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Die Buche

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19.10.2009
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Die Buche

Leise huschte Rika in den wie verwunschen daliegenden Schlossgarten. Sie hatte ihren noch schmalen Mädchenkörper durch die Gitterstäbe des Tores gedrückt und saß nun weinend und zitternd unter der großen alten Buche, die sich wie tröstend über sie beugte.
Hierhin war Rika geflüchtet, weil sie weg von den Lichtern, den Blicken der Menschen sein wollte und hier war niemand.
Mit diesem Ort verband sie Freude und Spaß, den sie, vor allem als sie noch klein gewesen war, hier gehabt hatte, viele Sonntagsspaziergänge hatten dieses Ziel gehabt.
So hatte es sie wohl unbewusst hierher in den Schlossgarten gezogen. Natürlich wusste sie, dass nachts der Eintritt hier verboten war, aber sie wusste nicht wohin - der eigene Vater!
Sie stöhnte leise, als der Film vor ihrem inneren Auge noch einmal ablief - der Vater, wie er ihr erklärt hatte, dass sie nun erwachsen würde - und wie glücklich sie in diesem Augenblick noch gewesen war. Hatte sie doch auch schon mit leisem Stolz die Veränderungen an ihrem Körper bemerkt.
Doch das war schnell vergangen, als er ihr dann gezeigt hatte, wie die Erwachsenen sich 'lieb haben'. Sie hatte gebittelt und gebettelt, aber er war weder zu erweichen noch zu beirren gewesen. Er liebe sie und wolle sichergehen, dass sie 'richtig' in die Liebe eingeführt würde - das sei sein Privileg als Vater.
ES WAR FALSCH - das schrie ihr ganzes Inneres. Klar auch sie liebte ihren Vater, aber 'das' das hatte weh getan. Das wollte sie nicht!
Auch die Mutter schien es in Ordnung zu finden - wie hätte sie denn sonst überhören können, wie Rika geweint und unter der Hand des Vaters geschrien hatte. Sie war doch nur zwei Räume weiter in ihrem abgedunkelten Schlafzimmer gewesen.
Heute abend war Rika aus ihrem Zimmerfenster geklettert, weil sie Angst hatte.
Angst davor, dass er nachts zu ihr kommen würde, denn er hatte "Bis später!" geraunt, als sie ihm Gutenacht gewünscht hatte.
Rika spürte, dass die Kindheit, die schöne Zeit der Geborgenheit und des Vertrauens, vorbei war und sie war sich auch absolut sicher, dass sie nicht mehr erwachsen werden wollte.
Bitterlich weinend saß sie mit dem Rücken an den uralten Baum geschmiegt und wusste nicht, was sie tun sollte.
Anfangs entging ihr auch das leise beruhigende Rascheln, das diese uralten und auch teilweise exotischen Bäume miteinander zu verbinden schien - doch dann glaubte sie Worte zu hören "Komm zu mir!" hörte sie.
Undeutlich zuerst, doch als sie aufhorchte war es deutlicher. Wo kam das her?
Rika schaute sich um - doch da war niemand.
"Bei mir kann dir keiner mehr wehtun!" hörte sie weiter.
Mit dieser unbestimmbaren Stimme kam auch eine Welle von Ruhe, dass Rika sich förmlich danach sehnte zu ihrem Ursprung zu gelangen, doch sie konnte diesen Ursprung nicht ergründen, so sehr sie sich auch bemühte.
Da waren die Worte wieder "Komm zu mir!"
"Wo bist du?" fragte Rika stockend und erkannte im selben Moment, dass es der Baum war, unter dem sie saß.
Auch ihre nächste Frage "Wie soll das gehen?" beantwortete sich von selbst, als sie spürte, wie der Stamm an ihrem Rücken nachgiebig wurde.
"Ja!" stimmte sie leise zu und ließ sich vertrauensvoll nach hinten fallen. Liebevoll umschloss sie der uralte Baum.

Ein paar Minuten später kam ein Parkwächter mit einer Taschenlampe vorbei, in deren Schein er die abgelegten Kleider unter der alten Buche fand und wunderte sich.
Mit seiner hellen Lampe leuchtete er rundherum, doch da war niemand. Schließlich leuchtete er auch in den Baum und weckte eine dort schlafende Krähe, die protestiertend krächzte.
Nachdem er auch dort den Besitzer der Kleider nicht hatte finden können, meinte der Mann mit einem leisen Schmunzeln auf den Lippen zu dem Vogel gewandt "Na, was glaubst du - werden so Legenden geboren?" damit sammelte er die Kleider ein.
Leise vergnügt raschelte die uralte Buche, nun mit neuer junger Kraft, als er weiter ging.

 

Hallo nyrianne,

und herzlich willkommenauf KG.de.

Deine Grundidee, eine vampirisch lebende Buche, finde ich gut.
Leider vergibst du die Chance, etwas daraus zu machen.

Im ersten Teil beschreibst du das Schicksal des Mädchens, das es in den Schlosspark getrieben hat. Im zweiten, sehr viel kürzeren Teil, beschreibst du die Tat der Buche. Aber zumindest für mich ist dies der wichtigere Teil. Welche Möglichkeit sich hier bietet. Eine Buche, die Menschen als Kraftquelle nutzt. Vielleicht, weil sie nicht genug Sonnenlicht und Nährstoffe bekommt? Weil sie verflucht ist?
Das ist eine potentielle Deutung deiner Geschichte.
Eine andere ist, dass Rika eine Zuflucht vor ihrem mißbrauchenden Vater sucht und in der Buche findet.
Du siehst, in der Geschichte steckt ein Menge Potential. Suche es und lege es frei, es lohnt sich.

Übrigens.

Klar auch sie liebte ihren Vater, aber 'das' das hatte weh getan. Das wollte sie nicht!
Das tut richtig weh beim Lesen.

Ein bisschen Kleinkram:

Mit diesem Ort verband sie Freude und Spaß, den sie, vor allem als sie noch klein gewesen war, hier gehabt hatte PUNKT Viele Sonntagsspaziergänge hatten dieses Ziel gehabt.
Ausserdem hakt der Satz.

Anfangs entging ihr auch das leise beruhigende Rascheln, das diese uralten und auch teilweise exotischen Bäume miteinander zu verbinden schien - doch dann glaubte sie Worte zu hören "Komm zu mir!" hörte sie.
Besser:
In ihrer Trauer entging ihr zunächst das beruhigende Rascheln, mit dem sich die uralten und exotischen Bäume zuzuraunen schienen. Langsam jedoch nahmen die Geräusche einen Sinn an. "Komm zu mir" schien es zu raunen. Und wieder: "Komm zu mir!". Drängender diesmal. Rika lauschte.

Verstehst du, was ich meine?

lg
Dave Nocturn

 

Hallo und guten Morgen.

Mir persönlich hat die Geschichte sehr gut gefallen mit einer tollen Vorlage. Das Schicksal des Mädchens ist wirklich ergreifend und sehr gut beschrieben, nur leider fehlen auch mir ein paar Hintergrundinformationen zur Buche und warum überhaupt sie das tut, wozu sie nun vielleicht verflucht ist.
Sonst bin ich vielleicht zu Genügsam, aber ich habe nichts weiter dran auszusetzen und spreche ein großes Lob aus für diese Kurzgeschichte.

Grüße,

Medi

 

Hallo nyrianne,

auch von mir ein herzliches Hallo, praktisch ein Gruß zwischen zwei Neulingen.

Ich muss sagen, die Geschichte hat einige interessante Aspekte. Erst einmal Inzest zwischen Vater und Tochter und dann eine Buche, die Menschen frisst. Eigentlich eine kreative Mischung, aber die Frage, die sich mir nach dem Lesen der Geschichte stellte: Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Vielleicht steckt ja hinter der Krähe noch eine Symbolik, die ich nicht verstehe, aber für mich als unbescholtenen Leser fehlt der Geschichte so etwas wie eine innere Abgeschlossenheit. Was soll ich denn davon halten, dass ein vom eigenen Vater vergewaltigtes Mädchen von einem Baum verschlungen wird? Warum tat der Baum es ausgerechnet in dieser Situation? Brauchte es "Nahrung"? Wollte es das Mädchen ihr "unglückliches Schicksal" abnehmen? Schließlich hat sie den Baum schon früher besucht, ohne dass sie einverleibt wurde.

Das Problem liegt wohl darin, dass das Konzept eines "vampirischen Baums" zumindest nach meiner Erfahrung recht ungewöhnlich ist, weswegen ich mehr konkrete Informationen brauche, um das Geschehen einordnen zu können. Wenn du dich vielleicht zum Verständnis dieser Geschichte auf Symbolik verlassen hast, dann bin ich dafür nicht empfänglich.

Gruß Wuo Long

 

Hallo nyrianne,
auch von mir erstmal ein herzliches Willkommen. :)
Das Gute an deiner Geschichte: Ich hatte das Gefühl, Neues und Unverbrauchtes zu lesen.
Das Schlechte: Der Inzest- und der Buche-Teil haben auch für mich keine erkennbare Verbindung. Beides sind originelle Einfälle (mit der Buche auf jeden Fall, den Inzest fand ich auf andere, gute Weise erzählt), aber haben beide nichts miteinander zu tun.
Also entweder Verbindungen herstellen (aus beiden Teilen kann man noch mehr rausholen, besonders aus der Buche) oder zwei Geschichten draus machen. ;)
Aber hat Spaß gemacht zu lesen.
Viele Grüße,
Maeuser

P.s.:

Ein paar Minuten später kam ein Parkwächter mit einer Taschenlampe vorbei, in deren Schein er die abgelegten Kleider unter der alten Buche fand und wunderte sich.
Hier habe ich mich gewundert. Du schreibst nicht, dass das Mädchen sich die Kleider auszieht, bevor sie vom Baum aufgenommen wird. Und dass andernfalls der Baum die auseinandersortiert haben soll, finde ich unrealistisch.

 

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