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Der verrückte Soldat

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14.10.2014
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Der verrückte Soldat

Der verrückte Soldat

Es war einmal ein Soldat, der nicht schoss. Anfangs fiel es in dem lauten Getümmel der Schlacht nicht auf, doch ein Kamerad beobachtete ihn genau.
Als die Schlacht gewonnen und viele Männer verloren waren, sprach er den Soldaten darauf an. "Du hast nicht geschossen, ich habe es genau gesehen. Deine Magazine sind voll". Der Soldat widersprach nicht. "Was wenn wir den Kampf nicht gewonnen hätten? Würdest du dich dann nicht schuldig fühlen"?
"Wir haben nichts gewonnen". Der Soldat blickte sehr ernst in die Augen seines Kameraden, dann sah er, dass dieser nicht begriff und er wusste, wie es um ihn stand.

Der Soldat musste zum General. Dieser sprach: "Es liegt ein schwerwiegender Vorwurf gegen sie vor. Angeblich habe während des Gefechts keiner ihrer Kugeln den Lauf ihrer Waffe verlassen. Trifft diese Behauptung zu, wissen sie, welche Strafe ihnen zusteht"?
"Ja, Sir".
"Haben sie tatsächlich keinen einzigen Schuss abgegeben"?
"Ja, Sir".
"Sie müssen verrückt sein, in einem solchen Gemetzel nur zuzusehen, wie ihre Kameraden die Arbeit verrichten. Schämen sie sich".
"Vielleicht, Sir".
"Wie bitte?".
"Vielleicht, Sir. Vielleicht bin ich verrückt. Ich jedoch würde eher meine Kameraden als verrückt bezeichnen. Ich habe keinen einzigen Menschen getötet. Nicht einen. Soldat Tyran berichtete mir von acht Abschüssen. Acht Männer, die ihr Leben durch seine Hand verloren. Wie würde das Volk eine Person bezeichnen, welche innerhalb eines Tages acht Menschen ermordet? Richtig, verwirrt, geisteskrank, verrückt."
"Das können sie nicht vergleichen". Der General wurde wütend.
"Was gibt mir das Recht, das Leben anderer Menschen zu beenden?"
"Wir geben ihnen das Recht, Soldat, der Krieg gibt ihnen das Recht."
Der Soldat verstand nicht, wurde abgeführt und zu 10 Jahren Haft verurteilt.

10 Jahre Später, am ersten Tag seiner Freiheit, griff der Soldat sich eine Waffe, ermordete die Frau, drei Kinder, zwei Brüder, eine Schwester und den Vater seines alten Generals. Nur ihn selber ließ er am Leben und suchte diesen in seinem Haus auf.
"Kenne sie mich"?
"Ja, Sir", antwortete der General wie gelähmt.
"Bin ich verrückt"?
"Nein, Sir, sicher nicht, Sir". Angst zeichnete ihn.
Der Soldat verstand nicht.
"Das ist seltsam, töte ich nicht, bezeichnen sie mich als einen Verrückten, fange ich dann jedoch an zu töten, bin ich es nicht? Keine Sorge, sie werden nicht sterben, ich habe meinen Soll erfüllt und man wird mich entweder hinrichten, oder lebenslang wegsperren. Überdenken sie ihre Antwort". Der Soldat verließ das Haus und der General verstand.

 

Hallo GhostStories,

du fährst hier meiner Meinung nach mit mächtig schwerem Geschütz auf. Wortwörtlich. Ein Soldat, der im Krieg nicht tötet und dann mal so mir nichts, dir nichts acht völlig unschuldige Personen abknallt, um dem General einen Denkzettel zu verpassen, das kann ich dir so nicht abkaufen.

Deine Botschaft, die du rüberbringen willst, salopp einfach mal gesagt "du sollst nicht töten", kann man nicht in so einem Minitext abhandeln, das ist für mich eine ganz schwierig zu erfassende Thematik. Klar, du möchtest mit deiner Geschichte schockieren, die Menschen wachrütteln, aber für mich ist das, so wie du das abhandelst, einfach zu übereifrig, sei mir nicht böse.

Viel Spaß noch weiterhin.

Gruß,
rehla

 

Hallo erstmal,
bin auch neu hier, daher erstmal eine etwas sanftere Kritik von mir. :)

Gut fand ich die Schreibweise. Knackig, direkt und präszise. Militärisch halt - passend zum Text.

Weniger gut hat mir der Inhalt gefallen. Klar ist Töten falsch. Ebenso ist es falsch (auch als Soldat) Befehlen blind zu gehorchen.
Aber es ist nicht falsch sich und andere zu verteidigen.

Ob das in der Situation so war oder nicht kann man nicht aus dem Text herauslesen. Dafür fehlen zu viele Infos.

Auch der Nachgang liest sich wie etwas das sich ein Extremist der "Waffen sind falsch" Fraktion ausgedacht hat.
Bitte nicht krumm nehmen - ich bin absolut der Meinung dass Feuerwaffen in privaten Händen nichts zu suchen haben.
Aber das Töten von Menschen in einem offenen Kampf / Krieg mit dem Ermorden von Zivilisten die gar keinen Kampf erwarten zu vergleichen ist doch schon sehr weit hergeholt.

 

Hallo GhostStories,
am Anfang hatte ich das Gefühl, in einer Fabel oder Märchen zu sein, was sich beim Weiterleiten dann anders entwickelte.
Die Idee ist eigentlich gar nicht so schlecht, doch leider nicht nachvollziehbar, weil die Geschichte zu kurz ist. Es müsste erklärt werden, warum der Soldat plötzlich Zivilisten tötet und im Krieg nicht eine Kugel abfeuert. Es könnte sein, dass der Soldat im Knast so schlimme Dinge erlebt hat, dass er sich rächen wollte. Oder sein Leben ist durch diese Strafe komplett auseinander gebrochen (Frau weg, Kinder auch etc.) und er hat keinen Lebensmut mehr.
Wie jemand vom Pazifisten zum Zivilistenmörder wird, sollte dringend erklärt werden - mit ein paar mehr Seiten.
Herzlichst
Emma Lue

 

Hallo,

vielen Dank für eure Kommentare.
Ich finde es interessant, wie die Geschichte aufgenommen wird, vor allem, dass seine Tat am Ende auf Unverständnis trifft. Es ging mir im Großen und Ganzen darum, die Handlung des Tötens, ob nun im Krieg oder auf "offener Straße", zu verurteilen und den Leser darüber zum Nachdenken zu bringen. Avanar sieht einen Unterschied zwischen dem Töten im Krieg und abseits des Krieges, ich zum Beispiel sehe das nicht so. Aber vielleicht bin ich wirklich übers "Ziel Hinausgeschossen" und werde mir Gedanken über eine Alternative machen.
Ich bin zwar kein Extremist der "Waffen sind falsch Fraktion", aber vielleicht etwas gezeichnet von den Fernsehserie M*A*S*H, falls diese hier jemandem ein Begriff ist ;-)

Liebe Grüße
GhostStories

 

Es ging mir im Großen und Ganzen darum, die Handlung des Tötens, ob nun im Krieg oder auf "offener Straße", zu verurteilen und den Leser darüber zum Nachdenken zu bringen.

Eine Eliminierung/Neutralisierung eines Soldaten ist eher zu rechtfertigen, als das stumpfe ermorden von Zivilisten. Soldaten haben Waffen und meistens gilt, "Entweder er oder ich". Zivilisten hingegen ... meistens nicht. Da ist der Soldat rein, zückt die Waffe, knallt sie ab, geht raus. Ohne mit der Wimper zu zucken - und dann will er mir erklären, dass Töten im Allgemeinen schlecht ist.

Also ja, in meinen Augen ist der Soldat verrückt.
Zweitens: Ich frage mich, warum er der Armee beigetreten ist, wenn er nicht vorhatte, jemanden zu töten. Was hat er denn gedacht, was die da machen?

Ich verstehe, dass du dem Leser eine Botschaft übermitteln willst, aber die bleibt gehörig auf der Strecke, weil die Reaktion des Soldaten sowas von bigott und blödsinnig ist, dass - zumindest ich - davon abgesehen habe, das ernst zu nehmen, was er im Anschluss daran zum General sagte. Mord ist Mord und in keinster Weise gerechtfertigt; das er meinte, er könne seinen Punkt nur durch einen Amoklauf (Etwas anderes ist das nicht) geltend machen, zeugt in meinen Augen von Psychopathie.

Wegsperren und abknallen, das Monster. Das ist ja fast Terrorismus, was der macht.
Dieser Gedankengang ist sicher nicht die Botschaft, die du übermitteln wolltest, aber genau so kommt es bei mir an.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, Willkommen hier, ich mag dir mal ein wenig "Schützenhilfe" geben.
Deine Geschichte ist eine Parabel und daher darf sie auch sehr abstrakt eine Botschaft ausdrücken, auch wenn das unrealistisch oder unmotiviert oder verrückt erscheinen mag. Es geht ja nicht um einen ganz bestimmten Soldaten mit seinen persönlichen Motiven, die in einer Geschichte ausgebreitet werden müssten. Dieser Soldat hier steht für alle Soldaten und die Vertauschung der Hintergründe für seine jeweiligen Aktionen ist eine satirische Verzerrung, um deine Kritik am Töten zu verdeutlichen.
Ich glaube, dir geht es um eine Auseinandersetzung mit dem Tucholsky-Zitat oder um seine Bebilderung„Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder."
Und dass das keine unwidersprochene Aussage ist, das sieht man an den unterschiedlichen rechtsprechungen zu diesem Zitat. Aber mittlerweile darf man es benutzen.
Manchmal muss man die Realität eben verzerren, um eine Aussage satirisch zu verdeutlichen.
So unter der literarischen Bearbeitung mag dann die eine Tat einmal als Terrorismus erscheinen, das andere mal als heldenhaftes Soldatenhandwerk. Man hat nur die Umgebungen und Hintergründe gewechselt, die pure Handlung jedoch beibehalten. Und festgestellt, dass töten immer töten ist.

Für mich ruckelt es nur im zweiten Teil etwas von der Analogie her.
Ansonsten finde ich es wunderbar unangepasst, nachdenklich und ehrlich gesagt ausgesprochen lobenswert, dass du dich das traust.
Viele Grüße von Novak

 

Hallo GhostStories!

Ich kann diesem „gleichnishaften Lehrstück ??“, dass hier Fragen an die „Moral des [unterschiedlichen] Tötens“ in den Raum stellt, durchaus einiges abgewinnen.

Ich denke, man kann diese Fragen stellen und darf/soll/muss den Leser auch mit „unangepassten“ Meinungen und „verrückten“ Soldaten konfrontieren. Die erzählte Geschichte ist deutlich genug aus der Realität herausgerückt, um den parabelhaften Charakter aufzuzeigen und nahe genug an der Wirklichkeit dieser Fragen, um den Leser zu treffen und zu beschäftigen.

Man könnte vielleicht auf einige erklärenden Sätze des Soldaten verzichten, da die erzählte Geschichte durchaus für sich spricht.

Der Text lässt mich jedenfalls „nachdenkend“ zurück. Für mich ein Kriterium für „lesenswert“. Liebe Grüße. Joenna

 

Hallo, das Zitat kannte ich noch nicht, passt aber irgendwie...
Novak, du hast es ausgedrückt, wie ich es nicht konnte, dankeschön.
Freut mich, dass dich die Geschichte zum "Nachdenken" bewegt hat, joenna.
Liebe Grüße
GhostStories

 

Hallo Ghoststories,

also, ich komme irgendwie mit dem Text nicht so recht unter einen Hut. Dein Prot. schießt nicht. Das ist erst mal Befehlsverweigerung. Und im Krieg, wenn er schon mal mitten im Gefecht ist, ist er ganz schön bekloppt. So lange, wie von den eigenen Kameraden niemand gefallen ist, würde ich das noch durchgehen lassen. Fällt aber der erste, dann geht’s aber ans eigene Leder. Rede mal mit Kriegsveteranen, die vielleicht sogar in Partisanenkämpfe verwickelt waren. Dort gilt nur: du oder ich. Aber auch wieder nicht in jedem Fall. Das ist ganz schwierig. Was Du aber am Ende machst, ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich würde es verstehen, wenn der General den Soldat gezwungen hätte, im Krieg jemand bestimmten zu töten und er hätte sich nach dem Knast gerächt. So oder so, die Zivilisten haben mit den Kriegshandlungen nichts zu tun. Auch nicht, wenn sie zur Familie des Generals gehören.

khnebel

 

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