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Der Kreis

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15.12.2006
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Der Kreis

1. Kapitel:
Der Tag war zu Ende, aber er hatte mir wieder mehr abverlangt, als ich zu leisten bereit gewesen war. Doch irgendwie lief es immer so, meine körperlichen und geistigen Fähigkeiten entschieden, so paradox sich das anhören mag, für sich selbst. Ich war selten Herr meines Körpers und wenn dem auch mal der Fall gewesen sein sollte, dann genoss ich es in tiefen und vollen Zügen, denn erst dann erlebte ich mich selbst in allen meinen verborgenen Ecken und Unbekanntheiten. Den restlichen Teil der Zeit verbrachte ich in einem Zustand der Selbstverleugnung, der Verlogen- und Verlorenheit. Festhalten konnte ich mich nicht bei der Betäubung, die meinen Geist lähmte. Mein Leben unterschied sich in keinster Weise von den Treppenstufen, die ich im Begriff war, heraufzusteigen. Sie waren immerhin der letzte Kampf eines anonymen Tages, doch das machte ihre Überwindung nicht unbedingt einfacher. Eintönig stapelten sie sich vor mir auf, als wollten sie mich zum Umdrehen bewegen. Schwerfällig schritt ich von Stufe zu Stufe und hielt mich dabei am Geländer fest, als wäre ich ein alter Mann. Als ich den ersten Absatz erreicht hatte, hielt ich inne, um nach Luft zu schnappen. Ich drehte mich um und betrachtete für einen Moment den schon zurückgelegten Weg, der seltsamerweise unwirklich erschien, denn schon die Eingangstür war aufgrund der mangelhaften Beleuchtung, die im Flur herrschte, nicht mehr zu erkennen. Als ich mich wieder auf den Weg nach oben begab, hörte ich, wie jemand die Tür hinter sich zuschlug und sich dabei laut räusperte. Ich beschleunigte meinen Schritt, um schneller in meine Wohnung gelangen zu können, denn nichts wäre mir verhasster als jetzt ein erzwungenes Gespräch mit einem meiner Nachbarn führen zu müssen. Als ich meine Tür erreicht hatte, zog ich schnell den Schlüssel aus meiner Tasche und wollte ihn ins Schloss stecken, da glitt er mir aus den Händen und fiel mit lautem Klirren zu Boden. Ich hätte mich ohrfeigen können, denn schon vernahm ich aus dem Treppenhaus die Frage, ob denn alles in Ordnung wäre. Ich entgegnete etwas unverständliches und hoffte, dass sich der andere damit zufrieden geben würde, hob schnell den Bund vom Boden auf und verschwand leisen Schrittes, nachdem ich aufgeschlossen hatte, hinter meiner Tür, die ich sogleich ins Schloss fallen ließ. Erleichtert atmete ich auf und merkte erst jetzt, dass das kurze Gespräch mich aus der Fassung gebracht hatte, denn mein Herz hämmerte gegen die Brust und mein Atem wollte sich so schnell nicht beruhigen. Das Schlimmste hatte ich jedoch hinter mich gebracht und dieser Gedanke bewirkte, dass sich meine Körperfunktionen wieder normalisierten.

Meine Wohnung bestand im Grunde nur aus einem großen Raum, in dem das Bett in der rechten Ecke und der Schrank gegenüber – neben meinem Schreibtisch, der unter dem Fenster an der Wand stand – die einzigen Möbel waren. Im Besitz einer Küche befand ich mich zu meinem Leidwesen nicht, ich musste immer auswärts speisen, was mich des öfteren dazu bewog, früher schlafen zu gehen und dafür auf das Abendessen zu verzichten. Mein Badezimmer war eigentlich nicht erwähnenswert, denn es lag in der hinteren rechten Ecke meines Zimmers und war vom Rest nur durch einen schmutzigen Duschvorhang abgetrennt. Wenn man das Klo benutzte, ließ es sich nur selten vermeiden, dass man sich am Waschbecken stieß, denn die beiden lagen nur eine Handbreit auseinander. Abgesehen von dem Dutzend Bücher, die wirr verstreut auf meinem Schreibtisch lagen und der Blume, die auf dem Fensterbrett stand und mein ganzer Stolz war, denn ich pflegte sie jeden Tag ausgiebig, befand sich nichts in meinem Besitz, das etwas gegen das trostlose Erscheinungsbild meiner Räumlichkeiten unternehmen konnte. Zum wiederholten Male fiel mir vor allem die Kargheit meiner Wände auf, an denen weder Bilder noch Fotos hingen. Es wäre ein leichtes gewesen, diesen Missstand zu beheben, doch jedes Mal, wenn ich meine Wohnung betrat, verlor ich mich schnell in meiner Einsamkeit und hatte fast nie die Kraft, diese zu durchbrechen. Da ich weder Telefon noch Computer besaß, war ich in meiner Wohnung gänzlich von der Außenwelt abgeschlossen und gefiel mir seltsamerweise in dieser Rolle. Ich begab mich zu meinem Schreibtisch und fegte erst einmal mit einer kurzen Handbewegung die Bücher von der Oberfläche, um mich dann niederzulassen und in Gedanken zu versinken.
Wie so oft stellte sich mir als erstes die Frage, warum ich mein Leben so führte wie ich es führte und nicht versuchte, die Isolation zu durchbrechen. Doch ich war es leid, ständig zu reflektieren und über Auswege zu sinnen. Heute hatte ich es mir verdient, einfach in meinen Erinnerungen, die so rein waren, zu versinken und mich ihnen hinzugeben, mich von ihnen entführen zu lassen in das große Gebäude der Vergangenheit, in dem ich mich viel wohler und heimischer fühlte als in dem der Gegenwart. Natürlich kam ich faktisch dadurch keinen Schritt weiter, mein Verhalten bewies eigentlich nur, dass ich mit der gegenwärtigen Situation nicht zurecht kam, doch solche Gedanken verdrängte ich so weit wie möglich. Ich spürte die Erinnerungen in mir hochsteigen, stärker werdend und anschwellend wie ein heranrasender Zug, wollte das Denken gänzlich ausschalten, meinen Geist betäuben und mich von meinen Sinnen leiten lassen, die es mir erlaubten, immer tiefer zu sinken in einen traumähnlichen Zustand, der den Körper und den Geist in zwei weit voneinander entfernte Dimensionen befördert. Schon war ich nicht mehr die Person, die ich vorgab zu sein, ich wurde wieder zu dem Menschen, der ich in vergangenen Jahren einmal gewesen war und nach dem ich mich sehnte, er solle wiederkommen, sich befreien aus den Schichten der Zeit, doch ich wusste, dass dies unmöglich war. Ich wusste aber auch, dass ich ihn in mir kraft meiner Erinnerung wieder zum Leben erwecken konnte, zwar nur auf begrenzte Zeit, doch das würde mir ein Gefühl der Befriedigung verschaffen. Warum sollte ich sie nicht ausgiebig nutzen, diese Gabe des Menschen, das Sich-Erinnern, ohne dass jeder Einzelne ein Nichts wäre. Was war es eigentlich, dieses Erinnern, dieses Reisen in der Zeit, im Speicher der eigenen Persönlichkeit, der so überfüllt war von wunderbarem Material, das sich im Laufe des Lebens kontinuierlich angehäuft hatte? Ging ich in meiner Erinnerung von einem kompletten Vorgang aus, den ich einfach noch einmal durchlebte? Nein, so war es sicherlich nicht, es waren einzelne Gegenstände, Gerüche, Berührungen, die aus welchem Grund auch immer im Gehirn hängen blieben und die die Grundlage für eine Erinnerung bildeten. Von da ausgehend erlebte ich den Vorgang, aber niemals in seiner ganzen Breite, sondern nur in seinen essentiellen Bestandteilen, die sicherlich viel aus dem Erinnerungsraster heraus fielen ließen, doch gerade diese Aussaat hob die Erinnerung weg von der Abstraktion und hin zum konkreten, ohne die geistige Ebene zu verlassen. Die Erinnerung widersprach in ihrem ganzen Dasein der Behauptung, dass alles vergänglich sei, denn sie konnte vergangenes wieder beleben und dadurch dem unerbittlichen Fluss der Zeit einen Strich durch die Rechnung machen. Der Mensch hatte die große Fähigkeit, der Vergänglichkeit des Lebens Einhalt zu gebieten mit dem Instrument der Erinnerung und ich wollte dies nutzen, wollte dies auskosten wie es noch kein anderer vor mir versucht hatte. Noch einmal ließ ich meinen Blick durchs Zimmer wandern, streifte die für mich so belanglosen Gegenstände, würdigte ihnen aber nie mehr als ein paar Sekunden, um dann vollends die Augen zu schließen. Ich war nicht mehr in meinem Zimmer, ich war frei und stand über allem, hatte mannigfaltige Möglichkeiten mich niederzulassen und für immer dort zu verweilen. Jetzt wechselte sich die Position der Betrachtung, denn ich erlebte zwar alles, was dort vor sich ging, konnte es jedoch nicht mehr steuern und verlor mich in dem großen Gefühl der Verantwortungslosigkeit.

2. Kapitel:
Ein Stuhl. Ein leerer Stuhl. Nein, plötzlich saß ich auf diesem Stuhl. Ich wusste, dass hinter mir ein großer Baum stand, ohne mich umgedreht zu haben, doch ich sog den unverwechselbaren Geruch von Harz durch meine Nasenlöcher, ließ ihn auf mich wirken und meinen Körper durchströmen. Gleichzeitig vernahm ich das Rauschen und Knacken der Äste, wenn der Wind durch sie fuhr und diese beiden Sinneseindrücke vermischten sich zu einem überwältigendem Gefühl, das alle meine Sinne wieder zum Leben erweckte, den angesammelten Staub der Jahre von ihnen blies, um auf ihnen wie auf einem Musikinstrument zu spielen.
Der Tisch vor mir war gedeckt mit den unterschiedlichsten Speisen und Getränken und diese, die bis jetzt unberührt erschienen, waren der einzige Grund, warum die weiße Decke, die den Tisch vor den Augen des Betrachters verdeckte, nicht vom Wind hinfortgeweht wurde. Sie hing über die Seiten des Tisches hinaus fast bis zum Boden und dieser unbeschwerte Teil der Decke musste sich willenlos dem Treiben des Windes fügen, der sie mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung aufbauschte. Mein Blick blieb kurz beim Spiel des Windes hängen und bewegte sich dann langsam weg davon auf meine nähere Umgebung, die mir gänzlich unbekannt erschien, denn so weit mein Auge reichte, konnte ich nur braunes, brachliegendes Ackerland erkennen, in dem sich ab und zu ein Baum – ähnlich dem hinter mir – niedergelassen hatte und selten ein Rabe durch die Luft glitt, um sich dann an einem unbestimmten Platz auf der freien Fläche niederzulassen. Von Menschen war weit und breit nichts zu sehen, keine Arbeiter, die das Feld zerpflückten, noch nicht einmal Spaziergänger, obwohl das Wetter und vor allem der Wind doch so angenehm waren. Am Horizont traf das Blau des Himmels auf das grünbraun der Felder und Bäume und kein Maler wäre je imstande gewesen, diese Farbkontrastierung mit all ihren Schattierungen und Abstufungen so nachzuempfinden, wie ich sie jetzt in mir aufnahm. Als ich mich nach einer unendlich kurzen Zeit wieder nach vorne zum Tisch drehte, saß plötzlich mir gegenüber eine Frau auf derselben Art von Stuhl, die ich bereits belegte. Wir schauten uns eine Weile schweigend an, beide offensichtlich überrascht vom Auftauchen ihres Gegenüber und musterten uns ausgiebig. Ich kannte sie; nicht gut, aber ich hatte mich schon einmal mit ihr unterhalten, wahrscheinlich bei einem der gesellschaftlichen Treffen, die sich so schnell miteinander vermischten, um dann unauffällig in die Vergessenheit zu sinken. Sie machte keine Anstalten, ein Gespräch oder dergleichen zu eröffnen, sondern saß einfach unbeweglich da und wartete anscheinend darauf, dass ich eine Regung zeigte. Zu meiner Überraschung tat ich ihr den Gefallen auch, denn seltsamerweise fühlte ich mich von ihrem Schweigen provoziert. Als ich die ersten Worte aussprach, bereute ich sie schon in dem Moment, als sie meine Lippen öffneten, um sich zu artikulieren, denn es war keine Frage, mit der man unbedingt ein Gespräch mit einer fremden Person anfangen sollte:
„Warum besteht die Welt nur aus Gegensätzlichkeiten?“ fragte ich sie und schaute ihr dabei auch noch direkt ins Gesicht, damit sie nicht auf den Gedanken kam, ich hätte mit mir selbst gesprochen, was man ja bei einer solchen Frage durchaus annehmen konnte. Sie schaute mich dem entsprechend verwirrt an und antwortete dann zügig:
„Hör auf mit dem pseudo-philosophischen Quatsch, du verkomplizierst dadurch nur alles und nicht zuletzt dein eigenes Leben.“ Ich hätte mich schlagen können während sie mir antwortete, doch ihr Tonfall erledigte das für mich. Es war mehr als der Verlauf des Gesprächs, der mir peinlich war, auch der Inhalt beunruhigte mich etwas, denn ich hatte nicht mit ihrer Direktheit, die darauf schließen ließ, dass wir uns doch besser kannten als ich es bisher angenommen hatte, gerechnet. Außerdem hatte sie mit ihrer verletzenden Aussage gar nicht Unrecht und ich zog es deswegen zunächst vor, zu schweigen. Jetzt war sie an der Reihe, das unterbrochene Gespräch wieder aufzunehmen und sie beteuerte, wenn auch etwas unglaubwürdig, dass sie mich nicht vor den Kopf hatte stoßen wollen. Schon bei diesen Worten merkte ich, dass meine Aufmerksamkeit ständig von Dingen, die mir durch den Kopf schossen, beeinträchtigt wurde, wobei dies durch Worte meines Gegenüber ausgelöst wurde, ohne dass diese einen Schimmer davon zu haben schien. Bei Fragen, die sie an mich richtete, wurde es immer etwas brenzlig, denn ich brauchte auffällig lange, bis ich erkannte, dass sie mich aufforderte, das Gespräch weiterzuführen. Mich wunderte, dass sie meine so deutlich zu Tage tretende Geistesabwesenheit nicht bemerkte und wieder stellte sie mir eine Frage: Ob ich denn überhaupt nicht nachgedacht hätte, über das, was passiert war oder hatte ich es wirklich unreflektiert an mir vorüberziehen lassen? Ich wusste nicht, welchen Vorgang sie ansprach, denn dies ging nicht direkt aus den Worten hervor und ich konnte mich nicht an das erinnern, was sie geschildert hatte, also beantwortete ich die Frage in ersterem Sinne positiv, ohne mich dabei zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen. „Aha, dann müsste dir auch klar sein, warum es so gelaufen ist, wie es gelaufen ist, denn das liegt, wenn man sich gedanklich damit auseinandersetzt, auf der Hand. Du hast damals nach stark sinnlich geprägten Maßstäben gelebt, was dir zu dieser Zeit sicher nicht bewusst war, denn das impliziert die sinnliche Lebensweise.“
„Da hast du sicher Recht, meine Gefühle hatten und haben oberste Priorität, sie bestimmen mein Handeln und sicher nicht die Vernunft, dieser kalte Turm, der mich zum Frösteln bringt, wenn ich immer wieder aufs Neue feststellen muss, dass er auch in mir verankert ist.“
„Ja, er ist Teil von dir wie von jedem anderen Menschen und ohne dies weiter zu hinterfragen, solltest du ihn zu deinen Gunsten nutzen lernen, mit ihm umzugehen und ihn in deine Lebensweise zu integrieren.“ Schon bei den letzten Worten war ich nicht mehr ganz bei der Sache, schweifte gedanklich wieder ab und folgte einer der vielen Assoziationen, die das Gespräch bei mir hervorgerufen hatte.
Ich war plötzlich von vielen Menschen umgeben, von denen ich einige kannte, andere wiederum nicht und ich verspürte eine überschwängliche Freude bei dem Anblick der Person, die ich im Spiegel an der Wand gegenüber von mir sah. Sie war meine Angebetete, der einzige Grund, weswegen ich hier war. Sie bewegte sich in meine Richtung und glitt an mir vorbei, ohne Notiz von mir zu nehmen, doch sie berührte mich ganz leicht mit ihrer Schulter und ich war irrsinnigerweise der Ansicht, sie habe das mit Berechnung getan. Gänsehaut überkam mich und ich konnte ein leises, gelöstes Lachen nicht unterdrücken.

„ Was ist denn daran so lustig, wenn ich dir sage, dass unsere Worte der Vernunft viel näher stehen als dem ästhetischen, das sich abstrakt gar nicht fassen lässt?“
„Oh entschuldige, das war es nicht, was mich zum Lachen bewegt hat. Du hast ja vollkommen Recht, aber wie ist es mit der Musik? Sie steht den Worten gegenüber, schwebt undefinierbar umher und füllt unser Leben bis ins kleinste Detail mit Eindrücken, die jedem ethischen Empfinden vorzuziehen sind.“ Jetzt waren es schon meine eigenen Ausdrücke, die mich zum Abdriften bewegten; es war, als hörte ich von irgendwoher Musik, ein Stück, dass ich nur zu gut kannte und ein tiefes Glücksgefühl in mir hervorrief. Das Glück war Teil einer Lebensphase meiner Selbst, die ich nicht genau rekonstruieren konnte, die aber von tiefer Zufriedenheit geprägt war. „ Hörst du auch die Musik? Sie führt mich weiter zurück zu dem, der ich einmal war, verstehst du?“
Nein, ich höre keine Musik, woher auch? Wahrscheinlich willst du nur vom Thema ablenken, denn Fakt ist, Musik hin oder her, dass dich deine sinnliche Lebensweise ins Verderben gestürzt hat.“ Ich war noch zu sehr mit der Einordnung der Musik beschäftigt und hatte festgestellt, dass ich dieses Stück immer gehört hatte, wenn sie mich für die Nacht verlassen hatte, um am nächsten Morgen wieder zu mir zu kommen. Das Stück war geprägt von Sehnsucht und Lust, aber auch mit der Sicherheit, dass diese Empfindungen befriedigt werden würden. Meine Überlegungen wurden jäh unterbrochen von dem Nachhall der Worte....ins Verderben gestürzt. Wieder zog mich etwas nach unten, weg von dem Stuhl und dem Tisch, denn diese Worte hatte schon einmal jemand zu mir gesagt, jemand, bei dem ich nicht damit gerechnet hatte und schon gar nicht zu diesem Zeitpunkt.

Wir gingen auf einem einsamen Waldweg spazieren und ich fühlte ihre Hand in meiner. Wir überquerten Lichtungen, bei denen die Sonne auf uns schien und begaben uns dann wieder in den Schutz des Waldes, der uns vor den Augen unliebsamer Betrachter schützte. Keiner sagte etwas und ich dachte mir, dass man schon ein großes Vertrauen zueinander haben müsse, wenn man so lange schweigend nebeneinander hergehen konnte. Wir liefen noch eine Weile weiter und ich genoss den Moment, wie er sich mir bot. Plötzlich endete der Wald und vor uns tat sich ein Tal auf, dessen Breite und Tiefe mit einem Blick nicht zu ermessen schien. Wie angewurzelt blieben wir beide stehen und ähnelten den Bäumen, die still hinter uns zurückgeblieben waren. Ich merkte, wie sich ihre Hand vorsichtig aus der meinen löste und sie einen Schritt weg von mir tat. Ich spürte ihren Blick auf meinem Gesicht ruhen und wendete mich weg von dem Tal, denn allem Anschein nach wollte sie mir etwas mitteilen und sei es nur, um das Schweigen zu brechen. Sie zögerte noch und dadurch wurde mir etwas unbehaglich zumute, später wurde mir klar, dass es so etwas wie eine Vorahnung gewesen sein musste. Endlich öffnete sie ihren Mund und sagte langsam und bedächtig: „Du hast mich ins Verderben gestürzt.“

Ins Verderben gestürzt hallte noch nach, als ich schon längst wieder am Tisch saß. In mir brannte alles, die schon längst verheilt geglaubten Wunden waren wieder aufgerissen und lagen so wehrlos da, dass jeder weitere Schmerz sie bis ins Unendliche weitete. Mein mühsam errichtetes Schutzschild, von dem ich so überzeugt war, es würde jedes mir abträgliche Gefühl auf eine angenehme Distanz halten, war einfach verschwunden, wahrscheinlich um seiner Selbst willen. Ich musste mir auf schmerzliche Weise meine Selbstverlogenheit vor Augen führen und musste zudem eingestehen, den einfacheren Weg gegangen zu sein; dafür musste ich jetzt zahlen. Mein Gegenüber hatte während der gesamten Zeitspanne, die mir unmöglich war einzuschätzen, weitergeredet, unbeirrt hielt sie ihre zum Monolog durch meine Abwesenheit degradierte Rede und nichts in dieser Welt schien sie stören zu können. „Du musst mir letztendlich also doch Recht geben, dass die ethische Lebensweise einer sinnlichen vorzuziehen ist, der nur auf ersterem Weg kannst du zur wahren Selbsterkenntnis vordringen, wohingegen du im sinnlichen Leben den vergänglichen Genüssen unterliegst, die uns immer umgeben, aber nie Teil von uns Selbst sind und deswegen nicht zu deinem Streben nach Erkenntnis beitragen können. Du musst deine Gedankengänge ausschließlich auf dein Inneres richten und sie somit von den Fehlern der Wahrnehmung befreien. Auf Gegenstände gerichtetes Denken unterliegt nämlich immer der subjektiven und damit unreinen Wahrnehmung.“ Ich konnte ihr nicht folgen, die Worte, die sie aussprach, überforderten mich in einem Maße, dass sie in meinem inneren Prozess nicht mehr existierten. Höchstwahrscheinlich lag sie mit dem was sie sagte, auf ganzer Linie richtig, doch noch nie zuvor war mir etwas so gleichgültig gewesen wie diese Feststellung. Ich wollte flüchten, wollte ihrem unbarmherzigen, ihrem teilnahmslosen Urteil entkommen, doch ich sah keine Möglichkeit des Entrinnens außer mich ihr verbal zur Wehr zu setzen. Also nahm ich noch mal meine Kraft zusammen, um ihr erst zuzuhören und ihr dann etwas entgegenzusetzen, was sie vielleicht verstummen lassen würde. Sie war gerade dabei angelangt, die Vorzüge der sinnlichen Lebensweise in Bezug auf die Kunst mit sich selbst zu errötern, wahrscheinlich um am Ende das Fazit zu ziehen, dass auch hier die ethische Herangehensweise die produktivere sei.
„Wenn es also dem Künstler gelingt, seine Gefühle auf möglichst direkte Art auszudrücken und dies wird ihm nur gelingen, wenn er selbst unmittelbar gearbeitet hat, also sinnlich, dann ist es ihm gleichzeitig gelungen, eine viel tiefer Verbindung zu dem Betrachter herzustellen als dies auf einer formal korrekten Ebene jemals der Fall sein könnte. Aber wie steht es hier mit einer reflektierten, also ethischen Herangehensweise? Hat der Künstler immer noch dieselben Möglichkeiten, seinen Betrachter unmittelbar zu erreichen? Nein, aber er hat andere, vielleicht sogar bessere.“ Ich ahnte, auf was es zum wiederholten Male hinauslaufen würde, nämlich auf die Perfektion des Ethischen und wollte nicht schon wieder von dessen Schlagkräftigkeit überwältigt werden. Ich spannte mich an und ließ alles jemals Wahrgenommene durch meinen Geist fließen, ich sah Bilder, hörte die verschiedensten Musikstücke, Zitate, die ich irgendwann einmal gelesen hatte, flogen vorbei und hinter allem versteckte sich weiterhin die Stimme meines Gegenüber. Jetzt schmolz alles zusammen, erhob sich über die Grenzen der einzelnen Ausdrucksmöglichkeiten und erwachte zu einer Symbiose, die alle Einzelteile bei weitem übertraf. Plötzlich wurde es ganz still und ich flüsterte leise, fast zu mir selbst: „Doch nur das Unvollendete kann begriffen werden.“
Es erfüllte mich mit einer tiefen Genugtuung, dass ich mit diesen kurzen und an sich so einfachen Worten mein Gegenüber endlich zum Schweigen gebracht hatte, denn offenkundig hatte es dem nichts mehr entgegenzusetzen. Mir war es tatsächlich gelungen, ihr gänzlich zu entkommen, denn alles wies darauf hin, dass ich nicht mehr in der Erinnerung versunken war.

3. Kapitel:
Als ich die Augen, nachdem ich sie kurz geschlossen hatte, wieder öffnete, befand ich mich wieder in einem geschlossenen Raum, der aber in keiner Relation zu meinem stand, denn er war ungleich größer und vor allem viel heller durch die zwei großen Fenster, die sich das Sonnenlicht in seiner ganzen Schönheit im Zimmer verbreiten ließen. Überall standen Möbel, die unzähligen Menschen eine Sitzgelgenheit geboten hätten, doch außer meinem Stuhl war nur die Couch schräg gegenüber von mir belegt. Die Wände waren fast ausfüllend behängt mit Bildern von Kunstwerken, Kleidungsstücken an Haken und unzähliger kleiner Broschüren und Medaillons, so dass sich dem Betrachter nur ganz selten weiße Flecken der Tapete boten. Wie oft ich schon genau diese Art von Blick durch das Zimmer hatte schweifen lasen und immer wieder war ich aufs Neue überwältigt, wie langweilig dem gegenüber mein Zimmer war, dass mir aber trotz allem um ein Vielfaches lieber war. Noch wusste ich nicht, dass ich hier zum letzten Mal den Blick schweifen lassen sollte und auch vielleicht zum letzten Mal die Stimme dieser Frau hören sollte, von der mir erst jetzt bewusst wurde, dass sie die ganze Zeit über gesprochen hatte. Ich musste sie wohl dem entsprechend angeschaut haben, denn sie hielt inne und wurde offensichtlich sehr zornig, konnte dies aber sehr schnell in geordnete Bahnen lenken und sagte gefasst: „Siehst du, gerade hast du mir wieder einmal bewiesen, wie wenig du geistig anwesend bist und du hältst es noch nicht einmal für nötig, mir mitzuteilen, an was du diesmal wieder gedacht hast. Nein, so kann es nicht weitergehen, ich lasse mich nicht mehr auf diese Art von dir behandeln.“
Bei den letzten Worten war sie aufgestanden und fing an im Zimmer auf – und abzugehen, soweit das bei den vielen Möbeln überhaupt möglich war. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie noch längst nicht fertig gesprochen hatte, also sagte ich vorerst nichts, um sie nicht noch wütender zu machen. Das misslang völlig, denn gerade mein Schweigen schien sie noch weiter in Rage zu bringen. „Weißt du eigentlich, wie arrogant du dich die ganze Zeit verhältst? Gibt es für dich auch ein Leben außerhalb deiner Selbst oder konzentriert sich deine kleine Welt nur auf dich?“
Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte, doch wahrscheinlich sollten diese Worte keine spezifische Reaktion bei mir hervorrufen, denn sie wollte vielmehr ihrem Zorn Ausdruck verleihen.
„ Ständig schwelgst du in Erinnerungen und lässt dich bereitwillig von ihnen entführen, denn da stehst du ja immer im Zentrum, nicht wahr? Doch darüber hinaus blendest du alles andere aus, übersiehst, dass es auch andere Menschen gibt, die dich vielleicht mehr brauchen als du dich selbst.“ Ihre Worte verfehlten nicht den gewünschten Effekt, ich fühlte mich zutiefst verletzt und in Punkten angegriffen, an denen ich außerstande war, mich adäquat zu wehren. Das Schlimmste dabei war, dass sie Recht hatte. „Ich habe dir so oft versucht, etwas persönliches von mir mitzuteilen, doch du ließest es an die abprallen wie einen Regentropfen und dem ganz ähnlich hast du auch nichts unternommen, bis ich am Boden angelangt war und auf diesem zerschellte.“ Ich wollte zu einer Erklärung ansetzen, wollte ihr sagen, dass mich meine Lebensweise nicht befriedigte und solange dies der Fall war nicht offen mit ihr sprechen zu können. Gleichzeitig wollte ich ihr kundtun, dass ich bereit war, mich ihret – und natürlich auch meinetwegen zu ändern. Doch ich fand wie so oft nicht die passenden Worte zu meinem Empfinden und druckste anstatt dessen etwas unverständliches vor mich hin. Sie sah mich lange an und ich spürte, dass die sie sich beruhigte, was mir wiederum mehr Sicherheit verlieh.
„Eigentlich kenne ich dich gar nicht“ sagte sie mit leiser und fast schon resigniert klingender Stimme, „und wahrscheinlich war dein Verhalten niemals böswillig. Aber wenn du nicht anfängst, dein Handeln zu reflektieren, wirst du nie etwas ändern können. Bitte geh jetzt, ich will allein sein.“
Ich gehorchte ihrer Aufforderung, bis ich an der Tür war. Ich hatte schon die Hand an der Klinke und diese bereits heruntergedrückt, als ich mich nochmals umdrehte. Sie stand noch genau so da wie zu dem Zeitpunkt, in dem sie ihre letzten Worte gesagt hatte, doch sie senkte den Blick zu Boden und das hinderte mich daran, ihr noch etwas zu entgegnen. Anstatt dessen drückte ich die Klinke vollends herunter, öffnete die Tür nach außen und verließ eilig das Zimmer.

Als ich draußen auf der Straße vor dem Haus stand, kam mir langsam zu Bewusstsein, dass ich gerade meinen einzigen stabilen Halt verloren hatte und vorerst wieder ganz allein auf mich gestellt war. Doch vielleicht war das Alleinsein jetzt genau das, was ich brauchte, um mich innerlich wieder zu ordnen und zu versuchen, den gegen mich vorgebrachten Beschuldigungen auf den Grund zu gehen. Langsamen Schrittes bewegte ich mich in die Richtung meiner Wohnung, ohne mir darüber so richtig im Klaren zu sein. Ich musste endlich lernen, dass der Gedanke der perfekten Harmonie des Geistes und des Körpers mit der Innen – und Außenwelt zwar ein erstrebenwertes Ziel darstellte, jedoch keines, dass sich irgendwo in der Zukunft versteckt hielt, wie ich es bisher angenommen hatte, sondern das es in jeder Sekunde des Lebens vor mir lag. Jede andere Behauptung wäre Feigheit, wäre Vereinfachung und Selbstbetrug. Natürlich war ich mir vollkommen klar darüber, dass sich die perfekte Harmonie niemals vollends manifestieren würde, das aber bereits das Streben nach ihr eine sehr hohe Form der Harmonie darstellte und dieses Streben durfte nicht nur phasenweise erscheinen, um dann wieder auf unbestimmte Zeit vollends zu verschwinden, nein, es musste ständig präsent sein und allen meinen Handlungen und Entscheidungen zugrunde liegen. Nur dann war ich es, der entschied, nur dann konnte ich zu meinem Verhalten stehen und es vor mir selbst erläutern. Doch vor allem musste ich, und zwar nicht getrennt von dem anderen Vorhaben, mir darüber im klaren sein, wie ich auf andere Menschen wirkte, wie sie auf mich wirkten und wie sich mein Inneres im Kontakt mit dem Äußeren verhielt. Ich wusste, das in diesem Zusammenspiel bereits die kleinsten Nuancen von größter Bedeutung sein konnten, doch davon durfte ich mich nicht entmutigen lassen. Endlich wollte ich wieder das Eine suchen, aus dem alles entstand und ohne das nichts existieren würde, dass niemals mit den Sinnesorganen entdeckt werden könnte und schon gar nicht mit dem Geist, dass die Widersprüchlichkeiten des einmaligen und vielfältigen in sich vereinte und das nirgendwo anders gesucht werden sollte außer in sich selbst. Vielleicht war ja dieses Eine nur ein anderer Begriff für die Harmonie auf deren Suche ich war, zumindest stand fest, dass sie denselben Ursprung hatten. Doch vielleicht war die Harmonie als Gefühl nur eine stoffliche Manifestation des Einen unter unzähligen anderen, doch außer Frage war, dass sie dem Einen näher war als vieles andere, denn beide lagen tief unter der Schicht oder besser gesagt in der Schicht des Lebens verborgen und zeigten sich nur selten im Äußerlichen, denn sie hatten ihren Ursprung im tiefsten Innern und waren deswegen einerseits schwer bis unmöglich zu erkennen, andererseits bildeten sie das Grundgestein einer riesigen Mauer der Persönlichkeit.

Als ich mich für einen kurzen Moment meiner Gedanken entledigte, fiel mir auf, dass es nicht mehr weit war bis zu meiner Wohnung. Ich beschleunigte den Schritt, um schneller da sein zu können, denn ich fühlte mich auf angenehme Weise angezogen von dem Gefühl, wieder zuhause zu sein. Jetzt verfiel ich sogar in einen leichten Trab, der mir zwar meine Unsportlichkeit vor Augen führte, mich aber entkommen ließ von den Konfrontationen, die sich in meiner Vergangenheit auftürmten. Ich wurde immer schneller, bis ich schließlich rannte und dabei verwandelte sich die Luft und meine gesamte Umgebung in potentielle Hindernisse, die mein Vorankommen erschweren wollten. Doch ich ließ mich nicht aufhalten und flüchtete weiterhin unbeirrt vor mir selbst bis ich plötzlich vor meiner Haustür stand, durch die ich in den schützenden Flur des Gebäudes gelangen konnte. Doch noch bevor ich meinen Schlüssel aus der Tasche holen konnte, war es schon wieder vorbei mit den so selten auftretenden Glücksgefühlen. Nicht dass ich meine Situation in diesem Moment in besonders schlechtem Licht darstellte, nein, ich sah sie realistisch, fast objektiv an und das trieb mich nahe dem Rande der Verzweiflung. Es fiel mir schwer, eine Motivation dafür zu finden, die Tür endlich zu öffnen, am liebsten wäre ich vor ihr zusammengesunken und hätte einfach aufgehört zu existieren, doch ich nahm mich noch einmal zusammen und schloss die Tür mit langsamen Bewegungen auf. Als ich durch den Eingang getreten und die Tür hinter mir zugefallen war, blieb ich im Angesicht der Treppenstufen kurz stehen, um Luft zu holen, denn der kurze Sprint hatte mich meiner körperlichen Energie beraubt. Als ich wieder normal atmen konnte, kamen meine Gedanken zurück wie ein Kreisel, der sich zwar ab und an weiter entfernt, sich aber nie aufhört zu drehen, um erbarmungslos immer wieder dahin zurückzukehren, wo alles angefangen hat.

Der Tag war zu Ende, doch er hatte mir wieder mehr abverlangt, als ich zu leisten bereit gewesen war.

 

Hallo Dose One,

und herzlich willkommen.
Es tut mir leid, ich habe es nicht geschafft, den Text ganz durchzulesen. Selten bin ich beim Lesern um die Mittagszeit derartig müde geworden. Ich habe das Gefühl, der Text könnte um zwei Drittel gekürzt werden.
Er schweift in abstrakten Überlegungen und Formulierungen, die oft am eigentlich gemeinten vorbeizugehen scheine.

Einige Details:

hörte ich, wie jemand die Tür hinter sich zuschlug und sich dabei laut räusperte.
er hörte auf welche Weise er die Tür zuschlug und sich laut räusperte? Schade, dass er uns die Art nicht mitteilt, wenn er sie schon erwähnt. Erst neugierig machen gilt nicht.
in dem das Bett in der rechten Ecke und der Schrank gegenüber – neben meinem Schreibtisch, der unter dem Fenster an der gegenüberliegenden Wand stand – die einzigen Möbel waren
gegenüberliegenden ist eine überflüssige Wiederholung.
der Blume, die auf dem Fensterbrett stand und mein ganzer Stolz war, denn ich pflegte sie jeden Tag ausgiebig
es kommt natürlich ein bisschen auf die Blume an, aber die meisten Zimmerpflanzen, die man jeden Tag ausgiebig pflegt, ertrinken.
befand sich nichts in meinem Besitz, dass etwas gegen das trostlose Erscheinungsbild meiner Räumlichkeiten unternehmen konnte.
Besitz, das
und nicht versuchte, die Isolierung zu durchbrechen.
in diesem Zusammenhang: Isolation
Ich spürte die Erinnerungen in mir hochsteigen, stärker werdend und anschwellend wie ein heranrasender Zug,
Ein heranfahrender Zug wird weder stärker noch schwillt er an. Er erscheint höchstens stärker und anschwellen tut allenfalls das Geräusch.
und nach dem ich mich sehnte er solle wiederkommen
wenigstens fehlt hier ein Komma, aber die Formulierung finde ich insgesammt ungeschickt, da ein Teil redundant ist.
diese Gabe des Menschen, das Sich-Erinnern, ohne dass jeder Einzelne ein Nichts wäre
ohne das
der so überfüllt war von wunderbarem Material, dass sich im Laufe des Lebens kontinuierlich angehäuft hatte?
und noch mal nur ein s
Nein, so war es sicherlich nicht, er waren einzelne Gegenstände, Gerüche, Berührungen
"er" ist sicherlich ein Vertipper.
Von da ausgehend erlebte ich den Vorgang, aber niemals in seiner ganzen Breite, sondern nur in seinen essentiellen Bestandteilen, die sicherlich viel aus dem Erinnerungsraster heraus fielen ließen, doch gerade diese Aussaat hob die Erinnerung weg von der Abstraktion und hin zum konkreten, ohne die geistige Ebene zu verlassen.
Nur, um es zu verstehen: Die Lückenhaftigkeit macht die Erinnerung lebendig?
Gefühl, dass alle meine Sinne
wieder nur ein s
Der Tisch vor mir war gedeckt mit den unterschiedlichsten Speisen und Tränken
Trank ist nur eine umgangssprachliche Form von Getränk, außer in der festenRedewendung "Speis und Trank", die sich aber nicht in den Plural bringen lässt. Da musst du schon Getränke schreiben, denn aus Tränken säuft das Vieh.
so weit mein Auge reichte, konnte ich nur braunes, brachliegendes Ackerland erkennen, in dem sich ab und zu ein Baum – ähnlich wie dem hinter mir – niedergelassen hatte
"wie" ist überflüssig, da es schon in "ähnlich" steckt.
So so, Bäume, die sich nach langem Marsch über die Feldet nun niedergelassen und zur Ruhe gesetzt haben? Oder haben sie sich ähnlich einer Fabrik oder einem Arzt niedergelassen?
und selten ein Rabe durch die Luft glitt
Und bei dieser Formulierung gleitet der Rabe im Ackerland durch die Luft.
keine Arbeiter, die das Feld zerpflückten, noch nicht einmal Spaziergänger,
In solchen Verneinungen Singular benutzen.
Als ich mich nach einer unendlich kurzen Zeit wieder nach vorne zum Tisch hin drehte
"hin" steckt schon in "zum", sonst wären es zwei Richtungsangaben.
saß plötzlich mir gegenüber eine Frau auf derselben Art von Stuhl, den ich bereits belegte.
Bezug liegt auf der Art, also "die ich bereits belegte"

Lieben Gruß, sim

 

Also danke schon mal für die angeführten Punkte, die du kritisierst hast, ich werde mich bemühen, sie zu verbessern. Aber das der Text kürzer sein sollte, verstehe ich gar nicht und die abstrakten Abschweifungen sind natürlich etwas komplizierter, aber meiner Meinung nach nicht unschlüssig und ungenau, sondern nur passend zum Charakter und dem Inhalt, der sich natürlich nur erschließt, wenn man die Geschichte ganz liest.

Dose

 

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