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Der Weihnachtstraum
Langsam schlendert Pamela durch den knöcheltiefen Schnee in der Kölner Innenstadt.
Ihr ist kalt. Erinnerungen an vergangene vorweihnachtliche Zeiten bemächtigen sich ihrer Gedanken und stimmen sie unendlich melancholisch.
Es beginnt wieder zu schneien, kräftiger noch als vorhin. Dicke Flocken bedecken ihre rote Angoramütze und die schmalen Schultern.
Vor einer riesigen Reklametafel bleibt sie stehen. Darauf abgebildet ist eine Familie zu sehen, Vater, Mutter, zwei Kinder, unter einem glitzernden Weihnachtsbaum beim Auspacken der Geschenke.
Eine Träne kullert über Pam`s Wange. Langsam wendet sie sich ab und geht weiter. Tausende bunte Lichter der Weihnachtsdekorationen in den umliegenden Geschäften spiegeln sich in ihren traurig -schönen Augen wieder. „Warum nur?“ denkt Pamela, „warum bin ich so allein? Kein Mensch kümmert sich um mich, niemand ist zu erreichen! Was mache ich nur!?“ Pamela hat gar nicht bemerkt daß sie ihr Unterbewußtsein in die Löwengasse geführt hat. Sie steht plötzlich vor den Stufen zum Haupteingang des Bürogebäudes, in dem sich ihr Arbeitsplatz befindet. Sie kramt in den Taschen nach ihrer Einlaßkarte, geht die wenigen Stufen hinauf und betritt das Gebäude. Vollkommene Ruhe empfängt sie. Die Pförtnerloge ist leer. „Sicher ist Walter zu Hause bei seiner Familie“, denkt sie und geht weiter zu ihrem Büro. Als sie aus dem Fenster blickt sieht sie Kinder bei einer Schneeballschlacht. Gleich mehrere Schneemänner werden gebaut. „So sehr geschneit hat es seit Jahren nicht mehr.“ geht es ihr durch den Kopf, während sie sich aus dem Mantel schält, ihre Mütze abnimmt und die Handschuhe auszieht.
Erschrocken fährt sie zusammen als plötzlich das Telefon klingelt. Zögernd nimmt Pamela ab. „Schlehuber?“ da erkennt sie auch schon Walters Stimme. „Pamela, was machst Du im Büro? Es ist Heilig Abend! Geht es Dir gut?“ Pamela kommt gar nicht auf den Gedanken Walter zu fragen wieso er im Büro anruft. „Wie kann es mir gut gehen! Ich bin ganz alleine, meine Eltern in Urlaub, keine Freunde zu erreichen, es ist das beschissenste Weihnachtsfest das ich je erlebt habe!“
Noch während sie den Hörer an ihr Ohr hält geht plötzlich das Licht aus! Die Leitung ist Tot! „Walter, Walter!!! Melde dich doch!!!“ Doch es ist nichts mehr da, nicht das leiseste Geräusch. Da es jetzt draußen ebenfalls dunkel ist, erkennt Pamela ihre Umgebung nur noch schemenhaft. Sie legt den Hörer auf und bewegt sich langsam in Richtung Bürotür. Mehrmals betätigt sie den Lichtschalter daneben, aber es bleibt finster. Ihre schlanke Hand legt sich auf die Türklinke. Als sie diese nieder drückt hört sie das leises Klingeln von kleinen Glöckchen im Flur. Zögernd öffnet sie die Tür einen Spalt und stößt im nächsten Moment einen überraschten Schrei aus als unerwartet das Licht angeht!
Da stehen 7 Weihnachtsmänner im Flur! Die echtesten Weihnachtsmänner, die sie jemals gesehen hat! Einer von ihnen kommt auf Pamela zu und nimmt sie auf seine Arme. Als würde er Pam`s Gewicht gar nicht wahrnehmen, trägt er sie durch den langen Flur zurück zum Haupteingang, einer der Weihnachtsmänner öffnet die Tür. Was Pamela da draußen sieht erscheint ihr wie ein Wintermärchen!
Direkt vor dem Eingang steht ein riesiger, weißer Schlitten mit 6 weißen Pferden davor. Alles eingehüllt von dicken Schneeflocken, die ruhig und stetig aus dem Himmel fallen. Der Weihnachtsmann hebt Pamela in den Schlitten hinein und setzt sie auf eine der weichen, mit rotem Leder überzogenen Sitzbänke. Niemand hat bis dahin ein Wort gesprochen, doch als alle Weihnachtsmänner um Pamela herum in den Schlitten gestiegen sind, wie auf Kommando die Bärte von den Gesichtern reißen, da stößt sie einen Freudenschrei aus! Das sind ja alle ihre Freunde und Kollegen! Der, der sie getragen hat ist Walter, dann erkennt sie Yvonne und Claudia! Das kann nicht sein! Dr. Quirll und der Herr Strössel..., der lange dünne Thomas Kuncl und Frank Boelke!!!
Dr. Quirll läßt eine Flasche besten Cognacs kreisen während ein als Knecht Ruprecht verkleideter Kutscher mit der Peitsche knallt und die Pferde antreibt. Als er sich umdreht erkennt sie den grinsenden Herrn Ebner! Alle beginnen Weihnachtslieder zu singen und Pamela flüstert mir zu:
„Danke Walter! Das ist doch noch das schönste Weihnachtsfest meines Lebens!“