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Der Mann im grauen Anzug
„Alles ist bereit. Kommen Sie nun.“ - „Nein. Ich möchte nicht hier weg.“
Der Mann im grauen Anzug, welcher zuerst sprach, blickt seinen Gegenüber einige Sekunden an, bevor er wiederholt: „Kommen Sie. Sie müssen nun gehen.“ – „Nein. Ich kann nicht. Niemand kann von hier weg. Dieses Haus lässt uns nicht los. Nie wieder.“
Keine Gefühlsregung ist in den Worten des mageren Mannes zu erkennen. Doch seine weit aufgerissenen Augen spiegeln den Wahnsinn wieder, welcher seinen Geist befallen hat in den Jahren der Einsamkeit. Seine Fingernägel graben sich tief in das morsche Geländer der Veranda, welches er so fest umklammert, als befürchte er, jemand könnte versuchen ihn mit Gewalt von diesem Platz zu entfernen. Seine Knöchel sind weiß. Die bleiche Haut wie dünnes Papier über seine Knochen gespannt. Sein Blick trifft den Mann im grauen Anzug und seine Augen flackern kurz auf. Der Mann im grauen Anzug. Ein Fremdkörper. Die Konzentration des skellettartigen Mannes richtet sich nun auf ihn und sein Mund verzieht sich zu einem dünnen, kalten Lächeln. Der Mann im grauen Anzug spürt die Gefahr. Er hat nicht mehr viel Zeit, bevor der Hass den schwachen Körper des mageren Mannes überwältigen wird. Nur noch Minuten, bis der Wahnsinn auch den Körper beherrschen wird. Nur noch Sekunden, um sich abzuwenden und zu gehen. Doch er geht nicht. Er geht niemals. Und nur Sekunden später stellt sich der Mann im grauen Anzug ein weiteres Mal seinen Ängsten, die ihn an diesen Ort binden.