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Die Begegnung - Weil man sich immer zweimal im Leben sieht

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01.06.2013
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Die Begegnung - Weil man sich immer zweimal im Leben sieht

Zögernd holt sie ihr Portmonee hervor. Ihre Jacke ist fünf Nummern zu groß. Mindestens. Es ist schwer, aber irgendwann musste es soweit kommen. Seit diesem Tag, ging sie nie wieder aus dem Haus. Aber die Leute sagten, dass es gut sei, also glaubt sie es. Versucht es. Sie schüttelt den Kopf und holt zitternd ihren Einkaufszettel hervor. Verwackelte Schrift und nur zwei Worte: Zwieback, Milch. Noch einmal atmet sie tief durch und sieht sich um. Schnell wandert ihre rechte Hand zum Mund. Sie kaut nicht, sie beißt. Fest und bestimmt beißt sie ihre Finger und blickt angestrengt umher. All diese Menschen. Die Männer sind am Schlimmsten.
Panisch beginnt sie, die nächsten Schritte zu gehen. Tee, Honig, Marmelade, Kaffeemilch. Alles zusammen und keine normale Milch. Wie konnte sie das nur vergessen? Einen Moment schmunzelt sie. Wieder blickt sie sich um, ihre Arme liegen jetzt fest um ihren Körper geschlungen. Ein Geräusch ertönt, ihr Herz beginnt wie wild zu klopfen und ihre Atmung setzt aus. Tränende Augen. Sie rennt. Moment. Kein Grund zur Panik, das war bloß eine Durchsage. Eine weitere Kasse hat eröffnet. Sie bleibt stehen und ringt nach Luft – ihr ganzer Körper schwitzt.
Milch und Zwieback, Milch und Zwieback. Immer wieder streicht sie ihre fettigen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihr Blick haftet am Boden, während sie versucht, das richtige Regal zu finden. Erst, als keine Menschen mehr im Gang sind, blickt sie vorsichtig hinauf. Verbände, Salben... Nein, alles nicht das Richtige. Im Gegenteil, es erinnert nur. Da ist sie! Milch für 1,20€. Irgendwie hat sie die Milch billiger in Erinnerung. Nie im Leben hat sie mal so viel Geld für einen einfachen Beutel Milch ausgegeben. Aber was soll man machen. In den 4 Monaten hat sich anscheinend zu vieles verändert.
Schnell greift sie die Milch und hält sie vor ihren Bauch. Dreht sich um. Noch immer ist niemand anderes im Gang. Jetzt gilt es nur noch, Zwieback zu finden. Von hinten kommen Menschen. Sofort beschleunigt sich ihr Gang, bis sie in die nächste mögliche Reihe abbiegt. Zwieback. Genau dort, wo die junge Frau steht. Etwa in ihrem Alter. Sie könnte ihr doch nichts anhaben... Doch. Menschen sind unberechenbar. Langsam nähert sie sich der Frau von hinten, streckt angestrengt ihren Arm heraus und greift schnell nach dem Zwieback-Packet. Ohne noch einmal zurückzuschauen rast sie mit Milch und Zwieback zur Kasse.
Die Stellen, an der die Kassen stehen, haben sich auch nach 4 Monaten nicht verändert. Erleichtert rennt sie zu Kasse 2. Sie steht leer. Die Ware behält sie in der Hand. Während sie mit gesenktem Kopf zum Bezahlen geht, angelt sie mit ihrer rechten Hand das Portmonee aus ihrer Jackentasche. „2,69€ macht das.“ Stechen. Tief im Inneren. Scham überkommt ihren gesamten Körper. Behutsam hebt sie ihren kreidebleichen und dröhnenden Kopf. Zwieback und Milch fallen zu Boden und ihre gesamte Anspannung löst sich auf, das Lebensgefühl schwindet. Er ist der Mann.

 

Servus Sandsturm,

mit diesem Text geht’s mir ähnlich wie mit deinem anderen: Sprachlich finde ich ihn überwiegend interessant und gelungen und vor allem schaffst du es auch hier wieder, mit nur wenigen Sätzen mir eine nahegehende Geschichte zu erzählen.
An manchen Stellen allerdings schreibst du ein bisschen zu nachlässig, zu unpräzise.

Zögernd holt sie ihr Portmonee hervor. Ihre Jacke ist fünf Nummern zu groß. Mindestens. Es ist schwer, aber irgendwann musste es soweit kommen. Seit diesem Tag, ging sie nie wieder aus dem Haus. Aber die Leute sagten, dass es gut sei, also glaubt sie es.

Was ich da hervorgehoben habe, gefällt mir nicht recht, das stimmt irgendwie hinten und vorne nicht. Beim Lesen scheint sich das „Es ist schwer“ auf irgendwas davor zu beziehen, auf das Portmonee? Gar auf die Jacke?
Und auch „dieser Tag“ stellt für mein Gefühl einen falschen Bezug her, nämlich zu „irgendwann“, und das ist ja offenbar jetzt, und wenn sie „nie wieder aus dem Haus ging“, kann sie jetzt auch nicht im Supermarkt sein. Ja, alles ein bisschen kompliziert, obwohl du ja eigentlich einen einfachen Sachverhalt schildern willst. Dass du nicht zu viel erklären möchtest, es dem Leser sozusagen überlässt, sich die Sache zusammenzureimen, finde ich gut und richtig, genau das ist es, was einen Text für mich interessant macht. Wenn du allerdings so verknappt und reduziert schreibst, musst du höllisch aufpassen, da musst du wirklich ganz, ganz präzise sein, da darfst du dir nicht die kleinste Schlampigkeit erlauben, sonst haut’s den Leser auf die Fresse.

Zögernd holt sie ihr Portmonee hervor. Ihre Jacke ist fünf Nummern zu groß, mindestens. Zum ersten Mal seit jenem Tag ist sie wieder aus dem Haus, es ist ihr schwer gefallen, aber irgendwann hat es sein müssen. Die Leute haben gesagt, dass es gut sei, und sie hat es geglaubt.
(Das mag jetzt vielleicht auch kein stilistisches Wunderwerk sein, aber so klänge es für mich um einiges verständlicher.)

Mit den vielen Punkten gehst du mir beinahe zu verschwenderisch um, andererseits passt dieser abgehackte, elliptische Stil natürlich auch zu der verstörenden, beängstigenden Situation, in der sich das traumatisierte Mädchen befindet. An manchen Stellen solltest du vielleicht trotzdem besser ein Komma statt des Punktes verwenden, lies dir den Text daraufhin noch mal durch.

Tee, Honig, Marmelade, Kaffeemilch. Alles zusammen und keine normale Milch. Wie konnte sie das nur vergessen?

Das versteh ich leider gar nicht. Sie will Milch und Zwieback kaufen, ok, aber was hat sie nun vergessen?

Erst, als keine Menschen mehr im Gang sind ...

Das Komma gehört weg.

In den 4 [vier] Monaten

… greift schnell nach dem Zwieback-Packet [Paket]. Ohne noch einmal zurückzuschauen [Komma] rast sie …

Tja, Sandsturm, irgendwie hab ich das Gefühl, dass aus deinem Schreiben wirklich was werden könnte. Und obendrein hast du auch was zu erzählen. Ich an deiner Stelle (und in deinem Alter …) bliebe auf jeden Fall dran.


offshore

 

Hallo und herzlich Willkommen hier Sandsturm,

stilistisch, da muss ich Offshore recht geben, ist die Geschichte gut gelungen. Nur zu Beginn verlangst du dem Leser zu viel ab.

Zögernd holt sie ihr Portmonee hervor. Ihre Jacke ist fünf Nummern zu groß. Mindestens. Es ist schwer, aber irgendwann musste es soweit kommen. Seit diesem Tag, ging sie nie wieder aus dem Haus.
Da blickt man nicht mehr durch. Jeder Satz spielt auf etwas ganz anderes an. Den ersten Satz beginnst du mit einer Aktion im Präsens zwischen den Regalen. Im zweiten beschreibst du kurz etwas zu ihrem Erscheinungsbild. Dann kommt etwas zu ihrem Empfinden. Immer nur in einem Satz abgehandelt. Das verwirrt. Ich dachte auch erst, dass sich das "Es" auf den Geldbeutel bezieht. Ist sie besonders reich, oder was? Im Nachhinein hab ich es dann schon verstanden, aber man kommt eben ins Stolpern, und das ist unschön.
Das letzte Komma muss übrigens weg.

Verbände, Salben... Nein, alles nicht das Richtige.
Salben ... nein, alles ... Immer ein Leerzeichen zwischen den Auslassungszeichen und dem vorigen Wort, außer es ist nur ein Wortfetzen wie Verbände, Salb...

Im Gegenteil, es erinnert nur.
Da war ich wieder sehr verwirrt. Da fehlt einfach das Woran.

Sie könnte ihr doch nichts anhaben... Doch.
Das hat mir auch nicht sonderlich gefallen. Und dann ließ er einfach ihre Hand los. Sie stürzte zehn Meter in die Tiefe und schlug auf dem Asphalt auf ... nicht! War nur ein Witz. Er zog sie nach oben und sie lebten glücklich und zufrieden bis ...
Das ist jetzt etwas übertrieben, aber ich hoffe du erkennst, worauf ich hinausmöchte. Warum sollte sie ihr auch nichts anhaben können? Sie hat ja ungefähr ihre Statur und könnte zudem bewaffnet sein.

Der Text sorgt stellenweise schon für Spannung, die bei mir am Ende allerdings einfach verpuffte. Er ist der Mann. Und ich fragte mich: wer ist der Mann? Und noch ein Haufen anderer Fragen gehen mir durch den Kopf.
Was ist ihr zugestoßen. Wurde sie von diesem Mann belästigt, gar vergewaltigt oder sonst was.

Du hattest hier eine schöne Idee. Einen Supermarkt für deine Prota in eine psychologische Zwangsjacke zu verwandeln. Wenn du die Gesichte noch etwas ausbauen würdest, könnte sie, so glaube ich, nur besser werden.

Du schreibst in deinem Profil, dass du für die Schule schreibst. Ich hoffe, du bist nicht nur hier, um künftig bessere Noten abzusahnen :D Du schreibst bestimmt auch ein Stück weit für dich selbst, weil es dir Spaß macht, sonst würdest du dir wohl nicht den Aufwand betreiben. Dann wünsche ich dir weiterhin viel Spaß.

Hacke

 

Hallo und ein Danke an euch beide:)
Also ihr habt schon recht, diese erste Formulierung.. ich weiß nicht, wie lange ich davor hing, aber es hat einfach nicht funktionieren wollen. Jetzt weiß ich auch endlich, wieso es nicht funktioniert hat:D dankeschön:)
Gerne würde ich eure Verbessreungsvorschläge noch umsetzen, jedoch habe ich schon abgegeben -.-'
egal, es geht ja insgesamt um das Schreiben.
Ja stimmt. Ich verlange dem Leser zu viel ab, ich merk's grad.. /: Das Problem ist, dass ich das halt anfangs präziser hatte und dann unsicher war, weil in unserem ZAP-Übungsheft halt diese ganzen Merkmale standen und ich nicht ganz wusste, ob das dann so okay ist, oder nicht.. Naja, jetzt weiß ich es, danke:)
Und nein, ich schreibe nicht nur, um bessere Noten zu erhalten ^^ Das bräuchte ich momentan auch nicht - zumindest, bis ich im Sommer die Schule wechsel. Meine Deutschlehrerin, meine Klassenkameraden etc. kennen meine Art zu schreiben und ich bekomme überwiegend Positives Feedback. Manchmal darf ich nicht vorlesen, weil sich sonst keiner mehr trauen würde.. -.-' xDD Daher mache ich mir im Moment über andere Dinge mehr Gedanken, Abschlussprüfungen und so.

Danke, ich habe auch vor, weiterhin zu schreiben und ich bin stets für eure Kritik offen, auch, wenn ich das mit dem Antworten nicht ganz verstehe, irgendwie.. xD :)

 

Hello again Sandsturm,

Danke, ich habe auch vor, weiterhin zu schreiben und ich bin stets für eure Kritik offen, auch, wenn ich das mit dem Antworten nicht ganz verstehe, irgendwie.. xD
Damit schließt du dein letztes Kommentar. Viele KGler sind bereit, deine Texte zu lesen, bieten dir Verbesserungsvorschläge an. Wenn man dann jedoch keinerlei Feedback erhält, wie es manchmal leider der Fall ist, ist das für denjenigen, der Zeit damit verbracht hat, den Text unter die Lupe zu nehmen, ernüchternd. Viele kommen sich auch etwas verarscht vor. Das kann man nachvollziehen.
Den Kritikern, die sich ernsthaft mit dem Text beschäftigt haben zu danken, ist schon mal das erste. Halte ich für selbstverständlich. Das tust du ja auch. Wenn du jetzt noch schreiben würdest, dass du versuchst, den Text noch einmal nach den Kommentaren anderer und deiner eigenen Auffassung zu überarbeiten, wäre es eine perfekte Antwort! Wenn du dieser Antwort dann auch Taten folgen lässt, hast du das Grundprinzip des Forums verstanden.
Du hast die Arbeit schon abgegeben, gut, aber trotzdem könnte es nicht schaden, den Text noch mal zu überarbeiten und die neue Version hier zu posten. Meine ersten Gesichten habe ich teilweise bis zu zehn mal oder öfter umgeschrieben, bis sie mir einigermaßen gefielen. Ich würde gern sehen, wie sich diese Geschichte entwickeln könnte.

Hacke

 

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