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Der Hutmacher

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12.10.2015
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Der Hutmacher

Flora zog ihn zur Seite. „Der Hutmacher hat gesagt, dass gleich Tee getrunken wird. Und weißt du, wer auch immer am Teekränzchen teilgenommen hat?‘‘ Zeyes zuckte die Schultern. „Kuscheltiere? Ich fand den Hutmacher früher schon immer etwas komisch. Trinkt Tee mit Tieren. Der ist sicher auf Drogen. Am besten trinken wir nichts von dem Tee, wer weiß, was er uns da rein tut."
„Alice", sagte sie.
„Was?"
„Überleg doch mal, wer war immer der Ehrengast dieser Teeparty? Alice aus „ Alice im Wunderland". Und weißt du, wo sie eigentlich herkommt? Aus London. Wenn wir also durch ihren komischen Kaninchenbau krabbeln und in London der richtigen Welt rauskommen, dann ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Hause." Zeyes sah sie an und nickte dann langsam. „Vielleicht funktioniert das." Flora's Augen leuchteten auf. „Es muss einfach!"
„Ach, da kommt sie ja", das weiße Kaninchen sprang auf seinen Stuhl und klatschte, als der Hutmacher ein Mädchen an der Hand in den Garten geleitete. Alice war in Zeyes' Alter, groß und trug altmodische Kleidung. Ihr blondes, leicht verstrubbelte Haar fiel auf ihren schmalen Schultern. Ihr Blick war starr und leer, ihr Mund etwas geöffnet. Der Hutmacher führte sie um den Tisch herum an den großen Sessel, der am anderen Ende der Tafel stand. Alice setzte sich und der Hutmacher strich ihr liebevoll das Haar glatt. Dann wies er auf zwei freie Plätze und bat Flora und Zeyes sich zu setzen. „Nun denn", er nahm die Teekanne in die Hand. „Wer möchte etwas Tee? Alice, mein Schatz, du?" Ohne eine Antwort abzuwarten, flößte er ihr etwas von dem heißen Getränk in die kleine Tasse. Anschließend bediente er seine anderen Gäste. Doch bevor der Hutmacher sich setzte, trat er noch einmal an Alice's Platz. „Bitteschön," sagte er. „Einen Löffel Zucker im Tee und zwei Butterkekse dazu. So, wie du es am liebsten hast." Man sah die Liebe in seinem Blick und das Lächeln, das sein Gesicht umspielte. Eine Liebe, wie die eines Vaters zu seiner Tochter. Es tat weh zuzusehen, wie der Mann seiner Tochter Tee einschenkte und Kekse auf den Teller legte, obwohl er im Wissen war, dass sie weder was trinken, noch was essen würde. Alice saß auf ihren Platz mit leeren Blick und leicht geöffnetem Mund. Sie bewegte sich nicht, bedankte sich nicht bei ihrem Vater, nur der leichte Wind spielte mit ihrem Haar. Als der Hutmacher sich gesetzt hatte, suchte Zeyes das Gespräch. „Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie uns zum Tee eingeladen haben, Hutmacher. Macht ihr das öfters?“ Der Hutmacher setzte seine Tasse ab. „ Oh ja, regelmäßig. Und bitte, nennt mich doch Jefferson.“ „Jefferson“, jetzt ergriff Flora das Wort, „du siehst ja, dass wir nicht von hier sind. Kannst du uns vielleicht sagen, wo genau wir hier sind?“ „Ihr seid hier in Wunderland“, sagte das weiße Kaninchen und lachte. „Allerdings hört es sich besser an, als es ist. Hier geschehen viele wunderliche Sachen, aber das muss nicht unbedingt heißen, dass es schöne wunderliche Sachen sind. Es ist ganz anders, als der Zauberwald oder Neverland oder Arandelle. Aber jeder Ort hat ja seine Vor- und Nachteile.“ „Darf ich denn fragen, woher ihr seid?“, der Hutmacher hatte seine Ellenbogen auf den Tisch gestützt, seine Finger verschränkt und sein Kinn auf den Handflächen gelegt.
„Aus einer anderen Welt“, antwortete Zeyes schnell, damit Flora ihm nicht zuvor kam. „Wir sind auf einem uns unbekannten Weg hierher gelangt und suchen jetzt nach einem Weg zurück.“
„Aha“, erwiederte der Hutmacher und nahm einen Schluck vom Tee.
Und so unterhielten sie sich auf einer sehr unbeschwerten und ungezwungenen Art weiter, bis die Sonne langsam unterging. Bis der Hutmacher sich erhob, sich höflich bei seinen Gästen kurz entschuldigte und die bewegungslose Alice ins Haus hinein und die Treppe hinauf begleitete. Das weiße Kaninchen hoppelte Vater und Tochter hinterher, um sich von Alice zu verabschieden. Erst als Flora und Zeyes allein an der großen Tafel saßen, tauschten sie die Blicke. In Zeyes‘ Blick erkannte Flora eine Mischung aus Ahnungslosigkeit und Verblüffung. Er zwiefelte an Jefferson’s gesundem Menschenverstand. Flora selbst fühlte sich schlecht. Zuzusehen, wie ein Vater seine gelähmte, geistlich eingeschränkte Tochter behandelt, als wäre sie normal und dabei die wahren Tatsachen übersieht, ließ sie einen Schmerz verspüren, den sie längst verdrängt geglaubt hatte. Es erinnerte sie an ihren Vater. An die Beziehung zwischen ihnen. Doch weder sie noch Zeyes begann über Alice und dem verrückten Hutmacher zu sprechen. Eine Weile saßen sie nebeneinander an dem Tisch und schwiegen, bis dann endlich Jefferson wieder in den Garten kam und begann den großen Tisch abzudecken. Er griff nach den Teetassen, als endlich Zeyes das Wort ergriff: „Jefferson!“ Er sah den Hutmacher direkt ins Gesicht. „Darf ich dich etwas fragen?“ Ahnungslos lächelnd zuckte dieser mit den Schultern. „Aber natürlich“. „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber was genau ist mit Alice? Sie war so..... still. Nehme es mir bitte nicht übel, aber sie sah nicht so aus, als ob sie ganz bei sich gewesen wäre“. Der Hutmacher setzte sich. Er schien sich seine Worte genau zu überlegen, bevor er sie aussprach. Dann sah er zum Himmel. „ Ich denke, sie bekommt eine Grippe. Heute war es etwas zu kühl für sie“. Er wollte wieder aufstehen und mit dem Abdecken fortfahren, als Flora ihren Mund aufmachte. „Jefferson, wir haben es gesehen. Wir haben Alice gesehen und es ist keine Grippe. Was ist mit ihr?“
Der Hutmacher stockte in seiner Bewegung.
„Ich habe den Schmerz in deinen Augen gesehen“, fügte Flora leise hinzu. Ganz langsam setzte der Hutmacher sich wieder. In seinem Gesicht konnte man Trauer und tiefen Schmerz erkennen. Er schwieg, er brauchte Zeit, um sich zu öffnen. „Alice hat Teepartys geliebt. Eine Tasse schwarzen Tee mit einen Löffel Zucker, dazu zwei Butterkekse. Sie war ein so wundervolles Mädchen, sie hat immer gelacht, war immer frölich. Manchmal, wenn sie Lust dazu hatte, da haben wir einfach ein paar wenige Sachen zusammengepackt und sind wandern gegangen. Wir haben die Welt erkundigt. Und eines Tages, als wir von so einem Trip nach Hause kamen, sagte sie, dass sie wieder in ihre Welt gehen muss. Sie musste wissen, wie es ihrem Vater in London ergeht. Und noch am selben Tag, da hat das weiße Kaninchen sie zu dem Bau geführt, aus dem sie einst hierher kam. Und dann ist sie dort geblieben. Erst eine, dann zwei Wochen. Ich dachte erst, sie bleibt da für immer. Doch dann kam sie wieder. Ganz blass, in schmutziger Kleidung. So, wie ihr sie heute gesehen habt... so sieht sie schon seit Monaten aus.“ Jefferson stand auf und atmetete ein paar mal tief ein und aus. Dann fuhr er fort: „Die Menschen dort, in ihrer Welt, halten sie gefangen. Ihren Geist, ihr Wesen- das, was sie zum Leben braucht. Sie ist... gelähmt. Sie kann kein richtiges Leben mehr führen. Ich, ich versuche alles beim Normalem zu erhalten, damit sie sich hier wohl und sicher fühlt“. Man konnte sehen, wie er mit den Tränen kämpfte, die ihm jetzt schon einzelnd seinen Wangen runterliefen und sich am Kinn vom Gesicht lösten. „Aber ich habe Angst. Ich pflege sie, ich gebe ihr Liebe und alles, was sie braucht- sie ist meine Tochter. Aber das wird sie nicht am leben halten. Irgendwann, da... da wird sie ihre Augen nicht mehr aufmachen. Davor habe ich am meisten Angst“.

 
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"It is the evening of the day
Eye sit and watch the children play
..."
Mick Jagger, As Tears go by, leicht abgeändert durch mich​

Der Hutmacher hat gesagt, dass gleich Tee getrunken wird.

Also,

liebe Flora,

lass es Dear von einem persönlichen Freund der Miss Alice Pleasance Liddell und dem Vater des Mr. Hatter, später nur mehr Hatta, gesagt sein, dass die beiden, selbst wenn sie eineinhalb Jahrhunderte alt sind, sich eine korrekte Einleitung im Konjunktiv I gewünscht hätten in der deutschen Übersetzung, der Art, dass es hieße, er, Hatter, habe gesagt. „dass gleich Tee getrunken werde.“

Du erkennst, beste Flora, dass der Hutmacher nicht nur alt und weise, sondern auch sprachlich begabt ist und – das erstaunlichste – sich näher an diese großartige Rechtschreibreformation der 1996er bis 2006er Jahre hält, als es die Doodleeditors je könnten. Mr. Hatter verwahrt sich zudem gegen das Gerücht, er habe einen oder was auch immer im Tee gehabt und werde gegen Herrn oder Frau Zaugen alias Mr. oder Mrs. Zeyes oder wem auch immer im Wiederholungsfalle auf Unterlassung klagen.

Sie werden verstehen, verehrteste Missflora, dass ich mich nun zurückziehen muss in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit 138 Jahre nach meiner Geburt. Ich werde meine Interessen durch meinen jungen Sekretär, Mr. Freddyick, der der einzige Freatle ist, im Weiteren vertreten lassen, ist er doch inzwischen vom 75. Geburtstag seines Freundes Johnny-be-Goode-Lennon wieder ernüchtert.

Hochachtungsvoll Ihr

Charles L. Dodgson

Hello and welcome to the pleasuredome

dear Zeyes,

nachdem Karlludewig mir die Aufgabe übertragen hat, seine Interessen wahrzunehmen, ist es meine Pflicht, darauf hinzuweisen, dass zwischen The Hatter/Hatta und Alice keine, ich wiederhole in Großbuchstaben: NICHT DIE WINZIGSTE Verwandtschaft zwischen Fr. Alice und dem Hutmacher, der vllt. während seiner Arbeit Quecksilber über dem momentan zulässigen Höchstwert eingenommen und darum vollständig sein Gebiss, nicht aber seinen Verstand verloren hat, besteht und ein Vaterschaftstest aussichtslos ist.

Kommen wir nun unverzüglich zu weiteren Korrekturen und Richtigstellungen

„Überleg doch mal, wer war immer der Ehrengast dieser Teeparty? Alice aus „ Alice im Wunderland". Und weißt du, wo sie eigentlich herkommt? Aus London. Wenn wir also durch ihren komischen Kaninchenbau krabbeln und in London der richtigen Welt rauskommen, dann ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Hause." Zeyes sah sie an und nickte dann langsam. „Vielleicht funktioniert das." Flora's Augen leuchteten auf. „Es muss einfach!"
Zum einen wäre es innerhalb der wörtl. Rede besser, halbe Gänsefüßchen für den Buchtitel 'Alice im W.' zu nehmen, zum anderen verwahrt sich Mrs. Liddell dagegen, dass die Alice, die sie in Wunderland und hinter den Spiegeln kenne, keineswegs aus London käme, sondern aus Oxford komme, wo sich auch der Kaninchenbau befinde.

Tut mir leid, aber Du kämst einiges außerhalb Londons wieder an die Oberfläche.

Oft, allzu oft schnappt eine Kaninchen-, pardon, die Fällefalle zu, angefangen hier

Ihr blondes, leicht verstrubbelte Haar fiel auf ihren schmalen Schultern
Es fiel allemal auf "ihre schmale(n) Schulter(n)" und danach erst „lag“ es auf ihren Schultern. Also entweder den Fall oder das Verb ändern ...
Auch hier
, seine Finger verschränkt und sein Kinn auf den Handflächen gelegt.
"auf die Handflächen"
Er sah den Hutmacher direkt ins Gesicht.
Wären es zwei oder mehr Hutmacher, wäre der Artikel korrekt gewählt, bei einem nicht. Besser "dem"

Schriebestu engl., wäre diese Genitivbildung korrekt

Alice's Platz
denn im dt. wird auf den Apostroph verzichtet und das (Genitiv-)s direkt ans Substantiv angefügt, weil im dt. die Pluralendung in der Regel anders ist, als im engl.

Manchmal weiß ich nicht, ob es Flüchtigkeit oder grammatische Schwäche ist, wie hier

„Aha“, erwi[...]derte der Hutmacher und nahm einen Schluck vom Tee.
"Wieder" steht für "zurück" zB, "wider" für gegen, wie im Widerstand und Widerspruch

Aber hier ist es eindeutig eine Konzentrationsschwäche, ein Dreher

Er zwiefelte an Jefferson’s gesundem Menschenverstand.

Hier wäre der abschl. Punkt der wörtl. Rede einzufangen und vors auslaufende Gänsefüßchen zu setzen (Machstu i. d. Regel korrekt, aber es geschieht Dir weiter unten mindestens noch einmal!?
..., als ob sie ganz bei sich gewesen wäre“.

Hier verwechselstu die Adjektive geistlich und geistig
… seine gelähmte, geistlich eingeschränkte Tochter …
wobei ich selbst bei Salafisten vorsichtig bin, sie "geistlich" krank zu nennen, obwohl sie in der Verblödungsmaschinerie der heutigen Zeit eine nicht zu verachtende Rolle spielen ... Deine Alice ist nicht geistlich, sondern geistig eingeschränkt, was sie sehr von Dodgsons Alice Liddell unterscheidet. Insofern hastu in jedem Fall einen Missgriff getan, ein Spiel um Fantasie, Sinn im Unsinn (deshalb ist Alice ja DAS Beispiel der Nonsense-Literatur schlechthin) und Schach, dem königlichen Spiel, zusammengesetzt ist.

Hier verwechselstu die Verben "erkundigen" (i. S. sich informieren?, kundig machen tustu Dich aber auch, wenn Du die Welt "erkundest", was hier zum Schluss des Zitates gemeint ist.

Manchmal, wenn sie Lust dazu hatte, da haben wir einfach ein paar wenige Sachen zusammengepackt und sind wandern gegangen. Wir haben die Welt erkundigt.

Gelegentlich vergisstu ein Komma, wie hier
… und begann[,] den großen Tisch abzudecken.
(Relativsatz)

... war immer frö[h]lich.

Es sind noch genug gleichartige Schnitzer in der Geschichte, die zu finden ich Dir überlasse, weil ich denke, die eigentliche Arbeit bleibt bei Dir und alles andere kann nur Hilfestellung sein. Alles kein Beinbruch, find ich, denn wie Du bereits oben gesehen hast, bin ich alt genug, um mit Alice und ihrer Welt umzugehen. Tatsächlich war A. Liddell erkrankt, als der Mathematiker Dodgson sein eigenes Talent entdeckte, Geschichten und Gedichte zu erfinden. Und natürlich geistert Mrs. Liddell auch durch mein bescheidenes Werk. Aber sie kränkelt - literarisch gesehen - niemals und weht sich gegen die Welt ...

Sieh's einfach als Fingerübung an, um es anschließend besser zu machen. Denn die Hälfte der Schnitzer sind Flüchtigkeit und wenn Du Dich selbst kontrollieren lernst, wird's schon klappen.

Bis dann

Friedel

 

Hallo Friedel,
es mag sein, dass du meine frei erfundene Geschichte mit einer anderen verwechselst. Ich habe das typische "Alice im Wunderland" etwas auf meiner eigenen Art abgewandelt und im Übrigen ist dies nur ein kleiner Part einer längeren Geschichte, in der es eigentlich um Flora und Zeyes geht.
Trotzdem bedanke ich mich für diesen überaus hilfreichen Kommentar, du hast mir gezeigt, wo meine Fehler liegen und das finde ich sehr hilfreich und nett. Dankeschön auch dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, um dir meine Geschichte durchzulesen. Danke für das Feedback und ich hoffe, dass meine nächste Kurzgeschichte besser wird, als diese.

Zeyes

 
Zuletzt bearbeitet:

Nix zu danken,

liebe/r/s Zeyes,

Du schreibst

es mag sein, dass du meine frei erfundene Geschichte mit einer anderen verwechselst
aber nee, da verwechsel ich nix, denn wenn Teegesellschaft oder Kaninchenbau genannt werden und das Personal, Deine Figuren diese weltbekannten Namen tragen,
muss man, sofern man Lewis Carroll gelesen hat und überhaupt kennt, auch bei ihm und Mrs. Liddell stranden (die ersten Geschichten wurden der Legende nach bei einer Bootsfahrt auf der Themse "erfunden"/erzählt). Dass es eine fiktive Geschichte ist, die nix mehr außer genannten Requisiten und Namen mit den Adventures in Wonderland etc. zu tun hat, Du Deine Eigenart ("eigene Art") hineinbringst, wird dem Leser schon klar.

Gruß

Friedel,
der sich sicher ist, dass

..., dass m[D]eine nächste Kurzgeschichte besser wird, ...
und dass Du Fantasie hast, zeigt schon Dein nickname in der Zusammensetzung aus dem letzten Buchstaben des Alfabets und den (wie ich vermute wachen, lesenden und neugierigen) Augen

 

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