilai und Oscar zahlreiche Informationen zu Namen, Orten und geplanten Vorhaben. Die beiden verdeckten Reporter wurden aber schwer enttäuscht als zum Beispiel die von ihnen vorausgesagte Hinrichtung von fünf irakischen Soldaten nicht verhindert werden konnte. Die potenzielle Gefahr von Kollateralschäden und hohen Verlusten auf Seiten des irakischen Militärs bei einem derart spontanen Eingreifens inmitten der Höhle des Löwen würde mehr Schaden als Nutzen anrichten, hatte es geheißen. Am zehnten Juni waren alle aufgeregt. Sie sammelten Munition und Waffen zusammen. Tische voller grüner Munitionskisten, AK-47 Sturmgewehre, RPK-Maschinengewehre, Trommelmagazine und RGD-5 Handgranaten, alarmierten Ilai und als hunderte gefangene Soldaten mit Bussen in das drei Stunden entfernte Tikrit transportiert werden sollten, versuchte er vergeblich seine Teammitglieder zu erreichen. Das Telefon konnte keine Verbindung aufbauen. Wenn die Amerikaner mit Drohnen über die Stadt flogen, störten diese oft sämtliche Kommunikationskanäle. Während Ilai und Oscar Übles schwant und ihre innere Anspannung stetig zu wachsen schien, feierte die Besatzung des Quartiers den Abend über mit gutem Essen, Musik und längeren Gebeten.
Acht Tage später schrieb Keaton in sein Tagebuch:
Es ist Nacht, ich sitze zitternd, verschwitzt und mit Schmutz bedeckt in einem klapprigen Kleinbus Richtung Bagdad. Es ist schief gelaufen, sie erschossen hunderte wenn nicht über tausend Menschen binnen einiger Tage. Als ich am Tigris nahe der Stadt Tikrit am frühen morgen mit den Islamisten eintraf, hatte Oscar die Aufgabe im Quartier die Stellung zu halten. Während des Massakers dessen Ausmaß für meinen Verstand niemals greifbar sein wird, ertönte plötzlich ein Klingelton aus der Jacke eines toten, irakischen Luftwaffen Offiziers. Als ich den Aufnäher der Jacke las war es zu spät und ich wollte fluchen, schreien um mich treten, aber ich war wie gelähmt von dem was gerade vor sich ging. Der Kommandant Rahim Abu Jabal nahm ab. Die Jacke gehörte Yassir Halef und am Telefon war Oscar. Vier Stunden später traf ein grüner Jeep ein und ein blutverschmierter Mann mit einem schwarzen Sack über dem Kopf wurde gewaltsam herausgerissen, auf den Boden gedrückt und mit einem Schuss in den Kopf niedergestreckt. Ich erkannte den Ton seiner Stimme als etwas unverständliches seine Lippen verließ. Oscar Wade ist tot. Mein Verstand setzte aus, ich stand da wie angewurzelt, beobachtete es aus der Ferne. Ich wollte mich übergeben, doch hielt es mit aller Kraft zurück. Stattdessen rannte ich los zu einem zwanzig Meter entfernten Jeep. Zehn Meter davor hörte ich laute, aggressive Rufe auf mich einprasseln und fünf Meter davor das zischende Knallen neben mir einschlagender Schüsse. Wie durch ein Wunder entkam ich in ein ca. zwanzig Kilometer entferntes, abgelegenes Kaff. Gedankenschleifen und Fragen hallten durch meinen Kopf: Wieso erschoss mich Jabal nicht nach dem Anruf? Was zur Hölle ist passiert? So viele Lebensgeschichten wurden einfach beendet. Mein Kopf versucht alles auszublenden, mein Körper ist betäubt, ich fühlte mich dissoziiert. Ich entfloh der Hölle, aber komme zurück als eine leere Hülle, weil nur wenige, unsortierte Puzzleteile entkommen sind. Ich würde nie wieder derselbe sein, denn eine Frage wird mich nie wieder loslassen: Hatte ich es überhaupt verdient zu überleben?

Nun war es fünf Uhr siebenundzwanzig, der Beginn dieses Tages im Sommer und die Sonne scheint durch das Fenster. Die Wände, die Tür, die Bettwäsche und die Vorhänge, fast alles ist weiß und reflektierte das Licht im Zimmer 1.14 der Intensivstation. Doktor Wright schob die Vorhänge zu. "Nach intravenöser Gabe von 1,6 mg Naloxon, künstlicher Beatmung, Herzdruckmassagen und der Einleitung eines künstlichen Komas ist der Patient nun stabil, aber nicht gänzlich außer Lebensgefahr. Es ist nicht sicher ob er stirbt, wieder aufwacht und falls ja, keine Hirnschäden durch den extremen Sauerstoffmangel erlitten hat." erklärte er der nun auch eingetroffenen, völlig niedergeschlagenen Ophelia Keaton. Sie hatten im Frühling 2010 in der Villa eines luxuriösen Weingutshofs in Mexiko samt Anwesenheit von Freunden und Familie geheiratet. Bei dem Gedanke, diese Erinnerung nicht mehr mit Ilai teilen zu können wurde ihr Schweigen durch lautes Weinen gebrochen. Sie driftet ab in eine gedankliche Spirale aus Hätte, Wäre, Könnte, da sie drei Wochen zuvor aufgrund eines Streits erneut ausgezogen ist. Ihre Schuldgefühle begannen sie langsam von innen zu verzehren. Sie hatten sich auseinandergelebt und ständig Streit, doch jetzt wo er, gerade im Krankenhausbett ruhend, vielleicht nie wieder an ihrer Seite sein würde, war er ihr so Nahe wie nie zuvor.
"Hätte ich diese alten Morphium-Tabletten von meiner Weisheitszahn-OP doch einfach weggeworfen", dachte sie sich zum fünfzigsten Mal in Folge.
"Sind Sie sich sicher, dass er Selbstmord begehen wollte?", stotterte sie schluchzend.
"Es tut mir Leid, aber alle Indizien, die extreme Überdosis und die Kohlenmonoxid-Vergiftung sprechen klar dafür. Ich würde sie außerdem bitten, ihn jetzt etwas ruhen zu lassen und später wiederzukommen, wir kümmern uns um alles und melden uns bei Ihnen."
Kurze Zeit später betrat eine junge Krankenschwester den Raum um nach ihm zu sehen. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt, hieß Amber Hall und ihrem Gesicht entfloh meist ein freundliches Lächeln. Sie studierte Psychologie und machte einen Teilzeitjob im Krankenhaus. Einem Verständnis ihrem Charakters hätte man sich unter anderem mit Adjektiven wie zurückhaltend, fleißig, sich sorgend, melancholisch, empathisch und neugierig annähern können. Als sie von den Geschehnissen um Keaton erfuhr, war sie schwer erschüttert. Sie konnte einfach nicht begreifen wieso sich ein Mann mit einem abwechslungsreichen, erfüllten Leben, einer Frau, Geld und einer Wohltätigkeitsstiftung in diesem Alter dafür entscheidet, dass endgültig Schluss ist. Amber arbeitete erst seit drei Wochen hier, stapelte gerade mal Handtücher und sah gelegentlich nach Patienten, aber fragte sich jetzt schon ob sie bei längerer Arbeit in Berufen mit hilfsbedürftigen Menschen nicht irgendwann zerbrechen würde. Sie betrachtete den leblos aussehenden Körper des Mannes und verfiel in Trauer. Ihr Grübeln stoppte abrupt als sie auf dem Boden, rechts neben dem Bett jenen Zettel erblickte, den die Sanitäter in aller Aufregung vergessen hatten. Beim Inspizieren liest sie die Notiz und erstarrte: Hinter hohen Mauern ruhend keiner flieht, außerhalb hat jeder Angst, dass er nicht hier hin geriet. Des Friedens letzter Flügelschlag offenbart mein’ letzten Tag. Für Wade
Ein kalter Schauer überkam sie, weil sie gerade die letzte Nachricht eines Selbstmörders gelesen hatte, aber gleichzeitig entflammte in ihr eine gegen die Kälte kämpfende, brennende Neugier. “Das könnte die Erklärung für das Schicksal dieses Mannes liefern, aber möchte ich ehrlich erfahren, was diesen Mann den Lebenswillen nahm?” dachte sie mit der Sorge, dass das worauf sie stoßen könnte sie nie mehr losließe. Sie behielt ihre Entdeckung für sich und entschied nach einer schlaflosen Nacht, sich dem Rätsel anzunehmen. Ihre Vorliebe für mysteriöse Rätsel leistete gute Vorarbeit, die Neugier war einfach zu groß, und wenn sie verstünde was diesem Mann widerfuhr, erweiste sie ihm eine Art letzten Respekt. Amber war eine kluge, junge Frau und sprachlich sehr begabt also fand sie schnell heraus, dass mit dem ersten Satz ein Friedhof gemeint sein muss und Wade dort wahrscheinlich begraben lag. Mit dem zweiten Satz konnte sie aber bislang nicht viel anfangen. Drei Anrufe bei drei städtischen Friedhöfen, mit der Frage “Kennen Sie eine Misses oder einen Mister Wade?” und zwei Tage später, kein Ergebnis, keine Auskunft aufgrund von Diskretion. “Diskretion bei einem Toten…” dachte sie sich am Telefon mit einem Augenrollen. Aufgeben wollte sie nicht, auch wenn sich die Recherchen in Telefonbüchern und dem Internet aufgrund der Häufigkeit des Namens als unergiebig herausstellten.
Als die nächste Nacht anbrach machte sie sich auf den Weg zum nächstgelegenen Friedhof. Mit einer Taschenlampe und der Angst im Nacken von einem Pförtner erwischt zu werden lief sie jede Grabreihe ab und analysierte die Inschriften der Steine. Sie fand die Gräber von zwei Damen, die Wade mit Nachname hießen und in hohem Alter verstarben, aber an keinem der Gräber befand sich etwas interpretierbares, dass den zweiten Satz der Notiz hätte erklären könnte. Niedergeschlagen und müde setzte sie sich zu Hause nun noch einmal vor ihren Laptop und fand endlich einen Hinweis als sie “Wade Reporter” eintippte: "Englischer Journalist Oscar Wade bei Tikrit Massaker ums Leben gekommen." Ihr Blick blitzte auf wie von einer aufgeregten Comic-Figur und sie schwang enthusiastisch mit ihrer Faust als sie den beruflichen Zusammenhang zu Ilai erkannte und las, dass Oscar aus der selben Stadt kam. In dem Artikel fand sie neben den Informationen über seine Arbeit im Irak noch ein Foto von der Beerdigung. Zudem wuchs in Amber die unabwendbare Vorstellung, dass etwas schreckliches passiert sein musste. Bei Analyse des Fotos sprang ihr die Mauer aus Ziegelstein, ein schmaler Kiesweg neben den Gräbern und eine ockerfarbene, kleine Kapelle ins Auge. Nach kurzer Suche auf Google-Maps mit Satellitenansicht wurde sie schließlich fündig: Der Pinetree-Friedhof am Stadtrand.
Dort angekommen lief sie in schnellem Schritt nun voller Hoffnung das Rätsel endlich zu lösen, erneut die Grabreihen ab und machte schließlich halt vor dem schwarzen etwa ein Meter hohen Grabstein aus Basalt. In weißer Inschrift stand geschrieben: Oscar Wade *16 Oktober 1979; † 11 Juni 2014. Sie näherte sich mit gemischten Gefühlen und hockte sich hin. Vor ihr frische Rosen in einer grünen Kunstoffvase, ausgebrannte Teelichter in roten Gläsern, eine Taube aus Porzellan mit einem großen Riss in der Mitte und ein Reisigkranz. Das ist es, die Taube! Ambers Kopf ratterte: “Sie ist ein Symbol des Friedens und ihr letzter Flügelschlag findet kurz vor ihrem Tod statt, aber diese Taube lebt nicht…” Nachdem sie sie mit ihrer Taschenlampe zerschlagen hatte, fand sie zwischen den Scherben zusammengefaltete, ausgerissene Papierseiten und strahlte durch die Selbstbestätigung ihrer detektivischen Fähigkeiten, doch nach drei Sekunden senkten sich ihre Mundwinkel und sie schaute bedrückt.
Zuhause fing sie an zu lesen.
Tagebucheintrag: 12 August 2017
Ich weiß nicht ob dies hier jemals irgendjemand zu Gesicht bekommen wird, aber wieso sollte ich an meinem letzten Tag auf Erden von der Gewohnheit in mein Tagebuch zu schreiben abweichen?
Als Kind vergaß ich oft die Vergänglichkeit des Lebens als ich mit meinem Vater durch den Wald wanderte, Fußball spielte, meinen ersten Kuss hatte oder kreischend eine Wasserrutsche herunter rauschte. Das hat sich mit dem Älterwerden geändert. Ich hinterfragte die Möglichkeit den Tod temporär vergessen zu können, weil es sich hierbei um ein Privileg handelt, welches nicht jedem zuteil wird und für welches ich nichts konnte. Mit meinen großen Träumen, meiner Vision die Welt von den hellsten bis in die dunkelsten Ecken zu erkunden, wollte ich mich dieser Möglichkeit als würdig erweisen. Ich sah Menschen, die alles verloren hatten, gebrochene Männer, Kinder und Frauen, ich sah wie die Flamme von Hoffnung unter einem großen Glas erstickt wurde, aber die Menschen trotzdem nach einem Ausweg suchten, selbst wenn es keinen gab. Ich fühlte vor meinen Reisen eine gewaltige, einsame Leere und hatte endlich einen Weg gefunden nach Sinnhaftigkeit zu suchen, meine Geschichte. Auf meiner Suche verlor ich mich oft im Chaos der vielen Umgebungen und meine Frau half mir oft zurückzufinden, bevor alles das einst übrig blieb verschwamm und dafür liebe ich sie. Ich war bestrebt zu helfen, aber konnte mir dabei selbst nicht helfen.
In den letzten Wochen litt ich an Schlafstörungen und bekam Schlaftabletten verschrieben. Eine der Nebenwirkungen war ein metallischer Geschmack im Mund beim Aufstehen. Durch den Geschmack begann ich plötzlich meine Erinnerungen an die schwerste und letzte meiner Reisen anzuzweifeln. Ich hatte das dringliche Gefühl etwas vergessen zu haben. Ich durchstöberte sämtliche Schubladen und Schränke, las unzählige Aufzeichnungen, aber fand nichts ungewöhnliches. Etwas stimmte aber nicht. Die Aufzeichnungen vom Irak 2014 waren schlecht datiert, Daten fehlten, es gab sämtliche Lücken. Jeden morgen grübelte ich unermüdlich über das Massaker von Tikrit. Ich fragte mich, wieso ich nicht direkt von dem IS Kommandanten erschossen wurde, nachdem Oscar aufflog. Ich verfiel in einen visonsreichen Schlaf. Ilai hatte gar nicht überlebt, aber er erschoss Oscar, als Jabal ihn mit Waffe im Anschlag anschrie und darum bat seine Loyalität unter Beweis zu stellen. Als er zögerte und protestierte, sagte er, dass er bis fünf zähle und er dann tot wäre. Die Sekunden vergingen so langsam, dass es Jahre hätten sein können. Die letzten Worte Oscars “Tu es” hörten sich langgezogen und hallend an. Bei vier drückte er den Abzug der Pistole und fand sich in einem blutroten Sprühnebel wieder, der Geschmack von Eisen breitete sich in seinem Mund aus. Er schaffte es nur zu fliehen, da sein Geist diese Erinnerung Minuten später verdrängte. Lieber wäre er mit ihm gemeinsam gestorben durch die Hand der Monster die sie schwörten zu bekämpfen alter Freund.
Immer wenn ich die dunkelsten Ecken der Welt sah, starb ein Teil von mir. An diesem Tag endete meine Reise, mein Lebensweg, an diesem Tag bin ich gestorben. Oscar wollte, dass er am Leben blieb, doch nun frage ich mich zu welchem Preis. Er hat sie mit seiner Selbstlosigkeit und dem Fanatismus erst in diese Situation gebracht und das werde ich niemals vergessen.
Die Erinnerung an mich lebt bestimmt noch für einige Zeit in den Köpfen der Menschen, die mir begegnet sind.
Auf Wiedersehen.
Ilai Keaton
Die Schrift verwischte, da wo die Tränen der schluchzenden Amber auf das Papier prasselten. Sie war empathisch. Sie hatte Recht gehabt, denn diese Geschichte würde sie nie wieder loslassen. “Die Absichten des Mannes waren zu gut, zu realitätsfern und jetzt ist er tot.”
Zwei Tage später
Sie stand blass, mit Augenringen und zotteligen Haaren im Krankenhaus neben dem komatösen, vorher psychotischen Mann, dessen letztes Rätsel sie gelöst hatte. Amber wanderte langsam auf die Steckdosenleiste rechts neben Ilai Keatons Bett zu und streckte mit zögerlicher Vorsicht und Tränen in den Augen ganz langsam die zittrige Hand in Richtung der eingesteckten Stecker. Würde sie sie ziehen, würde die Beatmungsmaschine ausgeschaltet und Ilais Leben endgültig beendet werden. Bevor sie es tun konnte, schreckte sie hoch, denn ein ununterbrochener Piepton erfüllte den Raum.

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank für die konstruktive Kritik, ich würde ihr zustimmen, ich habe zum einen eine sehr analytische Herangehensweise um Handlungen aus verschiedensten Mustern zu bilden und zum anderen einen sehr wirren emotionalen Ansatz. Bei Überarbeitung etwas Ausgeglichenheit. Das ist auch einer meiner ersten Texte und Unsicherheit ist ein großes Thema woraus übertriebene Formulierungen/ Redundanzen hervorgehen.

 

Hallo @schaalie

und willkommen hier.
Ich habe mir mal erlaubt, aus dem Titel der Geschichte das " (3-teilig)" herauszunehmen (das ist nicht nötig) und deinen Namen aus dem Geschichtentext entfernt. Den kannst du gerne ins Infofenster schreiben, ins Geschichtenfenster gehört nur die Geschichte.

Wünsche dir viel Spaß hier beim Lesen, Kommentieren, Schreiben und Überarbeiten (per Klick auf "Bearbeiten").

Liebe Grüße, GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @schaalie ,

ganz herzlich willkommen im Forum. :gelb:

Der Titel hat mich in deinen Text gelockt, weil es schön schräg klingt, aber ich bin über ziemlich viele Probleme gestolpert (Rob hat es zum Teil schon angesprochen):
- Zeichensetzung: Kommas, wo keine hingehören und keine, wo du welche benötigst.
- Wörter, die nicht das aussagen, was sie - dem Rest des Satzes nach zu urteilen - sollten. Also generell: mangelnde Präzision auf semantischer Ebene.
- Register: du mischt Umgangssprache mit gehobener und das ist eigentlich ein Mittel, um Komik zu erzeugen. Das zerstört die Dramatik.
- Einige Tipper (Groß-/Kleinschreibung ...) und damit insgesamt imA genug, um daraus einen Fall fürs Korrkturcenter zu machen, denn Vieles ist extrem schwer zu verstehen, obwohl am Ende die Aussagen simpel sind.


Meine Anmerkungen sind Kritik am Text, nicht an deiner Person. Und nicht unfreundlich gemeint.

Als sich die Nacht in einer englischen Stadt dem Ende zu zuneigen scheinte und das tief dunkelblaue Himmelszelt durch das plötzliche Innewohnen eines gelblichen Glimmers erhellt wird, wirkte es so als würde sie ruhen.
Der erste Satz ist ein handwerklicher Super-GAU, sorry. Das ist so geschwurbelt, dass keine Aussage übrig bleibt und kein Bild entstehen kann. Da rate ich, das maximal auf Präzision zu bürsten: Klare Aussagen, korrekte Wortwahl. "Schöne" Bilder im Kopf des Lesers entstehen am ehesten, wenn man präszise schreibt, nicht um 1000 Ecken durch den Wolf gedreht. Dabei verheddert man sich nur.

Die letzten Stunden Verschonung vor dem Arbeitstag.
Ich mag es durchaus, wenn Worte erfunden und/oder kreativ neu eingesetzt werden. (Z.B. Friedrichard und Kubus machen das gern, und das sind tolle Texte, die richtig Spaß machen). Dann muss aber deutlich werden, dass es Absicht ist. Also muss das Wortumfeld zeigen, dass der Verfasser weiß, was er da tut. Den Eindruck - sorry - habe ich bei dir nicht.
Das städtische Krankenhaus stellte selbstverständlich eine der wenigen Ausnahmen dar, in welchen die Arbeit, das dringliche Streben nach Rettung von Leben pausenlos ausgeführt wird.
:confused: Das Streben selbst kann nicht ausgeführt werden, sondern höchstens in die Realität umgesetzt / verwirklicht. Es gibt keinen Grund, das alles so zu verklausulieren, der Effekt ist nur Komik und das kannst du nicht wollen. Die Aussage ist zudem semantisch fragwürdig, denn Cafés, Kaufhäuser oder Minigolfanlagen wären auch nicht dazu da, Leben zu retten. Patienten zu behandeln ist nun wieder in einem Krankenhaus keine Ausnahme - der Satz hat letztlich eine Nullaussage.
Es ist Montag morgens, vier Uhr dreiundzwanzig.
Montag Morgen, Montag früh oder einfach Montag, vier Uhr einundzwanzig - weil es ja nicht sechzehn Uhr und damit automatisch früh ist. Morgens, wenn man etwas Regelmässiges ausdrücken will: Morgens ist es oft kühler als mittags, oder so.
Trotz der merklichen Aktivität durch ständige Bereitschaft kehrte nun auch hier eine Stille auf den langen, hell beleuchteten Gängen ein.
Cool wäre es gewesen - in einem Märchen, in dem nachts die Wichtelmännchen putzen kommen - von unmerklicher Aktivität zu sprechen. Wenn es Aktivität gibt, gibt es weniger Stille. Wenn du sagen willst, dass sich das Bereitschaftspersonal hingelegt hat und es deswegen auf den Gängen still ist, sag es lieber konkret. Also: nicht so extrem substantiviert / passiv.
Detail: hell erleuchtet statt beleuchtet
Die verglaste Automatiktür im Eingang der Notaufnahme schwang nach stundenlanger Verschlossenheit plötzlich wieder auf.
Du hast extrem viele Beschreibungen an Stellen, an denen sie irrelevant sind. Entweder, weil es Handlungen / Aktionen gibt, auf denen der Fokus liegen sollte oder bei Selbstverständlichkeiten (deine Leser kennen sicher Krankenhauseingänge und ja, die sind wohl meist als Glas).
Dann semantischer Fehler:
Verschlossenheit = beharrliche Schweigsamkeit, Rückzug in sich selbst
versus
Geschlossenheit = Einheit, Einigkeit, Einheitlichkeit
Das Wort Geschlossensein hingegen existiert nicht. Das allein zeigt, dass du den Satz nicht so formulieren kannst, wie du wohl gerne wolltest.
In gewisser Weise leitete der immer dabei entstehende, [kein Komma]unverkennbare, mechanische Summton den nächsten Fall ein[Komma] dem es sich geschwind anzunehmen galt.
:confused::confused: Der Chefarzt leitet eine OP ein = Er trifft Vorbereitungen direkt vor dem Eingriff. Ein Ton kann nix einleiten, höchstens - ich vermute, das wolltest du eigentlich nehmen - einläuten. Wäre aber immer noch extrem schräg und nicht ganz korrekt verwendet.
geschwind anzunehmen galt = Hochsprache, antiquiert. Damit rutscht du plötzlich ins 19. / frühe 20. Jahrhundert, das erzeugt Komik.
Was du wirklich dringend brauchst, ist Präzision. Auf allen Ebenen: Wortbedeutung, Syntax, Semantik.
Ich habe mich vor deiner Antwort gefragt, ob Deutsch deine Muttersprache ist.
Drei Notärzte in neon-orange stürmten samt einer vierrädrigen Trage, getrieben von nervöser Hektik[Komma, da Ende Einschub] durch den Eingang.
In den sehr frühen Gothic Tales (der georgianischen, nicht der viktorianischen Epoche) liest man das oft: Extrem lange Einleitungen und Foreshadowing, dann passiert endlich was, zwei Kontrahenten begegnen sich an der Kaimauer im Dunklen, ziehen ihre Dolche, stürzen aufeinander los ... und dann kommt erstmal: Der Angreifer trug einen doppelreihigen, schwarzen Gehrock, in dessen linkem Knopfloch eine goldene Uhrenkette schimmerte. Er war von hohem Wuchs und sein :bla:...
Nichts gegen Beschreibungen des Äußeren (auch, wenn ich es meist überflüssig finde), aber bitte nicht mitten in der Action. Wenn da Sanitäter mit einer Bahre losrennen, will ich verdammt nochmal wissen, was da passierte - nicht, welche Farben ihre Westen haben. :naughty:
nervöse Hektik = schwarzer Rappe
samt Trage: Semantik. Du sagst, dass drei Notärzte und eine Trage gemeinsam durch die Tür stürmen. :D Das ergibt ein lustiges Bild, aber eher wie in einem schwarzhumorigen Zeichentrickfilm.

Ihr Arm griff sofort zum Hörer des schwarzen Schnurtelefons.
Ist der abgehackt worden? -> Sie griff zum Telefon.
(Völlig Latte für Plot / Atmosphäre oder Sonstwas an dieser Stelle, wie das aussieht. Das käme gut, wenn du einen Noir Krimi schreibst, der in den 40ern spielt, in einer ruhigen Szene da, mit der du Epochen-Feeling rüberbringen willst).
Rufe durchdrangen die Atmosphäre des angespannten Raumklimas:
Semantik:
Raumklima
bedeutet Temperatur & Feuchtigkeit eines Raumes. Das ist nicht übertragbar von dem bereits mit übertragener Bedeutung verwendeten Betriebsklimas.
Atmosphäre ist hier nicht sinnvoll verwendet. Die Atmosphäre (= Stimmung) ist angespannt. vs Die Atmosphäre (= Gasförmige Hülle) des neu entdeckten Planeten ist dünn.
Ohne Luft kein Schall. Was genau willst du denn sagen?
Nun samt Anwesenheit des Oberarztes
s.o. Semantik: So hieße es: Da steht der Oberarzt zusammmen mit seiner Anwesenheit.
Heilige Scheiße[Leerzeichen]…”,
Leerzeichen, wenn der Satz unbeendet beibt; kein Leerzeichen, wenn das Wort mittendrin abgebrochen wird: Heilige Scheiße ... vs Heilige Schei...
LED-[Leerzeichen raus] Licht.
LED-Licht
Hier wäre es sinnvoll gewesen, das zusammenzuziehen mit der Beschreibung danach: LED-Lampe oder besser: Operationslampe (bzw. den Fachbegriff, so die einen hat).
Der Mann hatte eine Stunde früher eine riesige Menge Morphium geschluckt, bevor er sich in seinen silbernen 2009er BMW 3er in der Garage setzte.
Da stimmt was nicht (abgesehen davon, dass die Automarke Latte ist). Vorsicht, viele Sätze klingen eher hyperventiliert als sorgsam formuliert. Dann geraten dir - weil deine Gedanken schon aus der Beschreibung / Szene raus sind - deine Fälle und Konjunktionen durcheinander. -> Der Mann hatte sich in der Garage in seinen Wagen gesetzt und eine Überdosis Morphium eingenommen.
Mit den Fenstern runter gekurbelt
Puh! Syntax ... -> mit heruntergekurbelten Fenstern.
Sag mal, war das ein Schnellschuß? Hast du dir den Text nach dem Tippen selbst noch mal durchgelesen?
Er muss sich wohl sehr sicher gewesen sein, dass der Zeitpunkt[Komma] sein Leben zu beenden[Komma] erreicht war.
Das muss nicht so geschwurbelt werden und ist zudem überflüssig. Denn einen Suizidversuch unternimmt wohl nur jemand, der sein Leben beenden möchte (oder nicht, als Hilferuf, aber du weißt sicher in diesem Kontext, was ich meine).
Sein Kopf kippte nach vorn auf das Lenkrad und der stetige Ton der Hupe alarmierte die Nachbarn,
Register: Umgangssprache + Dramatik = Komik / Ironie.
Sein Kopf sank / schlug aufs Lenkrad (klar nach vorn, wie soll er sonst im Auto sitzen?).
Dann war ich erst in einem Krankenhaus und dann mit den Sanis in der Garage also gehe ich davon aus, dass es die Tiefgarage des Krankenhauses ist. Jetzt redest du von 'Nachbarn'. Ortswechsel anzeigen, auch, wenn es wohl als Rückblick gemeint war.
Der 34 Jahre alte Mann heißt Ilai Keaton und ist Reporter. Nachdem er mit 19 Jahren Publizistik und Politikwissenschaften studierte, begann er seine Laufbahn als internationaler Journalist. Ihm hätte es missfallen ein einfacher Stifthalter inmitten der Produktion von Massenmedien zu sein, weshalb er auf eigene Faust mit einem Team bestehend aus Bekannten und anderen unabhängigen Reportern seine Reisen anzustreben gedachte. Ersparnisse aus Studentenzeiten von seinem Nebenjob als Blogger für ein städtisches Kulturmagazin und Spenden von Menschen die seine Vision teilten, verhalfen ihm stets zur Ausführung seiner recht umfangreichen Vorhaben.
Zahlwörter bis zwölf - aber am besten, solange gut lesbar - in Prosa ausschreiben.
Kommaregeln & Satzbau noch mal anschauen, bitte.
Du gehst jetzt einfach hin und infodumpst uns das. Ich hab nix gegen Tell, es muss nicht alles Show sein, aber es würde dem Text guttun, wenn die Handlungsszenen und die nacherzählten, berichtartigen Szenen smoother ineinanderlaufen würden. Zudem: Dringend entschwurbeln! Auch Tell kann spannend erzählt werden, mach was draus.
Krankheiten, Konflikte und Armut bestimmen einen normalen Alltag.
Naja, da bringst du zwei verschiedene Aussagen auf zu kleinem Raum unter. Gartenarbeit bestimmte ihren Alltag ('normal' raus, Alltag sagt das bereits) - das heißt, ein bestimmter - aber normaler - Sonderfall des Alltags bestimmt diesen. Aber hier: Krankheiten, Konflikte und Armut waren ihr Alltag.
Keaton drehte eine Reportage und schrieb Artikel über diesen Ort in denen er zum Beispiel die Reise kanadischen Mülls von der Entsorgung, der Fahrt über den Pazifik im Containerschiff bis in die Hand eines Müllsammlers dokumentiert oder die zerstörte Infrastruktur und Geschichten der Bewohner unter die Lupe nimmt.
Auch hier: der Absatz ist hyperventiliert, nicht konzipiert.
Zeichensetzung (wie überall). Geh doch noch mal ganz in Ruhe über deinen Text.
Truppen Informationen über eventuelle Ziele
Falsches Wort, du meinst potenzielle Ziele.
Unschuldige sterben nach einem grauenvollen Todeskampf ausgezeichnet durch Krämpfe, Erbrechen und Atemnot wegen Sarin, dem verbotenen Giftgas verteilt von skrupellosen, größenwahnsinnigen Machthabern, denen dabei eine unübertreffliche Gleichgültigkeit im Gesicht geschrieben steht.
ausgezeichnet: mit einer Auszeichnung versehen
Auch hier läuft dir deine Meinung in die Erzählung, und es fällt zudem noch auf, weil du als Erzähler aus der Rolle fällst. Außerdem: Subjektwechsel ist ziemlich brutal.
Ophelia ich verspreche dir, dass dies eine meiner letzten Reisen sein wird und wir dann ein Kind in die Welt setzen werden.
Ja, super Idee! :hmm: (Natürlich ein Komm an deinen Prota, nicht an dich. ;))
Völlig unter Schock stehend lächelt er, während er ausblutet und formt mit seiner rechten Hand, mithilfe des letzten Bisschens verbliebener Lebensenergie ein Peace-Zeichen.
Man steht unter Schock oder nicht.
Mit welcher Hand, ist egal, und auch hier wieder viel zu viele Details und Infos zu sehr durcheinandergewürfelt.
Hier ist die Interpretation des Erzählers ineressant, denn das kann in der gegebenen Situation duchaus eher ein Victory-Zeichen sein.
Nach einigen Jahren in der Dritten Welt hätten viele Journalisten das Handtuch geworfen und sich ihrer idealistischen Vision als würdig erwiesen gefühlt, aber Ilai konnte nicht genug kriegen,
Totaler Syntax- und Kasus-Unfall, sorry.
würdig fühlen = fragt nach wessen? Dann ist man einer verliehenen Ehre würdig, aber nicht seiner - eigenen! - Vision. Du kannst sowas sagen wie: Sie waren an ihren hohen Idealen gescheitert (obwohl das auch nicht stimmt, sie scheiterten eher an der Diskrepanz Traum / Realität. Also hatten sie erkannt, dass ihre Vorstellungen unrealistisch waren und sie selbst dann der Situation nicht standhalten konnten.
Außerdem wieder: Umgangssprache fällt aus dem Register, letzteres wirkt extrem zynisch.
Dritte Welt ... naja, wenn er sich in diesen Krisengebieten engagiert, wird er das vielleicht nicht mehr so nennen. Außer - Stichwort Schnurtelefon - es spielt in den 80ern.

Eine Sache noch: Du musst wirklich nicht jede Figur erst mal über ihr Äußeres und das Alter beschreiben, das wirkt schnell formelhaft. Überlaß das ruhig dem Leser.

Puha ... eine Stunde später. :kaffee: Ich hör hier mal auf, die Richtung dürfte ja klar sein. So kannst du aber am besten noch mal den ganzen Text durchgehen.

Ich fürchte, in diesem Text steckt noch eine gehörige Menge Arbeit. Wenn du hier bessere Lesbarkeit reinbringst, kann man auch sicher noch etwas zu Aufbau und Plot sagen. Aber das meine ich nicht zur Abschreckung. Setz dich ran, Textarbeit macht ja auch Spaß. :gelb:

Herzlichst,
Katla

 

Hallo @schaalie,

willkommen hier im Forum. Ich mache hier gerne den Begrüßer / Erklärbär, vor allem, weil ich selbst noch nicht lange hier bin. Neulich habe ich auch mal wieder so einen Lapsus geschossen. Deshalb hier eine kleine Einführung:

Es gibt ein paar Umgangsformen und Gewohnheiten, die man kennen sollte.

- 1 - Das Forum lebt von Gegenseitigkeit. Es hat sich bewährt, auch andere Texte zu lesen, die Kommentare zu lesen und selbst Feedback zu geben. Das erhält das Forum lebendig und deine Chancen auf Feedback steigen sehr.

Nebeneffekt: Man lernt auch von den Texten der anderen.

- 2 - Textarbeit rentiert sich. Wir werden besser, wenn wir die Anmerkungen der anderen direkt hier im Text (aka Eingangspost) verarbeiten: Fehler korrigieren, Anregungen zumindest beantworten und entweder aufgreifen und den Text entsprechend verändern oder sich dagegen entscheiden (der Link zum bearbeiten ist immer direkt unter dem Posting).

Die besten Erfahrungen hier sind für mich immer, wenn Texte sich verändern, besser werden, reifen. Das genieße ich sowohl bei eigenen als auch bei fremden Texten.

- 3 - Die Kritik kommt manchmal sehr hart ... aber nur daran lernen wir. Grundsätzlich sind die meisten Wortkrieger im Herzen lieb. 8)

Die Kritik zielt in der Regel auf eine bessere Lesbarkeit der Texte, Grammatik und manchmal auch Formatierung. Es lohnt sich, diese Dinge zumindest zu überlegen.

Wenn Kritik am "Spannungsbogen", Aufbau etc. kommt, liegt das in der Regel daran, dass wir zu oft die Grundregeln beim Schreiben vergessen: Wir müssen die Leser:innen mitnehmen. Spannung, Konflikte, Veränderung. Leser wollen emotional mit den Texten mitschwingen. Das braucht Übung. Die beste Sprache hilft nichts, wenn es keine Handlung gibt, oder - wie in Deinem Text - der Spannungsbogen irgendwie zerrissen wirkt.

Die Geschichte steigt intensiv ein, bricht dann plötzlich ab und es folgen Rückblenden. Das hat für mich irgendwie die Spannung genommen und Du hast mich emotional verloren. Dabei steckt ja viel drin (Kriegsgebiete, Armut, Müllproblem, etc.).

Solche intensiven Einstiege können gut funktionieren, dann musst Du uns Leser:innen aber besser mitnehmen in die Rückblenden, den Übergang deutlicher machen und vor allem auf die Zeiten achten. Du springst an manchen Stellen zwischen verschiedenen Zeitformen hin und her. An manchen Stellen wirkt es falsch und ich verliere den Faden.

Unter modernen Hobbyautoren und Profis gibt es zur Zeit einen kategorischen Imperariv: "Show don't tell". Auf deutsch würde das übersetzt zu "lass es uns erleben, sehen, spüren, erkläre es nicht. Weniger Erzählung / Beschreibung, mehr 'Zeigen'". Das ist nicht immer einfach und ich bekomme diese Rückmeldung auch ganz oft. Aber versuche es gerne. Wenn viele von den Kommentaren auf bestimmte Stellen verweisen, dann ist der Text vermutlich da auch noch nicht gut. Bleib dran.

Schön, dass Du Dich mit Deinem ersten Text hierher getraut hast.

Nochmal willkommen bei den Wortkriegern,
Gerald

 

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