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Der goldene Revolver

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14.03.2009
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Der goldene Revolver

Ohne die umliegende Umgebung genauer zu erkundschaften, schreitet der unbekannte Wanderer den endlos langen Pfad weiter entlang. Vorbei an Seen. Vorbei an Bergen. Vorbei an Wiesen. Seit Jahren ist er unentwegt auf der Suche. Gepeinigt vom unstillbaren Verlangen nach ihm, folgt er nur seinem Instinkt. Der Wanderer weiß, dass er sein Ziel bald erreicht hat.

Mir bleibt nicht viel Zeit. Mein Magen knurrt, während ich hastig Stahlnägel in ein großes, weises Holzbrett schlage, um das letzte von vier Fenstern zu verbarrikadieren. Mein Blick richtet sich auf die Uhr.

Fünf vor Sechs.

Noch zwei Stunden, dann ist es Acht. Mit zittriger Hand greife in meine Hosentasche und schlucke meine letzten Ciraplex, um der unerträglichen Angst zu entfliehen. Steve hat sie mir zwei Tage vor seinem Tod empfohlen. Ich erinnere mich an seinen leeren Gesichtsausdruck, als er den schützenden Raum verlassen hat. „Beschütze ihn, sonst ist alles verloren!“, rief er mir zum Abschied hinterher. Ich glaube er wusste, dass er nie wieder zurückkehren wird.

Von diesem Tag an, sollte allers anders sein.

Ein großflächiger Fichtenwald, eine schmale ländliche Schotterstraße hinunter zum Mondsee und weit draußen steiles, kahles Gebirge. 1750 Meter Seehöhe scheinen mir sicher genug für diese Nacht, bevor ich nach Westen weiterziehe. Keine Vögel. Keine Autos. Nichts. Eine heimtückische Stille liegt in der Luft.

Ob der Wahnsinn es bis hierher geschafft hat?

Nur eine von vielen Fragen, die mir im Kopf herum kreisen.

Das kleine Jagdhaus verfügt über einen großräumigen Keller. Was sich augenblicklich nach Schutz anhört, kann leicht zur Falle werden. Zu gut kenne ich die Tücken dieser so genannten Schutzräume. Das Erdgeschoss mit den verbarrikadierten Fenstern scheint mir sicherer.
Vor allem kann ich von hier aus seine Schritte besser hören, wenn er sich langsam und vorsichtig aus dem umliegenden Wald nähert.

Ich hoffe in dieser Sekunde, dass er das er die Verlassenschaft noch nicht entdeckt hat.

Der unbekannte Wanderer steht regungslos am breiten Ufer des Mondsees. Tote Fische und andere Seebewohner, so weit das Auge reicht, schwimmen regungslos an der Oberseite. Sein Blick ist steif nach vorne gerichtet. Er setzt seinen Weg fort und schreitet wie eine geisterhafte Erscheinung lautlos über das Wasser. Seine Tritte hinterlassen Wasserringe, die sich bis ans andere Ufer ausbreiten. Ein modriger Geruch von Verwesung liegt in der Luft.

Es ist kurz vor Sieben. Ich atme durch. Die Angst in mir steigt von Augenblick zu Augenblick. Ich verschließe die Eingangstüre und schiebe einen massiven Holzriegel vor. Mit einer Taschenlampe in der rechten Hand suche ich gründlich nach den undichten Stellen von innen und versiegle sie mit einer luftundurchlässigen Schaumstofflegierung. Ich krame in meiner Ledertasche eine Spraydose mit der Aufschrift „Air freshener“ hervor und sprühe damit den ganzen Raum sorgfältig ein.

Ich wende jeden Trick an, den Steve mir beigebracht hat, um ihn mir vom Leibe zu halten. Aber jede Nacht birgt eine neue Herausforderung.

Er lernt schnell. Wie ein Virus, passt er sie sich seiner Umgebung an.

Gedanklich wiederhole ich meinen Tagesablauf. Umgebung ausgekundschaftet. Fenster verbarrikadiert. Feuer im Kamin verschüttet. Undichte Stellen verklebt. Gerüche neutralisiert. Lichter verdunkelt. Mir wird klar, dass ich etwas vergessen habe.

Er nähert sich rasend. Unaufhaltsam hastet er im Laufschritt die örtliche Schotterstraße entlang hinauf. In den schwarzen Augen spiegelt sich der klare Sternenhimmel. Die Dunkelheit scheint ihn zu lenken. Vor der Wegkreuzung bleibt er abrupt stehen. Wie gesteuert richtet sich sein Blick nach oben hin zum blauen Wagen.

Seine Augen färben sich rot.

Der leblose Ausdruck im Gesicht transformiert sich in einen diabolisch Aggressiven.

Aus dem Stand heraus rennt er auf das Jagdhaus zu und verschwindet dabei im Nebel der Dunkelheit.

Meine Glieder zittern. Mir ist klar, dass ich nicht genug Zeit habe, den Wagen verschwinden zu lassen. Die Farbe des Autos wird mich verraten. So viel ist sicher!

Am Boden – zusammengekauert - mit dem Rücken zur Wand, bringe ich meinen Kopf in eine Schräglage und kneife die Augen zusammen.

„Wie – nach all den Jahren – kann mir so ein fatales Missgeschick passieren?“.

Ich darf den Raum nicht verlassen, bis es hell wird. Steve hätte mir den Teufel an die Wand gemalt, wenn ich in seiner Gegenwart auch nur daran gedacht hätte, jetzt nach draußen zu gehen. Ein Verstoß gegen die heilen Regeln des Überlebens. Mir wird schwindelig. Ich spüre eine gewisse Übelkeit in der Magengegend. Der Gedanke, dass er mich aufspürt, lähmt meine Glieder. Der Blutdruck steigt.

Zentimeter für Zentimeter taste ich im Dunkeln nach einer Stützmöglichkeit um aufzustehen. Ich kontrolliere meinen Atem. Nur keine Aufmerksamkeit! Mein Herzschlag scheint die Lautstärke zu übertreffen, so scheint es mir.
Ich bleibe einen Moment regungslos stehen

Stille.

Ich neige den Kopf auf die andere Seite.

Trügerische Stille.

Langsam, Schritt für Schritt, tappe ich in Richtung Esstisch. Vorsichtig versuche ich mit den Händen meine braune Ledertasche zu erfühlen. In Zeitlupe öffne ich den Reisverschluss und krame bis ich gefunden habe, wonach ich suche.

„Wie oft schon hat er mir das Leben gerettet“. Ich halte den geheimnisvollen goldenen Revolver im Anschlag. Benommenheit überkommt mich. Die Tabletten entfalten ihre Wirkung. Ich spüre, wie mich die Müdigkeit langsam überkommt. Ich kämpfe dagegen an. Nach wie vor kein Mucks von draußen. Ich schließe meine Augen. Vielleicht ist da gar nichts, denke ich mir und nicke ein.

Als ich langsam zu mir komme spüre ich flauen Wind um mich. Angenehm kühl weht er mir in mein schweißgebadetes Gesicht. Ich schüttle vorsichtig meinen Kopf und stelle fest, dass er nur von draußen kommen kann. Jemand hat die Türe geöffnet!

Von der Angst gezeichnet bleibe ich regungslos sitzen und warte ab. Im Raum ist es nach wie vor zu dunkel. Zu schwach ist das Licht des Sternenhimmels, um das Innere des Raumes auszuleuchten. Er ist im Zimmer. Ich spüre die Nähe. Ich kann den Atem förmlich riechen. Dunkelheit überschattet meinen Verstand. „Alles nur Einbildung?“.

Schritte.

Er nähert sich mir langsam.

Sie werden lauter und schneller.

Stille.

„Ich habe die Pistole auf dich gerichtet du Monster!“, brülle ich aus Leibeskräften ins Dunkle hinein.

Die Schritte verstummen.

„Antony, lass uns doch reden wie zwei Erwachsene Menschen. Ich kann dir ein Leben ohne Angst bieten. Reichtum, Erfolg, Ansehen. Was du willst. Klingt das nicht gut? Also her mit der Waffe!“

Der Raum ist plötzlich, wie durch Zauberei, hell erleuchtet. Im Kachelofen brennt frisches Apfelbaumholz und versprüht angenehme Wärme. Im Hintergrund läuft Jazzmusik, die aus dem Nichts zu kommen scheint. In der Mitte ein kleiner Runder Tisch. Es herrscht eine angenehme wohltuende Atmosphäre. Ein Managertyp, mittleren Alters, sitzt lässig auf einem breiten Ledersofa und hat beide Beine überschlagen auf den kleinen runden Marmortisch gelagert. Er gestikuliert lasziv mit der rechten Hand und lächelt.

„Na? Keine Antwort zur Hand?“.

Ein ohrenbetäubendes Geräusch durchdringt den Raum. Ich habe den Unbekannten mit dem Revolver direkt in das Herz geschossen. Eine schwarz-braune Flüssigkeit quillt aus der Einschussöffnung heraus. Er fällt zu Boden und räkelt sich vor Schmerzen. Er schreit aus Leibeskräften mit der Stimme eines Ebers, der soeben von einem Jäger schmerzvoll erlegt wird. Seine hohen und tiefen Töne verursachen Gänsehaut. Die Jazzmusik verstummt. Das Feuer im Kamin geht aus.

Ein paar Meter mir gegenüber liegt sein lebloser Körper. Vorsichtig stehe ich auf um nachzusehen. Langsam taste ich mich heran.

„Antony.“, ruft plötzlich jemand nach meinem Namen.

Ich drehe mich um und erblicke den Unbekannten hinter mir stehend.

„Hi!“

Ich erschrecke und falle zu Boden. Das Licht geht aus. Es herrscht wieder die trügerische unheimliche Stille wie vorhin. Der Unbekannte ist verschwunden. Die ersten Sonnenstrahlen dringen durch den offenen Türspalt nach Innen und erhellen mäßig das Innere des Raumes. Es wird hell. Erleichtert aber trotzdem gezeichnet von der langen Nacht schlendere ich nach draußen, setze mich in den Wagen und fahre in die Schotterstraße entlang in Richtung Westen.


Mit blassem Gesichtsausdruck greife ich in meine Jackentasche und entnehme ihr die letzte Ciraplex-Tablette um meine Angst zu lindern, während ich auf die Schnellstraße nach New York abbiege.

--- Stunden später ----

"Gibt es noch mehrere Zugänge, die in dieses Zimmer hinein oder hinaus führen?".
"Nein, Sir", gibt mir der Angestellte zur Antwort.
"Wie viele Fenster gibt es in diesem Raum?".
"Drei, Sir. Warum fragen Sie, wenn ich neugierig sein darf".
"Ich werde von jemand Unbekannten verfolgt.", gebe ich unglaubwürdig zur Antwort.

Der Page sieht mich fragend an.

"Machen Sie sich keine Sorgen, Mister. Unser Hotel ist liegt gleich neben der örtlichen Polizei. Sie sind in guten Händen. Folgen Sie mir bitte!".

Das Zimmer ist gepflegt und großzügig ausgestattet. Ein moderner Flachbildschirm mit Kabelanschluss. Ein gelb überzogenes Doppelbett. Mehrere schwarze Kommoden vor allen Wänden. Ich prüfe den Raum auf die üblichen Schwachstellen, um mich für die Nacht bereit zu machen als es plötzlich lautstark an der Türe klopft. Ich bleibe regungslos stehen und gehe auf Nummer sicher.

"Wer ist da?".

"Zimmerservice, Sir. Sie haben etwas, das mir gehört!"

Ich atme tief durch, wische mir den Schweiß von der Stirn, gehe ein paar Schritte zur Seite und greife nach der braunen Ledertasche neben dem Bett.

--- ENDE ---

 

Also, wenn ich ehrlich bin, hat die Geschichte etwas an sich, was man Spannung nennen könnte. Für die Länge der Geschichte sind mir aber zu viele Spränge drin, die unglücklich gewählt sind.
An manchen Passagen scheinst du nicht zu wissen, was du schreibst.
Zwei beispiele, die dir das verdeutlichen soll:

Ich bewege mich keinen Millimeter. Zu groß ist die Furcht davor entdeckt zu werden.

Schritte.

Er nähert sich mir langsam.

Sie werden lauter und schneller.

Stille.

„Ich habe die Pistole auf dich gerichtet du Monster!“, brülle ich aus Leibeskräften ins Dunkle hinein.

Die Schritte verstummen.

Du möchtest sagen, dass du am Anfang eine riesigfe Angst hast und befürchtest, entdeckt zu werden. Sekunden später ist dir alles egal und du schreist ihn an. Das passt nicht.

Das andere Beispiel:

„Wie oft schon hat er mir das Leben gerettet“. Ich halte den geheimnisvollen goldenen Revolver im Anschlag. Mir schräg gegenüber muss die Eingangstüre sein. Die Tabletten entfalten ihre Wirkung. Ich spüre, wie mich die Müdigkeit langsam überkommt. Ich kämpfe dagegen an. Nach wie vor kein Mucks von draußen.

Du hältst den Revolver im Anschlag und du hast die gegend ausgekundschaftet. Warum schreibst du, "Mir schräg gegenüber muss die Eingangstüre sein".
Erstens hast du alles ausgekundschaftet, zweitens hast du in diesem Augenblick eine gigantische Angst und dann weiß du nicht mal genau, wo die Eingangstüre sich befindet. Schreib doch einfach "Schräg gegenüber befindet sich die Eingangstüre." Damit würdest du dann glaubwürdiger wirken.

Am Ende schreibst du, "Zimmerservice, Sir. Sie haben etwas, das mir gehört"
Wann hast du das letzte Mal einen Zimmerservice so etwas sagen hören?


Der Page sieht ihn fragend an.
Vorher schreibst du in der Ich Form und hier schreibst du ihn. versuche die Personen beizubehlaten.

ANsonsten ist der Text flüssig, wobei er mir durch die Wechsel nicht sonderlich gefällt.

 
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Kritik

Hallo Kyrios!

Vielen Dank, dass du dich der Geschichte so umfassend angenommen hast. Das gefällt mir hier auf KZG.de: Ehrlichkeit. Nur so können wir auch voneinander lernen und uns verbessern.

Zu deinen Kritikpunkten:

1.) Deine Änderungswünsche sind aus meiner Sicht sinvoll. Ich habe sie daher auch durchgeführt.

2.) Ich verstehe nicht ganz, was du unter "Sprünge/Wechsel" verstehst?
Meinst du damit den Wechsel aus der Sicht des Unbekannten hin zum Hauptprotagonisten oder den Sprung vom alten Jagdhaus nach New York?

grüsse
miccel

 

Ich meine den Sprung vom Jagdhaus nach New York. Er reißt das alles irgendwie auseinander.

 

Das gefällt mir hier auf KZ.de: Ehrlichkeit.

:rotfl: Einer der geilsten Vertipper, die ich je gelesen habe!

 

hab ich doch glatt überlesen, dass die deutsche vergangenheit immernoch ihre schatten voraus wirft :lol:

 
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huch - peinlich :-)

Deine Antwort ist allerdings auch ein Mitgrund, warum diese Vergangenheit bis heute überdauert ;-)

 

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