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Die alte Dame

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21.05.2007
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Die alte Dame

"Heut kommt mich meine Tochter besuchen", sagt sie glücklich. Ihr faltiger Mund hat sich um die Prothese zu einer Grimasse begieriger Freude verzogen. Ich sehe sie nicht direkt an, konzentriere mich mehr auf ihren grauen Haardutt.
"Das ist schön, Frau Malnovik", sage ich und empfinde Trauer. Sie wird den ganzen Tag warten und niemand wird kommen. So wie gestern oder Vorgestern oder die ganzen Monate davor.
Sie wird in ihrem schicken, alten Blumenkleid, mit hochgestecktem Haar, auf dem alten Stuhl neben ihrem Bett sitzen und erwartungsvoll die Stunden verstreichen lassen.
Groß ist das Zimmer nicht - aber sie bewegt sich ohnehin nicht sehr viel. Ich zupfe die langen Gardinen zurecht, sehe in den Herbsthimmel, der trüber werdenden Sonne entgegenblinzelnd. Es riecht nach alter Frau und vielen Medikamenten und Cremes.
"Haben sie ihre Blauen schon genommen, Frau Malnovik?", frag ich sie und sehe sie an. Es schmerzt mich seit einiger Zeit die verwelkenden Gesichter zu sehen. Vielleicht sollte ich den Job als Altenpflegerin aufgeben. Zu viele sind gestorben.
"Ja, ja", sagt sie eifrig und nickt ganz oft dazu. Sie streckt mir mit ihrem dünnen rechten Arm voller Runzeln die leere Montagpackung entgegen. "Sehen Sie, Schwester?", sagt sie und wirkt dabei sehr erfreut.
Dann sieht sie wieder zur weiß gestrichenen Tür.
"Meine Tochter ist wunderschön, wissen Sie?"
Das sagt sie immer. Ich zweifele, ob sie überhaupt eine Tochter hat.
"So, jetzt muss ich aber mal nach den anderen sehen", sage ich - und es klingt sogar einigermaßen fröhlich.
Ich schließe die Tür hinter mir.
-
-
Im Laufe des Tages ist sie gestorben. Kein Schock für mich. Dazu habe ich das zu oft erlebt. Sie hatte keine Angehörigen, also haben wir ihren Namen in die Zeitung gesetzt.
Gestorben. Frau Anna Malnovik. Angehörige möchten sich bitte melden.
Ich weiß, wie es weiter geht. Niemand wird sich melden. In drei Wochen werden wir die Kundin einäschern lassen. Anfangs, vor vier Jahren, war ich öfters dabei. Eine deprimierend kleine Kapelle, ein schäbiges Krematorium, eine blecherne Stimme aus einem Lautsprecher. Ein Pfarrer, oder eine Tonbandaufnahme, der ein paar letzte unpersönliche Worte murmelt. Dazu kein Gast, kein Trauernder, keine Dekorationen. Ein einfacher Sarg aus dicker Presspappe. Darin der Leichnam und ein Markierungsstein. Eine Nummer, um die Asche bei den vielen durchwandernden Namen- und Angehörigenlosen noch einigermaßen den richtigen Urnen zuteilen zu können.
Ein trauriger Abgang. Wer waren diese Menschen? Warum sind sie allein? Es sind keine Einzelfälle, wissen Sie. Ich erlebe das Ein- bis Zweihundert mal im Jahr.
Alles was bleibt, sind oft ein paar vergilbte Fotos, die sich an den Rändern aufwerfen. Und ein Kamm. Oder etwas ähnlich Banales.
Ich bin traurig.
Ich fürchte mich vor dem eigenen Altwerden.

 

Hallo Danjl,

ich lese zwar sehr wenig in der Rubrik "Jugend", aber ich weiß nicht, ob diese Geschichte hierhin gehört. Sie wäre in "Alltag" mE besser aufgehoben.

Außerdem enthält sie eine Menge Fehler, Rechtschreib- und auch Zeitenfehler. Ich habe unten einige aufgeführt, weiß aber nicht, ob ich schon alle erwischt habe.

Zum Inhalt kann ich nur sagen, dass die Geschichte irgendwie an mir vorbei ging. Ich habe sie gelesen, aber das war es auch schon. Sie enthält nichts, wofür es sich lohnt, noch ein bisschen länger nachzudenken.
Ich schätze, das liegt zum größten Teil an der Verarbeitung des Themas, denn das ist eigentlich nicht schlecht.
Du kannst ja noch auf andere Kritiken warten, aber ich finde, eine Überarbeitung wäre angebracht.

Hier meine Anmerkungen:

Es richt nach alter Frau und vielen Medikamenten und Cremes.
Es riecht ...

Es schmerzt mich seit einiger zeit die verwelkenden Gesichter zu sehen.
seit einiger Zeit

Sie streckt mir mit ihrem dünnen rechten Arm voller Runzeln die leere Montagpackung entgegen.
Sie streckt mir mit ihrem runzligen Arm die leere ... (ob rechts oder links ist eher Nebensache)

Dann sieht sie wieder zur weiss gestrichenen Tür.
weiß

Ich schliesse die Tür hinter mir.
schließe

Es war kein Schock.
ES ist ein Schock gewesen. (Zeit: Vollendete Gegenwart und nicht Vergangenheit)

Sie hatte keine Angehörigen, also haben wir ihren Namen in die Zeitung gesetzt.
Sie hat keine Angehörigen gehabt, ... (Zeit: siehe oben)

Ich weiss, wie es weiter geht.
weiß

In drei Wochen werden wir die Kundin einäschern lassen.
"Kundin" finde ich, ist nicht der richte Ausdruck. Nimm eher "Tote"

Anfangs, vor vier Jahren, war ich öfters dabei.
..., bin ich öfters dabei gewesen. (Zeit: siehe oben)

Eine Nummer, um die Asche bei den vielen durchwandernden Namen- und Angehörigenlosen noch einigermassen den richtigen Urnen zuteilen zu können.
... Namenlose ohne Angehörige ... (Angehörigenlose, den Ausdruck gibt es doch nicht, oder?)

Wer waren diese Menschen?
Wer sind diese Menschen gewesen? (Zeit: siehe oben)

Es sind keine Einzelfälle, wissen sie.
..., wissen Sie. (hier sprichst du den Leser an und musst "Sie" groß schreiben)

Ich erlebe das Ein- bis 200 hundert mal im Jahr.
ein- bis zweihundert Mal im Jahr

Oder etwas ähnlich banales.
Banales

Ich fürchte mich vor meinem Alter.
... vor dem Alter oder ... vor dem Altwerden.

Viele Grüße
bambu

 

zunächst meinen dank - es stimmt schon, zuweilen sind orthographie und syntax mit meinen dahintippenden händen unvereinbar.

die geschichte wird natürlich überarbeitet.

zuweilen falle ich in einen legasthenischen schreibanfall - so wie ein maler mitunter unkonzentriert oder der vielfalt an impressionen farben auf die leinwand verspritzt - und lese mir die texte nicht mehr durch.

 

Hi Danjl!
Leider hat mir deine Geschichte auch nicht ganz so gefallen. Das Thema ist sehr gut und der Anfang auch, er hat mich gelockt. Das was du ausdrücken willst, kam durch die letzten Sätze auch rüber, aber irgendwie blieb die Geschichte zwischendrin stecken. Ja, du erzählst wie traurig es für deine Prot ist, und das ist es wirklich, aber mir fehlt irgendwie noch etwas mehr Persönlichkeit.
Die gleichen Fehler wie bambu habe ich auch bemerkt, sie hat sie ja schon berichtigt.
Trotzdem - weitermachen!
LG
Shelly

 

@ shelly:

mh, mein versuch den leser durch eine bewußt "normal banale" geschichte zu führen - um ihm dann überraschend einen schlag zu verabreichen ist wohl nur ungenügend von mir umgesetzt worden.

dumeinst, der text sollte auch vorher schon handlungswenungen bieten?

 

ich habe die rechtschreibfehler korrigiert - danke sehr.
(falsche) zeitliche beugungen habe ich bewußt (ebenso wie KUNDIN) benutzt.

danke dir, bambu

 

Hi Danjl!
Erst einmal finde ich das Thema, welches du aufgegriffen hast, sehr gut und der Gedanke war sehr stimmig. Nur an der Umsetzung hapert es halt ein wenig.

um ihm dann überraschend einen schlag zu verabreichen ist
Und genau das finde ich, ist nicht gut genug rübergekommen. Der Anfang ist gut, doch an welcher Stelle ist dein überraschender Schlag? Der Tod der alten Frau?
Ja, für einen Moment ist man wie elektrisiert, aber vielleicht würde das noch mehr rüberkommen, würde man sich mehr mit der alten Frau auseinander setzen. Das mit der Tochter zum Beispiel gefiel mir sehr gut - ihr hoffnungsvolles und doch sinnloses Warten, das lässt mitfühlen. Man würde ihr am liebsten etwas aufbauendes sagen.
Doch nach ihrem Tod beschreibst du erst einmal - meiner Meinung nach - etwas monoton was mit ihr geschieht: Keine Angehörigen, deswegen Verbrennen, in einer Kapelle, niemand da.
Vielleicht könntest du es besser umsetzen, wenn du deinen Prot doch noch einmal zur Beerdigung der alten Frau schickst. Im Sinne von: Diesmal wird es wirklich das letzte Mal sein. Wieder alles kalt, wie immer. Keine Leute da, die um sie trauern. Tonlose Worte von einem alten Pfarrer, der sich nie um die Leute im Altersheim gekümmert hat... vielleicht wirkt es dann lebensechter.
Mehr fällt mir momentan leider auch nicht ein.
LG
Shelly

 

du hast recht shelly - wie bereits erwähnt war ich es gewohnt meine geschichten stark zu kürzen, da in den bisherigen foren (oder auf poetry slams) die leser schnell ungeduldig wurden - eher literatur vom schlage:
"die welt - monoton. mein schmerz - dunkel. die menschen - misanthorp usw." bevorzugten. kurz: düster und unausformuliert.
da mir dort kein wachstum vergönnt war (und auch mein bekanntenkreis - familie habe ich leider keine - sich nicht dem lesen ergeben fühlt, war ich lange auf der suche nach etwas wie DIESEM FORUM. gott, bin ich froh)

ich werde also das ende umschreiben!

 

Hi Danjl!
Kein Leser wird ungeduldig, wenn die Spannung da ist. Und wie ich schon öfters sagte - ich wiederhole es gerne - ist der Anfang gut und verleitet zum lesen. Und genau so einfach weitermachen. Bin neugierig auf dein umgeschriebenes Ende!
LG
Shelly

 

Hi Danjl

Ja, hab mich genau wie bambu gefragt, was die Geschichte für 'Jugend geeignet macht' und ich bin einem Ergebnis gekommen: Nichts. :) Sie könnte genau so gut in Gesellschaft oder Alltag passen, wobei ich Gesellschaft mehr bevorzuge, wenn du den Aspekt des 'Angehörigenlos' etwas weiter 'kritisierst'.

Das Thema gefällt mir, wobei ich mir gewünscht hätte, dass die Beziehung zwischen dieser Frau und deiner namenlosen Prota. (da sie für den Leser(für mich jedenfalls) kein Leben hat, bleibt sie genau wie die Frau: allein gelassen, verlasse, einsam, blass, gesichtslos) mehr beschrieben hättest. Warum ist Frau M. so besonders, dass ausgerechnet die Prota. von ihrem Fall berichtet.

In drei Wochen werden wir die Kundin einäschern lassen.
Wie es scheint, befindet sich die Dame in einem Altersheim, dort werden die 'Kunden' Patienten genannt. Und ich kenne mich da wirklich nciht aus, aber werden sie einfach so eingeäschert? Müsste sie nicht ihre Bewilligung dazu geben. Und wenn dann würde ich es auch sehr interessant finden, wenn die Prota. sich fragt, warum eine Frau verbrannt werden will.
Ich bin traurig.
Ich fürchte mich vor dem eigenen Altwerden.
Für mich ist das kein passables Ende. Dass sie traurig ist, nehme ich ihr irgendwie nicht ab, weil sie eben das zu oft erlebt hat und sie auch erklärt, sie wäre nicht geschockt über den Tod, weil es für sie wahrscheinlich schon zum Alltag geworden ist.
Aber sie hat wohl auch ein besonderes Verhältnis zu dieser Frau. Und dann ist sie auch noch so fertig, dass sie sich sogar überlegt, den Beruf der Altenpflegerin aufzugeben.
Das sind Widersprüche. Ich weiß also nicht, was ich davon halten soll. Eine Bearbeitung wäre hier nötig.

Cu J:schiel:Black

 

Hallo Danjl,

der erste Teil deiner Geschichte ist gar nicht schlecht, aber du solltest nicht immer nach der wörtlichen Rede das selbe Verb (sagen) verwenden. Such nach Alternativen und variiere mehr.
Der zweite Teil deiner Geschichte klingt eher nach einem Kommentar und weniger nach einer Geschichte.

Es riecht nach alter Frau und vielen Medikamenten und Cremes.
Wie richt denn alte Frau, viele Medikamente und Cremes? Versuch es zu beschreiben.

Ciao

MiK

P.S.: Ich denke, da dies der Job der Protagonistin ist, wäre die Geschichte unter "Alltag" besser aufgehoben. ;)

 

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