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Der Leidensgefährte

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24.09.2001
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Der Leidensgefährte

Alexandra Houston ging drei bis vier Mal im Jahr zur Blutspende. Als Krankenschwester sah sie es als eine unbedingte Pflicht an, auf diese Weise Menschen zu helfen. Um so überraschter war sie, als sie eines Tages per Brief vom Medical Centre, Abteilung Blutspendedienst, die Nachricht erhielt, daß sie ab sofort nicht mehr als Spenderin aktiv sein kann. Ein noch unbekannter Kleinsterreger habe ihren Organismus befallen. Sie solle sich deswegen mit ihrem Hausarzt in Verbindung setzen.
Alexandra wußte, daß es sich um keinen Scherz der Mediziner handelte. Dennoch wollte sie der Wahrheit nicht ins Auge blicken.

****

Ein halbes Jahr verging ereignislos. Die Krankheit war mehr oder weniger in Vergessenheit geraten, da sich keine Symptome zeigten. Einen Arzt hatte sie nie aufgesucht.

****

Die Strahlen der Wintersonne fallen wärmend auf Alexandras Gesicht, die schlafend in ihrem Bett lag. Die von der Nacht übriggebliebene Atmosphäre ist von einer nahezu himmlischen Ruhe erfüllt.
Bis sich der Wecker mit lautem Gerassel meldete.
Noch nicht ganz bei Sinnen, tastet die junge Frau nach dem Ausstellmechanismus. Als sie ihn auch nach längerem Suchen nicht findet, öffnet sie mühsam die Lider, um danach zu sehen.
Konfusion!
Ihr linkes Handgelenk leuchtet stellenweise in einer hellblauen, flimmernden Substanz.
Alexandras Puls rast. Transpiration setzt bei gleichzeitigen kalten Schauern, die ihr über den Rücken jagen, ein. Entgeistert starrt sie auf die Erscheinung. Sie ist nicht fähig einen normalen Gedanken zu fassen. Nur eine Frage stellt sie sich unaufhaltsam Was ist das nur? Was ist das nur? Mehrere Versuche, es abzuschütteln, mißlingen.
Nach minutenlangem Entsetzen findet die junge Frau wieder zur Beherrschung zurück. Sie beginnt, den abnormen Teil näher zu untersuchen. Mit dem Zeigefinger der gesunden Hand nähert sie sich dem Phänomen. Forscherdrang und Unsicherheit halten sich die Waage. Sie spürt keinen Widerstand, als sie es berührt, in ihm eintaucht. Nur ein warmes, kribbelndes Gefühl, welches ihr in den Arm schießt.
Ein Glockenton reißt Alexandra in die Realität zurück. Der erste Gedanke gilt dem Wecker, aber der ist schon lange verstummt. Es muß jemand an der Wohnungstür sein. Um diese Zeit? Wie spät ist es eigentlich? Sie schaut auf die Uhr.
"Halb zehn!" ächzt sie.
Das Klingeln wiederholt sich.
"Ich komme!" ruft sie. Alexandra verbirgt ihr deformiertes Handgelenk unter dem Schlafanzugärmel und hastet zur Tür.
"Wer ist da?"
"Der Postbote. Ich habe einen Brief für Sie, den Sie mir quittieren müssen!"
Die Mieterin öffnet. "Entschuldigen Sie die Aufmachung! Ich komme gerade aus dem Bett."
"Ist schon okay!" beruhigt sie der Briefträger lächelnd. Er reicht ihr ein bedrucktes Blatt, auf dem bereits mehrere Unterschriften stehen. "Wenn Sie bitte hier unterschreiben!"
Nachdem der Austausch erfolgt ist und jeder wieder seiner Wege geht, beschaut sich die junge Frau sorgsam den Absender. Der Brief kommt von der Air Force. Die Erregung steigt. Beinah hektisch reißt sie den Umschlag auf.
"Sehr geehrte Miss Alexandra Houston! Wir bedauern es, Ihnen mitteilen zu müssen, daß ... ."
Wütend schmeißt sie den Brief in die Ecke. Damit hatte sie absolut nicht gerechnet. Eine Karriere als medizinischer Offizier kann sie vergessen. Ihre Gedanken wandern weiter. Was wird aus ihrer anderen Zukunftsvision, eines Tages an Bord eines Spacelab oder sogar auf der sich im Bau befindlichen ISS arbeiten zu dürfen? Ist sie genauso zum Scheitern verurteilt?
Alexandra seufzt.
Das Leben ist so ungerecht ... .
Ein erneutes Läuten lenkt ihre Gedanken ab. Alexandra greift nach dem Handy, das auf einem kleinen Beistelltisch in ihrer Nähe liegt. "Ja?" meldet sie sich müde.
Ihre Freundin ist dran und berichtet ihr - übernervös - was passiert ist.
"Okay, Melanie, ganz ruhig! Ich bin in zwanzig Minuten bei dir!"
In Windeseile wäscht und zieht sie sich an. Ihr pathologisch verändertes Handgelenk versteckt sie unter einem Verband. Mit dem Handy in der einen und einem Apfel in der anderen Hand verläßt sie zehn Minuten später hastig ihre Wohnung im achten Stock.

****

Nach über drei Stunden kehrt Alexandra, entnervt und entkräftet, zurück. Die Misere ihrer Freundin hat sie durch die halbe Stadt gejagt. Und alles nur wegen eines ... .
"Verdammt, warum muß der Fahrstuhl ausgerechnet jetzt kaputt sein?" schimpft sie erschöpft, als sie das Schild OUT OF ORDER an der Lifttür hängen sieht. "Das ist nun schon das dritte Mal in dieser Woche!"
Während sich die Krankenschwester mühsam die Treppe hinaufquält, überlegt sie, wie sie es schaffen soll, in knapp zwei Stunden ausgeruht und topfit zum Spätdienst zu erscheinen.
Ein Unding!
Als die junge Frau endlich ihre Etage erreicht, erlebt sie eine neue Überraschung, die ihr einen kleinen Schrecken versetzt.
Die Pietät steht auf dem Flur.
Alexandra zögert eine Sekunde, ehe sie die Leichenbestatter grüßt und anschließend hinter ihrer Wohnungstür verschwindet. Kaum hat sie sich der Straßenschuhe und ihres Wintermantels entledigt, schellt es schon wieder.
"Läßt man mir denn heute gar keine Ruhe!" Fluchend stampft sie zurück zur Tür, reißt sie unwirsch auf, erkennt zwei Männer vom Beerdigungsinstitut und fragt nervös: "Ja?"
"Sind Sie Alexandra Houston?"
"Ja. Warum?"
Der Kollege gibt die Antwort. Aus einer kleinen Handfeuerwaffe schießt er einen länglichen Gegenstand auf die Bewohnerin ab. Alexandra ist so von der Szene geschockt, daß sie sich der Gefahr erst bewußt wird, als etwas unangenehm in ihre rechte Schulter eindringt. Doch da ist es bereits zu spät. Das Betäubungsmittel entfaltet seine volle Wirkung.
Schnell sind die anderen Männer mit dem Sarg zur Stelle. Sie legen die bewußtlose, junge Frau hinein und stülpen ihr eine Atemmaske, die über einen dünnen Plastikschlauch mit einer kleinen, blauen Metallflasche verbunden ist, über Mund und Nase. Den Deckel verschließen sie mittels einer Codierung.
Der Einsatzleiter informiert derzeit über ein Handy seine vorgesetzte Stelle. "Alpha-Team hat Mission beendet. Die Cleaner können ihre Arbeit beginnen!"

****

Alexandras Entsetzen ist groß, als sie sich in einem unbekannten Raum wiedefindet, der weder Fenster noch Türen hat. Nur Wände, Licht und eine Kamera, die in einer der oberen Ecken hängt und das Tun der Gefangenen beobachtet. Aus dem Entsetzen entwickelt sich bald eine Sprachlosigkeit, die aus dem Nichtbegreifen der Zusammenhänge resultiert. Ein leises Weinen löst sie wenig später ab, welches sie zusammengekauert in einer Ecke vor dem Blick der Kamera verbirgt.
"Alexandra!" Unbemerkt hat sich eine Person zu ihr gestellt.
Verwirrung und Freude zugleich zeichnen sich auf dem Gesicht des Mädchens ab, als sie den Besucher erkennt. Hastig springt sie von ihrer sitzenden Position auf. "Daddy?" Sie will ihm um den Hals fallen, aber mehrere mit M-16 Sturmgewehren bewaffnete Soldaten hindern sie daran. Kraftvoll wird sie von ihnen zurück an die Wand gedrückt.
Mit fragenden und tränenerfüllten Augen schaut sie zu ihrem Vater hinüber. Sie versteht nicht die Situation, in der sie sich befindet.
"Tut mir leid, Alexis! Die Vorschriften verlangen diese Sicherheitsmaßnahme", bedauert der Drei-Sterne-General.
"Was denn für Vorschriften? Ich ... ich verstehe das alles nicht ... ."
"Wenn du mir versprichst, keine unüberlegten Handlungen durchzuführen, dann erkläre ich dir alles!"
Seine Tochter nickt verängstigt.
Die Soldaten entfernen sich unaufgefordert einige Schritte.
Der Offizier überlegt, wo er beginnen soll. Einem Familienmitglied, als einem fremden Menschen die Wahrheit zu erklären, fällt ihm sichtlich schwer.
"Erinnerst du dich an den Brief vom Medical Centre, in dem dir mitgeteilt wurde, daß du an einem unbekannten Erreger erkrenkt bist?"
"Ja ... . Aber woher weißt du ...?"
"Unsere Wissenschaftler nennen es einen außerirdischen Virus, der metamorphisch deinen Organismus umwandelt. Die ersten Anzeichen dafür sind an deinem linken Arm erkennbar."
Alexandra versteht die Welt nicht mehr. Sie schüttelt ungläubig den Kopf. Ihr kommt das alles wie ein Alptraum vor. Die vorhandenen Tatsachen überzeugen sie jedoch schnell vom Gegenteil. Entmutigt, sich dem Schicksal ergebend fragt sie:"Was wird denn nun aus mir?"
"Spezialisierte Ärzte und Wissenschaftler werden sich mit deinem Problem befassen und an einer Lösung arbeiten." Er schaut auf seine Armbanduhr. "Ich muß jetzt gehen. Wir sehen uns morgen."
Nachdem ihr Vater mit den anderen Männern den Raum verlassen hat, sinkt Alexandra zurück auf den Boden. Eine Zukunft dieser Art hatte sie sich nun wirklich nicht vorgestellt.

****

Über mehrere Wochen hinweg führt man an Alexandra Dutzende von Untersuchungen und Tests durch. Während dieser Zeit geht der Umwandlungsprozess in ein entscheidendes Stadium über, welches nicht nur äußerlich sichtbar, sondern auch für das Mädchen innerlich spürbar ist.
Und noch etwas anderes ist hinzugekommen, was sie den Wissenschaftlern absichtlich verschweigt. Ihr Bewußtsein hat sich in einem Maße erweitert, daß sie von Dingen weiß, die ihr gegenüber nie erwähnt worden waren, ... und sie spürt die Gegenwart eines anderen, der wie sie ist.

****

Alexandra starrt gegen die eine Wand ihres Gefängnisses, welches sie seit über drei Monaten bewohnt. Die Metamorphose ist beinah beendet. Menschliches Aussehen zeigt sich nur noch an seltenen Stellen. Lebensmittelzufuhr und Bekleidung sind für sie schon lange kein Thema mehr. Auch die anderen Aktivitäten des täglichen Lebens sind für das Mädchen nicht mehr aktuell.
General Houston tritt an seine Tochter heran. "Alexis, ich muß mit dir reden!"
"Ich aber nicht mit dir!" sagt sie, ohne ihre Position zu ändern.
"Was soll das heißen?"
Erst jetzt dreht sie sich zu ihm um. "Das heißt, daß du mich von Anfang an belogen hast!"
"Aber Kleines ... ." Seine Augen irren über die oberste Formation, die enst einen Kopf darstellte.
"Deine Leute hatten niemals die Absicht, mich zu heilen, und wie du siehst, brauchen sie das auch nicht mehr. Ich werde bald meine eigenen Wege gehen, und du wirst mich nicht daran hindern können."
Ihr Vater versucht sich gegen die schweren Anschuldigungen auf die gutmütige Weise zur Wehr zu setzen. "Bitte, Alexandra, hör mir nur einen Augenblick zu! ..."
Alexandra dreht sich zurück zur Wand. "Zeige mir den anderen!" fordert sie.
"Was?" Für den ersten Moment weiß er mit der Forderung nichts anzufangen.
"Ich will den anderen sehen, der so ist, wie ich!"
Der Offizier schüttelt unwissend den Kopf. "Wir haben keinen anderen."
"Du kannst mich nicht mehr belügen! Ich kann in deinem Kopf lesen, wie in einem offenem Buch."
"Dann weißt du ja auch, daß ich dich nicht so ohne weiteres gehen lassen kann", fährt er unsanft fort. Nichts hält ihn mehr zurück, die Fakten zu verschleiern. Seine Geduld ist am Ende und die Tatsache, daß seine Tochter mehr weiß, als ihm lieb ist, bringt in ihm die militärische Kälte zum Vorschein. "In deiner Erscheinungsform stellst du eine Gefahr für die nationale Sicherheit dar."
"Zeige mir den anderen!" beharrt das Mädchen. Alles andere interessiert nicht.
Der General rückt seine Uniform zurecht. "Okay, wie du willst", sagt er und gibt in Richtung Kamera ein Zeichen. Gleich darauf bewegt sich die Wand, vor der Alexis steht, nach oben. Eine Glasscheibe kommt zum Vorschein ... und ein Wesen, wie sie es ist. Es steht direkt vor ihr und berührt mit der einen oberen Extremität dir durchsichtige Fläche.
Eine Weile wirkt das Bild der Leidensgefährten wie eingefroren. Dann hebt auch das Mädchen ihre Hand und führt sie an die Scheibe heran. Kleine Lichtexplosionen entstehen, als sich die Gestalt des weiblichen Wesens durch das gläserne Hindernis zu dem anderen hinarbeitet.
Der General wie auch hereinstürmende Wissenschaftler und Soldaten halten in ihrem destruktiven Verlangen, die beiden aufzuhalten, inne. Die Faszination des Schauspiels hält sie auf. Atemlos, staunend, sehen sie mit an, wie sich beide Lebensformen zu einem unbeschreiblich schönen Lichtkranz vereinigen und sich Sekunden später in feinste Teilchen auflösen und durch die materiellen Hindernisse des Raumes verschwinden.
Alexandra ... .

 

:susp: :susp: :susp:

"Outer Limits" sag ich nur...

Aber schon mal ganz gut für den Anfang. Sic! Naja, laß dich nicht entmutigen von den Hardcore-SciFi-Freaks, die sich mit "Genuß" auf deine Geschichte "stürzen" werden...

Sodele!

Poncher

PS: Achte noch einmal im ersten Drittel auf Gegenwart und Vergangenheit, in zwei Sätzen funzt und luppt das nicht!

 

@ Ponch Gut, dass ich kein SF-Freak bin... :)

Zur Story: Ich bin unentschlossen, ob ich sie gut finden soll oder nicht.

Das positive: Ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt und war auf das Ende sogar gespannt.
Grammatikalisch ist das ganz auch ziemlich in Ordnung, so dass der Text sich relativ flüssig liest.

Was mich davon abhält dieser Story meine höchste Anerkennung zu zollen ist der Umstand, dass sie, wie schon Ponch erwähnte, ziemlich "beliebig" daher kommt, wie eine Folge einer am. SF-Serie.
Und einige stilistische Mängel à la

Menschliches Aussehen zeigt sich nur noch an seltenen Stellen.

waren auch drinnen.

Für die erste Geschichte hier finde ich sie wirklich gelungen, wenngleich ich schon wesentlich spannendere, originellere Storys hier gelesen habe.
:) Fazit: Ansprechende Talentprobe, weiter machen, rühren!

 

Hallo dominic,

tja, bei manchen Geschichten ...

Bei manchen Geschichten habe ich so meine Zweifel, ob sie ernst gemeint sind.

Diese gehört dazu. Denn so schlecht, wie hier demonstriert, kann des Autors Verständnis der deutschen Sprache und sein Gefühl für die deutsche Sprache einfach nicht sein.

Dieser Text ist eine sehr schlechte Nacherzählung (oder ein sehr schlechter Drehbuch-Entwurf) eines sehr schlechten B-Movies.


Hallo Webmaster,

ich schlage vor, diese Geschichte in den Trash-Bereich zu verschieben.


Klaus

 

Na, immerhin hat er sie gelesen - bei meinen Storys hört er nach ein paar Sätzen auf. :D

Ich finde die Story wirklich nicht übel! Man müsste sie überarbeiten, das steht außer Frage, aber das Grundgerüst ist ganz gut gelungen.
Interessant ist, dass wir es mit einem veröffentlichten Autor zu tun haben:

Nächte des Grauens (Horror-Story der Woche)in der Romanheftfolge Geisterjäger John Sinclair Nr. 198/4.Auflage

"Nächte des Grauens"... :D

 

Hallo Rainer,

ich gebe zu, ich kenne die John-Sinclair-Hefte nicht. Aber willst du mir wirklich weißmachen, dass dort solcher Trash wie oben gedruckt wird?

Klaus

 

Dazu ist zu sagen, daß die John Sinclair Hefte wirklich viel Trash enthalten (darum liest sie ja auch fast niemand).

Somit schließe ich mich der Meinung und Kritik von StarScratcher an.

 

@ Kläuschen Ich denke, dass solche Heftchen-Geschichten der letzte Müll sind - während diese Story so schlecht nun auch wieder nicht ist! Da divergieren die Geschmäcker.
Vielleicht sollten wir mal John Sinclair lesen??? :D

 

An 'Outer Limits' hab ich auch gedacht.
Stellenweise hatte ich ehrlich gesagt das Gefühl eine Fernsehserie zu lesen.

Trotzdem hat mir die Story gefallen...bin ja auch ein 'Outer Limits' Fan.

 

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