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Der Krieg der Hosenscheißer

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Der Krieg der Hosenscheißer

Der Krieg der Hosenscheißer
(Eine diesmal völlig wilde Geschichte, voller Bosheit, für meine immer zahlreicher werdenden Bumm-Bumm-Fans aus meiner Generation und der, der Schüler, haha. Mein Rat: Gleich gar nicht erst lesen - schont die Nerven!)

Jetzt ist es also so weit. Das Neue Kriegszeitalter hat begonnen. Und es wird kein schöner Krieg, das wage ich heute schon zu behaupten. Kriege sind ja nie schön, aber sie hatten immerhin ein gewisses Flair, das kranke und dumme Menschen besingen konnten. Vielleicht hat dieser Krieg, der jetzt kommt, ja auch sein Flair, vielleicht sehe ich es ja nur nicht. Kann sein. Vielleicht bin ich ja ein bisschen blind auf diesem Auge? Ich sehe halt überall nur die Hosenscheißer, die mich umgeben, und weit und breit keinen Mann, keine Frau im ganzen Westen. Nur Hosenscheißer.

Auf die Kunst, die das Schöne und Edle unserer Hosenscheißer-Frauen und -Männer sieht und besingt, bin ich echt schon neugierig. "Daisy Cutter" wäre ein Supertitel für eine moderne Rock- oder Technooper. Jimi Hendrix und Jim Morrison liegen sicher schon seit Wochen von oben bis unten angespieben in ihrem Helden-Grab. Aber die haben es wahrscheinlich gewusst, was kommt, deshalb haben sie damals rechtzeitig die Mücke gemacht. Damals schon, als gerade Alles anfing und zu einer einzigen Lüge wurde. Nach Vietnam begann das Hosenscheißerzeitalter und Alles endete in einer einzigen Lüge, im Kommerz.

Und jetzt werden Wir zu Massenmördern, zu richtig geilen Massenmördern. Und Wir sind ja auch nicht umsonst eine Generation der Perfektionisten. Wenn Wir etwas angreifen, dann machen Wir es gleich richtig und nicht halb, wie frühere Generationen. Also werden Wir schlimmer sein, als die Menschen im 3. Reich. Heute ist eben Alles um ein paar Dimensionen größer. Auch der völkerverbindende Wahnsinn wird es sein. Der Verdrängungswettbewerb sowieso. Wir werden jetzt ein Hungervolk nach dem anderen nieder bomben, ein Wüstenland nach dem anderen in Schutt und Asche legen. Wir werden die Extremisten alle eliminieren. Und Wir werden das auf die entspannte und coole Art unserer Generation, der 68er, tun, mit Hilfe der noch viel, viel cooleren, der supercoolen Art unserer lieben Kinder. Also wenn es geht, von ganz weit oben, aus 5000 Metern Höhe, so weit wie möglich weg, ohne unmittelbaren Feindkontakt, ohne das Aug in Aug von Mann zu Mann oder gar von Frau zu Frau. Hosischeißi und Bombiwerfi ist angesagt. Wir werden das Hosenscheißen jetzt zu einem weltweiten Renner in Kultur verbreiten.

Und es wird meist so gehen, super-super-mega-cool. Denn Wir haben uns eine waffenstarrende Festung gebaut hier im Westen. Da kommt kaum einer rein, wenn Wir das nicht wollen. Aber eben nur kaum einer, ab und zu halt schon. Aber damit werden Wir schon lernen zu leben. In einem richtig schönen Krieg muss halt ab und zu auch Einer von uns rein beißen. Aber eben nur ab und zu. Sonst wäre es ja langweilig, ein Spiel ohne Sinn und Spannung. Außerdem gibt es dann immer gleich die richtige Antwort für diese Steinzeitbarbaren, diese Terroristen. Wir werden denen da unten schon zeigen, wo der Bartel den Most holt. Was bilden sich diese Kaffern eigentlich ein? Kommen diese Hungerkünstler doch glatt zu uns zum Sterben. Warum bleiben die nicht zu Hause? Sollen zu Hause verhungern, wenn es leicht geht. Was geht uns das schließlich an? Nichts, oder? Was interessiert uns deren Politik? Wir fliegen ja auch nicht runter ins Sterben. Wir sind nicht so blöd. Wir sterben zu Haus in unseren warmen Betten, und dort werden auch unsere Mädchen und Jungs ein Mal sterben, die Wir jetzt noch da runter schicken. Wenn Wir wo hin fahren, dann lassen Wir sterben. Das werden diese Steinzeitindianer schon noch merken, wenn sie das Tataratata von unserer Kavallerie hören. Da sei der "Gott-sei-bei-uns" vor. Der sowieso, da kann der Allah springen, was er will. Wenn der nur halb so gut wäre, wie unser Herr Jesu, dann hätte er ihnen die Daisy gegeben und nicht uns. Und zur Not haben wir ja auch noch einen Haufen A-tscherl auf Lager liegen. Die gehören sowieso mal verbraucht, bevor sie verrosten. Ist doch ein klarer Schluss, oder?

Und was jetzt das Massenmorden angeht, halb so schlimm. Warum sollen Wir unsere guten Mädchen und Jungs wegen ein paar Taliban in ein Dorf schicken, wenn das die gute Daisy anstandslos alleine richtet? Die Dorfbewohner sind ja selber schuld. Warum geben sie diesen Taliban auch Unterschlupf? Nein so was. Die da unten sind doch Alle böse, so böse. Ausrotten mit Putz und Stengel, da hat der Bush schon recht. Völlig recht.

Na und wenn erst die Drohnen zu Lande, zu Wasser und in der Luft serienmäßig vom Förderbandel laufen, dann brauchen wir da überhaupt Niemanden mehr runter schicken. Das erledigen unsere braven Mädchen und Jungs zu Hause am PC zwischen zwei Spritzern, den Wir ihnen schnell vorbei bringen. Wir haben ihnen doch nicht umsonst die Joystick-Killerspiele zu Weihnachten geschenkt zum Üben. Jetzt sind unsere Kinder erwachsen und sie sind Profis, Vollprofis. Mann, ist schon echt stark, wie sich jetzt Alles dergeht. Alles passt zusammen, wie angegossen. Wahnsinn, wusste gar nicht, wie super Wir sind. Wir 68er sind doch "Die Generation" aller Zeiten. Ist fast so, als hätten Wir Alles geplant. Wenn Wir es geplant hätten, wäre es sicher in die Hosen gegangen, bei unseren Herren Politikern, die wir hatten, sicher sogar. Ha, Wir sind ja so stolz auf uns. Gegen uns werden Stalin, Hitler, Pol Pot und Mordkonsorten ja bald die reinsten Hosenscheißer sein. Nach uns redet von denen sicher Keiner mehr. Denen graben wir jetzt das Mordwasser ab, haha.

Und was das jetzt Alles für Vorteile für uns Alle hier im Westen schafft, wenn Wir Alle zusammen halten und uns mit den Amis solidarisch erklären. Wir werden endlich unsere hohe Arbeitslosigkeit in den Griff bekommen, auch bei uns in Deutschland. Wird sowieso höchste Zeit. Keine Ahnung, was Wir jetzt an Flugzeugen, Panzern, Bomben, Raketen, Minen, Chemie, Giften, sonstigem Peng-Peng benötigen werden, und was man halt sonst noch so zum Völkermorden braucht? Vieles, verdammt Vieles, das ist sicher. Wir werden aufpassen müssen, dass uns die Bomben dabei nicht ausgehen. Es könnte ja sein, dass eine Zeit kommt, in der Wir an mehreren Ecken und Enden der Welt Brände löschen müssen, haha. Brände löschen, haha, gut gesagt. Ist fast so ein guter Ausdruck, wie der vom Annan: bewaffneter Friede. Passt Alles, einfach Alles zusammen.

O Mann, ich bin ja schon so geil auf die Bilder wieder im Fernsehen. Über kurz oder lang werden sie auch wieder die schönen Bilder senden. Momentan haben sie halt noch ein wenig Skrupel, unsere Damen und Herren Politiker. Aber die werden schon noch fallen, wenn sie merken, Was Wir Alle wirklich sehen wollen. Ha, ich freue mich schon darauf, wenn ich Abends aus dem Büro nach Hause komme. Ein Biertscherl aufmachen, während die Mama das duftende Abendessen serviert. Und wenn ich mich dann gemütlich in meinem Fernsehstuhl ausstrecken kann, noch ein Biertscherl und eine Tafel Nougatschokolade als Nachspeise. Muss ich halt ein bisschen mehr Insulin gegen meinen Zucker spritzen, egal, und dann diese supergeilen Bilder. Geil, geil, geil und noch Mal geil. War echter Wahnsinn damals während des Irak- und dann während des Jugokriegs. Man hat die Bomben richtig schön pfeifen gehört, echt geil, und dann dieses herrliche Bumbsen. Irre. Und dann erst das Feuerchen. Noch irrer. Da verging der Abend im Nu. Und das Ficken dann mit der Mama im warmen Bettchen, o Mann, das war nach diesen Bildern auch ganz anders als sonst, völlig anders. O ich liebe diesen Krieg. Was gibt es Schöneres?

Ja, so in Etwa könnte ich mir vorstellen, dass unsere Neue Kunst das sieht. Ohne meinen bösen Touch halt, den werden sie heraus filtern und dann so richtig schöne Subventionskunst draus machen. Kunst für die Damen und Herren Staat. Wir 68er sind da ja die besten Vorbilder hiefür und für unsere geliebten Kinderchen werden wir das Ganze jetzt perfektionieren. Je schöner so eine Geschichte, um so höher die Subvention. Die Massen werden drauf fliegen und Wir, Wir werden noch reicher. Unsere Welt wird einfach wunderschön. Kaum noch Arbeitslose, bis halt auf die, die wirklich nicht wollen oder können, und mit denen werden Wir auch noch aufräumen. Der Hitler hatte völlig recht, Alles unter 90 IQ gehört ins Gas. Irgendwie werden Wir das demnächst schon schaukeln. Und die paar, die sich deswegen aufregen, werden auch gleich ein paar Sekunden mitriechen. Wird sich jetzt Alles irgendwie dergehen. Wir sind doch nicht umsonst "Die Generation". Vielleicht fällt sogar einem von den Grünen Wendehälsen das Richtige ein dafür. Wir könnten das dann als Neue Grünpolitik verkaufen und die Wahlen gewinnen. Mann, die Welt heute ist ja soo geil, soo unsagbar geil. Ich möchte gar nicht in einer anderen Zeit leben.

Und Ihr werdet sehen, es wird sich Alles irgendwie für Uns ausgehen, Wir müssen nur daran glauben. Wir sind heute schon die Herren der Welt und bald werden es auch die Hungervölker endgültig begreifen und endlich die Schnauzen halten. Europa wird jetzt in den nächsten Jahren zusammen wachsen. Wir werden expandieren und den Osten dazu kaufen. Arbeit wird es in Hülle und Fülle geben, wird uns sicher nicht mehr ausgehen in nächster Zeit, Bomben bauen und so, Ihr versteht? Und dann werden wir endlich Wahlen haben, Große Wahlen. Wird zwar sauteuer werden, diese erste EU-Wahl. Mit dem Geld könnten Wir ganz Arabien auf High-Tech-Standard bringen. Aber es wird sich auszahlen. Und dann werden wir Unseren Großen Bruder wählen. Es kann auch eine Große Schwester sein, halb so tragisch. Damit werden Wir auch noch lernen zu Leben. Und dann wird Alles Gut werden. Der Große Bruder oder die Große Schwester werden mit ihren kleineren Brüdern und Schwestern auf uns Armutschkerl aufpassen, damit uns ja nichts passiert. Dann brauchen wir endlich nur mehr zu leben und brauchen nicht mehr über diese schwierigen Sachen im Leben nachdenken. O es wird herrlich werden. Der reinste Himmel auf Erden. Wir werden Alle reich sein und bald werden Wir auch nicht mehr arbeiten müssen. Das Problem werden die perfektionierten Maschinen übernehmen. Jeder von uns wird bald schon jeden Monat seine Kohle auf die Chipcard bekommen ohne was dafür zu tun, außer Schnauze halten, und dann ist ewiges Feiern angesagt. Jeden Tag eine Fete, jeden Tag in die Disco. Nein, nicht jeden Tag, das doch nicht, das wäre zu anstrengend, aber jeden zweiten oder dritten Tag, wie halt die Festchen fallen. Herrliche Zeiten kommen jetzt. Wir schreiten ihnen stolz und mit Riesenschritten entgegen.

O Mann, das werden herrliche Zeiten. Und Wir werden mitten drin und dabei sein. Und gegen das Alt werden, zumindest, dass es nicht gar so schnell geht, werden Wir auch noch das Richtige finden. Schließlich wollen Wir von unseren Errungenschaften ja auch selber noch Was haben. Und unsere braven Mädchen und tapferen Jungs werden gar nicht mehr einrücken müssen, wenn es irgendwo kriegt. Wie schon gesagt, die erledigen bald Alles von zu Hause aus. Bald schon wird es in jeder Disco oben beim DJ auf der Bühne einen PC geben. Wir leben ja im Handy-Zeitalter samt Vibro-Call. Und wenn dann irgendwo auf dieser Welt Scheiße am Dampfen ist, dann vibrieren die Eier von unseren tapferen Jungs oder es vibriert die Muschi von unseren tapferen Soldatenmädchen. Das Handy raus aus der Hosentasche und am Ohrmuschi ist der General. "Hey Schätzchen, in Indonesien brennt es wieder ein Mal. Ein paar Terroristen geben dort einfach keine Ruhe. Sie haben sich in einem Dorf verschanzt. Dein Dröhnchen ist schon in der Luft und kurz vorm Ziel. Link Dich mit Deiner ID ein und setz Daisy in den Kasten. Okay? Wenn Du gut bist, und Alles mit einem Peng erledigst, dann ist Dein Konto wieder voll. Also alles Gute, tut mir leid wegen der Störung beim Feiern, aber es muss sein. Und es dauert ja nicht lange. In fünf Minuten ist Alles vorbei. Also Sieg Heil und mach´s gut, tschüss."

Und Unser von Allen geliebtes Killerkind geht auf die Bühne, schnappt sich ein Mikro, dreht das Bumm-bumm-bumm-bumm leise und: "Hey Leute, schaut auf die Leinwand. Es gibt was zum Feiern. Und haltet mir die Daumen, klar!" Und die Leute werden leise, drücken die Daumen und staunen. Unser geliebtes Killerkind linkt sich mit ein paar Tastaturanschlägen in die Drohne und die Bilder vom blauen Meer, dem phosphorizierenden Blau des Himmels darüber klatscht auf die riesige Leinwand. In wunderschön klaren Bildern naht das Land. Nach einer Minute fliegt ein Dorf in den Bergen auf Uns zu. Manche Hütten brennen. Menschen laufen wie Ameisen emsig hin und her. Unser Killerkind setzt die Linse ganz groß ins Ziel und das Publikum zählt laut grölend mit:

“Ten, nine, eight, seven, six, five, four, three, two, one, ZERO!” Ein Pfeifen, so geil, verdröhnt in der Disco. Dann: Ein Flammenmeer verbrennt für ein paar viel zu kurze Sekunden den Blick, dann steigt die Maschine steil auf in den Himmel, in ein einziges helles Blau. Ein Hurra, Hurra, Hurra, Sieg, Sieg und Sieg Heil verhurt sich laut in der Disco und Unser geliebtes Killerkind trinkt Sekt-Orange. Ein einziges lautes Prost erklingt. Die Sektkorken knallen wie zu Silvester beim Glockenschlag. Die Stimmung dann ist heißer als heiß. Die Küsschen fallen so leicht wie Schnee. Der Technotempel kocht über im Bumm-bumm-bumm-bumm und die Fete geht jetzt erst richtig los. Unser geliebtes Killerkind ist der Held, die Heldin der Nacht. Überall eingeladen, steht mit Allen auf einen Drink an der Bar. Ihr Orden, der "Eiserne Joystick", macht die Runde und Alle möchten so sein wie er oder sie. Und Alle üben zu Haus am PC wie verrückt. Jede und Jeder möchte so sein wie Die. Die Helden einer Neuen Zeit, Helden der Nacht.

Die Hosenscheißer sind jetzt an der Macht. Und die Welt, die Welt dreht sich einfach weiter in ihrer ellipsenhaften Bahn.

© Copyright by Lothar Krist (16.12.2001)

Für die ganz pingeligen Technikfreaks: Ich weiß natürlich, dass die Drohne in keinen Sturzflug übergeht, sondern das niedliche Bömbchen ferngesteuert in den Kasten gesetzt wird, aber es gefiel mir so gut. Und als Dichterling hat man halt so seine Freiheiten, also nicht neidisch sein und danke für das Verständnis.

 

Mahlzeit!

Irgendwie stelle ich mir unter Satire etwas anderes vor. Es hat nicht so gefunkt bei mir. Der AHA-Effekt ist ausgeblieben. Es lam mir so leierkastenmäßig vor. Ein Erguss aus dem Zentrum des Normalen. Nichts, was nicht viele um uns herum auch schon entdeckt hätten.

Zumindest fällt mir auf, wie sich die 68er-Thematik als ein Kern Deiner Gedankenwelt herauskristallisiert. Und offenbar scheinst Du mit ihnen ein Problem zu haben. Leider entzieht sich mir die Problematik etwas.

Also: Satire nein, Kommentar ja.

Heiko

 

Morphin, ich bin deiner Meinung.

Hallo buji,

1.) Dieser Text ist keine Geschichte. Eine Geschichte besteht darin, dass etwas passiert. Sie hat, so sie denn eine gute Geschichte ist, einen Handlungsablauf der durch einen Spannungsbogen geführt wird.
In deinem Text rotzt sich der Protagonist in ungeordneter Folge querbeet durch seine Frustrationen hindurch, ohne dass es innerhalb seiner Äußerungen zu einer Handlung käme. Es ist letztendlich nur die Aneinanderreihung von losen Gedankenfetzen, die hier dem Leser vor die Füße geworfen werden.

2.) Dieser Text ist auch keine Satire! Eine Satire besteht darin, dass du als Autor zunächst etwas auswählst, was du satirisch behandeln willst und zwar etwas, was du ganz grundsätzlich für kritikwürdig erachtest. In deinem Text sind aber derartig viele Dinge enthalten, dass man zum Schluß nicht mehr weiß, was alles dem Protagonisten quer lag. Es besteht also keine Möglichkeit am Ende des Textes zu sagen, welche Kritik geübt wurde, welches das Hauptthema war. Es mangelt einer Satire in diesem Falle also schon an der Grundlage, nämlich dem Thema. Läge ein Thema vor, so gilt es, um eine Satire zu erstellen, nun das Thema inhaltlich zu verfremden, es unter Umständen zu verzerren, es zu entstellen, um auf hintersinnige Weise, also erst auf den zweiten Blick, auf den Kritikpunkt hinzuführen. Dein Protagonist ist aber schlicht gestrickt jemand, der all die Punkte, die er zu bemängeln hat in dieser Welt, genau benennt. Es findet also nicht im Mindesten eine Verfremdung des zu kritisierenden Inhalts statt. Zur Vervollständigung möchte ich noch erwähnen, dass der kritikwürdige Punkt, auf den der Satiriker hinweisen möchte, dann mit Ironie, Spott, beißender Kritik , vielleicht sogar Sarkasmus oder Zynismus versehen werden sollte. Dein Protagonist spöttelt durchaus ab und zu mal etwas, aber eben nicht eingebunden in die anderen Kriterien, die eine Satire ausmachen.
Ich möchte dir ein Beispiel aus deinem Text geben,um es noch deutlicher zu machen: der Protogonist beschimpft diejenigen, die sich feige erlauben Bomben aus sicherer Lufthöhe abzuwerfen als Hosenscheißer. Damit wählt er ein klare eindeutige Aussage, er verfremdet hier also nicht seine Kritik, sondern sagt, so, wie er es bewertet. Das ist keine Satire, sondern ein Kommentar, eine Wertung.

3.) Der Text selbst liest sich unerträglich schwer. Er enthält eine ungeordnete Sammlung von Gedanken, die allesamt für sich genommen ja durchaus verständlich sind, aber in ihrem Chaos es dem Leser schwer machen, zu folgen. Der rote Faden fehlt. Der rote Faden ist nicht das Gedankenchaos! Grundsätzlich wirkt der Text auf mich sehr rohbaulich, er enthält keine Straffung oder Prägnanz in den Gedankengängen, es könnte sehr wahrscheinlich vieles zusammengestrichen werden, ohne dass der Text dadurch inhaltlich leiden würde.

4.) An dieser Stelle kommt nun meine persönliche, keineswegs allgemeingültige Kritik zum inhaltlichen Bereich. Solltest du daran nicht interessiert sein, buji, dann kannst du getrost diesen Punkt 4.) überlesen.
Der Text wirkt so, als habe hier jemand keinen Abstand zu seinem Text finden können. Ich fürchte, er wurde zu früh veröffentlicht. Aus dem Text quilt eine derartige Selbstverliebtheit in die einzelnen Sätze, dass du vermutlich nur unter Qualen in der Lage wärst, dich auch nur von einem dieser Ergüsse trennen zu können. Es benötigt aber, um einen guten Text zu erstellen, der gehörigen Portion Distanz zu dem eigenen Geschriebenen, der kühlen Eigenkritik. Ich bin sicher, hättest du deinen Text vor der Veröffentlichung jemandem vorgelesen, der dir nicht sklavisch ergeben ist und der mutig genug ist, dir seine Meinung schonungslos zu sagen, du hättest zu hören bekommen, dass er zu lang und zu ausführlich und damit zeitweilig nicht verständlich ist, das dem Text die eigentliche Aussagekraft fehlt, weil er dem Leser kein Thema anbietet, keinen roten Faden besitzt und schon gar nicht satirisch ist.
Ich erlebe deine Texte und deine Kommentare so, als wärst du jederzeit in der Panik nie wieder etwas äußern zu dürfen. Du packst stets alles in deine Texte, überfrachtest sie mit deinen Gedanken, die jeweils wie ein Schwall wohl aus dir raus müssen.
Versuche zu verstehen, dass die Beschränkung den wahren Meister ausmacht. Ich mußte bei deinem Text unwillkürlich an diesen dir sicherlich auch bekannten Satz denken: Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin.
Ein Satz, wofür du hundert benötigst.
Versuche kleinere Gedankeneinheiten zu fassen und darzustellen.Erlaube dir das Auslassen, das Weglassen.

Manche deiner Aussagen halte ich obendrein für höchst kritisch und lehne sie schlicht ab, das macht es mir persönlich sehr schwer, sich mit dem Text in positiver Weise zu befassen. Wenn du all diejenigen als Hosenscheißer betitelst, und feige beschimpfst, weil sie von oben herab aus sicherer Entfernung Bomben abwerfen, was soll dann diese Aussage bitte inhaltlich weitergedacht bedeuten? Sie kann doch nur bedeuten, dass dann der Nahkampf, weil er ja mutiger ist, vorzuziehen ist. In allen Fällen reden wir vom Töten! Ich empfinde es als perfide, darüber zu diskutieren, welche Form des Tötens hier die mutigere ist.
Krieg ist immer Menschenverachtung, Krieg ist nie human, Krieg tötet Menschen, ob es nun Hosenscheißerkrieger sind oder mutige Nahkämpfer. Ich will damit sagen, mir gefällt der Sinn oder der Hintergrund deiner Aussage nicht, weil dein Protagonist einfach nur Stammtischparolen dahinrotzt in negativer ungeordneter Weise und einfach nur den destruktiven Eindruck eines Menschen macht, der mit sich und seiner Welt nicht zufrieden ist.
Wie einfach machen wir es uns in dieser Welt immer wieder, indem wir breitbeinig dastehen und auf alles schimpfen, alles negieren, alles kritisieren, und dann davon stapfen, als sei nun alles gesagt und geklärt.
Das gefällt mir nicht an deinem Text. Er ergießt sich in negativen Äußerungen, er vergißt, dass dies nur die halbe Miete ist, dass immer auch ein konstruktives Moment erforderlich ist, um weiterkommen zu können.
Dein Text verliert durch dieses Fehlen seinen Sinn und wird nur zum Ärgernis des Lesers, der einen Sinn in deinem Text gesucht hat.

Fazit : ich schlage vor, dass dieser Text aus Satire entfernt wird, dass er gründlichst von dir zu einer Geschichte überarbeitet wird und dass auf jeden Fall vor Veröffentlichung du eine Weile Abstand dazu gewinnst, um selbstkritisch diejenigen Textstellen aufspüren zu können, die eigentlich nichts besonderes aussagen.
Stell dir einfach nur vor, du hättest nur begrenzten Raum, ähnlich einem Journalisten, der nur eine Spalte hat, um deine Aussagen zu treffen. Dann wird dir bewußt werden, dass man durchaus mit wenig sehr viel aussagen kann.
Deine Texte kranken meines Erachtens nämlich durch die Bank weg daran, dass sie zu breit angelegt sind.Sei selbstkritisch.

Ich hoffe, dass du verstehst, buji, dass ich mit meiner zeitweilig vielleicht etwas herben Kritik, dir keineswegs eine vernichtende Kritik schreiben wollte, sondern mit dieser Ausführlichkeit zu erreichen versuche, dass du besser wirst. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und auch du hast noch genügend Zeit zunächst hierfür in die Lehre zu gehen.
Im übrigen ist es verdammt schwierig überhaupt eine Satire zu schreiben und obendrein noch eine gute, laß dich also nicht entmutigen, wenn es diesesmal nichts war.

Gruß lakita

 

Hi Morphin! Hi lakita!

Ich muss Euch in Allem Recht geben. Ihr habt Alles richtig erfasst. Nur in Einem habt Ihr Unrecht! Ihr bezieht meine ganze Geschichte auf mich. Lakita, du schreibst richtig:

----Manche deiner Aussagen halte ich obendrein für höchst kritisch und lehne sie schlicht ab, das macht es mir persönlich sehr schwer, sich mit dem Text in positiver Weise zu befassen. Wenn du all diejenigen als Hosenscheißer betitelst, und feige beschimpfst, weil sie von oben herab aus sicherer Entfernung Bomben abwerfen, was soll dann diese Aussage bitte inhaltlich weitergedacht bedeuten? Sie kann doch nur bedeuten, dass dann der Nahkampf, weil er ja mutiger ist, vorzuziehen ist. In allen Fällen reden wir vom Töten! Ich empfinde es als perfide, darüber zu diskutieren, welche Form des Tötens hier die mutigere ist.
Krieg ist immer Menschenverachtung, Krieg ist nie human, Krieg tötet Menschen, ob es nun Hosenscheißerkrieger sind oder mutige Nahkämpfer. Ich will damit sagen, mir gefällt der Sinn oder der Hintergrund deiner Aussage nicht, weil dein Protagonist einfach nur Stammtischparolen dahinrotzt in negativer ungeordneter Weise und einfach nur den destruktiven Eindruck eines Menschen macht, der mit sich und seiner Welt nicht zufrieden ist.-----

Die Satire ist hinter diesem "Stammtischparolen dahin rotzen" versteckt. Das ganze Flair einer einst jungen, hoffnungsfrohen und so agilen Generation ist jetzt im Alter zu einer einzigen Stammtischrotzerei verkommen. Mehr ist nicht mehr! Deshalb "spiele" ich auch diese Ganze Generation auf die Begriffe "68er" oder "Friedensgeneration" zynisch herunter, obwohl damit einst ja eigentlich nur ein Teil, der links-intellektuelle gemeint war. Das tut uns natürlich weh und Wir mögen Mich nicht. Haha. Aber Wir haben Alle keine Kraft mehr, um uns gegen den Gang der Welt zu stellen. Die Anderen sind schuld, nur WIR nicht. Wir gehen diesen Anderen keinen kleinen Schritt entgegen. Wenn uns Etwas nicht passt oder wenn diese Anderen aufmucken, dann gibt es ab nun Bombenhagel von oben. Wie Bush schon so schön und deutlich für uns Alle sagte: "Wir lassen uns unsere Art zu leben nicht nehmen, von Niemandem!"

Ich steh nicht auf Krieg, in keiner Weise, auch nicht auf den alten "Aug in Aug". Du hast Recht, jeder Krieg ist "Menschenverachtung". Ich hebe auch nicht den mutigen Nahkampf hervor, auch wenn man die Geschichte so missverstehen kann, wenn man das so will. Aber nur wenn man es so will! Ich sage nur, dass jetzt eine Zeit kommt, in der WIR einen "Krieg der Hosenscheißer" führen werden. Noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit war Krieg so feige, wie nun der UNSERE sein wird. Und dieser Krieg wird auch so grausam, wie noch nie einer zuvor.

WIR denken, WIR haben Alles in der Hand, WIR verstecken uns hinter unserer Waffenmauer. Aber WIR übersehen dabei, dass Kriege immer ein Eigenleben haben, Allianzen können zerbrechen. Es gibt jetzt seit dem Wochenende einen neuen Nato-Pakt mit Russland. Das lässt uns noch stärker erscheinen. "Gemeinsam ziehen WIR jetzt in den Krieg gegen den Terror"! O Gott, sind WIR wirklich schon so bescheuert? Warum glaubt Ihr wohl, sind unsere Herren Politiker so scharf darauf aus, die Allianz zu verstärken? Wir sehen über das Massenmorden von Killerregimen hinweg und suchen deren Partnerschaft. Weil unser Unterbewusstsein weiß, dass Wir um diese Konfrontation mit der 3. Welt nicht mehr herum kommen.

Dieser Nato-Pakt hat mich übrigens dazu gebracht, diese "Geschichte" wieder ein Mal zu veröffentlichen. Du hast auch Recht, heute ist es noch keine Geschichte, aber morgen wird man sie als eine Geschichte über unsere Seele erkennen. Und sie ist genau so zerrissen geschrieben, wie unsere Seele, sie ist das Abbild davon. Aber das wollen wir natürlich nicht sehen. Das ist wie bei Menschen, die ein schweres psychisches Problem haben, die gehen auch nicht (freiwillig) zum Arzt, zum Psychologen, weil sie denken, sie wären gesund und das Problem läge woanders.

Ich sehe es nun mal so: Auch ganze Völker können krank sein. Sie treiben willenlos in einen Krieg. Siehe das dt. Volk in den 30er-Jahren, oder das jugoslawische ab Beginn der 90er. Und jetzt hat es halt den ganzen Westen erwischt. Ich weiß, kaum Jemand will das heute so sehen, schon gar nicht, dass es jetzt sehr schnell gehen könnte. Aber es bedarf nur noch eines schweren Anlasses und dann brennt die Welt. Und Kriege haben, wie oben schon gesagt, ein Eigenleben. Die "Bremsstrecke" ist oft länger, als man das gerne hätte. Hindernisse, z.B. so genannte Kollateralschäden, von denen wir ja jetzt schon ein wenig gehört haben, passieren einfach und verändern die Positionen.

Ich weiß, hier in kg.de sind Gedichte nicht willkommen. Aber vielleicht siehst Du Dir mal mein Gedicht "der krieg" in meiner Homepage an.
http://mitglied.lycos.de/LotharKrist6/
Dort heißt es unter anderem: "positionen verwischen waffenecht".

Und weil es eine "Geschichte über die Seele" ist, die man ja bekanntlich nicht sieht, man glaubt an sie oder auch nicht, sieht man auch die Geschichte nicht gleich.

Aber ich habe auch kein Problem damit, wenn Alle hier meinen, es wäre keine Satire und eine Geschichte schon gar nicht. Löscht sie ruhig.

Liebe Grüße
Lothar

 

So einfach kommst du mir hier nicht davon, Lothar.

Nicht weil alle (ich bilde übrigens zusammen mit Morphin nicht die Masse "alle") meinen, es handele sich um keine Geschichte, um keine Satire, kannst du dich mit der Bemerkung, dann löscht sie eben, zurückziehen.

Du hast mit deinem Text eine Aussage machen wollen, nun stehe zu dieser Aussage, stehe zu DIR!

Ich kann auch deine ausführlich gehaltene Erklärung keineswegs unwidersprochen stehen lassen, denn es gibt wiederum etwas, was mir daran gehörig mißfällt.

Es gab immer Hosenscheißerkrieger.IMMER!!! Ich möchte dich nicht mit mittelalterlichen Dingen der Kriegsführung langweilen, aber schon das Absetzen eines Brandpfeiles, um eine Festung oder Burg hinterhältig in Brand zu setzen, wo doch jeder wußte, dass das Löschwasser mühselig aus dem Brunnen oder nahegelegenen Fluß geholt werden mußte, ist eine in deinem Vokabular ausgedrückte, Hosenscheißerangelegenheit.

War es nicht auch feige, die sog. Langbogen im Mittelalter zu nutzen, die viel weiter und treffgenauer schießen konnten und diese gegen die teils nur mit Schwertern bewaffneten Kämpfer aus der sicheren Entfernung heimtückisch einzusetzen?

Waren das keine Hosenscheißer, die im 1. Weltkrieg feige Giftgas einsetzten?

Waren die flächendeckenden Bombardements im 2. Weltkrieg keine Taten von Hosenscheißern?
War der Abwurf der Atombombe nicht der Gipfel der Feigheit der Hosenscheißer?

Waren der Einsatz von Napalm und Gift im Vietnamkrieg keine Hosenscheißeraktionen?

Sind also nur wir im Moment Hosenscheißer? Wohl kaum, wenn du logisch denkst.
Dasselbe kann ich nur zu deiner Behauptung sagen, wir seien im Moment die grausamsten Krieger.
Mitnichten Lothar, ich würde mir nicht anmaßen, irgendwelche Vergleiche darüber anzustellen, was grausamer ist: der Tod durch Erstickung, weil meine Behausung in Brand gesetzt wurde, der Tod durch Bombenzerstörung, Giftgas oder wenn mir schlicht jemand sein Messer in den Bauch rammt.

Ich bitte dich, denke darüber nach, dass du damit gar nichts erreichst, wenn du die jetzige Zeit als die schlimmste aller Zeiten anprangerst.

Jede Zeit war zu ihrer Zeit die Schlimmste und Fürchterlichste und vor allen Dingen Menschenverachtendste. Wir haben alle wirklich nichts dazu gelernt in all den Jahrhunderten. Nichts!
Genau an dieser Stelle solltest du mit deinen Texten beginnen , Lothar, denn, und das rechne ich dir hoch an, dein Appell an uns alle ist ja gerechtfertigt.
Dein Aufruf endlich auszusteigen aus der gegenseitigen Vernichtung von Menschen ist der Kern, den es besser herauszustellen gilt in deinem Text.
Da hast du deine Aufgabe, die ich sehr achte, noch lange nicht erfüllt.

Ich wünschte, du würdest erst nachdenken, und dann schreiben und vor allen Dingen konsequenter an deinem Ziel bleiben, dann hätten deine Texte einen wundervollen Wert und du könntest sehr viele Menschen damit erreichen.

Du hast in Anbetracht der dir selbst gestellten Aufgabe wohl kaum das Recht, dich jetzt klammheimlich als unverstandener Autor davon zu stehlen.
Ich hoffe, du kannst mit meinen harten Worten umgehen und begreifst, dass du erst am Anfang deiner Arbeit bist.
Mach sinnvoll weiter, darum möchte ich dich bitten.

Gruß lakita

[ 16.05.2002, 10:57: Beitrag editiert von: lakita ]

 

:confused: Bin ziemlich ratlos, was diesen Text anbelangt.
Wie bereits angemerkt, handelt es sich um keine Geschichte sondern vielmehr um eine Kommentar-Sammlung. Noch dazu eine, verzeih, sehr uninteressante.
Dass der Westen böse ist und wir alle so geil auf Krieg sind, möchte ich nicht weiter ernst nehmen. Und gerade deshalb scheitert dieser Text: Denn wenn ich ihn nicht ernstnehmen kann, wenn ich nur den Kopf über diese Gedanken (?) schüttle, hat er versagt, zumindest in meinen Augen.

Ach, ich weiß auch nicht, wie ich das beschreiben soll ... Der Text hat mich gelangweilt und das ist so ziemlich das ärgste, was einem als Leser passieren kann. Bitte net böse sein, du hast ja mindestens eine wirklich herausragende Geschichte bereits präsentiert! :)

 

Liebe lakita!

Du hast ja so Recht! Krieg ist nur Etwas für Hosenscheißer. Aber Wir werden zu Neuen Weltmeistern darin werden, zumindest bis irgendwann wieder eine Generation kommt, die noch besser sein wird. Und ich hasse derartige Meisterschaften. Ich weiß natürlich, dass nicht Alle da mit tun werden, es wird Viele geben, die sich bald schon auch mit aller Kraft dagegen stellen werden, wahrscheinlich werden sogar Einige hier aus kg.de dabei sein. Aber so wie Wir heute die letzte Kriegsgeneration ALLE mehr oder weniger über einen Kamm scheren, so wird es dereinst auch uns ergehen. Man wird immer mehr vergessen, dass da auch die Anderen waren. Was übrig bleiben wird, ist diese von sich einst so überzeugte 68er-Generation, die heute ja an der Macht ist, und die zuletzt noch zu ganz, ganz Bösen geworden sind.
Und genau das versuche ich HEUTE schon hervor zu heben, und dabei ist es mir egal, wenn ich damit überall anecke.

Das Problem bei mir, das ich sehr wohl auch sehe, ist, dass ich diesen Kampf und Krampf seit 25 Jahren führe. Ich bin müde geworden. Irgendwie habe ich alle Hoffnungen verloren. Ich will nur noch mit dokumentieren, wie jetzt Alles den Bach runter geht und vielleicht ein wenig voraus denken. Momentan geht es mir so beschissen, wie noch nie zuvor, und ich werde immer schlimmer, was mein Schreiben, meine Anschuldigungen usw anbelangt. Tut mir leid.

Liebe Grüße
Lothar
(Mittagspause ist aus, bis bald!)

 

Seas Buji!

Was übrig bleiben wird, ist diese von sich einst so überzeugte 68er-Generation, die heute ja an der Macht ist, und die zuletzt noch zu ganz, ganz Bösen geworden sind.
Siehst du, wieder ganz plakativ und oberflächlich... Ich habe keine rechte Freude mit so was!
Dieser rabenschwarze Pessimismus gefällt mir nicht - ist die Welt denn nicht viel friedlicher geworden? Und zwar auch Dank so mancher Ex-Hippies? Ich denke schon.

Völlig stimme ich mit dir überein, wenn du es schrecklich findest, wie "wir" zwar über die Kriegsgeneration schimpfen ("Warum habt ihr das gemacht?"), gleichzeitig aber wenig gegen Unrecht tun wie diverse Kriege der jüngeren Vergangenheit.
All dies unter dem Vorzeichen des Lernens aus dem, was früher schief gelaufen ist.

Aber wem ist damit geholfen, erneut "über den Kamm zu scheren", wie du so treffend schreibst? Uns? Künftigen Generationen?
Und wem ist geholfen, wenn du "verzweifelst"?

 

Teile viele Deiner Ansichten. Ebenso viele nicht. Sehe das satirische Element nicht, oder ist Verbitterung allein schon Satire? Habe Kopfschmerzen. Ob von der Leierkastenhaftigkeit oder weil der ständig erhobene Zeigefinger mir immer wieder ins Auge stach, weiß ich nicht. Was ich nicht verstehe: Du kannst ja schreiben. Warum versuchst Du es nicht mal mit Prosa? Immer wieder gallige Pamphlete... :rolleyes:

 

Mahlzeit!

@Buji
In Deinem Profil ist ein Foto. Ich nehme an Du und ... Dein Kind? Es ist wohl so 4 oder 5 Monate, schätze ich.

Ich geh einfach mal davon aus, es wäre Dein Kind. Du hast ja hier und auch in anderen Threads angemerkt, dass Du "nur noch" dokumentieren möchtest. Heißt ja, wie auch schon bemerkt von Dir, Du hast alle Hoffnung ins Klo gekippt.

Was macht aber dann das Kind auf Deinem Bett? - wenn es nun Deines ist ...

Ein Kind haben heißt auch Hoffnung haben. Oder willst Du es gleich zum Dark-Gothic-Fan erziehen und ihm die 4 apokalyptischen Reiter auf Arme und Beine tätowieren lassen?

Ich versteh das nicht ... ich war die längste Zeit meines Lebens gegen Kinder kriegen. Weil ich es unverantwortlich fand in diese Welt Kinder zu setzen; wo sie doch eh den Bach runtergeht. Die Nachrichten - das beste Verhütungsmittel.

Heute hab ich ein Kind - und wir basteln schon an was neuem. Der Erhaltungstrieb der Art, jaja ...

Warum hat sich meine Meinung geändert? Weil ich mich geändert habe, ganz einfach. Ich bin zwar noch ein ebenso großer Zyniker wie früher, aber ich kann Freude empfinden, anders als früher. Ich habe gelernt meine Kompromisse mit MIR zu machen. Ich habe mich aus dem Mittelpunkt meines Selbstmitleides herausgetreten und bin auf andere zugegangen.

Und ich habe gelernt, für eine Sache zu kämpfen. Du zitierst Thor Heyerdahl und erklärst eine seiner Aussagen als eine Lebensmaxime von Dir. Für eine Sache eintreten, egal ob die ganze Welt gegen einen sei.

Du trittst für nichts ein. Du "dokumentierst" ja nur noch. Du "hast alle Hoffnung aufgegeben". Wie vereinbart sich das mit Heyerdahls Satz?
Und wie vereinbart sich das mit dem kleinen Kind, das da so hellwach in die Kamera schaut?

Das verstehe ich nicht.

Die Welt wird chaotischer. Und trotzdem ist es die Pflicht eines jeden, dafür zu sorgen, das es nicht so bleibt. Und das geht auch über Kinder und gerade mit Kindern. Schließlich sorgen wir zu einem großen Teil für ihren Lebensweg. Also müssen wir eben schauen, ihnen den richtigen Pfad zu zeigen.

Das ist ein Teil des Lebens. Und so war es schon immer.

Heiko

 

Ach ja,

und Lakitas Beitrag über die Hosenscheisser, die sie ja schon immer waren, egal wie weit die Waffentechnik voranschreitet, halte ich für absolut unwiderlegbar und wertvoll.

Heiko

 

Hallo lakita! Hallo Rainer! Hallo Morphin! Hallo Alpha!

Ich verstehe Euch. Eure Kritiken stören mich auch nicht. Ich habe sie erwartet. Habe die "Geschichte" ja schon mehrmals irgendwo gepostet. Ich weiß natürlich auch, dass der Text als "Geschichte" nicht viel taugt. Mir gefällt sie/er selber nicht. Und noch vor gar nicht so langer Zeit, hätte ich nicht gedacht, dass ich ein Mal so schreiben würde. Den Brutalrealismus habe ich erst seit 4.4.1999 drauf und ich werde immer ärger.

Und als Bush dann den Krieg gegen den Terror erklärt hat und alle wichtigen Europäischen Politiker auf ein Mal in "unser aller Namen" ihre Solidarität zu diesem Krieg erklärt haben, da dachte ich, ich werde verrückt. Und ich dachte weiter, verdammt, Wir waren doch Alle ein Mal für eine Welt ohne Gewalt, ohne Krieg, für den allseitigen Dialog. Okay, Wir haben nachgelassen in unserem Bemühen, Wir sind Alle des ewigen und irgendwie sinnlos gewordenen Dialogführens müde geworden, Wir sind irgendwie zu kleinen, wohlstandsverwahrlosten Arschlöchern verkommen, die nur noch der Befriedigung ihres Egos huldigen, Wir leben hier im Westen in Saus und Braus, zumindest ein großer Teil von uns, und irgendwie ist es uns wurscht, wenn irgendwo weit weg täglich ein paar hundert Tausend elendiglich verrecken. Aber jetzt, jetzt, wo jeder sehen kann, oder es eigentlich sehen müsste, WOHIN diese Worte jetzt führen, JETZT werden Wir endlich erwachen und ganz Europa wird auf die Straßen und Stadt- und Ortsplätze gehen und WIR werden jetzt, verspätet, aber doch, ein Großes Fest des Friedens feiern, Wir werden uns wieder mehr bemühen, weil Wir ja den Frieden wollen und, oder besser vor Allem, weil Wir doch Alle wissen, dass Krieg nie einseitig sein kann, denn auch hier wird letztendlich gestorben werden.

Aber Nichts! Weniger als Nichts! In manchen Zeitungen ein wenig Quak-Quak, ein paar alte Wichtige meldeten sich zu Wort, aber sonst Nichts! Ich dachte, ich spinne. Nichts! Ganz Europa hüllt sich in Schweigen. Auf ein Mal kaum noch ein Wörtchen gegen den Massenmord in Tschetschenien, auf ein Mal sind sogar die Chinesen die reinsten Engel. Ich habe damals überlegt, ob ich mich nicht einfach mitten auf den Hauptplatz in Linz stelle, mich zum Verrückten erkläre und meine Gedichte dort auf sage und meine gruseligen Geschichten vom Morgen erzähle, und androhe, dass ich dort nicht mehr weg gehe, eh nicht der Hauptplatz voll ist mit den billigen Friedenskerzen vom Aldi, Hofer oder Lidl. Aber dann war mir mein Hemd doch wieder näher, bin ja auch so eine feige, wohlstandsverwahrloste Sau, schließlich habe ich ja einen guten Job und einen Namen zu verlieren, den zwar eh keine Sau kennt, aber trotzdem, und wahrscheinlich würde sowieso Nichts dabei raus kommen. Da hatte ich wahrscheinlich sogar Recht.

Und dann wurde mir auf ein Mal Alles immer mehr egal. Ich hatte auf ein Mal so viel Angst, dass jetzt alle meine Geschichten, die ich seit 25 Jahren über unser Heute und Morgen geschrieben habe bzw schreibe, wahr werden. Und besonders hatte ich Angst vor diesen Bildern vom Morgen. Seit gut 12 Jahren sehe ich eine Geschichte nach der anderen im Leben wieder.

Ich bin nahezu am Durchdrehen. Ich habe Angst, denn ich habe beschissene Bilder, siehe zB "Joystick-Killerkids", oder oben der Schluss mit "Unser geliebtes Killerkind ....", siehe zB die uralten Sachen "2. Endlösung", oder "Hunger" aus 1978 (findet Ihr Alles hier oder in meiner HP). Ich schreibe ja zum Großteil eigentlich keine Geschichten, ich beschreibe Bilder, Träume und so ein Zeugs. Shit!

Ich weiß, jetzt denken sich wieder Einige, jetzt spinnt er, der buji, jetzt dreht er tatsächlich durch, jetzt spielt er wieder Nostradamus. Meinetwegen denkt so, aber seht Euch vielleicht zuvor noch das Gedicht von Erich Kästner aus 1932 an und auch noch ein paar andere Sachen aus dieser Zeit. Und er hat eine Menge ähnliches Zeugs geschrieben. Er hat gegen die Scheiße, die er kommen sah, und an die damals Niemand außer ihm und vielleicht noch ein paar ganz weniger anderer Verrückter geglaubt haben, angeschrieben. Denkt Ihr vielleicht, er hatte damals gute Kritiken, außer aus der Szene, in der er sich bewegte? Und als die Scheiße dann angefangen hat, hat er mit dem Dichten aufgehört, hat einige Jahre ausgesetzt, hat sich gesucht und gefunden, und hat dann angefangen, seine Kinderbücher und Allerweltsromane zu schreiben. Erst da wurde er zu dem von so verehrten Erich Kästner. Er wurde zum Schriftsteller. Das Dichten hat er fast aufgegeben, zumindest war er nicht mehr so negativ.
http://mitglied.lycos.de/LotharKrist6/8kaestner.htm

Habt Ihr das Gedicht inzwischen gelesen? Es handelt von unserem baldigen Morgen. (Denkt jetzt bitte nicht, dass ich der Jahreszahl oder dem Datum irgendeine Bedeutung bei messe. Dieses Gedicht in meiner Homepage sollte nur ein Beispiel für "Nostradamus-Zeugs" sein. Er hat auch ähnlich destruktives Zeugs über seine eigene Zeit geschrieben. Nostradamus? Ist (war) er deswegen kein guter Dichter /mehr? Aber er ist ja alt, anerkannt, also ist er super.

Mehr habe ich eigentlich nicht mehr zum Sagen. Außer vielleicht: In meinen Bildern gibt es einen springenden Punkt. Das Israel-Palästina - Bush - Saddam Hussein - Problem. Wenn wir von Europa aus diese Konstellation nicht auf lösen, dann ... Und ich sage bewusst nicht, USA-Problem. Bush ist das Problem. Vielleicht auch Dscheney, Powell, irgend Einer in dieser Ebene, ich weiß es nicht.

Tut mir leid, Leute, ich weiß, ich bin ein Spinner! Besser Ihr ignoriert meine Threads, oder noch besser, ich höre hier auf. Ich ziehe Euch nur runter auf mein tiefes seelisches Niveau. Und vielleicht ist ja Alles gar nicht wahr, ist Alles nur ein irrer Gag in meinem Kopf. Ich hoffe es. Momentan ist Alles so sinnlos. Ich weiß gar nicht warum ich derzeit so viel oder überhaupt schreibe. Es ist wie Sucht, ich liebe es nicht mehr, so wie früher. Manchmal hasse ich es. Genießt jeden Tag in Eurem Leben!

Liebe Grüße
Lothar

[ 16.05.2002, 23:16: Beitrag editiert von: buji ]

 

:confused: :susp:
Ich check das jetzt gar nicht so richtig ... wir haben uns jetzt um wirkliche Objektivität und distanzierte Überlegung bemüht. Fragen gestellt. Gute Fragen, finde ich. Aber wiederum verbarrikadierst Du Dich hinter der selben löchrigen Maske wie eh und je. Keine Antwort auf direkte Fragen. Keine Erklärungen zu Vermutungen.

Du bist zu optimistisch, wenn Du denkst oder Dir selber suggerierst, Du könntest uns mit dieser speziellen Weltsicht runterziehen (da sprech ich hoffentlich für alle). Das funktioniert nicht.

Du nennst da ein Datum, 4ter April 1999, Dein spezieller Corpus Knacksis, aber genau so könnte ich schreiben, der 18.7.1996 war mein Schicksalstag. Fertig. Gegackert hab ich, aber das Ei trotzdem nicht gelegt.

Entweder Du erklärst nun bald mal die Symbole Deiner Schreibe (25 Jahre, 68er, 4ter April 1999, das Grauen gesehen) oder Du wirst sicher bald nicht mehr für ernst genommen.

Wenn Du das willst, kann Dich eh niemand von abhalten. Nur Du.

Trotz allem fände ich es nett, wenn Du meinen Beitrag übers Kind beantworten würdest.

Weiterhin geduldig ...

Heiko

Ach so, ja ... Du solltest nicht so viel Selbstmitleid haben. Das schwächt auf Dauer.

[ 16.05.2002, 23:18: Beitrag editiert von: Morphin ]

 

Hallo buji,

Hallo Morphin,

an Morphin's Aussage ist etwas verdammt Wahres dran, die ich mit meinen Worten so bestätigen würde: starke Gefühle sind nur in ihrer Rarität von großer Wirkung. Je häufiger sie auftreten, desto mehr verlieren sie sich.

Ich meine damit, dass du Gefahr läufst, irgendwann nicht mehr Ernst genommen zu werden.
Das wäre genau der Effekt, der dich dann keinen Schritt weiterbringt.

Als erstes fände ich es schön, wenn du aufhörtest, laufend schwallartig Worte um dich herum aufzutürmen, denn je mehr du schreibst, desto mehr entfernst du dich. So geht es mir jedenfalls mit dir.
Man sagt eigentlich eher dem weiblichen Geschlecht nach, dass es ohne Punkt und Komma jeden in Grund und Boden reden kann. Sei bitte so freundlich und nehme deine weiblichen Anteile mehr zurück.
Zeige mir als Leserin, dass du mit meiner Zeit, die ich dir schenke, sorg- und sparsam und mit gebotener Achtung umgehst.

In deinen Texten und besonders in deinen Antworten kommt bei mir an, dass du dich vermutlich in tiefer Verzweiflung befindest. Du scheinst zu spüren, dass du dich durch das Schreiben nicht daraus befreien kannst.
Wenn ich richtig vermute, dann nimm bitte meinen Rat ernst, dass professionelle Hilfe durchaus für dich angebracht sein könnte. Nimm solche Hilfe in Anspruch, bitte.

Grüße elvira

[ 16.05.2002, 23:42: Beitrag editiert von: lakita ]

 

Da du einerseits darauf pochst, nicht nur anhand eines Textes bewertet werden zu wollen, andererseits dann mit diesem um die Ecke kommst, frage ich mich, warum du deinen eigenen Rat ( erkannt, dass die Geschichte keine ist und sowieso kaum was taugt, hast du ja schon ) nicht besser umsetzt - mit einem einfachen

Mein Rat: Gleich gar nicht erst lesen - schont die Nerven
kommst du nicht weit. Warum hast du sie bloß überhaupt gepostet?
Suchst du Anerkennung?

Für die ganz pingeligen Technikfreaks: Ich weiß natürlich, dass die Drohne in keinen Sturzflug übergeht, sondern das niedliche Bömbchen ferngesteuert in den Kasten gesetzt wird, aber es gefiel mir so gut. Und als Dichterling hat man halt so seine Freiheiten, also nicht neidisch sein und danke für das Verständnis.
Natürlich weißt du das. Auch in diesem Text glänzen deine dichterischen Fähigkeiten über alles Unwissen über die Dinge, die du beschreiben willst, hinweg.
Ich erblasse vor Neid.

[ 18-05-2002, 18:44: Beitrag editiert von: Paranova ]

 

Hi Morphin!

Deine Frage rund um meinen Sohn:

Du verstehst das total falsch! Nur weil ich manchmal über die negativen, oft gar bösen Dinge im Leben schreibe, darfst Du das nicht auf mich als Vater umlegen, oder vielleicht glauben, ich wäre im Leben so, wie ich (manchmal) schreibe. Es gibt ja auch die anderen Geschichten von mir, auch wenn ich derzeit fast in jede irgendeine Kritik einbaue, weil es eben zur Gesamtaussage meines Buchs dazu gehört.

Viele Menschen befassen sich mit ähnlich Negativem, ob jetzt privat oder beruflich. Da dürfte es dann keine Geschichtswissenschaftler (Holocaust) geben, die tief im vergangenen Bösen bohren, und die gleichzeitig Vater sind, keine Ärzte, keine Polizisten, usw. Die erleben ja auch nicht immer die schönsten Sachen. Als Hautarzt einen ganzen Tag Furunkeln ansehen, wird ja auf Dauer auch nicht zum Vergnügen. Und ich denke auch, selbst einem Frauenarzt hängen mit der Zeit die vielen Muschis zum Halse raus. Einem Gerichtsmediziner werden mit den Jahren die Leichen auch nicht mehr im Traum erscheinen, hoffe ich zumindest für ihn. Und auch als Bulle wird man härter, auch wenn es in Filmen oft anders rüber kommt.

Du darfst mir glauben, ich kann meine Türen verdammt gut zumachen. Job, Schreiben und Leben kommen mir nicht durcheinander, oder kaum, um ehrlich zu sein. Natürlich denke ich manchmal auch in anderen Situationen daran, aber grundsätzlich hat das Eine mit dem Anderen keinen (allzu großen) Wickel. Und ich bin ein ziemlich lustiger Hundesohn. Jetzt hätte ich fast Hurensohn geschrieben, aber das kriegt dann wieder ein Weichei hier in die falsche Kehle, haha.

Ich habe auch nicht das geringste Problem mit meinen Bildern, Träumen, die meine Geschichten prägen. Das war früher, als Jugendlicher vielleicht ein Mal anders (siehe die Geschichte "Der Junge oder Das Leben und ein Traum), ja, aber seit ich 20 bin, ist mir das Alles ziemlich wurscht, andererseits natürlich auch wieder nicht, sonst würde ich ja nicht darüber schreiben. Aber es belastet mich nicht (mehr). Es läuft, wie es laufen muss. Das Leben ist nun mal so und der Mensch braucht seine Geschichte, und die ist nun mal ein ewiges Auf und Ab. Sie könnte natürlich besser sein, sie ist ja auch beeinflussbar, aber manchmal sind eben die richtigen Dummen und richtigen Bösen, meist sind sie beides, an der Macht und der große Rest möchte einfach nur in Ruhe sein Leben genießen, will weiter schlafen, obwohl es höchste Zeit wäre, mal was zu sagen.

Ich schreibe das halt mit, vielleicht auch ein bisschen vor, mal sehen, aber es beeinflusst mein Leben abseits vom Autor-Sein nicht allzu sehr. Es ist mir wurscht! Wenn ich mich mit Danae unterhalte, versuche ich das so weit als möglich heraus zu halten. Es gelingt natürlich nicht immer. Zum Glück hat sie dafür Verständnis. Wenn ich mit meinem Sohn spiele oder was auch immer, dann denke ich (99 x von 100) nicht an den ganzen Scheiß auf dieser Welt, außer er bringt mich selber darauf, oder im Fernsehen oder sonstwo kommt was Bestimmtes vor und er will eine Auskunft.

Und da fällt mir jetzt eine schöne Geschichte dazu ein:

Es war im Winter, so um Mitte November 2001, als es so viel geschneit hat, und es dann (am übernächsten Tag) so eiskalt wurde. Ich baute mit Jimi am Tag nach dem Schneefall im Garten eine riesige Schneeburg, sicher an die 4 Meter lang und gut einen Meter breit, mit Höhlen, Zinnen, Straßen, Auffahrten, usw. Als ich früher klein war, gab es diese Indianerfiguren aus den Karl-May-Filmen von Linde-Kaffee. Die habe ich alle aufgehoben, eine Menge anderer Figuren, wie Reiter, Kühe, Wölfe, Bären usw. auch noch. Die stellten wir alle auf. (Wir spielen oft damit.) Sogar Kanonen, mittelalterliche Wurfmaschinen, und was weiß ich noch. Passt eigentlich alles gar nicht zusammen, aber was soll´s. Bei kleinen Kindern verschwimmen die Zeiten sowieso. Und wir spielten den ganzen Nachmittag lang, die Sonne schien wieder, es war echt schön. Auch die Oma hat mitgespielt und die rettende Kavallerie übernommen. Jimi war Old Shatterhand und Winnetou und die Apachen in einem. Ich war der böse Bandit Santers mit seiner Verbrecherbande.

Und dann, kurz bevor es dunkel wurde, machten wir noch eine Schneeballschlacht, während die Oma ein warmes Essen zubereitete. Jimi verschanzte sich hinter der Burg und meinte auf ein Mal: "Die Burg da ist die Tora-Bora. Ich bin die Taliban und du die Amerikaner, die angreifen. Aber du darfst nicht die Daisy-Cutter abwerfen, denn das ist unfair."

Ich dachte im ersten Moment, ich spinne. Das hatte er sicher nicht von mir, obwohl ich damals gerade schwer mit diesem Zeugs beschäftigt war, und wie schon gesagt, ich rede ja auch so kaum über meine Schreibe. Oma würde es nicht recht verstehen, mein Bruder interessiert sich null dafür. Danae eh schon wissen, und mit meiner Ex rede ich nicht viel. Und so war ich mir sicher, dass ich das neben ihm nie erwähnt hatte.

Ich war dann aber ein wenig gemein zu ihm und habe ihn mit Bällen nur so eingedeckt, so dass er seinen Kopf nicht mal richtig über die Burg heben konnte. So in der Art, bücken, ballen, werfen, bücken, ballen, werfen, .... so richtiges Schnellfeuer. Der Schnee war ja frisch, hielt ganz gut zusammen, ohne hart zu sein. Und das 2, 3 Minuten lang, keine Ahnung. Ich hatte dann am nächsten Tag einen richtigen Muskelkater im Hintern. Ich habe dabei fast den ganzen Vorplatz vor der Garage, sicher 2 Autogrößen, aufgebraucht. Und während der Knallerei sagte ich zu ihm, weil er so jammerte: "Siehst du, und so geht es den Taliban. Die bringen momentan auch ihre Köpfe kaum aus der Deckung raus, usw. Jimi sah hinterher, wie ein Schneemann aus, hat aber nicht geweint, oder was. Der Schnee war ja frisch und weich und ich hatte ja auch keine Zeit ihn fest zu drücken. Manche Bälle zerstoben sogar schon vor dem Ziel. Er bugerlte in einer richtigen Schneewolke. Als ich mich dann nicht mehr bücken konnte, habe ich ihn noch durch den ganzen Garten gejagt, so mit der Drohung, ich würde ihn jetzt mit Schnee einreiben, natürlich nur Spaß halber, habe es nicht getan, nur angedeutet. Aber als Vater kennst Du ja die Spielchen, wie man Kindern ein wenig Angst macht und sie gleichzeitig zum Lachen bringt. Das treibt das Adrenalin irre geil durch ihre Bahnen und natürlich auch durch die unseren.

Ich habe ihn dann hinterher beim Pasta-shutta (verdammt, wie schreibt man das?) gefragt, von wem er das mit den Taliban und der Daisy-Cutter hätte, und da meinte er, von der Schule. "... aber du darfst keine Daisy-Cutter abwerfen, denn das ist unfair!" "Unfair!!!" Und das von einem damals 9 1/2 Jährigen. Ist nicht schlecht, oder? Das ist "mein Sohn"!!! Und genau in diesem Sinne versuche ich ihn auch zu beeinflussen, wenn das irgendwie möglich ist. "Unfair!" Verdammt! Wir verschanzen uns samt unserem Wohlstand hinter einer riesigen Waffenmauer, leben wie die Maden im Speck, und der Rest der Welt kann uns am Arsch lecken, und wenn sie aufmucken, dann gibt´s eben eine über die Rübe. Verdammt, sag, dass es anders ist! Die meisten von uns sagen es, denken tun wir natürlich etwas anderes.

Und genau darüber schreibe ich auch, verdammt noch Mal, um Nichts Anderes. (Die Großen Buchstaben sind Absicht! Bin ich deshalb ein Aussätziger der Literatur?) Die Kinder begreifen es! Doch was ist mit den Erwachsenen? Unsere Welt wird leider (noch immer) von so einigen "Erwachsenen" regiert, und der Rest verfällt dem Schweigen. Und das betrifft nicht nur die Taliban und diese Daisy-Cutter, sondern einfach ALLES, was derzeit gerade anfängt, den Bach runter zu gehen!

Ich hoffe, Du hast verstanden, welche Anliegen ich habe, und Ihr Anderen auch. Wahrscheinlich bin ich zu sehr Kind geblieben.

Ich bekam vor einiger Zeit ein Mail von einem Leser. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Er schrieb, "ich wäre der Totengräber der 68er-Generation!" Puh, das saß. Dabei meinte er es nicht ein Mal negativ. Er war voll des Lobes. Er ist selbst Schriftsteller.

Ich habe dann lange darüber nachgedacht und kam zu diesem Ergebnis: Okay, dann bin ich halt "ein" Totengräber, jedenfalls nicht "der", das ist ein falsches Wort. Und "Totengräber" sein ist ein nützlicher Job. Irgendjemand muss das ja machen. Aber ich bin nicht schuld an der Leiche, damit habe ich nicht das Geringste zu tun, ich grabe sie ja nur ein, und damit kann ich leben, auch wenn manche Menschen den Totengräber mit ihrer geliebten Leiche am Liebsten gleich mit begraben würden. In dem Sinne waren auch manche Expressionisten Totengräber ihrer Zeit, und die liebe ich ja.

Also was soll´s? In diesem Sinne beste Grüße und entschuldige bitte meine verspätete Reaktion. Aber ist ja auch wieder wurscht.

Lothar.

[ 09.07.2002, 12:00: Beitrag editiert von: buji ]

 

buji, deine Vergleiche mit Erich Kästner / Nostradamus finde ich raffiniert.

Deiner Argumentation liegt also folgende Logik zugrunde:

1. Person A macht Voraussage X.
2. Person B, die großes Ansehen genießt, machte in der Vergangenheit Voraussage Y, die eintraf.
3. Also wird Voraussage X auch eintreffen.

Das ist sehr einleuchtend, hat mich überzeugt.

Gruß und Bussi,

Der mysteriöse ijub

 

Hi ijub, Neuer Meister der Satire! Wann darf ich Dein nächstes an mich gerichtetes Werklein erwarten? Ich freue mich schon darauf.

Ich weiß jetzt nicht, wo Du gelesen hast und WAS? Ist es eine der Nostradamus-Geschichten auf meiner Homepage? Dann musst Du weiter lesen! Es gibt ein paar aufklärende Links dazu. Die Geschichten selbst sind reine "Verarsche". Ich sage jetzt nicht mehr "Satire" dazu, denn hier in kg.de hat jemand behauptet, meine Satiren wären keine, und ich will mich ja nicht streiten. Also "Verarsche" in reinster Form! Sie ist so geschrieben, als würde ich an ihn glauben. Ich habe sie den Deutungen der Verse von Nostradamus gewidmet, die damals zum 11. September 2001 durchs Internet gegeistert sind, und habe versucht, die "gefälschten" Übersetzungen zu deuten. War reiner Spaß! Aber bei mir muss man immer Alles lesen, nicht mitten drin aufhören. Also fleißig den Links folgen und langsam lesen, damit auch Alles in die richtigen Kehlchen kommt. Sind aber an die 40, 50 Seiten, keine Ahnung, also unbedingt Zeit nehmen.

Wenn es sich um Erich Kästners Gedicht zum Weltuntergang handelt, dann findest Du meine Erklärung zu seiner sich selbst gestellten Frage des "Wann" unter dem Gedicht.

Das Problem der Krankheit der Schnellleserei habe ich übrigens auch in einem anderen Thread von mir gerade wieder entdeckt. Manche Leute beklagen sich, dass ich ihnen vorwerfe, sie würden mich nicht verstehen. Dann lesen sie ein bestimmtes Wort, das ich ja extra für diese Personen hin geschrieben habe, kriegen einen Koller, verlieren Konzentration und Zeit, überfliegen noch schnell den Rest der Geschichte und auf geht´s zur Kritik. Sie setzen sich an den PC, heiß bis zu den Ohren, und formulieren eine saftige Kritik. Und ich muss dann wieder sagen: Du verstehst mich nicht. Eine Katastrophe, dieses Intellektuellentum, das so von sich überzeugt ist, Dinge zu verstehen, ohne sie gelesen zu haben. Aber dieses Missverstehen zieht sich ja über die ganze Welt. Und immer dann, wenn sich die Zeiten zuspitzen, dann vermehren sich auch diese Missverständnisse. Jeder will Alles noch schneller erledigen. Und genau diese Krankheit, dieses Missverstehen ist bei mir Hauptinhalt meiner Geschichten. Ich arbeite damit, ohne jetzt aber explizit danach zu suchen. Irgendwie ergeben sich diese Dinge immer wie von selbst. Zu jeder Geschichte fällt mir so etwas ein.

Vor Kurzem nannte mich Jemand "den Totengräber der 68er-Generation". Okay, dann bin ich eben ein Totengräber, ist ein wichtiger Job. Aber als solcher kann ich nun mal nichts für die Leiche. Einige der Hinterbliebenen führen sich so auf, als wäre ich der Mörder, nur weil ich sie unter die Erde bringe, bevor sie ganz auseinander fällt. Und sie stinkt ja schon gewaltig. Ich kann nur noch mit Sauerstoffmaske arbeiten. Und nach jedem Versuch brauche ich ein Schlückchen Whiskey.

Cheers! Und auf Deine nächste Geschichte, lieber ijub!
Lothar,
das zarte Bujerl auf die Welt von Heute

[ 09.07.2002, 09:24: Beitrag editiert von: buji ]

 

Buji, das mit dem Totengräber der 68er und der Leiche schreibst du jetzt mindestens zum dritten Mal hier ins Forum, unter anderem gerade zwei Beiträge über deinem letzten Posting.
Würdest du bitte aufhören, dich ständig zu wiederholen? Besonders wenn es überhaupt nichts mit dem Thema zu tun hat?
Das ist Platzverschwendung.
Und ich will jetzt keine zehn Seiten Text über den 11. September als Antwort, buji. Hör einfach auf, immer dasselbe zu schreiben.

[ 09.07.2002, 13:38: Beitrag editiert von: Ben Jockisch ]

 

ijub: auch wenn Deine Beiträge recht unterhaltsam sind und obwohl Buji hier mehrere nervt, kann ich es nicht gut heißen, dass Du Deinen Nick aus seinem Nick generiert hast und scheinbar nur hier bist, um ihn zu verarschen. Unterlasse das bitte und melde Dich neu an.

 

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