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Der Weihnachtstraum

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29.09.2002
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Der Weihnachtstraum

Langsam schlendert Pamela durch den knöcheltiefen Schnee in der Kölner Innenstadt.
Ihr ist kalt. Erinnerungen an vergangene vorweihnachtliche Zeiten bemächtigen sich ihrer Gedanken und stimmen sie unendlich melancholisch.
Es beginnt wieder zu schneien, kräftiger noch als vorhin. Dicke Flocken bedecken ihre rote Angoramütze und die schmalen Schultern.
Vor einer riesigen Reklametafel bleibt sie stehen. Darauf abgebildet ist eine Familie zu sehen, Vater, Mutter, zwei Kinder, unter einem glitzernden Weihnachtsbaum beim Auspacken der Geschenke.
Eine Träne kullert über Pam`s Wange. Langsam wendet sie sich ab und geht weiter. Tausende bunte Lichter der Weihnachtsdekorationen in den umliegenden Geschäften spiegeln sich in ihren traurig -schönen Augen wieder. „Warum nur?“ denkt Pamela, „warum bin ich so allein? Kein Mensch kümmert sich um mich, niemand ist zu erreichen! Was mache ich nur!?“ Pamela hat gar nicht bemerkt daß sie ihr Unterbewußtsein in die Löwengasse geführt hat. Sie steht plötzlich vor den Stufen zum Haupteingang des Bürogebäudes, in dem sich ihr Arbeitsplatz befindet. Sie kramt in den Taschen nach ihrer Einlaßkarte, geht die wenigen Stufen hinauf und betritt das Gebäude. Vollkommene Ruhe empfängt sie. Die Pförtnerloge ist leer. „Sicher ist Walter zu Hause bei seiner Familie“, denkt sie und geht weiter zu ihrem Büro. Als sie aus dem Fenster blickt sieht sie Kinder bei einer Schneeballschlacht. Gleich mehrere Schneemänner werden gebaut. „So sehr geschneit hat es seit Jahren nicht mehr.“ geht es ihr durch den Kopf, während sie sich aus dem Mantel schält, ihre Mütze abnimmt und die Handschuhe auszieht.
Erschrocken fährt sie zusammen als plötzlich das Telefon klingelt. Zögernd nimmt Pamela ab. „Schlehuber?“ da erkennt sie auch schon Walters Stimme. „Pamela, was machst Du im Büro? Es ist Heilig Abend! Geht es Dir gut?“ Pamela kommt gar nicht auf den Gedanken Walter zu fragen wieso er im Büro anruft. „Wie kann es mir gut gehen! Ich bin ganz alleine, meine Eltern in Urlaub, keine Freunde zu erreichen, es ist das beschissenste Weihnachtsfest das ich je erlebt habe!“
Noch während sie den Hörer an ihr Ohr hält geht plötzlich das Licht aus! Die Leitung ist Tot! „Walter, Walter!!! Melde dich doch!!!“ Doch es ist nichts mehr da, nicht das leiseste Geräusch. Da es jetzt draußen ebenfalls dunkel ist, erkennt Pamela ihre Umgebung nur noch schemenhaft. Sie legt den Hörer auf und bewegt sich langsam in Richtung Bürotür. Mehrmals betätigt sie den Lichtschalter daneben, aber es bleibt finster. Ihre schlanke Hand legt sich auf die Türklinke. Als sie diese nieder drückt hört sie das leises Klingeln von kleinen Glöckchen im Flur. Zögernd öffnet sie die Tür einen Spalt und stößt im nächsten Moment einen überraschten Schrei aus als unerwartet das Licht angeht!
Da stehen 7 Weihnachtsmänner im Flur! Die echtesten Weihnachtsmänner, die sie jemals gesehen hat! Einer von ihnen kommt auf Pamela zu und nimmt sie auf seine Arme. Als würde er Pam`s Gewicht gar nicht wahrnehmen, trägt er sie durch den langen Flur zurück zum Haupteingang, einer der Weihnachtsmänner öffnet die Tür. Was Pamela da draußen sieht erscheint ihr wie ein Wintermärchen!
Direkt vor dem Eingang steht ein riesiger, weißer Schlitten mit 6 weißen Pferden davor. Alles eingehüllt von dicken Schneeflocken, die ruhig und stetig aus dem Himmel fallen. Der Weihnachtsmann hebt Pamela in den Schlitten hinein und setzt sie auf eine der weichen, mit rotem Leder überzogenen Sitzbänke. Niemand hat bis dahin ein Wort gesprochen, doch als alle Weihnachtsmänner um Pamela herum in den Schlitten gestiegen sind, wie auf Kommando die Bärte von den Gesichtern reißen, da stößt sie einen Freudenschrei aus! Das sind ja alle ihre Freunde und Kollegen! Der, der sie getragen hat ist Walter, dann erkennt sie Yvonne und Claudia! Das kann nicht sein! Dr. Quirll und der Herr Strössel..., der lange dünne Thomas Kuncl und Frank Boelke!!!
Dr. Quirll läßt eine Flasche besten Cognacs kreisen während ein als Knecht Ruprecht verkleideter Kutscher mit der Peitsche knallt und die Pferde antreibt. Als er sich umdreht erkennt sie den grinsenden Herrn Ebner! Alle beginnen Weihnachtslieder zu singen und Pamela flüstert mir zu:

„Danke Walter! Das ist doch noch das schönste Weihnachtsfest meines Lebens!“

 

Hallo Waldi!

Das ist schon die zweite verfrühte Weihnachtsgeschichte, die ich heute lese; muss wohl am kalten Wetter der letzten Wochen liegen...

Also, mir hat deine Geschichte ebenfalls recht gut gefallen.
Die ersten drei Absätze haben mich an eine meiner Geschichten erinnert ("Die Zeit danach"), die auch in der Weihnachtszeit spielt, der allerdings eine andere Idee zugrunde liegt.

Jedenfalls finde ich es schön, wie du die winterliche Umgebung beschrieben hast und man konnte sich gut in die Lage deiner Protagonistin hineinversetzen.

An der Stelle, an der du das Kaufhofgebäude erwähnst, dachte ich zuerst, Pamela wollte dort einkaufen, aber im weiteren Verlauf ist der Grund dafür dann ja ersichtlich.

...und stößt im nächsten Moment einen fürchterlichen Schrei
Das Wort "fürchterlich" gefällt mir nicht sonderlich; einen "überraschten" Schrei fände ich treffender.

Dennoch kam mir das Ende ein wenig zu schön vor, als dass es wahr sein könnte bzw. so ganz überzeugend wirkte es auf mich nicht. Eher kam es mir wie Pamelas Wunschdenken vor.

Aber insgesamt eine ziemlich gelungene und stimmungsvolle Weihnachtsgeschichte, die ich gerne gelesen habe.

Viele Grüße,
Michael :)

 

Hallo Waldi,
eine wirklich schöne Geschichte und so flüssig erzählt. Ich habe mich richtig mitgefreut. Das einzige, was mich stört, und ich sag's ehrlich, es hat mich richtig gestört, ist der Name "Pamela". Zwischen Frank, Walter und Claudia und Co, mitten in Köln, erscheint mir Pamela..hm.. fremd.... warum nicht Bettina oder Sabine?
...weißt du, was ich meine?
Tschüß und liebe Grüße
wondering

 

Hallo Waldi,

die Stimmung mit dem Schnee und deine verloren wirkende Protagonistin sind gut rübergekommen.
Mir hat auch sehr gut gefallen, dass ein wenig Spannung in die Geschichte kam, weil das Licht ausging und die Telefonverbindung unterbrochen wurde.
Irritierend fand ich, wie auch Michael schon erwähnte, die Beschreibung, wie sie in ihr Büro gelangt. Die Bezeichnung "Kaufhofgebäude" war für mich zunächst ein Hinweis darauf, dass sie einkaufen gehen wollte. Aber als dann dazu ein Ausweis benötigt wurde, paßte das nicht mehr. Vielleicht kannst du das Mißverständnis mit dem "Kaufhofgebäude" ändern und gleich vom Bürogebäude sprechen?

Lieben Gruß
Lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi wondering!

Diese Weihnachtsgeschichte ist einem der liebsten Menschen gewidmet den ich kenne, ihr Name ist Pamela.

Was kann sie dafür, das sie einen so außergewöhnlich schönen, aber für deutsche Verhältnisse seltenen Namen trägt?

Lieben Gruß
waldi7

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Da hast Du Recht! Guten Morgen lakita.

Ich habe den Text an dieser Stelle geändert. Danke!

Auch Dir einen lieben Gruß

waldi7

 

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