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Der lachende Mönch

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30.05.2018
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Der lachende Mönch

Von Zeit zu Zeit besuche ich meinen Freund Roger Peterson. Beide haben wir an derselben Schule unseren Abschluss gemacht und anstatt, dass sich, wie bei ehemaligen Klassenkollegen üblich, unsere Beziehung aus einem Berg-und-Tal-reichem Verhältnis in eine steppenartige Bekanntschaft entwickelte, ist aus unserer damals leicht hügeligen Kameradschaft eine, mittlerweile doch felsenfeste Freundschaft erwachsen. Das hat einige Gründe. Wir haben viele Gemeinsamkeiten und in vielen Punkten unterscheiden wir uns. Aber darum soll es nicht gehen.
Roger hat eine Tochter, die Varish heißt und sich am besten durch ihre zwei hervorstechenden Eigenschaften beschreiben lässt: Zum einen ist sie eine furchtbar schlechte Tischtennisspielerin, was aber ihrer ungezügelten Freude, die sie an diesem Sport hat, keinen Abzug tut. Egal wie oft ich sie besiege, lachend fordert sie immer wieder eine weitere Partie und langt nach dem Ball, um ihn erneut gegen das Netz, die Wand oder ihren Gegenspieler zu schmettern. Die Platte trifft sie so gut wie nie. „Nicht schon wieder.“, pflegen wir beide zu sagen, wenn sie den Ball mal wieder verhauen hat und er in irgendeiner Ecke verschwunden ist, mit dem Unterschied, dass ich frustriert dreinschaue, sie aber dabei strahlt. Neben ihrer Leidenschaft für Tischtennis ist Varisah außerdem eine begnadete Geschichtenerzählerin. In diesem Fall ist ihr Enthusiasmus allerdings gerechtfertigt. Das Mädchen hat wirklich Talent. Man kann ihr sehr genau ansehen, wenn sie nach einer Formulierung sucht, einen Gedanken anhand von Wörtern und Sätzen aufbauen möchte. Ihr Blick verschwindet weit weg in ihrem Inneren und sie lächelt stumm. Dann muss man etwas Zeit vergehen lassen, bis irgendetwas heraus gelaufen kommt, aber es kommt immer, irgendwann. Sie schäumt nicht über, aber sie spuckt aus, manchmal auch fließend, aber meistens muss sie lange danach greifen, bis sie es gepackt hat. Zeit verbringen mit Varisah heißt also vor allem Warten, sei es auf Bälle oder auf Sätze.
Ich habe es, glücklicherweise, inzwischen geschafft, während meiner Besuche den Fokus unserer Aktivitäten weg vom Tischtennisspielen hin zu den Geschichten zu legen. Es tut mir immer noch ein wenig leid, wenn ich sage, dass ich eine kurze Pause brauche, von der ich dann meistens nicht zur Platte zurückkomme, während Varisah noch bebend dasteht und ungeschickt mit Ball und Kelle hantiert. Aber anstatt zu zocken, machen wir inzwischen etwas anderes. Bin ich zu Besuch, was sich übrigens nie kürzer als zwei Nächte hinstreckt, gibt es immer einen Abend, der für mich und das Mädchen reserviert ist. Roger murmelt dann immer etwas von wegen Arbeit und nicht selten finden wir ihn irgendwo im Haus schlafend, nachdem wir fertig sind.
Unser „Ritual“, denn so kann man es inzwischen nennen, läuft wie folgt ab: An den Abenden erzählt einer von uns (oder eine, falls es Varisah betrifft), der anderen (oder dem anderen, falls es mich betrifft) eine Geschichte. Der Zuhörer (oder die Zuhörerin) muss daraufhin erraten, ob die Geschichte wahr oder erfunden ist. Wird falsch geraten, kann die erzählende Person das Thema der Geschichte, die als nächstes von der zuhörenden Person erzählt wird, weitläufig bestimmen. Wird richtig geraten, darf die nächste Geschichte ganz frei gewählt werden, was es der Erzählerin bzw. dem Erzähler etwas erleichtert, eine Geschichte zu wählen, die das Raten erschwert. Geschichten werden nur als wahr klassifiziert, wenn sie vollständig wahrhaftig sind. Halb-fiktionale und halb-faktionale Erzählungen gelten für uns als erfunden. Auch fiktionale Ausschmückungen transformieren ein tatsächliches Ereignis in eine erfundene Story. Erlaubt sind Vermutungen, doch müssen diese klar als solche gekennzeichnet und von den realen nachweisbaren Objekten getrennt sein. Zu einer wahren Geschichte gehören ausschließlich tatsächlich stattgefundene Ereignisse. Wichtig ist also die Nachvollziehbarkeit, die entsprechenden Informationen sind daher mitzuliefern und müssen, nachdem geraten wurde, einsehbar sein.
Bin ich mit Raten an der Reihe, stehe ich regelmäßig vor dem Dilemma, nicht zu wissen, in welche Kategorie Varisahs Geschichten einzuordnen sind. Sie unterlässt Übertreibungen, bleibt mit ihrer chronisch leicht heiseren Stimme stets auf dem Boden der Tatsachen – ob real oder fiktiv – und verzieht nur dann eine Miene, wenn es angebracht ist. Erzählt sie eine wahre Geschichte, sucht sie sich immer Ereignisse heraus, die eine Erfindung nicht unwahrscheinlich erscheinen lassen. In ihren erfundenen Geschichten wahrt sie den sachlichen Ton und beschreibt die ihrem Kopf entlaufenen Phantasien so sachlich, dass ich mich immer wieder täuschen lasse und daneben tippe. Der einzige Anhaltspunkt, der mir oft nur noch bleibt ist mein Wissen darüber, dass sie lieber Geschichten erfindet, als wahre Begebenheiten zu erzählen. Oft greife ich in meiner völligen Ahnungslosigkeit auf die Wahrscheinlichkeit zurück.

Mein letzter Besuch bei Roger und Varisah war in diesem Frühjahr. Kurz bevor ich ankam, waren beide aus Thailand zurückgekommen, wo Roger für ein halbes Jahr ein Sprachprojekt geleitet hatte, während Varisah eine deutsche Schule in Bangkok besuchte. In vielen Reiseführern wird Thailand das Land des Lächelns genannt und zumindest an diesem Abend schien mir die Bezeichnung bestätigt. Nach ihrem 6-monatigen Aufenthalt grinsten mich beide pausenlos an, so dass ich irgendwann selber nicht mehr konnte und anfing, bei jeder Gelegenheit laut los zu lachen. Selbst als Varisah sich an ihrem Glas Rotwein verschluckte – sie hatte beim Trinken vergessen, mit dem Lachen aufzuhören – und mit dem Stuhl umkippte, brüllte ich vor Lachen, während ich ihr, auf den Rücken klopfend, aufhalf. Varisah war bei dem Besuch 13 Jahre alt.
Irgendwann stand Roger auf und meinte, er habe noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Das sei okay, erwiderte Varisah, die inzwischen wieder auf ihrem Stuhl saß, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Wir auch.
Wir gingen rüber ins Wohnzimmer und Varisah holte schnell ein paar bekritzelte Blätter aus ihrem Zimmer. Das letzte Mal hatte ich eine Geschichte erzählt, welche allerdings schnell und ohne viele Federn zu lesen als erdacht erkannt und mir die Gelegenheit, ihren Rahmen einzuengen, entzogen worden war. Ich hatte also mal wieder keinen Anhaltspunkt, fand mich in einem leeren Raum wieder in dem schon bald Varisah aufrecht vor mir stand und mich listig ansah. Ich nahm auf einem Sessel Platz und schaute sie wiederum gespannt an.
Sie habe sich eine Handvoll Notizen gemacht, wolle aber, wie gewohnt, frei sprechen. Ich nickte. In den letzten beiden Monaten in Thailand habe sie Zeit gehabt, für diese Geschichte ein wenig zu recherchieren und mit den Leuten zu sprechen. Ich konnte mir daraus keinen Anhaltspunkt machen. Es mochte die Wahrheit sein, es mochte ein psychologischer Trick sein. Sie machte das immer, bevor sie ihre Geschichten begann.

„Kennst du die Geschichte vom Mönch Pra Hu-ra-wu schon?“, fragte Varisah rhetorisch. Routiniert schüttelte ich den Kopf.
„Also pass' auf! In der Nähe von Rat Burapharam, das ist ein kleines Städtchen in Nordthailand, dort befindet sich Wat sa wai nam. Wat ist die thailändische Bezeichnung für Tempel. Tempel kann man sich so vorstellen wie ein Kloster hierzulande. Dieser Tempel hat etwas, was viele andere Tempel nicht haben. Er ist nicht der einzige damit, mit Sicherheit nicht. Aber die Anzahl von thailändischen Tempeln, die es haben, ist ziemlich gering. Der Besitz eines solchen ist also schon ein besonderes Merkmal. Auf dem Grundstück des Wat sa wai nam, das übrigens ziemlich weitläufig ist, befindet sich ein Swimming-Pool. Ein Swimming-Pool ist jetzt in erster Linie nichts besonderes. Massenweise gibt es die in Thailand. Aber dass du einen Mönch oder eine Nonne ein öffentliches Schwimmbecken betreten siehst, das kommt selten vor, wenn nicht sogar nie. Jetzt gehört besagter Swimming-Pool nicht zu den öffentlichen. Es ist ein privates Schwimmbecken auf privatem Gelände. Auch, wenn das private Gelände so gut wie immer für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Was allerdings nicht für den Swimming-Pool gilt. Der ist den Angehörigen der Tempelgemeinde reserviert, also Novizen und Mönchen. Und den Pilgern und Besuchern und wer sonst noch alles in dem Tempel verkehrt. Trotzdem habe ich die Mönche während meines Aufenthaltes so gut wie gar nicht das Schwimmbecken betreten sehn. Einer der Mönche hat mir mal erzählt, dass die da schon reingehen, aber nicht tagsüber, höchstens hüpfen die Abends oder früh morgens mal ins Wasser, wenn noch keine Besucher da sind. Das ist denen sonst, glaub ich, einfach unangenehm. Trotzdem bleibt der Swimming-Pool tagsüber nicht ungenutzt.
Im Tempel gibt’s nämlich noch eine weitere Besonderheit. Ein wesentlicher Bestandteil des Tempel-Komplexes besteht aus einer Novizenschule. Auf den ersten Blick keine Besonderheit. In Thailand ist es immerhin Tradition, die Kinder, also vor allem die Jungs, in einen Tempel zu schicken, damit sie da von den Mönchen ausgebildet werden. Dek Wat heißt das auf Thailändisch, auf Deutsch etwa Tempelkind. Klar gab es auch schon früher Schulen, aber bloß für die Elite, also Regierungs-, Adels-, Diplomatenfamilien. Und natürlich für die Königsfamilie. Eine gesetzliche Schulpflicht gibt es erst seit 1921, also noch echt nicht lange, und dann hat es auch noch mal ewig gedauert, bis sie sich in allen Schichten durchgesetzt hat. Heute kann aber jedes Kind auf eine staatliche Schule. Das Mönchstraining ist also stark zurück gegangen, aber trotzdem noch nicht vollkommen verschwunden. Diese Novizenschule im Wat sa wai nam ist jetzt eine der letzten großen Novizenschulen. Groß, weil es da bis zu dreihundert Novizen gibt, die einen sehr alltäglichen Schulgang erleben. Also Alltag im Sinne eines Schulalltages im Tempel. Sie haben die gleichen Fächer wie die Kids an staatlichen Schulen, mit leichter Bevorzugung des Reli-Unterrichts. Und sie werden halt Mönche, wenn sie fertig sind. Mönche, die, neben einer umfangreichen Ausbildung des Geistes, mathematische Gleichungen lösen, Obama-Reden auf youtube verstehen und im besten Fall kleine 2D-Games programmieren können. Die Lehrer sind immer studierte Lehrer, entweder Absolventen derselben Schule oder aber ehemalige normale Lehrer, die an normalen Schulen unterrichtet haben, bis sie gemerkt haben, dass sie eigentlich in den Tempel gehören.
So wurde mir beispielsweise von vielen Novizen und auch Lehrern die Story von Jerry aus Amerika erzählt. Er war während seines Studiums in den Staaten Buddhist geworden und wollte jetzt den wahren Buddhismus, so nannte er ihn, erleben. Die Bezeichnung „der wahre Buddhismus“ hat im Tempel ganz schön Eindruck gemacht. Ich habs von mehreren Leuten gehört, und immer, wenn sie ihn benutzten, breiteten sie ihre Arme aus und lachten dabei. Jerry jedenfalls arbeitete natürlich als Englischlehrer. Seine Fähigkeiten, die Sprache zu benutzen, ist ihm da von keinem abgesprochen worden. Seine Fähigkeiten, die Sprache zu übermitteln war allerdings, zumindest nach dem Abt des Tempels, diskutabel. Jerry war halt kein ausgebildeter Pädagoge. Er war In erster Linie Muttersprachler und erschien daher erstmal allen als die beste Person für den Job. Jetzt war Jerry aber leider weniger daran interessiert, seine Schüler in Englisch zur Erleuchtung zu bringen, als an seiner eigenen zu arbeiten. Daraus hat der auch kein Geheimnis gemacht, als er noch im Tempel arbeitete. Er wolle den Buddhismus praktizieren, und nicht vor den Novizen den Hampelmann spielen, soll er einmal gesagt haben, worauf ihn die Mönche, ganz nach ihrer Art, angelächelt haben. Daraufhin haben die gesagt, dass das eine das andere nicht ausschließe und, dass es vielleicht überhaupt nicht zwei verschiedene Dinge seien. Ob Jerry inzwischen erleuchtet ist, weiß ich nicht. Kann sein, dass er deswegen irgendwann den Tempel gewechselt hat. Jedenfalls war er schon länger nicht mehr da, als ich den Tempel besucht habe.
Jemand, der aber oft da war und den ich auch oft getroffen habe, war der Sportlehrer, Name: Loang Pi-Söja. Ihn hab ich besonders gemocht. Er hat da auch eine ganz besondere Aufgabe. Klar, in erster Linie muss er die Novizen physisch fordern damit die bei ihrer ganzen Geistesarbeit nicht komplett durchdrehen, also wie an den staatlichen Schulen. Klingt ja erstmal nicht besonders, sowas machen Sportlehrer halt. Dass er einer war, konnte man übrigens auch immer sehr genau erkennen. Zwei, drei Jahre vor meiner Ankunft hatte er seine ersten zwölf Jahre im Tempel hinter sich. Sehr wichtig im thailändischen Mönchstum. Anlässlich der Feierlichkeiten hatten die Novizen ihm ein Mönchstum geschenkt, auf dem ziemlich genau auf der Höhe seines Arsches physical educaion zu lesen war. Pi-Söja soll sehr darüber gelacht haben, er durfte es aber nicht tragen, woraufhin er von den Novizen eine pinke Kappe mit der gleichen Aufschrift bekommen hat. Die Kappe war sein Markenzeichen. Ich habe ihn eigentlich nie ohne diese Kappe gesehen.
Jedenfalls ist seine Aufgabe im Tempel deshalb so besonders, um nichts zu sagen besonders wichtig, weil die Tempelgemeinde natürlich Novizen mit einem bestimmten Fitnessgrad benötigt. Schließlich müssen sie nach der Unterrichtszeit noch für Tempelarbeiten zu gebrauchen sein. Zu tun gibt es immer was, die Novizen halten die Gärten am laufen, bauen Gebäude und reißen welche ab, helfen in den Küchen aus oder kümmern sich um die Hühner und Wasserbüffel. So einen Tag hältst du nicht lange durch, wenn du träge bist. Daher der Sportunterricht. Und zwar einen sehr gezielten Sportunterricht. Außerdem gibt es noch einen weiteren Grund. Ein Tempel ist schließlich in erster Linie ein Ort der Ruhe und des Friedens. Der Geist der Mönche soll frei sein von weltlichen Sorgen aber auch vom Lärm, der bei dreihundert jungen Menschen nun mal entsteht. Durch den sehr gezielt bereiteten Sportunterricht wird, im Zusammenhang mit der gemeinsamen Meditation, die, zumindest in der Gemeinschaft, fünf Mal am Tag auf dem Plan steht, eine natürliche Ausgeglichenheit bei den Novizen geschaffen. Klar, es herrscht beständige Geschäftigkeit, doch soll diese und wird auch meistens bewusst, achtsam und daher ruhig und beherrscht ausgeführt.
Loang Pi-Söja steht jetzt für seine Aufgabe, die Novizen zu bändigen, das ganze Becken zur Verfügung. Und der weiß das zu nutzen. Kolonnenweise schickt er die Schüler durchs Wasser, lässt sie Beckenränder jagen und den Beckenboden befühlen. Bruststil, Rückenschwimmen, Freistil, Tauchübungen, und natürlich als Krönung: butterfly. Butterfly zu schwimmen ist da in der Schule nicht bloß eine Lernaufgabe, die du hinkriegen musst. Novizen, die den butterfly am besten können, sind die kings unter den Schülern. Die werden von allen bewundert. Ich konnte einmal dabei sein, wenn eine Klasse bei Pi-Söja zum ersten Mal butterfly auf dem Plan stehen hatte. Das war ein Spektakel. Für die ersten Versuche von den Novizen gibt der dann bestimmte Namen. Je nachdem, wie das aussieht, was du machst. Nasser Hund ist einer, ertrunkener Alligator oder planschende Schlange. Das hört sich jetzt auf Deutsch etwas blöd an, auf Thai geht dir das aber von der Zunge wie nix. Wenn sich einer der Schüler dann zum ersten Mal am butterfly probiert hat, schaut die ganze Masse von zuschauenden Novizen zu Pi-Söja und der sagt dann zum Beispiel plantschende Schlange und alle fangen an zu grölen oder kreischen und lachen einfach los. Die gehen da richtig ab. Die Erstversuche der Novizen am butterfly sind besondere Ereignisse, an denen auch viele der Lehrer teilhaben. Sinnbildung kann man dazu schon fast sagen. Sinnbildung für die Mönchsgemeinschaft, vom Novizen über die Lehrer bis hin zum Leiter des Tempels. Zu dem Leiter, der schon von mir erwähnte Mönch Pra Hu-ra-wu. Zu dem komm ich jetzt.
Einer der Mönche, die mir etwas über ihn erzählten, nannte ihn immer the master of the monks. Ich nenne ihn der Einfachhalt halber jetzt einfach den Abt. Also der Abt, legendäre Gestalt, nicht nur in dem Tempel oder im Dorf. Das ging weit über die Dorfgrenzen hinaus. Es gibt sogar einen deutschen Wikipedia-Artikel über ihn. Man hat immer so eine Art Ehrfurcht mitschwingen gehört, wenn mir Leute von ihm erzählt haben. Jetzt ist der Abt, ich selber habe ihn nur einmal kurz gesprochen, nicht so, wie man sich die buddhistischen Mönche vorstellt. Also freundlich, gut gelaunt, friedlich, beruhigend etc. Nein, was mir vor allem an ihm aufgefallen ist, und was mir auch viele der Schüler so beschrieben haben, war Strenge. Die Ehrfurcht vor ihm rührt mit Sicherheit in Teilen auch daher, dass er es der Erleuchtung wie kein Anderer in diesem Tempel näher gebracht hat und unzählige Sachen über den Buddhismus geschrieben hat, aber als Mensch ist er vor allem streng. Nicht bösartig streng, sondern eher im Sinne einer ambitionierten Gutmütigkeit gegenüber allen anderen.
Durch ihn gibt es zum Beispiel die Hong Hu-ra-wu, auf Deutsch Hu-ra-wu-Räume. Das sind kleine Baracken, wie Zellen, in die er regelmäßig Novizen steckt, die gegen die Regeln des Tempels verstoßen haben. Er geht dabei natürlich immer sehr genau vor. Also im Regelfall weiß ein Novize, in welcher Weise und für wie lange ihm ein Aufenthalt im Hong Hu-ra-wu blüht, wenn er irgend etwas angestellt hat und erwischt wurde. Trotzdem sind das, nach Meinung der anderen Pädagogen des Tempels, einfach veraltete Maßnahmen. Die halten alle nichts von seiner Methode. Die reden lieber und vermitteln anstatt zu sanktionieren. Nur ist er halt der Abt, und noch haben sich die anderen nach ihm zu richten. Und er glaubt nicht daran, mit Gesprächen alles zu lösen. Jungens sind halt Jungens, soll er dann immer sagen, bevor er die Missetäter in der Zelle wegsperrt. Natürlich glaubt er an Gespräche, er ist ein großer Redner und hat was weiß ich schon alles mit seinen Reden auslösen oder aus der Welt schaffen können. Aber Jungens sind halt Jungens.
Dieser Abt hat also, trotz der ganzen Ehrfurcht, die er verursacht, nicht alle Schüler auf seiner Seite. Dem Großteil der Schülerschaft, wenn nicht sogar allen, wird die Stellung des Abtes, die er im thailändischen Buddhismus ausfüllte, bekannt gewesen sein. Auch, wenn sie die Bedeutung seiner Stellung ganz sicher auch nicht annähernd erkennen, sie kennen sie. Auf der anderen Seite sind es aber eben auch einfach Schüler, um nicht zu sagen Jungens. Jungens, die die Routen, auf denen der Abt täglich spazieren geht, ebenfalls sehr genau kennen. Und eine dieser Routen, auf denen der Abt morgens zu wandeln pflegt, führt sehr nah an dem Schwimmbecken vorbei. Ich habe ihn selbst mehrere Male seinen Morgenspaziergang dort verrichten sehn. Jedenfalls ist in dem letzten Monat, den ich da war, folgendes passiert: Zwei der Schüler aus den älteren Klassen sind noch vor der Morgenmeditation aufgestanden. Im Tempel weiß man, dass der Abt schon um diese Zeit seinen ersten Spaziergang durchführt, wenn noch alles ruhig ist und keine anderen Menschen unterwegs sind. Es war also noch dunkel, als sich die beiden aus den Schlafkammern raus geschlichen haben. In der Nähe vom Schwimmbecken gibt es ein paar angelegte Hecken, die den Garten abgrenzen. Auf der einen Längsseite wird es hügelig, da führen die Wege zu den Baracken der Mönche, aber auch zu der Küche und den Essräumen, die noch etwas höher liegen. Auf der anderen Längsseite ist ein großes Stück flache Wiese, auf dem manchmal Fußball gespielt wird. Die Gärten befinden sich auf der einen Kopfseite des Beckens, die Wege aus den Baracken führen auch an ihnen vorbei und kommen dann irgendwann an der großen Meditationshalle an. Der Abt kommt also jeden Morgen die Hügel herunter, am Schwimmbecken und den Gärten vorbei und läuft dann weiter zur Meditationshalle. Jeder im Tempel weiß das. Nur, an diesem Tag lief es ein bisschen anders. Als er nämlich die Hügel herunter gekommen war, ernst, feierlich, von der Pflicht und der Ruhe erfüllt, sieht er auf einmal einen Novizen am Beckenrand stehen. Der Abt lässt sich nicht beirren, geht die Längsseite entlang, nähert sich immer weiter dem Novizen, der reagiert aber nicht auf ihn. Also bleibt er doch stehen, wendet sich nur etwas vom Weg ab in Richtung Novize. Dieser verneigt sich natürlich schnell und ehrfürchtig mit den Handflächen über dem Kopf beieinander. Der Abt dreht sich wieder zurück, ist immer noch mit dem Rücken zur Hecke gerichtet und ZACK, wird vom anderen Novizen sanft aber bestimmt ins Becken gestoßen. Für die Novizen war es dann nur ein kurzer Spaß, sie haben mir im Nachhinein erzählt, wie geschockt sie auf einmal von ihrer eigenen Tat gewesen sind. Der Abt tauchte natürlich unter, aber bald danach wieder auf. Und? Weißt du, was er gemacht hat?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Er hat gelacht! Gelacht hat er. Klar, er wird sicher auch erst kurz nach Luft geschnappt haben müssen, er war ja selber geschockt. Das weiß ich jetzt nicht so genau, aber sobald er die Situation gecheckt hatte, hat er gelacht. Laut, befreiend, irgendwo aus dem Innern heraus.“
Es entstand eine kurze Pause, in der mich Varisah unentwegt anschaute, ich selber sah bald irgendwo anders hin und ließ die Situation noch auf mich wirken. Die Szene vom strengen Mönch, der erst Arme fuchtelnd ins Wasser stürzte, vielleicht noch einen Schreckensschrei ausstieß und danach wieder aufkam und herzlich lachte, spielte sich gerade lebhaft in meinem Kopf ab.
„So, das wars.“, sagte Varisah zufrieden. „Und? Erfunden oder real? Was sagst du?“

Tja, erfunden oder real? Was habe ich gesagt? Mit einer detaillierten Darstellung meines Denkprozesses, meiner Abwägung von Argumenten, einer Hinführung auf meine letztlich gegebene Antwort, und Varisahs Auflösung als Krönung, ließe sich diese Geschichte sicherlich gut beschließen. Aber darauf verzichte ich. So viel will ich sagen, ich lag wieder mal daneben. Varisah konnte sich, wie so oft, eine Vorgabe für meine nächste Geschichte ausdenken. Allerdings handelt es sich diesmal um eine vergleichsweise humane Einschränkung. Um den Islam soll es gehen, weitläufig, versteht sich. Ja, und zum Islam...Zum Islam wird mir schon was einfallen.

 

Hallo Ehrenfels,

ich bin selbst ein Neuling in diesem Forum und maße mir deshalb keinen Willkommensgruß und auch keine tiefer gehende Analyse Deines Textes an. Aber einen Leseeindruck möchte ich doch hierlassen:

Du verstehst es zu formulieren, keine Frage. Außerdem deutest Du eine Knaller-Story an, die da aus einem für uns Westeuropäer immer noch exotischen Land mitgebracht wird. Und dann hören sich Varisahs Erzählungen an wie Wikipedia-Einträge. Ich fand sie so langatmig, dass ich zur Mitte hin Teile übersprungen habe, um endlich zum Kern der Geschichte vorzudringen. Du hast mich neugierig gemacht, aber dann kam nur ein seichter Platsch ins Wasser.

Nix für ungut, nur mein Eindruck. Wollte nicht einfach kommentarlos wieder gehen. Die Idee ist gut, vielleicht kannst Du das Ganze straffen und spannender machen. Aber bevor der Blinde anfängt, den Tauben zu führen, mache ich lieber Platz für den Ältestenrat.

Viele Grüße, Daniela

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ehrenfels,

Dinge, die mir an deiner Geschichte am Besten gefallen haben:
- Die Tatsache, dass wir nicht erfahren, was der Protagonist geraten hat
- Die "Geschichte in der Geschichte" Erzählstruktur
- Der Einblick in die Thailändische Kultur
- Dass der Protagonist und Varisah ganz unterschiedliche Erzählstimmen haben (das finde ich sehr gelungen)

Was mir nicht so gut gefallen hat:
- Insgesamt würde ich vorschlagen, die Geschichte um eine Ecke zu kürzen. Viele Details, auf die du eingehst, haben nicht wirklich etwas mit dem Kern deiner Geschichte zu tun (der lange Absatz über das Tischtennisspielen zum Beispiel, das danach gar keine Rolle mehr spielt). Das lässt die Geschichte langatmig wirken

Noch ein paar ganz konkrete Anmerkungen:

einem Berg-und-Tal-reichem Verhältnis
einem Berg-und-Tal-reichen Verhältnis

Wir haben viele Gemeinsamkeiten und in vielen Punkten unterscheiden wir uns. Aber darum soll es nicht gehen.
Hier habe ich mich gefragt, warum du es dann dann so ausführlich beschrieben hast. Der erste Absatz behandelt ja die Beziehung zwischen dem Protagonisten und seinem Freund Roger. Darum geht es am Ende dann aber in der Geschichte nicht wirklich, Roger ist ja nur der Grund, warum er die eigentlich viel interessantere Person (Rogers Tochter) kennt. Vor allem in einer Kurzgeschichte finde ich es etwas verwirrend, wenn es mit etwas losgeht, das dann eigentlich gar nicht so relevant für den Rest der Geschichte ist. Meiner Meinung nach könntest du den ersten Absatz auf den ersten Satz zusammenkürzen:

Von Zeit zu Zeit besuche ich meinen Freund Roger Peterson.
Und dann mit der Beschreibung seiner Tochter weitermachen.

Zeit verbringen mit Varisah heißt also vor allem Warten, sei es auf Bälle oder auf Sätze.
Das ist mein Lieblingssatz in deiner Geschichte. Ich hatte mich gefragt, was denn nun Tischtennis und Geschichten miteinander zu tun haben, und dieser Satz verbindet beides wunderbar.

Sie schäumt nicht über, aber sie spuckt aus, manchmal auch fließend, aber meistens muss sie lange danach greifen, bis sie es gepackt hat.
Erst werden die Geschichten wie etwas flüssiges beschrieben, dann greift sie danach, dass passt nicht so richtig zusammen.

„Kennst du die Geschichte vom Mönch Pra Hu-ra-wu schon?“, fragte Varisah rhetorisch. Routiniert schüttelte ich den Kopf.
Ich finde die "Geschichte in der Geschichte" Idee interessant, und sie erinnert mich natürlich an 1001 Nacht. Aber da diese Geschichte und das Erraten, ob sie erfunden ist oder nicht, ja der Kern deiner Kurzgeschichte ist, frage ich mich, ob du wirklich so viele Details in deiner Rahmengeschichte brauchst. Ich denke du könntest die Rahmengeschichte etwas kürzen und schneller zu der "Geschichte in der Geschichte" kommen.

Viele lieben Dank für's Teilen,
<3 Maria

 

Nelles MariaSteffens,

vielen Dank für eure Eindrücke! Zu langwierig, schreibt ihr beide. Dass die Geschichte insgesamt einfach langweilig sein könnte oder zumindest langweilige Strecken drinne hat, war auch meine stärkste Befürchtung. Gut, dass das jetzt bestätigt wurde!

Daniela, was du mit dem Wikipedia-Verweis meinst, verstehe ich nicht ganz. Kannst du das noch mal genauer beschreiben? Ich nehme übrigens von allen Tips an, von Tauben, Amseln usw. Also schieß los!

Grüße
Ehrenfels

 

Hi Ehrenfels,


es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber ich habe diese Geschichte nicht zu Ende gelesen. Und ich weiß, dass es irgendwo unverschämt ist, dann trotzdem etwas zu schreiben, aber ich will zumindest erklären, warum ich abgebrochen habe.

Mir war sie ehrlich gesagt zu trocken und zu langatmig. Deinen Stil finde ich durchaus reizvoll und deine ausgefuchsen Formulierungen sind schon interessant, aber auf Dauer hat mich das etwas ermüdet. Du beschreibst die Szenerie extrem detailliert und penibel, was letztlich dazu führt, dass in viel Text sehr wenig passiert. Es muss natürlich nicht immer krachbummpeng auf die Zwölf sein und ich schätze durchaus auch ein gemächliches Tempo, aber das war mir zu viel Gemach.
Das Tischtennismatch ist so ein Beispiel. Es ist gut zu wissen, dass das Mädel nicht spielen kann, spielt später aber (zumindest soweit ich gelesen habe - wenn da später noch was kommmt, gilt das Beispiel natürlich nicht) keine Rolle.

Aber anstatt zu zocken, machen wir inzwischen etwas anderes.
"zocken" verbinde ich eher mit Roulettepokerplaystationpferdewetten, als mit einer gepflegten Partie Tischtennis ;)
Roger murmelt dann immer etwas von wegen Arbeit und nicht selten finden wir ihn irgendwo im Haus schlafend, nachdem wir fertig sind.
Fertig womit?
An den Abenden erzählt einer von uns (oder eine, falls es Varisah betrifft), der anderen (oder dem anderen, falls es mich betrifft) eine Geschichte. Der Zuhörer (oder die Zuhörerin) muss daraufhin erraten, ob die Geschichte wahr oder erfunden ist. Wird falsch geraten, kann die erzählende Person das Thema der Geschichte, die als nächstes von der zuhörenden Person erzählt wird, weitläufig bestimmen.
(...) der mir oft nur noch bleibt ist mein Wissen darüber, dass sie lieber Geschichten erfindet, als wahre Begebenheiten zu erzählen. Oft greife ich in meiner völligen Ahnungslosigkeit auf die Wahrscheinlichkeit zurück.
Das ist ein sehr langer Absatz, in dem tatsächlich rein gar nichts passiert, außer ein meiner Meinung nach nicht besonders spannendes Regelwerk ins kleinste Detail zu erklären. Das würde ich ganz stark kürzen.
Oder ist die Verkomplizierung hier eine absichtliche Übertreibung als Stilmittel? In dem Fall muss ich sagen, dass es bei mir nicht funktioniert hat.
Selbst als Varisah sich an ihrem Glas Rotwein verschluckte – sie hatte beim Trinken vergessen, mit dem Lachen aufzuhören – und mit dem Stuhl umkippte, brüllte ich vor Lachen, während ich ihr, auf den Rücken klopfend, aufhalf.
Hier beschreibst du eine Slapstick-Szene, die durchaus witzig sein könnte, tust das aber so sachlich und nüchtern, dass die Witzigkeit der Szene bei mir nicht ankommt. Deine Charaktere lachen sich tot, aber das überträgt sich einfach nicht auf den Leser.
Varisah war bei dem Besuch 13 Jahre alt.
Aber die Anzahl von thailändischen Tempeln, die es haben, ist ziemlich gering. Der Besitz eines solchen ist also schon ein besonderes Merkmal.
Sorry, aber ich kaufe dir keine Sekunde ab, dass das Mädel dreizehn ist.
Deine Formulierungen sind generell etwas verschachtelt. Das ist wie eingangs erwähnt auch okay und reizvoll. In wörtlicher Rede funktioniert das für mich aber leider gar nicht.
Generell bin ich kein Freund davon, wenn Schriftsprache in wörtlicher Rede benutzt wird. Wenn ich zB selbst Dialoge schreibe, lese ich sie mir selbst einmal laut vor. Regel: Sobald ich mich dabei verhaspele, ist der Satz zu kompliziert und wird gekürzt ;)

Und irgendwo da habe ich dann aufgehört zu lesen. Bei wörtlicher Rede bin ich etwas eigen. Wenn die für mich nicht funktioniert, funktioniert der Text für mich nicht. Tut mir Leid.

 

gnoebel

schade, dass du sie nicht zu Ende gelesen hast. Wäre schön, wenn du es noch machst, aber dazu kann man ja (zum Glück) keinen zwingen. Ich will trotzdem auf die Punkte eingehen, die du nennst.

Das Tischtennismatch ist so ein Beispiel. Es ist gut zu wissen, dass das Mädel nicht spielen kann, spielt später aber (zumindest soweit ich gelesen habe - wenn da später noch was kommmt, gilt das Beispiel natürlich nicht) keine Rolle.

Ich halte nichts von der Idee, dass alles, was in einer Geschichte geschrieben steht, für die Handlung relevant sein muss. Details müssen meiner Auffassung überhaupt nicht nur für den Plot Sinn machen, sondern können auch dafür da sein, eine Figur zu charakterisieren. Tischtennis kann für viele Dinge stehen, die sie nicht kann, im Gegensatz zu den Geschichten, mit denen sie total talentiert ist. Ich wollte kein Wunderkind haben, sondern eine durchschnittliche Person mit gewissen Begabungen.


Zur Regelbeschreibung:

Das ist ein sehr langer Absatz, in dem tatsächlich rein gar nichts passiert, außer ein meiner Meinung nach nicht besonders spannendes Regelwerk ins kleinste Detail zu erklären. Das würde ich ganz stark kürzen.
Oder ist die Verkomplizierung hier eine absichtliche Übertreibung als Stilmittel? In dem Fall muss ich sagen, dass es bei mir nicht funktioniert hat.

Es war tatsächlich so gedacht, als eine Parodie auf die Gender-Sprache. Wenn das gar nicht angekommen ist, muss ich da wirklich nochmal dran arbeiten ;)


Generell bin ich kein Freund davon, wenn Schriftsprache in wörtlicher Rede benutzt wird. Wenn ich zB selbst Dialoge schreibe, lese ich sie mir selbst einmal laut vor. Regel: Sobald ich mich dabei verhaspele, ist der Satz zu kompliziert und wird gekürzt

Generell stimme ich dir da zu. Ich mache das eigentlich auch fast immer so, dass ich mir wörtliche Rede laut vorlese. Ich fand allerdings, dass der lange Monolog von Varisah diesem Test standgehalten hat. Schließlich trägt sie ja vor, hat vorbereitet und ist, wie bereits erwähnt, sehr talentiert. So wie sie redet man nicht im normalen Gespräch, es ist aber auch kein normales Gespräch und da kann durchaus eine gemischte Sprache entstehen, finde ich. Denk mal an Tarantino. Die reden da auch immer sehr übertrieben, zum Teil fast schon blumig, aber man kauft es ihnen ab.

Grüße
Ehrenfels

 

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