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Der Prot

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28.01.2008
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Der Prot

Seid gegrüßt, verehrte Autoren und Kritiker,

ich möchte mir etwas von der Seele schreiben. Im Vergleich zur Weltgeschichte ist es völlig unerheblich, aber:

Die Abkürzungen Prot und Prota stören mich fürchterlich. Vor allem Prot.

Abkürzungen, die nicht klingen, wie z.B. bzw etc, haben keinen Beigeschmack. Aber klingende Silben rufen Assoziationen hervor.
Prot klingt schlimm. Klingt wie Protz, Pott und Proll, gar in Richtung Hundsprot und Protsau, wenn man schamlos übertreibt.
Es ist schmerzlich, wenn der Klang der deutschen Sprache im Ausland mit Hundegebell und Soldatenjargon verglichen wird. Zum Glück kann das dem Mutterprachler, der weiß, daß Brustwarze, Angstschweiß oder Knappschaft keine Beleidigungen sind, meist egal sein.
Prot wird wie ein neues Wort verwendet, meist ohne Abkürzungspunkt. Ich weiß, was es bedeutet und daß es kein Schimpfwort ist, aber muß man denn ein Wort erfinden, muß sich ausgerechnet die Abkürzung durchsetzen, die so scheußlich klingt?

Es ist einsehbar, daß auch Menschen, die gerne schreiben und das Schreiben nicht als übergroße Mühe empfinden dürften, mal faul sind und abkürzen wollen. Aber warum nicht P. oder Pr., meinetwegen Prtg.? Das klingt nicht und ist teilweise noch kürzer. Wenn man mehrmals Protagonist schreiben will, dieses schöne, elegante Wort, kann man Strg+C verwenden, ab dem dritten Mal amortisiert es sich anschlagsmäßig.

Als der legendäre Don Martin noch lebte und Comicgeräusche erfand, gab es kla-zwotsch für das Geräusch, das entsteht, wenn ein italienisches Schiff mit einer Pizza getauft wird, und flibba-flibba-flitt-flitt für eine Fliege, die in Vanillesoße ersäuft.
Prot wäre zum Beispiel perfekt für das Geräusch, das entsteht, wenn ein Kind auf seinem Plastiktöpfchen sitzt und so einen klassischen kleinen weichen Kinderkackhaufen absetzt. Im Pr ist das Begleitfürzchen zart angedeutet. Sogar die Geräuschdämpfung durch das doppelwandige Plastik und den Kinderhintern ist da: Höhen und Hall werden verschluckt. Ich sehe das Häufchen direkt vor mir.

Helden in Geschichten verdienen meiner Meinung nach eine schönere Abkürzung. Oder gar keine.

Vielleicht haben sich schon andere darüber Gedanken gemacht. Die würde ich gern lesen.

Protlos,
Makita.

 

Ja, mich stört das auch. Aus genau den Gründen. Ich schreibe Protagonist oder Der Erzähler oder ich nenne ihn, verdammt noch mal, beim Namen, dann sieht es nämlich auch so aus, als hätte ich die Geschichte wirklich gelesen. Find das immer komisch, wenn in einem Text der Protagonist 70mal mit Namen erwäht wird und dann schreibt man "Dein Prot", das klingt doch so als hätte der Kritiker die Aufmerksamkeitsspanne eines Kolibris.

Gruß
Quinn

 

Wenn man mehrmals Protagonist schreiben will, dieses schöne, elegante Wort, kann man Strg+C verwenden, ab dem dritten Mal amortisiert es sich anschlagsmäßig.
Bei einer ordentlichen Kritik kopiert man so häufig Text in die Zwischenablage, dass dieser Tipp absolut unpraktikabel ist.
Die Abkürzung "Prot" kann natürlich nicht nach Protz, Rotz oder Kotz klingen, da sie mit langem O gesprochen wird.
Natürlich ist es schöner, Namen zu verwenden, mich stört aber auch die Abkürzung nicht.
Auf keinen Fall stören sie mich mehr als Formulierungen wie "Es ist einsehbar", wenn es "es ist einzusehen" heißen müsste.

Und was Namen betrifft, habe ich tatsächlich die Aufmerksamkeitsspanne eines Kolibris. Ständig bei meiner Kritik wieder nach oben durch die Geschichte zu scrollen, um noch mal nachzuschauen, wie der Prot. denn nun heißt oder sich schreibt, ist mir vor allem angesichts des Bemühens vieler Autoren, möglichst unaussprechliche Namen mit möglichst komplizierter Schreibweise zu ersinnen, tatsächlich zu mühsam. Sitze eh oft schon Stunden an einer Geschichte.
Im Grunde ein Thread für die Wurst.

Lieben Gruß
sim

 

Natürlich ist die Abkürzung nicht so schön, aber wenn ich eine Kritik lese, dann lese ich persönlich bei der Prot nicht der Prott oder Protz oder weiß der Geier, sondern der Protagonist. Genau wie ich ein etc. nicht als ätz oder ehtezeh lese. Ehrlichgesagt finde ich diesen Thread fast genauso unnütz wie das Korrigieren von Kritiken.

 

Da es nicht der Zweck einer Kritik ist, den ästhetischen Maßstäben einiger User zu entsprechen, werde ich auch weiterhin schamlos "Prot" schreiben. Es kommt nicht auf den Klang an, sondern auf die Bedeutung.

 

Vielleicht haben sich schon andere darüber Gedanken gemacht.
Ehrlich gesagt nein.
Ich verschwende meine Zeit meistens mit dem Schreiben von Geschichten und Kritiken.

 

@geronemo: Durch eine Abkürzung wird ja nicht ein ganzer Satz entfremdet.

Das erfordert zusätzliches Gehirnschmalz.
Die Bemerkung dazu verkneife ich mir mal.

 

Wenn man nach der Bedeutung geht, dürfte man nicht wahllos Prot schreiben, denn es geht dabei, wie gesagt, um die Hauptfigur, den Hauptdarsteller, um den sich alles dreht, der aber das z.B. ohne weitere Figuranten nicht unbedingt ist.

Makitas "Klassentrottel" ist ein solcher solange das Zusammenspiel zwischen ihm und den anderen stattfindet. Zu Hause, allein, ist er im Prinzip nicht mehr der Klassentrottel und und dem Sinne auch kein Protagonist.


Schon klar. Aber diese Bezeichnung wird in der Regel nunmal nicht derartig differenziert verwendet und jeder hier weiß, was damit gemeint ist. Bedeutung entsteht durch Gebrauch.
Was ich meinte, war: ein Begriff verliert nicht seine Bedeutung, wenn er abgekürzt wird. Er mag in seiner Kurzform zwar dem Sprachempfinden mancher User einen Tritt in den Allerwertesten versetzen, trotzdem weiß aber jeder, was man damit sagen will. Und darauf kommt es letztendlich an. Schließlich sollten Kritiken primär Informationen vermittel und müssen keine Sprachkunstwerke sein ...

 

MrPotato schrieb:
Ein Begriff verliert nicht seine Bedeutung, wenn er abgekürzt wird. Er mag in seiner Kurzform zwar dem Sprachempfinden mancher User einen Tritt in den Allerwertesten versetzen, trotzdem weiß aber jeder, was man damit sagen will. Und darauf kommt es letztendlich an. Schließlich sollten Kritiken primär Informationen vermittel und müssen keine Sprachkunstwerke sein ...

Genaugenommen können alle Texte nur Information vermitteln, und zwar nur die, die in den Buchstaben steckt. Und wenn Form und Farbe total egal sind, braucht man sich ja überhaupt keine Gedanken mehr um so Sachen wie Sprachgefühl und Klangfarbe zu machen und kann oberst endphatt abtexten wie Bushido.

So einfach ist das aber nicht. Ich hab hier beim Lesen schon mehrmals mitten im Satz abgebrochen, weil ich über das soundsovielte Prot gestolpert bin und keine Lust hatte, mich andauernd wieder aufzurappeln und mir diesen Wortklang aus den Ohren zu schütteln. Freilich ist das pingelig, und wenn in einem wichtigen Behördenschreiben andauernd so ein Argwort vorkommen würde, würde ich es freilich trotzdem lesen, weil's da wirklich nur und ausschließlich auf die Information ankommt. Aber das hier ist ja ein Forum von Leuten, die Spaß an ihrer Sprache haben, und da ist Pingelei absolut angesagt.

Was zum Glück niemanden davon abhalten wird, trotzdem weiter zu schreiben, wie er lustig ist.

 

Natürlich vermitteln alle Texte Informationen, aber eine Kritik ist keine Geschichte, der "gemeine Forumsbeitrag" ist keine "Literatur". Natürlich sollte man immer auf Verständlichkeit und Lesbarkeit achten, trotzdem halte ich es für kleinlich, sich über solche Dinge wie einen "Prot" aufzuregen. Ich mag Sprache auch, sonst würde ich nicht schreiben, aber diesen "Sprachbürokratismus" (vielleicht würde "Sprachsnobbismus" besser passen) muss ich nicht haben. Wird die Hirarchie in der Sprachfetischistenszene inzwischen durch einen Wettstreit festgelegt, in dem es darum geht, sich über möglichst kleine Kleinigkeiten zu echauffieren?

 

Es geht doch nicht um Hierarchie, Bürokratismus oder Fetischisten. Es geht darum, daß manchen Leuten ein bestimmtes Wort übel aufstößt. Genauso könnte einer in einem Kochverein anmerken, daß keine Kapern mehr benutzt werden sollten, weil manche davon Schluckauf kriegen. Da kann man sich dann drüber unterhalten, ob ein Schluckauf wirklich so schlimm ist, daß man auf Kapern verzichten muß und letztendlich wird ja sowieso immer gegessen, was auf den Tisch kommt. Aber ansprechen kann man's ja mal. Schon allein aus Neugier um zu gucken, wem das mit dem Schluckauf ähnlich geht. Wenn's dann trotzdem weiterhin Kapern gibt, weiß man wenigstens, wen man anhicksen kann.

 

Selbstverständlich ist der stilistische Wert solcher Abkürzungswörter gleich Null. Das weiß aber auch jeder Freizeitautor und meidet sie, wenn es geht. [/I]"(Hervorhebung von mir)

Da gewöhnliche Kritiken mMn keine geschliffenen Sprachdiamanten sein müssen, ist mir der "stilistische Wert" von Abkürzungen in dieser Hinsicht relativ egal. Wenn ich eine Geschichte schreibe, achte ich natürlich darauf und meide Abkürzungen, aber außerhalb des literarischen Rahmens habe ich kein Problem mit den Dingern.

Und was man besser tut oder besser sein lässt, musst du schon jedem selber überlassen, auch wenn Herr Glunk anscheinend genau weiß, was der "Freizeitautor an sich" so macht ... ;)

 

Es ist schon gesagt worden, „der Prot“ ist zum Einen eine Verstümmelung der Sprache und weckt auch noch - lautlich - seltsame Konnotationen. Die Abkürzung spricht nun mal nicht gerade für Sprachbewusstsein, wie man es hier und überhaupt von Schreiberlingen erwartet.

Was spricht überhaupt für die Schreibweise „Prot“? Sie ist kürzer als „Protagonist“!
Dann schreibt doch „Held“, Leute!

 

Vielleicht könnte man über Brüssel etwas erreichen? Vielleicht könnte die EU für alle Schreibforen Europas eine Verordnung herausbringen, die eine Abkürzung wie beispielsweise „Prot“ zukünftig grundsätzlich verbietet?

Und jedes Land könnte auf dieser Basis ergänzend zusätzlich weitere nationale Verbote für Abkürzungen und Unwörter in seinen Literaturforen festlegen.

Vielleicht könnte man eine Trennung in den Literaturforen bewirken, sofern sie groß genug dafür sind? Sagen wir mal, der Hauptbereich sollte frei von schmuddeligen und hässlichen Abkürzungen sein. Dort sollten sich Leute aufhalten können, ohne von einer unsauberen und mies klingenden Ausdrucksweise in Kritiken belästigt zu werden. Dieser Raum sollte eine deutliche Kennzeichnung erhalten: „Sauberer Sprachraum“ oder „Abkürzungsfreie Zone“.

Und dann könnte man ja noch eine kleine Forumsecke für jene einrichten, die halt unbelehrbar sind (kennt man ja!), und von diesen Abkürzungen einfach nicht lassen wollen. Die Abkürzungsjunkies gewissermaßen! Die können dann unter sich weiterhin mit unserer schönen deutschen Sprache herumferkeln und sie mit widerlichen Abkürzungen verballhornen.

Aber bei kleinen Einraumforen wird eine solche Trennung natürlich nicht möglich sein. Da sollen Abkürzungen halt grundsätzlich nicht mehr erlaubt sein. Die Abkürzungssüchtigen müssen dann halt draußen bleiben, wenn sie von ihrer unsäglichen Sucht nicht lassen können.

Bei Verstößen müssten natürlich drastische Geldstrafen ausgesprochen werden, Wiederholungstäter sollten totales Kritikverbot erhalten. Sollte beispielsweise der Begriff „Prot“ trotz massiver Bestrafungsmaßnahmen immer wieder von einigen unbelehrbaren Sprachbeschmutzern weiterhin verwendet werden, müsste das Literaturforum ganz geschlossen werden, bevor diese sprachlichen Entgleisungen zu schlimmeren Folgen führen.

Aber machen wir uns nichts vor, Freunde der sauberen deutschen Sprache, die Graffiti-Szene wird auf diese Weise einen neuen Schub bekommen. Tausende von Jugendlichen werden, sobald erst das „Prot“-Verbot auf europäischer Ebene greifen wird, nachts durch unsere Städte ziehen, und sämtliche Mauern und Fassaden mit neu erwachtem Ehrgeiz besprühen:

ES LEBE DER PROT!

PROTest!

SIND WIR NICHT ALLE NUR PROTS?

Und die aus den Literaturforen Verbannten werden sich dann zukünftig mit klammen Fingern auf den Straßen vor brennenden Mülltonnen zusammenrotten und sich fröstelnd hässliche Abkürzungen zuraunen. Und ein bisschen plagt einen dann schon das schlechte Gewissen. Dann denkt man an die Zeiten zurück, als diese ausgegrenzten und geächteten Seelen früher in Foren aktiv sein durften, und dort noch soziale Sicherheit und gesellschaftliche Integrität besaßen. Nun stehen sie draußen vor der Tür und haben gänzlich den Halt verloren. Wer möchte das schon verantworten?

Ich auf jeden Fall nicht!

Grüße von Rick

 
Zuletzt bearbeitet:

Ach, Rick, Kritik und freie Meinung sind noch lange kein Verlangen nach Zensur. Und meine Meinung ist nun mal die: Warum ein Fremdwort verkürzen, wenn die deutsche Sprache eine kurze Alternative bietet? Das sieht nämlich so aus: Ich kenne das Fremdwort, aber bin zu cool, um es ganz auszusprechen/-schreiben. Eigentlich eignet sich „Prot“ jetzt schon für die Graffiti-Szene.

 

Hallo Are_Efen,
dafür gibt es den Begriff "Antiheld". Aber das ist ja wieder so lang.;)

 

Wie wärs mit DDNPGWD?

Steht für "Der-der-nicht-Prot-genannt-werden-darf"?

 

Wie wäre es, wenn jemand diesen überflüssigen Thread schließt? : )

 

agonist
agonist
agonist
agonist
...
Hm, ich hab's jetzt vier mal geschrieben und... Ich fand es wirklich nicht schlimm! Das beste dabei: Es hat mich jedesmal weniger Zeit als ein Augenzwinkern gekostet.

Natürlich müssen Kritiken keine besonderen stilistischen Anforderungen erfüllen. Ich selbst baue von Zeit zu Zeit gern Rechtschreib- und Kommafehler in die meinigen ein.
Dennoch: Als Hobby-Schreiberling liebe ich die deutsche Sprache und das nicht nur, während ich gerade eine Geschichte verbreche.
Im Gegensatz zu Rechtschreibfehlern, die versehentlich entstehen, kann ich ein so abartiges Unwort wie Prot vermeiden - weil es meine bewusste Entscheidung ist, es nicht zu verwenden. Es käme mir nicht - oder nur in einem Augenblicke höchster Unachtsamkeit - über die Finger.

Weniger schlimm kann einem der Prot natürlich erscheinen, wenn man ihn als Protagonisten liest. Ich aber vermag dies leider nicht: Lese ich Prot, so lese ich Prot. Ich kann nicht anders.
Schlimmer noch: Ich lese nicht Proht sondern Prott - das einsilbige Wort will von mir so gelesen werden.
Lese ich etc., dann "höre" ich das Wort im Geiste gar nicht - nicht als et cetera, sondern einfach gar nicht.
Und das ist für mich das einzige tatsächlich Interessante an diesem Thema: Dass es offenbar Menschen gibt, die beim Lesen Abkürzungen im Kopf automatisch in richtige Worte verwandeln. Faszinierend!
Für mich wäre das ein - wenn auch winziger - zusätzlicher gedanklicher Aufwand, den ich beim Lesen nicht zusätzlich ohne ein bewusstes Bestreben dies zu tun, leisten könnte.

Es ist - zumindest habe ich das irgendwo aufgeschnappt - doch wohl so, dass Frauen mehrere Aufgaben, die einer gewissen geistigen Arbeit bedürfen, im Gegensatz zu Männern, gleichzeitig lösen können? Vielleicht sollte man in diesem Kontext mal eine kg.de interne Umfrage machen, wie hoch der Anteil der weiblichen bzw männlichen Nutzer ist, die Abkürzungen wie volle Worte lesen.
Vielleicht sollte man es auch einfach lassen.

 

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