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Der Tod und das Schach

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18.11.2006
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Der Tod und das Schach

Letzte Nacht trat der Knochenmann zu mir an meine Lagerstatt, in Schwarz gekleidet und mit seiner Sense in der Hand sah er wahrhaft majestätisch aus. Er forderte mich zum Schachspiel, mein Leben sollte der Einsatz sein. So erhob ich mich denn und ließ mich auf dem Bettrand nieder, da dem Tod es beliebte meinen einzigen Stuhl in Beschlag zu nehmen; allerdings war er so freundlich den Tisch heran zu holen und das Spiel zur Verfügung zu stellen. Es war ein schönes Spiel, samtschwarz und elfenweiß die Figuren und das Brett; wobei es nicht die gewohnten Türme, Damen, Pferde, Bauern waren sonder stilisierte Verkörperungen des Todes und seiner Diener, da waren Höllenhunde, Pestmönche, Galgen und der Sensenmann selbst, als König.
Ich schaltete die Lampe auf dem Nachttisch an, da dass Licht des Mondes, welches durch das Fenster fiel, mir doch zu schwach erschien, um mit dem Tod eine Partie Schach zu spielen. Während wir die Figuren aufstellten - er die schwarzen, ich die weißen - überkam mich dann doch ein Zweifel, ob es richtig sei, mein Leben als Preis bereit zu stellen; ich äußerte meine Bedenken, die sich vor allem darauf bezogen, dass ich zwar viel zu verlieren, aber nichts zu gewinnen hatte. Er erwiderte, mit seiner Stimme, die klang wie aus einem Tiefenbrunnen kommend: „Wenn es dir nicht beliebt um dein Leben zu spielen, können wir den Preis ändern. Währe dir das Recht?“
„Durchaus, es würde mich freuen.“
Ins geheim hoffte ich, dass wir nun um etwas weniger wertvolles spielen würden, doch der Sensenmann hatte andere Vorstellungen:
„Nun denn, da du etwas gewinnen willst und nichts verlieren, setzte ich deine dir verbleibende Lebenszeit auf null und wir spielen um 25 Jahre Lebenszeit.“
„Aber…“
Mir fehlten die Worte und so schloss dieser Satz mit dem Wort mit dem er begonnen, mit jenem ungläubigen „Aber“.
„Was ist denn nu, immer noch nicht zu frieden. Dabei bin doch eigentlich ich, der mich nun beschweren müsste, bleibt mir doch nichts als Preis; im Gegenteil, wenn du verlierst muss ich schuften und habe doch nicht mehr davon als wenn du gewinnst.“
„Aber, warum hast du mich dann überhaupt gefordert, wenn es dir davor graust, dass ich gewinnen könnte? Ist das nicht widersprüchlich und wäre es nicht viel einfacher, wir spielten nur um die Ehre?“
Ich duzte ihn, da er sich auch darin gefiel und außerdem war die Angelegenheit doch sehr intim, sodass ein „du“ mir angebracht erschien.
„Es ist nicht widersinnig und deinen Vorschlag kann ich nicht annehmen, denn der Tod darf nur um Leben oder Lebenszeit spielen, so steht in den heiligen Regeln.“
„Heiligen Regel? Du meinst bestimmt die Bibel, aber darin steht nichts vom Tod der zum Schach fordert.“
„Doch nicht die Bibel. Wo denkst du hin. Was bringt mir die Bibel, die ist doch für euch Sterbliche, die man zum Glauben an Gott bekehren wollte, um euch die Angst vor mir zu nehmen, mit dem Erfolg, dass alle an das ewige Leben glauben, mich aber nicht minder fürchten. Nein mein Junge, die heiligen Regeln sind das absolute Reglement des Universums, an denen kann man nicht rütteln, auch sie zu umgehen ist unmöglich; man kann sie nur befolgen und hoffen das sie einem nicht in die Quere kommen.“
„Also gut, dann spielen wir um 25 Jahre. Aber bevor wir beginnen, erlaube mir bitte noch eine Frage.“
„Meinetwegen, aber halt dich kurz.“
„Was kommt den nun genau nach dem Tod?“
„Oh bitte nicht! Nicht immer dieselbe lästige Frage. Jedes Mal, wenn ich mit einem Menschen spiele fragt er mich, was nach mir kommt und keiner glaubt mir, dass wenn ich es wüsste es auch verraten würde, doch ich habe keine Ahnung was nach mir kommt. Ich nehme euch das Leben und verbrenne es in der Sonne, damit sie nicht verlösche, aber was mit euch passiert, weiß ich nicht.“
„Okay, ich glaube dir.“
„Ein Glück, sonst würde ich dich wahrscheinlich gleich um die Ecke bringen, nur um meine Ruhe zu haben. Nun lass uns aber spielen.“
Ich wollte also meinen, vor dem König stehenden, als Bauern herhaltenden, Höllenhund ein Feld nach vorne rücken.
„Halt, was fällt dir? Willst du dem Tod den ersten Zug nehmen?“
„Aber weiß zieht doch zu erst, so weit reicht mein Wissen über dieses Spiel schon noch.“
„Der Tod zieht immer zu erst und wenn du mir widersprichst, dann werde ich dich umarmen.“ Und er schüttelte die Hand mit der Sense über dem Kopf, wobei er meine Deckenlampe von der Decke trennte, was ihn aber nicht weiter zu stören schien.
„Das ist aber keine faire Debatte, wenn du mir immer gleich mit dem Schlimmsten drohst, während mir kein Druckmittel bleibt.“
„Ich bin der Tod, ich brauch kein Fairplay.“
Mit diesen Worten packte er einen der Hunde und knallte ihn, zwei Felder weiter, auf das Brett, dass die Figuren wackelten.
Ich führte meinen geplanten Zug nun doch aus und fragte dabei, mit Blick auf die Sense, die er immer noch in der Hand hielt und seine steife Haltung: „Willst du es dir nicht gemütlich machen?“
Er sah erstaunt auf seine rechte Hand und ließ das Zeichen seines Amtes zu Boden fallen, anschließend stellte er eine, an der Kette getragene, Sanduhr auf den Tisch, deren roter Sand, vollständig in die untere Hälfte geronnen war, nur ein Sandkorn hielt sich hartnäckig in der Enge.
„Das ist deine Lebenszeit.“, erklärte der Tod, während er sich, unter leisem Knacken seiner Wirbel, in den Stuhl zurücklehnte.
„Oh, wie ermutigend.“
„Mach dir keine Sorge, bis zum Ende des Spiels wird sich diese Sandkorn schon halten.“
„Jetzt bin ich beruhigt.“
Derweil hatte der Tod seinen nächsten Zug vollendet. Ich zog mit meiner Dame, einer Todesfee, um seinen apokalyptischen Reiter zu bedrohen; er parierte diesen Vorstoß in dem er einen Bauern vorzog, der nun als Deckung für den Berittenen herhalten musste. Während ich meinen Zug über- und durchdachte stellte ich eine Frage, die mir, soeben wieder gekommen und von ihm noch immer nicht beantwortet worden war, brennend auf der Zunge lag, es war die Frage, warum er denn überhaupt mit mir spielte, wenn ihm doch mein Sieg nur Arbeit brächte und er nichts zu gewinnen hatte?
„Ganz einfach mein lieber Freund - denn ein solcher bist du mir, kenn ich dich doch aufs intimste – es hat Tradition, dass der Tod gelegentlich mit Menschen Schach spielt – bevor du fragst, sie ist nicht in den heiligen Schriften vermerkt, was ihrer Würde aber keinen Abbruch tut; dieser Brauch wurde vor vielen Jahren von einem edlen Ritter eingeführt, der, da er aus Liebe zu einer Frau nicht sterben wollte, darum bat um sein Leben spielen zu dürfen und zwar Schach.“
„Die Legende stimmt also.“
Durch meinen Einwurf wurde der Tod erneut erzürnt, er schüttelte wieder seine Rechte, diesmal jedoch ohne mein Inventar zu beschädigen. Grollend rief er:
„Du sollst schweigen wenn ich dir etwas erzähle, selbst ein Nicken mit dem Kopf soll, bis auf gelegentliche Ausnahmen, unterbleiben. (An dieser Stelle nickte ich, es schien mir angebracht und ihn nicht zu stören.) Außerdem stimmt nicht die Legende, sondern es stimmen alle, denn ich spiele, wie schon gesagt, des Öfteren mit Deinesgleichen und die meisten Gewinner, mussten ihren Triumph natürlich überall herum erzählen, woraufhin man sie – welch Ironie – als Hexer verbrannte und aus diesen Erzählungen spannen sich die Legenden des Schach spielenden Todes - ja des spielerischen Wettstreits zwischen Gott und Teufel über die Seele eines Menschen selbst, der jedoch völlig dem Reich der Mythen angehört, wogegen die Spiele gegen mich sich allesamt wirklich ereigneten. So, ich sehe du willst mich mit einer weiteren Frage quälen und vom Spiel ablenken, doch sei gewarnt ich bin wachsam.“
Ich hatte tatsächlich eine Frage, allerdings bezweckte ich mit ihr keineswegs die Konzentration des Todes auf das Spiel zu verringern, sie diente allein der Befriedigung meiner Neugier.
„Welcher Prozentsatz hat den gewonnen?“
„Das ist doch nicht so wichtig, denke lieber daran, dass du hier um 25 Jahre spielst und richte deinen lebhaften Geist auf deinen Sieg; die Triumphe der anderen spielen jetzt eine geringe Rolle.“, druckste der Knochenmann.
Ich, der gemerkt hatte, dass er mir auswich, ließ nicht locker und blieb solange bei dem Thema, bis er entnervt die Wahrheit sagte: „Sie haben alle gewonnen, aber es ist auch nicht wirklich fair, wenn ich gegen Menschen spiele, die ein Leben lang Zeit haben zu üben, wogegen ich doch so beschäftigt bin, mit euren Kriegen und den Naturkatastrophen und Seuchen.“
Ich schwieg und nickte bloß, wollte ich ihn doch nicht mit meiner anders lautenden Meinung zu einem weiteren Wutanfall reizen. Jedenfalls glaubte ich nach seinen Worten eher an einen Sieg, als am Anfang des Spieles. Sein mündlicher Bericht über seine Unzulänglichkeit beim Schach bestätigte sich, als er einen meiner Galgen übersah und so einen Pestmönch einbüßte, was mir freilich weiteren Auftrieb gab. Die nächste Zeit spielten wir in Stille, nur der Tod knirschte dann und wann leise mit den Zähne, wenn er wieder eine Figur verlor oder ich seine Pläne anderweitig durchkreuzte, auch fuhr gelegentlich ein Auto vor dem Haus vorbei. Ich hatte gerade meinen einen Galgen durch einen geschickten Schachzug seinerseits verloren, da fing der Tod plötzlich von sich aus an zu sprechen:
„Nun schweig doch nicht die ganze Zeit, das ist ja unheimlich.“
„Wieso, vorher hast du dich beschwert, dass ich immerzu frage. Ich versteh dich nicht.“
„Als wenn du den Tod verstehen könntest. Aber ich werde dir meine Gedankengänge nahe legen. Natürlich entnerven mich die Fragen, über das Leben und über mich, dieser ganze philosophische Quatsch also. Aber jeder Mensch, mit dem ich bisher spielte, fragte trotzdem, sie konnten sich einfach nicht halten und jetzt habe ich mich so daran gewöhnt, dass mir dein Schweigen unangenehm ist. Deswegen wünsche ich das du mir Fragen stellst.“
„Das macht aber immer noch keinen Sinn.“, wagte ich einzuwenden, doch da der Tod schon mit zitternden Knöcheln nach seiner Sense griff, folgte ich seinem Willen.
„Was ist der Sinn des Lebens?“
„Ah, wie ich diese Frage hasse, aber da ich dich aufforderte bin ich selber schuld, du bekommst also einen ernsthaften Rat von mir: frag es selber, wenn du es einmal siehst!“
„Das Leben hat also auch eine körperliche Gestallt wie du. Wie sieht es denn aus?“
„Keine Ahnung, wir gehen uns aus dem Weg. Sind schließlich Konkurrenten.“
„Was, du weißt nicht mal, wie das Leben aussieht. Weißt du überhaupt was?“
„Klar weiß ich was!“, brauste er auf. „Ich weiß wie der Tod ist.“
„Ich auch, er ist selbstverliebt, jähzornig und kann kein Schach spielen.“
Damit setzte ich seine kleine Imitation Matt und brachte ihn damit in arge Denkschwierigkeiten. Während er sich mit den Fingerknochen an den Schläfen rieb, empörte er sich:
„Was fällt dir, mir einfach so Unwissenheit zu unterstellen? Ich weiß wie Kaiser Barbarossa starb – ganz unter uns, er war stockbesoffen. Ich litt mit Achilles und folgte Odysseus über das Meer, begleitete Kolumbus und die Mongolen, erlebte Verdun und Kursk und du sagst ich hätte keine Ahnung.“
„Ich glaube dir ja, dass du so was weißt, aber ich will ja eben etwas über Religion und die höheren Gesetze des Universums erfahren.“
„Über Religion musst du mit Gott reden, ich bin Atheist, die Bezahlung ist nämlich schrecklich und wenn du stirbst kann ich dich in den heiligen Regeln lesen lassen, aber wenn du noch lebst geht das nicht; falls du willst sag einfach bescheid, da lässt sich bestimmt was machen.“
„Siehst du weichst mir schon wieder aus.“
„Tu ich nicht, ich sage dir nur die Wahrheit. Der Tod hat nun mal andere Interessen und Gesetzte, als ihr Menschen und ihr müsst euch damit abfinden, dass ihr nicht alles verstehen könnt. Sokrates war, als ich in holte, viel vernünftiger. Außerdem bin ich nicht der Informationsschalter des Universums.“
„Nun denn, ich werde dich nicht weiter nerven, auch wenn ich die letzten Fragen auf deine Aufforderung hin stellte.“
Mit diesen Worten setzte ich den Tod, der sich noch einige Spielzüge hatte retten können, Schachmatt. Wütend sprang der Knochenmann auf, fegte dabei das Spiel zu Boden, dass die Figuren quer durchs Zimmer folgen, packte seine Sense und stürmte hinaus, wobei er sein Stundenglas, nun mit einem guten Drittel des Sandes im oberen Teil, einfach an der Kette hinter sich herzog und sich fürchterlich den Kopf an der niedrigen Tür stieß. Kaum hatte ich ihm ein „Auf wiedersehen“ hinterher gerufen, da war er schon von dannen.

 

Hallo Eldrad,

ehrlich gesagt hat mir die Geschichte nicht so richtig gefallen. Sie ließ sich zwar zügig runterlesen, war aber für meinen Geschmack nicht sehr lustig. Ich musste zumindest nicht lachen oder grinsen. Zum einen lag es wohl daran, dass es schon zu viele Geschichten dieser Art gibt (was nicht deine Schuld ist), aber deine Geschichte hebt sich eben auch nicht sonderlich aus den anderen hervor.
Das Zweite was mir nicht so gefiel war die Tatsache der inneren Logik. Klar ist das "Fantasy", wenn der Tod zum Schachspielen vorbeikommt, aber deine Hauptfigur reagiert weder sonderlich erschreckt, noch scheint es ihn großartig überrascht zu haben, dass der Tod da ist.
Leider ist die Geschichte auch sprachlich das eine oder andere Mal ein wenig holperig (Bandwurmsätze) bzw. sind noch einiges an Fehlern drin:

Letzte Nacht trat der Knochenmann zu mir an meine Lagerstatt, in Schwarz gekleidet und mit seiner Sense in der Hand sah
Letzte Nacht trat der Knochenmann zu mir an meine Lagerstatt, in Schwarz gekleidet und mit seiner Sense in der Hand, sah

die klang wie aus einem Tiefenbrunnen kommend
die klang wie aus einem tiefen Brunnen kommend

Und er schüttelte die Hand mit der Sense über dem Kopf
Das klingt irgendwie komisch: Liest sich wie die Hand und die Sense geben sich die Hand bzw. als wenn er die Hand nur schütteln kann, wenn er die Sense dazu nimmt

Er sah erstaunt auf seine rechte Hand und ließ das Zeichen seines Amtes zu Boden fallen, anschließend stellte er eine, an der Kette getragene, Sanduhr auf den Tisch, deren roter Sand, vollständig in die untere Hälfte geronnen war, nur ein Sandkorn hielt sich hartnäckig in der Enge.
Das meinte ich mit Bandwurmsatz ;)

körperliche Gestallt w
Gestalt

„Was fällt dir, mi
„Was fällt dir ein, mi (das ein hast du irgendwo im Text nochmal vergessen)

Alles in allem eine gut lesbare Geschichte, die aber ein wenig Bearbeitung gut getan hätte.

Gruß
Lemmi

 

Vielen Dank Lemmi,
dass du dir meine Geschichte durchgelesen und kommentiert hast.

Kann dir nur in allen Punkten zu stimmen die du genannt hast. Werde das ganze nocheinmal überarbeiten.

Eine Frage hätte ich noch: wie ist das, wenn ich die überarbeitete Version hier reinstellen will? Einfach editieren oder ein ganz neues Thema aufmachen?

Gruß Eldrad

 

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