Was ist neu

Die Gefahren des Rauchens

MiK

Mitglied
Beitritt
12.03.2006
Beiträge
284
Zuletzt bearbeitet:

Die Gefahren des Rauchens

Gefahren des Rauchens

Er zieht ein OCB aus der blauen Pappe und legt es mit dem Falz nach unten zwischen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der linken Hand. Mit der rechten greift er in die Tabakpackung, die vor ihm auf dem niedrigen Tisch liegt und kramt etwas von dem krautigen Braun heraus, ohne die Packung vom Tisch zu nehmen.
„Weißt du was?“, fragt er, presst den Tabak mit den Zeigenfingern in den Falz, klappt mit den Daumen das untere Stück Papier über den Tabak und dreht die Tabakrolle mit den Daumen nach unten, dann nach oben. Das Ende mit der Gummierung steht noch ab. „Hast du schon mal über folgende Frage nachgedacht?“ Er führt das eingewickelte Tabakröllchen zum Mund, zieht die Gummierung einmal über seine Zunge und rollt das Papier zusammen. „Was ist schlimmer?“, beginnt er. Er kneift den über stehenden Tabak an den Enden ab. Mit einem Lächeln schaut er sich kurz die selbst gebaute Zigarette an. „Vielleicht bin ich der einzige Kiffer, der Zigaretten drehen kann, die nicht konisch sind.“
„Vielleicht“, sage ich die Zeitung weiterblätternd.
Er lächelt zufrieden, steckt die Zigarette in den Mund und klopft seine Hosentaschen ab. „Hast du mein Feuer gesehen?“
„Auf dem Schreibtisch.“
„Danke.“ Er steht auf, macht zwei Schritte zum Schreibtisch, tastet sich zurück und setzt sich wieder. „Nein, was ich dich eigentlich fragen wollte, war, hast du schon einmal darüber nachgedacht, was schlimmer ist, ein Raucher ohne Feuer oder ein Raucher ohne Zigaretten?“ Er lehnt sich zurück und zündet die Zigarette an.
Ich lasse die Zeitung sinken. „René, ich bin Ex-Raucher. Ich habe seit einem Jahr keine Kippe mehr angefasst. Glaubst du, diese Frage interessiert mich nur im Geringsten?“
„Das sollte sie aber“, antwortet er.
„Wieso sollte mich dieses Thema interessieren? Ich bin frei von dieser Abhängigkeit. Ich muss nicht mehr ständig daran denken, Kippen zu kaufen und Feuer einzustecken. Und ich kann das nur jedem anderen Menschen ans Herz legen. Hört auf zu rauchen!“ Ich kann in diesem Moment nicht darauf verzichten, René einen längeren Blick mit hochgezogenen Augenbrauen zu widmen.
„Ja“, antwortet er, beugt sich nach vorn und stellt seinen rechten Ellenbogen auf sein Knie. Die Handfläche nach oben gewendet, lässt er die Zigarette locker zwischen Zeigefinger und Mittelfinger hängen. „Das ist der Punkt. Du weißt um die Zwänge, die diese Sucht mit sich bringt. Das heißt, du weißt auch wie gefährlich ein Raucher für seine Umwelt sein kann, wenn er eine Kippe braucht, aber nicht rauchen kann, weil er entweder kein Feuer oder keine Zigarette hat. Und du weißt auch, wie es ist, wenn man keine Kohle hat. Dann kannst du nicht einfach losziehen und Kippen oder Streichhölzer kaufen.“
„Hm“, stimme ich zu.
„Also, noch einmal die Frage: Was ist schlimmer, ein Raucher ohne Zigarette oder ein Raucher ohne Feuer?“ Er lehnt sich wieder zurück und nimmt einen Zug von seiner Zigarette. Ein Stück Asche fällt von der Spitze der Zigarette und zerbröckelt auf seiner Brust.
„Ohne Zigarette, denke ich.“
„Warum?“, hakt er sofort nach, sich die Asche vom T-Shirt wischend.
„Beschaffungskriminalität. Es ist gesamtwirtschaftlich gesehen weniger schädlich, wenn ich jemandem ein Feuerzeug zocke, als wenn ich irgendwo eine Schachtel Kippen mitgehen lasse.“
„Sehr interessanter Punkt, aber stell dir folgendes Szenario vor. Ein Raucher“, René baut eine dramaturgisch platzierte Pause ein, indem er noch einmal an seiner Zigarette zieht, den Qualm tief inhaliert und langsam wieder ausatmet. „Dieser Raucher hat gerade einen Kaffee getrunken. Du kennst doch noch dieses unglaubliche Glücksgefühl von Kaffee und Zigaretten?“
Ich fülle meine Brust mit verqualmter Luft und hauche ein leises „Ja“ heraus.
„Also dieser hochgradig süchtige Mensch steckt sich eine Zigarette zwischen die Lippen und klopft seine Taschen nach einem Feuerzeug ab, das ihm wahrscheinlich irgendein anderer Raucher gezockt hat. Dieser Mensch steht nur einen tiefen Atemzug vor der Erfüllung seiner Begierden und nur ein Feuerzeug oder ein Streichholz kann dieses unvergleichliche Glücksgefühl auslösen, kann die Lunte für die Nikotinexplosion entzünden.“ René hält den Stummel zwischen Daumen und Zeigefinger in der hohlen Hand. Er führt das zerfranzte Ende zum Mund. Ein orangenes Licht beleuchtet das Innere der Hand und einen Teil seines Gesichtes. „Stell dir diese Situation vor“, fährt er fort. „Er würde alles tun, um die Glückseligkeit im Nikotinrausch zu erreichen. Stell dir vor, wie höflich er zunächst andere Menschen nach Feuer fragt. Aber in diesen Zeiten rauchen immer weniger, weil das Zeug einfach immer teurer wird. Keiner kann ihm geben, wonach er verlangt. Ein Hilfesuchender, der von der Gesellschaft zurückgewiesen wird. Kannst du die Schweißperlen auf seiner Stirn sehen?“
Ich nicke, den Blick ins Nichts gerichtet.
„Jetzt ist unser Raucher eine tickende Zeitbombe und der Countdown steht bei fünf. Er sieht sich mit weit aufgerissenen Augen und schneller Kopfbewegung um, - vier - aber es ist kein Feuer in Sicht - drei. Die Uhr tickt unaufhaltsam weiter.“ René drückt den Stummel in den Aschenbecher. Langsam erstirbt der Qualm, den er bis jetzt aufsteigen lies. „Zwei. Stell dir vor, dieser Mensch ist bewaffnet. Eins.“

 

Hallo ihr,

ich bin mir nicht sicher, ob ich mit dieser Geschichte bei der Philosophie richtig bin. Passt m. E. am besten, aber lasst mich wissen, wenn ihr andere Vorschläge habt.

Ciao MiK

 

Mmh, der Dialog hört ziemlich abrupt auf. Es fehlt irgendwie noch der richtige Abschluss, finde ich.

Die Rubrik ist in Ordnung.

Beim Lesen sind mir einige Tipp- und Grammatikfehler aufgefallen.
Möchtest du, dass ich dir diese aufzeige?

 

Hallo philosophische Ratte,

erst einmal vielen Dank für's lesen und kritteln.

Mmh, der Dialog hört ziemlich abrupt auf.
Das haben KGs eigentlich so an sich, ;) aber für einen brauchbaren Vorschlag bin ich gerne zu haben. Ich habe es so enden lassen, weil die Antwort auf die Frage damit eigentlich geklärt ist.
Die Rubrik ist in Ordnung.
Danke, das beruhigt. :D
Beim Lesen sind mir einige Tipp- und Grammatikfehler aufgefallen.
Möchtest du, dass ich dir diese aufzeige?
Ja, das Angebot nehme ich gern an. Als Autor ist man immer etwas betriebsblind und bei meinem OpenOffice-Programm streikt F7.

Ciao MiK

 

Mit der rechten greift er in die Tabakpackung, die vor ihm auf dem niedrigen Tisch liegt

Er kneift den überstehenden Tabak an den Enden ab.

„Ja“, antwortet er, beugt sich nach vorn und stellt seinen rechten [Ellbogen oder Ellenbogen] auf sein Knie.

Ein Stück Asche fällt von der Spitze seiner Zigarette und zerschellt auf seiner Brust.
Stilistischer Einwand: Ein Schiff u.ä. zerschellt an einem Eisberg. Ein Stück Asche zerfällt auf einem Untergrund.

„Also dieser hochgradig süchtige Mensch steckt sich eine Zigarette zwischen die Lippen und klopft seine Taschen nach einem Feuerzeug ab, das ihm wahrscheinlich ein irgendein anderer Raucher abgezockt hat.

„Er würde alles tun, um die Eudämonie im Nikotinrausch zu erreichen.

Stell dir vor, wie höflich er zunächst andere Menschen nach Feuer frägt.

Aber in diesen Zeiten rauchen immer weniger, weil das Zeug einfach immer teurer wird.

Er sieht sich mit weit aufgerissenen Augen und schneller Kopfbewegung um,

 

Hallo philosophische Ratte,

danke für's korrigieren.

Zitat:
„Also dieser hochgradig süchtige Mensch steckt sich eine Zigarette zwischen die Lippen und klopft seine Taschen nach einem Feuerzeug ab, das ihm wahrscheinlich ein irgendein anderer Raucher abgezockt hat.
Das gezockt habe ich gelassen, weil es in der wörtlichen Rede steht und in der Umgangssprache möglich ist.
Zitat:
Stell dir vor, wie höflich er zunächst andere Menschen nach Feuer frägt.
?
Da du nichts zum Inhalt gesagt hast, muss ich annehmen, dass die KG für dich entweder in Ordnung oder totaler Schwachsinn ist. Ein solches Urteil würde mich noch interessieren. :shy:

Ciao MiK

 

hi miky

die erste geschichte, die ich in dieser rubrik lese. :shy:
sonst konnte ich diese rubrik immer erfolgreich vermeiden.
mich, als nichtraucherin bringt dieser text nicht gerade zum nachdenken. was ich aber sehr gut bei deinem text finde, ist die spannung, die du aufgebaut hast.
am ende. aber weißt du, was besser wäre. na ja, was ich besser fände, wäre, wenn beide raucher wären. der eine die ganze zeit nach seinem feuerzeug sucht und dem rauchenden solche fragen stellt. der rauchende ist der, der ihm das feuerzeug abgezockt hat, und am ende geht das gemetzel los, weil das feuerzeug aus der hose von diesem rauchenden fällt. muhahaha.
ich weiß zwar nicht mehr, ob das philosophisch wäre, ist die frage. aber dann kannst du diesen drang super darstellen.
ist aber nur so eine idee von mir.

cu J:baddevil:

 

Hallo Jo:baddevil: ,

tausend Dank für's lesen und kritteln.

die erste geschichte, die ich in dieser rubrik lese.
sonst konnte ich diese rubrik immer erfolgreich vermeiden.
Das muss wohl heißen, dass auch noch die eine oder andere mir fremde Rubrik aufsuchen sollte. Aber danke, es ist mir eine große Ehre.
am ende. aber weißt du, was besser wäre. na ja, was ich besser fände, wäre, wenn beide raucher wären. der eine die ganze zeit nach seinem feuerzeug sucht und dem rauchenden solche fragen stellt. der rauchende ist der, der ihm das feuerzeug abgezockt hat, und am ende geht das gemetzel los, weil das feuerzeug aus der hose von diesem rauchenden fällt. muhahaha.
Hm, interessanter Gedanke. Dir gefallen also Gemetzel, was? Ich denke, das passt aber nicht ganz zu den beiden Figuren. Klingt eher nach Beaves und Buthead. Allerdings ist die Idee für eine neue Geschichte aufgreifbar. Danke. :D
mich, als nichtraucherin bringt dieser text nicht gerade zum nachdenken.
:( Schade, ich dachte, ich könne damit eine Brücke des Verständnisses zwischen Raucher und Nichtraucher bauen.
Andererseits ist es gut, dass du nicht rauchst. :thumbsup: Ist eine :baddevil: Sucht.

Ciao MiK

 

Hallo Mik,

deine Geschichte konnte mich recht schnell fesseln und ich hatte deine beiden
Prots klar vor meinem Auge.

Ich konnte mich als Raucher hervoragend in deinen Dialog zwischen Kiffer ( wohlmöglich breit?) und Ex-Raucher hineinversetzten und musste an manchen
Stellen schon sehr schmunzeln!

Ich finde, du hast eine klare Struktur, die immer mehr an Spannung zu nimmt.
Das ende würde ich so lassen. Viele denken natürlich, ein Raucher ohne Zigaretten ist schlimmer dran, und ich dachte nur, nein, natürlich nicht und
finde, das du dies sehr schön in deinem Ende eingebracht hat.

Hat mir gefallen, auch wenn einige Rechtschreibfehler drin sind und du ein paar stellen vielleicht umformulieren solltest.

Gruss pynchon

 

Hallo pynchon,

erst einmal danke für's lesen und gutfinden.

deine Geschichte konnte mich recht schnell fesseln und ich hatte deine beiden Prots klar vor meinem Auge.
Danke. :shy:
Ich konnte mich als Raucher hervoragend in deinen Dialog zwischen Kiffer ( wohlmöglich breit?) und Ex-Raucher hineinversetzten und musste an manchen Stellen schon sehr schmunzeln!
Auch dafür danke.
Breit? Hm, interessanter Gedanke, aber kann man ein solches Gedankenkonstukt ausgrübeln, wenn man breit ist? War das letzte Mal vor elf Jahren breit. Kann mich nicht mehr erinnern. Allerdings würde ich diese Möglichkeit der Interpretation nicht ausschließen.
auch wenn einige Rechtschreibfehler drin sind
Ja, der Fehler steckt manchmal im Detail. Hab mich weiter oben schon mal zu den Fähigkeiten meines Schreibprogramms geäußert. Ich bin also auf konkrete Hinweise auf Fehler angewiesen. Also wenn's nicht so viel Arbeit macht.

Ciao MiK

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej MiK,

mir hat Deine Geschichte gefallen. Finde aber, sie wäre eher etwas für die Rubrik Satire.
Dass der Ex-Raucher kaum Gehör findet, als er erklärt, dass und warum es schlimmer ist, ohne Kippen da zu stehen, hat mich gestört. Zuerst hakt René ständig nach und als er endlich die Antwort hat, geht er gar nicht wirklich darauf ein, sagt nicht: "Stimmt, aber . . . " oder: "Nee, weil. . . "
sondern nur:
„Sehr interessanter Punkt, aber stell dir folgendes Szenario vor."
René gehört wohl zu der Sorte Kiffer, die nicht mehr besonders gut zuhören können und selber möglichst viel reden?

Den Schluß finde ich gut.

Gruß Ane

PS: Und vielleicht solltest Du ein großes Schild über Deine Geschichte hängen:
Achtung, Achtung! Frischen Nichtrauchern nicht zu empfehlen!

 

Hallo Ane,

du hast eine sehr interessante Kritik geschrieben. Erst einmal danke dafür.

Finde aber, sie wäre eher etwas für die Rubrik Satire.
:hmm: Hm, Satire also. Muss ich mal drüber nachdenken.
René gehört wohl zu der Sorte Kiffer, die nicht mehr besonders gut zuhören können und selber möglichst viel reden?
Nein, ich denke, du gibst René Unrecht. Ich habe versucht, es so darzustellen, dass er sich im Vorfeld schon Gedanken darüber gemacht. Dass der zigarettenlose Raucher eine Sackgasse ist, hat schon herausgefunden. Deshalb lenkt er den Ich-Erzähler so gezielt in die gewünschte Richtung.
PS: Und vielleicht solltest Du ein großes Schild über Deine Geschichte hängen:
Achtung, Achtung! Frischen Nichtrauchern nicht zu empfehlen!
:lol: Bist du ein frischer Nichtraucher?
Danke für's lesen und gutfinden.

Ciao MiK

 

Hallo MiK,

ein schöner, bedächtiger und hintersinniger Dialog. Am Ende übertreibst Du. Der Text wäre besser, wenn er mit Stell dir vor, dieser Mensch ist bewaffnet. enden würde.

Andeutungen sind manchmal wirkungsvoller als klare Worte ...

lg Fritz

 

Hallo Fritz,

danke für's Lesen. Ist ein sehr schöner Vorschlag. Hab's geändert. Hast Recht. Wirkt jetzt noch besser.

Ciao MiK

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom