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Die Bestie

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18.08.2015
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Die Bestie

Die Stimmen der Studenten hallten von den hellen Wänden des Vorlesungssaals als er ihn betrat, und ohne dass er sich ankündigen musste verstummten sie eine nach der anderen. Ruhig verteilte er seine Utensilien auf dem Pult und hob erst den Blick, als er fertig war. Niemand kritzelte mehr etwas in ein Notizbuch, niemand sah auf sein Handy, niemand unterhielt sich. Alle Augen waren auf ihn gerichtet.
Zufrieden senkte er wieder den Blick um eine Thermoskanne zu öffnen und sich Kaffee einzuschenken. Er ging um den Tisch herum und lehnte sich dagegen. Die dampfende Tasse in einer Hand sah er in die Runde.


„Willkommen in Ihrem ersten Jahr an der Universität.“ Er machte eine ausladende Geste mit der freien Hand. „Sie sind alle hier, weil sie vom menschlichen Verstand fasziniert sind. Viele von Ihnen leiden unter ihm, oder haben in der Vergangenheit gelitten, und suchen nach Erklärungen. Viele von Ihnen möchten anderen Menschen helfen. Einige von Ihnen werden am Ende des Jahres nicht mehr hier sein, und das ist vollkommen in Ordnung.“ Er machte eine Kunstpause und blies den Dampf von seinem Kaffee. „Ich bin Professor Winterberg. Ich werde Sie in diesem Studiengang begleiten.“
Er wusste, dass seine Worte alle erreicht hatten, obwohl seine Stimme nicht laut war. Seine Kraft hatte nie im Körper, sondern immer im Geist gelegen und er hatte schon früh gelernt, das zu nutzen.


Es war sein sechstes Jahr als Professor und seine Vorträge hatten sich kaum verändert. Er fügte hier und da etwas hinzu, aber das Grundgerüst blieb gleich. So konnte er das Material vermitteln und sich zugleich gedanklich mit anderen Dingen befassen.
Während er Informationen und Erklärungen von sich gab wanderte sein Blick neugierig über seine neuen Studenten. Reihe für Reihe tasteten seine Augen ab, ein Mal, ein zweites Mal. Dann noch ein drittes Mal, jedoch nur über die Gesichter, die seinen Blick zuvor zum Stocken gebracht hatten.
Es waren drei. Ein junger Mann, der sich recht weit nach vorne gesetzt hatte, südeuropäisch anmutend, mit einem kritischen, intelligenten Gesichtsausdruck. Die anderen zwei waren eine junge Frau und der Junge neben ihr. Sie sahen sich so ähnlich, dass sie Zwillinge hätten sein können, aber ihre Körpersprache verriet dem Professor, dass dem nicht so war.

Sie waren beide blond, nicht unattraktiv und hingen geradezu an seinen Lippen. Sie schienen jedes Wort, das er sagte, begierig aufzunehmen. Er zwang sich den Blick von ihnen zu lösen und konzentrierte sich wieder auf seinen Vortrag; er war beinahe am Ende angelangt. Die Projektionen, die die wichtigsten Punkte auf der Wand hinter ihm zusammenfassten, waren auf sein Tempo abgestimmt und liefen von allein ab.

Professor Winterberg lächelte, jedoch nicht wegen des Applauses am Ende seiner Vorlesung. Die Hoffnung, seine neuen Schützlinge gefunden zu haben, machte sich in ihm breit. Es war nicht das erste Mal, dass er näheres Interesse an einigen seiner Studenten hatte, aber den Gedanken hatte er immer wieder verworfen. Über die Jahre legte er sich schließlich einen detaillierten Plan zurecht, um sie endlich zu sich heran zu ziehen. Natürlich gab es keine Garantie dafür, dass sie geeignet waren, aber das würde sich schon früh genug zeigen. Er wusste inzwischen schließlich ganz genau, nach welchen Qualitäten er suchte.


Der Saal leerte sich nach und nach. Winterberg sah, wie seine Zwillinge, wie er sie im Stillen bereits nannte, überlegten zu ihm zu kommen, aber im letzten Moment entschieden sie sich beide dagegen. Im Laufe der nächsten Wochen gab er ihnen mehrere solcher Gelegenheiten, und irgendwann standen sie vor ihm, wie scheue Vögel, die sich endlich an die fütternde Hand trauten. Sie waren wie er es sich immer gewünscht hatte, wissbegierig, ehrgeizig, charmant.
Er bot ihnen beiden eine Stelle als seine Hilfswissenschaftler an. So verbrachten sie mehr und mehr Zeit miteinander und Winterberg begann, sein Netz zu spinnen. Er lernte, was sie bewegte und was sie sich vom Leben erhofften. Sehr zu seiner Freude stellte sich bald heraus, dass sie moralisch flexibel sein konnten, wie er selbst auch.


Den anderen jungen Mann hatte der Professor bereits früh aufgegeben, er war zu unbeugsam, nicht aufnahmefähig, nicht neugierig genug. Anders waren da seine Zwillinge, die sich mit leuchtenden, hungrigen Augen von ihm umgarnen ließen. Vorsichtig, um sie bloß nicht zu verschrecken, zeigte er ihnen nach und nach die Welt aus seinen Augen, lehrte sie auf der Klippe zu balancieren und nicht nach unten zu blicken.
Er wurde zu dem Vater, Bruder und Freund den sie sich immer gewünscht hatten. Er wurde alles, was sie jemals brauchen könnten.

Sie wurden eine Familie, seine Familie.

Die kalte Winterluft wird von Sirenengeheul zerschnitten, laute Stimmen bellen Befehle. Professor Winterberg steht im Schlafzimmer eines jungen Paares, seine Zwillinge rechts und links neben ihm. Die Lichter von draußen spiegeln sich durch das Fenster in der Blutlache auf dem Boden, die Wände sind befleckt und mit dunklen Schlieren versehen. In der Dunkelheit sieht das Blut fast schwarz aus.

Seine Zwillinge sehen ihn angstvoll an, Panik flackert in ihren Augen. Er lässt sein Messer auf das rot gefärbte Bettlaken fallen und nimmt sie beruhigend in die Arme, verschmiert das Blut von seinen Händen in ihrem Haar und ihren Gesichtern. Er weiß, dass es für ihn vorbei ist, und dennoch ist er erstaunlich ruhig. Er murmelt ihnen beruhigende Worte zu; sie wissen, was nun bevorsteht. Er hebt das Messer wieder auf legt es vorsichtig an die Kehle des Mädchens. Ein Arm liegt noch immer um die Schulter seines anderen Schützlings.


So stehen sie, in den Armen des Professors, mit kindlich großen Augen, als die Tür hektisch aufgestoßen wird. Taschenlampen blenden sie, die Stimmen der Polizisten sind laut und aufgeregt, beschwörend. Sie reden auf Winterberg ein, die Studenten los zu lassen, es sei vorbei, sagen sie. Der Professor hebt langsam die Hände und die Zwillinge laufen hinter die Barrikade von Beamten, die sich vor der Tür gebildet hat.
Er lächelt und dreht sich um, damit man ihm Handschellen anlegen kann. Er sieht, wie ein junger Polizist vermeidet, das Bett anzusehen und zwinkert ihm zu. Der Polizist beginnt zu würgen und wendet sich ab.

Winterberg weiß, dass sein Ende gekommen ist. Er weiß jedoch auch, was in der Zukunft geschehen wird. Man wird ihn abführen, die Presse hat ihn bereits vor Monaten „die Bestie“ getauft. Es ist nicht sehr originell oder schmeichelnd, aber besser als manch anderes. Er wird verhört werden und seine Geschichte erzählen. Reporter werden sich darum reißen mit ihm sprechen zu dürfen, mit der Bestie.
Seine Zwillinge werden ebenfalls eine Geschichte erzählen, mit zitternden Stimmen und Tränen in den Augen werden sie berichten wie er sie manipuliert hat, sie bedroht hat. Im Gerichtssaal werden sie Mitleid ernten, unschuldige junge Menschen in den Fängen des Monsters. Doch wenn niemand hinsieht werden sie ihm einen wissenden Blick zuwerfen.
Die Unschuld wird für den Bruchteil einer Sekunde von ihnen abfallen, wie die Maske die sie ist.


Wenn sein Körper unter der Erde liegt werden seine Zwillinge die Universität lange hinter sich gelassen haben. Gepeinigte Menschen werden ihnen ihre Seele darlegen, damit sie sie heilen, und er wird weiter existieren. Er wird durch ihre Augen sehen, wenn sie aufmerksam beobachten, wie das Leben aus ihren Opfern weicht. Er wird spüren wie das warme Blut ihre Hände umspült wenn sie nach den Herzen greifen und sie festhalten, bis sie aufhören zu schlagen.

Die Bestie wird weiterleben, in ihnen. Bis der Kreis sich schließt und sie erneut von Sirenengeheul umgeben sind, ihre Schützlinge in den Armen, so wie sie heute Abend bei ihm standen.

 

Hallo A Wilde,

willkommen im Forum :)
Deine Geschichte hat mich gefesselt. Ich fand den Professor interessant beschrieben, am Anfang merkt man ihm seinen Wahnisinn gar nicht an... Hier und da fehlen ein paar Kommas...

Die Stimmen der Studenten hallten von den hellen Wänden des Vorlesungssaals, und ohne dass er sich ankündigen musste(,) verstummten sie eine nach der anderen.

Wann verstummten sie? Bei seinem Eintritt? Oder steht er schon lange da rum... (dann verursacht seine Präsenz aber nicht so viel Respekt, wie er glaubt)

Zufrieden senkte er wieder den Blick(,) um eine Thermoskanne zu öffnen und sich Kaffee einzuschütten.

Einzuschenken, fände ich besser... und ich finde, dass zufrieden braucht es nicht. Man merkt auch so, dass er seine Macht genießt.

Er wusste, dass seine Worte alle erreicht hatten, obwohl seine Stimme nicht laut war.

Mich stört dieses "erreicht hatten". Vielleicht besser: Seine Stimme war nicht laut, doch er wusste, alle hatten seine Worte gehört...

Seine Kraft hatte nie im Körper, sondern immer im Geist gelegen, und als Junge hatte er schnell gelernt(,) das zu nutzen.

Ich würde hier schreiben: er hatte schon früh gelernt, das zu nutzen.

Ein junger Mann(,) der sich recht weit nach vorne gesetzt hatte, südeuropäisch anmutend, mit einem kritischen, intelligentem Gesichtsausdruck. Die anderen zwei waren eine junge Frau und der Junge neben ihr(,) der ihr so ähnlich sah, dass sie Zwillinge hätten sein können, aber ihre Körperhaltung verriet dem Professor, dass dem nicht so war.

Hier fehlen 2 Kommas und ich glaube, dass es nicht intelligentem, sondern intelligenten heißt. Kann mich aber auch irren.

Es war nicht das erste Mal, dass er näheres Interesse an einigen seiner Studenten zeigte, und er hatte sich über die Jahre einen detaillierten Plan zurecht gelegt, um sie nun endlich zu sich heran zu ziehen.

Hier deutest du an, dass er sowas schon öfter gemacht hat... Aber er läuft noch frei herum. Ist er bei früheren Schützlingen nicht so weit gegangen? Oder haben alle dicht gehalten? Gibt es eine große Anzahl an Psychopathen in seinen Vorlesungen?

Die kalte Winterluft wird von Sirenengeheul zerschnitten, laute Stimmen bellen Befehle. Professor Winterberg steht im Schlafzimmer eines jungen Paares, seine Zwillinge rechts und links neben ihm. Die Lichter von draußen spiegeln sich durch das Fenster in der Blutlache auf dem Boden, die Wände sind befleckt und mit dunklen Schlieren versehen. In der Dunkelheit sieht das Blut fast schwarz aus.
Seine Zwillinge sehen ihn angstvoll an, Panik flackert in ihren Augen. Er lässt sein Messer auf das rot gefärbte Bettlaken fallen und nimmt sie beruhigend in die Arme, verschmiert das Blut von seinen Händen in ihrem Haar und ihren Gesichtern. Er weiß, dass es für ihn vorbei ist, und dennoch ist er erstaunlich ruhig.

Super Absatz! Hat mich total mitgerissen. :)

Allerdings versteh ich nicht ganz, wie die Zwillinge da heil wieder rauskommen. Sie stehen in einem Zimmer voller Blut mit einem wahnsinnigen Professor, der wahrscheinlich etwas älter ist und schmächtig und eben so, wie ich mir einen Professor vorstelle und wollen erzählen, sie sind nicht freiwillig in diesem Zimmer und haben auch nichts mit dem Mord zu tun? Sie sind zu zweit. Sie könnten ihn überrumpeln, weglaufen... so etwas in der Art...
Auf jeden Fall sind sie auch verdächtig.

Seine Zwillinge werden ebenfalls eine Geschichte erzählen, mit zitternden Stimmen und Tränen in den Augen werden sie berichten wie er sie manipuliert hat, sie bedroht hat.

Hier noch mal: Professor auf der einen Seite, zwei junge Menschen auf der anderen. Ob er sie gut bedrohen kann?
Ich hätte mir auch gewünscht ein bisschen mehr von der Manipulation selbst zu sehen. Wie er selbst gesagt hat, seine Kraft liegt im Geist...nicht im Körper.
Ich hätte gern gesehen, wie sie auf ihn reingefallen sind, immer mehr und immer mehr und er sie dann durch eine List dazu gebracht hat, diesem Massaker beizuwohnen. Sie haben ihm angefangen zu vertrauen und vielleicht hat auch er angefangen ihnen zu vertrauen... und sie haben dann am Ende die Polizei geholt.

Da steckt einfach noch viel mehr drin. Der andere junge Mann, hätte ja auch misstrauisch werden können, dem Professor mal die Meinung sagen können. Da könnte man noch viel herausholen :)

Hab deine GEschichte auf jeden Fall gerne gelesen und sie hat mich auch gefesselt. Fände es aber richtig cool, wenn du eine längere Version, daraus machst.

Liebe Grüße

Luz

 

Hallo Lucinda :)

Danke erstmal für die Kritik und für das Willkommen!
Ich verlasse mich beim Schreiben viel auf Andeutungen, vielleicht muss ich mich in der Hinsicht ein bisschen zurück nehmen, ich vergesse manchmal, dass der Leser nur erfährt was geschrieben ist, und nicht die tausend anderen Informationen die ich im Kopf habe :D

Worauf ich hinaus wollte war, dass die Zwillinge die Öffentlichkeit davon überzeugen, dass sie unfreiwillig dabei waren, aber das entspricht natürlich nicht der Realität, sie sind eben nicht so unschuldig wie sie vorgeben.

Ich glaube diese Kurzgeschichte wird irgendwann eine Vorlage für einen Roman sein, sobald ich den an dem ich jetzt arbeite fertig habe.
Freut mich, dass es dir gefallen hat! Und ja, ich arbeite noch an meiner Kommasetzung, das ist definitiv eine meiner Schwächen...

Liebe Grüße,
A. Wilde

 

Hallo A Wilde,

Das ist eine Idee, die öfter auftaucht in der Horrorliteratur und Thrillern: Der psychopathische Killer, der sich als Mentor für eine neue Generation betätigt. Und die Idee hat auch sicher Potenzial für interessante Geschichten. Ich persönlich bin nicht so ein Fan von diesem Stoff, ich finde es hat oft etwas Voyeuristisches, was mir nicht behagt, aber ich verstehe, dass eine gut umgesetzte Geschichte dieser Art sehr spannend sein kann.

Aber ich muss leider sagen, in dieser Form hat mich das Ganze vollkommen kalt gelassen. Der Text ist ordentlich geschrieben, gut lesbar, also ich habe relativ wenig an der Form auszusetzen (ein bisschen aber schon, dazu komme ich noch), aber inhaltlich fehlt mir einiges.

Es bleibt alles an der Oberfläche, ich bin emotional nicht involviert - mein stärkstes Gefühl beim Lesen war Ungläubigkeit. Der Text behauptet, dass der Professor seinen Studenten wortwörtlich an der Nasenspitze ansehen kann, ob sie potenziell aufgeschlossen dafür sind, Nachwuchs-Serienkiller zu werden. Das ist eine ziemlich gewagte Behauptung, um es vorsichtig auszudrücken.

Dann gibt es einen Annäherungsprozess, der aber nur so allgemein beschrieben wird, dass ich mir überhaupt kein Bild von den beiden Studenten machen kann. Ja, die sind blond und sehen sich ähnlich, aber um ehrlich zu sein, das ist mir völlig egal. Was mich interessiert ist: Warum sind die daran interessiert, in die Fußstapfen von Winterberg zu treten? Was stimmt mit denen nicht? Der Text behauptet, ein charismatischer Professor und ein bisschen vages Gerede über die Untiefen des menschlichen Verstandes würde ausreichen, um jemanden zum Serienmörder zu erziehen. Das kaufe ich dir schlicht und einfach nicht ab.

Ich habe das Gefühl, der Text hat sich so Sachen wie die Saw-Filme oder Das Schweigen der Lämmer und was weiß ich nicht angesehen, und jetzt spielt er das irgendwie nach, aber ohne Tiefgang. Ich hab das Gefühl, das sind alles Posen. Der Text hat nichts zu der Frage zu sagen, warum jemand zum Serienmörder wird. Der macht nur: Hier guck, Bluuut, Messer, Nachwuchskiller! Gruselst du dich? Und da sage ich: Nö. :pah:

Wenn schon, dann muss das mit ein bisschen psychologischem Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl rübergebracht werden, da muss die Figurenzeichnung sitzen, der Text muss sich Zeit lassen. Ich bin gar nicht sicher, ob so was überhaupt im Rahmen einer Kurzgeschichte funktioniert, das ist schon eher Romanterritorium.

Tut mir leid, das ist ziemlich harsch. Vielleicht bin ich auch nicht das richtige Publikum für diese Geschichte. Aber ich habe auch noch ein paar Kritikpunkte zu sprachlichen Sachen, die bringen dir vielleicht mehr.

Es ist wie schon gesagt ein sauber geschriebener, gut lesbarer Text, aber ich habe mich beim Lesen immer mal an Kleinigkeiten gestört bzw. mich gefragt, warum du etwas so formulierst und nicht anders. Hier sind ein paar konkrete Beispiele:

Er ging um den Tisch herum und lehnte sich, die Tasse in der Hand, dagegen, sah in die Runde.
Es sind öfter solche Sätze drin, die ich als sehr umständlich empfinde, die, aufgrund der vielen Kommas, sich sehr mühsam lesen, und irgendwie abgehackt. ;)

Die anderen zwei waren eine junge Frau und der Junge neben ihr der ihr so ähnlich sah, dass sie Zwillinge hätten sein können, aber ihre Körperhaltung verriet dem Professor, dass dem nicht so war.
So was ist auch öfter dabei. Der Satz könnte ohne weiteres in zwei unterteilt werden und ließe sich dann auch leichter lesen. Das merkt man schon daran, dass zweimal "dass" drin vorkommt.

Die Projektionen, die die wichtigsten Punkte auf der Wand hinter ihm zusammenfassten, waren auf sein Tempo angepasst und liefen von allein ab.
an sein Tempo angepasst oder auf sein Tempo abgestimmt

Vorsichtig, um sie bloß nicht zu verschrecken, zeigte er ihnen nach und nach die Welt aus seinen Augen, lehrte sie auf der Klippe zu balancieren und nicht nach unten zu blicken.
Show, don't tell! Siehst du was ich meine? Du fasst hier einen Prozess, der sich über Monate oder Jahre hinzieht, und der voraussetzt, dass alle Beteiligten anders ticken als "normale" Menschen, in einer einzigen vagen Andeutung zusammen. Das kann nicht funktionieren.

Doch wenn niemand hinsähe würden sie ihm einen wissenden Blick zuwerfen, und die Unschuld würde für den Bruchteil einer Sekunde von ihnen abfallen, wie die Maske die sie war.
Aus meiner Sicht ist schon der Wechsel ins Präsens in dem letzten Teil der Geschichte nicht unbedingt nötig. Auf jeden Fall würde ich aber auf den Konjunktiv hier verzichten. Der ganze Teil hier ist ja als "was in Zukunft geschehen wird" eingeführt, das sind die Dinge, die Winterberg voraussieht - das hier kann genauso gestaltet werden (also "Doch wenn niemand hinsieht, werden sie ihm einen wissenden Blick zuwerfen etc.)

Und wenn sein Körper unter der Erde liegen wird und seine Zwillinge die Universität lange hinter sich gelassen haben werden und gepeinigte Menschen ihnen ihre Seele darlegen werden, damit sie sie heilen, wird er weiter existieren.
Da ist soviel "wird" und "werden" drin, dass es sperrig und schwer lesbar wird - das muss nicht sein.

"Und wenn sein Körper unter der Erde liegt und seine Zwillinge die Universität lange hinter sich gelassen haben und gepeinigte Menschen ihnen ihre Seele darlegen, um geheilt zu werden, wird er weiter existieren." - da ist auch deutlich, dass er von der Zukunft spricht, und es liest sich viel besser.

Grüße von Perdita

 

Hallo Perdita,

danke erstmal für die ausführliche Kritik! Das voyeuristische an solchen Texten (ja, die Hannibal Lecter Reihe zählt zu meinen Lieblingsbüchern ;) ) gefällt mir sehr gut, das ist vermutlich Geschmackssache.

Ich bin gar nicht sicher, ob so was überhaupt im Rahmen einer Kurzgeschichte funktioniert, das ist schon eher Romanterritorium

Ich kann deinen Punkt hier definitiv nachvollziehen, ich habe noch ein bisschen Probleme damit, die goldene Mitte zu finden, in wie weit es ausreicht anzudeuten, und wann ich mehr Text brauche.

Bei dem letzten Teil war ich mir überhaupt nicht sicher, ich hab verschiedene Sachen ausprobiert, aber aus irgendeinem Grund bin ich beim Konjunktiv gelandet...

Wie schon gesagt, ich denke, dass ich die Geschichte später mal als Roman ausrollen werde, genug Material ist ja da :D

LG,
A. Wilde

 

Hallo A Wilde,

Willkommen bei den Wortkriegern.

Die erste Hälfte finde ich gut.

Die zweite Hälfte ist mir viel zu kurz. Da passiert mir viel zu viel in viel zu wenigen Worten.

Der letzte Absatz hat mMn viel zu lange, verschachtelte, unflüssige Sätze. Ganz anders, als der Rest des Textes.

Es bleiben Fragen offen:
Was passierte in der Zwischenzeit?
Wie hat er die beiden dazu bewegt, da mit zu machen?
Wer hat die Polizei gerufen?
usw.

Alle Augen waren auf ihn gerichtet, niemand kritzelte etwas in ein Notizbuch, niemand sah auf sein Handy, niemand unterhielt sich.
Nun ja, wenn alle Augen auf ihn gerichtet sind, leuchtet es ein, dass keiner aufs Handy schaut. ;)

Er ging um den Tisch herum und lehnte sich, die Tasse in der Hand, dagegen, sah in die Runde.
Das klingt sehr umständlich. Da könnte man zwei Sätze raus machen.

Würde mir eine längere Version wünschen.

Viel Spaß hier noch. ;)

Gruß,
GoMusic

 

Hallo A Wilde,

bin schon vor paar Tagen über deine Story gestolpert. Mir gefällt der Plot unglaublich gut. So gut, dass ich mir mehr Geschichte gewünscht hätte :read: Wie schon von Vorpostern geschrieben, überschlagen sich die Ereignisse der Geschichte gen Ende.
Da gibt es sehr viel, was man noch erfahren möchte. Es muss ja kein Roman mit 100 Seiten sein, aber ein paar Seiten wären toll gewesen.:shy:

Denn wie gesagt, mir gefällt der Plot (wenn auch nicht neu) und du beschreibst ein sehr düsteres, fieses Szenario das mich sehr neugierig gemacht hat. :)

Grüße und schönen Sonntag

 

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